Makromorphologische Untersuchungen

Werbung
FLAVONOID-DROGEN
MAKROMORPHOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN
Uvae ursi folium – Bärentraubenblätter – Arctostaphylos uva-ursi (L.) Spreng. –
Ericaceae; Ph.Eur.
Das ganze oder geschnittene, getrocknete Laubblatt von Arctostaphylos uva-ursi (L.) Spreng.
Das Blatt ist auf der Oberseite glänzend und dunkelgrün, auf der Untenseite heller, matt,
gewöhnlich 7-30 mm lang und 5-12 mm breit. Das ganze Blatt ist verkehrt eiförmig, zeigt
durchgehend einen etwas zurückgebogenen, glatten Blattrand und verschmälert sich gegen
den Blattgrund in einen kurzen Blattstiel. Am Blattende ist es abgerundet oder stumpf
zugespitzt. Die Blattspreite ist dick und ledrig. Die beidseitig gut sichtbare Nervatur ist
gefiedert und netzartig. Der glänzenden Blattoberseite verleiht die eingesenkte Nervatur ein
charakteristisches, körniges Aussehen, die Nervatur ist feinnetzig. Nur junge Blätter sind am
Rand bewimpert. Alte Blätter sind kahl. Die Droge darf höchstens 5% Stängelanteile haben.
Juglandis folium – Walnuβlätter – Juglans regia L. – Juglandaceae
Die Blätter sind im Austrieb rötlich, später grün, ca. 25 cm groβ, unpaarig gefiedert mit 7-9
elliptischen, ganzrandigen Fiederblättchen. Die Schnittdroge besteht aus beiderseits nahezu
gleich bräunlichgrün gefärbten, brüchigen, ziemlich steifen, unbehaarten Blattfragmenten. In
den Nervenwinkeln der Blattunterseite sind mit der Lupe kleine Büschel feiner Haare zu
sehen. Charakteristisch ist die Aderung auf der Blattunterseite: Auf den vom rotbraunen
Hauptnerv abdehenden Sekundärnerven stehen die Tertiärnerven senkrecht, wodurch eine
charakteristische, mehr oder weniger rechteckige Felderung entsteht. Innerhalb dieser Felder
ist eine dichte, aber nicht hervortretende Netznervatur sichtbar.
Aurantii amari flos – Bitterorangenblüten – Citrus aurantium L. ssp. aurantium (syn. C.
aurantium L. ssp. amara Engl.)– Rutaceae; Ph.Eur.
Die ganze, getrocknete, ungeöffnete Blüte von Citrus aurantium L. ssp. aurantium. Die
Blütenknospen sind weiβ bis gelblich weiβ und können bis 25 mm lang sein. Die
getrenntblättrige Blütenkrone besteht aus 5 dicken, länglichen, konkaven Blütenblättern, die
eine von Ölbehältern stammende Punktierung (Exkretbehälter) zeigen. Der kurze, gelblich
grüne, ausdauernde, verwachsenblättrige Kelch hat 5 abszehende Kelchblätter, die an der
Basis miteinander verwachsen sind, eine sternförmige Gestalt bilden und in den gelblich
grünen, etwa 5-10 mm langen Blütenstiel übergehen. Die Blütenknospen enthaltten
mindestens 20 Staubblätter mit gelben Antheren, die Filamnete sind an der Basis zu Gruppen
1
FLAVONOID-DROGEN
von 4-5 zusammengewachsen. Der Oberständige, bräunlich schwarze, kugelige Fruchtknoten
besteht aus 8-10 Fruchtfächern und ist am Grund von einer ringförmigen, körnigen Scheibe
umgeben. Die dicke, zylindrische Griffel endet in einer kopfförmigen Narbe. Der Geruch ist
charakteristisch aromatisch, der Geschmack ist aromatisch, bitter.
Meliloti herba – Steinkleekraut – Melilotus officinalis (L.) Lam., Fabaceae; Ph.Eur.
Die Droge besteht aus den ganzen oder geschnittenen oberirdischen Teilen. Die Stängel sind
gelb bis grün, zylindrisch, kahl, fein estreift, bis 90 cm hoch. Die Blätter sind wechselständig,
gestielt, dreizählig, mit zwei lanzettlichen Nebenblättern. Die Fiederblättchen sind bis 3 cm
lang und 2 cm breit, länglich verkehrt-eiförmig, an Spitze und Grund spitz zulaufend. Der
Blattrand ist fein gezähnt, die Blattoberseite ist dunkelgrün, die Unterseite ist heller grün, mit
behaarter Nervatur. Die Traube ist vielblütig mit zierlichen, gelben, 5 bis 7 mm langen,
schmetterlingsförmigen Blüten. Fahne und Flügel sind länger als das Schiffchen, der Kelch ist
behaart, mit 5 Kelchzipfeln, die Hülse ist gelblich braun, kurz, spitz zulaufend. Der Geruch ist
stark nach Cumarin, der Geschmack ist bitter, scharf.
Betulae folium – Birkenblätter – Betula pendula Roth., B. pubescens Ehrh., beide Arten
oder auch Hybriden – Betulaceae; Ph.Eur.
Die Droge besteht aus den ganzen oder geschnittenen Blättern. Die Blattoberseite ist
dunkelgrün, die Unterseite hellgrün. Die Netznervatur ist charakteristisch hell mit hellbraunen
bis weißen Blattnerven. B. pendula: Die Blätter sind unbehaart, der Rand ist scharf doppelt
gesägt, beiderseits dicht drüsig punktiert. B. pubescens: Die Blätter sind schwach behaart, der
Rand ist grob gesägt, mit wenigen Drüsen. Es gibt Haarbüschel unterseits an Leitbündeln. Die
Droge darf maximal 3% Zweigstücke und weibliche Kätzchen enthalten. Geruch: schwach
aromatisch; Geschmack: etwas bitter.
Crataegi folium cum flore – Weißdornblätter mit Blüten – Crataegus monogyna Jacq.
(Lindm.), C. laevigata (Poiret) D.C. (syn. C. oxyacantha L.), oder ihre Hybriden –
Rosaceae; Ph. Eur.
Die Droge besteht aus den holzigen, blütentragenden Zweigen mit einem Durchmesser von
1-2,5 mm. Blätter sind gestielt und gelappt, oft mit abfallenden Nebenblättern. Der Blattrand
ist leicht bis kaum gesägt, die Blattoberseite ist dunkelgrün, die Unterseite heller graugrün mit
dichter Netznervatur. Blütenstand: Trugdolden. Die fünf Kelchblätter und Kronblätter sind
frei, gelblich weiß, breit eiförmig, kurz genagelt. Der Fruchtknoten ist mit dem Achsenbecher
2
FLAVONOID-DROGEN
verwachsen, Fruchtblätter und Griffel: 1-5, Samenanlage 1. Geruch: schwach aromatisch;
Geschmack: leicht bitter und zusammenziehend.
Fagopyri herba – Buchweizenkraut – Fagopyrum esculentum Moench – Polygonaceae;
Ph.Eur.
Der hohle, kahle, grüne und im oberen Teil meist rötlich überlaufene Stengel ist wenig
verzweigt mit deutlich verdickten Knoten und wechselständig locker beblättert. Die bis 7 cm
breiten und bis 11 cm langen Blätter sind dunkelgrün mit hellerer Unterseite, pfeil- bis
herzförmig, annähernd fünfeckig mit zwei abgerundeten, manchmal eckigen Lappen. Im
unteren Bereich des Stengels sind die Blätter lang gestielt, im oberen fast sitzend. Die
Nebenblätter sind zu einer kurzen, schief gestutzten, ungewimperten Nebenblattscheide
verwachsen. Die 1-2 mm langen, weiβen oder rosafarbenen Blüten stehen in kurzen, zu
Doldenrispen zusammengestellten Schirmtrauben in den Blattwinkeln oder endständig. Die
vereinzelt vorkommenden Früchte sind kastanienbraune, glänzende, bis 8 mm lange und bis
4 mm breite, scharf dreikantige Nüsschen. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch hohle
Stengelstücke, oftmals verklumpte Blattfragmente, Blüten oder Blütenteile sowie durch
wenige Früchte oder Teile davon.
Ginkgo folium – Ginkgoblätter – Ginkgo biloba L. – Ginkgoaceae; Ph. Eur.
Die Droge besteht aus den ganzen oder geschnittenen, hellgrauen, gelblich grünen oder
gelblich braunen Blättern. Die Blattoberseite ist dunkler, die Spreite ist 4-10 cm breit,
fächerartig, gewöhnlich zweilappig. Die Nervatur ist dichotom verzweigt, der Blattrand ist
distal unregelmäßig gelappt oder ausgerandet, seitlich ganzrandig, der Blattstiel ist schmal,
4-9 cm lang.
Hyperici herba – Johanniskraut – Hypericum perforatum L. – Hypericaceae; Ph. Eur.
Die während der Blütezeit geernteten, getrockneten, ganzen oder geschnittenen Triebspitzen
von Hypericum perforatum L. Der verzweigte, kahle, grüne bis braune Stängel weist mehr
oder weniger hervortretende Längsleisten auf. Die Laubblätter sind gegenständig, sitzend,
ohne Nebenblätter, kahl, länglich oval, 15-30 mm lang, ganzrandig. An den Blatträndern
befinden sich Drüsen, die als schwarze Punkte erscheinen, und auf der gesamten
Blattoberfläche sitzen viele kleine, stark lichtdurchlässige Exkretionsdrüsen, die im
durchscheinenden Licht sichtbar sind. Die regelmäβigen Blüten bilden an den Stängelspitzen
doldentraubenartige Büschel. Sie bestehen jeweils aus 5 grünen, spitzen Kelchblättern mit
3
FLAVONOID-DROGEN
schwarzen Exkretionsdrüsen an den Rändern, 5 orangegelben Kronblättern, gleichfalls mit
schwarzen Exkretionsdrüsen an den Rändern, zahlreichen orangegelben Staubblättern, die in
3 Bündeln stehen, sowie 3 Fruchtknoten, überragt von roten Griffeln. Die Droge kann auch
folgende Bestandteile enthalten: unreife und reife Früchte und Samen. Geschmack: herbbitter, zusammenziehend.
Myrtilli fructus recens – Frische Heidelbeeren – Vaccinium myrtillus L. – Ericaceae;
Ph. Eur.
Die frische oder tiefgefrorene, reife Frucht von Vaccinium myrtillus L. Die frische,
schwarzblaue Frucht ist eine kugelige Beere mit einem Durchmesser von etwa 5 mm. Ihr
unteres Ende zeigt eine Narbe oder, seltener, ein Bruchstück des Stiels. Das obere Ende ist
abgeflacht und trägt Reste des ausdauernden Griffels und des Kelchs, die als ringförmige
Erhöhung erscheinen. Das violette, fleischige Mesokarp enthält 4-5 Fächer, die zahlreiche
kleine, braune, eiförmige Samen aufweisen. Süβer und etwas zusammenziehender
Geschmack.
Myrtilli fructus siccus – Getrocknete Heidelbeeren – Vaccinium myrtillus L. – Ericaceae;
Ph. Eur.
Die Droge besteht aus den reifen Früchten. Die Beeren sind aus unterständigem Fruchtknoten
entwickelt, schwarzblau, runzlig geschrumpft, weich, annährend rund, im Durchmesser
3-6 mm. Sie vorkommen gelegentlich mit Stiel, haben einen abgeflachten Scheitel mit
diskusförmiger Narbe (Pfeil), und eine kurze Griffelreste in der Mitte der Vertiefung. Der
Diskus ist vom ausdauernden, schmalen Kelchsaum überragt, häufig sind 4-5 kurze, stumpfe,
verwachsene Kelchzipfel erkennbar. Das Mesokarp ist dunkel rotviolett, mit 4-5
Fruchtfächern. Die zahlreichen Samen sind klein (ca. 1 mm lang), im Querschnitt dreieckig,
braun glänzend, haben eine netzig-grubige Oberfläche. Geschmack: säuerlich-süß, leicht
zusammenziehend.
Ononidis radix – Hauhechelwurzel – Ononis spinosa L. – Fabaceae; Ph. Eur.
Die Droge besteht aus den ganzen oder geschnittenen Wurzeln. Die Wurzeln sind bis 50 cm
lang, bis 1,5 cm dick, wenig verzweigt, gedreht und gebogen, längsrunzelig mit tiefen
Furchen, meist flachgedrückt, außen graubraun bis schwarzbraun. Der Querschnitt ist
exzentrisch mit schmaler Rinde, das Holz hat eine radiäre Streifung durch Markstrahlen.
Bruch: kurzfaserig, Geruch: schwach, Geschmack: herb, deutlich kratzend.
4
FLAVONOID-DROGEN
Rutae herba – Rautenkraut – Ruta graveolens L. - Ruteceae
Die Stengel ist einfach oder bei alten Pflanzen verzweigt. Wechselständige, zwei- oder
dreifach fiederspaltige Blätter mit langem Stiel, die bei den oberen Blättern kurz sind oder
fehlen. Die Fiedern sind länglich oder spatelförmig und am Blattgrund häufig keilförmig
verjüngt. Ihre Oberfläche ist kahl und blaugrün. Im Gegenlicht zeigen sich durchscheinende
Stellen, die von den Einbuchtungen der Drüsen im Blatt herrühren. Die Blüten bilden an der
Spitze der Äste eine Rispe. Der Kelch besteht aus 4 oder seltener 5 lanzettlichen, zugespitzten
Kelchblättern. Die 4 oder 5 gelbgrünen Kronblätter sind löffelförmig gewölbt, am Rand leicht
gezähnt, die Oberfläche ist mit dunklen Drüsen gepunktet.
Sambuci flos – Holunderblüten – Sambucus nigra L. – Caprifoliaceae; Ph. Eur.
Die getrockneten Blüten von Sambucus nigra L. Die im Durchmesse etwa 5 mm betragenden
Blüten besitzen 3 kleine Tragblätter und können einen Blütenstiel aufweisen. Der 5-zipfelige
Kelch ist klein, dreieckig, die Blütenkrone hellgelb mit 5 breit ovalen Kronblättern, die am
Grund zu einer Röhre verwachsen sind. Die Filamente der 5 gelben Staubblätter alternieren
mit den Kronblättern. Häufig liegt die Blütenkrone isoliert vor oder sie ist an der Basis mit
den Staubblättern verwachsen. Der unterständige, 3-teilige Fruchtknoten trägt einen kurzen
Griffel mit 3 stumpfen Narben. Die Droge darf höchstens 8% Stielfragmente und andere
fremde Bestandteile enthalten. Geruch: leicht aromatisch; Geschmack: schleimig, süß.
Silybi mariani fructus – Mariendistelfrüchte – Silybum marianum (L.) Gaertner –
Asteraceae; Ph. Eur.
Die reifen, vom Pappus befreiten Früchte von Silybum marianum (L.) Gaertn. Stark flach
gedrückte, länglich eiförmige Achänen, die etwa 6-8 mm lang, 3 mm breit und 1,5 mm dick
sind. Ihre Auβenseite ist glatt und glänzend, hat einen grauen bis blassbraunen Grundton und
ist mehr oder weniger stark mit dunkelbraunen Längsstreifen überzogen, so dass die
Gesamtfärbung blassgrau bis braun erscheint. Die Früchte verschmälern sich zum Grund hin
und haben am apikalen Ende eine glänzende, blassgelbe, vorspringende Erweiterung, die
einen Kragen von etwa 1 mm Höhe um die Reste des Griffels bildet. Im Längschnitt zeigt die
Frucht einen schmalen, braunen äuβeren Bereich und 2 groβe, dichte, weiβe, ölige
Keimblätter. Geschmack: leicht nussig.
5
FLAVONOID-DROGEN
Solidaginis herba – Goldrutenkraut – Solidago gigantea Ait., S. canadensis L.,
Varietäten oder Hybriden von den beiden Arten – Asteraceae; Ph. Eur.
Die Droge besteht aus den blühenden, oberirdischen Teilen. Die Stängel sind grünlich gelb bis
braun, teilweise rötlich überlaufen, rundlich, gerillt, das Mark ist weiß; Die Blätter sind grün,
sitzend, 8-12 cm lang und 1-3 cm breit, lanzettlich, scharf gesägt, mit graugrüner, flaumig
behaarter Blattunterseite. Die Nervatur ist feinmaschig. Hüllkelchblätter (Pfeil) sind lineallanzettlich, dachziegelartig angeordnet. Die Blütenköpfchen sind goldgelb. Pappus (Haarkranz
auf den Früchten von Vertretern der Pflanzenfamilie Asteraceae). S. gigantea: die Rispen sind
bogig überhängend, die Zungenblüten sind 4-6 mm lang, kaum länger als die Röhrenblüten,
S. canadensis: die Rispen sind aufrecht, die Zungenblüten sind 3-4 mm lang, nicht länger als
die Röhrenblüten. Geruch: schwach aromatisch; Geschmack: leichtbitter.
Tiliae flos – Lindenblüten – Tilia cordata Miller, T. platyphyllos Scop. – Tiliaceae;
Ph. Eur.
Die Droge besteht aus den Blütenständen. Das Hochblatt des Blütenstandes ist zungenförmig,
häutig, gelblich grün, kahl. Der Hauptnerv des Hochblattes ist bis etwa zur Hälfte mit dem
Blütenstiel verwachsen. Der Blütenstand ist Trugdolden, die fünf Kelchblätter sind bis 6 mm
lang, innen behaart, außen kahl, leicht abfallend, weißlich grün. Die fünf Kronblätter sind bis
8 mm lang, spatelförmig, gelblich weiß. Die zahlreichen Staubblätter sind frei, der
Fruchtknoten ist oberständig, kugelig, behaart. T. platyphyllos: zwei- bis fünfblütig, in den
Nervaturwinkeln rostrot behaart, T. cordata: vier- bis fünfzehnblütig, in den Nervaturwinkeln
weiß behaart. Geruch: schwach aromatisch; Geschmack: süßlich-schleimig.
Tiliae argentae flos - Silber-Lindenblüten – Tilia tomentosa Mönch. (syn. T. argentea
Desf.) - Tiliaceae
Je 5-13 Blüten befinden sich in hängenden, rispigen, trugdoldigen Blütenständen. Mehr als
die Hälfte der Blütenstandsachse ist mit einem silbrig-weißen (hell grünen / gelblich grünen)
Hochblatt verwachsen. Das Hochblatt ist zungenförmig, stumpf zugespitzt, ganzrandig, steif
ledrig, auf der Untenseite behaart. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und
fünfzählig. Neben den fünf hellgelben Kronblättern enthält die Blüte noch 5-10 NebenKronblätter.
6
FLAVONOID-DROGEN
Verbasci flos – Königskerzenblüten, Wollblumen – Verbascum phlomoides L.,
V. densiflorum Bertol. – Scrophulariaceae; Ph. Eur.
Die getrockneten, auf die Kronblätter und Staubblätter reduzierten Blüten von Verbascum
densiflorum Bertol. (syn. V. thapsiforme Schrad.) und V. phlomoides L. Die Blütenkrone
besitzt 5 etwas ungleichförmige (2 kleine obere und 3 größere untere), ausgebreitete Zipfel.
Diese Blütenkronzipfel sind an der Auβenseite dicht behaart, an der Innenseite kahl und
zeigen ein feines Netzwerk aus hellbraunen Nervatur. Von den mit den Kronzipfeln
alternierenden 5 Staubblättern sind 2 lang und haben kahle Filamente, die anderen 3 sind
kürzer und ihre Filamente sind dicht filzig behaart. Die Blütenkrone von V. phlomoides hat
einen Durchmesser bis zu etwa 30 mm, ist leuchtend gelb bis orange und die Antheren sind an
den Filamenten schräg gestellt. Die Blütenkrone von V. densiflorum, mit einem Durchmesser
von etwa 30 mm, ist fast flach und tief in 5 Zipfel mit abgerundeten Spitzen geteilt. Die Droge
darf höchstens 2% Kelchfragmente enthalten. Geruch: schwach honigartig, Geschmack:
süßlich, beim Kauen schleimig.
MIKROSKOPISCHE UNTERSUCHUNGEN
Uvae ursi folium Querschnitt
Epidermis mit einer dicken, glatten Kutikula (mit kräftigen Kutikular-Rissen) und geraden,
dicken, unregelmäβig getüpfelten Zellwänden. Nur auf der Blattunterseite Spaltöffnungen,
umgeben von 5-11 Nebenzellen und von einem groβen Vorhof, sowie Narben von Haarbasen.
Palysadparenchym besteht aus 3-4 Lagen von Zellen ungleicher Länge, allmählich in das mit
Interzellularräumen versehene Schwammparenchym übergehend. Palisadenparenchym mit
anhaftenden
Sklerenchymfasern
und
Gefäβen.
Sklerenchymfasern
werden
von
Kristallzellreihen begleitet. Mittelnerv: kollaterales Leitbündel auf beiden Seiten von
mehreren
Lagen
subepidermalen
Kollenchyms
bedeckt;
die
Nerven
führen
Sklerenchymfasern. Im Mesophyll vorherrschend in der Nähe der Nerven Zellen mit OxalatKristallen. Gelegentlich kegelförmige, einzellige Deckhaare.
7
FLAVONOID-DROGEN
Tiliae flos Querschnitt
Lockeres, bifaziales Mesophyll (Schattenblatt), über den Nerven verholzt, dann unregelmäβig
gestaltet und getüpfelt. Epidermiszellen der Oberseite mit geradwandigen bis schwach
welligen Wänden und Stomata, Kutikula besonders in der Nähe der Stomata streifig.
Leitbündel mit Schraubengefäβen. Groβe Schleimzellen im Mesophyll, in der Nähe der
Leitbündel, Haare nur sehr selten anzutreffen. Subepidermale Oxalatdrusen.
8
FLAVONOID-DROGEN
Tiliae argentae flos Querschnitt
Weist die gleichen Eigenschaften auf, ausgenommen: Untere Epidermis mit Woll- und
Büschelhaaren besetzt.
Ginkgo folium Querschnitt
Obere Epidermis aus länglichen Zellen mit unregelmäßig buchtigen Wänden. Untere
Epidermis mit anomocytischen Spaltöffnungen (fein gestreifte Kutikula). Schließzellen der
Spaltöffnung
eingesenkt;
Epidermiszellen
papillenartig
vorgewölbt.
Bifacialer
Blattquerschnitt mit Exkretbehälter; einreihiges Palisadengewebe (schwach ausgeprägt) mit
gelben Lipidtropfen. Idioblasten mit Gerbstoffen im Schwammgewebe. Gefäße der
Leitbündel im Blatt und viele große Oxalatdrusen im Mesophyll.
Uvae ursi folium pulvis
Bifacialer Blattquerschnitt; dreireihiges (auch mehrreihiges) Palisadengewebe. Dicke, glatte
Cuticula. Obere Epidermis; keine Spaltöffnungen, Zellwände gerade, Palisadenzellen
durchscheinend. Untere Epidermis; Spaltöffnungen mit 5 bis 11 Nebenzellen, Zellwände
gerade. Calciumoxalatkristalle an den Leitbündeln. Deckhaare (nur an jungen Blättern).
9
FLAVONOID-DROGEN
QUALITATIVE CHEMISCHE UNTERSUCHUNGEN
Mikrosublimation
Nachweis von Hydrochinon (Uvae ursi folium)
Der Beschlag von kristallisiertem Hydrochinon wird mit Eisen(III)-chlorid-Lösung betropft, damit
braune, nadelförmige Kristalle entstehen.
Nachweis von Juglon (Juglandis folium)
Juglon scheidet sich in der From von gelben Kristallen aus.
Nachweis von Onokol (Ononidis radix)
Der weiβe Beschlag von kristallisiertem Onokol wird mit Ethanol betropft, damit lange,
sternförmig vereinigte Raphid-Kristalle entstehen. Die Mikrosublimatum wird mit
konzentrierter Schwefelsäure betropft, damit sie eine rote Farbe gibt.
Beobachtung des UV-Spektrums von Rutin
Flavonoiden in methanolischen Lösungen zeigen zwei Absorptionsmaxima in den Bereichen
von 320-380 nm (Kaffeesäureteil) und 240-270 nm (Hydroxybenzoesäureteil).
Hydroxybenzoesäureteil
Lösungen von Flavonen und Flavonolen mit 5- und/oder 3-OH bilden mit Aluminiumsalzen
in der An- oder Abwesenheit von HCl verschiedene gelb gefärbte Komplexe.
10
FLAVONOID-DROGEN
Die folgenden Lösungen werden zusammengestellt und ihre UV-Spektra werden
aufgenommen:
 1 ml 5% (m/V) Rutin-Lösung wird mit 5 ml Methanol verdünnt
 3 ml von der verdünnten Rutin-Lösung werden mit 0,5 ml AlCl3-Lösung versetzt
 die letzte Lösung wird mit 2 Tröpfen von konzentrieter Salzsäure versetzt.
Dünnschichtschromatographie von Cumarine in Rutae herba
Untersuchungslösung: 1 g pulverisierte Droge (Rutae herba) wird 5 min lang mit 5 ml
Methanol im Ultraschallbad geschüttelt und abfiltriert.
Referenzlösung: 0,1% Lösung von Umbelliferon – Xanthotoxin (1:1) in Methanol.
Platte: Kieselgel 60 F254 (DC-Platte mit octadecylsilyliertem Kieselgel)
Flieβmittel: Toluol-Ether (1:1), saturiert mit einer 10%-igen Lösung von Essigsäure
Auftragen: 25 μl von der Untersuchungslösung und 10 μl von der Referenzlösung.
Nach Trocknen an der Luft wird die Platte mit 1% Lösung von Dichlorchinonchlorimid in
Methanol besprüht und andschlieβend so lange Ammoniakdämpfen ausgesetzt, bis blaue
Zonen erscheinen. Die Auswertung erfolgt im Tageslicht.
Detektion
A:
im
ultravioletten
Licht
bei
366
nm.
Das
Chromatogram
der
Untersuchungslösung zeigt mehrere Zonen, die intensive blaue Fluoreszenz aufweisen.
Detektion B: Die Platte wird mit einer 5%-en Lösung von Kaliumhydroxid in Ethanol
besprüht. Die Auswertung erfolgt im ultravioletten Licht bei 366 nm.
In der Probe von Rutae herba können zahlreiche Cumarine, Furanocumarin-Derivate und
Furanochinolin-Alkaloiden nachgewiesen werden, die intensive blaue Fluoreszenz zeigen.
Nach dem Besprühen mit Kaliumhydroxid wird die Fluoreszenz intensiver.
11
FLAVONOID-DROGEN
Dünnschichtschromatographie von Flavonoid-Drogen
Platte A: Betulae folium, Crataegi folium cum flore, Hyperici herba, Sambuci flos, Tiliae flos,
Verbasci flos
Platte B: Silybi mariani fructus
Untersuchungslösung: 1 g pulverisierte (und bei Silybi mariani fructus mit Petroleumether
entfettierte) Droge wird mit 10 ml Methanol versezt und 10 min im Ultraschallbad extrahiert.
Die Auszüge werden filtriert.
Referenzlösungen:
Platte A: 0,05 % Lösung von Rutin, Isoquercitrin und Chlorogensäure (1:1:1) in Methanol
Platte B: 0,05 % Lösung von Silibin-Silichristin in Methanol
Platte: DC-Platte mit Kieselgel
Flieβmittel:
Platte A: Ethylacetat – wasserfreie Ameisensäure – Eisessig – Wasser (100:11:11:26)
Platte B: wasserfreie Ameisensäure – Aceton – Chloroform (8,5:16,5:75)
Auftragen:, und die folgenden Mengen der Proben:
Platte A: 10 μl Referenzlösung (A) und 20 μl Untersuchungslösungen
Platte B: 10 μl Referenzlösung (B) und 30 μl Silybi mariani fructus Untersuchungslösung
Detektion:
Platte A: im ultravioletten Licht bei 254 und 366 nm.
Die Platte wird mit einer Lösung von Naturstoffreagenz A (Diphenylborsäure-βaminoethylester-Komplex) und anschlieβend mit PEG besprüht und im Tageslicht beobachtet.
Die Auswertung erfolgt im ultravioletten Licht bei 366 nm.
Flavonoide und Phenolkarbonsäure weisen orange, leuchtend gelbe, grüne und blaue
fluoreszierende Zonen auf.
Platte B: Die Platte wird mit einer Lösung von Fast-blue salt-Reagenz, nachschlieβend mit
einer 10%-iger Lösung von NaOH in Ethenol besprüht und im Tageslicht beobachtet.
Silibin und Silichristin erscheinen als rötlich braune Zonen. Im Chromatogramm der
Untersuchungslösung sind weitere orange und gelblich grün fluoreszierende Zonen zwischen
den Zonen von Silibin und Silichristin vorhanden.
12
FLAVONOID-DROGEN
QUANTITATIVE UNTERSUCHUNGEN
Gehaltsbestimmung von Arbutin in Bärentraubenblätter
Stammlösung: In einem 100 ml Erlenmeyer-Kolben mit Schliff werden 0,4 g pulverisierte
Droge mit 20 ml Wasser versetzt und 30 min lang im Wasserbad unter Rückflusskühlung
erhitzt. Nach dem Erkalten wird die Flüssigkeit durch einen Wattebausch in einen 250 ml
Messkolben filtriert, die Lösung wird mit Wasser zu 250,0 ml ergänzt.
Untersuchungslösung: 5,0 ml Stammlösung werden in einem Scheidetrichter mit 45 ml
Wasser, 1 ml 2% 4-amino-antipyrin-Lösung, 0,5 ml 4% NH3-Lösung und 1 ml 8%
K3(FeCN)6)-Lösung versetzt. Nach 5 Minuten wird die Mischung mit 25 ml Chloroform
ausgeschüttelt. Die Chloroform-Phase wird über einen Wattebausch und wasserfreies
Natriumsulfat in einen 100 ml Messkolben filtriert. Die Wasser-Phase wird zweimal mit je 25
ml Chlroform ausgeschüttelt, in den Messkolben filtriert und mit Chloroform zu 100,0 ml
verdünnt.
Die Absorption der Untersuchungslösung wird bei 455 nm gegen Wasser gemessen.
Der Prozentgehalt an Arbutin wird nach folgender Formel berechnet:
A * 5000
643 * m
A = Absorption bei 455 nm
m = Einwaage der Droge in Gramm
Gehaltsbestimmung von Flavonoiden (Ph.Eur.)
Stammlösung: 0,500 g der pulverisierte Droge werden in einem 100 ml Erlenmeyer –Kolben
mit Schliff mit 1 ml 0,5 % Hexamethylentetramin-Lösung, 20 ml Aceton und 2 ml 25 %
Salzsäure versetzt und 30 min lang unter Rückflusskühlung erhitzt. Das Gemisch wird durch
einen Wattebausch in einen 50 ml Messkolben filtriert. Die verwendete Watte wird zum
Rückstand im Erlenmeyer–Kolben gegeben und der Inhalt 10 min lang mit 20 ml Aceton
unter Rückflusskühlung erhitzt. Der Auszug wird nach dem Erkalten durch einen
Wattebausch in den Messkolben filtriert. Der Erlenmeyer-Kolben und die Watte werden mit
Aceton nachgespühlt und der Messkolben mit den vereinigten Auszügen wird mit Aceton
aufgefüllt. 10 ml Lösung werden in einem Scheidetrichter mit 20 ml Wasser versetzt, einmal
mit 15 ml und dreimal mit je 10 ml mit Wasser saturiertem Ethylacetat ausgeschüttelt. Die in
13
FLAVONOID-DROGEN
einem Scheidetrichter vereinigten Ethylacetat-Auszüge werden zweimal mit je 50 ml WAsser
gewaschen, anschlieβend über einen Wattebausch und wasserfreies Natriumsulfat in einen 50
ml Messkolben filtriert und mit Ethylacetat zu 50,0 ml verdünnt.
Untersuchungslösung: 10,0 ml Stammlösung werden in einem 25 ml Messkolben mit 1 ml
Aluminiumchlorid-Reagenz versetzt und mit einer 5 %-er Lösung von Essigsäure (99 %) in
Methanol zu 25,0 ml verdünnt.
Kompensationsflüssigkeit: 10,0 ml Stammlösung werden mit einer 5 %-er Lösung von
Essigsäure (99 %) in Methanol zu 25,0 ml verdünnt.
Nach 30 min wird die Absorption der Untersuchungslösung bei 425 nm gegen die
Kompensationsflüssigkeit
gemessen.
Der
Prozentgehalt
an
Flavonoiden
wird
als
Prozentgehalt an Hyperosid (oder an Isoquercitrin) nach folgender Formel berechnet:
A * 1,25
A = Absorption bei 425 nm
m
m = Einwaage der Droge in Gramm
Die Flavon-/Flavonolglykoside werden durch Erhitzen mit einem Aceton-Salzsäure-Gemisch
hydrolysiert und zugleich extrahiert. Die freien Flavon-/Flavonole werden mit Ethylacetat
ausgeschüttelt
und
durch
Zusatz
von
Aluminiumchloridlösung
zum
gelben
Aluminiumchelatkomplex umgesetzt, dessen Intensität photometrisch gemessen wird. Bei
Anwesenheit von Flavon-3,4-Diolen und/oder Proanthocyanidinen bilden sich beim Erhitzen
mit Mineralsäuren Anthocyanidine, deren Aluminiumchelate blau gefärbt sind, sodass sich
eine grüne, photometrisch schlecht auswertbare Mischfarbe ergibt. Man setzt daher
Hexamethylentetramin zu. Das sich entwickelnde Formaldehyd verhindert die Oxidation der
noch ungefärbten Leukoformen zu den gefärbten Anthocyanidinen.
Gehaltsbestimmung von Flavonoiden in Aurantii amari flos (Ph.Eur.)
Stammlösung: 0,175 g pulverisierte Droge werden mit 95 ml 50 % Ethanol versetzt. Die
Mischung wird 30 min lang im Wasserbad unter Rückflusskühlung erhitzt und nach dem
ERkalten durch einen Glassintertiegel filtriert. Das Folter wird mit 5 ml 50 % Ethanol
gewaschen. Filtrat und Waschflüssigkeit werden vereinigt und in einem Messkolben mit 50 %
Ethanol zu 100,0 ml verdünnt.
Untersuchungslösung: In ein Zentrifugenglas werden 0,150 g pulverisiertes Magnesium, ein
Magnetrührstab, sowie 2,00 ml Stammlösung gegeben. Das aufrecht zu haltende
Zentrifugenglaas wird bei 125 g zentrifugiert. Die überstehende Flüssigkeit wird vorsichtig,
14
FLAVONOID-DROGEN
besonders zu Beginn, tropfenweise mit 2,0 ml Salzsäure und danach mit 6,0 ml 50 % Ethanol
versetzt. Das Glas wird verschlossen und der Inhalt durch Umderhen gemischt.
Kompensationsflüssigkeit: In ein zweites Zentrifugenglas werden 2,00 ml Stammlösung und
vorsichtig, besonders zu Beginn, tropfenweise 2,0 ml Salzsäure und anschlieβend 6,0 ml 50 %
Ethanol gegeben.
Nach 10 min wird die Absorption bei 530 nm gemessen.
Der Prozentgehalt an Gesamtflavonoiden wird als Prozentgehalt an Naringin nach folgender
Formel berechnet:
A * 9,62
m
A = Absorption bei 530 nm
m = Einwaage der Droge in Gramm
Farbreaktion von Flavonoiden mit reduzierenden Mitteln. Flavone und Flavonole sowie
deren Glykoside bilden bei Reduktion mit Magnesium (oder Zink) in Salzsäure tiefrote
Anthocyanidine mit Absorptionsmaxima bei 510–541 nm. Flavanone (z.B. Naringin)
(Dihydroflavone und Dihydroflavonole) geben unter den gleichen Bedingungen tiefrote bis
violettrote Lösungen.
15
FLAVONOID-DROGEN
Gehaltsbestimmung von Anthocyanen in Myrtilli fructus recens (Ph.Eur.)
50 g der Droge werden zerstoβen. Etwa 5,00 g genau gewogene, frisch zerstoβene Droge
werden mit 95 ml Methanol versetzt. Die Mischung wird 30 min lang mechanisch gerührt und
anschlieβend in einen 100 ml Messkolben filtriert. Das Filter wird mit Methanol gewaschen
und das Filtrar mit Methanol zu 100 ml verdünnt. Mit einer 0,1 % Lösung von Salzsäure in
Methanol wird eine 50fache Verdünnung dieser Lösung hergestellt.
Die Absorption der Lösung wird bei 528 nm gemessen, wobei als Kompensationsflüssigkeit
eine 0,1 % Lösung von Salzsäure in Methanol verwendet wird.
Der Prozentgehalt an Anthocyanen wird als Prizentgehalt an Cyanidin-3-O-glucosid-chlorid
nach folgender Formel berechnet:
A * 5000
718 * m
718 = spezifische Absorption A1%1cm von Cyanidin-3-O-glucosid-chlorid bei 528 nm
A = Absorption bei 528 nm
m = Einwaage der Droge in Gramm
16
Herunterladen