Insekten- Schreckliche Krabbelviecher ?

Werbung
Insekten-
Schreckliche Krabbelviecher ?
Insekten sind seit 400 Millionen Jahren auf unserer Erde zu Hause, der Mensch
hingegen erst seit knapp einer Million Jahre. Jahrmillionen, bevor Menschen die ersten
Papyrusrollen hergestellt und beschrieben haben, stellten z. B. Wespen aus Holz sehr
haltbares Papier her, als Baumaterial für ihre Nester.
Bis heute kann der Mensch das kalte Licht der Leuchtkäfer nicht nachahmen, sie haben
nur ca. 10 % Wärmeverlust; bei einer herkömmlichen Glühbirne ist es genau umgekehrt,
nämlich 90 % Wärmeverlust!
Kilometerlange feine Seidenfasern, Farbstoffe, süßen Sirup, Wachs, Schelllackkrusten, all dies stellten Insekten schon immer her, lange bevor es Menschen gab
und bevor Menschen dies zu nutzen wussten.
Etwa eine Trillion - eine Ziffer mit 18 Nullen hinter der Eins – Insekten leben nach
Berechnungen des kanadischen Entomologen Brian Hocking auf der Erde. Sie wiegen
zusammen etwa 2,7 Milliarden Tonnen – soviel würden 45 Milliarden Menschen wiegen.
Anders ausgedrückt: Auf jeden heute lebenden Menschen kommen 166 Millionen
Insekten. Diese immensen Zahlen lassen uns erschaudern.
Doch würden sie alle verschwinden, bräche unsere Welt zusammen.
Wozu sind die eigentlich gut – mag sich manch einer fragen...?
Dass diese Tiergruppe das Leben auf der Erde erst möglich macht, darüber macht man
sich keine Gedanken, wenn man von einer Bremse gestochen wird.
Würden keine Insekten die Blüten bestäuben, würden die Ernten ausfallen und wir
müssten alle verhungern, Mensch und Tier!
Würden keine Käfer und Fliegenlarven unsere Abfälle so aufbereiten, dass Bakterien
und Pilze gute Erde daraus machen können, würden sich Tierkadaver und Exkremente
überall anhäufen.
Dieses Problem trat in Australien auf, nachdem dort die Kühe eingeführt worden waren.
Kuhfladen sind feucht und riesig im Vergleich zu den kleinen Kötteln der Kängurus. Die
Mistkäfer Australiens konnten mit ihnen nichts anfangen und ließen sie liegen. 1966 war
klar, dass Australien im Mist versinken würde, wenn man nichts unternahm.
So beschloss man, Mistkäferarten aus verschiedenen Kontinenten anzusiedeln. Einige
haben sich eingelebt und beseitigen seitdem im ganzen Land die Kuhfladen.
Der kleine Mistkäfer hat das große Land gerettet!
Kein Wunder war der Skarabäus im alten Ägypten ein heiliger (Mist-) käfer. Die
Ägypter sahen in den Larven, die aus den Kotkugeln der Pillendreher (Skarabäus)
krochen, ein Symbol der Auferstehung.
Obwohl wir alle einmal gelernt haben, wie wichtig Insekten sind, gibt es kaum eine
Tiergruppe, der die Menschheit mit so gemischten Gefühlen begegnet.
Von Ekel über langbeinige Käfer, Angst vor Hornissen, Zorn über aufdringliche Mücken,
Bewunderung eines schillernden Schmetterlings bis zum Entzücken über einen
Marienkäfer sind alle Emotionen vertreten.
Allein Kenntnisse von den Lebensweisen dieser Tiere führen zu ökologischem
Handeln und der Einsicht, dass Insekten das Leben auf dem Land überhaupt erst
ermöglichen. Im Ökolandbau wird verstärkt darauf geachtet, ökologische Nischen zu
schaffen, denn es gibt nur wenige Schadinsekten, dafür eine Vielzahl von nützlichen,
kaum beachteten Insekten, die in der Schädlingsbekämpfung helfen können.
Biogärtner und Biolandwirte versuchen mit der Natur zu arbeiten,
nicht gegen sie. Oft erfordert das Geduld und genaues Hinsehen.
Insekten und andere kleine Krabbeltiere leben in einer Welt, die
uns meist verborgen bleibt. Deshalb übersehen wir sie oft und
wissen leider nur sehr wenig über sie.
Links sehen sie eine Schlupfwespe, die sich an einer Blattlaus zu
schaffen macht, rechts die Larve einer Schwebfliege, die eine
geflügelte Blattlaus frisst.
Also, machen wir uns ein wenig vertraut mit dieser unbekannten Welt direkt
vor unserer Haustür:
Insekten haben immer 6 Beine, einen dreigeteilten Körper, zwei Antennen und
mindestens ein Paar Flügel. Sie haben kein Skelett aus Knochen, stattdessen aber einen
Panzer oder eine Haut aus Chitin und Eiweißen.
Die Insekten stellen drei Viertel aller bekannten Tierarten (fast eine Million
Insektenarten sind bekannt), die Käfer schaffen es allein auf über 350 000 Arten!
Nimmt man noch die Gliederfüßler dazu, stellen sie sogar 90 % aller Tierarten!
Insekten sind die vielfältigsten Lebewesen unseres Planeten, auch wenn wir nur die
wenigsten von ihnen kennen.
Ihre Größe variiert von 0,21 mm bis zu 55 cm Länge und sie bevölkern die
ausgefallensten Lebensbereiche:
schwülwarme Regenwälder der Tropen
trockenste Wüsten
siedend heiße Quellen im Yellowstone-Nationalpark
Petroliumpfützen der Erdölfelder
saure Pferdemägen
verschlossene Haferflockenbehälter im Kühlschrank
tiefe Gletscherspalten der Antarktis
das ewige Eis des Himalajas
Ihre ganze Lebensweise ist ein einziges Wunder.
Nur ein paar Beispiele aus Ihrer/Eurer Umgebung:
Manche Libellenlarven leben sieben Jahre unter Wasser um dann im siebten Sommer an
Land zu kriechen, sich an einen Pflanzenstängel zu hängen, sich zu verpuppen und nach
kurzer Zeit als voll entwickelte Libelle mit meist buntem Körper und flinken Flügeln für
nur einen Sommer die Luft zu erobern.
Schwalbenschwanzraupen verpuppen sich im September oder
Oktober, nachdem sie genug Doldenblütler gefressen haben.
Nun sind die Raupen in ihrer Hülle den ganzen Winter über
dem Frost ausgesetzt, ohne Wasser oder Nahrung, um dann
im Mai von der warmen Sonne geweckt zu werden und als
wunderschöner Schmetterling einen Sommer zu verbringen.
(In der Wüste gibt es sogar welche, bei denen der Falter erst
nach 19 Jahren die Puppe verlässt!)
Der Admiral, fliegt, wie viele andere Schmetterlinge, zum Überwintern hunderte von Kilometern über die Alpen.
Wieder andere, wie z. B. der Zitronenfalter, produzieren ein Frostschutzmittel,
um hier bei uns als Vollinsekt den Winter zu überleben. Im Frühling legen sie dann ihre
Eier nach der Paarung fast ausschließlich am Faulbaum ab, er ist die Hauptfutterpflanze
der Raupen. Ein Exemplar dieses Großstrauches finden Sie an unserem Teich im Garten.
Eine Blattlaus schafft es an einem Tag bis zu 150 lebende Junge zu gebären. Nach fünf
Tagen sind diese dann selbst schon wieder geschlechtsreif. Nicht, dass mich das an
meinen jungen Kirschentrieben freuen würde, aber dennoch ist es beachtlich. Ebenso
beachtlich ist es, wie schnell die Marienkäfer da sind, um sich zu paaren, ihre Eier
abzulegen und wie schnell es die kleinen Larven dann schaffen, die Blattläuse
aufzufuttern. Sie fressen bis zu 600 Läusen allein während ihres Larvenstadiums.
Gut für den Gärtner, der gewartet und beobachtet hat. Hätte er ein Insektengift
gespritzt, hätte er Blattlaus und Marienkäfer getötet – nur dass sich die
Blattlauspopulation viel schneller erholt hätte!
Zu den schnellsten Insekten gehören die Bremsen. Ihre Spitzengeschwindigkeit liegt
bei bis zu 39 km/h. Da braucht man schon ein Fahrrad, wenn man entkommen will!
Der Katzenfloh kann 34 cm hoch springen.
Das ist 140 Mal so hoch, wie er groß ist.
Ein Mensch müsste demnach so hoch springen,
wie ein siebenstöckiges Gebäude.
Hummeln können bereits ab 12 °C fliegen und Blüten bestäuben. Sie haben im Gegensatz
zu den Bienen (diese brauchen 20 °C) einen Mechanismus, sich warmzurütteln. So
kriechen sie auch bei kühlem Wetter aus ihren Erdbauten hervor, um Nektar zu
sammeln und dabei ganz nebenbei unsere Kirschen und andere Frühblüher zu
befruchten. Ist ihr Rüssel zu kurz, um z. B. in die Taubnesselblüten hineinzukommen,
beißen sie in diese einfach ein Loch hinein, um an den Nektar zu gelangen.
Warum ein Insektenhotel?
Noch vor wenigen Jahren wäre kaum jemand auf die Idee gekommen, für Insekten ein
Hotel einzurichten und sie in seiner Nähe anzusiedeln. Aber bereits vor 25 Jahren
galt ein Siebtel unserer ehemals heimischen Wildbienenarten als ausgestorben.
Heute ist die Rote Liste der gefährdeten Wildbienen und – wespen mehr als halb so lang
wie deren Artenliste selbst. Von den 450 Arten in Baden-Württemberg gelten 300
Arten als gefährdet.
Größtenteils sind sie Nahrungs- und Wohnraumspezialisten. Viele Wildbienenarten
sammeln Nektar und Pollen ausschließlich von einer bestimmten Pflanzengattung.
Außerdem bevorzugen sie ganz bestimmte Hohlräume für ihre Nachkommenschaft, seien
es tote hohle Pflanzenstängel, Gänge im Holz, in Lehmwänden oder Sandböden.
Insgesamt betrachtet werden über 80 % unserer Wild- und Kulturpflanzen von
Wildbienen bestäubt.
Die Symbiose von Pflanze und Insekt ist in Gefahr, sobald der Bestand eines der beiden
abnimmt! Dies geschieht vor allem dann, wenn deren Lebensräume zerstört werden.
Die Zerstörung von Nistplätzen und die Verminderung des Nahrungsangebotes haben bei
uns verschiedene Ursachen:
Der anhaltende Flächenverbrauch in unserem dicht besiedelten Land, die zunehmend
ausgeräumte Landschaft, wie auch die intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung
von Äckern und Wiesen. Außerdem ist nicht zu vergessen, welche Rolle auch unsere
eigenen Hausgärten spielen. Pflegeleichte, grüne Hausgärten produzieren zwar noch
Sauerstoff – sind aber ansonsten für unsere Tier- und Pflanzenwelt ziemlich nutzlos.
Mit ein bisschen Natur im Garten kann jeder helfen!!!!!!
Wir alle können ein ausreichendes Angebot an Blütenpflanzen zur Verfügung stellen.
Es wäre freilich richtig toll, wenn es sogar ungefüllte Blüten wären. Die gefüllten Blüten
sind zwar schöne Züchtungen, aber leider ist der Nektar für die Rüssel der Bestäuber
oft unerreichbar.
Auch können wir alle einen kleinen Raum in unseren Gärten
den Brennnesseln überlassen. Sind sie doch die einzige
Wirtspflanze von Schmetterlingsraupen wie dem kleinen
Fuchs, dem Tagpfauenauge und 15 weiteren Arten.
Eine bunte Hecke aus heimischen Blütengehölzen bietet Nahrung für Insekten während
der Blüte, Nistmöglichkeiten im Frühjahr, Nahrung im Herbst für Singvögel und
überdies viele Verstecke für Kleinsäuger wie Igel u.v.m.
Wichtig ist es auch, dass im Herbst nicht alles abgeschnitten wird, was scheinbar leblos
ist. Hängen da nicht ein paar Puppen von Schmetterlingen dran? Und dort unter den
Blättern, da haben sich ein paar Weinbergschnecken versteckt!
Vielleicht kann der eine oder andere von Ihnen sogar den friedlichen und wertvollen
Wildbienen ein Plätzchen auf dem Balkon, im Garten oder rund ums Haus anbieten?
Tipp: Insekten mögen es gern sonnig und etwas vor Regen und Wind geschützt.
Für Fragen stehe ich, Christiane Denzel, Ihnen gerne zur Verfügung!
Quellenangabe: Insekten in Gärten, BUND / Das Insektenhotel, Pala Verlag /
Naturfreunde Holzgerlingen / Insektenführer, KOSMOS Verlag /Von wegen
Mistviecher, moses verlag / BSSS,DK-Verlag /div. GEO- Zeitschriften /
Insekten, Ravensburger/ Nestbau, Anne Möllers/das Internet...
Herunterladen