Verleihung des Förderpreises „Junge Kunst“ der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold-Stiftung am 13. November 2011 an Max-Lukas Hundelshausen Laudator: Hans Hermann Jansen Sehr geehrter Herr Dr. Bittihn, verehrte Damen und Herren, „Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele!“ so steht es auf der schönen Einladung. Das ist soweit richtig, es könnte aber auch genauso heißen: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ Karl Valentin - (Paket ablegen auf einem Tisch!) Im letzten Jahr habe ich vom Zehnkampf gesprochen, den das Team um Frau Hanke bei der Arbeit im Vorfeld dieses Preises zu leisten hatte. In diesem Jahr war unsere Jurysitzung noch arbeitsintensiver, da noch mehr und eben auch sehr gute Beiträge um die Gunst der Juroren buhlten. Die Konferenz dauerte länger als ein Marathon: ein Marathon ist meistens nach 3 Stunden geschafft. Wir waren erst Stunden später fertig und waren uns dennoch einig: Ein Beitrag war 2011 konkurrenzlos und bisher noch nie dagewesen: postgelb, in den Maßen 44 x 35 x 21 cm und 4,2 kg schwer. Er war damit das umfangreichste Paket, das wohl bisher eingereicht wurde. Den Inhalt wollte ich Ihnen nicht vorenthalten, er ist zugleich das Vielseitigste, was uns je eingereicht wurde. Unser Bewerber kann fotografieren, das sehen Sie draußen im Foyer – das bewerten wir jedoch nicht. Er kann Instrumente spielen als Interpret – auch das bewerten wir nicht, und ... er komponiert, er ist ohne zu übertreiben, schon jetzt ein „5-Sterne-Chefkoch“ in Sachen Musik. In Corvey durfte die Jury um Rolf Riegert damals schon einen Komponisten Kai Schmidt auszeichnen, weil er so kommunikativ komponierte, weil er so gemeinschaftsbildend konzipierte. Es war etwas sehr Schönes, eine so seltene Spezies auszeichnen zu dürfen. In Paderborn dürfen wir heute einen jungen Künstler auszeichnen, der es nicht nur schafft, so wie es der deutsche Soziologe, Philosoph und Musiktheoretiker Theodor -2Ludwig Wiesengrund-Adorno in seiner Minima Moralia ausdrückte: "Aufgabe von Kunst ist es heute, Chaos in die Ordnung zu bringen." – nein, unser Preisträger 2011 bringt Ordnung in die bunte Welt der Eindrücke, er komponiert die Welt zu einem spannenden Neuen. Sein Name: Max Hundelshausen. Seine Biographie ist zu lang, um sie hier auszuführen. Gehen Sie ins Foyer oder auf die Homepage maximedes.de, Sie werden staunen! Meine erste Begegnung mit Max war im Detmolder Hochbegabtenzentrum, wo ich in den Anfängen auch ihn unterrichtete. Meine zweite Begegnung war 2009, als wir für das Internationale Symposium „Klöster als Bildungszentren Europas“ erstmals einen Kompositionsauftrag durch die GfW im Projekt Klosterregion vergeben konnten. Später kam noch ein Beitrag für die Paderborner Meinwerk-Ausstellung zustande. Überall dort war Max Hundelshausen zur professionell Stelle und erledigte seine Aufgabe durchaus in Adornos Sinne: Chaos in die Ordnung zu bringen oder – auf dem zweiten Blick – „Ordnung in das Chaos“. Warum sollte man Adorno nicht nach Jahren einmal anders herum lesen oder ergänzen, wenn es um Max Hundelshausen geht. Als ich mich dann mit dem jungen Preisträger an seinem derzeitigen Studienort in Detmold traf, kamen wir gut voran: Vorbilder, Vorlieben, Unterschied zwischen dem Sauerländer und Westfalen. Projekte und Einschätzung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Umbrüche. Ein schönes Gespräch. Max ist voller Ideen, dabei aber auch höflich abwartend, ob sein Gegenüber nicht auf irgendeine Weise Inspriation ist, die sich dann netzwerkartig mit seinen Gedanken verbindet. Ob es schon Weitsicht ist, vermag ich dabei nicht zu sagen, vielleicht ist es Quersicht oder Rücksicht, Fähigkeiten des Genies, Dinge aufzunehmen und anderes eingehend zu betrachten zu wenden und dann zu verwenden. -3Die Biographie des 20-Jährigen und die Auszeichnungen rechtfertigen seine Arbeitsweise: kreativ – vielseitig – gut aufgestellt. Er ist, auch Dank der guten Führung durch die Dozenten, aber auch in puncto Qualität, seinen Altersgenossen weit überlegen. Was nützt aber die Menge, wenn sie nicht auch mit einem Höchstmaß an Ausarbeitung und Detailfreude verbunden ist? Max Hundelshausen beherrscht sein Handwerk: neben der „inventio“, der Erfindung, dem Einfall, steht die „elaboratio“, die Ausarbeitung als Fähigkeit zur Konzentration, Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen, klug zu disponieren, mit Verstand, aber eben auch mit Geschmack und Herz. Dann geht es darum, die Herausforderung zu wagen, zu provozieren, dort, wo wenig Feuer ist, wo Gesellschaft müde und lau ist, anzufachen und dennoch den kulturellen Dialog mit den Menschen zu erhalten. Zwei Beispiele mögen das zeigen. Die Umgebung der Werke kann schließlich verdeutlichen, wen wir vor uns haben und wen wir heute mit dem Preis der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold auszeichnen dürfen. 1.) radial communication gewann im vergangenen Jahr den 5. SchülerKompositionswettbewerb der Education Abteilung Zukunft@BPhil der Berliner Philharmoniker und wurde in der Philharmonie uraufgeführt. 2.) Atomo II: Dipol gewann den diesjährigen Bundeswettbewerb Komposition der Jeunesses Musicales Deutschland und wurde im Auftrag der Initiative Neue Musik OWL e.V. zum 1. Hörfest Neue Musik in Detmold komponiert. Oder noch einfacher könnten zum Remixwettbewerb der Berliner Philharmoniker gehen, bei dem der Beitrag "Titansplitter" von Max jüngst eine "Hörempfehlung" erhielt. http://www.berliner-philharmoniker.de/education/remix-contest/ -4Max Hundelshausen ist eine große Entdeckung für den Förderpreis, aber er ist ein Künstler, der überregional und international vieles zu sagen haben wird . Bleiben Sie also aufmerksam, denn hier kommt einer, von dem noch zu sprechen sein wird. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ihr Hans Hermann Jansen "Die Kritik ist leicht, die Kunst ist schwer." - Philipp Destouches, Le Glorieux, II, 5