Laborgemeinschaft 1

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Laborgemeinschaft
Institut für medizinische & molekulare
Diagnostik AG. Zürich
Info
Hepatitis B Virus HBV
1. Bedeutung
Das Hepatitis B Virus HBV ist ein kleines, umhülltes DNA-Virus, das zur Familie der Hepadnaviridae gehört. Das
Genom besteht aus einer zirkulären, teilweise doppel-strängigen DNA. Das ikosaedrische Viruskapsid ist aus 180
Untereinheiten zusammen-gesetzt, von denen jede aus einem 22 kDa grossen Protein, dem HBc-Antigen besteht.
Das HBe-Antigen ist eine sezernierte Form des HBc im Serum. Die Virushülle besteht aus einer Lipidschicht mit
dem Hepatitis-B-Oberflächenantigen (HBsAg). Es sind 7 verschiedene Genotypen (A-G) und 8 HbsAg-Subtypen
bekannt, deren Verbreitung in verschiedenen geographischen Regionen unterschiedlich ist. Das HBV verfügt
über eine hohe Stabilität gegenüber Umwelteinflüssen sowie über eine hohe Resistenz gegen
Desinfektionsmittel. Die Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. In der Schweiz
werden weiterhin jährlich über tausend Fälle gemeldet, obwohl seit Anfang der 80er Jahre ein Impfstoff mit hoher
Wirksamkeit zur Verfügung steht [1].
Der Verlauf der HBV-Infektion ist sehr unterschiedlich. Das erklärt sich dadurch, dass die Krankheitssymptome
vorwiegend durch die Immunreaktion des Wirtes ausgelöst werden und weniger durch die zytopathischen
Eigenschaften des Virus. Bei ca. einem Drittel der Erwachsenen führt sie zum klinischen Bild einer akuten
ikterischen Hepatitis. Das Prodromalstadium beginnt mit unspezifischen Symptomen wie Unwohlsein, Übelkeit,
Appetitlosigkeit, Gelenkschmerzen und Fieber. Wenige Tage später tritt ein Ikterus auf. Die akute Hepatitis B heilt
in über 90% der Fälle vollständig aus und führt zu lebenslanger Immunität. In mehr als der Hälfte der Fälle verläuft
die Infektion jedoch subklinisch oder asymptomatisch und entwickelt sich bei 5 bis 10 % der Infizierten zur
chronischen Hepatitis B. Als solche wird sie per definitionem bezeichnet, wenn das HBsAg länger als sechs
Monate nach Infektion nachweisbar ist. Ohne Behandlung hat sie für die meisten Betroffenen eine ungünstige
Prognose. Das Spektrum reicht von gesundem Trägertum in Einzelfällen über persistierende oder fortschreitende
Hepatitis bis hin zu Zirrhose und hepatozellulärem Karzinom. Die schlechteste Prognose hinsichtlich Progression
besteht bei perinatal infizierten Neugeborenen, die deshalb bei bekannter Infektion der Mutter unmittelbar post
partum immunisiert werden [2,3].
Die Übertragung des HBV erfolgt primär über Blut und Blutprodukte. Das Risiko, auf diesem Weg infiziert zu
werden, ist heute in industrialisierten Ländern durch die Testung von Spendern und Blutderivaten äusserst
gering, bei i.v. Drogenabhängigen durch gemeinsam benützte Spritzen aber immer noch gross. Als riskant
müssen auch Piercing, Tätowierung und Akkupunktur mit unsterilen Instrumenten erachtet werden. Andere
Körperflüssigkeiten wie Speichel, Sperma, Vaginalsekret einer HBV infizierten Person enthalten ebenfalls
infektiöse Viruspartikel. Die Transmission erfolgt über kleinste Verletzungen der Haut oder der Schleimhaut. Der
perinatale und der sexuelle Übertragungsweg sind weltweit betrachtet die bedeutendsten.
2. Nachweismethoden
Die Labordiagnose basiert im Wesentlichen auf der Bestimmung der leberspezifischen Enzyme und insbesondere
verschiedener HBV-Antigene und -Antikörper (HBsAg, HBeAg, anti-HBc, anti-HBe, anti-HBs), deren Konstellation
es in den meisten Fällen erlaubt, das Stadium der Infektion zu determinieren. Wenn aber die serologischen
Resultate atypisch sind und für eine definitive Beurteilung nicht ausreichen, ist die Untersuchung auf HBV DNA
richtungsweisend.
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Der direkte quantitative Nachweis von HBV DNA im Serum oder Plasma gibt Aufschluss über Virusreplikation
sowie Viruslast und ist damit ein Mass für die Infektiosität. Er beruht auf Amplifikationstechniken wie der PCR, die
eine tiefe Nachweisgrenze erlauben. Sie sind die derzeit empfindlichsten Methoden und haben Hybridisierungsverfahren weitgehend abgelöst. Wir haben in unserem Labor eine Real Time PCR-Methode entwickelt, die sehr
rasch und reproduzierbar HBV DNA bis zu einem Grenzwert von 100 IU/ml bestimmen kann [4,5]. Als Kalibrator
dient der Internationale Standard der WHO [6].
Indikationen für die Untersuchung auf HBV DNA sind
• Frühdiagnose einer Infektion (z.B. nach parenteraler Exposition oder Sexualkontakt)
• HBsAg positive Patienten ohne HBe Marker
• symptomfreie HBsAg Träger mit anti-HBe Antikörpern (in bis zu 50% der Fälle noch
HBV DNA im Serum nachweisbar)
• Nachweis von nur anti-HBc Antikörpern (“anti-HBc allein“); ein häufiges serologisches
Resultat vor allem bei Immunsupprimierten (HIV, medikamentös), i.v. Drogenabhängigen und Patienten mit assoziierter Hepatitis C
• Voraussetzung für Therapieentscheid
• Überwachung der Therapie
3. Therapie
Zur Therapie der chronischen Hepatitis werden Interferon a und Nukleosidanaloga der zweiten Generation, das
Famciclovir und insbesondere das Lamivudin (3’ Thiacytidine), sowohl als Mono- wie auch als
Kombinationstherapie, eingesetzt. Ein Problem stellt die Resistenzentwicklung des HBV durch Mutation des
Polymerase-Gens unter Dauertherapie mit Nukleosidanaloga dar. Bei fulminantem Leberversagen besteht meist
die Indikation zur Lebertransplantation.
4. Untersuchungsmaterialien
Folgende Materialien sind für die Untersuchung auf HBV DNA geeignet:
• Serum
• EDTA Plasma
5. Literatur
[1] Meldungen Infektionskrankheiten, Bulletin BAG 2002, Nr. 52:918-919.
[2] M. Kann, W.H. Gerlich. Hepatitis B, p. 745-773, Vol. 3. In: Topley & Wilson’s Microbiology and Microbial
Infections, 9th edition. L. Collier, A. Balows, M. Sussmann (ed.). Arnold, London 1998.
[3] Robert Koch Institut. RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten - Merkblätter für Aerzte. Hepatitis B. August 2002.
[4] R. Jardi, R. Rodriguez, M. Buti, X. Costa, M. Cotrina, A. Valdes, R. Galimany, R. Esteban, J. Guardia.
Quantitative detection of hepatitis B virus DNA in a serum by a new rapid real-time fluorescence PCR assay.
J. Viral Hepatitis 2001, 8:465-471.
[5] D. Goldenberger, H. Frischknecht, F. Dutly. In-house quantitative detection of hepatitis B virus DNA in serum
using real-time PCR amplification and specific probes. European Meeting on Molecular Diagnostics,
Scheveningen 2003, Abstr. No. 11a.
[6] J. Saldanha, W. Gerlich, N. Lelie, P. Dawson, K. Heermann, A. Heath. WHO Collaborative Study Group. An
international collaborative study to establish a World Health Organization international standard for hepatitis B
virus DNA nucleic acid amplification techniques. Vox Sang 2001, 80:63-71.
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