428 Evolutionsbiologie Evolutionsbiologie BASISKONZEPTE UND KOMPETENZEN Basiskonzept: Geschichte und Verwandtschaft Evolutionsbiologie Basiskonzept: Variabilität und Angepasstheit Basiskonzept: Reproduktion Kompetenzcheck Lebewesen sind bezüglich Bau und Funktion an ihre Umwelt angepasst. Angepasstheit wird durch Variabilität ermöglicht. Grundlage der Variabilität bei Lebewesen sind Mutation, Rekombination und Modifikation. Dieses Basiskonzept lässt sich anschaulich am Beispiel von zwei Arten europäischer Bänderschnecken verdeutlichen: Als Folge von Mutationen und Rekombinationen ist hier eine enorme Variabilität der Gehäusefarbe und -bänderung zu beobachten. Lebewesen sind fähig zur Reproduktion; damit verbunden ist die Weitergabe von Erbinformationen. Die Reproduktion basiert auf der Fähigkeit der DNA zur identischen Verdoppelung. Im Gegensatz zur ungeschlechtlichen Fortpflanzung, die zu genetisch identischen Zellen oder Lebewesen führt, findet bei der geschlechtlichen Fortpflanzung eine Neukombination von elterlichen Genen statt. Diese Rekombination trägt, zusammen mit Mutationen, zur genetischen Variabilität bei und sind eine Voraussetzung dafür, dass Evolution stattfinden kann. Auf der Basis des Kapitels können Sie: Basis der geschlechtlichen Fortpflanzung sind zwei unterschiedliche Keimzellen. Männchen produzieren zahlreiche kleine Spermien, Weibchen wenige große Eizellen. Diese Verschiedenartigkeit der Keimzellen erklärt die Unterschiede in den Fortpflanzungsstrategien von Männchen und Weibchen. Sie ist, neben anderen Faktoren, für die Evolution der verschiedenen Paarungssysteme verantwortlich sowie Grundlage für die Entstehung des Sexualdimorphismus. Schon DARWINs Theorie der sexuellen Selektion basiert darauf. Ähnlichkeit und Vielfalt von Lebewesen sind das Ergebnis stammesgeschichtlicher Entwicklungsprozesse. So basieren beispielsweise die anatomisch morphologischen Ähnlichkeiten, die man beim Vergleich verschiedener fossiler Hominidenschädel feststellt, auf der Abstammung von einem gemeinsamen Vorfahren. Derartige, auf übereinstimmender Erbinformation beruhende Homologien findet man auf vielen Ebenen von Lebewesen, etwa in der Embryonalentwicklung, dem Verhalten und der Cytologie. Sie belegen die Abstammung und Verwandtschaft aller Lebewesen von gemeinsamen Vorfahren. Aus diesen entwickelte sich im Laufe langer Zeiträume die heute bekannte biologische Vielfalt der Lebewesen. Dieser evolutionäre Wandel findet sich nicht nur auf der Ebene einzelner Lebewesen. Auch Moleküle, Zellorganellen, Organe sowie Populationen und Ökosysteme sind davon betroffen. Sämtliche Lebewesen besitzen folglich eine Geschichte, die in einer ununterbrochenen Linie von den Ursprüngen des Lebens bis zu den heutigen Lebewesen führt. Eine derartige genetische Variabilität bei Individuen einer Art findet man auf allen Ebenen biologischer Systeme, etwa auf der Ebene von Molekülen bei Antikörpern, auf der Ebene von Zellen hinsichtlich ihrer Enzymausstattung und auf Populationsebene. In einer bestimmten Umwelt führt diese Variabilität dazu, dass einzelne Individuen aufgrund ihrer besonderen Merkmale eine größere reproduktive Fitness, also höhere Überlebens- und Fortpflanzungschancen, besitzen. Sie tragen mehr Gene zum Genpool der Folgegeneration bei. Als Folge dieser Selektion kommt es zu einer besseren Anpassung an die Umwelt. Die Individuen zeigen damit eine Angepasstheit. So erwärmen sich etwa Bänderschnecken mit dunklen Gehäusen in der Sonne schneller als die hellen Varianten. Sie sind daher in kühleren Regionen häufiger anzutreffen. 4 Die Evolutionstheorien von Lamarck und Darwin und die Synthetische Theorie der Evolution erläutern. (S. 362–364) 4 Analogien als Anpassungsähnlichkeiten und Homologien als auf Abstammung basierende Ähnlichkeiten deuten. (S. 372–373) 4 Belege für die Evolution aus verschiedenen Bereichen wie Paläontologie, Molekularbiologie oder Entwicklungsbiologie nennen. (S. 366–379) 4 Evolutionsprozesse durch das Zusammenspiel der Evolutionsfaktoren Mutation, Rekombination, Gendrift, Isolation und Selektion erklären. (S. 382–389, 398–399) 4 Verschiedene Formen der Selektion gegeneinander abgrenzen und ihre Bedeutung für die Evolution aufzeigen. (S. 388–396) 4 Den Prozess der allopatrischen und sympatrischen Artbildung an verschiedenen Beispielen erklären. (S. 400–401) 4 Die Stammesgeschichte der Lebewesen in ihren Grundzügen darstellen. (S. 406–412) 4 Die Methode der Stammbaumerstellung erklären. (S. 413) 4 Den modernen Menschen in seiner Stellung im natürlichen System einordnen. (S. 416–417) 4 Die Stammesgeschichte des Menschen in seinen wesentlichen Grundzügen wiedergeben. (S. 418–421) Das Basiskonzept Reproduktion spielt auch in anderen Bereichen der Biologie wie der Verhaltenslehre oder der Populationsökologie eine wichtige Rolle. Die Reproduktion von Nachkommen wird etwa wesentlich durch gegebene Ressourcen der Umwelt begrenzt. 4 Biologische und kulturelle Evolution unter Bezug auf die Menschwerdung vergleichen. (S. 423–425) Evolutionsbiologie 429