Komponieren zwischen Himmel und Erde

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Komponieren zwischen Himmel und Erde
Ein Gespräch mit dem Deutschlandstipendiaten Max-Lukas
Hundelshausen
mütterlichen Topfset bis zum eigenen Schlagzeug reichte die erste Etappe
des heute 22-jährigen Komponisten. Mit sechs schrieb er erste eigene Melodien und hörte seither nicht mehr auf, Musik zu machen. Sein Deutschlandstipendium brachte den angehenden Detmolder Tonmeister mit dem Musikinstrumente-Hersteller Yamaha zusammen. Entstanden ist eine interessante
Forschungsidee. Ein Gespräch mit einem, der für die Musik lebt.
Deutschlandstipendiat Max-Lukas Hundelshausen | Foto: Dirk Schelpmeier © 2014
Herr Hundelshausen, Sie studieren Musikübertragung mit Hauptfach
Komposition am Erich-Thienhaus-Institut der Hochschule für Musik in
Detmold, waren Jungstudent am Detmolder Hochbegabtenzentrum,
haben mehrmals den Bundeswettbewerb Komposition gewonnen,
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Los gegangen ist es mit Krach, sagt Max-Lukas Hundelshausen. Vom groß-
waren als Musikclipregisseur erfolgreich und sind als Sounddesigner
aktiv. Wie sah Ihr Weg zur Musik aus?
Forsch! (lacht) Am Anfang war es der Rhythmus, das Trommeln. Da musste
das Topfset meiner Großmutter herhalten. Ich fand das wunderbar, sie hielt
es vermutlich eher für Krach. Mit vier Jahren hatte ich das erste Mal Schlagzeugunterricht. Allerdings gab mein Lehrer schon nach wenigen Stunden
vollkommen entnervt auf, weil ich jedes Mal, ohne auf ihn zu hören, darauf
los getrommelt habe. Trotzdem hat er meinen Eltern dringend geraten, ein
Schlagzeug für mich anzuschaffen. Das war mein Glück. So konnte ich als
Autodidakt früh meine ersten Schritte auf mich gestellt unternehmen, ohne
jemanden nachahmen zu müssen.
Sie haben dann vom Schlagzeug zum Komponieren gewechselt?
Das hat sich eigentlich parallel entwickelt. Mein Vater brachte eines Tages
einen Computer mit nach Hause. Damit konnte man aus Musikbausteinen
Songs zusammenstellen. Von da an habe ich fast nichts anderes mehr gemacht. Die fertigen Musikbausteine fand ich aber ziemlich schnell öde. Ich
habe dann das Notenlesen gelernt und eigene Musikbausteine entwickelt,
da war ich elf. Eine neue Welt tat sich auf!
Sie schreiben Musik für Theater, Film und Orchester, darunter so
renommierte Formationen wie das Berlin Philharmonic Wind Quintett
Berlin oder die Rheinische Philharmonie Koblenz. Demnächst spielt
das Ensemble Modern eine Ihrer Kompositionen ein. Und Sie erhalten
das Deutschlandstipendium. Was bedeutet Spitzenleistung für Sie?
Spitzenleistung bedeutet für mich, dass man immer das Beste aus sich und
der Situation herausholt. Ich habe sogar immer das Gefühl, noch mehr
machen zu wollen, als ich zeitlich schaffen kann. Ich vertraue darauf, dass
die Ideen kommen und dass ich gute Arbeit leiste, selbst unter größtem
Zeitdruck.
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Wie meistern Sie den Zeitdruck? Was muss jemand mitbringen, um als
Kreativer Spitzenleistung zu bringen?
Eine Grundvoraussetzung ist auf jeden Fall Disziplin. Egal, wie kreativ oder
talentiert man ist, ohne Disziplin wird man nicht in der Lage sein, Spitzenleistung pünktlich abzuliefern. Ich weiß, wie schwer das ist, eigentlich bin ich
gern chaotisch. Aber ich habe gelernt, mir Zeitpläne zu machen und versuche, mein Handeln zu strukturieren. Ich denke dann an meine instrumentalen Musikerkollegen, die täglich sechs bis acht Stunden an ihrem Instrument üben. Das macht denen sicher auch nicht immer Spaß. Ich weiß
einfach: Ohne täglich in meinem Genre zu arbeiten, ist der Tag für mich
verloren. Und dann ist es vor allem die Leidenschaft. Die ist wichtig, sonst
hält man nicht durch.
Das Deutschlandstipendium wird dafür gelobt, dass sich Netzwerke
bilden, die einem neben der finanziellen Unterstützung auch neue
Impulse geben. Wie erleben Sie das?
In erster Linie bedeutet das Deutschlandstipendium für mich große Anerkennung. Das ist ein ungemeiner Ansporn, und die finanzielle Förderung ist
natürlich eine riesige Erleichterung. Aber der Austausch im Netzwerk ist ein
ganz besonderer Aspekt: Ich komme in Kontakt mit Menschen, die etwas
komplett anderes studieren, das wäre ohne das Stipendium nicht möglich.
Es gibt selbst organisierte Stammtische, und der Studienfonds OstwestfalenLippe, der das Deutschlandstipendium hier koordiniert, bietet Workshops
und Seminare an. So habe ich zum Beispiel auch interessante Einblicke in
Firmen aus der Region gekriegt. Ich wusste nicht, wie viele mittelständische
Unternehmen hier sitzen und wie groß die teilweise sind. Ganz toll ist auch
der Kontakt zu meinem Förderer Yamaha.
Der Instrumentenhersteller?
Ja, das ist wirklich eine verrückte Geschichte: Ich habe ein Faible für Mischpulte, Synthesizer und Verstärker. Besonders spannend finde ich aber
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Apparate wie das selbstspielende Klavier. Im Herbst 2012 durfte ich ein
Stück für so ein „herrenloses“ Instrument schreiben, im Auftrag der Münchner Gesellschaft für neue Musik e. V. Es kam schließlich im Deutschen
Museum in München durch ein Yamaha Disklavier zur Uraufführung. Es
klang faszinierend, gar nicht so robotisch, und ich dachte sofort: Da ist noch
so viel mehr möglich zwischen Himmel und Erde! Das brachte mich auf die
Idee, der Yamaha Music GmbH ein Forschungsprojekt zu einem selbstspielenden Klavier vorzuschlagen, das Musikstücke selbst interpretiert. Mein
Vorschlag wurde sehr positiv aufgenommen. Ich bin gespannt.
Wir auch! Eine letzte Frage: Sie lieben es, Ihre eigenen Stücke zu
erfinden. Aber wenn Sie jetzt einen Wunsch frei hätten: Welche Filmmusik hätten Sie gerne komponiert?
Da denke ich sofort an Psycho. Die ist so einprägsam mit einfachen Mitteln,
dieses Geräusch, an das sich alle erinnern, das ist großartig. Aber ganz
ehrlich: Mich interessiert besonders, mit Menschen zu interagieren und sie
mit Musik bewegen zu können. Ganz direkt und ohne viel Brimborium.
Zur Person
Max-Lukas Hundelshausen wurde 1991 im hessischen Korbach geboren.
Als Vierjähriger wollte er Schlagzeuger werden. Es ist immer noch sein
Lieblingsinstrument. Seit er mit sechs erste eigene Musikstücke am Computer entwickelte, weiß er, dass er außerdem Komponist sein will. Zwischen
seinem 16. und 19. Lebensjahr war er Jungstudent am Detmolder Hochbegabtenzentrum der Hochschule für Musik Detmold mit u. a. den Fächern
Komposition, Schlagzeug und Klavier. Seit dem Wintersemester 2011
studiert er am Erich-Thienhaus-Institut der Hochschule Detmold Musikübertragung mit dem Hauptfach Komposition und dem Nebenfach Klavier.
Hundelshausen gewann zahlreiche künstlerische Wettbewerbe, unter
anderem zwölfmal im Wettbewerb „Jugend komponiert NRW“. Der angehende Detmolder Tonmeister ist außerdem zweimaliger Preisträger des
Wettbewerbs „Treffen junge Musik-Szene“ der Berliner Festspiele und
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fünffacher Preisträger des Bundeswettbewerbs Komposition. Der begabte
Kreative begeistert sich für experimentelle Musik und ist auch als
Sounddesigner aktiv. Seit dem Wintersemester 2012 ist er
Deutschlandstipendiat.
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