Der Mittlere Weg - Der buddhistische Bund Hannover e. V.

Werbung
Der Mittlere Weg
majjhima - patipada
Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e. V.
Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.
Gemeinnütziger Verein· Zentrum: Drostestraße 8·30161 Hannover
Gemeinnütziger Verein · Zentrum: Drostestraße 8 · 30161 Hannover
Heftpreis 3,-€
Jahrgang 45.45.
Jahrgang
Mai - August
I 2013 / 2557
Mai - August
2013 Nr. 2
Nr.2
Programm-Termine für den DMW 2-2013
Stand: 06.05.13
P r o g r a m m und E i n l a d u n g
Buddhstischer Bund Hannover e.V. - Drostestraße 8 (Nähe Lister Meile)
Veranstaltungen von Mai - August 2013
Datum / Uhrzeit
03.- 04.05.
Freitag, Vortrag
19 - 21:00
Samstag
10 -17:30
Programm
Wochenend-Seminar mit Michael Harbecke, Sri Lanka:
- Vortrag: Meditation u. heilsame Gespräche
- Meditation, Praktische Anleitungen, Übungen, Reflektion.
Teilnahme auf Spendenbasis, bitte rechtzeitig anmelden !

10.- 12.05.
Freitag bis
Sonntag
12.05.
Sonntag
08:00
Vesakh-Feiertage
im Buddhistischen Kloster, Pagode Vien Giac,
Karlsruher Str. 6 - Programm und Teilnahme unter
Tel. 0511-879630 oder www.viengiac.de
Abfahrt zur Vesakh-Feier im Haus der Stille, Roseburg (ab
10:30 Uhr) Mitfahrgelegenheit vom BBH - bitte rechtzeitig
anmelden !
16.- 20.05.
Donnerstag
19:00
bis Montag
- Mittag
25.05.
Samstag
15:00
Zen-Sesshin zu Pfingsten
im Friedenshof, Niedernstöcken mit Zen-Meisterin Dagmar
Doko Waskönig - Beitrag 190 € Anmeldung: Tel. 864871
26.05.
Sonntag
15:00
Tee-Nachmittag
Einführung in den Buddhismus
Info: Tel. 0511-47 14 09 (Bernd Weber)
26.05.
Sonntag
BADRI
Erfahrungsaustausch und Gespräche
über die buddhistische Sterbebegleitung.
Thema: Ajahn Chah „Unsere wirkliche Heimat“
Teilnahme nach persönl. Anmeldung,
Info - Tel. 0511 - 47 14 09 (Bernd Weber)
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Tibetisch-Buddhistischer Gesprächskreis
Video und Gespräche über die Lehre des Buddha;
mit Bernd Weber (Karma Gelek Samten).
Thema: TBG - Vesakhfeier
2
08.06.
Samstag
15:00
13.06.
Do. 19:00
29.06.
Samstag
15:00
BBH-Mitgliederversammlung
Einladung Seite 25
30.06.
Sonntag
15:00
Tee-Nachmittag
Einführung in den Buddhismus
Info: Tel. 0511-47 14 09 (Bernd Weber)
30.06.
Sonntag
BADRI
Erfahrungsaustausch und Gespräche
über die buddhistische Sterbebegleitung.
Teilnahme nach persönl. Anmeldung,
Thema: Das Tibetische Totenbuch I (Video)
Info - Tel. 0511 - 47 14 09 (Bernd Weber)
06.07.
Samstag
10 - 17:00
Ein Tag achtsamen Verweilens
im fließenden Hier und Jetzt
- Meditative Übungen in Stille und Bewegung Bitte etwas zum gemeinsamen Mittagsimbiss mitbringen.
Teilnahme auf Spendenbasis. - bitte anmelden
14.07.
Sonntag
07:15
27.07.
Samstag
15:00
NDR 4 Info-Radio:
Vortrag von Dagmar Doko Waskönig
28.07.
Sonntag
15:00
28.07.
Sonntag
Tee-Nachmittag
Einführung in den Buddhismus
Info: Tel. 0511-47 14 09 (Bernd Weber)
BADRI
Erfahrungsaustausch und Gespräche
über die buddhistische Sterbebegleitung.
Teilnahme nach persönl. Anmeldung,
Thema: Das Tibetische Totenbuch II ( Video)
Info - Tel. 0511 - 47 14 09 (Bernd Weber)
Spiritualität im Buddhismus
Rajah Wirasekara, Haus der Religionen, Böhmerstr.8
Tibetisch-Buddhistischer Gesprächskreis
Video und Gespräche über die Lehre des Buddha;
mit Bernd Weber (Karma Gelek Samten).
Thema: buddhistische Achtsamkeit
Tibetisch-Buddhistischer Gesprächskreis
Video und Gespräche über die Lehre des Buddha;
mit Bernd Weber (Karma Gelek Samten).
Thema: tibetisch-buddhistische Lehrer
3
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Inhalt
Programm ……………………………………. ….S.2
Impressum ………………………………………..S.4
Editorial……………………………………………S.5
Axel Rodeck
Die Grundlagen des Buddhismus …………..……S. 6
Manfred Folkers
Vorhang auf zum Wohlsein……………………..S. 15
Franz-Johannes Litsch
Hat der Buddha dukkha gelehrt?……………….. S. 19
Einladung zur Mitgliederversammlung…………..S. 25
Myoshin-Friedrich Fenzl
Mein Weg zum Buddhismus………………….…..S. 26
Axel Rodeck
Willfred Hartig – ein Leben für die Buddhalehre…S. 28
Auch das noch……………………………………..S. 29
Uwe Kickstein verstorben…………………………S. 31
Der Mittlere Weg 2 - 2013
4
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Wenn in diesem Jahr Mitgliederversammlung und 50jähriges Vereinsjubiläum anstehen, müssen
die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Und das bedeutet, sich über den Fortbestand des
Vereins ernsthafte Gedanken zu machen. Nach dem Gesetz der Vergänglichkeit aller Dinge läuft
auch für den BBH irgendwann die Lebenszeit ab. Zwar liegt der Sinn einer Vereinsgründung
gerade darin, diesen als juristische Person unabhängig vom fluktuierenden Mitgliederbestand
zu machen. Doch ohne „natürliche“ Personen geht es eben doch nicht.
Für den BBH heißt das, dass in letzter Zeit gerade eine Handvoll Akteure auf allen Ebenen aktiv
waren, die meisten sind schon seit 20 oder gar 30 Jahren dabei. Nach einer kurzen Zeit der Blüte
fand sich kein Nachwuchs mehr. Natürlich haben wir nach den Ursachen geforscht und manche
vermeintliche Erklärung bekommen – allein, es hat uns nicht geholfen. Müßig ist es, hier weiter
zu debattieren, die Erklärungsversuche waren zu widersprüchlich. Wir bieten nun mal statt
farbenprächtiger Folklore nur das nüchterne Studium der Buddhalehre an.
Besonders schmerzlich ist aber nun der Verlust von zwei langjährigen „Aktivisten“:
Wie in Heft3/2012 berichtet verstarb vor einem halben Jahr unser langjähriger Kassenwart
Wilhelm Grimm und wir mußten erfahren, wie schwer die Erledigung der Geldangelegenheiten
uns Uneingeweihten fiel. Jetzt sind wir durch einen weiteren herben „Schicksals-“Schlag
getroffen: Unser Vorstandsvorsitzender und maßgeblicher Gestalter des „Mittleren Weges“ Uwe
Kickstein ist nach kurzer, schwerer Erkrankung verstorben. Es bleiben im Vorstand vier Aktive
im Seniorenalter, die neben manchen eigenen Problemen sich auch noch um das Wohlergehen
des Vereins kümmern sollen.
Für die Fortführung des „Mittleren Weges“ bedeutet das, dass auf Sparflamme gekocht bzw.
gedruckt werden muß. Das bezieht sich unsbesondere auf die praktische Arbeit am „Mittleren
Weg“, wo Uwe Kickstein mit viel Erfahrung und unermüdlichem Einsatz maßgeblich zur
Gestaltung beitrug. Wie Sie vorliegender Ausgabe ansehen können, mußten einige Änderungen
akzeptiert werden.
Wie oben schon erwähnt steht in diesem Sommer die satzungsgemäß alle zwei Jahre
stattfindende Mitgliederversammlung an. Sie ist auf den 8. Juni 2013 terminiert worden und
alle Vereinsmitglieder und auch alle Freunde unseres Vereins werden dringend gebeten, zu
erscheinen und bei der Weichenstellung für die Zukunft mitzuwirken. Die formgerechte Ladung
mit Angabe der Tagesordnungspunkte finden Sie auf S. 25
Doch wenden wir uns nach diesen Vereinsinterna noch kurz dem Inhalt dieser Ausgabe zu.
Hauptthema ist die Erörterung, ob das Dasein als leidhaft anzusehen ist. Wir geben beiden
Seiten noch einmal Raum zur Darstellung und glauben, dass mit dem Beitrag von F. J. Litsch
die Diskussion über „dukkha“ (auch im „Mittleren Weg“ mit kenntnisreichen Autoren!) wohl
endlich abgeschlossen werden kann.
Ob wir als sich tolerant verstehende Redaktion unseren Autoren zu viel Freiheit bei der Wahl
ihrer Formulierungen ließen, wollen wir dahingestellt lassen. Sollte die Form sachlicher Kritik
überschritten worden sein, wollen wir uns hierfür gern entschuldigen.
Bei allem Ernst der Lage wünscht Ihnen einen schönen Sommer
Ihre Redaktion
A.R.
5
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Die Grundlagen des Buddhismus
Von Axel Rodeck
I. Das indische Umfeld und der Buddha
1) Die Upanishaden als Ausgangslage
Jede geistige Entwicklung erfolgt aus den vorgegebenen Umständen heraus. Auch die Wurzeln
des Buddhismus reichen tief in frühere Epochen und sein Inhalt ist ohne Berücksichtigung
vorangehender historischer, sozialer und philosophischer Geschehnisse nicht erklärbar.
Ausgehend von der interkulturellen Begegnung arischer und drawidischer Tradition war vor
3000 Jahren in den Upanishaden (von der Wortwurzel sad = sitzen, d.h. Texte, die man zu den
Füßen des Lehrers sitzend hörte) eine Philosophie entstanden, die sich hauptsächlich mit der
Frage nach dem tragenden Prinzip des „Ich“ befasste, mit dem Erleben des Eigenseins.
a) Der Atman. Die Suche nach dem wahren „Ich“ führte zunächst in der Naturphilosophie zur
Frage nach dem Träger des Lebens, der anfangs im Wasser, später im Wind und letztlich im
Feuer vermutet wurde. Im 9. Jhd.v.Chr. wurde der Gedanke jedoch aufgegeben, den Träger des
Lebens im stofflichen Bereich zu suchen. Stattdessen wurde eine metaphysische Konzeption
entwickelt, wonach es eine als „Atman“ bezeichnete Individualseele gibt, die den Tod des
Menschen überdauert und als sein Kern der ständigen Wiedergeburt unterliegt, bis der Mensch
die Erlösung gefunden hat, also frei vom Kreislauf der Wiedergeburten geworden ist. Diese
Individualseele ist letztlich identisch mit der als „Brahman“ bezeichneten Weltseele.
(sog.
„All-Einheitsmystik“)
b) Das Karma. Wenn aber der „Atman“ sich immer wieder inkarnierte, so ergab sich die Frage,
warum dies unter so unterschiedlichen Bedingungen erfolgte, als Reicher oder Armer, gesund
oder behindert, als Mensch, Gott oder Tier. Die Antwort gab die Lehre von Ursache und
Wirkung, die Karma-Theorie (Karma = Tat, Handlung), welche gegen Ende der UpanishadZeit entstanden war. Mit der Karmalehre wird der alte Schicksalsglaube der Inder abgelöst
durch die Vorstellung von einem Zwang zur Wiedergeburt in Abhängigkeit von den Taten und
ihrer Vergeltung:
Ausgehend von der Naturbeobachtung, dass eine Wirkung stets auf eine Ursache zurückzuführen
ist, müssen auch die Handlungen des Menschen kausale Folgen für ihn haben dergestalt, dass
gute Taten zu guten und schlechte Taten zu schlechten Folgen führen. Die feinstofflich gedachte
Seelensubstanz wird durch die Taten des Individuums in positiver wie in negativer Hinsicht
beeinflusst, und zwar über die gegenwärtige Existenz hinaus. Wenn man somit mit gutem
„Karma“ in eine gute und mit schlechtem Karma in in eine schlechte Wiedergeburt kommt,
so liegt es auf der Hand, dass man n i c h t wiedergeboren (= erlöst) wird, wenn man gar kein
Karma mehr ansammelt. Wie dies zu machen sei, wurde dann Buddhas Problemstellung.
c) Weitere Axiome indischen Denkens, die für die Buddhalehre von Bedeutung sind, sollen nur
kurz erwähnt werden:
Die Welt ist ein sich selbst organisierendes System, das dem karmischen transpersonalen
Weltgesetz (dharma) gehorcht. An einen allmächtigen Schöpfergott wie in den abrahamitischen
Religionen glaubt man daher nicht.
Der Mittlere Weg 2 - 2013
6
Es herrscht die Vorstellung eines zyklischen Weltbildes, wonach sich alles in einem (anfangsund endlosen) Kreislauf befindet, aus dem der einzelne Mensch jedoch erlöst werden kann.
(Die monotheistischen Religionen haben dagegen ein Weltbild mit Anfang und Ende und eine
kollektive Erlösung bzw. Verdammnis der Menschen.) Erlösung ist deswegen erforderlich,
weil – entgegen der Weltfreudigkeit der vedischen Zeit – nunmehr von einer universalen
Leidhaftigkeit des Daseins ausgegangen wird. Hier bahnt sich bereits die spätere buddhistische
Unheilsidee an. Die Erlösung kann sowohl durch rationale Erkenntnis als auch durch meditative
Erfahrung erfolgen.
Schließlich spielt eine Rolle das Erleben des Daseins unter dem Aspekt von Nichtdauer und
Substanzlosigkeit – doch so wie es ist, muß man es hinnehmen. Ein durch zyklisches Denken,
eine gewisse Passivität und Egozentrismus charakterisiertes Lebensgefühl hatte dann auch
Einfluß auf die großen Asketenbewegungen des 6. vorchristl. Jahrhunderts.
2) Siddhartha Gautama, der Buddha
In Kapilavatthu nahe der heutigen indisch-nepalesischen Grenze war Siddhartha Gautama, der
spätere Buddha, als Sohn eines lokalen Rajas groß geworden. Er war behütet und in Wohlstand
aufgewachsen in einer Zeit, die neue Ideen und neue spirituelle Bemühungen in einem sich
ändernden Umfeld brachte. Die Asketenbewegungen zur Zeit Siddhartha Gautamas waren eine
Reaktion gegen den vedisch-brahmanischen Opferkult und seine Entartung. Nachdem er im
Alter von 29 Jahren auf der Suche nach einem Heilsweg in die Hauslosigkeit gezogen und
zunächst einige Zeit suchend herumgewandert war, begab sich Gautama unter die Mentorschaft
eines diesen Reformbewegungen zuzuordnenden Lehrers namens Alara Kalama, der vermutlich
Yogi war und tiefgehende Erfahrungen in Meditation besaß. Doch dessen Lehren konnten ihn
nicht befriedigen und so wandte er sich einem anderen Lehrer zu, Uddaka Ramaputta, von
dem er offenbar in den Lehren der Upanishaden (s.o.) unterrichtet wurde. Jedenfalls kann
davon ausgegangen werden, dass ihm Yogatechniken und Philosophie der damaligen Zeit von
kompetenten Lehrern vermittelt wurden.
Auch Uddaka Ramaputtas Lehre vermochte Gautama nicht zu überzeugen und so begab er sich,
nach insgesamt nicht einmal einem Jahr Unterricht bei seinen Lehrern, in die Waldeseinsamkeit,
um dort mittels härtester Askese und Selbstquälerei die Erlösung zu suchen. Zur Empörung seiner
Mitasketen gab er dann aber die totale Askese auf, weil er sie als nutzlos erkannte. Vielmehr
nahm er nun wieder ausreichend Nahrung zu sich, kam zu Kräften und beschritt den Weg der
Kontemplation, des heiteren und unverkrampften Versenkens in sich selbst. Dabei kamen ihm
die von Alara Kalama erworbenen Meditationskenntnisse zustatten. Gautama war inzwischen
35 Jahre alt geworden, als ihm im Jahre 528 v.Chr. unter einem Bodhi-Baum sitzend der große
Durchbruch gelang, als er erleuchtet und damit zu einem „Buddha“ ( Erwachten) wurde.
Da seine früheren Lehrer inzwischen gestorben waren, suchte der junge Buddha seine
ehemaligen Askesegefährten im Gazellenpark Isipatana bei Benares auf, wo diese gerade
weilten. Ihnen erklärte er zunächst, um ihren Ärger über seinen Abbruch der Askese zu
zerstreuen, den „Mittleren Weg“ zwischen Selbstpeinigung und Sinnesfreuden:
„Diese beiden Extreme, ihr Mönche, sollte ein in die Hauslosigkeit Hinausgezogener
nicht verfolgen. Welche beiden? Einerseits Hingabe an Sinnesfreuden; sie ist die
Weise des gemeinen Volkes, dörfisch, banausisch, unedel und zwecklos. Andererseits
Hingabe an Selbstquälerei; sie ist schmerzhaft, unedel und (gleichfalls) zwecklos.
Diese beiden Extreme, ihr Mönche, hat der Erhabene vermieden, denn er hat erkannt,
7
Der Mittlere Weg 2 - 2013
dass es der Mittlere Weg ist, der sehend macht, Wissen erzeugt, zur Beruhigung ( der
Leidenschaften ), höherer Erkenntnis, Erleuchtung und Verlöschen führt.“
(Übersetzung hier und folgend von H.W. Schumann)
Sodann vermittelte er ihnen die erleuchtende Erkenntnis, die er in jener Vollmondnacht unter
dem Bodhibaum meditierend erlangt hatte und die den Kern seiner Lehre bilden sollte:
Die „Vier Edlen Wahrheiten“ und der zur Leidensaufhebung führende achtfache Pfad, der
als die vierte Wahrheit identisch mit dem vorstehend genannten „Mittleren Weg“ ist. Die
Bedeutung der von Buddha Gautama verkündeten vier Wahrheiten wird durch das Adjektiv
„edel“ unterstrichen. Sie sind für alle im Laufe der Zeit entstandenen buddhistischen Richtungen
fundamental und bilden den Rahmen des gesamten buddhistischen Systems.
II. Die Vier Edlen Wahrheiten
1) Die Leidhaftigkeit des Daseins
Der Buddha folgt im Aufbau seiner Ausführungen einer der Medizin entlehnten Systematik.
Die erste Edle Wahrheit stellt die Diagnose, daß der Mensch leidet, daß alles, aus dem er
besteht, leidhaft ist:
„Dies, Mönche, ist die Edle Wahrheit vom Leiden (dukkha): Geburt ist leidhaft, Alter
ist leidhaft, Krankheit ist leidhaft, Tod ist leidhaft; Trauer, Jammer, Schmerz, Gram
und Verzweiflung sind leidhaft; mit Unliebem vereint, von Liebem getrennt sein ist
leidhaft; Begehrtes nicht erlangen ist leidhaft; kurz: Die fünf Skandhas (Elemente,
aus denen die empirische Persönlichkeit besteht) sind leidhaft.“
Bei vordergründiger Betrachtung wird man dem Buddha sicherlich zustimmen, daß etwa
Krankheit und Schmerz leidhaft sind, jedoch einwenden, wieso solche Binsenweisheiten denn
als fundamentale Erkenntnisse eines Erleuchteten gefeiert werden. Auch wird man darauf
hinweisen, daß das Leben keineswegs nur aus negativen Momenten besteht, sondern auch
aus Glück und Freude. Doch Buddhas Analyse geht tiefer. Er ist keineswegs ein weltfremder
Pessimist, sondern anerkennt im Gegenteil Glück und Freude als Bestandteile des menschlichen
Lebens, denn wäre dem nicht so, würde man ja gar nicht so an ihnen hängen. Doch zum Maßstab
wahren Glücks macht der Buddha die Beständigkeit. Keine Freude ist jedoch von Dauer, alles
woran wir haften ist vergänglich und führt damit zu Trennung und Leiden. Jedes Glück trägt
den Keim des Leides bereits in sich.
Geburt, Alter, Krankheit und Tod sind Eigenheiten des Lebens und Momente des Fließens, des
ständigen Anderswerdens. Sie sind ebenso Konsequenz des Zeitablaufs wie Trauer, Jammer,
Schmerz und Verzweiflung, die ja aus dem Verlust von geliebten Personen oder Dingen
entstehen. Konsequenz räumlicher Verhältnisse sind dann die Vereinigung mit Unliebem
und die Trennung von Liebem sowie die Nichterlangung von Begehrtem. All dies führt zu
Emotionen wie Haß und Gier, die den Kreislauf der Wiedergeburt in Rotation halten.
Der buddhistische Leidensbegriff geht also weit über den herkömmlichen hinaus und umfaßt
alles, was dem Kreislauf von Entstehen und Vergehen unterliegt. Das gilt insbesondere für
unsere aus den „Fünf Skandhas“ bestehende, in pausenlosem Entstehen und Vergehen stofflicher
und immaterieller Vorgänge befindliche Persönlichkeit. Ungeachtet aller Momente flüchtiger
Freude ist die menschliche Existenz also ihrem wahren, grundsätzlichen Wesen nach leidhaft.
Der Mittlere Weg 2 - 2013
8
Sucht man den tieferen Sinn der Aussagen Buddhas in der Ersten Edlen Wahrheit, so stellt
man fest, daß die Leidhaftigkeit der Geburt sich nicht nur auf die offenkundig mit jeder Geburt
verbundenen Schmerzen bezieht, sondern auf den Vorgang des Geborenwerdens als solchen,
den der dauernden Materialisierung. Die Leidhaftigkeit des Todes umfaßt entsprechend nicht
nur den einmaligen Augenblick am Ende des Lebens, sondern bezieht sich generell auf Zerfall
und Auflösung, auf den dauernden Wechsel der Elemente des Daseins.
Die Annahme einer grundsätzlichen Leidhaftigkeit der menschlichen Existenz ist für den
Buddhisten ebenso axiomatisch wie die Vorstellung einer Wiedergeburt entsprechend den
ausgeübten Taten.
2.) Der Weg zur Befreiung
a) Die zweite Edle Wahrheit benennt als Ursache des Leidens den „Durst“ ( Sanskrit „tanha“,
später auch als „Gier“ bezeichnet):
„Dies, Mönche, ist die Edle Wahrheit von der Leidensentstehung: Es ist die
Wiedergeburt bewirkende, wohlgefällige, mit Leidenschaft verbundene Gier (tanha),
die hier und dort Gefallen findet, nämlich die Gier nach Lust, die Gier nach Werden,
die Gier nach Vernichtung.“
Der Mensch leidet also an seinem Begehren, dessen Nichterfüllung zu Frustration führt. Die
Gier nach Lust mag unter günstigen Umständen dazu führen, daß man sich des Lustobjekts
bemächtigen kann, jedoch wegen dessen unvermeidlicher Vergänglichkeit ist das Leiden schon
vorprogrammiert. Jeder Gier, auch der erfüllten, wohnt somit das Leiden inne. Die Gier nach
Vernichtung bezieht sich auf den Wunsch, nicht mehr existent zu sein. Dies beinhaltet auch das
Denken, daß etwas Unangenehmes nicht eintreten möge, womit einem zukünftigen Geschehen
bereits Macht über das Denken eingeräumt wird. Die Gier nach Werden schließlich bezieht sich
auf das Ergreifen weiterer wiedergeburtlicher Daseinsformen.
Es ist also all diese Gier, die zur Wiedergeburt führt. In späteren Lehrreden stellt Buddha
dann der Gier die Unwissenheit (avijja) zur Seite, denn nur wer unwissend ist (= die Edlen
Wahrheiten nicht kennt) bleibt Opfer seiner Begierden. Die Leidensfaktoren wurden schließlich
zu der Dreiergruppe Gier, Haß und Verblendung systematisiert.
b) Die dritte Edle Wahrheit benennt die Therapie und folgert aus der Ursächlichkeit der Gier für
das Leiden, daß zur Heilung die Gier aufgegeben werden muß und an ihre Stelle der Gleichmut
treten soll:
„Dies, Mönche, ist die Edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: Die restlose
Aufhebung, Vernichtung, Aufgabe, Verwerfung, das Freigeben und Ablegen eben
dieser Gier.“
c) Die vierte Edle Wahrheit benennt dann endlich die Medizin, die uns zur Überwindung der
Gier helfen kann, nämlich das Beschreiten eines mittleren Weges zwischen Selbstquälerei und
Sinnesfreuden, eines aus acht Gliedern bestehenden Pfades ethischer Selbstdisziplinierung:
„Dies Mönche, ist die Edle Wahrheit von dem zur Leidensaufhebung führenden
9
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Wege, es ist dieser Achtfache Weg, nämlich
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
rechte Ansicht (samma-ditthi)
rechter Entschluß (samma-sankappa)
rechte Rede (samma-vaca)
rechtes Verhalten (samma-kammanta)
rechter Lebensunterhalt (samma- ajiva)
rechte Anstrengung (samma-vayama)
rechte Achtsamkeit (samma-sati)
rechte Meditation (samma-samadhi).“
Der Indologe H.W. Schumann fasst diese acht Glieder in den drei Gruppen „Erkenntnis“
(Glieder 1 und 2), „Ethik“ (Glieder 3 bis 5) und „Meditation“ (Glieder 6 bis 8) zusammen. Nach
anderer Ansicht empfiehlt sich eine Systematisierung in folgenden fünf Gruppen:
aa. Rechte Ansicht bezieht sich konsequenterweise auf die Einsicht in die Richtigkeit der
Vier Edlen Wahrheiten, denn den buddhistischen Heilsweg kann nur beschreiten, wer die
Gier als Ursache des Leidens akzeptiert und auch die anderen buddhistischen Axiome wie die
tatengesteuerte Wiedergeburt anerkennt.
bb. Auf die rechte Ansicht folgen die drei Begriffe rechter Entschluß (rechte Gesinnung),
rechte Rede und rechtes Verhalten, die zusammengehören. Sie erklären sich aus der bereits
vorbuddhistischen Einteilung in Gedanken, Worte und Werke. Der Lebenswandel soll also in
Gedanken, Worten und Taten so ausgerichtet werden, dass er der Erlösung förderlich ist. Über
die Beachtung der Normen weltlichen Rechts hinausgehend gilt es, zu den Mitwesen Mitgefühl
(karuna) und Güte (metta) zu entfalten und ihnen mit liebevollem Wohlwollen zu begegnen.
cc. Der rechte Lebensunterhalt bezieht sich auf den Beruf, d.h. der Mensch soll keinem
Broterwerb nachgehen, der anderen Wesen ein Leid verursacht, wie etwa der des Schlachters.
dd. Rechte Anstrengung und rechte Achtsamkeit sollen sich auf die vorgenannten Glieder des
Pfades richten, um Fehler bei deren Anwendung zu vermeiden. Der Heilssucher soll alle seine
Tätigkeiten und inneren Abläufe ins volle Licht seines Bewusstseins heben, damit er seinen
flatterhaften Geist unter Kontrolle bringen kann.
- Mit „rechter Anstrengung“ als erster der Meditationstechniken werden „die Sinnestore
bewacht“, um keine unheilsamen Geistesinhalte aufkommen zu lassen. Denn jeder Kontakt
unserer Sinnesorgane mit den Dingen der Welt kann zu Gier, Hass oder Verwirrung führen.
- „Rechte Achtsamkeit“ besteht darin, den Körper, die Empfindungen, den Geist und die
Geistobjekte emotionsfrei und vollbewusst zu beobachten und sie sich als vergänglich
(anicca), leidhaft (dukkha) und ohne Seele (anatta) klar zu machen. Wie dies zu geschehen hat,
insbesondere die Atembetrachtung (anapanasati) als wichtigste Vorübung, führt der Buddha
im „Satipatthana-Sutra“ ausführlich aus. Diese Achtsamkeitsmeditation, die zu einem das
Objektbewusstsein übersteigenden Erlebnis geistiger Ruhe führt, war dem Buddha offenbar
von seinem ersten Lehrer Alara Kalama gelehrt worden.
ee. Rechte Meditation (auch „Konzentration“) als 8. Glied hat die gewissenhafte Beachtung
der Glieder 1-7 zur Voraussetzung und richtet sich auf den „Zusammenschluß des Geistes“. Der
Meditierende soll sein Denken auf einen Punkt konzentrieren mit dem Ziel der Aufhebung des
Unterschiedes zwischen Subjekt und Objekt. Denn dadurch erlischt seine Begier nach diesen
Objekten, wodurch die Aufhebung des Leidens erreicht wird. „Rechte Meditation“ wird meist
Der Mittlere Weg 2 - 2013
10
verstanden als der Vollzug der vier meditativen Versenkungsstufen (jhana), wie sie den Buddha
nach seinen eigenen Worten zur Buddhaschaft führten.
Die Meditationstechnik des 8. Gliedes (samma-samahdi) umfaßt drei Abteilungen: erstens
die vom Meister selber befolgte Versenkung (Trance) in vier (später auf acht erweiterte)
Versenkungsstufen; zweitens analytische (auf Durchschauung vorgefundener Dinge gerichtete)
Methoden und drittens synthetische (nach außen gerichtete) Methoden. Bei letztgenannten
handelt es sich um die sog. „Vier Brahma-Verweilungen“ (brahmavihara), wobei der
Meditierende in sich Güte (metta), Mitleid (karuna), Mitfreude (mudita) und Gleichmut
(upekkha) erzeugt und diese dann in alle Weltgegenden ausstrahlt.
Die einzelnen Glieder des achtfachen Pfades sind nicht zeitlich aufeinanderfolgend gedacht, aber
auch nicht gleichzeitig. Zwischen ihnen besteht vielmehr Wechselwirkung. Für das Verständnis
des achtgliedrigen Pfades wie überhaupt für die Buddhalehre ist wichtig festzustellen, daß zwar
zunächst - durch rechte Anstrengung - positives Karma angesammelt werden soll. Letztes Ziel ist
dann aber, überhaupt kein Karma mehr zu sammeln, um die Erlösung zu erreichen. Die „rechte
Achtsamkeit“ ist essentiell eine buddhistische Meditation, während die „Konzentration“ auch
von den Hindu-Yogis betrieben wird. Ob eine Differenzierung zwischen Beruhigungs- (samatha)
und Einsichts- (vipassana) Meditationen sinnvoll ist, wird unterschiedlich beantwortet.
III. Die weiteren Lehren
1) Die Lehre vom Nicht-Ich
Wenn aber der Ersten Edlen Wahrheit zufolge das Dasein leidhaft ist, so stellt sich die Frage
nach dem Subjekt des Leidens, also nach demjenigen, der da leidet. Sei es, dass der Buddha
seinen Mönchsgefährten erst einmal eine Verschnaufpause gönnte, sei es, dass er selber seine
Lehre noch einmal durchdenken wollte – jedenfalls wartete er ein paar Tage, bis er seine
Lehrunterweisung im Gazellenpark Isipatana fortsetzte und die Lehre vom Nicht-Ich, von der
Seelenlosigkeit der Person (Sanskrit: anatman; Pali: anatta) verkündete.
Mit scharfsinniger Analyse teilt der Buddha die menschliche Persönlichkeit in fünf Gruppen
(„skandhas“) ein, nämlich den Körper (rupa) als materielle Basis und die vier nichtphysischen
Gruppen (nama) Empfindung, Wahrnehmung, Geistesregungen und Bewusstsein. In irgendeiner
dieser Gruppen müsste die Seele – der von den Brahmanen postulierte, sich ewig durch die
Wiedergeburten ziehende „Atman“ (s.o. I 1 a) – ja dann stecken.
„Was denkt ihr, Mönche, ist der Körper beständig oder unbeständig?“
„Unbeständig, Herr.“
„Was aber unbeständig ist, ist das leidhaft oder freudvoll?“
„Leidhaft, Herr.“
„Was aber unbeständig, leidhaft, dem Gesetz des Untergangs unterworfen ist, ist es recht, das
anzusehen als >Dies ist mein, dies bin ich, dies ist meine Seele?<“
„Gewiß nicht, Herr.“
Also schon beim Körper, der aus Haut, Knochen, Fleisch und anderem Material bestehenden
ersten Gruppe, erhalten wir eine Fehlanzeige. Denn von frühen Kinderjahren bis zum Greisenalter
ist er ständiger Veränderung unterworfen und nach dem Tode löst er sich völlig auf. Er ist ein
durch permanente Aufnahme und Ausscheidung von Stoffen gebildetes „Fließgleichgewicht“,
ein zwischen Zeugung und Tod ablaufender Prozeß. Was derart der Vergänglichkeit unterliegt,
11
Der Mittlere Weg 2 - 2013
kann aber nicht für sich in Anspruch nehmen, die ewige Seele zu sein.
Für die anderen Gruppen, die zusammen mit dem Körper die empirische Person bilden,
gilt dasselbe. Empfindungen, Wahrnehmungen und dadurch bedingte Geistesregungen und
Bewusstsein kommen und gehen pausenlos, wechseln ständig und können daher nicht als
Seele, als eine in die nächste Existenzform nach dem Tode übergehende Entität angesehen
werden. Die herkömmliche Auffassung von einem „Atman“ musste daher falsch sein und der
Buddha brachte das zum Ausdruck, indem er vom „Anatman“ (Pali: anatta) sprach, von der
Seelenlosigkeit (Ichlosigkeit) der Person.
Buddha Gautamas materialistische Anatta-Lehre hatte erhebliche Konsequenzen. Auch für
ihn war entsprechend indischer Tradition Erlösungsziel die Befreiung aus dem Kreislauf
der Wiedergeburten, jedoch darüber hinaus das völlige Erlöschen in einem als „Nirvana“
bezeichneten, mit Worten unbeschreibbaren Zustand. Dies war aber nur erreichbar, wenn keine
(ewige) Seele einer solchen „Totalauflösung“ entgegen stand. Mit der prinzipiellen Leugnung
einer Seele entzog sich der Buddha auch den zeitgenössischen Streitereien, wo die ewigen
Seelen im Fall ihrer Erlösung denn verblieben. Für den Heilssucher bedeutete die Aufgabe des
Glaubens an einen „Atman“, dass er frei wurde von dem Zwang, sich an den Körper als den
vermeintlichen Repräsentanten seiner Persönlichkeit zu klammern. Damit konnte er die Gier
nach den Objekten der Welt und die damit verbundenen Frustrationen vermeiden.
Freilich bestritt der Buddha nicht, dass jeder Mensch als empirische Person über ein „Ich“
im Sinne einer psycho-physischen Einheit verfügt. Doch es besteht die Gefahr, dieses Ich
überzubetonen und es abzugrenzen gegenüber allem, was „Nicht-Ich“ ist. Der Mensch schafft
sich so eine Welt der Gegensätze und wird Gefangener der Vorstellung einer allgemeinen Polarität
wie gut und böse, richtig und falsch, Gott und Teufel. Er vermag sich nicht einzugestehen,
dass nicht die Welt polar ist, sondern sein Bewusstsein. Die Polarität unseres Bewusstseins
zwingt uns, immer zwischen zwei gegebenen Möglichkeiten zu entscheiden, was bedeutet, stets
wählen und dabei eine der Möglichkeiten unverwirklicht lassen zu müssen. Dieser Dualismus
unversöhnlicher Gegensätze beherrscht insbesondere die westliche Kultur, hindert uns an die
Gegensätze überwindenden Lösungsansätzen und macht uns gar krank. Meditation ist ein Weg,
sich der Polarität zu entziehen und die hinter ihr stehende Einheit zu erkennen.
2) Der Konditionalnexus
Allerdings musste sich der Buddha der kritischen Frage stellen, wie man sich denn die
Wiedergeburten ohne die Wanderung einer von ihm ja in Abrede gestellten Seele vorstellen
solle, was es denn sei, das wiedergeboren werde. Er antwortete hierauf mit dem von ihm
entdeckten Prinzip des Entstehens in Abhängigkeit (paticcasamuppada).
Die Lehre vom Entstehen in Abhängigkeit (Konditionalnexus) ist, anders als die auf die
Praxis bezogene Lehre von den Vier Edlen Wahrheiten, eher theoretischer Natur. Sie soll
die Wiedergeburt ohne Seele erklären und nicht etwa praktische Ziele verfolgen. Vermutlich
stammt sie in der überlieferten Form nicht vom Buddha selber, sondern ist das Werk späterer
Mönche. Es fällt auf, dass als Ursache des Leidens nicht mehr die Gier (tanha), sondern die
Unwissenheit (avijja) angegeben wird, von der die Gier nur eine Folge ist.
Die Formel besteht aus zwölf Gliedern, von denen einige „alte Bekannte“ für uns sind, nämlich
die oben ( II 1 und III 1 ) schon erwähnten Skandhas, welche die empirische Person ausmachen.
Die Beziehung zwischen den Gliedern ist nicht einfach nur kausal ( also nur auf einer Ursache
Der Mittlere Weg 2 - 2013
12
beruhend ), sondern es ist eine Mehrzahl von Bedingungen erforderlich, damit eine Wirkung
erfolgen kann (Konditionismus). In einem solchen Zusammenhang stehen auch schon die „fünf
Skandhas“, diese flüchtigen Scheingebilde. Der 12-gliedrige „Konditionalnexus“ soll aber die
über die Einzelpersonen hinausgehende Geburtenfolge verdeutlichen. Dazu erstreckt er sich –
sicherlich etwas umständlich - über drei menschliche Existenzen.
(1) Das erste Glied der Kette (und des Leidens!) ist die Unwissenheit (avijja), nämlich von der
Leidhaftigkeit des Daseins, was gleichbedeutend ist mit der Unkenntnis des in den Vier Edlen
Wahrheiten dargelegten Heilsweges. Sie ist die Bedingung für das Entstehen von
(2) Tatabsichten (sanskharas, entsprechend den „Geistesregungen“ der Skandhas), welche gut,
schlecht oder neutral sind und ein dementsprechendes
(3) Bewusstsein hervorrufen. Dieses prägt nach dem Tode eines Menschen
- hier Wiedergeburt! –
(4) die in einem Mutterschoß entstehende neue empirische Person (namarupa), welche
(5) Sechs Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Denken) entwickelt, mit
denen sie die
(6) Berührungen der weltlichen Dinge erfährt, was zu angenehmen oder unangenehmen
(7) Empfindungen führt. Daraus entwickelt sich die
(8) Gier (tanha, s.o. II 2) nach den schönen Dingen des Lebens. Und dies ist wiederum der
Grund, warum wir im Tode nicht loslassen können, sondern eine neue empirische Person
(9) ergreifen mit der Folge des
- hier Wiedergeburt!(10) Werdens eines neuen Wesens mit der unausweichlichen weiteren Folge von
(11) Geburt und
(12) Tod.
Nach diesem System geht also keine irgendwie geartete Seelenmonade in die neue Existenz
über, sondern diese wird konditional geprägt durch die Eindrücke, die der Sterbende hinterlässt.
Das Bewusstsein der vorigen Existenz prägt das neue Bewusstsein, ohne jedoch mit ihm
identisch zu sein.
3) Karma, Ethik und Weisheit
a) Karma. Der Buddha hatte die Lehre vom Karma, von der Vergeltungskausalität ( s.o. I 1 b),
aus den Upanishaden übernommen, jedoch in einem entscheidenden Punkt geändert. Denn nach
herkömmlicher Lehre ergaben sich die entsprechenden Folgen aus der Tat als solcher. Wenn
aber, so Buddha Gautamas scharfsinnige Überlegung, a l l e Taten Folgen haben, dann kann der
Mensch niemals ihren karmischen Wirkungen entfliehen, da er ja nun einmal zur Lebensführung
ständig irgendwelche Handlungen vornehmen muß. Der die individuellen Folgen begründende
Faktor kann daher nicht in der Tat an sich, sondern nur in der ihr zugrunde liegenden Absicht
gesucht werden. Die Tatabsichten (sanskharas) sind es also, die gutes, schlechtes oder neutrales
Karma bewirken und die man bei gehöriger Anstrengung auch entsprechend beeinflussen kann.
Das Rezept des buddhistischen Erlösungsweges lautet deshalb, man solle wohlwollend und mit
klarem Geist handeln ohne jegliche Gier nach Erfolg. Damit hatte der Buddha das karmische
Wirkungsprinzip in den Geist verlegt und eine Gesinnungsethik begründet.
b) Ethik. Unerlässliche Voraussetzung für den buddhistischen Weg und jede Meditation ist
ein angemessenes ethisches Verhalten. Was ethisch korrekt ist, hat der Buddhismus in fünf
Grundregeln (silas) festgehalten, die von allgemeiner Gültigkeit sind und sich in ähnlicher Form
auch in den christlichen 10 Geboten finden: Am Anfang steht die traditionelle Ablehnung des
13
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Tötens, dann soll man nicht lügen, stehlen, ehebrechen und übermäßig Alkohol genießen. Doch
darüber hinaus entwickelt der Buddhismus hieraus Regeln zur positiven Lebensgestaltung, etwa
zur Pflege von Natur und Umwelt oder zum heilsamen Umgang mit Worten und Informationen.
Denn nicht nur das Unterlassen von negativen Gedanken, Worten und Handlungen, sondern
auch das Bemühen um heilsames Denken, gütige Sprache und positive Taten macht die
buddhistische Ethik aus. Die für jedermann geltenden fünf Silas werden für Mönche auf zehn
verdoppelt, wobei die Erweiterungen mehr disziplinären als ethischen Charakter tragen. (z.B.
„Nichtbenutzung hoher Betten“) Die Silas ergänzen den achtfältigen Weg (s.o. II 2 c bb).
Woher nimmt aber nun der Buddhismus seine Auffassung von einem sittlichen Lebenswandel,
von den „fünf Silas“, deren universale ethische Grundregeln ja in allen Weltreligionen betont
werden? Die Antwort ist überraschend einfach: Unter Verzicht auf metaphysische Begründung
und außerweltliche Verankerung fordert der Buddhismus, dass die Ethik durch den Verstand
kontrolliert werden soll. Wie im chinesischen Dirghagama ausgeführt wird, gehören Sittlichkeit
und Verstand unverzichtbar zusammen: „Sittlichkeit und Vernunft sind die beiden Grundpfeiler,
auf die das gesamte Gebäude der Religion des Buddhismus gegründet ist.“ (K. Meisig)
Sittliches Handeln, das vom gesunden Menschenverstand kontrolliert wird, führt also zwingend
zur Beachtung der Grundregeln buddhistischer Sittlichkeit. Allerdings geben dann zusätzlich
Mitleid (karuna) und Güte (metta) der buddhistischen Ethik erst die Lebenswärme, die sie
den durch göttliche Androhungen oder durch Strafgesetze erzwungenen Verhaltensweisen
überlegen macht. (s.o. II 2 c dd)
c) Weisheit. Meditation ist sicherlich erforderlich, um den Geist zur Ruhe zu bringen, wenn
man jedoch aus der Trance wieder auftaucht, wird das Bewusstsein doch wieder von Fragen
und Gedanken gequält. Der Buddha erkannte, dass zur Beendigung dieser Grübeleien noch
die Weisheit hinzukommen muß, die sogar noch höher als Ethik und Meditation einzustufen
ist (sila – samadhi – prajna). Er akzeptierte jede der Erlösung dienende Wahrheit, gleich ob
die Erkenntnis auf eigenem Nachdenken, auf Gehörtem oder auf Kontemplation beruhte.
Die Erkenntnis der Relativität aller Wahrheiten, die das Anhaften an ihnen als Illusion zeigt,
bekommt dann eine heilspragmatische Bedeutung.
Die von Gautama geschaffenen Grundlehren werden von allen späteren Schulen anerkannt und
bildeten den Keim künftiger Entwicklungen, so z.B. die Anatta-Lehre für die Leerheitsphilosophie
des Mahayana. Alle späteren Neuerungen betreffen nicht die Axiome und die Kernlehre des
Buddhismus, sondern nur den für empfehlenswert gehaltenen Heilsweg.
Der Mittlere Weg 2 - 2013
14
Vorhang auf zum Wohlsein
Eine Art Fortsetzung verschiedener Artikel im MW 3/2012 und im MW 1/2013
von Manfred Volkers
Wenn ich überlege, wie sich meine Freundschaft zum Buddha entwickelte, erinnere ich mich
gern an die langen Low-Budget-Reisen durch Asien (1982-85). Aber das Tor zum Dharma
öffnete sich für mich erst richtig durch Aussagen wie „Komm und sieh selbst“, „Nicht glauben
sondern erkennen“, „Das Ich ist ein Konstrukt“, „Triffst Du Buddha unterwegs so töte Buddha“,
„Beschreibe den Klang einer (!) Hand beim Klatschen“ und nicht zuletzt durch Buddhas Rede
an die Kalamer.
Diese Sätze wirkten wie einladende Schilder über den Eingangstoren zur Lehre des Buddha.
Es war dann fast so etwas wie eine natürliche Entwicklung, dass die meditative Praxis (Sitzen,
Gehen, Taijiquan und Qigong bzw. Entschleunigung und Achtsamkeit) mich allmählich wie
von Selbst „buddhistisch denken“ ließ, worüber ich jeden Tag aufs Neue froh bin. Welch
wunderbares Geschenk, das Leben mit Buddhas Methoden tiefgründig und umfassend wahr
nehmen und wertschätzen zu dürfen!
„Suche was sie gesucht haben“
Ermöglicht und unterstützt wird diese Erfahrung durch die seit jener Zeit sich beschleunigende
Globalisierung. Sie transportiert nicht nur buddhistische Theorien und Praktiken in die
westliche Welt, sondern lässt alle Schulrichtungen gleichzeitig (!) hier ankommen - ein vorher
nie gekannter Kulturtransfer. Kann es überhaupt bessere äußere Bedingungen geben, sich einer
Geisteslehre zu nähern?
Die Globalisierung hat jedoch eine doppelte Wirkungsrichtung. Einerseits ist es superb, wenn
alle Ausprägungen, Praktiken und Erfahrungen einer Lehre nebeneinander vorhanden, also
ständig und vor Ort zu vergleichen sind. Transparenz ist eine sehr günstige Voraussetzung für
eine erfolgreiche geistige Durchdringung eines Angebots. Andererseits kann diese Vielfalt
irritieren und Fragen aufwerfen wie: „Wo liegen die Unterschiede, wo die Überschneidungen?
Was ist eigentlich wirklich wichtig und richtig? Was ist die Essenz der Lehre des Buddha?“
Da mich sowohl die Theorie als auch die Praxis des Dharma interessierten, konnte ich diesen
Fragen weder durch eine Beschränkung auf ein akademisch-exegetisches Vorgehen noch durch
ein vertrauensvolles Nachfolgen eines Gurus entkommen. Für mich kam nur ein durch praktische
Überprüfungen gefestigtes Überzeugtsein in Frage, weswegen meine Meditationsecke bald von
einem Kalenderspruch geschmückt wurde: „Trotte nicht in den Fußstapfen der Lehrer - suche
was sie gesucht haben!“
Es dauerte eine Weile (bis 1990), bis ich einen erfahrenen Dharma­freund (Thich Nhat Hanh)
traf, der mich „an einer langen Leine“ selbst lernen ließ und gleichzeitig die Lehre des Buddha
in einer Weise erläuterte, dass sie meinen westlich geprägten und vom kritischen Bewusstsein
der 70er-Jahre durchdrungenen Geist erreichte (vor allem mit seinem Buch „Die Sonne mein
Herz“). Besonders erleichternd wirkte die Aussage: „Wenn hundert Menschen Buddhismus
praktizieren, kann es sein, dass dir hundert verschiedene Formen von Buddhismus begegnen.
Das Gleiche trifft für das Christentum zu“. Seitdem kann ich die spirituellen Bücher in meinem
Regal noch besser würdigen.
15
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Erst durch Thich Nhat Hanh konnte ich die alles entscheidende Einsicht des Buddha „Anatman“
(meist mit „Nicht-Selbst“ übersetzt) endlich nachvollziehen. Als Thich Nhat Hanh ausführte,
„leer zu sein von einem eigenständigen Selbst bedeutet, erfüllt zu sein von allem“, verstand ich
unter „Nicht-Selbst“ nicht mehr etwas Nicht-Auffindbares in meinem Inneren, sondern eine
Erfahrung von „Nicht-Getrennt-Sein“. Auf diese Weise verlor „Leerheit“ den letzten Rest an
Schrecken und entpuppte sich als Basis einer vollkommenen Verbundenheit. Endlich war auch
der (leere) Kern meiner Existenz als Mensch vollständig in dieser Welt angekommen. Endlich
war ich ganz hier zu Hause!
Von Unterschieden lernen
Das überzeugende „offene Fundament“ des Dharma ermöglichte nicht nur angstfreie Blicke in
die Wirklichkeit, sondern animierte mich auch zum Schreiben (unter anderem über Achtsamkeit
und Entschleunigung). Schließlich war ich sogar bereit, mich als Rat der DBU ehrenamtlich
für die Vernetzung der immer zahlreicher werdenden Buddha-Freundinnen und Freunde in
Deutschland zur Verfügung zu stellen.
Von dieser Warte aus ergeben sich einerseits einige (durchaus auch ernüchternde) Blicke in
die buddhistische „Szene“. Andererseits fühle ich mich ermutigt, auch die etwas zwiespältig
interpretierten Stellen im Dharma anzuschauen und mit ihnen zu lernen, wozu (u. a.) die
Wiedergeburts-Vorstellungen, die Reichweite des Karma-Gedankens und die Bedeutung des
Leidens bzw. des Leidens-Begriffes gehören. Interessant und ergiebig ist auch die Beschäftigung
mit der Frage, ob Buddhas Lehre eher als Religion oder als Philosophie oder sogar vorrangig
als eine Methode bzw. Lebenspraxis aufzufassen ist.
Auf mich wirkte es von jeher befremdlich, wie selten unterschiedliche Vorstellungen zu
diesen Themen vorbehaltlos angesprochen wurden, obwohl fast alle Praktizierenden bei ihrer
Annäherung ans Dharma mit ihnen konfrontiert sind. Viel zu oft versucht eine Schulrichtung
ihre Position zu verteidigen und andere Sichtweisen zu verschweigen bzw. sie als fehlerhaft,
nicht-authentisch oder überholt darzustellen.
Umso erfreulicher ist es, dass seit einiger Zeit eine differenziertere Betrachtung zentraler
Aspekte der Buddha-Lehre stattfindet (u.a. in „Buddhismus aktuell“, in „Tibet & Buddhismus“
und dem „Mittleren Weg“). Diese Entwicklung wurde möglicherweise beflügelt vom 2012erDBU­Kongress „Buddha im 21. Jahrhundert“, von Stephen Batchelors Buch „Bekenntnisse
eines ungläubigen Buddhisten“ („Confession of a Buddhist Atheist“), von Thich Nhat Hanhs
Buch „Das Herz von Buddhas Lehre“ (1999) und von der Wiederbelebung der Diskussion über
die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der buddhistischen Hauptschulen (in Deutschland vor
allem vorangetrieben von Franz-Johannes Litsch).
Transparenz statt Vernebelung
Nachdem der „Mittlere Weg“ bereits im Heft 1/1999 bereit war, meine Gedanken zum Phänomen
„Leiden“ zu veröffentlichen, konnte ich im Heft 3/2012 dieses Thema mit Aussagen von Thich
Nhat Hanh erläutern. Dank der Anmerkungen von Hans Wolfgang Schumann (DMW 3/2012),
der Entgegnung von Willfred Hartig (DMW 1/2013) und des kurzen Textes „Die Wahrheit vom
Leiden“ (DMW 1/2013) des in dieser Hinsicht unermüdlichen DMW-Redakteurs Axel Rodeck
hat sich ein Vorhang geöffnet, wodurch sichtbar wird, wie verschieden der Begriff „Leiden“ im
Dharma verstanden werden kann und verwendet wird.
Der Mittlere Weg 2 - 2013
16
Diese Unterschiede verdeutlichen, dass sich in den vergangenen Jahren Entwicklungen
vollzogen haben, die der Philosoph P. Sloterdijk in seinem Buch „Du mußt dein Leben ändern“
als „epochale Umstimmung von einer Grundhaltung der radikalen Welt- und Lebensverneinung
zu der einer prinzipiellen Welt- und Lebensbejahung“ beschreibt (S. 439), bevor er fortfährt:
Buddhas „Lehre erwächst aus dem paradoxen Akt eines Schweigenbrechens im vollen
Bewußtsein der Tatsache, daß die gesprochenen Worte nie bloß bei ihrem propositionalen
Wert genommen werden dürfen, sondern überwiegend als therapeutische Direktiven zu gelten
haben. Die Sätze des geistlichen Lehrers sind `indirekte Mitteilungen` von eher hygienischer
als dogmatischer Tendenz“.
Die zunächst von Durchdringungsversuchen zeugende Entgegnung von W. Hartig (MW
1/013) läuft aber auf eine Abwertung der Sichtweise anderer Dharma-Freunde (v. a. die von
Thich Nhat Hanh) hinaus. Wirklich interessierte Leserinnen und Leser werden zwar deswegen
den Vorhang nicht wieder schließen, aber Wortgebilde wie Pfuscherei, fatales Defizit, echte
logische Kapriole, geistige Bruchlandung, gewaltsamer salto mortale, gefährlicher Trugschluss,
Nhat-Hanhismus, epidemisch, systematische Demontage, unfundierte Behauptungen, Produkt
eines meditationsgeschädigten Denkens, geistiger Schlingerkurs usw. (Hartig, S. 20/21 )
nebeln die Thematik wieder etwas ein. Schade. Abwertung, Ablehnung und Verschweigen
werden leider auch oft anderswo in Debatten (über säkulares Dharma, Wiedergeburts­
vorstellungen, Traditionsunterschiede usw.) praktiziert. Subjektiv und emotional gefärbte enge
Argumentationsstrategien (häufiges Motto: „Der Buddha hat etwas gesagt und das kann nur auf
diese (m)eine Weise interpretiert werden“) erschweren jedoch einen fruchtbaren Austausch.
„Leistet gute Denk-Arbeit“
Solcherart Vorgehen steht im Widerspruch zu Buddhas Aufforderung „Sadhu manasi karotha Leistet gute Denk-Arbeit!“ (Hartig, S. 21 ). Wenn Denk-Arbeit mehr sein soll als die Übernahme
von Ansichten, dann beginnt sie erst, wenn unterschiedliche Auffassungen auf tolerante Art
transparent gemacht worden und freie Blicke in den Facettenreichtum des Dharma bzw. in
„das verzweigteste scholastische Phänomen der Zivilisationsgeschichte“ (P. Sloterdijk, S. 440)
möglich sind.
Diese Blicke sollten für aktive Dharma-Freundinnen und Freunde bis zum Nirvana reichen,
selbst wenn sich dieses nicht beschreiben lässt (das Wort „dieses“ ist schon missverständlich,
denn es suggeriert, dass Nirvana „etwas“ und „fassbar“ ist). Dennoch ist es sehr anregend,
von derartigen Versuchen zu lesen; sei es beim Dalai Lama („Nirvana ist Frieden“), bei
Bodhidharma („Offene Weite - nichts von heilig“), bei Sten Nadolny („Das Nichts kann ich
mir nur als ziemlich ruhig vorstellen“) oder Thich Nhat Hanh („Nirvana ist das Erlöschen aller
Vorstellungen“).
„Anitya“ (im Sinne von Vergänglichkeit, Unbeständigkeit und Wandel) und „Anatman“ (im
Sinne von Verbundenheit, „Leer von Selbstheit“, nicht abgetrennt bestehen können) sind
Grundelemente der Existenz. Demgegenüber ist „Duhkha“ (im Sinne von Leidhaftigkeit,
„grundsätzliche Zwiespältigkeit, Zweischneidigkeit, Entzweiung, Zerrissenheit, Verwundbarkeit,
inhärentes Beschädigtsein, Sein zum Tode“) (Hartig S. 20) lediglich eine Geistesregung, die in
das Dasein hineingedacht und empfunden wird, aber bewusst gemacht und überwunden werden
kann (z. B. mit Hilfe des Edlen Achtfachen Pfades).
Zweifellos ist „Duhkha“ ein zentraler Aspekt des Dharma. Und unbestritten drückt Leiden
17
Der Mittlere Weg 2 - 2013
als ein Phänomen des unerwachten, anhaftenden menschlichen Geistes eine Zwiespältigkeit
aus. Leidhaftigkeit jedoch als eine essentielle Eigenschaft der Materie, als grundsätzliches
Charakteristikum von Dingen oder gar als universelles Merkmal des Daseins zu verstehen,
ist nur eine Aktivität eben dieses menschlichen Geistes. Leiden entsteht vor allem durch die
aussichtslose Bemühung, sich gegen Unbeständigkeit und Vergänglichkeit zu wehren und sich
selbst für etwas Unabhängiges und Besonderes zu halten.
Wenn Substanz, Materie und Kosmos von vornherein „Duhkha“ wären, also das Dasein an
sich schon Leiden ist, dann allerdings ist eine Befreiung vom Leiden nicht möglich und die
Lehre des Buddha könnte auf die 3. und die 4. Edle Wahrheit komplett verzichten. Quanten,
Korpuskeln und Wellen sowie Dinge, Wesen und Planeten erledigen zunächst einmal ganz
einfach und ungerührt ihren „Job“ - in einer unbedingten Verbundenheit inmitten von Wandel
und Bewegung.
Wohlsein und Glück
Hinter einem Vorhang aus kulturellen Traditionen und einem Festhalten an unzeitgemäßen
Interpretationen der an sich zeitlosen Einsichten des Buddha sind selbständiges Lernen und freie
Denk-Arbeit kaum möglich. Für die Integration des Dharma ins 21. Jahrhundert ist es deshalb
wünschenswert, wenn reformfreudige Buddha-Freunde wie Ajahn Brahm, Stephen Batchelor,
Thich Nhat Hanh und viele andere ausführlich zu Wort kommen und unvoreingenommen
angehört werden.
Ihre Auffassungen sind erhellend für die vielen Menschen, die inmitten der problematischen
gegenwärtigen gesellschaftlichen und kulturellen Umstände versuchen, ihr Leben zu verstehen
und zu verwirklichen. Hier bietet sich Buddhas Lehre wegen ihrer Offenheit, ihrer Betonung
des gesunden Menschenverstandes und ihrer jederzeit überprüfbaren Wahrhaftigkeit als eine
überzeugend begründete und Heilung verheißende gute Aussicht bzw. als eine Art Rettungsboot
an.
Deshalb macht es Sinn, das Gesamtkunstwerk „Vier Edle Wahrheiten“ ständig zu mischen
und z.B. mit der Dritten Edlen Wahrheit zu beginnen, wie es neben Thich Nhat Hanh („1.
Wahrheit: Wohlsein“) auch der Theravada-Mönch Ajahn Brahm („1. Wahrheit: Das Glück“)
vorschlägt. Die leidhaften Gefühle und Vorstellungen, die durch Altern, Krankheit, Tod,
Zweifel, Abtrennung usw. entstehen, hat der Buddha tief durchdacht und als überwindbar
erlebt. Der Kern seiner Lehre besteht aus einem praktikablen Konzept, Leiden in Wohlsein
und Glück umzuwandeln. Dieses Vorgehen entspricht dem eines Arztes, der seinen Beruf nur
ausüben kann, weil er Methoden kennt, die gesunden lassen. Deshalb konnte ich während der
buddhistischen Hochzeitszeremonie zu meiner Frau sagen: „Wir sind nicht in der Welt, um
Angst zu haben“.
Wenn alles Leiden ist - wie und wo soll es dann Heilung geben? Wenn die Lehre des Buddha
keine Befreiung vom Leiden beinhalten würde, hätte sie seinen Mund niemals verlassen.
Der Mittlere Weg 2 - 2013
18
Hat der Buddha dukkha gelehrt?
Eine Antwort auf Manfred Folkers Aufsatz „Leiden ist kein Grundmerkmal des
Daseins“
Von Franz-Johannes Litsch
Im Mittleren Weg Nr. 3/2012 veröffentlichte der DBU-Rat und von Thich Nhat Hanh autorisierte
Dharma-­Lehrer Manfred Folkers einen umfangreichen Beitrag unter dem Titel: „Leiden ist
kein Grundmerkmal des Daseins“. In diesem stellte er die buddhistische Lehre der „drei
Daseinsmerkmale“, insbesondere von Dukkha, fundamental in Frage und ersetzte sie durch
eine einschneidende Umgestaltung. Denselben Ver­such hat Folkers zuvor bereits in einem
Aufsatz in der DBU-Zeitschrift „Buddhismus aktuell“, Ausgabe 2/2012 unter der Überschrift
„Die aktuelle Kraft der Lehre des Buddha“ unternommen. Ein weiteres mal in der Ausgabe von
„Buddhismus aktuell“, Nr. 1/2013 mit dem Leitthema „Buddhismus im 21. Jahrhun­dert“ unter
dem Titel „Buddha für alle - auf dem Weg zu einem integralen Dharma“. Auch schon in den
vergangenen Jahren hat Folkers in jener Zeitschrift und an anderen Orten seine Meinung zu
diesem The­ma offensiv in die Öffentlichkeit getragen. Er äußert hier also nicht irgendwelche
zeitweiligen und beiläu­figen Überlegungen, sondern lässt das systematische Bemühen
deutlich werden, im deutschen (westli­chen) Buddhismus in dieser Frage eine grundlegende
Meinungsänderung herbeizuführen.
Dabei bleibt Folkers auch nicht bei seiner Uminterpretation dieser, für die Lehre und Praxis
des Bud­dha so zentralen Aussagen stehen, denn seine Sichtweise zwingt ihn dazu, auch weitere
wesentliche Leh­ren des Buddha umzudeuten, wie die von den „Vier edlen Wahrheiten“ und die
Charakterisierung dessen, was unter dem Begriff Nirvana zu verstehen ist. Sehr wahrscheinlich
würde Folkers dieses Unternehmen nicht wagen, wenn er sich dabei nicht auf Aussagen seines
Lehrers Thich Nhat Hanh berufen könnte.l) Auf diese Weise bekommt der Vorgang eine Weit
größere Dimension und stellt sich die Frage, welche Position Thich Nhat Hanh in dieser
schwerwiegenden Neudeutung der traditionellen Lehren des Buddha ein­nimmt. Ich halte mich
in meiner Antwort hier jedoch weitgehend an das, was Manfred Folkers dazu schreibt und
überlasse die weitergehende Frage der nachfolgenden Diskussion.
Die vier edlen Wahrheiten
Als Ausgangspunkt für Folkers’ Argumentation gibt er an, dass es ihm wichtig sei, die Botschaft
zu beto­nen, dass Dukkha (gemeinhin mit Leiden übersetzt) beendet werden könne. Das ist
allerdings in der ge­samten Geschichte des Buddhismus nie jemals anders gesehen worden. Es
war die christliche Seite, die seit Jahrhunderten die Meinung verbreitete, beim Buddhismus
handele es sich um eine pessimistische und nihilistische Religion.2) Der Buddha kennzeichnete
seine Haltung zu der Frage von Dukkha kurz und bündig in dem bekannten Satz: „Dies nur,
Anuradha, lehre ich, früher wie heute: dukkha und das Beenden von dukkha.“ (Samyutta
Nikaya 22,86) Das zeigt, dass für den Erwachten beides zusammengehört und nicht getrennt
werden kann. Das gilt auch für die „Vier edlen Wahrheiten“. Die erste und zweite Wahrheit
behandelt das Thema Leiden (dukkha), die dritte und vierte das Thema Befreiung (vimutti).
Auch sie bil­den eine Einheit. Deshalb ist die Reihenfolge nicht zufällig oder beliebig. Folkers
jedoch hält sie für falsch und möchte sie umstellen, möchte mit der Verheißung des Glücks
beginnen und später erwähnen, dass es auch Dukkha gibt. Diese „verbesserte“ Reihenfolge
motiviere die Menschen eher, dem buddhistischen Weg zu folgen, als der Einstieg mit dem
Hinweis auf Leiden.
19
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Abgesehen davon, dass darin ein bedenkliches Entgegenkommen gegenüber dem heutigen,
genuss- und glückssüchtigen Zeitgeist erkannt werden kann, begründet er dies an Hand einer
ausgesprochen un­logischen Argumentation. So sagt er: „Die Annahme, dass es Ärzte gibt, weil
es Krankheiten gibt, halte ich für einen Trugschluss. Ärztinnen gibt es, weil es Möglichkeiten
der Heilung gibt.“ Tatsächlich stellt er da­mit das Verhältnis von Ursache und Wirkung auf den
Kopf. Heilung gibt es doch zunächst nicht, weil Hei­lung möglich ist, sondern weil es Krankheit
gibt. Weil es Krankheit gibt, gibt es Leiden und weil es Leiden gibt, suchen Menschen nach
Befreiung vom Leiden durch Heilung. Ohne Krankheit und Leiden sucht nie­mand nach
Heilung, weder Patienten noch Ärzte. Ersetze ich das Leiden als Ursache und Antrieb durch
das Angebot von Glück, beseitige ich den wichtigsten Anlass dafür, nach Heilung, Glück und
Befreiung zu streben. Es ist die gründliche Wahrnehmung von Dukkha, die uns langfristig auf
dern Weg der Meditation und Übung hält. Weil es Leiden gibt, darum gibt es Befreiung, weil es
Samsara gibt, darum gibt es Nirva­na. Zuerst muss die Erkenntnis da sein, dass Leiden existiert
(1. Wahrheit), erst danach suche ich nach einer Lösung (3. Wahrheit). Die Versuche Manfred
Folkers, die „Vier edlen Wahrheiten“ in Richtung auf Glück umzuordnen, lassen die Haltung
des heute Mode gewordenen Wellness-Buddhismus erkennen, des Versprechens auf ein sanftes
und sorgloses Verwöhnprogramm. „Man gönnt sich ja sonst nichts!“
Die drei Daseinsmerkmale
Folkers’ Umdeutung der Buddhalehre setzt vor allem an den sog. „drei Daseinsmerkmalen“
an. Nun heißt der Originalbegriff garnicht „Daseinsmerkmale“ sondern nur „Drei Merkmale“
(Pali: Tilakkhana, Sanskrit: Trilakshana). Dennoch ist damit das menschliche Dasein (bhava)
gemeint, jedoch das unerwachte; jenes Dasein oder Leben, als das wir die Wirklichkeit und uns
üblicherweise erleben. Es ist das (karmisch) selbst geschaffene und erfahrene Dasein, nicht das
objektive „Dasein an sich“ und für alle, welches es für den Buddha auch nicht gibt. Und wie wir
alle wissen, lehrt der Buddha noch ein anderes Dasein, nämlich das des Erwachtseins (bodhi).
Das eine ist das Dasein des Samsara, das andere das Da-sein des Nibbana. Im letzteren sind wir
ganz anders da, nämlich achtsam und mitfühlend.
Folkers beschreibt, wie er zu seiner neuen Sichtweise kam: „Ich folgte [zunächst] der auch
heute noch verbreiteten Ansicht, wonach Nicht-Selbstheit, Vergänglichkeit und Leidhaftigkeit
als Kennzeichen des Daseins zu gelten haben.“ Doch dann habe er ein Buch von Thich Nhat
Hanh gelesen (siehe Fußnote), in dem dieser sage, dass Buddha nur die Daseinsmerkmale anicca
und anatta gelehrt habe und erkläre: „Leiden wurde erst nach Buddhas Tod als Grundmerkmal
des Daseins eingeführt.“ Ein Beweis für diese schwerwiegende Aussage bleiben uns Thich
Nhat Hanh und Manfred Folkers jedoch schuldig. Stattdessen werden weitere Behauptungen
aufgestellt: „‚Leiden‘ ist für ihn [TNH] kein Grundelement von Existenz, sondern ‚ein
Gefühl‘“. Und er bezeichnet es als einen Fehler, „‚Leiden auf die gleiche Stufe zu stellen
wie Unbeständigkeit und Nicht-Selbst‘.“ Als einzige Begründung für die Richtigkeit dieser
Sichtweise präsen­tiert Folkers immer wieder das Argument, „ein Tisch“ könne nicht leiden
oder „Leiden sein“. Er stellt sich überhaupt nicht die Frage, ob es glaubhaft ist, dass der Buddha
oder seine Schüler ernsthaft eine solche Absurdität gelehrt haben können, dass ein Tisch Leiden
sei. Der Fehler liegt für ihn nicht im mangelnden eigenen Verständnis sondern natürlich im
frühen Buddhismus nach Buddha.
Was aber lehrt der frühe und auch spätere Buddhismus zu diesem Thema? Die Hinweise auf
die drei Merkmale als zusammengehörige Einheit durchziehen den Pali-Kanon der TheravadaTradition von An­fang bis Ende. Die traditionelle Reihenfolge der drei Begriffe ist: anicca,
Der Mittlere Weg 2 - 2013
20
dukkha, anatta. Die Mahayana­Tradition mit den Sanskrit-Begriffen anitya, dukhka, anatman
fügt als viertes Kennzeichen noch nirvana hinzu und spricht von den „vier Dharmasiegeln“.
Der Theravada steht dazu nicht im Widerspruch. Seit Buddha gelten diese drei bzw. vier nun
als die entscheidenden Kriterien, an Hand deren geprüft werden kann, ob eine Person oder eine
Schule tatsächlich die Lehre des Buddha vertritt. Darum heißen sie Siegel; ein Siegel ist eine
Bekräftigung oder Bestätigung. Die DBU hat aus diesem Grund die drei „Daseinsmerk­male“
ausdrücklich in ihr Bekenntnis aufgenommen und ihre Anerkennung zum Aufnahmekriterium
ge­macht. Wie ernsthaft kann Folkers dann eigentlich DBU-Ratsmitglied sein, wenn er die
eigenen Mitglieds­kriterien nicht anerkennt?
Folkers ist bereit, die Existenz von anicca und anatta zu akzeptieren, jedoch nicht von
dukkha. Das möchte er aus der Dreiheit streichen und durch nirvana ersetzen. Er versucht dies
annehmbar zu machen, indem er das Merkmal dukkha - ohne jeden Quellennachweis - auf
eine Weise darstellt, die es von vorn­herein als unglaubwürdig und unannehmbar erscheinen
lässt. Nämlich mit der Aussage: „Alles ist Leiden“ oder „Alles Leben ist Leiden“. (Also: auch
der Buddha oder das Leben des Buddha ist Leiden). Diese grobe Verzerrung kann man zwar
in westlichen Darstellungen des Buddhismus, vor allem in christlichen, zuhauf finden, doch
macht sie das nicht auch schon zutreffend. Denn nie und nirgendwo hat der Buddha eine solche
Aussage getroffen, an keiner Stelle des Pali-Kanon oder anderer Sutras lässt sich dieser Satz
finden. Doch leider ist es unter westlichen Buddhisten, insb. solchen, die über ihn schreiben,
heute üblich geworden, ungezügelt über den Buddha und den Buddhismus zu spekulieren
und ohne jeden Nachweis angeb­liche Aussagen zu verbreiten. Nur wenige machen sich die
Mühe, ihre nicht selten frei erfundenen Mei­nungen an Hand überlieferter authentischer Texte
zu überprüfen.
Sabbe sankhara anicca
Schauen wir also nach, was in den alten Texten tatsächlich zu finden ist. Im Dhammapada
des Pali-Kanon, einem sehr alten, in allen buddhistischen Schulen vorhandenen und dort sehr
populären Lehrgedicht wird Buddhas Aussage über die drei Merkmale auf folgende Weise
dargestellt: „Sabbe sankhara anicca. Sabbe sankhara dukkha. Sabbe damma anatta“. Um
die Bedeutung dieser drei kurzen Sätze wirklich zu verste­hen, müssen sie sehr präzise und
tiefgründig betrachtet werden. Beginnen wir mit dem ersten Satz und dem ersten Wort. „Sabbe“
heißt: „alle/alles“; dieses Wort ist eindeutig und steht in allen drei Sätzen am Anfang. Das
zweite Wort, sowohl im ersten wie im zweiten Satz heißt: „sankhara“ (S. samskara) Es ist
ein sehr zentraler, häufig vorkommender, komplexer und daher nicht einfach zu übersetzender
buddhisti­scher Begriff. Etliche (z.T. verwirrende) deutsche Übersetzungen davon sind in
Gebrauch, wie: Gestaltung oder Gestaltetes, Einprägungen, Bedeutung, Zusammengesetztes,
Geistesformationen, Willensimpulse, Absichten, Karmaformationen usw.
Am weitesten hilft in der Pali- und Sanskrit-Sprache immer die genaue etymologische
Analyse. Dieser folgend setzt sich der Begriff aus zwei Worten zusammen: nämlich sam
(oder san) und khara. Sam hat fast immer die Bedeutung von „zusammen“ und „gemeinsam“
(siehe: samadhi - Sammlung, samatha ­Konzentration, sangho - Versammlung usw.). Khara
(bzw. kharo) heißt „Machen“, „Herstellen“ (verwandt mit dem Wort karma, Handeln). Zu
einem Wort zusammengefügt heißt sankhara somit „Zusammenma­chen“ (das Wort selbst ist
Zusammenmachen). „Das Zusammengemachte“ heißt sankhata; nicht selten wird im PaliKanon dafür aber auch (unpräzise) sankhara verwandt. Nyanatilokas Übersetzung „Gestal­
tung“ trifft die Bedeutung recht gut. Noch besser wäre „Gestalten“, denn es handelt sich um
eine Tätig­keit, nicht um einen Gegenstand. In der bildlichen Darstellung wird der Begriff
21
Der Mittlere Weg 2 - 2013
zumeist durch einen Töp­fer bei der Arbeit wiedergegeben.
Die häufig anzutreffende Übersetzung „Zusammengesetztes“ ist eher irreführend. Denn der
Begriff „Zusammengesetztes“ lässt die Vorstellung aufkommen, es handele sich hier um etwas
Vorgefundenes, Objektives, außerhalb Zusammengesetzes oder Hergestelltes - etwas von
einem Anderen, von der Natur oder gar einem Schöpfergott Erschaffenes. Das wäre jedoch
eine schwere Missdeutung, denn der Buddha hat keinen Schöpfergott und keine Schöpfung,
wie auch keine objektive, von uns abgetrennte, an sich vorhandene, durch uns auffindbare und
in uns abgebildete (widergespiegelte) Wirklichkeit gelehrt. Stattdessen heißt es ebenfalls im
Dhammapada gleich im ersten Satz: „Vom Geiste gehen die Dinge aus, vom Geist geführt, im
Geist gemacht.“ Das heißt: wir sehen die Dinge nicht so, wie sie sind, sondern so, wie wir sie
zu sehen gewohnt sind, wie wir sie sehen wollen, wie wir sie als Objekte gestalten, herstellen,
konstruieren. Es ist unser eigener Geist, der die Dinge zusammenmacht, nicht die Außenwelt.
Sankhara ist also das Erzeugen, Gestalten, Produzieren von vermeintlich realen und objektiven
(inneren und äuße­ren) Gegenständen durch unseren Geist.
Das letzte Wort im ersten Satz lautet: anicca. Das ist wiederum recht einfach zu übersetzen, es
meint die Verneinung von Beständigkeit, Dauerhaftigkeit, Festigkeit, kurz die Unbeständigkeit.
Der ganze erste Satz lautet demnach: sabbe sankhara anicca, „Alles Zusammenmachen ist
unbeständig“; oder auch „Alles (durch unseren Geist) Zusammengemachte/Hergestellte/
Gestaltete ist unbeständig.“
Sabbe sankhara dukkha
Von hier ausgehend wird der zweite Satz relativ schnell verständlich: sabbe sankhara dukkha:
„Alles Zu­sammenmachen ist dukkha“ oder „Alles (durch unseren Geist) Zusammengemachte/
Hergestellte/ Gestal­tete ist dukkha.“ Was heißt nun aber dukkha? Auch dieses Wort ist wieder
ein zusammengesetztes. Du heißt „schlecht, schwierig“, kha bedeutet „Luftraum, Freiraum,
Leerstelle“; zusammen: „schlechte Leer­stelle“. Im alten Indien wurde damit u.a. die schlecht
ausgearbeitete Nabe eines Rades bezeichnet, die das Fahren mühsam machte. Das Gegenteil
war su-kha, die gut ausgearbeitete Radnabe, die das Fahren leicht machte. Das erste war
unbefriedigend, das zweite befriedigend. Gemeint ist mit dukkha also: das Fehlen, Schwierigsein
oder Ungenügen von etwas. Anders gesagt: Mangelhaftigkeit, Fehlerhaftigkeit, Un­befriedigung,
Unvollkommenheit. Es geht dabei um den geistigen Eindruck - nicht um die objektive Tat­
sache - dass das Wahrgenommene, das von uns sinnlich-geistig Zusammengemachte nicht
vollständig, genügend, zufriedenstellend ist. Auf unser Dasein bezogen, der deutliche Eindruck:
Da müsste es doch noch ein anderes Leben, eine andere Wirklichkeit geben... Die Übersetzung
„Leiden“, die für Dukkha all­gemein gebräuchlich ist, meint insofern dessen unmittelbare Folge,
die Empfindung dieses Eindrucks. Denn wie Folkers zunächst richtig bemerkt, kann Leiden
nicht Merkmal eines Gegenstands sein, sondern nur des Bewusstseins. Wir leiden also an dem
von uns Wahrgenommenen.
Folkers hält aber daran fest, dass damit ein objektiver Gegenstand, wie etwa ein Tisch, ein Baum
oder ein Berg gemeint sei. Damit ignoriert er, dass der Buddha jede Art von Gegenstand in
eine Vielfalt von fünf khandha (skandha) aufgelöst hat, die wiederum aus Vielheiten bestehen.
Ein Tisch existiert insofern lediglich als ein gedankliches Konzept, nicht an sich. Er ist von
uns „zusammengemacht“ (sankhara). Fol­kers folgt dagegen der üblichen abendländischen,
realistischen, objektivistischen Sichtweise, für die die Dinge außerhalb des Bewusstseins
so, wie von uns wahrgenommen, tatsächlich existieren. In dieser Wei­se sah der Buddha die
Der Mittlere Weg 2 - 2013
22
„Dinge“ ausdrücklich nicht, sondern für ihn waren sie und alles „in unserem Geist gemacht“,
subjektiv und konzeptuell existierend. Die sog. Gegenstände sind unsere für wahr gehaltenen
Vorstellungen (pannati, papanca, vikappa) von der Wirklichkeit. Nur in unserer Vorstellung
(Vor-Stellung, Ver-Stellung) existieren die Phänomene als Dinge oder Objekte.
Angesichts dessen, dass Folkers‘ Tisch-Deutung keinen Sinn ergibt, wirft er den Begriff dukkha
und die entsprechende Erfahrung einfach über Bord. Dukkha ist für ihn kein Daseinsmerkmal
mehr sondern ein bloßes „Gefühl“. Für den Buddha ist Ungenügen, Unvollkommenheit,
Unbefriedigung jedoch weit mehr als ein Gefühl sondern eben ein Existenzmerkmal,
die zwangsläufige Begleitung der Erfahrung von Unbe­ständigkeit. Es bestimmt das mit,
was von unserem Geist als existierend (seiend) angesehen wird. Denn, ist etwas restlos
Befriedigendes und Vollkommenes wieder vergangen, kann es nicht mehr befriedigend und
vollkommen sein. Dann kann es aber auch nicht befriedigend und vollkommen gewesen
sein, da es ja nicht mehr existiert. Die Bewertung von Vollkommenheit und Befriedigung
schließt ein, dass es ewig und unveränderlich sein muss. Nur was immer vollkommen ist, ist
wirklich vollkommen.3) Von daher sagt der Buddha in bestechender Logik: alles sankhara ist
unbefriedigend, dukkha, weil es unbeständig, anicca ist. Umgekehrt: dass es vollkommen
Beständiges (nicca) und Befriedigendes (sukha) unter dem von uns Zu­sammengemachten
(sankhara) gibt, ist Verblendung. Die Schwächen und Fehler der Menschen und aller ihrer
(geistigen und materiellen) Produkte (insbesondere der technischen) sind ein ständiger Beweis
da­für. Also gehört dukkha unzweifelhaft auf die selbe Ebene wie anicca. Dukkha als Merkmal
besagt: nichts in, von und aus unserem Geist gemachte ist vollkommen und zum geistigen
Frieden führend. Dukkha ist somit ein Merkmal von Samsara und nicht ein bloßes Gefühl.
Indem Folkers diesen Begriff und die An­erkennung seiner Wahrheit ablehnt, entfernt er eine der
wichtigsten Erkenntnisse des Buddha aus seiner Lehre und der meditativen Praxis und nennt
das dann „integralen Buddhismus“ oder „die Kraft von Bud­dhas Lehre“.
Sabbe dhamma anatta
Das zweite Wort im dritten Satz ist diesmal nicht ebenfalls sankhara sondern dhamma. Der äußerst
weit­läufige Begriff dhamma befindet sich hier im Plural, steht also nicht für die Wirklichkeit
oder die Wahrheit oder die Lehre des Buddha (wie der Begriff dhamma im Singular), sondern
meint die momentane Erfah­rung der vielfachen Phänomene, bzw. die vielfältigen Elemente
der (sinnlich, emotional und geistig) er­fahrenen Wirklichkeit. Das ist zunächst wiederum all
unser Gestalten (sankhara) oder alles Gestaltete; zu­sätzlich aber auch die eine und einzigartige
Erfahrung von nibbana (nirvana). Die Dhammas wie auch das Merkmal von anatta umfassen
demnach das Erleben von Samsara und von Nibbana. Anatta schließlich - ­der komplexeste aller
buddhistischen Begriffe - beinhaltet: Nicht-Ich-Haftigkeit, Nicht-Identität, Nicht­Substantialität,
Nicht-Absolutheit, Leerheit. Der ganze Satz lautet hiermit: sabbe dhamma anatta, „Alle
Erfahrungen der Wirklichkeit sind nicht-Ichhaft/substanzlos/leer“.
Wir sehen: von einer Aussage „Alles Leben (oder Dasein) ist Leiden“ ist weit und breit
nichts zu sehen. Stattdessen ist die Gesamtaussage der drei Sätze oder Daseinsmerkmale in
folgendem Sinne zu verste­hen: „Alles, was unser Geist als (vermeintliche und begehrenswerte)
Wirklichkeit produziert, ist unbe­ständig, unbefriedigend, nicht substantiell, leer. Nibbana geht
über alles konzeptuelle Gestalten (avijja) und Begehren (tanha) hinaus, ist damit Befreiung
vom Leiden und ebenfalls leer.“ Diese Lehre bedarf keiner Verbesserung oder Uminterpretation
sondern lediglich eines ernsthaften Verstehens.
23
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Nirvāna ist Befreiung
Mit der dritten tiefgreifenden Korrektur und Umdeutung von Buddhas Lehre, mit seinen Aussagen zu Nirvāna werden Folkers´ „Verbesserungen“ endgültig unhaltbar. Für Dukkha steht
bei ihm nun Nirvāna als drittes Daseinsmerkmal. Wie passt das für eine Mahayana-Schule
zu den dort gelehrten vier Dharmasiegeln? Denn jetzt gibt es darin Nirvāna doppelt. Also
muss er auch diese Lehre umdeuten. Und wie soll dann der diese Einsicht beschreibende Satz
lauten? Etwa: sabbe sankhāra nibbāna, „Alles (von uns) Zusammengemachte ist Nirvāna“.
Das würde der heutige Industrie-Kapitalismus gerne hören, denn exakt das ist seine Botschaft:
Ewiges Glück in der Produktion und im Konsum von Waren. Oder stattdessen: sabbe dhammā
nibbāna, „Alle Phänomene sind Nirvāna“? Daran glaubt allerdings kein Mensch.
Doch Folkers geht noch weiter. Er erklärt Nirvāna zum „Seinsgrund“ oder „Grund des Seins“
und ist damit begrifflich gänzlich in den Bereich der abendländischen Metaphysik und christlichen Theologie zurückgekehrt, bei der Denkweise von Parmenides, Platon, Aristoteles, Plotin, Thomas von Aquin usw. Mit der Lehre und Philosophie des Buddha hat dieses Verständnis
von Nirvāna nichts mehr zu tun. Dort steht Nirvāna schlicht für das Beenden (Verlöschen) von
Gier, Hass und Verblendung in unserem Geist. Die Postulierung eines ewigen und absoluten
Seinsgrundes (sat, brahman) als Fundament oder Quelle alles vergänglichen und relativen
Seienden (māyā, jīva) – wie in der brahmanischen Upanishaden- und Vedanta-Philosophie
propagiert – hat der Buddha ausdrücklich abgelehnt und als Irrweg bezeichnet. Nirvāna ist
nicht der buddhistische Gottes- oder Weltenschöpfer- oder Weltseele-Ersatz, es ist einfach
nur das Beenden bzw. die Befreiung von Täuschung (avijjā) und Verlangen (tanhā), auch der,
die Lehre und Praxis des Buddha den eigenen Vorstellungen und Gewohnheiten anpassen zu
wollen, anstatt sie tiefgründig und unvoreingenommen in Lehre und Praxis zu erforschen.
Ein Fazit
Was sich in den Sichtweisen von Manfred Folkers zeigt, ist kein Problem seiner Person,
sondern ein allgemeines Phänomen innerhalb des westlichen Buddhismus. Dieser ist - bei
genauer Betrachtung - zwar westlich, aber noch um einiges davon entfernt, buddhistisch genannt werden zu können. Das Beispiel macht deutlich, dass viele westliche Buddhisten nicht
in der Lage oder dazu bereit sind, ihr verinnerlichtes abendländisch-christlich-metaphysisches
Weltbild hinter sich zu lassen und sich dem alles vertraute Eigene so in Frage stellenden Geist
des Buddha zu öffnen. Angesichts einer sich heute krisenhaft auflösenden abendländischen
Identität sind zwar viele bereit, auch in außereuropäischen Geistestraditionen nach neuer
Orientierung zu suchen. Doch das Gesuchte soll letztlich nichts wirklich Neues und Anderes
sein. Die Selbstvergewisserung, die Identitätssuche selbst, soll nicht aufgegeben werden, das
gewohnte Eigene soll lediglich in akzeptablerer Form wieder gefunden werden. Darum weigert sich eine Mehrheit der Buddhisten auch, sich gründlich mit den Lehrreden des Buddha,
den authentischen Texten und der buddhistischen Philosophie zu beschäftigen. Das wird dann
noch durch eine, von einigen buddhistischen Schulen betonte Feindschaft gegenüber jeglicher
Lehre und Überlieferung bekräftigt, so dass man sich umso „buddhistischer“ fühlen kann.
Auf diese Weise kommen zahlreiche Suchende und Übende nie wirklich aus ihren westlichen
Vorstellungen und Interpretationen heraus und übertragen diese dann auch unhinterfragt auf
ihre Meditations-Erkundungen. Was sie dort suchen und erwarten, ist das Wiederfinden der
abendländischen Metaphysik und christlichen Mystik. Gemäß alter europäischer Tradition
wird das eigene Denken ohnehin als allem Außereuropäischen überlegen gesehen und so
das Andere durchweg als längst schon bekanntes Eigenes identifiziert. Dieser Versuch, die
bedrohte abendländische Identität über den Buddhismus zu retten, wird aber scheitern, weil
Der Mittlere Weg 2 - 2013
24
er auf tragischer Selbsttäuschung beruht. Von daher wird es auch hier letztlich die DukkhaEinsicht sein, die wirklich die Türen öffnet.
Anmerkungen
1)
2)
3) Siehe: Thich Nhat Hanh: Das Herz von Buddhas Lehre. Freiburg 1999, siehe das Kapitel: „Ist alles nur Leiden?“.
Siehe: Papst Johannes Paul II: Die Schwelle der Hoffnung überschreiten. Hamburg 1994, Kapitel: „Buddha?“
Das sah übrigens auch die griechische Philosophie und später christliche Theo
logie so, weshalb bei ihr auch nur das reine, eine, unvergängliche Sein oder der höchste, ewige Gott vollkommen ist.
Einladung zur Mitgliederversammlung
des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.
am Samstag, dem 8. Juni 2013 um 15.00 Uhr
im Buddhistischen Zentrum Drostestraße 8, Hannover
Nach §§ 3 und 4 der Satzung des Buddhistischen Bundes Hannover e.V. ist der Vorstand des
Vereins alle zwei Jahre auf einer Mitgliederversammlung zu wählen. Dem Vereinsvorsitzenden
obliegt es, die Mitgliederversammlung mit einer Frist von mindestens 14 Tagen vor dem
Versammlungstermin schriftlich einzuberufen. Da der bisherige Vereinsvorsitzende verstorben
und kein Nachfolger vorhanden ist, wird von der Möglichkeit des § 4 Abs. 1 Gebrauch gemacht,
wonach auch auf Antrag eines Vorstandsmitgliedes eine Versammlung einzuberufen ist. Einen
solchen Antrag haben die unterzeichneten Vorstandsmitglieder Michael Schmidt und Axel
Rodeck gestellt. Sie laden daher namens des BBH alle Mitglieder sowie auch als Gäste alle
interessierten Nichtmitglieder zum Termin am 8. Juni 2013 im Zentrum des BBH ein.
Die Tagesordnung sieht, vorbehaltlich weiterer Meldungen, folgende Punkte vor:
TOP 1: Eröffnung, Beschlußfähigkeit, Protokollführung
TOP 2: Bericht eines Vorstandsmitgliedes über den abgelaufenen Geschäftszeitraum
TOP 3: Kassenbericht und Kassenprüfungsbericht
TOP 4: Entlastung des Vorstandes
TOP 5: Erörterung der Zukunftsfähigkeit des Vereins insbesondere in personeller Hinsicht
TOP 6: Neuwahl des Vorstands
TOP 7: Neuwahl des Kassenprüfers
TOP 8: Gestaltung des 50jährigen Jubiläums
TOP 9: Programmplanung
TOP 10: Verschiedenes
Wir bitten um rege Beteiligung an dieser Mitgliederversammlung, zumal die zukünftige
Entwicklung des Vereins erörtert werden soll. Auch Gäste sind willkommen, können aber nicht
mit abstimmen. Bei Verhinderung von Mitgliedern können diese anderen Mitgliedern (auch aus
dem Vorstand) eine schriftliche Vertretungsvollmacht ausstellen.
Ein entsprechendes Formular liegt diesem Heft bei.
Michael Schmidt
Axel Rodeck
25
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Wir gratulieren!
Es ist nicht erstaunlich, dass sich bei einem Verein, der seit vielen Jahrzehnten eine Zeitschrift
herausgibt, einige Stammautoren herausbilden. Wir sind ihnen sehr dankbar dafür, dass sie
unseren „Mittleren Weg“ schon so lange Zeit schriftstellerisch begleiten und für manchen
diskussionswürdigen Beitrag sorgen.
Heute gilt es, zwei Autoren zu würdigen, die beide ihr achtzigstes Lebensjahr im November
2012 bzw. Januar 2013 vollendet haben: Friedrich Fenzl und Willfred Hartig. Ihnen sei
unser herzlicher Dank ausgesprochen!
Folgend soll die Vita der Jubilare kurz wiedergegeben werden.
Mein Weg zum Buddhismus
Von Myoshin-Friedrich Fenzl
Erste Schritte auf einem späteren Lebensweg werden meist schon in früher Jugend getan.
So war es auch in meinem Leben. Geboren in einer römisch-katholischen Familie, die eine
Klosteräbtissin unter ihren Vorfahren hatte, kamen mir erste Gedanken über die Wiedergeburt
schon im sehr frühen Alter von fünf Jahren, die von meinen Eltern nicht erst genommen und als
kindliche Phania­sien abgetan wurden.
Seit frühen Kindheitstagen entwickelte ich eine große Sympathie für Japan und die japanische
Kultur. Der erste japanische Film, den ich 1943 sah, begeisterte mich und ich betrachtete mit
großem Interesse Bilder von japanischen Landschaften, Teegär­ten, Malereien und Holzschnitten.
Meine Mutter erzählte mir spä­ter, dass ich mich im Alter von sieben Jahren vor einen Spiegel
stellte, eine Brille aufsetzte und rief: „Mama, Mama, ich bin ein Japaner!“
Es muß etwa in den frühen Fünfzigerjahren gewesen sein, dass ich in einer Sa1zburger
Bibliotek einen uralten buddhistischen Katechismus aus dem Jahr 1893 fand. Der Verfasser
war ein gewisser Friedrich Zimmermann, mit Dharmanamen Subhadra Bhikku. Ich 1as ihn
und er begeisterte mich so sehr, dass ich ihn in wochenlanger mühsamer Handarbeit abschrieb,
Fotokpiergeräte gab es damals noch nicht.
Nun war die nächste Frage, ob es in Österreich überhaupt Bud­dhisten oder buddhistische
Gemeinschaften gab. In mühevoller de­tektivischer Kleinarbeit wälzte ich Telefon-und
Adressbücher aus ganz Österreich. Durch Zufall fiel mir die Schrift einer esoterischen Sekte in
die Hände. Ich schrieb an die Redaktion und man teilte mir mit, dass im Herbst 1954 in Wien
eine bud­dhistische Gemeinschaft gegründet worden sei. Ich schrieb an den Sekretär, einen
gewissen Franz Zouzelka und er lud mich Ende Oktober 1956 nach Wien ein. Die Reise fand in
einer sehr ner­vösen Atmosphäre statt. Im Nachbarland Ungarn war ein Aufstand ausgebrochen
und man fürchtete die Rückkehr der Sowjets, die erst ein Jahr zuvor aus Österreich abgezogen
waren.
Mein Traumberuf war immer Journalist gewesen, aber familiäre Schicksalsschläge machten
das unmöglich. Mein Vater starb, als ich siebzehn war, meine Fami1ie war aus dem Land, in
dem sie viele Generationen lang gelebt hatte, unter Verlust des gesam­ten Vermögens vertrieben
worden - und da war noch ein jüngerer Bruder in Ausbildung. So wurde ich „Steuereintreiber“
beim Finanzamt.
Der Mittlere Weg 2 - 2013
26
Ich fand Trost für meine Enttäuschungen über den gescheiterten Jugendtraum im Buddhismus. Es
entwickelte sich eine Brieffreund­schaft mit zwei japanischen Tempelpriestern. Entscheidender
war aber die herzliche Freundschaft mit einem Berliner Buddhisten: Harry Pieper. Seine
tiefe Religiosiät und Ernsthaftigkeit und nüchterne, Realitätssicht fern jeder spirituellen
„Schwärmerei“ beeindruckten mich sehr. So wurde er auch mein Lehrer in Shin-Buddhismus.
Auch für meine journalistischen Neigungen fand ich ein neues Betätigungsfeld in der
buddhistischen Presse mehrerer Länder, besonders im deutschsprachigen Raum. So entstanden
in einigen Jahren an die 150 Artikel, Dokumenta­tionen und Buchrezensionen. Ein besonders
aktiver Publizist für meine Beiträge wurde eine buddhistische Zeitschrift in Hannover „DER
MITTLERE WEG“, die Dutzende Artikel von mir veröffentlichte.
Ende der Sechzigerjahre ergab sich für mich die Chance, aufgrund eines Stipendiums des
Nishi Honganji Tempels in Kyoto für zwei Jahre nach Japan zu gehen. Die wundervolle alte
Kaiserstadt von 794 bis 1868 brachte die Erfüllung aller meiner Jugendträume. Ich studierte
Shin-Buddhismus und Geschichte des japanischen Buddhismus. Eine Beschäftigung mit
Ikebana (Blumenarrange­ment) und Teezeremonie erschloss mir die subti1e Ästhetik der
großartigen Kultur dieses Landes.
Eine Nebenbeschäftigung fand ich als Tutor für deutsche Kon­versation am größten
buddhistischen Mädchencollege Japans. Ich lernte die japanische Gesellschaft mit a1l ihren
Stärken und Schwächen aus nächster Nähe kennen.
Nach Rückkehr in mein Heimatland übernahm ich die Aufgabe, in Salzburg die zweite
buddhistische Gemeinschaft in Österreich nach Wien zu gründen. Diese Aufgabe erwies sich
als überaus schwierig. Salzburg ist die teuerste Stadt Österreichs.
So fand ich letzten Endes einen Raum in einer eher obskuren Gaststätte. Es ergab sich eine
ku­riose Situation, die ein alter Bekannter als „kafkaresk“ be­zeichnete. Während die erhabenen
Worte aus Shakyamunis Lehrreden und aus dem TANNISHO erklangen, eilten Kellner mit
Speisetabletts durch den Raum und aus den Nachbarräumen erklang rustikale Blasmusik.
Obwohl überzeugter Shin-Buddhist versuchte ich immer die ganze Breite des Dharma den
Menschen zu vermitteln. Thervadasmönche gaben sich ebenso wie Zen-Roshis und tibetische
Lamas die Türklinke in die Hand. Reisen durch halb Europa führten mich zu zahlreichen
buddhistischen Tagungen in Berlin, Hamburg und Düs­seldorf und von London und Antwerpem
bis Turin, Warschau und Budapest.
Heute gehören diese oft traurigen Kapitel eines buddhistischen „Pioniersdaseins“ der
Vergangenheit an. Es gibt heute etwa drei Dutzend buddhistische Gemeinschaften und Grup­pen
vom Bodensee bis zum Neusiedlersee, buddhistischen Reli­gionsunterricht, buddhistische TVund Radiosendungen, eine bud­dhistische Hospizbewegung, buddhistische Strafgefangenenbe­
treuung und vor allem ist der Buddhismus von einer dubiosen „Sekte“ zu einer gesetzlich
anarkannten Religionsgemeinschaft in unserem Land geworden. Ich hoffe sehr, dass der
Buddhismus in Österreich noch eine vielversprechende Zukunft hat und ich wäre bereit, soweit
es meine Lebenszeit und meine Gesundheit erlaubt, an dieser Zukunft mitzuwirken.
27
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Willfred Hartig – ein Leben für die Buddha-Lehre
Axel Rodeck
Am 24. Januar dieses Jahres vollendete Willfred Hartig sein 80stes Lebensjahr in Neckargemünde
in seinem Familien- und Freundeskreis. Der Buddhistische Bund Hannover gratuliert herzlich
und dankt einem Freund, der seit Jahrzehnten mit anspruchsvollen Beiträgen die Vereinszeitung
„Der Mittlere Weg“ mitgestaltet hat.
Schon 1950 trat Hartig als 17jähriger Gymnasiast in den buddhistischen Hamburger Kreis um
Paul Debes ein, zugleich erfolgte sein Beitritt zum deutschen Zweig der Mahabodhi Society
of Ceylon (München). 1954 war er als junger Indologiestudent Dolmetscher und Berater des
buddhistischen Weltmissionars Narada Mahathera bei dessen Besuchen in Hamburg, die dann
zur Gründung der „Buddhistischen Gesellschaft Hamburg“ führten. Der BGH trat Hartig noch
im selben Jahr aus tiefer Überzeugung als „Nr. 26“ bei und ist bis heute ihr Mitglied.
Von 1955 bis 1960 betätigte sich Hartig - neben seinem Studium - als Dolmetscher für mehrere
Mönchsdelegationen aus Ceylon und war zudem persönlicher Lehrredenvorleser von Paul
Debes (gest. 2004) bei dessen sonntäglicher Lehrreden-Auslegung an einem Hamburger
Gymnasium.
1961 erfolgte studienhalber der Umzug Hartigs nach Heidelberg, in eine völlige buddhistische
Diaspora. Dort fanden sich als weit und breit einzige Buddhafreunde nur Helmut Klar (gest.
2007) und Fritz Schäfer (gest. 2012), die gleichfalls große Verdienste um die Buddhalehre
erwarben und im Laufe der Zeit zu wertvollen Unterstützern wurden. Ein Versuch Hartigs, im
Anschluß an eine von ihm gestaltete Vortragsreihe an der VHS Heidelberg über Weltreligionen
eine kleine buddhistische Studiengruppe zu bilden, wurde von der christlich orientierten
Leitung der VHS vereitelt.
Die folgenden Jahre waren geprägt durch Teilnahme an Veranstaltungen bekannter
buddhistischer Meister, auch aus dem Zen, z.B. ein Seminar des Japaners Prof. Tetsuo Nagaya
(gest. 1993). In diese Zeit fällt aber auch eine wohl einmalige Verbindung von Hartigs Beruf
als angesehener Rhetoriker mit seinen buddhistischen Studien: Ein buddhistisch ausgerichtetes
Rhetorik-Seminar in der BGH. Auch intensivierten sich die Kontakte mit Helmut Klar und
beide bemühten sich, die von den deutschen Buddhisten gern ignorierten ausländischen BuddhaGruppierungen an die BGH sowie die DBU (Deutsche Buddhistische Union) heranzuführen.
Die BGH erteilte Hartig gar eine Vollmacht als Sondergeauftragter zur Erreichung dieses Zieles,
was sich insbesondere auf die „Kontingentflüchtlinge“ aus Indochina bezog.
Es würde zu weit führen, alle wichtigen Kontaktgespräche Hartigs mit Buddha-Freunden des
In- und Auslandes anzuführen. Erwähnt werden sollen daher lediglich die Wiederbelebung der
Kontakte mit der Hamburger Thai-buddhistischen Vereinigung, Gespräche im Tibet-Zentrum,
Diskussionen mit einem von starkem Missionsdrang durchdrungenen Nichiren-Mönch und
die Öffentlichkeitsarbeit im Rundfunk, die der Bekanntmachung des Buddhismus dienten.
All dieses gemäß Hartigs Wahlspruch, dass eine gezielte Solidarisierung statt gedankenloser
Entsolidarisierung der buddhistischen Freunde erfo0lgen solle.
Im Jahre 1990 erfolgte der Beginn eines ehrgeizigen Unterfangens. Hartig gründete an
seinem Wohnort Neckargemünd die „Akademie für Buddhistische Grundlagen-Forschung“
(AFBGF). Sie dient der Herausarbeitung und Wiederbewußtmachung bisher unerkannter
existential-buddhistischer, fundamental-ontologischer und kommunikologischer Ansätze der
Der Mittlere Weg 2 - 2013
28
ursprünglichen Buddhalehre. Die Leser des „Mittleren Weges“ durften einige dieser wertvollen
Beiträge zur Kenntnis nehmen.
Und noch eine wissenschaftliche Leistung ist zu erwähnen, die der Wiederbelebung des
verstummten Ost-West-Gesprächs diente: 1997 erschien in enger Zusammenarbeit mit Hellmuth
Hecker das breit angelegte Werk „Die Lehre des Buddha und Heidegger“ im Rahmen eines
Forschungsprojekts der Universität Konstanz „Buddhistischer Modernismus“.
Im Zusammenhang mit einer Arbeit über Kommunikations-Ontologie liefert Hartig 2004 die
Vorabskizze einer Rhetorik des Buddha anhand seiner Lehrreden. Damit erweist er sich als
Wiederentdecker der indo-buddhistischen Rhetorik als östliches Gegenstück zur griechischrömischen Rhetorik (s. DMW 1/2011).
Kritisch betrachtet Hartig die buddhistischen Vielschreiber mit ihrer imponierenden
Gedankenfülle – die aber kaum etwas bewegt haben. Da könnte er mit seiner
Studienbibliothek von 10.000 Bänden gut gegenhalten.
Was wünscht sich Hartig für das neue Lebensjahrzehnt? Stabile Gesundheit und die Kraft, auf
seinem buddhistischen Denk- und Einsichtsweg unbeirrt weiter voran zu schreiten.
Auch das noch…
Nachrichten aus den Religionen und ihrem Umfeld
Kirche wird Moschee
In Hamburg haben erstmals Moslems ein einstiges evangelisches Gotteshaus gekauft. Bislang
versammeln sich die Gläubi­gen buchstäblich im Untergrund: Bis zu 600 Muslime der
Hamburger Al-Nour-­Gemeinde kommen zu den Freitagsgebe­ten in einer umfunktionierten
Tiefgarage zusammen. „Das sind unwürdige Zu­stände“, sagt der Gemeindevorsitzende Daniel
Abdin. Jahrelang hat er nach bes­seren Räumen gesucht - und sie schließ­lich im Internet
gefunden. „Meine erste Frage an den Makler war, wem dieses Ge­bäude gehört“, sagt er. „Hätte
er mir ge­sagt, der Kirche, hätte ich gleich wieder aufgelegt, aus Respekt vor den Christen.“
Doch die evangelische Kirche hatte die entwidmete Kapernaum-Kirche schon 2005 an einen
Geschäftsmann verkauft. Verschiedene Nutzungspläne haben sich seither zerschlagen, der
Bau ist ziemlich heruntergekommen. Und jetzt wird er wohl zur Moschee werden - als erstes
Gotteshaus aus den Reihen der Evangeli­schen Kirche in Deutschland (EKD).
HAZ 9.2.13
Video zeigt Scharia-Gericht
Im Syrienkonflikt kommt es nach Angaben von Aktivisten zunehmend zu Fällen von Selbstjustiz
dschihadisti­scher Gruppierungen. Die oppositionelle Beobachtungsstelle für Menschenrechte
mit Sitz in London veröffentlichte am Sonntag ein Video, das das „Scharia-Ge­richt“ einer
islamistischen Splittergruppe zeigt, das vier junge Männer wegen der Zusammenarbeit mit
staatlichen Sicher­heitskräften und der Tötung eines Rebel­len befragt. Am Ende des Films
werde die Erschießung der zum Tode Verurteilten gezeigt.
29
HAZ 4.2.13
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Erlaubnis für Islam-Lehrer
In Nordrhein-Westfalen haben die ersten 60 Islam-Lehrer ihre offizielle Unterrichtserlaubnis
erhalten. Der Beirat für den islamischen Religionsunterricht überreichte ihnen am Montag
in der Düsseldorger Merkez-Moschee die „Idschaza“ genannte Bevollmächtigung. Bisher
arbeiteten die Lehrer mit einer vorläufigen Erlaubnis. Für mehr als 2000 Schüler an 33
Grundschulen in NRW gehört der islamische Religionsunterricht inzwischen zum Alltag. Seit
Beginn des Schuljahres steht das Fach auf dem Stundenplan. NRW war bundesweit Vorreiter.
HAZ 5.3.13
Ansturm zum Kirchentag
Zum Evangelischen Kirchen­tag Anfang Mai in Hamburg haben sich bereits mehr als 100.000
Besucher ange­meldet. Die magische Grenze sei über­schritten, teilten die Organisatoren am
Mittwoch in Hamburg mit. Knapp ein Drittel der Teilnehmer wirke gleichzeitig am Programm
der 34. Veranstaltung vom 1. bis 5. Mai mit. Erwartet werden auch mehr als 4.000 Gäste aus
83 Ländern. Mehr als 5.000 Ehrenamtliche sind in die Organisation eingebunden, bei der
mehr als 2.500 Veranstaltungen vorgesehen sind - von Bibelarbeiten über Gottesdienste und
Feierabendmahle bis zu Konzerten. Benötigt werden noch Privatunterkünfte. Bisher wurden
rund 10.000 „Kojen“ ge­meldet, rund 2.000 fehlten noch.
HAZ 28.03.13
Warnung vor Islamisten
Das Hamburger Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) warnt vor der Unterstützung
islamistischer Organi­sationen im Hinblick auf den Bürgerkrieg in Syrien. Angesichts der
katastrophalen Lage syrischer Flüchtlinge bestehe die Gefahr, dass extremistische Gruppen das
Gerechtigkeitsbedürfnis von Jugendli­chen ausnutzten, um Geld und Personen für den Krieg in
Syrien einzuwerben, teil­te das LfV mit. Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes haben
vor wenigen Wochen Hamburger Anhänger der verbo­tenen Organisation „Hizb ut-Tahrir“ (Be­
freiungspartei) in Syrien Spendengeld übergeben.
HAZ 28.03.13
Die Redaktion dankt der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ für die freundliche Erlaubnis
zur Übernahme der Pressemitteilungen.
Korrektur
Es tut uns leid und ist wohl nur durch unbuddhistische Hektik zu erklären, dass wir im letzten
„Mittleren Weg“ 1/2013 einen unerfreulichen Fehler machten: In der Bildunterschrift S. 9
bezeichneten wir die Figur eines Bodhisattvas fälschlich als „Buddha“. Wir danken allen, die
uns auf den Fehler aufmerksam machten und wollen gern die aufklärenden Worte eines Lesers
wiedergeben:
>Der Dargestellte ist der Bodhisattva Avalokiteshvara. Er ist leicht zu identifizieren: 1. am
Abbild des Buddha Amithaba in seinem Haarschmuck und 2. an der Flasche in seiner Linken,
mit der er den Dürstenden Wasser gibt. Zuweilen heißt es auch, die Flasche (oder Vase) enthalte
den Nektar „amrita“. Das Wort amrita hat zwei Bedeutungen, „Nektar“ und „Todlosigkeit“.<
Vielen Dank für diese Darlegung! Wir werden künftig Haarschopf und Fläschchen genauer
be(tr)achten.
A.R.
Der Mittlere Weg 2 - 2013
30
Nach kurzer schwerer Krankheit hat sich unser Freund
und langjähriges Vereinsmitglied
Uwe Kickstein
* 15.04. 1954
+ 19. 02. 2013
aus diesem Leben verabschiedet.
Uwe war von indischer Religion angetan und sein Interesse galt insbesondere dem Yoga und der Musik. Im Jahre 1990 trat Uwe in den damals im Umbruch befindlichen „Buddhistischen Bund Hannover“ ein. Als Betreiber einer
kleinen Druckerei gab er zunächst dem etwas hausbackenen „Mittleren Weg“
ein neues Gesicht, das in den Folgejahren immer professioneller gestaltet
wurde und zur Beliebtheit der kleinen Zeitschrift beitrug.
Wichtiger als solch Äußerlichkeit war aber das Einbringen seiner Kenntnisse, ja seiner ganzen Persönlichkeit in die Gestaltung des Vereinslebens. Wo
Aufgaben zu übernehmen waren, machte Uwe mit und übernahm pflichtbewußt Vereinsämter – zuletzt den Vorstandsvorsitz, aus dem ihn sein plötzlicher Tod riß. Dabei zeigte sich Uwe stets tolerant und friedfertig, an irgendeine sprachliche oder sonstige Entgleisung kann sich niemand aus seinem
Bekanntenkreis erinnern. Still, unaufdringlich, aufmerksam und zuverlässig
sind die Attribute, die wir mit seinem beispielhaften Leben verbinden.
Wir danken für sein unvergeßliches Vorbild!
Uwe hinterläßt in unserem Verein eine Lücke, die wir nicht werden
schließen können.
Buddhistischer Bund Hannover
Der Vorstand
31
Der Mittlere Weg 2 - 2013
Regelmäßige BBH-Veranstaltungstermine in der Drostestr. 8
Gesprächskreis Buddha-Lehre
jeden Dienstag
19.15 - ca. 22.00 Uhr
Offener Kreis, auch für Interessierte ohne Vorkenntnisse
Meditation (19.25 - 20.00 Uhr), anschließend, ab 20.00 Uhr: Lesung buddhistischerTexte; Gespräche
und Diskussion zur buddhistischen Praxis; Buddhismus in der Gegenwart;
Meditation und Yoga
jeden Donnerstag
19.45 - ca. 22.00 Uhr.
Hatha-Yoga; Asanas, Atmung, entspannte Sammlung, Stille und Haltung des Yoga, Lieder
als Vorbereäunq für die Meditation. Bitte entsprechende Kleidung und Übungsdecke mitbringen.
(Einführung nach telefon. Absprache)
Vipassana Meditation
jeden Donnerstag 18.00 - 19:30 Uhr.
Sitzen in Stille, Atembetrachtung, Gehmeditation, Erfahrungsaustausch.
Anfängerlinnen sind willkommen, eine Einführung ist möglich.
In diesem Fall bitte vorher anmelden unter (0511) 348 0776 (Franz).
Tibetisch - Buddhistischer Gesprächskreis
jeden letzten Samstag im Monat, um 15.00 Uhr
Video und Gespräche über die Lehre des Buddha,
mit Bernd Weber (Karma Gelek Samten)
Zen Dojo Shobogendo
Spirituelle Leitung: Zen-Meisterin Dagmar Dökö Waskönig
Zazen:
Montag: 20.00 Uhr
Mittwoch: 20.00 Uhr - jeden 1. Mittwoch im Monat,
19.00 Uhr: Einführung für Neue
Freitaq: 19.00 Uhr (unregelmäßig, nach Absprache)
Info: www.shobogendo.de
Tee - Nachmittag Buddhismus
jeden letzten Sonntag im Monat, um 15.00 Uhr
Einführungs -Gespräch und -Videos, besonders geeignet auch für Jugendliche
Anfragen I Info Tel. 0511-4714 09 ( Bernd Weber )
Ansprechpartner/lnnen:
Axel Rodeck Tel. 0511167 37 48
Rother Baumert Tel. 0511140 66 88 / Email: [email protected]
Michael Schmidt Tel. 05722/8 1725 / Email: [email protected]
Rajah Wirasekara Tel. 05722/8 11 52 / Email: [email protected]
Dagmar Doko Waskönig (Zen) Tel. 0511 /864871 / Email: [email protected]
Bemd Weber Tel. 0511147 1409/ Email: [email protected]
www.buddha-hannover.de
Der Mittlere Weg 2 - 2013
32
Herunterladen