Überblick 445 B I O S P E K T R U M • 6. 0 0 • 6. J A H R G A N G Dirk Schüler, Max-Planck-Institut f. Marine Mikrobiologie, Bremen Die Biomineralisation von magnetischen Nanokristallen in magnetotaktischen Bakterien Die Fähigkeit magnetotaktischer Bakterien zur Orientierung im erdmagnetischen Feld basiert auf intrazellulären Strukturen, die aus membranumgebenen Kristallen eines magnetischen Eisenminerals bestehen. Die Bildung dieser Magnetosomen erfolgt durch einen biologischen Mechanismus, der die Akkumulation von Eisen sowie die Biomineralisation der magnetischen Kristalle innerhalb von Membranvesikeln steuert. Er könnte für die Herstellung von Biomaterialien mit perfekten magnetischen und kristallinen Eigenschaften relevant sein. Neben einem kurzen Überblick über die Mikrobiologie magnetotaktischer Bakterien steht in diesem Artikel die Magnetitbiomineralisation im magnetischen Bakterium Magnetospirillum gryphiswaldense im Vordergrund. Abkürzungen: MTB = magnetotaktische Bakterien, MM = Magnetosomenmembran 쑺 Bringt man einen Tropfen Schlamm aus einem Tümpel auf einem Objektträger in die Nähe eines Magneten, so kann man unter dem Mikroskop verschiedene Bakterien beobachten, die sich erstaunlich verhalten: Die Zellen folgen aktiv schwimmend den magnetischen Feldlinien und sammeln sich innerhalb weniger Minuten am “nördlichen“ Tropfenrand an, während sie bei Umkehr der magnetischen Feldrichtung ihre Bewe- gung in die entgegengesetzte Richtung fortsetzen (Abb. 1). Die Fähigkeit zur Magnetfeldorientierung („Magnetotaxis“) ist auf die Existenz von intrazellulären Kristallen eines magnetischen Minerals, den „Magnetosomen“, zurückzuführen. Magnetotaktische Bakterien (MTB) kommen in beträchtlicher Zahl im Sediment vieler Gewässer vor, weshalb es umso erstaunlicher ist, daß ihre Existenz bis vor relativ kurzer Zeit völlig unbekannt war und erst auf Grund einer zufälligen Beobachtung durch den amerikanischen Mikrobiologen Richard Blakemore entdeckt wurde [1]. Der allgemeinen Begeisterung über diese Entdeckung folgte jedoch bald Ernüchterung, da sich trotz großer Anstrengungen die meisten der natürlich vorkommenden MTB lange Zeit nicht unter Laborbedingungen züchten ließen, was intensive Forschungen zunächst verhinderte. Erst später gelang es, grundlegende Probleme bei der Isolierung und Zucht verschiedener MTB zu lösen, so daß die Erforschung dieser Organismen in den letzten Jahren verstärkt in den Mittelpunkt des Interesses rückte. Die Bildung der Magnetosomen ist eines der bemerkenswertesten Beispiele für einen hochgeordneten Biomineralisationsvorgang, der für die Herstellung von Biomaterialien mit perfekten magnetischen und kristallinen Eigenschaften relevant sein könnte und durch die fort- Abb. 1: Mikroskopische Aufnahmen der Bewegung von magnetotaktischen Bakterien aus einer natürlichen Anreicherung. Dargestellt ist der Rand eines hängenden Tropfens zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach Anlegen eines magnetischen Feldes. Die zunächst zufällig orientierten Bakterien schwimmen im Magnetfeld gerichtet entlang der Feldlinien und sammeln sich innerhalb weniger Minuten am „nördlichen“ Tropfenrand an. Überblick 446 schreitende Entwicklung von nanotechnologischen Methoden zunehmend an Interesse gewinnt [2]. Das Vorkommen von Magnetit ist in der belebten Natur nicht allein auf Bakterien beschränkt. Wurden Berichte über die Extraktion von magnetosomenähnlichen Partikeln aus dem Gehirn höherer Organismen und sogar des Menschen noch mit Skepsis aufgenommen [3], so gelang kürzlich in Fischen der Nachweis eines Magnetfeldrezeptors, der mit Ketten von Magnetitkristallen assoziiert ist. Diese sind bakteriellen Magnetosomenpartikeln in Struktur und Größe erstaunlich ähnlich, so daß über einen universellen Biomineralisationsmechanismus spekuliert worden ist [4]. Schließlich sei noch erwähnt, daß kürzlich in einem Mars-Meteoriten Magnetitkristalle nachgewiesen wurden, die irdischen Magnetosomen ähneln und als möglicher Beweis für extraterrestrisches Leben angeführt worden sind, was MTB neuerdings zu einem Gegenstand astrobiologischer Forschung gemacht hat [5]. B I O S P E K T R U M • 6. 0 0 • 6. J A H R G A N G Vorkommen und Diversität magnetotaktischer Bakterien MTB wurden in einer Vielzahl von marinen und Süßwasserhabitaten nachgewiesen, wo sie ein wesentlicher Bestandteil natürlicher Bakterienpopulationen sind und in großen Zellzahlen an der oxisch-anoxischen Übergangszone vorkommen, die in vielen Gewässern an der Grenzfläche zwischen Sediment und Wasser verläuft [6, 7]. Natürliche Populationen von MTB weisen eine bemerkenswerte Formenvielfalt auf, die magnetische Kokken, Stäbchen, Vibrionen und Spirillen beinhaltet [8]. Auffällig ist in einigen Standorten das Vorkommen von multizellulären und außergewöhnlich großen Formen von mehr als 20 µM Länge, die bis zu 1000 Magnetosomenpartikel enthalten. [7, 9]. Alle bisher bekannten MTB sind Gramnegativ und lassen sich auf der Basis von vergleichenden 16S rRNA-Analysen verschiedenen phylogenetischen Gruppen zu- ordnen, was als Hinweis auf einen polyphyletischen Ursprung der Fähigkeit zur Magnetosomenbildung interpretiert worden ist [10]. Die große Mehrheit der bisher untersuchten MTB, darunter alle bisher isolierten magnetischen Kokken, Vibrionen und Spirillen, gehören zu den Alpha-Proteobakterien, wobei interessanterweise einige magnetische Vertreter dieser Gruppe eine nahe Verwandtschaft zu nichtmagnetischen, photosynthetischen, schwefelfreien Purpurbakterien aufweisen, mit denen sie offenbar auch die Fähigkeit zur Bildung intracytoplasmatischer Membranen gemeinsam haben [8]. Weitere Vertreter konnten der DeltaUntergruppe der Proteobakterien [10, 11] beziehungsweise dem Nitrospira-Phylum zugeordnet werden [7]. Trotz ihrer ubiquitären Verbreitung und natürlichen Häufigkeit hat sich die Kultivierung von MTB im Labor als schwierig erwiesen. Ursachen dafür liegen in ihrer Anpassung an chemisch stratifizierte Habitate mit komplexen Gradienten, die unter Laborbedingungen nur schwer zu rekonstruieren sind. Da keine selektiven Wachstumsbedingungen bekannt sind, ist die Abtrennung magnetischer Zellen von nicht-magnetischen Kontaminanten eine Voraussetzung für die erfolgreiche Isolierung, wozu die aktive Bewegung von MTB entlang magnetischer Feldlinien ausgenutzt werden kann [12, 13]. Dennoch ist die Zahl der in Reinkultur verfügbaren MTB noch immer relativ klein und die meisten der Isolate sind bisher weitgehend uncharakterisiert. Magnetosomen und Magnetotaxis Abb. 2: Elektronenmikroskopische Aufnahmen unterschiedlicher Magnetosomenformen aus verschiedenen, zumeist unkultivierbaren magnetotaktischen Bakterien. Die Kristalle weisen je nach Bakterienart kubo-oktaedrische (a), projektilförmige (b, c) bzw. gestreckt-prismatische (d, e, f) Morphologien auf und sind intrazellulär in einer oder mehreren Ketten angeordnet. (– 100 nm). In den meisten MTB bestehen die Magnetosomen aus membranumgebenen, einkristallinen Partikeln des ferromagnetischen Eisenminerals Magnetit (Fe3O4). Die Magnetosomenpartikel zeichnen sich durch eine enge Größenverteilung sowie einheitliche, artspezifische Kristallformen aus, die aus anorganischen Systemen unbekannt sind und eine exakte biologische Kontrolle des Mineralisationsprozesses nahelegen (Abb. 2) [14]. Die Partikel haben je nach Bakterienart eine Größe von 35-120 nm und entsprechen damit magnetischen Einbereichsteilchen („single domain particles“) [15]. Das magnetische Moment, das sich aus der Summe der meist kettenförmig angeordneten Einzelpartikel ergibt, ist groß genug, um das gesamte Bakterium bei Umgebungstemperatur im erdmagnetischen Feld zu orientieren. Allgemein akzeptiert ist die Hypothese, daß die Magnetotaxis durch Wechselwirkung mit dem erdmagnetischen Feld einen Beitrag zur Orientierung im natürlichen Habitat leistet [1, 6]. Da die im Sediment lebenden MTB mikroaerophil oder anaerob Überblick 447 B I O S P E K T R U M • 6. 0 0 • 6. J A H R G A N G als angenommen und eine aktive Wechselwirkung mit anderen, beispielsweise aerotaktischen Orientierungsmechanismen beinhaltet [16]. Die Magnetitbiomineralisation in Magnetospirillum gryphiswaldense Abb. 3 Elektronenmikroskopische Aufnahme des Bakteriums Magnetospirillum gryphiswaldense. Die Zellen enthalten bis zu 60 kettenförmig angeordnete Magnetosomen (– 0,5 µm). sind, ist für sie ein Mechanismus vorteilhaft, der eine Aufwärtsbewegung in sauerstoffreiche Wasserschichten effektiv verhindert. Dabei könnte die Navigation entlang der vertikal verlaufenden geomagnetischen Feldlinien die Einhaltung der bevorzugten Position im Sauerstoffgradienten erleichtern. Magnetotaktische Zellen weisen eine Polarität in ihrer Schwimmrichtung auf: Die bevorzugte Bewegungsrichtung von MTB auf der Nordhalbkugel ist Nord-suchend, während von der Südhalbkugel isolierte Bakterien in Richtung des magnetischen Südpols schwimmen. Aufgrund der entgegengesetzten Orientierung der Inklination (vertikalen Neigung) des Erdmagnetfelds in beiden Hemisphären führt eine aktive Bewegung mit der entsprechenden Polarität demnach jeweils in die ökologisch sinnvolle Richtung, also nach unten. Neuere Befunde deuten darauf hin, daß der Mechanismus der magnetotaktischen Orientierung komplexer ist Abb. 4 Modell der Magnetitbiomineralisation in M. gryphiswaldense. Eisen (III) wird von niedrigen extrazellulären Konzentrationen über die äußere und innere Membran aufgenommen und durch die Magnetosomenmembran in die Vesikel transportiert, vermutlich unter Beteiligung von MamB. Die Bildung der Magnetitkristalle erfolgt innerhalb der Magnetosomenvesikel. Die magnetosomenassoziierten Proteine haben wahrscheinlich eine entscheidende Bedeutung bei der Steuerung von Nukleation und Kristallwachstum. In unserem Labor untersuchen wir die biochemischen und genetischen Grundlagen der bakteriellen Magnetitbiomineralisation. Ein großer Teil der Arbeiten befaßt sich dabei mit dem α-Proteobakterium M. gryphiswaldense [17], das das gegenwärtig am besten kultivierbare Magnetbakterium ist und sich damit als Modellorganismus empfiehlt. Die Zellen wachsen unter mikroaeroben Bedingungen heterotroph mit verschiedenen organischen Säuren und bilden kubooktaedrische Magnetosomen mit einem Durchmesser von 42 nm (Abb. 3). Die Biosynthese von Magnetitkristallen ist ein komplexer Prozeß, der die aktive Aufnahme von Eisen sowie die kontrollierte Nukleation und das Wachstum der Magnetitkristalle in speziellen Membranvesikeln beinhaltet (Abb. 4). Transportstudien ergaben, daß Eisen bevorzugt als Fe(III) in einem energie-abhängigen Prozeß mit hoher Rate aufgenommen wird, wobei anscheinend spezifische Proteine der äußeren Membran, jedoch keine Siderophore (spezifische Eisen-Komplexbildner) beteiligt sind [18]. Sowohl die Aufnahme von Eisen als auch die Magnetitbildung sind bei extrazellulären Eisenkonzentrationen von 1520 µM nahezu gesättigt, was die bemerkenswerte Fähigkeit der Bakterien belegt, Eisen von niedrigen Konzentrationen bis zu mehr als zwei Prozent des Trockengewichts zu akkumulieren. Während Größe und Form der reifen Magnetitpartikel weitgehend unabhängig von den Wachstumsbedingungen sind, ist die Zahl der Partikel pro Zelle variabel zwischen Null und 60 [19]. Neben der Verfügbarkeit von Eisen sind mikroaerobe Bedingungen für die Magnetitsynthese erforderlich. In unmagnetischen Zellen, die bei einer Sauerstoffkonzentration von mehr als 25 µM gezogen wurden, kann die Magnetitbildung durch einen Shift zu niedrigen Sauerstoffkonzentrationen induziert werden, was gleichzeitig mit einem drastischen Anstieg der Eisenaufnahme verbunden ist [20]. Die Magnetosomenmembran – ein spezifisches Kompartiment für die Bildung von Magnetitkristallen Die Biosynthese von Magnetitkristallen findet in speziellen Vesikeln statt, die durch die Magnetosomenmembran (MM), einem proteinhaltigen Phospholipidbilayer, gebildet werden. Durch die Anwendung einer speziellen magnetischen Separationstechnik lassen sich reine Suspensionen intakter Magnetosomen gewinnen (Abb. 5). Die Analyse der extrahierten MM ergab, daß diese im Vergleich zu anderen subzellulären Fraktionen ein charakteristisches Proteinprofil aufweist, wobei bisher 13 MMspezifische Polypeptide in unterschiedlichen Mengen nachgewiesen werden konnten [14]. Über die Bestimmung von N-terminalen Aminsosäuresequenzen wurden die Gene für eine Reihe von Magnetosomen-assoziierten Polypeptiden identifiziert [21]. Mindestens zwei der MM-Gene sind zusammen mit einer Reihe weiterer offenen Leserahmen (ORFs) in einem Operon lokalisiert (Abb. 6). Die Sequenzanalyse der bisher identifizierten MM-Gene sowie der benachbarten ORFs lieferte in den meisten Fällen keine Hinweise auf Homologie zu bekannten Proteinen. Eine Ausnahme stellt dabei ein 31 kDa MM-Protein mit einem Anteil von etwa 15 Prozent am Gesamtprotein der MM dar. Eine starke Sequenzähnlichkeit zu Schwermetall-transportierenden Proteinen aus der sogenannten CDF („cation diffusion facilitator“)-Familie legt eine Rolle beim Transport von Eisen in die MM-Vesikel nahe [22]. Ein weiteres 24 kDaHauptprotein der MM von M. gryphiswaldense, das Sequenzähnlichkeit zu Motiven aus funktionell diversen TPR-(„tetratricopeptide repeat“) Proteinen aufweist, wurde interessanterweise auch in der MM anderer MTB nachgewiesen [23, 24]. Überblick 448 B I O S P E K T R U M • 6. 0 0 • 6. J A H R G A N G Abb. 5 a) Isolierung von Magnetosomen aus M. gryphiswaldense: a) Nach Abtrennung der Magnetosomen aus dem dunkelbraun gefärbten Rohextrakt (A) weist dieser eine orange-rote Färbung auf (B), während gereinigte Magnetosomen tiefschwarze, stabile Suspensionen bilden (C). b) Magnetosomenpellet an einem Stabmagneten. Die dargestellte Menge wurde aus 3 Liter Kultur gewonnen und entspricht ca. 25 mg Magnetit. c) Elektronenmikroskopische Aufnahme von isolierten Magnetosomen. Die Magnetitkristalle haben eine einheitliche Größe von 42 nm und sind von der Magnetosomenmembran umgeben, die eine Agglomeration verhindert (—— 100 nm). für ein gezieltes „Tailoring“ von magnetischen Nanokristallen ausgenutzt werden. Die Charakterisierung neuer Isolate ist daher von großer Bedeutung. Da sich MTB selektiv aus ihrer natürlichen Umgebung anreichern lassen, könnte das in den letzten Jahren entwickelte Methodenspektrum zur molekularen Analyse nicht kultivierbarer Bakterien künftig außerdem den direkten Zugriff auf die genetische Diversität bakterieller Biomineralisationsprozesse erlauben. Danksagung Ich danke der DFG, der MPG sowie dem BMBF für die finanzielle Förderung meiner Arbeiten. Mein besonderer Dank gilt allen gegenwärtigen und ehemaligen Kollegen und Mitarbeitern. Literatur Abb. 6: Molekulare Organisation des mam-Operons in M. gryphiswaldense. Neben mamA und mamB (rot), deren Genprodukte als Hauptproteine der Magnetosomenmembran identifiziert wurden, enthält die chromosomale Region acht weitere offene Leserahmen (ORFs) mit bisher unbekannter Funktion. Biotechnologische Anwendungen bakterieller Nanomagnete Bakterielle Magnetosomen sind hinsichtlich ihrer strukturellen Perfektion und Uniformität synthetischen Magnetitpartikeln überlegen und können ohne drastische Bedingungen von Temperatur, pH und Druck gewonnen werden [2, 25]. Eine mögliche Anwendung von Magnetosomen ist die Immobilisierung von bioaktiven Substanzen, wie etwa Enzymen und Antikörpern, die dann magnetisch manipuliert werden können. Wegen des günstigen OberflächenVolumen Verhältnisses sowie der natürlichen Membran, die zur Kopplung genutzt werden kann und eine Agglomeration verhindert, haben sich Magnetosomen hier als außerordentlich geeignet erwiesen [25]. Eine weitere vielversprechende Anwendung liegt in der medizinischen Diagnostik. So wurden gereinigte Magnetosomen beispielsweise hinsichtlich ihrer Eignung als Kontrastmittel für die Magnetresonanztomographie untersucht. Die Ergebnisse bei der Detektion eines Tumors übertrafen die mit synthetischen Eisenformulierungen erzielten Ergebnisse in verschiedenen Parametern deutlich [26]. Obwohl das biotechnologische Potential der bakteriellen Biomineralisation magnetischer Nanokristalle überzeugend demonstriert worden ist, steht eine Verwirklichung der zahlreichen Anwendungsvorschläge in technischem Umfang noch aus. Die Gründe dafür lagen bisher vor allem in einem nach wie vor mangelhaften Verständnis der Magnetitbiomineralisation auf biochemischer und molekulargenetischer Ebene. Ausblick Trotz wichtiger Fortschritte, die in den letzten Jahren bei der Untersuchung der Magnetitbiomineralisation gemacht wurden, sind eine Reihe grundlegender Fragen noch immer offen. So ist zum Beispiel nicht klar, wie die verschiedenen Komponenten der Magnetosomenmembran auf molekularer Ebene die Bildung spezieller Kristallformen regulieren. Die Mehrheit der bisher identifizierten magnetosomenspezifischen Proteine läßt sich keinen bekannten Funktionen zuordnen, so daß künftig genetische Ansätze wie die gezielte Erzeugung von Mutanten und deren Analyse in den Vordergrund treten werden. Funktionale Aspekte gewinnen zunehmend Bedeutung auch vor dem Hintergrund der vollständigen Genomsequenzierung eines Magnetbakteriums, die innerhalb der nächsten Zeit zu erwarten ist. Eine besondere Herausforderung stellt der Umstand dar, daß noch immer nur ein kleiner Teil der beeindruckenden natürlichen Diversität von MTB kultivierbar ist. Das Verständnis, wie verschiedene Mikroorganismen die Bildung ihrer artspezifischen Kristallmorphologien steuern, könnte etwa [1] Blakemore, R. P. (1975): Magnetotactic bacteria. Science 190: 377-379 [2] Sarikaya, M. 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Marine Mikrobiologie Celsiusstraße 1 D- 28 359 Bremen Tel.: 0421-20 28-746 Fax: 0421-20 28-580 eMail: [email protected] Dirk Schüler geb. 1964, Biologiestudium (1985-1990) an der Universität Greifswald, 1995 Promotion am MPI für Biochemie (Martinsried) bei Prof. Edmund Bäuerlein, 1996-99 Postdoc im Labor von Dennis Bazylinski (Iowa State University, Ames, USA) sowie Brad Tebo (Scripps Institution of Oceanography, San Diego, USA). Seit März 2000: Leiter einer im Rahmen des BMBF-Wettbewerbs “BioFuture“ geförderten Nachwuchsgruppe am MPI für Marine Mikrobiologie Hauptarbeitsgebiet ist die Untersuchung der Magnetitbiomineralisation in magnetotaktischen Bakterien. 449