2 • Säugetiere 2.1 Unsere Hauskatze ist ein Säugetier Säugetiere. Allen gemeinsam ist der Besitz einer A Wirbelsäule, wie wir sie schon beim Menschen kennen gelernt haben. Neben den Wirbeltieren gibt es aber auch noch wirbellose Tiere (z. B. Schmetterlinge, Schnecken…) und auch noch mikroskopisch kleine Lebewesen. Du wirst sie in den Folgebänden kennen lernen. Die Hauskatze ist ein Haustier Beugersehne L Forscherbox ] Spiele mit einer jungen Katze! Wirf ihr ein an einer Schnur befestigtes Wollknäuel zu und ziehe es wieder weg. Beobachte die Katze, die dabei ihr Beutefangverhalten einübt! ] Untersuche die Pfote und das Gebiss einer dir vertrauten Katze! (Vorsicht! Zwinge die Katze nicht, denn sonst könnte sie dich kratzen!) ] Welche Möglichkeiten müssen wir Hauskatzen in einer Stadtwohnung bieten, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden? Haustiere sind vom Menschen, der ihnen Unterschlupf und Nahrung gibt, mehr oder weniger abhängig. Dies trifft besonders auf Stadtkatzen zu, denen meist jede Jagdmöglichkeit fehlt. Sie müssen mit Futter (Fleisch, Fisch, Milch usw.) versorgt werden. Mit ihrer rauen, von Hornzähnchen besetzten Zunge leckt die Hauskatze die Milch und putzt das Fell. Die Hauskatze ist ein Raubtier Wie alle Raubtiere jagt die Katze Tiere, tötet sie und ernährt sich von ihnen. Das Raubtiergebiss mit seinen dolchartigen Fangzähnen (Eckzähne) und den spitzen Reißzähnen (so nennt man den größten Backenzahn in jeder Kieferhälfte) ermöglicht den Fang und die Zerkleinerung der Beute. Da Fleisch nährstoffreich und leicht verdaulich ist, hat die Katze einen relativ kurzen Darm. (Pflanzenkost hingegen ist schwer verdaulich, daher haben A Pflanzenfresser einen langen Darm.) Schneidezähne Reißzähne ] Warum müssen Katzen geimpft werEckzähne ] Informiere dich im Internet über die verschiedenen Rassen der Hauskatze! (Verwende die Suchmaschine www. google.at) 30 Beugersehne Abb. 31.1 Spielende Katze Streckersehne Abb. 31.2 Einziehbare Krallen Umgebung dunkel Sinnesorgane und Verhalten der Katze Die wichtigsten Sinnesorgane der Hauskatze sind die A Augen; sie ist daher ein Augentier. Während die Pupillen bei Tag schlitzförmig verengt sind, werden sie bei Nacht weit geöffnet, damit sie das geringe Licht besser ausnützen können. Die Katze sieht bei Nacht sehr gut und ist daher auch ein Nachttier. Die Schnurrhaare (Tasthaare) helfen der Katze in der Dunkelheit festzustellen, ob sie durch schmale Stellen schlüpfen kann oder nicht. Ihre beweglichen Ohrmuscheln ermöglichen es ihr, die Richtung zu erkennen, aus der ein Geräusch kommt. Bei Begegnungen mit Feinden flüchtet die Katze gern auf einen Baum. Wird sie aber in die Enge getrieben, macht sie einen Buckel, sträubt die Haare und stellt ihren Schwanz auf; die Katze versucht auf diese Weise größer zu erscheinen. Sie faucht ihren Gegner an und droht mit der gestreckten Pfote. Umgebung hell Abb. 31.3 Pupillen der Katze Die Katze ist ein Säugetier ] Welche Pflege brauchen Hauskatzen? den? Streckersehne Backenzähne Abb. 30.2 Gebiss der Hauskatze Zwei- bis dreimal jährlich bringt das Weibchen an einem versteckten Platz 4–6 Junge zur Welt. Junge, die zur selben Zeit geboren werden, bezeichnet man als einen Wurf. Die Jungen sind blind und hilflos − sie sind Nesthocker − haben aber bereits ein Fell. Das Männchen (der Kater) kümmert sich nicht um den Nachwuchs. Im ersten Lebensabschnitt werden die jungen Katzen, die mit Hilfe des Temperatur- und Tastsinns die Zitzen finden, vom Muttertier gesäugt. Neun Tage nach der Geburt können sie sehen und nach zwei bis drei Wochen beginnen sie zu spielen. Dabei trainieren sie ihren Jagdtrieb; manchmal bringt ihnen ihre Mutter dafür auch lebende Beute. Katzen werden etwa 15 Jahre alt. Abb. 31.4 Säugende Junge Laitche Erich Knabl Die Hauskatze stammt wie alle Haustiere von einer Wildform, der Nubischen Falbkatze ab. Diese Wildkatze wurde vor 4000 Jahren in Ägypten wie ein Gott verehrt und gezähmt. Die Menschen fütterten die Falbkatzen, um sie in der Nähe ihrer Siedlungen zu halten, weil sie als Mäuse-, Ratten- und Schlangenvertilger willkommen waren. Nach und nach wurden einige Tiere zutraulich. Durch Züchtung gelang es dem Menschen im Lauf von Jahrhunderten viele verschiedene A Rassen hervorzubringen. Abb. 30.1 Hauskatze Sie kann lautlos über Felder schleichen und stundenlang vor einem Mausloch sitzen. Die Beute fängt sie im Sprung. Schlüsselbeine fehlen der Katze, da sie bei heftigen Landungen nach Sprüngen brechen könnten. Die Katze tritt nur mit den Zehen auf und ist daher ein Zehengänger. Ihre Krallen helfen der Katze, geschickt zu klettern. Eingezogen nützen sie sich nicht ab und ermöglichen ihr lautloses Anschleichen. J. Mayer Weltweit gibt es über 2 Millionen Tierarten. Tiere, die einander sehr ähnlich sind, sind meist miteinander verwandt. Es gibt nähere und weitere Verwandtschaften oder Zugehörigkeiten zu einer gemeinsamen großen Gruppe. Wir werden uns in diesem Jahr mit einem Teil der Wirbeltiere beschäftigen. Sie werden in 5 Klassen unterteilt: Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Die Katze ist ein Schleichjäger 31 2 • Säugetiere Schädel Schlüsselbein Brustbein Mensch und Säugetiere haben einen gemeinsamen Bauplan Die abgebildeten Organe der Katze kommen dir sicher bekannt vor. Sie erfüllen bei allen Säugern die gleichen Aufgaben. Erinnere dich an die Aufgaben der menschlichen Organe; dann weißt du auch, welche Aufgaben die abgebildeten Organe der Katze erfüllen. Schulterblatt Rippe Oberarmknochen Wirbelsäule Speiche Elle Becken Handwurzelknochen Kniescheibe Wadenbein knochen Mittelfußknochen Zehenknochen L Abb. 32.1 Skelett des Menschen Forscherbox ] Vergleiche das Skelett von Mensch und Hauskatze! Grundsätzlich haben sie einen gemeinsamen Bauplan, der allerdings an die jeweiligen Lebensbedingungen angepasst ist. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede kannst du festzustellen? ] Wodurch unterscheidet sich unsere Haut vom Fell der Hauskatze? ] Beschrifte das Skelett der Hauskatze. Die Signalfarben am Skelett des Menschen werden dir helfen. 32 Abb. 32.2 Skelett der Hauskatze Der Bau des A Schädels stimmt bei Mensch und Katze überein. Die Schädelknochen sind − mit Ausnahme des Unterkiefers − durch Knochennähte Schienmiteinander verbunden. Der Gehirnschädel ist beim Menschen auf Grund bein des großen à Gehirns größer als der Gesichtsschädel, während die Katze Fußwurzel- einen größeren Gesichtsschädel besitzt. Fingerknochen Lunge Magen Dickdarm Niere Herz Luftröhre After Speiseröhre Dünndarm Leber Gehirn und Rückenmark sind Ober schenkelknochen Mittelhandknochen Innere Organe der Hauskatze Die A Wirbelsäule ist die Hauptstütze des Körpers. Alle Säuger haben sieben Halswirbel, die Anzahl der Brust- und Lendenwirbel hingegen kann unterschiedlich sein. Die aufrechte Haltung des Menschen erfordert einen anderen Aufbau des Skeletts; seine Wirbelsäule ist doppelt s-förmig gekrümmt. Die Wirbelsäule der Vierbeiner ist hingegen eine einfach gewölbte „tragende Brücke“. Sie verteilt das Gewicht des Rumpfes über Schulter bzw. Beckengürtel auf die Vorder- und Hintergliedmaßen. Bei der Katze sind der Brustkorb und das Becken entsprechend schmal. Schulterblätter sind immer vorhanden, Schlüsselbeine können bei manchen Säugern (z. B. bei der Katze) jedoch fehlen. Beim Menschen befinden sich Brustkorb und Schultergürtel über dem schüsselförmigen Becken. Das Gewicht des Körpers liegt also genau über den Hüftgelenken, die es auf die Beine übertragen. Wir haben ein Steißbein, die Säugetiere im Allgemeinen einen von Wirbeln gestützten Schwanz. Das Skelett der Vordergliedmaßen besteht aus dem Oberarmknochen, Elle und Speiche, Handwurzelknochen, Mittelhandknochen und Fingerknochen. Das Skelett der Hintergliedmaßen setzt sich aus Oberschenkelknochen, Schienbein und Wadenbein, Fußwurzelknochen, Mittelfußknochen und Zehenknochen zusammen. die zentralen Schaltstellen des Nervensystems der Säuger. Das Gehirn des Menschen ist jedoch wesentlich höher entwickelt und hat daher höhere geistige Fähigkeiten (Kunst, Kultur, Technik,…). Gallenblase Harnblase Abb. 33.1 Innere Organe der Hauskatze Von Gehirn und Rückenmark ziehen Nerven in alle Teile des Körpers. Säuger besitzen Linsenaugen und ein in drei Teile gegliedertes Ohr (äußeres, mittleres und inneres Ohr). Blutkreislauf: Herz mit zwei Vor- und zwei Hauptkammern; A Körperkreislauf, A Lungenkreislauf Atmungsorgane: Lungen versorgen den Körper mit Sauerstoff. Der Darmkanal gliedert sich in Maul (Mund), Speiseröhre, Magen, Dünndarm, Dickdarm und After. Ihrer Ernährung entsprechend besitzt die Katze ein Raubtiergebiss. Der Darm ist kürzer als der von A Allesfressern, weil Fleisch sehr nährstoffreich und leicht verdaulich ist. Ausscheidungsorgane: Die A Nieren filtern Gift- und Schlackenstoffe aus dem A Blut und bilden den Harn. Fortpflanzung: Die Säuger sind im Allgemeinen lebend gebärend. Die Jungen werden mit Muttermilch gesäugt − daher heißen diese Tiere Säugetiere! Vergleiche die Körperbedeckung von Mensch und Hauskatze Die Muskulatur von Mensch und Vierbeiner Alle Säuger haben eine mehrschichtige A Haut. Ist diese stark behaart, sprechen wir von einem A Fell. Es besteht aus weichen, dichten Wollhaaren und den längeren, steifen Grannenhaaren, die für die Färbung des Fells verantwortlich sind. Die Grannenhaare haben einen Strich, das heißt sie liegen in einer bestimmten Richtung und lassen sich nur in diese streichen. Der Strich verläuft vom Kopf zum Schwanz, vom Rücken zum Bauch und vom Rumpf zu den Zehen − also so, dass das Wasser ungehindert ablaufen kann, ohne die Wollhaare zu benetzen. Im Winter hat die Katze ein dichteres Fell, denn die Wollhaare sind zu dieser Zeit vermehrter ausgebildet. Während die Muskeln beim Menschen das Skelett in aufrechter Stellung halten, müssen sie bei den Vierbeinern die „Brückenwirkung“ des Skeletts unterstützen. Die Muskulatur der Hand ist beim Menschen die eines komplizierten Tast- und Greifwerkzeugs; beim Vierbeiner dient sie hingegen zur Fortbewegung. Die Katze benötigt diesen Pelz, um ihre Körpertemperatur auf einem für ihre A Art charakteristischen Wert konstant halten. Säugetiere können unabhängig von Hitze und Kälte ihre Körpertemperatur konstant halten. Lebewesen, die das können, bezeichnen wir als A eigenwarm (Vögel und Säuger). Die Ausbildung der Hände und Füße kann recht unterschiedlich aussehen. Nicht alle Säugetiere treten mit der ganzen Hand bzw. dem ganzen Fuß auf. Die Katze zum Beispiel berührt nur mit ihren Fingern und Zehen den Boden. An den Spitzen der Finger und Zehen befinden sich bei den Säugern Horngebilde: Nägel, Krallen oder Hufe. Bauchspeicheldrüse ! Memobox ] Die Hauskatze ist – ein Haustier: stammt von der Falbkatze ab – ein Raubtier: Raubtiergebiss mit Fangund Reißzähnen – ein Schleichjäger: einziehbare Krallen – ein Säugetier: 4–6 Junge pro Wurf, diese werden gesäugt – ein Zehengänger – ein Augentier: ausgezeichneter Sehsinn ] Säugetiere – Skelett: gleiche Knochen wie der Mensch – Bewegung auf vier Beinen: Wirbelsäule wirkt wie eine Brücke zwischen Vorder- und Hinterbeinen; Muskulatur unterstützt – besitzen meist ein Fell; eigenwarm; konstante Körpertemperatur (Mensch ca. 37 °C, Katze ca. 38,5 °C) – gleiche innere Organe wie der Mensch Abb. 33.2 Vergleich: Fell der Katze / Haut des Menschen 33 ? h c i n i b er W 2.2 Unsere Hauskatze hat viele Verwandte Mein Name: Löwe Gérard van Drunen Abb. 34.1 Wildkatze Abb. 34.2 Luchs ! Memobox ] Die Hauskatze ist eine Art. Diese gehört zur Gattung der Kleinkatzen, die gemeinsam mit der Gattung der Großkatzen (z. B. Löwe) die Familie der Katzen bilden. Die Katzen sind eine Ordnung der Raubtiere. Raubtiere sind zur Klasse der Säugetiere gehörig. Verwandte der Hauskatze: Wildkatze, Luchs, Löwe, Tiger, Jaguar, Gepard ] Alle großen Raubkatzen sind vom Aussterben bedroht! 34 Der Luchs (Abb. 34.2) war in Europa schon fast ausgerottet. Man hat ihn erfolgreich wieder angesiedelt. So kommt er z. B. in den Gurktaler Alpen (Steiermark, Kärnten) vor. Außerdem gibt es Einwanderer in Südkärnten, dem Mühl- und Waldviertel. Er ist ein besonders scheues Raubtier, das den Menschen meidet. Seine Beute sind meist kleinere Tiere wie Mäuse, er kann jedoch auch junge Rehkitze schlagen. Ein besonderes Merkmal sind die Haarbüschel an den Ohrspitzen. Systematische Kategorie Zugehörigkeit der Hauskatze Stamm: Wirbeltiere Klasse: Säugetiere Ordnung: Gemeinsame Merkmale in Form eines Bildes Raubtiere VBK Wissenswertes über mich: Wissenswertes über mich: Ich lebe heute in den Steppengebieten Zentralafrikas und in kleinen Löwenkolonien in Indien. Mein Fell ist gelbbraun bis rotbraun gefärbt. Unsere Männchen tragen eine prächtige Mähne und leben in Familienverbänden zusammen, in denen eine Rangordnung besteht. Diese zeigt sich vor allem beim Fressen. Zuerst kommen die ranghohen Männchen, dann die Weibchen und zu letzt die Jungtiere. Wir treiben uns als einzige Katzenart unsere Beute zu (Treibjagd). Bekommt die Löwin Junge, zieht sie sich an einen geschützten Platz zurück, wo sie zwei bis vier Junge zur Welt bringt. Bereits nach sechs Wochen haben sie Milchzähne und können an Fleischbrocken kauen. Jetzt kehrt die Löwin mit ihren Jungen in den Familienverband zurück, in dem oft mehrere Löwinnen ihre Jungen gemeinsam aufziehen („Löwenkindergarten“). Ich lebe in Afrika und Asien. Mein Lebensraum reicht von der Savanne bis zum tropischen Regenwald. Gerne ziehe ich mich in einen Baum zurück, wo das Blattschattenmuster meines Felles vorzügliche Tarnung bietet. Wegen meines Pelzes bin ich von der Ausrottung bedroht. Schwarze Leoparden werden Panter genannt. Katzen Art: Hauskatze Abb. 34.3 Die Verwandschaft der Hauskatze Ich habe eine sehr schlanke Gestalt. Mein Brustkorb ist schmal, die Beine sehr lang und mein Körper relativ leicht. Ich bin die einzige Katze, die ihre Beute in Hetzjagd schlägt. Dabei erreiche ich Geschwindigkeiten von über 100 km/h und bin damit das schnellste Säugetier. Mein Name: Jaguar Mein Name: Tiger Wissenswertes über mich: Wissenswertes über mich: Familie: Wissenswertes über mich: VBK Helga Schmadel / PIXELIO Die Wildkatze (Abb. 34.1) ist etwas kräftiger als die Hauskatze und hat einen breiteren Schwanz, der stumpf endet und schwarze Ringe erkennen lässt. Sie kommt in den weit ausgedehnten Waldgebieten Europas und in Asien vor. In den Alpen ist sie jedoch nahezu ausgerottet. Mein Name: Gepard Olaf Schneider / PIXELIO Luchs und Wildkatze: Zwei in unserer Heimat wild lebende Verwandte der Hauskatze Dick Mudde Bevor wir uns näher mit einigen Verwandten der Haus- wandtschaft gibt es verschiedene Kategorien denen wir katze beschäftigen, wollen wir uns die Stellung der die verschiedenen Tierarten zuordnen können. Hauskatzen im Tierreich ansehen. Je nach Grad der Ver- Mein Name: Leopard VBK 2 • Säugetiere Ich komme in Asien in elf verschiedenen Rassen vor. Die größte Raubkatze von uns ist der Amurtiger. Unsere Fellfärbung ist an der Oberseite rötlich/ gelb mit schwarzen Querstreifen (Dschungelschattenmuster), die Unterseite ist weiß. Ich bin ein Schleichjäger. Nur zur Paarungszeit bilde ich eine Familie. Ich lebe in Mittel- und Südamerika und bin dort das größte Landraubtier. Ich bin ein ausgezeichneter Schwimmer. In der Zeichnung meines Fells umschließen große Ringe dunkle zentrale Tupfen. 35