Februar 2011 - Verbraucherzentrale NRW

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Februar 2011 • Heft 1 • 19. Jahrgang
Knack•Punkt
Aktuelles für Multiplikatoren im Bereich Ernährung
Schwerpunkt
Nachhaltiger Fischkonsum –
Fisch in Not
Schwerpunkt
Nachhaltiger Fischkonsum –
Fisch in Not
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Aktionsprogramm „management@home – Familie gewinnt Zukunft“
Defizite bei der Kennzeichnung von regionalen Lebensmitteln
Fragen aus der Beratung
Darf eigentlich der Joghurtdeckel abgeleckt werden?
Neues aus Wissenschaft und Praxis
QR-Codes: Quadratisch, praktisch, schnell
Reste verwerten statt in den Müll
Schlechte Zeiten für Diätpillen
H e ra us geb e r i n : Ve r b ra u ch e r ze n t ra l e N RW f ü r d i e A r b e i t s ge m e i ns cha f t „ Ko o p e ra t i o n
Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Herausgeberin:
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Mintropstraße 27 • 40215 Düsseldorf
Seite
3
Editorial
3
3
3
Kurzmeldungen
Vorsicht mit Erdnüssen in der Schwangerschaft
Integriertes Untersuchungsamt Rheinland gegründet
Probiotika verkürzen Durchfalldauer
4
4
5
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
EU-Schulobstprogramm NRW 2011
Lottes Bewegungspause
Aktionsprogramm „management@home – Familie gewinnt
Zukunft“
Reichlich Trinken kann zu Jodverlust führen
Defizite bei der Kennzeichnung von regionalen Lebensmitteln
5
6
8
8
8
Aktionen und Veranstaltungen
Von Multikulti zu Interkultureller Kompetenz
2. Regionale Fachkonferenz „NRW Bewegt IN FORM: Bewegung
und Ernährung – gezielt!“
Prävention von Übergewicht für türkische Familien
9
Fragen aus der Beratung
Darf eigentlich der Joghurtdeckel abgeleckt werden?
10
Schwerpunkt
Fisch in Not
14
16
16
17
Neues aus Wissenschaft und Praxis
QR-Codes: Quadratisch, praktisch, schnell
Nano-Produkte im Alltag
Schlechte Zeiten für Diätpillen
Reste verwerten statt in den Müll
18
18
18
19
19
Bücher und Medien
Kreative Resteküche
Mordshunger
Der Konsument
Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt
Ist das Fischstäbchen noch zu retten?
19
Quellenverzeichnis
20
Internet
Interessantes im Netz
20
Termine
Federführend für die Arbeitsgemeinschaft
„Kooperation Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“, gefördert durch das
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,
Natur- und Verbraucherschutz des Landes NordrheinWestfalen.
Kooperationspartner:
• AOK Nordwest
• AOK Rheinland/Hamburg
• Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V.
• Landwirtschaftskammer NRW
• Rheinischer LandFrauenverband e. V.
• Westfälisch-Lippischer Landfrauenverband e. V.
• STADT UND LAND e. V.
• Universität Paderborn,
Ernährung und Verbraucherbildung
• Verbraucherzentrale NRW e. V.
Fachliche Betreuung und Koordination:
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Bereich Spezielle Verbraucherthemen
Gruppe Ernährung
Redaktion:
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Bernhard Burdick (verantwortlich)
Angela Clausen (AC)
Telefon: 02 11 / 38 09 – 121, Fax: 02 11 / 38 09 – 238
E-Mail: [email protected]
Texte:
Ulrike Becker (ul)1, Wulf Bödeker (Boe)2,
Angela Clausen (AC)2, Volker Clausen (vc)3
Agnes Echterhoff (AE)4, Mechthild Freier (mf)5,
Katharina Kassing (KK)6, Frank Waskow (WF)2
1
Fachjournalistin für Ernährung, Gießen
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Diplom-Biologe / Wissenschaftlicher Dokumentar, Kerpen
4
Westfälisch-Lippischer LandFrauenverband e. V.
5
Fachjournalistin für Ernährung, Korschenbroich
6
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Naturund Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen
2
3
Vertrieb und Abonnentenbetreuung:
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Christa Kant
Telefon: 02 11 / 38 09 – 121, Fax: 02 11 / 38 09 – 238
E-Mail: [email protected]
Bezugsbedingungen:
Jahresabonnement (6 Hefte) Inland 18,00 €, Ausland
26,00 € inklusive Versand, gegen Rechnung. Das
Abonnement verlängert sich um ein Jahr, wenn nicht
spätestens zwei Monate vor Jahresende schriftlich gekündigt wird. Die vollständigen Bezugsbedingungen
sind unter t www.vz-nrw.de/knackpunkt nachzulesen
oder können bei uns angefordert werden.
Nächste Ausgabe:
April 2011, Redaktionsschluss 15. März 2011
Die Verbreitung unserer Informationen liegt uns sehr
am Herzen. Trotzdem müssen wir uns vor Missbrauch
schützen. Kein Text darf ohne schriftliche Genehmigung der Herausgeberin abgedruckt werden.
Aktuelles aus der
Vernetzungsstelle Schulverpflegung Nordrhein-Westfalen
3. Jahrgang / Heft 1 / Februar 2011
ISSN 1868-3363
Qualifizierungs- und Zertifizierungskonzept: „Ernährung und
Hygiene in der schulischen Gemeinschaftsverpflegung“
Eine vollwertige und hygienisch einwandfreie Schulverpflegung ist die Basis für die
Gesundheit der Schüler und garantiert eine
gleichbleibende körperliche und geistige Leistungsfähigkeit im schulischen Alltag und darüber hinaus. Zur Sicherung der ernährungsphysiologischen und hygienischen Qualität
der Schulverpflegung sind Qualitätsstandards
erforderlich. Diese betreffen sowohl den Einsatz von Lebensmitteln auf der Grundlage ernährungswissenschaftlicher Empfehlungen als
auch ein umfassendes Hygienemanagement.
Dabei werden auch die Aspekte Umweltschonung, Nachhaltigkeit und sensorische Qualität
betrachtet.
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die mittelbar und
unmittelbar in der schulischen Gemeinschaftsverpflegung tätig sind, müssen diesbezüglich qualifiziert sein. Ausgerüstet mit dem notwendigen
Wissenspotential werden Verantwortliche und
Ausführende in die Lage versetzt, handlungsbefähigt und eigenverantwortlich die Kenntnisse in die
Praxis umzusetzen und vertreten zu können. Dies
wird auch in der Lebensmittelhygiene-Verordnung
(LHMV) von 2007 verlangt (§4 Schulung (1)):
„Leicht verderbliche Lebensmittel dürfen nur von
Personen hergestellt, behandelt oder in den Verkehr gebracht werden, die auf Grund einer Schulung über ihrer jeweiligen Tätigkeit entsprechende
Fachkenntnisse verfügen. Die Fachkenntnisse
nach Satz 1 sind auf Verlangen der zuständigen
Behörde nachzuweisen.“
Wenn keine internen Fachkräfte verfügbar sind,
kann eine solche Qualifizierung durch Externe
erfolgen. Die Professur für Gesundheitsförderung und Verbraucherbildung der TU Dortmund führt diese Fortbildung seit über einem Jahr
erfolgreich durch. Bislang wurden 135 Mitarbeiter
aus der schulischen Gemeinschaftsverpflegung
qualifiziert. Das Fortbildungsprogramm wurde für
das Familienbüro Dortmund entwickelt, um die
Qualifikation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
in der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) zu
verbessern. Das Qualifizierungs- und Zertifizierungskonzept kann auch in Kitas und Sek I Schulen angewendet werden.
Professur für Gesundheitsförderung und
Verbraucherbildung an der TU Dortmund –
Prof. Dr. Günter Eissing
Das Qualifizierungsseminar
Das Fortbildungsseminar besteht aus zwei Terminen, in denen fachliche Schulungen jeweils
zur Ernährung und zur Hygiene gegeben werden.
Nach einer 4-wöchigen Trainingsphase dient der
dritte Termin der Reflexion und des Erfahrungsaustausches in der Anwendung der Instrumente
zur Ermittlung der Ernährungsqualität und der
Dokumentation der Hygienemaßnahmen. Die jeweilige Dauer der drei Seminarblöcke liegt bei drei
Stunden. Die Inhalte:
Ernährungskonzepte und Qualitätsstandards
für die Schulverpflegung
Empfehlungen für die Mittagsmahlzeit in der
Schule
Speiseplanbewertung /-erstellung bei unterschiedlichen Verpflegungssystemen
Sinnvolle Ergänzung der Mittagsmahlzeit
(z. B. Schulfrühstück, Kiosk)
Hygienemanagement
Die ernährungsphysiologischen Standards wurden in Anlehnung an die Qualitätskriterien der
DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung)
entwickelt. Die Teilnehmer erhalten eine Qualifizierungsbroschüre und die Sammlung aller
Formulare. Die Ausbildung kann in den Weiterbildungsnachweis GanzTag im Modul E4 mit 10
Stunden eingesetzt werden.
Die Zertifizierung
Im Anschluss an die Qualifizierung der in der Gemeinschaftsverpflegung Tätigen kann ein Zertifikat erworben werden. Hier wird der Einrichtung
bescheinigt, dass „das Verpflegungsangebot den
Standards zur Ernährungsqualität und Hygiene
voll entspricht (Gültigkeit bis xx)“.
Durch das Zertifikat wird bescheinigt, dass die
Eltern auf eine gute und hygienisch einwandfreie Ernährung ihrer Kinder in der schulischen
Einrichtung vertrauen können. Zugleich wird das
Ansehen der MitarbeiterInnen im Hauswirtschaftsbereich der jeweiligen Einrichtung bestärkt.
2
Knack •Punkt
Dieser Knack•Punkt-Ausgabe ist das Heft 1/2011 der Zeitschrift der Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW mit den Schwerpunktthemen
„Qualifizierungs- und Zertifizierungskonzept: ‚Ernährung und Hygiene
in der schulischen Gemeinschaftsverpflegung‘“ sowie „Hygienemanagement in der Schulverpflegung“ beigelegt. Wie immer werden die
Beiträge ergänzt durch aktuelle Termine und Neuerscheinungen zum
Thema Schulverpflegung.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
unbedingt die Meinung der Herausgeberin wieder.
Gestaltung, Satz, Druck:
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
ISSN 1866-6590
Februar 2011
Bücher und Medien
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Wir haben es satt“ skandierten
22.000 Verbraucherinnen und Verbraucher am 22. Januar in Berlin, um
so ihren Protest gegen den gewissenlosen Umgang mit Lebens- und
Futtermitteln zu äußern. Sie wollten
damit aber auch ausdrücken, dass wir
Verbraucher über unser Essen entscheiden. Das bedeutet nicht zwangsläufig, höherpreisige Lebensmittel
einzukaufen, sondern in erster Linie
auf Qualität und deren Kennzeichnung
zu achten. Eine Hilfe könnten Regionalkennzeichen sein - wenn sie denn
einheitlich definiert wären. Wie eine
aktuelle Untersuchung im Auftrag der
Verbraucherzentralen zeigt, ist dem
leider nicht so, hinter jedem Zeichen
stecken unterschiedliche Qualitätsansprüche, teilweise nicht einmal über
das gesetzliche Mindestmaß hinaus.
Mehr dazu erfahren Sie auf S. 6f.
Verbraucher wünschen mehr
Informationen über Lebensmittel.
Dabei klagen die Hersteller bereits
jetzt, dass die Pflichtangaben in
lesbarer Schriftgröße zu viel Platz auf
den Verpackungen benötigen. Abhilfe
Editorial
könnten neue Textverschlüsselungssysteme wie der „Quick Response“Code bieten (S. 14f).
Mehr Kennzeichnung brauchen
wir auch beim Fisch. Zwar werden
inzwischen die Fanggebiete ausgewiesen, aber wer weiß schon, welcher
Fisch in welchem Gebiet bereits überfischt ist? Auch hier können Informationen und Siegel weiterhelfen - wenn
man sie konsequent nutzt. Wir haben
das Thema „Fisch in Not“ für Sie in
unserem Schwerpunktartikel (S. 10 ff)
aufgearbeitet.
Nicht nur einige Lebensmittelproduzenten, auch wir Verbraucher
gehen nicht immer gut mit unseren
Lebensmitteln um. Laut Verbraucherschutzministerin Aigner wandern bei
uns jährlich ca. 20 Millionen Tonnen
Essen auf dem Müll. Die Hauptgründe
für überflüssigen Lebensmittelmüll
im Haushalt: Es wird zu viel zubereitet
und es wird nicht rechtzeitig genug
aufgebraucht. Auch hierzu mehr im
Heft (S. 17). Sehr viel Lebensmittelmüll entsteht bereits in Produktion
und Handel. Dazu hat Frau Aigner
gerade ein neues Forschungsprojekt
Februar 2011 • Heft 1 • 19. Jahrgang
Knack•
k
A k t u e l l e s f ü r M u l t i p l i ka t o r e n i m B e r e i ch E r n ä h r u n g
Schwerpunkt
S
chwerpunkt
Nachhaltiger
N
achhaltiger FFischkonsum
ischkonsum –
FFisch
isch iin
nN
ot
Not
Schwerpunkt
Nachhaltiger Fischkonsum –
Fisch in Not
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Aktionsprogramm „management@home – Familie gewinnt Zukunft“
Defizite bei der Kennzeichnung von regionalen Lebensmitteln
Fragen aus der Beratung
Darf eigentlich der Joghurtdeckel abgeleckt werden?
Neues aus Wissenschaft und Praxis
QR-Codes: Quadratisch, praktisch, schnell
Reste verwerten statt in den Müll
Schlechte Zeiten für Diätpillen
H e r a u s g e b e r i n : Ve r b r a u ch e r ze n t r a l e N R W f ü r d i e A r b e i t s g e m e i n s cha f t „ Ko o p e r a t i o n
Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“
zur „Ermittlung der weggeworfenen
Lebensmittelmengen und Vorschläge
zur Verminderung der Wegwerfrate
bei Lebensmitteln in Deutschland“
ausgeschrieben.
Eine interessante Lektüre und ein
Jahr mit wirklichen politischen und
gesetzlichen Konsequenzen aus dem
Dioxin-Skandal wünscht
Ihre Redaktion
Kurzmeldungen
Vorsicht mit Erdnüssen in der
Schwangerschaft
Bereits 2000 hatte die American Academy of Pediatrics (AAP) Müttern mit
einem erhöhten familiären Allergierisiko empfohlen, während der Schwangerschaft auf Erdnüsse zu verzichten.
Da eine spätere Cochrane-Analyse in randomisierten klinischen Studien keine Evidenz für die präventive
Wirkung der Allergenvermeidung gefunden hatte, war die AAP 2008 von
ihrer Empfehlung wieder abgerückt.
Eine aktuelle Beobachtungsstudie
des Consortium of Food Allergy
Research hat jetzt aber doch wieder
gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Erdnüssen in
der Schwangerschaft und einer Allergie bestehen könnte.
Die Befragung der Mütter ergab,
dass der Verzehr von Erdnüssen das
Risiko einer Sensibilisierung der
Säuglinge fast verdreifachte, bei den
Kindern, die niemals gestillt wurden,
war das Risiko sogar fast fünffach erhöht. Der kausale Zusammenhang ist
zwar weiterhin nicht bewiesen, etwas
Februar 2011
Vorsicht kann aber niemandem schaden. (AC)
genständen und Kosmetika von rund
100 Mitarbeitern untersucht. (AC)
Quelle: Sicherer SH et al.: Maternal consumption of peanut during pregnancy is associated
with peanut sensitization in atopic infants. J
Allergy Clin Immunol 126 (6):1191-7, 2010, doi:
10.1016/j.jaci.2010.08.036
Quelle: PM MKULNV vom 05.01.2011
Integriertes Untersuchungsamt
Rheinland gegründet
Ein weiterer Schritt bei der Neuorganisation der Lebensmitteluntersuchungsämter in NRW wurde am
01.01.11 getan: Das neue, integrierte
Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Rheinland (CVUA Rheinland) nahm als viertes CVUA (neben
Ostwestfalen-Lippe, Rhein-Ruhr-Wupper und Münsterland-Emscher-Lippe)
seine Arbeit auf. Zum CVUA Rheinland fusionierten die Untersuchungsämter der Städte Aachen, Bonn, Köln
und Leverkusen. Der Einzugsbereich
umfasst den gesamten Regierungsbezirk Köln mit rund 4,4 Millionen Einwohnern. In diesem Untersuchungsamt werden jährlich ca. 17.500 amtliche
Proben von Lebensmitteln, Bedarfsge-
tt www.cvua-rheinland.de
Probiotika verkürzen Durchfalldauer
Eine neue Cochrane-Auswertung (Review) von 63 Studien mit insgesamt
8.014 Patienten, davon 56 Studien mit
kleinen Kindern, zeigt, dass die Gabe
probiotischer Bakterien die Krankheitsdauer bei akutem Durchfall um
durchschnittlich einen Tag reduzieren
kann. Das Risiko, dass eine Diarrhö
länger als vier Tage anhält, reduzierte sich bei Probiotika-Gabe um 59 %.
Offen ist noch, welche spezifischen
Bakterienstämme am besten gegen
Durchfall wirken. Probiotika sind danach eine sinnvolle Unterstützung der
Rehydratation, Nebenwirkungen traten keine auf. (AC)
Quelle: Allen SJ et al.: Probiotics for treating
acute infectious diarrhoea. Cochrane Database
of Systematic Reviews 2010, Issue 11. Art. No.:
CD003048. DOI: 10.1002/14651858.CD003048.
pub3
Knack •Punkt
3
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Erste Erfahrungen und Perspektiven
EU-Schulobstprogramm NRW 2011
B
ereits mehr als 10 Monate gibt
es an nordrhein-westfälischen
Schulen Schulobst. Im Frühjahr 2010
startete das EU-Schulobstprogramm
erfolgreich an 355 Grund- und Förderschulen. Aktuell nehmen 454
Schulen aus ganz NRW an dem Programm teil. Dadurch werden täglich
85.000 Kinder mit einer Extraportion
Obst und Gemüse versorgt und lernen gleichzeitig wichtige Grundlagen
einer gesunden Ernährung kennen.
Zeit für einen ersten Rückblick und die
Frage, wie es um die Zukunft des EUSchulobstprogramms in NordrheinWestfalen bestellt ist.
Ein erster Erfahrungsaustausch
im November 2010, an dem mehr als
60 Schulen teilnahmen, zeigte, dass
die Schulen mit dem Programm sehr
zufrieden sind und sich eine weitere
Teilnahme wünschen. Auch die Kinder
sind von „ihrem Schulobst“ begeistert und greifen beherzt zu. Alles wird
ausprobiert, zusammen schmeckt
es ja schließlich am besten. Der Erfahrungsaustausch hat gezeigt, dass
die erforderliche Organisation und
Planung von den Schulen sehr gut
bewältigt wird und sich die Abläufe
nach einiger Zeit einspielen. Insbesondere das Engagement der Lehrer/
innen und der Eltern und ihr unermüdlicher Einsatz beim „Obst schnibbeln“
tragen zu dem großen Erfolg des Programms bei.
Damit ist klar: Das EU-Schulobstprogramm NRW ist eine Erfolgsgeschichte, die fortgeschrieben werden
soll. Daher wurden – im Vergleich zum
Jahr 2010 – für das Jahr 2011 zusätzliche 500.000,- € im Landeshaushalt angemeldet. Damit stehen im
kommenden Jahr allein 2,5 Mio. € an
Landesmitteln bereit, um Schulen mit
Schulobst beliefern zu können. Den
gleichen Anteil gibt es noch einmal
von der EU obendrauf. Als die wichtig-
sten Ziele für das Schuljahr 2011/2012
gelten nicht nur die Verstetigung des
Programms an den bereits teilnehmenden Schulen sondern auch eine
Ausweitung auf neue Schulen. Auch
der Ausbau der pädagogischen Begleitmaßnahmen wird in der nächsten
Projektphase eine bedeutende Rolle
spielen. Die Schulen werden künftig
mit noch mehr Unterrichtsmaterialien und einem attraktiven Internetangebot unterstützt. Somit leistet das
EU-Schulobstprogramm NRW auch im
Jahr 2011 einen wichtigen Beitrag auf
dem Weg zur gesunden Schulverpflegung in Nordrhein-Westfalen. (KK)
Schulmilch-Kampagne
Lottes Bewegungspause
D
as Ministerium für Klimaschutz,
Umwelt, Landwirtschaft, Naturund Verbraucherschutz des Landes
NRW setzt sich gemeinsam mit der
Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. für eine gesunde
4
Knack •Punkt
Lebensweise an Schulen ein.
Die Informationen werden
durch verschiedene Medien
und Aktionsprogramme der
Schulmilch-Kampagne
vermittelt (s. Knack•Punkt 1/2010,
S. 5, Knack•Punkt 4/2009, S. 8).
Immer lautet die zentrale Botschaft: Es gibt einen Zusammenhang zwischen
guten
schulischen Leistungen, guter
Schulverpflegung und körperlicher Fitness.
Neu im Programm ist jetzt
ein Poster mit einer Anleitung
von Milch-Maskottchen Kuh
Lotte für eine Bewegungspause. Anlässlich des Besuchs von
Minister Johannes Remmel hat
Lotte höchstpersönlich gemeinsam
mit allen Kindern der Holte-Grundschule in Dortmund das Bewegungsprogramm uraufgeführt.
In den nächsten Wochen wird Lotte
mit dem Bewegungsprogramm in den
nächsten Wochen landesweit 30 Schulen mit rund 10.000 Kindern besuchen.
Das Poster ist für alle Schulen in NRW
kostenfrei zu beziehen und bietet den
Klassen die Gelegenheit, eine aktive
Pause in den Unterricht zu integrieren. (AC)
Quelle: PM 2/11 LV Milch vom 12.01.11
tt www.genius-milch-nrw.de
Februar 2011
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Ernährungs- und Alltagskompetenzen nachhaltig stärken
Aktionsprogramm „management@home – Familie gewinnt Zukunft“
D
ass das Wissen um gesunde Ernährung und insgesamt die Hauswirtschaft als Alltagskompetenz auch
zukünftig gestärkt werden muss, steht
außer Frage. Aktuelle Zahlen zu Übergewicht und Adipositas oder stetig
zunehmende Verbraucherinsolvenzen
belegen dies eindringlich. Dennoch
wird wie selbstverständlich angenommen, dass Privathaushalte ohne
Probleme ihre Lebenshaltungskosten bestreiten, ihre Daseinsvorsorge
regulieren und ihr Zusammenleben
gestalten können. Dabei stellt die Organisation des Alltags den Einzelnen
und auch Familien vor immer größere Herausforderungen. Eine ständige
Neuorientierung ist notwendig und
ohne entsprechende Sach- und Fachkenntnis sind viele Menschen überfordert. Nur wer seinen Alltag im Griff
hat, gewinnt Lebensqualität. Dies gilt
nicht nur für sozial schwache Haushalte in prekären Lebenssituationen.
Der Westfälisch-Lippische und
der Rheinische LandFrauenverband
rücken mit ihrem Aktionsprogramm
„management@home – Familie gewinnt Zukunft“ Alltagskompetenzen
in den Mittelpunkt. Zielgruppe für
dieses Bildungsprogramm sind junge
Frauen und Frauen in der Familienphase. In erster Linie geht es dabei
um eine nachhaltige Organisation des
Alltags, die zum Ziel hat, Struktur in
den eigenen Haushalt zu bekommen
und in verschiedenen Bereichen (Ernährung, Haus & Textil, Garten & Natur, Finanzen, Kommunikation in der
Familie) nachhaltig und ressourcenschonend zu wirtschaften.
Neben diesem gesellschaftlichen
Engagement ist jedoch eine Stärkung
der Hauswirtschaft im allgemeinen
Bildungsbereich wünschenswert und
aus Sicht der LandFrauenverbände
dringend geboten. Alltagskompetenz
als Pflichtfach lautet die Forderung
der LandFrauen, denn genauso wenig wie sich die Gesellschaft Analphabeten leisten kann, kann sie sich Bürgerinnen und Bürger leisten, die nicht
nachhaltig wirtschaften können.
Die LandFrauenverbände wollen
mit ihrem Aktionsprogramm auch zur
Profilierung der Hauswirtschaft und
zur Anerkennung der Leistungen in
den Familien beitragen. Denn Familien und private Haushalte sind die
Grundpfeiler unserer Gesellschaft: in
ihnen werden Kinder groß gezogen,
Menschen gepflegt und versorgt und
Nährstoffversorgung
Reichlich Trinken kann zu Jodverlust führen
V
iel Trinken ist wichtig, das wissen
inzwischen die meisten. Aber:
Je mehr Menschen trinken, desto
mehr Jod scheiden sie über den Harn
aus, so das Ergebnis einer kürzlich
veröffentlichten Untersuchung des
Forschungsinstituts für Kinderernährung – einer der Universität
Bonn angegliederten Einrichtung. Fazit der Studie: „Kinder und Erwachsene, die bewusst richtig – also reichlich
– trinken, sollten daher ebenso bewusst
auf eine jodreiche Ernährung achten.“
Die Verluste sollten durch jodreiche
Kost wie Seefisch und vor allem Milch-
Februar 2011
produkte sowie die Verwendung von
Jodsalz ausglichen werden. Keinesfalls sollte auf die reichliche Flüssigkeitszufuhr verzichtet werden.
Für die Untersuchung mussten
sich die neun weiblichen Testperso-
neue Kräfte für den Alltag gesammelt.
Familien geben Kindern eine stabile
Basis für die Zukunft. Nur 30 % der
Fähigkeiten und Kompetenzen werden in der Schule, in Aus- oder Fortbildung und im Beruf erworben; 70 %
jedoch an so genannten „informellen
Lernorten“, also in der Familie, im Zusammensein mit Freunden, im Verein
oder im Ehrenamt. Schlüsselkompetenzen wie Flexibilität, Belastbarkeit,
Konfliktbewältigung, Teamfähigkeit
oder
Verantwortungsbewusstsein
werden insbesondere in der Familie
entwickelt.
Hier wird deutlich, welche enormen Leistungen private Haushalte
erbringen. Sie sind laut Dr. MichaelBurkhard Piorkowsky, Professor
für Haushalts- und Konsumökonomik
an der Universität Bonn, die „sozioökonomischen Basisinstitutionen“ für
Wirtschaft und Gesellschaft. Grund
genug für die Landfrauenverbände
sich für die Hauswirtschaft langfristig
und nachhaltig zu engagieren. (AE)
tt www.management-at-home.de
In 2011 starten neue Zertifikatskurse zur „managerin@home“ in den
Kreisverbänden Ruhr-Lippe, Coesfeld, Recklinghausen, Paderborn,
Borken sowie Rhein-Erft und Düren.
nen an einen strikten Diätplan halten,
so dass alle die gleiche Menge Jod
aufnahmen. Für die Flüssigkeitszufuhr
waren nur jodarme Getränke erlaubt.
Parallel dazu wurden Studiendaten
zur Flüssigkeitsaufnahme und renalen
Jodausscheidung von 204 13-18jährigen Jugendlichen ausgewertet. Studienleiter Prof. Dr. Thomas Remer:
„Die Verluste sind zwar nicht groß;
der durchschnittliche Jodgehalt der
Getränke selbst reicht aber üblicherweise nicht, um sie auszugleichen.“
In der Längsschnittuntersuchung war
der Effekt bei Mädchen stärker ausgeprägt als bei Jungen. (AC)
Quelle: PM Uni Bonn vom 4.1.2011, Johner SA et
al.: Higher Urine Volume Results in Additional
Renal Iodine Loss. THYROID 20(12): 1391-7,
2010. DOI: 10.1089/thy.2010.0161
Knack •Punkt
5
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Verbraucherzentrale NRW
Defizite bei der Kennzeichnung von regionalen Lebensmitteln
R
egionale Lebensmittel genießen in
der Öffentlichkeit ein zunehmendes Interesse, unter anderem, weil
Regionalität als Gegentrend zur Globalisierung des Lebensmittelmarktes gesehen wird. Mit der regionalen
Herkunft werden auch Qualitätsaspekte wie Frische, Umwelt- und Klimaschutz, kurze Transportwege, direkter
Bezug und Identität zur Region verbunden. Regionalität wird häufig auch
mit Transparenz, Herkunftsnachweis
und Rückverfolgbarkeit gleichgesetzt.
Befragungen zeigen, dass Konsumenten zunehmend regionale
Produkte bevorzugen. Nach einer
Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für
Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz achten 65 % der
Verbraucherinnen und Verbraucher
beim Kauf ihrer Lebensmittel immer
oder meistens auf regionale Herkunft.
Nach einer repräsentativen Umfrage von Dialego im Jahr 2008 greifen
mehr als zwei Drittel der Deutschen
gezielt zu regionalen Produkten, um
Betriebe in der Region zu unterstützen – und mehr als die Hälfte möchte
durch kürzere Transporte Umwelt und
Klima entlasten.
Fehlende Regeln für
„regionale Lebensmittel“
Was der Begriff „Region“ konkret
bedeutet, ist mangels einheitlicher
gesetzlicher Definition weitgehend
offen. So wird „regionale Herkunft“
häufig nicht nur mit dem Ort oder der
Region der Verarbeitung und/oder
Herstellung verbunden, sondern vor
allem mit der Herkunft der Rohstoffe.
Die uneinheitliche Definition des Begriffs wird für Verbraucher besonders
problematisch, wenn sich hinter der
Werbung für Regionalprodukte unterschiedliche Konzepte verbergen: von
der sehr kleinräumigen Region mit
Direktvermarktung über länderspezifische Regionalkennzeichnung bis hin
zum Regionalmarketing für Lebensmittel aus Deutschland.
Verbraucher sollen für regionale
Produkte häufig mehr bezahlen. Das
ist aber nur gerechtfertigt, wenn die
Regionalangaben von Lebensmitteln
eindeutig, verständlich und nachprüfbar sind und damit auch den Erwartungen der Verbraucher entsprechen.
6
Knack •Punkt
Durch den mangelnden rechtlichen
Rahmen für regionale Herkunftsangaben werden vielfältige Möglichkeiten
der Verbrauchertäuschung eröffnet.
Das hat unter anderem eine Erhebung
in Hessen ergeben: Bis auf eine Ausnahme konnten Verbraucher bei 318
regional gekennzeichneten bzw. beworbenen Lebensmitteln nicht erkennen, ob die Lebensmittel bzw. deren
Zutaten aus der ausgelobten Region
stammten oder ob beispielsweise nur
die Verarbeitung in der Region erfolgte. Auch können regionale Herkunft
und Qualitätseigenschaften (z. B. Frische, ohne Gentechnik, artgerechtere
Tierhaltung) von Verbrauchern weder
am Lebensmittel noch im Handel oder
über andere Informationswege überprüft werden. Immer wieder gibt es
daher konkrete Fälle von Verbrauchertäuschung:
tt Edeka-Südwest wurde von der
Verbraucherzentrale BadenWürttemberg abgemahnt, da sie
unter ihrer Marke „Gut und Günstig“ unter anderem in Stuttgart
und Konstanz Speisequark mit
dem Hinweis „Frisch aus unserer Region“ anbot. Hergestellt
wurde der Speisequark jedoch
in Saarbrücken (Saarland). Das
Landgericht Offenburg stellte fest,
dass es sich um eine irreführende Werbung im Sinne des §5
UWG (Gesetz gegen unlauteren
Wettbewerb) handelt und verurteilte Edeka zu Unterlassung. In
der Begründung heißt es, dass
bei der Definition von „Region“
die Auffassung der Verbraucher
und nicht die der Unternehmen
zugrunde zu legen ist.
tt Seit 1. Januar 2004 ist die EU-weit
gültige einheitliche Eierkennzeichnung mit Herkunft, Haltung
und Frische der Eier vorgeschrieben. Verbraucher können anhand
des Zahlencodes auf dem Ei über
eine Zahlenkombination das
Bundesland ermitteln, aus dem
das Ei kommt. In Eierverpackungen mit der Aufschrift „10 dicke
Münsterländer“ waren jedoch laut
Stempel Eier aus Bayern enthalten. Der Anbieter, die Rewe Dortmund Vertriebsgesellschaft
mbH, wurde von der Verbraucherzentrale NRW abgemahnt.
Rewe Dortmund will nun die
Kennzeichnung verbessern und
dafür sorgen, dass nur noch Eier
aus dem Münsterland angeboten
werden.
tt Die Campina GmbH & Co. KG wurde von der Verbraucherzentrale
Berlin wegen irreführender Werbung abgemahnt. Das Unternehmen hatte unter der Bezeichnung
„Mark Brandenburg“ in Berlin
und den neuen Bundesländern
Milch vertrieben, die aus Nordrhein-Westfalen stammte und in
Köln abgefüllt wurde.
Diese Beispiele für Kennzeichnungsmängel machen deutlich, dass eine
gesetzlich verbindliche Regelung für
Regionalangaben dringend notwendig ist.
Staatliche Landeszeichen für
Qualität und Herkunft
2002 hat die EU den Spielraum für
Herkunftszeichen und das Gemeinschaftsmarketing deutlich begrenzt.
Seither dürfen staatliche Zeichen,
die allein auf die Herkunft hinweisen,
keine staatlichen (Förder-)Mittel mehr
erhalten. Vielmehr müssen Qualitätskriterien (Gütesiegel) im Vordergrund
stehen, obwohl die Herkunft für Verbraucher die wichtigste Kernaussage
der Landeszeichen darstellt.
In zehn Bundesländern gibt es insgesamt 14 verschiedene Landeszeichen, die besondere Anforderungen
an Herkunft und Qualität der gekennzeichneten Lebensmittel stellen. 2010
haben die Verbraucherzentralen eine
Studie zur Transparenz bei den Landeszeichen in Auftrag gegeben. Obwohl die Verbrauchererwartung an
Landeszeichen sicherlich höher ausfällt als bei Siegeln von Herstellern
und Handel, sind die Anforderungen
an die regionale Herkunft der Lebensmittel sehr unterschiedlich. In Thüringen und Schleswig-Holstein müssen
verarbeitete Produkte nur zu 50,1 bzw.
51 % aus Zutaten regionaler Herkunft
bestehen, während beispielsweise
Februar 2011
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
die Region ausgelobt werden, aus der
die beworbenen Produkte stammen.
Auch sollte deutlich werden, auf
welche Bereiche sich die Regionalkennzeichnung und Werbung bezieht:
auf die Verarbeitung, die Herstellung,
die Rohstoffe oder ob nur die Rezeptur einen regionalen Bezug besitzt.
Die Kennzeichnung und Werbung
von regionalen Lebensmitteln ist in
ein staatliches Kontrollsystem einzubinden, damit die Herkunftsangaben
unabhängig kontrolliert werden. Bei
zusammengesetzten Lebensmitteln
sollten mindestens 95 % der Zutaten
aus der genannten Region stammen.
Ist der Prozentanteil geringer, muss
die Kennzeichnung klar und eindeutig
erkennen lassen, auf welche wertgebende Zutat des Lebensmittels sich
die Regionalkennzeichnung bezieht
(z. B. Rheinische Reibekuchen mit Kartoffeln aus dem Rheinland). (WF)
in Baden-Württemberg für Fleischerzeugnisse eine 100-prozentige Herkunft aus dem Bundesland gefordert
wird. Die Konsumenten erwarten von
staatlichen Landeszeichen in erster
Linie eine gesicherte Herkunft. Aus
ihrer Sicht wäre eine bundesweit einheitliche Definition auf möglichst hohem Niveau, insbesondere auch für
verarbeitete und zusammengesetzte
Lebensmittel, für die unterschiedlichen Landeszeichen wünschenswert.
Was die Qualität angeht fordern
die meisten Landeszeichen die Einhaltung von Standards, wie QS und
Global-GAP, die heute aufgrund ihrer
Marktverbreitung als Basiskriterien
angesehen werden können. Teilweise
wird auf eine integrierte oder kontrollierte Produktion verwiesen, was ein
höheres Qualitätsniveau suggeriert –
im Wesentlichen wird jedoch nur ein
Marktstandard erfüllt. Als Qualitätszeichen haben die Landeszeichen für
die Verbraucher bisher kaum einen
Mehrwert. Es ist daher zu wünschen,
dass die Landeszeichen mit eindeutigen Kriterien ausgestattet werden,
die für den Verbraucher erkennbar
über dem Marktstandard (Tierschutz,
Klimaschutz etc.) liegen. Auch könnten sie langfristig zu qualifizierteren
Regionalzeichen
weiterentwickelt
werden, die etwa die Besonderheiten
der Almwirtschaft in Bayern, der Küstenlandschaft in Schleswig-Holstein
und Niedersachsen sowie von Grünlandprogrammen mit Förderung der
Weidewirtschaft unterstützen. Auch
gilt es die Chancen zu prüfen, die sich
aus der Verknüpfung des Marketings
Februar 2011
von Landeszeichen mit regionalen
Spezialitäten ergeben können.
Forderungen für eine verbrauchergerechte Regionalkennzeichnung
Gravierende
Kennzeichnungsmängel machen deutlich, dass eine gesetzlich verbindliche Definition für
Regionalangaben bei Lebensmitteln
notwendig ist. Für die Kennzeichnung
und Werbung mit dem Begriff „Region“ bedarf es aus Verbrauchersicht
eines rechtlich verbindlichen Systems, damit die regionale Herkunft
und besondere Qualitäten abgesichert, transparent und nachvollziehbar werden. Nur so lassen sich Täuschung und Irreführung vermeiden
und können Verbraucher bewusste
Kaufentscheidungen für regionale Lebensmittel treffen. Deshalb muss in
der Kennzeichnung und Werbung zu
regionalen Lebensmitteln zwingend
Quellen: Ermann U: Regionalprodukte – Vernetzung und Grenzziehungen bei der Regionalisierung von Nahrungsmitteln. Franz Steiner Verlag
2005 w Zühlsdorf A, Franz A: Ergebnisbericht
über die Durchführung einer Transparenzerhebung der regionalen Landesprogramme im
Auftrag der Verbraucherzentralen. Frankfurt,
Feb. 2010; Kurzfassung unter: www.vz-nrw.de/
Landeszeichen w Antwort der Bundesregierung
auf die Kleine Anfrage div. Abgeordneter, Drucksache 16/13999 zur EU-Lebensmittelinformationsverordnung, Dt. Bundestag Drucksache
16/14073 vom 23.09.09 w Dorandt S: Analyse
des Konsumenten- und Anbieterverhaltens
am Beispiel von regionalen Lebensmitteln.
Ernährungs-Umschau 52: 418ff, 2005 w Kriterien
beim Lebensmitteleinkauf; Nestle/Allensbach
2009 w Forsa-Umfrage im Auftrag des BMELV
zur biologischen Vielfalt, BMELV 2010 w Dialego: Regionale Produkte: Frisch vom Bauern
schmeckt‘s am besten; PM vom 01.08.08 w Positionspapier der Verbraucherzentralen zur
verbrauchergerechten Kennzeichnung von regionalen Lebensmitteln vom 30.11.10, Download:
www.vz-nrw.de/Regionalkennzeichnung w www.
vz-nrw.de/UNIQ129525271518366/link778821A.
html (24.8.2010)
tt www.vz-nrw.de/Landeszeichen
EU-Herkunftskennzeichnung
Die geographischen Herkunftszeichen der EU gibt es seit 1992. Hierzu gehören
die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) und die geschützte geographische
Angabe (g.g.A.).
Den Verbrauchererwartungen gerecht wird aber nur die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.), nur sie informiert über die Herkunft in
der gesamten Kette von der Erzeugung bis zum Endprodukt. Die geschützte geographische Angabe
(g.g.A.) birgt hingegen Raum für Täuschungen, da
nur eine der Herstellungsstufen – also Erzeugung
oder Verarbeitung oder Herstellung – in der Region stattfinden muss, was aber für Verbraucher
nicht erkennbar ist.
Demnächst sollen auf Wunsch der EU-Kommission zwei weitere Zeichen, eines für Produkte aus
Bergregionen und ein EU-Label für die Direktvermarktung hinzukommen.
Knack •Punkt
7
A k t i o n e n un d Ve ra ns ta l tun ge n
Ernährung im interkulturellen Vergleich
Von Multikulti zu Interkultureller Kompetenz
V
ollziehen Sie den Perspektiven„ wechsel, indem Sie versuchen,
sich in den Anderen hineinzuversetzen, um ihn zu verstehen“, dies war
eine wesentliche Aufforderung an die
Fachfrauen für Ernährungs- und
Verbraucherbildung der nordrheinwestfälischen LandFrauenverbände
wllv und RhLV, die im Dezember an
einer Fortbildungsveranstaltung zur
interkulturellen Kompetenz teilnahmen. Als Referentinnen gestalteten
Sabine Eylert und Ulla Thrän-Lardi
vom Verein Ethologie in Schule und
Erwachsenenbildung (ESE) e. V. aus
Münster das Seminar.
wird deutlich, dass Ernährung kulturell erworben ist.
Da Menschen sich in ihrer Kultur
unterscheiden und diese auf ihre eigene Weise leben und interpretieren,
kann es in interkulturellen Begegnungen zu Missverständnissen kommen.
Mögliche Ursachen von Missverständnissen sind fehlende Kenntnisse und
Erfahrungen,
auseinandergehende
Wertevorstellungen und persönliche
Schwierigkeiten oder Eigenschaften.
Die Teilnehmerinnen diskutierten an
Beispielen aus dem Ernährungsbildungsbereich ihre eigenen Erfahrungen.
Annäherung an das Thema
„Interkulturelle Kompetenz“
Zunächst führte Sabine Eylert in das
Thema ein. Sie definiert interkulturelle Kompetenz als „die in einem Lernprozess erreichte Fähigkeit, im mittelbaren und unmittelbaren Umgang mit
Mitgliedern anderer Kulturen einen
möglichst hohen Grad an Verständigung und Verstehen zu erreichen“.
Dieser Lernprozess ist lebenslang
und individuell, daher gibt es für den
Umgang mit Menschen aus anderen
Kulturkreisen keine allgemeingültigen
Patentrezepte.
So beobachteten sie beispielsweise,
dass muslimische Kinder im Ramadan
nicht am Schulfrühstück teilnehmen,
obwohl für Kinder das Fastengebot
nicht gilt. In unserem Kulturkreis stößt
dies oft auf Unverständnis, da die
Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist.
Im Ursprungsland jedoch sind in der
Regel die Schultage während des Ramadans kürzer oder die Ferien liegen
so, dass sie in den Ramadan fallen.
Die Kinder entscheiden häufig selbst,
dass auch sie fasten, da sie dafür Anerkennung bekommen und Teil der
gelebten Werte im Elternhaus sein
wollen.
Ernährung: Kulturelle Wahrnehmung
Interessante Einblicke, wie unterschiedlich andere Kulturen die so
genannte „typisch deutsche Küche“
bewerten, gab Ulla Thrän-Lardi.
Sie stellte eine Studie vor, bei der
Einheimische aus Kenia, den USA,
Weißrussland und Indien gebeten
wurden, verschiedene Speisen zu beschreiben. Sauerkraut wird z. B. von
Weißrussen als „ungenießbar“ beschrieben, Indern schmeckt es grundsätzlich gut, sollte aber noch gewürzt
werden und die Kenianer stellen fest,
dass es „wie Plastik schmeckt“. Hier
Aufgefallen sind auch mangelnde Elternmitarbeit bzw. mangelndes Interesse an den Ernährungsbildungsangeboten in der Ganztagsschule. Hier
ist interessant, dass es in vielen Kulturen nicht üblich ist, dass Eltern in die
Arbeit von Schule oder Kindergarten
eingebunden sind. Sie kennen diese Art der demokratischen Teilhabe
nicht, da sie anders sozialisiert sind.
Es gilt also, die fehlende Aktivität
nicht als Desinteresse zu werten, sondern mit diesem Hintergrundwissen
auf die Eltern zuzugehen, mit ihnen
ins Gespräch zu kommen, die Werte
unserer Kultur zu besprechen und sie
so einzubinden.
Handlungsstrategien und
Ansatzpunkte
Zur Verbesserung und Förderung einer interkulturellen Kompetenz halten
die Fachfrauen für ihre Arbeit im Rahmen der Ernährungsbildung folgende
Handlungsempfehlungen fest:
tt In interkulturellen Begegnungen
immer bewusst machen, dass die
Auffassungen und Handlungsweisen des Anderen kulturell
bestimmt sind und es daher zu
Unterschieden kommen kann.
Möglicherweise gibt es kulturelle
Gründe für das Verhalten, die der
Einzelne nicht kennt.
tt Informationen über mögliche
Hintergründe (z. B. Ernährungsverhalten, Speise- und Lebensmittelauswahl und -verarbeitung)
einholen, direkt nachfragen oder
Personen einbeziehen, die Erfahrungen haben.
tt Ernährungsverhalten und Ernährungsgewohnheiten nicht bewerten, sondern neutral aufnehmen,
nachfragen warum es so gemacht
wird und ggf. gemeinsam nach
Regeln und Umsetzungsmöglichkeiten im Kontext Schule suchen.
tt Essen und Heimat als Chance
nutzen: darin einen Zugang sehen, den man zueinander finden
und haben kann, beispielsweise
kann über Essen und gemeinsames Kochen ein Verständnis und
die Anerkennung verschiedener
Kulturen erreicht werden.
tt Das eigene Verhalten überprüfen,
Ethnozentrismus (= Phänomen,
dazu zu neigen, etwas was fremd
ist, zu bewerten) überwinden,
sich selbst und seine Kultur
reflektieren.
tt Missverständnisse in interkulturellen Begegnungen als normal
einkalkulieren. (AE)
2. Regionale Fachkonferenz „NRW Bewegt IN FORM: Bewegung und Ernährung – gezielt!“
Die regionalen Fachkonferenzen im Rahmen der Landesinitiative „NRW IN FORM“ sollen Anreize und Hilfestellung bieten, wie
man mit ausreichender Bewegung kombiniert mit ausgewogener Ernährung – auch in kleinen Schritten – zu einer Änderung
des Lebensstils und so zu mehr Gesundheit und Lebensqualität in der Bevölkerung gelangen kann.
Die (kostenfreie) Tagung richtet sich an Vorstände von (Sport)vereinen und Verbänden, an Übungsleitungen, Erzieher/-innen,
Lehrkräfte, Multiplikator/-innen im Gesundheitssektor, Ökotropholog/-innen, Gesundheitsämter, Akteur/-innen des Nationalen Aktionsplans, Präventionsstellen, selbstständig Tätige, Interessierte, Gesundheitskonferenzen und viele mehr.
Termin: 11. März 2011 in Bielefeld. Online-Anmeldung bis zum 01.03.11 unter t http://veranstaltungen.mfkjks.nrw.de
t www.in-form.de/nn_1401570/DE/Service/Termine/Laendertermine/2RegionalFachkonferenzNrwBewegtInForm__11__03__01.html
8
Knack •Punkt
Februar 2011
A k t i o n e n un d Ve ra ns ta l tun ge n
Fachkräfte gesucht
Prävention von Übergewicht
für türkische Familien
I
m Februar 2011 startet in NordrheinWestfalen eine neue Initiative zur
Prävention von Übergewicht, die sich
gezielt an türkischstämmige Familien
richtet. Hintergrund ist der vergleichsweise hohe Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher in dieser Gruppe.
Das Projekt wurde vom Ministerium
für Klimaschutz, Umwelt, Landwirt-
schaft, Natur- und Verbraucherschutz (MKULNV) iniitiert, befindet
sich in dessen Trägerschaft und wird
u. a. durch MKULNV und Mars GmbH
finanziert. Mit Hilfe von erfahrenen
Partnerorganisationen, darunter die
Föderation der türkischen Elternvereine in NRW, die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen
Migrantenvertretungen,
Gesundheitscampus und der
Landessportbund,
soll über sprachliche
und kulturelle Grenzen hinweg ein aktiver Lebensstil, ausgewogene Ernährung
und ausreichend
Bewegung gefördert
werden. Die Verbraucherzentrale NRW
wurde vom MKULNV
mit den ernährungs-
bildenden Maßnahmen beauftragt.
Ein erster Test des Schulungskonzepts hat bereits Ende November
stattgefunden. Die Ernährungs- und
Bewegungsaufklärung erfolgt in deutscher und türkischer Sprache und soll
nicht nur informieren, sondern vor allem motivieren, das Gelernte im Alltag
umzusetzen. Zunächst werden jetzt
bilinguale Lehrer, Ärzte, Ernährungsund Bewegungsfachkräfte geschult.
In einer zweiten Projektphase sollen
diese Experten später ihr Wissen in
speziellen Kursen an türkische Eltern
weitergeben.
Derzeit werden noch weitere sowohl türkisch als auch deutsch sprechende Ernährungs- und Bewegungsfachkräfte gesucht, möglichst mit
staatlich anerkanntem Berufs- oder
Studienabschluss, Berufserfahrung
sowie sozialpädagogischen, methodischen und didaktischen Fähigkeiten,
die sich für das Projekt interessieren
und an einer Schulung teilnehmen
möchten. (AC)
Infos per Mail gibt es hier:
tt [email protected]
tt [email protected]
Quelle: PM MKULNV vom 09.12.10
Frage
Fragen aus der Beratung
J
Darf eigentlich der Joghurtdeckel
abgeleckt werden?
oghurtdeckel bestehen aus mit
Kunststoff beschichtetem Aluminium. Seit Jahrzehnten wird in der Beratung immer ´mal wieder die Frage
gestellt, ob der Deckel abgeleckt werden darf. Sie konnte bisher und kann
noch immer mit „ja“ beantwortet werden. Denn es durften weder nach früherem Recht noch dürfen nach dem
heutigen Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) und der derzeit gültigen
Rahmenverordnung für Lebensmittelkontaktmaterialien (Verordnung (EG)
Nr. 1935/2004) von Lebensmittelverpackungen Bestandteile in Mengen
abgegeben werden, die geeignet
sind, die menschliche Gesundheit zu
gefährden oder eine unvertretbare
Veränderung von Lebensmitteln herbeizuführen. Daran wird sich auch in
Zukunft nichts ändern, selbst wenn
Februar 2011
die Entwicklung sogenannter aktiver
oder intelligenter Lebensmittelkontaktmaterialien weiter fortschreitet (s.
Knack•Punkt 5/2010, S. 9).
Bei den aktiven Lebensmittelverpackungen handelt es sich um Materialien oder Gegenstände, die dazu
bestimmt sind, die Haltbarkeit eines
verpackten Lebensmittels zu verlängern oder dessen Zustand zu erhalten
bzw. zu verbessern. Sie können Bestandteile enthalten, die Stoffe an das
verpackte Lebensmittel oder an die
das Lebensmittel umgebende Umwelt
abgeben (z. B. Kohlendioxid) oder dieser entziehen (z. B. Sauerstoff). Die
oben erwähnte Verordnung sieht natürlich auch vor, dass aktive Bestandteile von solchen Verpackungen mit
den übrigen lebensmittelrechtlichen
Regelungen übereinstimmen. Darüber
hinaus muss die Verordnung (EG) Nr.
450/2009 der Kommission über aktive und intelligente Lebensmittelkontaktmaterialien eingehalten werden.
Sie sieht ein Zulassungsverfahren für
bestimmte Stoffe in aktiven und intelligenten Verpackungen vor.
Sollte also in Zukunft ein Joghurtdeckel z. B. für eine verlängerte Haltbarkeit einen Konservierungsstoff
freisetzen, so muss dieser aktive Stoff
nach dem Zusatzstoffrecht zugelassen
und auch eventuellen Höchstmengenbeschränkungen entsprechen. Nach
Auskunft der Landesvereinigung
der Milchwirtschaft NRW e. V. ist
bei Milchprodukten einschließlich
Käse die Einführung von aktiven Verpackungsmaterialien derzeit jedoch
nicht im Gespräch. (mf)
Quellen: Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 w Verordnung (EG) Nr. 450/2009 w pers. Mitteilung Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom
27.12.10 w pers. Mitteilung Landesvereinigung
der Milchwirtschaft NRW e. V. vom 12.01.11 w aid
infodienst: Verpackungen für Lebensmittel, Heft
1496/2010
Knack •Punkt
9
Schwerpunkt
Nachhaltiger Fischkonsum
Fisch in Not
Bewusste Verbraucher und die Ernährungsberatung haben es schwer: Fisch ist
ohne Zweifel ein sehr gesundes Lebensmittel, das in allen Empfehlungen zu einer gesunden Ernährung seinen festen Platz hat, denn es gilt als hervorragender
Lieferant für Jod und wertvolle Fettsäuren. Doch aus ökologischer Sicht dürfte er
eigentlich kaum noch verzehrt werden. Denn die Entwicklung der Fischbestände
in den Weltmeeren ist dramatisch. Hier steht also die Ernährungswissenschaft
konträr zur Ökologie. Was kann man Verbrauchern noch empfehlen?
Heimischer Fischkonsum
Der Fischkonsum steigt in Deutschland seit Jahren an. Kein Wunder,
empfiehlt doch die Ernährungsberatung seit langem, dass er für die
Versorgung mit Jod und Omega-3Fettsäuren regelmäßig auf den Tisch
gehört. Zwar schwindet die Zahl derjenigen, die noch wissen, wie man
einen Fisch fachgerecht zubereitet.
Dennoch muss keiner auf Fischgerichte verzichten – das Angebot an
Convenience-Produkten ist enorm.
Fisch wird zu 34 % tiefgekühlt und nur
noch zu 9 % frisch eingekauft. Neben
den klassischen Fischstäbchen sind
längst raffinierte und in hohem Maße
verarbeitete Fischfertigprodukte wie
Blätterteigrolle mit Lachs oder frittierte Garnelen im Supermarkt zu finden.
Kein Wunder also, dass immer öfter
Fisch auf dem Teller landet.
Insgesamt wurden in Deutschland im Jahr 2009 1,28 Millionen Tonnen Fisch und Fischereierzeugnisse
verspeist. 87 % davon müssen importiert werden. Pro Kopf ist das ein Verbrauch von 15,7 kg (Fanggewicht) und
ein neuer Höchststand. Der globale
Durchschnitt liegt sogar bei 17,4 kg
10
Knack •Punkt
Fisch (Fanggewicht). Die beliebtesten
Fische hierzulande sind Alaska-Seelachs (20,1 %), Hering (18,6 %), Lachs
(12,8 %) und Thunfisch (9,6 %). Stark
im Kommen ist auch der weit gereiste
Exot Pangasius (6,5 %), der meist aus
Aquakulturen in Südostasien stammt.
Die Meere werden leerer
Die steigende Nachfrage ist für die
Fischgründe fatal. Nach aktuellen
Schätzungen der Umweltschutzorganisation WWF sind 80 % der weltweiten Fischbestände von Überfischung
bedroht. In Europa gelten sogar 88 %
der Fischbestände als überfischt,
etwa 30 % können sich vermutlich
nicht mehr erholen. Umweltorganisationen wie Greenpeace, NABU, fairfish oder der WWF machen schon lange darauf aufmerksam, dass nur ein
sorgsam ausgewählter Fischgenuss
zu empfehlen ist. Denn hierzulande
werde doppelt so viel Fisch gegessen,
wie sich nachhaltig produzieren lasse.
Neben ökologischen Problemen
hat die Überfischung auch eine soziale Dimension. Denn durch den boomenden Fischmarkt wird nicht nur
den Fischen das Überleben schwer
gemacht, sondern
auch der Bevölkerung beispielsweise in Senegal oder
auf den Philippinen ein wichtiges
Grundnahrungsmittel vor der
Nase weggefischt.
Die traditionelle
Küstenfischerei
mit ihren kleinen
Booten hat den
großen Hochseetrawlern
nichts
entgegenzusetzen. Nicht außer
Acht
gelassen
werden sollte dabei, dass wir hierzulande auf Fisch als Eiweißquelle gut
verzichten könnten. Anders sieht das
für Menschen in den Entwicklungsländern aus. Dort ist Fisch vielfach
die wichtigste Eiweißquelle. Weltweit
liefern Fischprodukte für mehr als 2,8
Milliarden Menschen etwa 20 % ihrer
täglichen Aufnahme an tierischem Eiweiß, so Prof. Volker Hilge, Institut
für Fischereiökologie, Ahrensburg.
Ein weiteres Problem der modernen Hochseefischerei ist der Beifang,
also Lebewesen, die beim Fischfang
ungewollt mit aus dem Meer geholt
werden. Darunter sind zum einen Delfine, Wale, Meeresschildkröten oder
auch Seevögel, zum anderen nicht
gewünschte Fischarten oder zu kleine
Jungfische, die noch keine Nachkommen produziert haben. Der Beifang
wird vielfach wieder über Bord geworfen – meist überleben die verletzten
Tiere das nicht – oder an Fischmehlhersteller verkauft. Laut WWF sind
das mindestens 40 % aller gefangenen Fische. Je nach Fischart und
Fangmethode ist die Beifangmenge
unterschiedlich, bei Seezunge (Solea
solea) beispielsweise beträgt der Beifang 6 kg pro Kilogramm Fisch. Dieser Beifang taucht in keiner Statistik
auf und geht so an den festgelegten
Fangquoten vorbei, die ohnehin von
Umweltorganisationen als zu hoch
eingestuft werden. Illegal arbeitende
Fischer verschärfen das Problem der
Überfischung noch. Catherine Zucco, Fischexpertin vom WWF, hält 30 %
der weltweiten Fänge für illegal. So
soll jeder Dritte Blauflossenthunfisch
aus dem Mittelmeer ungesetzlich in
die Netze gehen.
Sind Aquakulturen eine Alternative?
Wenn die Meere leer gefischt sind,
scheint es ideal, das beliebte Lebensmittel in Fischfarmen zu kultivieren.
Februar 2011
Schwerpunkt
Aufgrund des gestiegenen Appetits
auf Fisch ist ein Boom bei dem Angebot aus Aquakulturen zu verzeichnen.
Mit Wachstumsraten von 9 % sind sie
der am schnellsten wachsende Bereich in der Nahrungsmittelbranche.
Fast 90 % der gesamten Produktion
findet in Asien statt, vor allem in China. In Europa und Amerika sind es
derzeit nur jeweils rund 4 %. Schon
fast die Hälfte des insgesamt verzehrten Fischs stammt aus
Zuchtanlagen.
Doch das rasante
Wachstum von Aquakulturen bringt eine Reihe
von Problemen mit sich.
Aspekte wie der Eintrag
von Chemikalien und
Arzneimitteln, die Zerstörung von küstennahen Gewässern oder zu
hohe Besatzdichten reißen das Problem nur an
(s. Knack•Punkt 4/2009,
S. 10ff).
Insbesondere
die Futtermittel stehen in
der Kritik. Fleischfressende Fische erhalten Fischmehl im Futter, das von wildlebenden
Artgenossen stammt. Dabei kommt
es zu enormen Veredelungsverlusten:
Zur Produktion von 1 kg Lachs werden
laut Greenpeace bis zu 5 kg wild gefangener Fisch, für 1 kg Thunfisch sogar ca. 20 kg Futter benötigt.
Unter entsprechenden Bedingungen sehen Umweltorganisationen die
Aquakultur aber als eine mögliche Lösung, die wachsende Fischnachfrage
zu befriedigen und die Wildbestände zu schonen. Voraussetzung sind
strenge Standards für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Der WWF arbeitet
analog zum MSC-Siegel für Wildfisch
an einem Aquakultur-Siegel, dem
„Aquaculture Stewardship Council“
(ASC). In sogenannten Aquakultur-Dialogen entwickeln derzeit rund 2.000
Fischzüchter, Umweltschützer, Regierungsvertreter und andere Interessengruppen gemeinsame Standards für
nachhaltige Aquakulturen. Die ersten
Produkte mit dem neuen ASC-Siegel
wird es voraussichtlich in der zweiten
Jahreshälfte 2011 geben.
Schon jetzt ist die Nachfrage nach
Erzeugnissen aus ökologischer Aquakultur in Deutschland im internationalen Vergleich am stärksten. Eine
aktuelle Marktanalyse für Bio-Aquakultur-Erzeugnisse bescheinigt dieser
Sparte sehr gute Wachstumschancen.
Die dafür befragten Unternehmen
Februar 2011
rechnen allerdings damit, dass die
Nachfrage das nur langsam wachsende Angebot bald übersteigen wird.
Kennzeichnung von Fisch
Verbraucher sollten nur solchen Fisch
kaufen, bei dem sichergestellt ist,
dass die Bestände nicht überfischt
sind und die angewendete Fangmethode die Meeresumwelt nicht schädigt. So lautet die Forderung der Um-
weltschutzorganisation Greenpeace.
Doch dazu braucht es jede Menge
Informationen. Was die Sache für Verbraucher so kompliziert macht, sind
die vielen unterschiedlichen Fischarten, die aus unterschiedlichen Fanggebieten mit ganz abweichenden Bedingungen stammen können. So kann
es für das Überleben einer einzelnen
Fischart in verschiedenen Fanggebieten ganz unterschiedlich aussehen.
Das Fischetikettierungsg e setz (Umsetzung der VO (EG) Nr.
104/2000) schreibt vor, dass neben
der Handelsbezeichnung und der Produktionsmethode (Wildfang, Aquakultur) auch das Fanggebiet genannt
werden muss. Nach Einstufung der
Welternährungsorganisation FAO gibt
es weltweit 19 großräumige Fanggebiete. Eine genauere Bezeichnung
des Fanggebiets ist bislang freiwillig.
Das Fanggebiet allein sagt allerdings
wenig über den Zustand einer Fischart aus. Denn innerhalb des riesiges
Areals eines Fanggebietes gibt es wiederum verschiedene Ökoregionen. Im
Fanggebiet des Nordostatlantik sind
das unter anderem das Barentsmeer,
die Nordsee und die Norwegische
See. Der Bestand einer Fischart kann
innerhalb der verschiedenen Ökoregionen in ganz unterschiedlichem Zustand sein. Deshalb sind unbedingt
detaillierte Informationen nötig.
Verarbeitete Fischerzeugnisse wie
Schlemmerfilets, panierte Fischerzeugnisse oder solche mit Soße,
Fischmarinaden oder Konserven sind
bisher von der gesetzlichen Kennzeichnungspflicht ausgenommen.
Das heißt, beim Dosenthunfisch erfährt der Verbraucher nichts über die
Herkunft, obwohl 40 % der Thunfischbestände bedroht sind. Die Fangmethode muss generell nicht angegeben
werden.
Im Sommer 2008
haben die Mitglieder
des Bundesverbandes
der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels
eine
freiwillige detailliertere
Fanggebiets-Kennzeichnung von Fisch und Fischerzeugnissen vereinbart. Neben der Herkunft
soll so auch die Rückverfolgung der Produkte
gewährleistet
werden.
Tatsächlich nimmt die
freiwillige
Kennzeichnung des Handels zu. Dr.
Matthias Keller vom Fisch-Informationszentrum e. V., Hamburg: „Mit
Stand 1. Januar 2011 sind 1.600 Artikel
mit der genaueren Fanggebietsangabe gekennzeichnet. Wir erwarten,
dass in den nächsten Wochen noch
weitere Artikel hinzukommen, da in
vielen Unternehmen die Umsetzung
schrittweise erfolgt.“
Um dem Handel Impulse für einen nachhaltigen Fischeinkauf zu
geben, werden seit Januar 2010 in
einem neu geschaffenen Internetportal Informationen über den aktuellen
Zustand kommerziell genutzter Fischbestände ins Netz gestellt [1]. Die
Daten werden vom Johann Heinrich
von Thünen-Institut (vTI), dem Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei,
erarbeitet und jährlich aktualisiert.
Unterstützt wird das Portal vom Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), dem Lebensmittelhandel und der Fischwirtschaft.
Derzeit finden sich ausführliche Informationen zu 13 Fischbeständen von
Positiv: Detaillierte Angaben zu Fanggebiet und -methode
Knack •Punkt
11
Schwerpunkt
sieben Fischarten, die für den deutschen Markt eine Rolle spielen. Bis
Ende 2012 sollen 130 Bestände von
30 Arten aus aller Welt abrufbar sein.
Empfehlungen werden nicht ausgesprochen.
Umweltbewusste Konsumenten
könnten sich also bei ihrem Fischeinkauf die Nummer des
Fanggebiets
merken
und im Internet nachschauen, wie es dort
um die entsprechenden
Fischbestände
steht.
In erster Linie ist das
Portal aber wichtig für
den Handel, damit sich
dieser ausreichend informieren kann und
tatsächlich nur Fisch
aus unproblematischen
Fischbeständen anbietet. Zudem soll und kann der Handel
dem Verbraucher so transparent machen, woher der angebotene Fisch
stammt.
MSC-Siegel erleichtert Orientierung
Viele Verbraucher sind nicht dazu
bereit, mühsam auf der Verpackung
nach Informationen zu suchen, im
Internet zu recherchieren oder auch
nur an der Fischtheke nachzufragen.
Dafür bietet das MSC-Siegel, das es
mittlerweile seit 13 Jahren gibt, eine
wichtige Orientierung. 200 Experten
haben unter Federführung des WWF
und des Unilever-Konzerns Standards für nachhaltige Fischereien mit
dem Ziel entwickelt, die weltweiten
Wildfischbestände zu sichern. Seit
mehr als zehn Jahren arbeitet die Organisation unabhängig und finanziert
sich etwa je zur Hälfte über Spenden
und Lizenzgebühren.
Die Prinzipien sind einfach: Es
darf nur so viel gefischt werden, wie
nachwächst. Überfischte Bestände
sind so zu bewirtschaften, dass eine
Erholung möglich ist. Die Ökosysteme
müssen geschützt werden und der
Managementplan muss bestimmte
Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.
Fisch mit MSC-Siegel wird mittlerweile in 69 Ländern angeboten. Weltweit sind derzeit 99 Fischereien im
MSC-Programm, 133 weitere werden
momentan geprüft. Derzeit stammen
mehr als 7 % des weltweit gefangenen Fischs aus MSC-Fischerei. Das
Angebot an Produkten mit dem blauen Fischlogo ist in Deutschland im
internationalen Vergleich am größten,
der Marktanteil liegt bereits bei 20 %.
12
Knack •Punkt
Mittlerweile gibt es mehr als 600 Produkte mit MSC-Logo im Handel, vor
allem bei Tiefkühlfisch und abgepackten Fischprodukten. An Fischtheken
ist das Logo bisher nur selten zu sehen, insbesondere bei Seelachs, Matjes, Bückling und Scholle.
Es gibt allerdings auch Kritik am
MSC-Siegel. So wird bei
der Zertifizierung der
Fischereien keine Fangmethode generell ausgeschlossen, auch nicht
die Fischerei mit Grundschleppnetzen, die als
besonders verheerend
für den Meeresboden
gilt. Der MSC prüft vielmehr Einzelfälle. Für die
Umweltschutzorganisation Greenpeace ist das
der Grund, nur wenige
MSC-Produkte zu empfehlen. Zudem
hält sie es für problematisch, dass es
ausreicht, für überfischte Bestände
einen Erholungsplan vorzulegen, um
das Zertifikat zu bekommen. Damit
werde das Vorsorgeprinzip als Kerngedanke der nachhaltigen Fischerei
nicht anerkannt. Hier kontert der MSC,
dass nur zertifiziert würde, wer die
festgelegten Standards erfüllt. Die Aktionspläne, die Fischereien vorlegen
müssen, motivieren zudem zu ständigen Verbesserungen. Lässt sich das
in der jährlichen Überprüfung nicht
belegen, droht die Aberkennung des
Siegels. So habe sich beispielsweise
der Bestand des Hoki (LangschwanzSeehecht, Tiefseefisch aus Gewässern der südlichen Halbkugel) wieder
erholt, dessen Befischung zuvor für
massive Kritik anderer Umweltorganisationen gesorgt hatte. Der WWF hält
das MSC-Siegel daher auch für das robusteste Siegel im Markt, das tatsächlich dazu geeignet sei, Bewegung in
die Fischwirtschaft zu bringen.
Biosiegel – eine gute Wahl
Beim Kauf von Zuchtfisch, also Fisch
aus Teichwirtschaft bzw. Aquakulturen, hilft das Bio-Siegel.
Bio-Fisch ist seit 01.01.09 durch
die EU-Öko-Verordnung (VO (EG) Nr.
834/2007 vom 28.06.07) geregelt.
Hierbei handelt es sich immer um
Fisch aus Aquakulturen, Wildfisch
ist ausgenommen. Die ökologischen
Anbauverbände kritisieren die Verordnung allerdings als halbherzig. So
seien die Besatzdichten viel zu hoch,
strittige Chemikalien für die Imprägnierung der Netzgehege erlaubt und
das Fischfutter dürfe notfalls auch aus
konventioneller Fischerei stammen.
Immerhin: Ein positives Signal für
mehr Nachhaltigkeit in der Fischzucht
wird dennoch erwartet. Im deutschen
Handel ist Fisch mit dem europäischen Biosiegel bisher noch selten zu
finden. Die Deutsche See, nationaler
Marktführer für Fisch und Meeresfrüchte, verwendet es, wobei der Anteil von Bioprodukten unter 5 % liegt.
Der Anbauverband Naturland
setzt sich schon seit 13 Jahren für
ökologische Fischzucht ein. Das Angebot an Fisch mit dem NaturlandZeichen, welches für die Erfüllung
strenger Kriterien steht, hat sich in
dieser Zeit enorm erweitert. Begann
es ursprünglich mit Bio-Forellen aus
Teichwirtschaft, ist das NaturlandZeichen inzwischen auf Lachs aus
Irland und Schottland, Forelle aus Italien, Wolfsbarsch, Dorade und Adlerfisch aus Griechenland und Kroatien,
Shrimps aus Brasilien und Ecuador
(Western White) sowie Bangladesch,
Vietnam und Indien (Black Tiger- und
Süßwassergarnele) und anderem
mehr zu finden. Seit 2009 gibt es
auch Viktoriabarsch mit dem neuen
Naturland Wildfisch-Logo aus einem
Pilot-Fischereiprojekt in Tansania.
Hierbei handelt es sich um eine reine
Naturland-Zertifizierung mit von Naturland erarbeiteten Kriterien, da die
EU-Öko-Verordnung nur die ökologische Aquakultur regelt.
Bewusst nur auf Bio-Karpfen konzentriert sich der Anbauverband Bioland, da diese mit pflanzlicher Nahrung auskommen. Bei Bedarf können
die Fische ergänzend Roggen, Weizen
oder Lupinen aus Bioanbau bekommen. Da nach Bioland-Richtlinien
Fischmehl und Fischöl im Futter verboten sind, ist die Haltung der räuberischen
Forellen
nicht möglich.
Bei fellowfish ist der Name
Programm. Über
einen Code, den
sogenannten
„Online-TrackingCode“, lässt sich die Herkunft des
Fisches der Fish & more GmbH konsequent zurückverfolgen. Dazu muss
dieser Code im Internet eingegeben
werden und der Verbraucher bekommt die gewünschte Information,
mittels internetfähigem Handy auch
direkt im Supermarkt. Die Tiefkühlprodukte stammen allesamt aus BioAquakultur oder sind MSC-zertifiziert.
Februar 2011
Schwerpunkt
Aufgrund der Zusammenarbeit mit
dem WWF tragen die Verpackungen
das WWF-Panda-Logo. Die Produkte
sind im konventionellen Handel u. a.
bei tegut, Edeka, Rewe, Karstadt, Globus und Wasgau zu finden.
Im Lebensmittelhandel bewegt sich was
Das Thema nachhaltiger Fischkonsum
ist auch im Lebensmitteleinzelhandel
angekommen. Die großen Lebensmittelketten haben Leitlinien für einen
nachhaltigen Fischeinkauf entwickelt
und ihre Ankündigungen klingen vielversprechend. Edeka setzt ganz auf
die Zusammenarbeit mit dem WWF
und will bis 2012 nur noch Fisch mit
dem MSC-Siegel anbieten. Auch REWE
teilt mit, dass Produkte von stark gefährdeten Fischbeständen nach und
nach aus den Märkten verschwinden
und mehr MSC-zertifizierte Eigenmarkenprodukte angeboten werden
sollen. Real hat eine Prioritätenliste für die Fischherkunft erstellt und
verpflichtet sich, keinen Fisch aus
bedrohten Beständen zu verkaufen.
Norma geht noch einen Schritt weiter
und bietet per Internet die Rückverfolgbarkeit seiner Fischprodukte an.
Über einen Code kann der Kunde sich
informieren, aus welchem Fanggebiet
sein Fisch stammt.
Im aktuellen Supermarkt-Ranking
von Dezember 2010 hat Greenpeace
elf Supermarktketten und Discounter
hinsichtlich ihres verantwortungsbewussten Umgangs mit Fisch genauer
unter die Lupe genommen. Auch die
Umweltschützer bescheinigen dem
Lebensmittelhandel insgesamt positive Bemühungen. Zehn der elf geprüften Unternehmen hätten inzwischen
gute Richtlinien für ihren Fischeinkauf
festgelegt. Sie bemängeln aber gleichzeitig bei allen die konkreten Inhalte
der Einkaufspolitik sowie deren noch
unzureichende Umsetzung. Neben
Kaufland, Bünting und Norma erhielten REWE, Lidl und Aldi Süd eine
orangefarbene Bewertung, das heißt,
es seien gute Ansätze erkennbar, aber
gezielte Maßnahmen noch nötig. Am
schlechtesten schnitten Aldi Nord,
Kaiser’s Tengelmann sowie die Metro-Gruppe ab.
Besonders angemahnt werden
die Unternehmen, die Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung der Produkte
zu verbessern, an einer nachhaltigen
Sortimentsgestaltung und dem Einhalten von Sozialstandards zu arbeiten.
Februar 2011
Weniger Fisch essen – und aus nachhaltiger Fischerei
Sowohl Greenpeace als auch der
WWF geben Einkaufsführer für Fisch
heraus, die die in Deutschland am
meisten verzehrten Fischarten beinhalten. Bei beiden Organisationen
gibt es eine Kurzversion für den alltäglichen Einkauf und im Internet ausführliche Informationen zu den jeweiligen Fischbeständen; beim WWF sind
sie mit einem Ampelsystem bewertet.
Beide erheben für sich den Anspruch,
die Empfehlungen nach wissenschaftlichen Kriterien festzulegen. In einigen Bewertungen unterscheiden sich
die beiden Einkaufsführer allerdings
deutlich. Greenpeace lehnt beispielsweise die Grundschleppnetzfischerei
generell ab, während der WWF das für
das jeweilige Fanggebiet gesondert
bewertet. Für mehr Klarheit bei den
Verbrauchern sorgt diese unterschiedliche Bewertung ganz sicher nicht.
Dr. Christopher Zimmermann, vTI,
hält pauschale Bewertungen von
Fischarten oder Fangmethoden generell für problematisch. Allein für
den Kabeljau im Nordostatlantik beispielsweise gebe es 13 verschiedene
Bestände, die sich völlig unterschiedlich entwickeln. Während es den großen Beständen im Barentsmeer, um
Island und in der östlichen Ostsee
ausgezeichnet gehe, stehe es um die
kleineren Bestände z. B. in der Nordsee oder den westbritischen Gebieten sehr schlecht. Die Empfehlung,
keinen Kabeljau zu essen, sei daher
wenig hilfreich. Auch bei den Fangmethoden müsse differenziert werden.
Denn es gebe auch Gebiete, in denen
die von Greenpeace abgelehnten
Grundschleppnetze die ökologisch
beste Wahl sei. Das Bewertungsschema vom WWF hält Zimmermann
insgesamt für ausgereifter und nachvollziehbarer, kritisiert aber, dass der
WWF die zu Grunde liegenden Bewertungen nicht veröffentlicht.
Wer nicht mit einem der Einkaufsführer losziehen möchte, der
sollte sich am Bio-, Naturland- oder
Bioland-Logo orientieren oder nach
dem MSC-Siegel Ausschau halten.
So kann die weitere Entwicklung einer nachhaltigen Fischwirtschaft unterstützt werden. Bewusste Konsumenten sollten zudem beim Einkauf
immer wieder hartnäckig nachfragen,
woher der Fisch genau stammt und
so Druck auf den Handel aufbauen,
flächendeckend eine differenziertere
Als empfehlenswert stuft der WWF 2010
z. B. folgende Fische ein:
tt Alaska-Seelachs: Wild, MSC
tt Bio-Dorade: Zucht
tt Bio-Forelle: Zucht
tt Bio-Garnele: Zucht
tt Garnele: Wild, Eismeer, MSC
tt Hering: Nordost-Atlantik oder MSC
tt Kabeljau: östliche Ostsee oder MSC
tt Karpfen: Zucht
tt Bio-Lachs: Zucht oder Wildfang OstPazifik/USA
tt Alaska-Wildlachs: MSC
tt Makrele: Nord-Atlantik oder MSC
tt Bio-Pangasius: Zucht
tt Scholle: MSC
tt Seelachs: Nordost-Atlantik oder MSC
tt Weißer Thunfisch: MSC
tt Zander: Ostsee, Westeuropa oder MSC
Herkunftskennzeichnung als bisher
vorzunehmen.
Außerdem sollte die Frage erlaubt
sein: Muss es immer mehr Fisch sein?
Aus ernährungsphysiologischer Sicht
eigentlich nicht. Nach WHO-Einstufung gilt Deutschland nicht mehr als
Jodmangelgebiet, wenn auch auf niedrigem Niveau. Und die Nationale Verzehrsstudie II und eine Studie an der
Universität Rostock haben gezeigt,
dass die Jodversorgung in Deutschland hauptsächlich über jodiertes
Kochsalz, Milch und Milchprodukte
sowie Fleisch gedeckt wird. Protein
nehmen die Bundesbürger ohnehin
mehr als genug auf. Und der Bedarf
an Omega-3-Fettsäuren kann nach
Aussage des Bundesinstituts für
Risikobewertung über pflanzliche
Quellen wie Raps-, Lein- und Walnussöl sowie Leinsamen und Walnüsse gut
gedeckt werden. Ernährungs- und
umweltbewusste Verbraucher sollten
also lieber seltener und wenn dann
zu Fisch aus nachhaltiger Fischerei
greifen. Und die Ernährungsgesellschaften sollten die standardisierte
Ernährungsempfehlung, ein bis zwei
Fischmahlzeiten pro Woche zu verzehren, angesichts der Fischbestände zur
Diskussion stellen. (ul)
Quellen: S. 19
tt [1] http://fischbestaende.portal-fischerei.
de
tt www.msc.org/de
tt www.portal-fischerei.de
tt www.fischverband.de
tt www.fischinfo.de
tt www.wwf.de/fischratgeber
tt www.greenpeace.de/themen/meere/
fischerei
tt www.greenpeace.de/themen/meere/
nachrichten/artikel/supermarktranking
Knack •Punkt
13
Neues aus Wissenschaft und Praxis
Grafische Links für das mobile Internet
QR-Codes: Quadratisch, praktisch, schnell
D
ie Allgegenwärtigkeit des Internets
verbunden mit der gesteigerten
Bereitschaft, die gebotenen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung
auch zu nutzen, mag vielfach von
Skepsis begleitet sein, aufzuhalten
ist die Entwicklung aber sicher nicht.
Deshalb sind ständige Anpassungen von Informationsangeboten an
die sich ändernden Bedürfnisse von
Verbraucherinnen und Verbrauchern
erforderlich, um neue Möglichkeiten
für alle Beteiligten gewinnbringend
auszunutzen.
Mehr und mehr begegnen uns im
täglichen Leben kleine quadratische
Grafiken, die aus einem scheinbar
wirren Durcheinander von schwarzen
Klötzchen bestehen. Und doch beinhalten sie strukturierte Informationen.
Surfen mit dem Handy
Mobiles Internet auf Handy oder
Smartphone heißt vor allem: Kleiner
Bildschirm und kleine, oft unpraktische Tastatur. Manuelle Eingaben
sollten daher dem mobilen Nutzer
wenn irgend möglich erspart bleiben.
Hier besteht offenkundig ein Konflikt, denn Informationen im Internet
verbergen sich hinter oft kryptischen
und langen Adressen (den sogenannten URL´s), über deren Eingabe in die
Adressleiste des Browsers, egal ob
auf dem PC oder dem Smartphone,
die gewünschte Website aufzurufen
ist. Auch im Knack•Punkt wird oft auf
Internet-Quellen verwiesen, deren
Adressen eine beachtliche Anzahl von
Zeichen aufweisen können.
Hilfreich wäre eine Unterstützung
des mobilen Internet-Nutzers mit dem
Ziel, Texteingaben möglichst zu verMit Erscheinen von Heft 6 im Dezember 2010 hat der Knack•Punkt QRCodes als Serviceangebot für seine
Leserinnen und Leser eingeführt. Vor
allem unübersichtliche URL´s werden
künftig zusätzlich in der 2D-Codierung abgedruckt und können somit
einfach und schnell mit einem internetfähigen Mobiltelefon abgerufen
werden. Im Jahresinhaltsverzeichnis 2010, welches Heft 6/2010 beiliegt, finden sich die Adressen zum
Download der sechs PDF-Ausgaben
des Jahrgangs 2009 in Form von QRCodes.
14
Knack •Punkt
meiden, aber dennoch schnell an die
vermittelte Information zu gelangen.
Durch geschickte Kombination
von gedruckten und elektronischen
Quellen gibt es seit relativ kurzer Zeit
ein System, das nicht zuletzt auch
über den Faktor Spaß die Motivation
fördert, dargebotene Informationen
zu nutzen.
Kurz gesagt liegt die Lösung in
einer maschinenlesbaren grafischen
Textcodierung, die von der Kamera eines Smartphones erfasst und von geeigneter Software verarbeitet werden
kann. Diese Art von Informationsverarbeitung wird auch mit dem Begriff
Mobile Tagging umschrieben.
„Getarnte“ Textinformationen
Die wohl bekannteste Form von codierten Textinformationen stellen die
EAN-Strich-(Bar)codes dar, die sich
heutzutage auch auf jeder Lebensmittelverpackung finden und unter
anderem für die Kaufabwicklung mit
modernen Scannerkassen genutzt
werden. Die mittlerweile veraltete,
aber dennoch geläufige Abkürzung
steht für European Article Number,
diese wurde 2009 von der globalen
Artikelidentnummer GTIN (Global
Trade Item Number) abgelöst.
Ziel war und ist die konsistente
Verwendung von Techniken zur automatischen Identifikation und Datenerfassung. Über das Internet lassen sich
solche GTIN, ehemals EAN, abfragen.
Hierzu bietet t www.gepir.de spannende Informationen.
Neben diesen linearen Barcodes
existieren auch zweidimensionale Verschlüsselungscodes. So wird
für das elektronische Briefporto der
Data-Matrix-Code genutzt, oder der
Aztec-Code für das Online-Ticket der
Deutschen Bahn. In ihrer typischen
Anordnung von schwarzen Punkten
codieren sie umfangreiche Textinformationen. Mit ihnen kann eine wesentlich größere Textmenge als mit
einfachen Strichcodes grafisch und
maschinenlesbar aufbereitet werden.
Ein zweidimensionaler Code muss
von einem Kamerasystem erfasst und
ausgewertet werden, herkömmliche
Strichcodeleser sind nicht nutzbar.
Der QR-Code
Ein weiterer Typ der zweidimensionalen Codes begegnet uns in Form der
sogenannten QR-Codes, die seit Ende
2007 in Deutschland verwendet werden. Die Abkürzung QR steht dabei
für den Begriff Quick Response – und
der Name ist Programm. Typisch für
den QR-Code sind die Suchmuster in
drei der vier Ecken der quadratischen
Grafik, die ihn von anderen MatrixCodes unterscheiden.
Der QR-Standard regelt die Verschlüsselung von über 4.000 alphanumerischen Zeichen in einer zweidimensionalen Grafik. Jeder beliebige
Text kann mit einer entsprechenden
Encoder-Software in einen grafischen
QR-Code umgewandelt, gedruckt und
natürlich in Verbindung mit einem
entsprechenden Lesegerät wieder in
lesbaren Klartext zurückverwandelt
werden.
Der praktische Nutzen
Ein QR-Code auf einem Handzettel
oder einer Zeitschriftenseite, ja sogar
auf einer Plakatwand kann Informationen jeglicher Art enthalten: Weboder Mailadressen, Telefonnummern
oder einfache Textbotschaften.
Moderne Smartphones, die derzeit im Begriff sind, einfache Mobiltelefone als Standard abzulösen (jedes
dritte neue Mobiltelefon in 2010 war
laut Hochrechnung von BITKOM ein
Smartphone), bieten Programme zur
Decodierung und Weiterverarbeitung
der Informationen. Dank ihrer eingebauten Fotokameras fungieren sie
gleichzeitig als Erfassungssystem.
Das Mobiltelefon verbindet den
Anwender also – ein entsprechendes
Angebot in Form eines QR-Code vorausgesetzt – mit weiterführenden Informationsquellen, und das bequem,
schnell und fehlerfrei.
Grafische URL´s als Wegweiser in
das mobile Internet
Die verbreitetste Nutzung von QRCodes besteht in der Weitergabe von
komplizierten Webadressen (URL´s).
Der Anbieter erzeugt aus der KlartextFebruar 2011
Neues aus Wissenschaft und Praxis
adresse die Grafik mit Hilfe geeigneter
Software und druckt sie auf das Etikett, in den Zeitschriftenartikel oder
auf das Werbeplakat.
Möchte der Leser einen Blick auf
die angebotene Information werfen,
startet er das Erfassungsprogramm
auf seinem Mobiltelefon und richtet
die Handy-Kamera auf die QR-Grafik.
Das Programm scannt und entschlüsselt die Information: Eine Webadresse
wird an den Webbrowser des Geräts
weitergegeben, der dann die Verbindung zum Internet herstellt – dadurch
entfällt das mühevolle und fehleranfällige Abtippen der URL. Erkennt die
Software eine Telefonnummer, wird
diese der Telefonanwendung übergeben und (auf Wunsch!) eine Verbindung hergestellt. Eine Mailadresse
wiederum startet die E-Mail-Anwendung des Mobiltelefons, ein einfacher
Text wird als solcher im Display angezeigt.
Achten sollte der Anwender auf
jeden Fall auf die richtige Konfiguration der Lesesoftware: Nach dem Einlesen des QR-Codes schützt nur eine
Sicherheitsabfrage vor der ungewollten Verbindung mit einer 0190-Telefonnummer oder einer zweifelhaften
Website – denn was sich letztendlich
wirklich hinter dem Punkteraster verbirgt, kann nur das Programm entschlüsseln. Eine vom Anwender per
Tastenclick zu gebende Bestätigung
der Verarbeitung der erkannten Information schützt hier vor denkbaren bösen Überraschungen.
Die Nutzung von QR-Codes mit dem
Handy?
Nicht zuletzt wegen der großen Vielfalt
auf dem Handymarkt fällt der Einstieg
in diese faszinierende Nutzungsvariante von Mobiltelefonen nicht
ganz leicht. Handys werden je nach
Hersteller mit den verschiedensten
Betriebssystemen ausgestattet, und
selbst die einzelnen Hersteller bieten
Geräte mit unterschiedlicher Software
an. Der Markt der sogenannten Smartphones befindet sich momentan in
einer atemberaubenden Entwicklung.
Betriebssysteme wie das iOS von
Apples iPhone, Googles Android,
Symbian oder Windows Mobile sind
nur die bekanntesten Vertreter eines
sich entwickelnden Marktes. Auf den
verschiedenen Verkaufsplattformen
im Internet finden sich zahlreiche oft
auch kostenlose Barcode- oder QRCode-Scanner für fast alle Betriebssysteme.
Wer sich auf diese Spielart der
grenzenlosen Kommunikation einlassen möchte, muss lediglich eine kleine Hürde in Form einer notwendigen
Softwareinstallation auf dem genutzten Handy oder Smartphone überwinden. Iphone-Besitzer werden in Apples Appstore schnell fündig, auch der
Android-Markt bietet zahlreiche Varianten verschiedenster Scanner-Applikationen. Eine Google-Recherche
Mitte Januar 2010 ergab nach Eingabe
der beiden Begriffe „QR-Code“ und
„App“ die enorme Zahl von 2,3 Mio.
Treffern. Ist die Software bereit, steht
einer bequemen Nutzung von QR- und
anderen Codes nichts mehr im Weg.
Neues vom Lebensmittelmarkt
Jüngstes Beispiel ist das System des
Fleischproduzenten eines führenden
Lebensmitteldiscounters, der seine
Frischfleischprodukte seit kurzem
mit 2D-Codes versieht. Damit soll
die Rückverfolgung von Fleisch direkt an der Supermarkttheke ermöglicht werden. Die Werbung verspricht
„größtmögliche Transparenz bei der
Herkunft Ihrer Fleischprodukte vom
Bauernhof bis zur Verkaufsstelle“. Mit
einer entsprechenden Applikation auf
dem Smartphone lassen sich damit
umfangreiche Informationen zur Herkunft des Produkts abfragen.
Ausblick
Diesen Ansatz kann man noch vertiefen: Mit Hilfe von QR-Codes können
bis zu 4.296 Zeichen verschlüsselt
werden – jede Menge Platz, um all die
Informationen, die Verbraucher sich
zusätzlich zu den gesetzlichen Vorgaben über ein Lebensmittel wünschen,
darin unterzubringen. (Noch) zu viel
Viele der angebotenen Scanner-Programme bieten einen für Verbraucher durchaus lohnenden Nebenaspekt. So wird nämlich auf Wunsch nach dem Scannen eines EAN-Strichcodes eine Verbindung zum Internet aufgebaut und das gescannte
Produkt ausfindig gemacht. Je nach Güte der verwendeten Software, wobei auch
Gratisprogramme hier oft Hervorragendes leisten, erhält der Nutzer eine Auflistung von Anbietern des gescannten Artikels, natürlich mit den dazugehörigen
Preisen. So kann direkt am Verkaufsregal auf komfortable Weise der Preis eines
angebotenen Produkts verglichen werden – für ein eventuelles Verkaufsgespräch
oft eine gute Argumentationshilfe.
Februar 2011
Mehrseitige Informationen zu Fleischprodukten bietet die iPhone-App FTrace
für ein heutiges Mobiltelefon, aber
das Grafik-Kästchen, auf dem Preisschild am Regal angebracht, könnte
auch mit einem im Supermarkt bereitgestellten Scanner gelesen werden –
ohne Internet-Verbindungskosten und
ohne Funklöcher.
Ob nun mit dem eigenen Smartphone oder einem im Einkaufsmarkt
bereitgestellten Handscanner: Die
Zeiten, in denen Hersteller und Handel den mangelnden Platz auf der
Verpackung beklagen und als Grund
für eine oft unzureichende Information der Verbraucher anführen, könnten schon recht bald der Vergangenheit angehören. QR-Codes mit ihrem
Spektrum an möglichen Nutzungskonzepten ermöglichen eine optimierte Kundeninformation direkt am
Einkaufsregal. Verbraucherinnen und
Verbraucher sollten den Bedarf an zusätzlichem Informationsservice durch
reichliche Nutzung der bisher schon
vorhandenen Angebote von allen Anbietern einfordern. (vc)
Quellen: Smartphones erobern den
Massenmarkt. PM Bundesverband
Informationswirtschaft, Telekommunikation
und neue Medien e. V. – www.bitkom.org/de/
presse/64255_62420.aspx
t www.bitkom.org/de/
presse/64255_62420.aspx
t www.gepir.de
tt www.ftrace.de
Knack •Punkt
15
Neues aus Wissenschaft und Praxis
BUND-Nanodatenbank
Nano-Produkte im Alltag
Z
ahlreiche Alltagsprodukte – auch
Lebensmittel und Bedarfsgegenstände – enthalten bereits Nanomaterialien (s. Knack•Punkt 4/2007, S. 11ff).
Bisher gibt es keine Verpflichtung
zur Kennzeichnung, so dass sie für
Verbraucherinnen und Verbraucher
schwer zu erkennen sind. Die Verbraucherzentralen setzen sich für
staatliche Zulassung, Registrierung
und eine Kennzeichnungspflicht ein.
In den USA gibt es seit vielen Jahren
eine nichtstaatliche Datenbank [1],
sie basiert auf Marktbeobachtung und
Herstellerangaben.
Bessere Übersicht für deutsche Verbraucher soll jetzt die neue NanoDatenbank des BUND schaffen. Bisher sind rund 200 in Deutschland
verfügbare Produkte verzeichnet, die
laut Anbieter Nanomaterialien enthalten. Weitere Produkte sollen folgen.
Die Datenbank kann nach Hersteller,
Anwendungsbereich und enthaltenen
Nanomaterialien durchsucht werden.
Konnten anhand der Anbieterangaben Rückschlüsse auf die enthaltenen
Nanomaterialien gezogen werden,
wurde dies ebenso wie Hinweise der
Anbieter zur Sicherheit und zur si-
Zulassungen zurückgezogen oder verweigert
Schlechte Zeiten für Diätpillen
B
ereits Anfang 2010 wurde das
verschreibungspflichtige Schlankheitsmittel Sibutramin (Reductil®) (s.
Knack•Punkt 2/2010, S. 3) in Europa
vom Markt genommen, nachdem die
Europäische Arzneibehörde EMA aufgrund des schlechten Risiko-NutzenVerhältnisses das Ruhen der Zulassung empfohlen hatte. Inzwischen ist
Sibutramin praktisch weltweit vom
Markt genommen, zuletzt im Oktober
in den USA.
Im Herbst 2010 hatte die US-amerikanische Arzneibehörde FDA (Food
and Drug Administration) zwei weiteren Diätpillen eine Absage erteilt:
Lorcaserin (Arena Pharmaceuticals)
und der Kombination aus Diphentermin/Topiramat (Qnexa®) wurde die
Zulassung verweigert. Beim Appetitzügler Lorcaserin fehlen noch immer
die abschließenden Studienergebnisse. Außerdem liegen aus Tierexperimenten Hinweise auf ein erhöhtes
Brustkrebs-Risiko durch das Diätmedikament vor.
Qnexa® hat sich in Studien zwar als
doppelt so wirksam erwiesen wie
Sibutramin oder Lorcaserin, die Gewichtsreduktion liegt im Schnitt bei
10 %. Allerdings sind die möglichen
Nebenwirkungen der beiden, einzeln
zugelassenen Wirkstoffe erheblich:
Phentermin (Appetitzügler) erhöht
die Herzfrequenz, Topiramat (stark
gewichtsreduzierendes Antiepileptikum, in Deutschland seit den 1970er
Jahren nicht mehr zugelassen) kann
Konzentration und Gedächtnis beeinträchtigen, das Suizidrisiko erhöhen,
eine metabolische Azidose und Nierensteine verursachen und steht im Verdacht erbgutschädigend (teratogen)
zu sein. Trotzdem hofft der Hersteller
noch auf eine Zulassung in 2011.
Bereits vor drei Jahren wurde der
Wirkstoff Rimonabant (Acomplia®)
wegen eines erhöhten Suizidrisikos
vom Markt genommen (s. Knack•Punkt
5/2007, S. 3). Derzeit ist zur medikamentösen Gewichtsreduktion nur
noch der Wirkstoff Orlistat (Xenical®,
Alli®) erhältlich, dessen Nebenwirkungen in der Regel eher unangenehmer
Art (Steatorrhoe) sind. Allerdings berichtete die FDA im August 2009 von
insgesamt 32 Fällen ernsthafter Leberschäden während der Einnahme des
cheren Anwendung in die Datenbank
aufgenommen. Die Datenbank soll
kontinuierlich aktualisiert und erweitert werden. Dabei setzt der BUND auf
die Mithilfe von Verbrauchern. Weitere
Produkte, aber auch Fehler in der Datenbank, können gemeldet werden.
Für den europäischen Markt gibt
es eine ähnliche Datenbank der europäischen Verbraucherorganisation
BEUC. Unter dem Punkt „Health &
Fitness“ finden sich beispielsweise
diverse Nahrungsergänzungsmittel.
Die Verwendung von Nanomaterialien
in Lebensmitteln lehnen die Verbraucherzentralen ab. (AC)
[1] t www.nanotechproject.org
tt www.bund.net/nanodatenbank
tt www.beuc.eu/beucnoframe/
Common/OpenFile.asp
tt www.vz-nrw.de/nano
Wirkstoffs in den letzten 10 Jahren.
Nach FDA-Angaben können die Produkte (zunächst) ohne Einschränkungen weiter nach Vorschrift genommen
werden. Als Symptome für die Leberschädigungen werden Gelbsucht, allgemeine Schwäche und Bauch-/Unterleibsschmerzen genannt.
Im Dezember 2010 beriet die
FDA über ein weiteres Diätmedikament: Contrave®, eine Kombination
aus Bupropion (Anti-Depressivum)
und Naltrexon (Opioidantagonist zum
Einsatz bei Opioid- oder Alkoholentwöhnungen). Auch hier gibt es Sicherheitsbedenken, Naltrexon kann den
Blutdruck erhöhen und hat dosisabhängig das Risiko von epileptischen
Anfällen erhöht. Bei Bupropion muss
wie bei allen Antidepressiva in der
Fachinformation vor einer erhöhten
Suizidalität gewarnt werden. Trotz dieser Bedenken haben sich die externen
Gutachter der FDA für eine Zulassung
von Contrave® ausgesprochen, die
Entscheidung sollte Ende Januar fallen. Allerdings ist die gewichtsreduzierende Wirkung nicht sehr groß, in
den klinischen Studien betrug sie gerade 4,2 % nach 56 Wochen. Bei 35 %
der Studienteilnehmer wurden die geforderten 5 % erreicht. Für eine Zulassung könnten noch weitere Studien
nötig sein, in denen die kardiovaskuläre Unbedenklichkeit des Medikaments belegt werden müsste. (AC)
Quellen: www.aerzteblatt.de/nachrichten/43304 vom 29.10.10 w http://invest.arenapharm.com/
releasedetail.cfm?ReleaseID=521977 vom 23.10.10 w www.fda.gov/NewsEvents/Newsroom/
PressAnnouncements/ucm180057.htm vom 24.08.09 w www.fda.gov, eingesehen am
10.11.10 w www.aerzteblatt.de/nachrichten/43847 vom 08.12.10
16
Knack •Punkt
Februar 2011
Neues aus Wissenschaft und Praxis
Wertschätzung von Lebensmitteln
Reste verwerten statt in den Müll
H
aben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie viele
Lebensmittel(reste) in Ihrem Haushalt
im Müll landen: mehr oder weniger
genießbare Küchenabfälle aus der
Vorbereitung von Obst, Gemüse und
Fleisch, Teller- und Tischreste, Verdorbenes aus Kühlschrank und Keller bis
hin zu Lebensmitteln, die wegen eines
abgelaufenen Mindesthaltbarkeits(MHD) oder Verzehrsdatums im Müll
entsorgt werden?
Möchten Sie Ihr persönliches
Lebensmittelmüllaufkommen genauer ermitteln? Eine englischsprachige Tagebuchvorlage dazu bietet die
britische Initiative „Love Food, Hate
Waste“ auf ihrer Homepage. In Tabellenform können Sie pro Mahlzeit
notieren, wie viel Sie von welchen
Lebensmitteln aus welchen Gründen
wie/wo entsorgt haben. Die Website
informiert auch darüber, wie Lebensmittelmüll im Haushalt vermieden
werden kann. Und das ist erstaunlich
viel: In Großbritannien wandern jedes
Jahr 8,3 Mio. Tonnen Lebensmittel aus
den Privathaushalten in den Müll. Das
meiste davon wäre noch essbar.
Die beiden Hauptgründe für diesen überflüssigen Müll: Es wird zu
viel zubereitet (2,2 Mio Tonnen) und
es wird nicht rechtzeitig genug aufgebraucht (2,9 Mio. Tonnen). Die jährlichen Kosten belaufen sich auf 480
GBP (ca. 565 €) für den Durchschnittshaushalt und 680 GBP (ca. 800 €) für
Haushalte mit Kindern.
Für die USA wird in einer Studie
aus 2010 geschätzt, dass 27 % des
genießbaren Essens im Jahr 1995 im
Müll landeten.
Für Österreich beschäftigt sich
das Institut für Abfallwirtschaft
der Universität für Bodenkultur,
Wien (BOKU) schon seit einigen Jahren
mit dem Thema Lebensmittelmüll. Mit
Hilfe von Müllsortieranalysen konnte
ein Überblick über die Abfallmengen,
die Zusammensetzung (z. B. originale oder angebrochene Lebensmittel),
die Entsorgungsgründe (z. B. abgelaufenes MHD) sowie deren monetären
Wert gewonnen werden. So ergab eine
Analyse des Restmülls in 226 Einfamilienhäusern im Bundesland Salzburg
in 2007, dass der Wert der entsorgten
originalen und angebrochenen Lebensmitteln durchschnittlich 227 €
pro Haushalt und Jahr beträgt. Speise- und Zubereitungsreste sind hier
noch nicht inbegriffen, ebenso nicht
die Lebensmittel(reste), die über den
Biomüll, den eigenen Komposter oder
durch Verfütterung an Haustiere entsorgt wurden.
Aufschluss über die Zusammensetzung der weggeworfenen Lebensmittel gab 2009 eine Untersuchung in
Oberösterreich. Danach machen Speisereste nur 14 % des Lebensmittelabfalls aus, während originale Lebensmittel oder originale Verpackungen
zusammen auf 33 % und angebrochene Lebensmittel oder –verpackungen
auf 49 % kommen. Die Zusammensetzung nach Lebensmittelgruppen zeigt
Abb. 1. Den größten Anteil machen
Gemüse, Brot und Gebäck, Süß- und
Backwaren sowie Fleisch aus.
In einer weiteren
Untersuchung wurde den Gründen
für die Entsorgung
nachgegangen.
In 30 Haushalten
wurden die Lebensmittelabfälle über
einen Zeitraum von
vier Wochen protokolliert: 41 % der
Lebensmittel wurden aufgrund von
„übermäßigen Warenzugängen“ entsorgt. Mit anderen
Worten: Es wurde
Abb. 1: Zusammensetzung der Lebensmittel und Speisereste in Oberösterreich, zu viel eingekauft,
Quelle: Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur, Wien.
und der Überblick
Februar 2011
über die Vorräte ging verloren. 38 %
der vernichteten Lebensmittel sind
aufgrund individueller Vorstellungen
von Frische und Geschmack oder
mangelnder Bereitschaft, dasselbe
öfters zu essen, weggeworfen worden.
Falsche Lagerung machte nur 3 % der
entsorgten Lebensmittel aus.
Nun auch Thema in Deutschland
Bei uns hat die Politik das Thema der
Lebensmittelvernichtung aktuell aufgegriffen. Es geht aber nicht nur um
Lebensmittel im Haushaltsmüll, sondern auch um Lebensmittelvernichtung in der Wertschöpfungskette, wie
etwa das Unterpflügen von Salat, der
nicht gewinnbringend am Markt abgesetzt werden kann, oder um Lebensmittelabfälle, die in Verarbeitung,
Handwerk, Industrie, Handel und Gastronomie anfallen.
Wie hoch die „Lebensmittelverluste“ von der Erzeugung bis zum
Konsum in den verschiedenen Bereichen sind, ist bis heute nicht bekannt
– es liegen keine gesicherten Daten
für Deutschland vor. Laut Bundesverbraucherschutzministerin Aigner landen in Deutschland schätzungsweise
20 Mio. Tonnen Lebensmittel im Müll.
Im Dezember 2010 hat NRWVerbraucherminister Johannes Remmel Vertreter aus Politik, Wirtschaft,
Wissenschaft, Wohlfahrtspflege und
Verbraucherverbänden zu einem
Runden Tisch eingeladen. Die Beteiligten – darunter auch die Verbraucherzentrale NRW – vereinbarten in
einem ersten Schritt die Datenbasis
und den Status Quo zur Lebensmittelvernichtung mit Hilfe eines Forschungsprojektes über die gesamte
Wertschöpfungskette zu erheben. In
einem zweiten Schritt sollen Ursachen
analysiert und Lösungen zur Eindämmung der Lebensmittelvernichtung
entwickelt und umgesetzt werden.
Was können Verbraucherinnen und
Verbraucher tun?
Bei optimaler Speisenplanung einschließlich Einkauf, Lagerung und
Resteverwertung lässt sich der individuelle Essens-Müll erheblich reduzieren. Damit können Ressourcen
geschont, Klima und Umwelt weniger
belastet und schließlich auch noch
Geld gespart werden. Tipps für ein
„rest-loses“ Genießen gibt der neue
Ratgeber „Kreative Resteküche“ der
Verbraucherzentrale NRW, den wir
auf S. 18 vorstellen. (mf)
Quellen: S. 19
Knack •Punkt
17
Bücher und Medien
Verbraucherzentrale NRW
Kreative Resteküche
I
n welchem Haushalt kommt es nicht
vor: Obst oder Gemüse haben die besten Tage hinter sich, im Kühlschrank ist
ein Rest Crème fraîche in die hinterste
Ecke gerutscht und muss nun schnell
verbraucht werden, vom Vortag ist noch
eine Portion Nudeln übrig, im Vorratsschrank finden sich Dosen und Tüten mit
fast abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum. Der Weg in den Müll ist dafür zu
schade und zu teuer. Es geht auch anders: Auf 230 Seiten zeigt die „Kreative
Resteküche“, wie bedarfsgerecht eingekauft, mit Köpfchen bevorratet und mit
Kreativität und ein bisschen Mut übrig
gebliebene Reste zu leckeren Gerichten
verarbeitet werden können. Dabei geht
der Ratgeber ganz praktisch vor und
bietet verschiedene Ansätze zum Nachschlagen: „Einfach – schnell – günstig“.
Im ersten, allgemeinen Teil gibt
es Basisinformationen rund um`s Kochen mit Resten. Es werden übliche
Portionsmengen vorgestellt, Tipps
J. Feyder
zum Aufwärmen geaustauscht – so wie
geben und in einer
es eben vorkommt,
Tabelle präsentiert,
wenn man Reste verzu welchen Gemübrauchen möchte.
searten, Fleisch und
Schließlich zeiFischsorten welche
gen viele Tipps, wie
Gewürze passen.
bei Einkauf und VorEine große Resratshaltung Zeit und
teverwertungstabelGeld gespart und
le schließt sich an.
überflüssige Reste
Sie enthält Tipps für
durch kluge Planung
die schnelle Verwervermieden werden
tung der am häukönnen. Im Anhang
figsten anfallenden
finden sich ein SaiReste. Die Tabelle ist
sonkalender für Obst
unterteilt nach Leund Gemüse sowie
bensmittelgruppen
ein Reste- und ein
und innerhalb dieser Verbraucherzentrale NRW e. V.: Kreative Rezeptregister.
Resteküche. Einfach – schnell – günstig,
alphabetisch geglie- 230 Seiten, 9,90 €. Bestellung: Verbraudert, zeigt Möglich- cherzentrale NRW e. V., Versandservice, Ein Ratgeber, der
keiten der „Ruck- Aderstr. 78, 40215 Düsseldorf, www.vz- selbst weniger geratgeber.de, [email protected]
Zuck-Ver wer tung“
übte Köchinnen und
auf und enthält Verweise auf den Re- Köche motiviert, aus Resten leckere
zeptteil des Buches. Die über 80 Re- Gerichte zu zaubern. Gleichzeitig laszepte gelingen auch, wenn man sich sen sich nicht nur Ressourcen und
nicht auf das Gramm genau an die Zu- Umwelt, sondern auch der eigene
tatenliste hält bzw. einzelne Zutaten Geldbeutel schonen. (mf)
den Verlust an landwirtschaftlicher
Fläche durch Klimawandel und andeMordshunger
re Gründe ein. Gegenstand des dritten
er Hunger in der Welt ist auf viele Abschnitts sind die wichtigsten AkUrsachen zurückzuführen, und teure und ihre Rolle in der Entwicklung
seine Bekämpfung kann nur erfolg- zur derzeitigen Situation: EU, USA,
reich sein, wenn viele Maßnahmen in- die Schwellenländer, Agrotreibstoffe,
einander greifen. Der Autor – tätig in Biotechnologien, transnationale Unverschiedenen leitenden Funktionen ternehmen, land grabbing (Landanbei WHO, WTO und UNCTAT (Vereinte eignung) in Afrika und schließlich die
Nationen für Handel und Entwick- Rolle von Nichtregierungsorganisatiolung) – hat sich dieses Themas aus- nen und Bauernverbänden.
In den Schlussfolgeführlich und systemarungen wird nochmals
tisch angenommen.
deutlich, wie sehr,
Zunächst stellt
trotz aller Solidarier das Ausmaß der
tätsbekundungen,
Ernährungskrise dar
das wirtschaftliche
und geht ihren GrünStreben der Indusden nach: Vernachlästrieländer bisher zu
sigung der LandwirtLasten der Entwickschaft, Finanzkrise,
lungsländer geht und
Entwicklungsund
dass ein politisches
Handelspolitik, unUmdenken auf allen
fairer
Wettbewerb
Ebenen erforderlich
auf dem Weltmarkt
ist. Jean-Claude Junu. a. Im zweiten Teil
cker mahnt in seiwendet sich Feyder
nem Vorwort, dass
den Lösungsmöglichdie Industrienationen
keiten zu. Er nimmt
unabhängig von ihrer
Stellung zum Recht
moralischen Verantauf Nahrung, dem Zuwortung auch aus reigang zu Boden oder
Jean Feyder: Mordshunger – Wer profider
nachhaltigen tiert vom Elend der armen Länder, 336 nem Eigennutz sich
Landwirtschaft. Da- S., Westend-Verlag, Frankfurt 2010, um eine faire Entwicklung der armen
bei geht er auch auf ISBN 978-3-938060-53-7, 24,95 €
D
18
Knack •Punkt
Länder kümmern müssten und warnt
vor einer interkontinentalen Bevölkerungswanderung in Richtung der reichen Länder. (mf)
N. Gasteiger
Der Konsument –
Verbraucherbilder in Werbung, Konsumkritik und Verbraucherschutz 1945-1989
D
er Verbraucher ist die Schlüsselfigur der modernen Konsumgesellschaft. Der Autor analysiert die
verschiedenen Theorien und Modelle
über Konsumenten und Konsum zwischen 1945 und 1989. So ist die Definition des „Verbrauchers“ je nach
Sichtweise eine völlig unterschiedliche, an der sich nicht nur Psychologen, Soziologen und Ökonomen
beteiligten, sondern auch Marktforscher, Werbeexperten und Verbraucherschützer. Diese wechselnden Betrachtungsweisen, teilweise geradezu
Paradigmenwechsel, hatten Folgen
für die Gesellschaft und vor allem Einfluss auf Marktforschung, Werbung,
Marketingtheorien, Konsumkritik und
Verbraucherschutz. (AC)
Nepomuk Gasteiger: Der Konsument – Verbraucherbilder in Werbung, Konsumkritik und Verbraucherschutz 1945-1989, 291 Seiten, Campus
Verlag Frankfurt 2010, ISBN 978-3-593-39161-8,
34,90 €
Februar 2011
Bücher und Medien
Quellenverzeichnis
R.H. Thaler und C.R. Sunstein
„Fisch in Not“, S. 10ff
Nudge – Wie man kluge
Entscheidungen anstößt
w w w.g re e n p ea ce .d e / f i l ea d m i n / g p d / u s e r _
upload/themen/meere/Hintergrundpapier_
Supermarktranking_IV_16.12.10.pdf  w  Clausen
A: Retter in der Not? Fisch aus Aquakulturen.
KnackPunkt (4), 10-3, 2009 w Zucco C: Fisch - Wie
ökologisch sind Öko-Label? Vortrag UGB-Tagung,
Gießen, 17.05.08 w Hilge V: Fisch aus Fang und
Kultur – ein Nahrungsmittel mit Zukunft. 9.
DGE-BW-Forum Fisch, Universität Hohenheim,
25.03.10  w  www.edeka.de/EDEKA/Content/
Presse/Spezial/Fischerei/index.jsp,
www.rewe.
de/index.php?id=msch-fischerei-siegel-1,
www.
norma24.de/_a_/_sortiment_/_transparente-fi
scherei_/?PHPSESSID=8ecpm8ti097vaf939a8a
r3epi3, www.fjordkrone.de, www.bio-siegel.de/
unternehmensportraets/uebersicht/deutsche-seegmbh, alle eingesehen am 15.11.10 w Tel. Auskünfte
von G. Geltinger (MSC), F. König (WWF), Dr. Welling
(vTI), alle Nov. 2010 w Pers. Mitt. Dr. M. Keller, FischInformationszentrum vom 18.11.10 w Pers. Mitt.
Dr. C. Zimmermann, vTI, vom 24.11.10 w Stiftung
Warentest: Nachhaltig gefangener Fisch: Seit
10 Jahren mit MSC-Siegel, 23.04.2010, www.
test.de/themen/essen-trinken/meldung/
Nachhaltig-gefangener-Fisch-Seit-10-Jahrenmit-MSC-Siegel-1859896-2859896/ (eingesehen
am 15.11.10) w Stiftung Warentest: Ratgeber
Fischkauf: Arten schützen, Qualität erkennen,
02.11.10
www.test.de/themen/essen-trinken/
meldung/Ratgeber-Fischkauf-Arten-schuetzenQualitaet-erkennen-1746195-2746195/ (eingesehen
am
15.11.10) w http://ec.europa.eu/research/
research-eu/62/article_6226_de.html  w  http://
ec.europa.eu/fisheries/reform/index_de.htm (alle
eingesehen am 16.11.10) w Hampel R: Jodgehalt von
Getränken in Deutschland. Ernährungs-Umschau
(2): 73-7, 2010 w Ueberschär B: Fischkonsum
im Einklang mit der Ökologie. VFEDaktuell
(117), 7-11, 2010 w Stamer A: Ökologische
Aquakultur. Der kritische Agrarbericht 2010, S.
94-8 w Lasner T et al.: Marktanalyse für ökologische
Aquakulturerzeugnisse, www.orgprints.org/17160
(eingesehen
am
23.11.10) w www.msc.org/
where-to-buy/msc-labelled-seafood-in-shopsand-restaurants/germany
(eingesehen
am
16.11.10) w  www.verbraucherzentrale-bremen.de/
themen/ernaehrung/fischkennzeichnung.html
(eingesehen am 15.11.2010), www.wwf.de/themen/
meere-kuesten/fischerei-und-fischzucht/fischerei/
beifang/beifangrechner,
http://whqlibdoc.who.
int/publications/2004/9241592001.pdf, www.bfr.
bund.de/cm/208/muessen_fischverzehrer_ihre_
ernaehrung_durch_fischoel_kapseln_ergaenzen.
pdf (alle eingesehen am 17.1.11)
M
it einem „Nudge“ – einem kleinen
Schubs – Menschen dazu bringen, das
Richtige zu tun, richtige Entscheidungen zu
treffen, das ist der neue Ansatz der Verhaltensökonomie. Da sich Menschen in der Regel nicht rational verhalten, sondern häufig
aus dem Bauch heraus entscheiden, muss
man sie mit einer Portion List dazu bringen,
vernünftig zu handeln. Die Autoren sind davon überzeugt: „Ein Entscheidungsarchitekt
kann Entscheidungsfreiheit gewähren und
dennoch Menschen in eine bestimmte Richtung schubsen und damit ihr Leben verbessern.“ Anschaulich und unterhaltsam präsentieren sie Ideen und Tricks, die helfen
können, Verbraucher in ein umweltbewusstes Leben zu „drängen“ oder sie animieren,
sich gesund zu ernähren. (AC)
Fisch-Informationszentrum e.V. und
Verlag ZeitBild Wissen
Ist das Fischstäbchen noch
zu retten?
D
ie neue kostenlos erhältliche Broschüre „Fischkonsum und Nachhaltigkeit“ knüpft – passend zu unserem Schwerpunkt-Artikel – an aktuelle
Debatten an. Es handelt sich um didaktisch ausgearbeitete Unterrichtsund Lernmaterialien (35 Seiten) für
Fisch-Informationszentrum (FIZ) e. V. – Sandra Kess – Große Elbstraße 133 – 22767 Hamburg. Tel.: 040 / 389 25 97.
Fax: 040 / 389 85 54. E-Mail: [email protected]
tt www.zeitbild.de/2011/01/06/fischkonsum-undnachhaltigkeit
Februar 2011
Richard H. Thaler, Cass R. Sunstein:
Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, 390 S., Ullstein Taschenbuch Berlin 2011, ISBN 978-3-54837366-9, 9,95 €
Schüler/-innen etwa der Klassen 9 bis
10. Sie lassen sich im Fach Biologie,
aber auch im Politik- und Sozialkundeunterricht, oder fächerübergreifend
bzw. in Themenwochen einsetzen.
Wichtig für Lehrkräfte ist, dass es
sich z. T. um interessensgeleitete Fachinformationen handelt mit manchmal
problemverkürzenden, zumindest verharmlosenden Bewertungen. So wird
nicht dargestellt, dass die Fangquoten
teilweise erheblich von den Empfehlungen der Wissenschaftler abweichen, es wird nicht hinsichtlich Regionen oder Fischarten differenziert. Das
Kapitel „Welcher Einkaufs-Typ sind
Sie“ gibt bereits eine Beurteilung vor
und erschwert damit die im Unterricht
geforderte eigene Urteilsbildung der
Schüler/-innen. Materialien zur Beurteilung von Nachhaltigkeitssiegeln
wie etwa MSC fehlen.
Das Material ist methodisch recht
gut aufbereitet, anschaulich und altersgerecht. Der Arbeitsteil ermöglicht
eine überwiegend sachgerechte und
ebenfalls anschauliche Bearbeitung
in Einzel- oder Partnerarbeit. Am
Ende finden sich Lösungen für die
Lückentexte, Kreuzworträtsel usw. Es
werden vor allem die Anforderungsbereiche der Erarbeitung von Wissen
(Reproduktion) und ihre Anwendung
abgedeckt. Ob das Material einen
„handlungsorientierten Unterricht“
unterstützt, sei dahingestellt. Die
Broschüre steht auch im Internet zum
kostenlosen Download (21 MB) zur
Verfügung. (Boe)
„Reste verwerten statt in den Müll“, S. 17
www.boku.ac.at  w  www.lovefoodhatewaste.
com w www.wrap.org.uk w Cuéllar
AD,
Webber
ME: Wasted Food, Wasted Energy: The Embedded
Energy in Food Waste in the United States, in:
Environ. Sci. Technol. 44, 6464-9, 2010 w Bernhofer
V: Monetäre Bewertung von Lebensmittelabfällen
im
Restmüll
aus
Konsumentensicht
im
Untersuchungsgebiet Salzburg, Diplomarbeit,
Wien, Mai 2009 w Selzer MM: Die Entsorgung
von Lebensmitteln in Haushalten: Ursachen –
Flüsse- Zusammenhänge, Diplomarbeit, Wien,
Januar 2010 w Amt der oberösterreichischen
Landesregierung: Abfallbericht 2008 w Saarbrücker
Zeitung: Aigner kritisiert vorschnelles Wegwerfen
von Lebensmitteln, Beitrag vom 21.12.10 w MKULNV:
PM vom 17.12.10: Remmel fordert: „Neue
Wertschätzung für Lebensmittel“
Abbildungsnachweis:
Titelbild: Angela Clausen
S. 4 unten links: Landesvereinigung der
Milchwirtschaft NRW e. V., S. 5 unten: DAK/Schläger,
S. 6: Verbraucherzentrale NRW, S. 9: Türkischer
Elternverein, Düsseldorf, S. 10 oben: Alexander
Hauk/bayern-nachrichten.de/pixelio.de, S. 10
unten/S. 11 oben: Fisch-Informationszentrum e. V.,
Hamburg, S. 11 unten/S. 13: Angela Clausen, S. 16:
AOK-Bilderservice, S. 17: Land Oberösterreich, Amt
der Oö. Landesregierung, Direktion Umwelt und
Wasserwirtschaft, Abteilung Umweltschutz, Linz
Knack •Punkt
19
Internet
World Wide Web
Interessantes im Netz
Te r m i n e
• Bundesweit • 07. März 2011 – Tag der gesunden Ernährung – www.vfed.de
• Bonn • 14. März 2011 – DGE-Seminar: Fehl- und Mangelernährung – Prävention und Therapie ernährungsmitbedingter Krankheiten – www.dge.de (t Menü t
Fortbildung t Seminare) • Bundesweit • 15. März 2011 – Weltverbrauchertag
– www.vzbv.de • Wiesbaden • 17./18. März 2011 – Deutscher Lebensmittelrechtstag – www.wrp.de/termine/pdf/27.pdf • Potsdam • 16.-18. März 2011
– 48. wissenschaftlicher Kongress der DGE: Ernährungswissenschaft - Vom Experiment zur Praxis. Anmeldungen: 1. Januar bis 8. März 2011 – www.dge.de/wk48
• Weltweit • 22. März 2011 – Weltwassertag – www.vdg-online.de • Berlin • 26./27. März 2011 – Internationale Vitalkostmesse – www.rohvolution.de
• Bonn • 28. März 2011 – DGE-Auffrischungsseminar zur Aktualisierung und
Vertiefung des Fachwissens – www.dge.de (t Menü t Fortbildung t Seminare) • Bonn • 6. April 2011 – Intensivseminar „Nachhaltiges Management“ –
www.ifnm.net/images/stories/Flyer_ifnm_Intensivseminar.pdf • München •
13./14. April 2011 – Corporate Health Convention – 2. Europäische Fachmesse
für betriebliche Gesundheitsförderung und Demografie – www.corporate-healthconvention.com • Bonn • 3. Mai 2011 – DGE-Seminar: Ernährungswissen aus
dem Internet – Effektives Recherchieren für Ernährungsfachkräfte – www.dge.de
(t Menü t Fortbildung t Seminare) • Gießen • 6./7. Mai 2011 – Ernährung
aktuell – 30 Jahre UGB, Jubiläums-Tagung – www.ugb.de/tagung • Gießen •
13. Mai 2011 – VDOE-Jahrestagung „Rund um den Globus – Ernährung und Oecotrophologie international“ – www.vdoe.de/jahrestagung • Kiel • 19./20. Mai
2011 – Gemeinsames Symposium von DGL, DGE, GDL: Funktionelle Lebensmittel
– www.dlg.org/functionalfood • Köln • 20./21. Mai 2011 – Leichter abnehmen
mit der richtigen Bewegung – Motivationsansätze zur Bewegung für Übergewichtige (Fortbildung für Multiplikatoren) – https://dienste1.stadt-koeln.de/vhs/index.
php?page=Kursinfo&kc=155700 • Bonn • 24./25. Mai 2011 – DGE-Seminar:
Kinderernährung - „Zwischen DONALD und McDonald's“ – www.dge.de (t Menü
t Fortbildung t Seminare)
Die Partner der Arbeitsgemeinschaft „Kooperation Verbraucherinformation im
Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“ im Internet:
• AOK Nordwest t www.aok.de/nordwest
• AOK Rheinland/Hamburg t www.aok.de/rheinland-hamburg
Etikettenschwindel im Supermarkt (Handy-geeignet)
www.vz-nrw.de/
etikettenschwindel-mobil
Gesundheitsinformation Spezial: Laktose-Intoleranz mit Merkblatt, Einkaufstipps und Calcium-Rechner
www.gesundheitsinformation.
de/ernaehrung.644.56.de.html
Gesund essen trotz Hartz IV
www.was-wir-essen.de/gesund/
preiswert.php
Online-Recherchesystem für medizinische Labortests für Patienten und Ärzte
mit praxisrelevanten Informationen von der Bedeutung jedes
Tests bis hin zu speziellen Fragen
www.labtestonline.de
BfR: Fragen und Antworten zu
Pflanzenschutzmittel-Rückständen in Lebensmitteln
www.bfr.bund.de/cd/8823
BfR: Fragen und Antworten zu
Dioxinen in Lebensmitteln
www.bfr.bund.de/cd/53704
BfR-Abschlussbericht „Umweltkontaminanten in Lebensmitteln“
www.bfr.bund.de/
cm/238/aufnahme_von_
umweltkontaminanten_ueber_
lebensmittel.pdf
• Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. t www.milch-nrw.de
• Landwirtschaftskammer NRW t www.landwirtschaftskammer.de
• Rheinischer LandFrauenverband e. V. t www.rheinische-landfrauen.de
• Westfälisch-Lippischer Landfrauenverband e. V. t www.wllv.de
• STADT UND LAND e. V. t www.stadtundland-nrw.de
Marktinformationen der Landwirtschaftskammer NordrheinWestfalen
www.agrarmarkt-nrw.de
• Universität Paderborn, Ernährung und Verbraucherbildung
t http://dsg.uni-paderborn.de
• Verbraucherzentrale NRW e. V. t www.verbraucherzentrale-nrw.de
20
Knack •Punkt
August 2009
Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
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