Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.1-1 3 Halbleiter Der spezifische Widerstand von Festkörpern variiert von ρ= 10-8Ωm bis 1017Ωm. Erinnerung: Elektrische Widerstand eines Festkörpers mit Fläche A, Länge l und spezifischer Widerstand ρ bzw. spezifischer Leitfähigkeit σ: A ρ, σ A l Anhand des spez. Widerstands werden unterschieden: • Leiter mit ρ<10-5Ωm • Halbleiter mit 10-5Ωm<ρ<10-7Ωm • Isolatoren mit ρ>10-7Ωm Abbildung 3-1: Spezifischer Widerstand und Bandstrukturen der Festkörper [1]. Die mit Elektronen besetzten Zustände sind rot gekennzeichnet. VB Valenzband, LB Leitungsband, VZ verbotene Zone. Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.1-2 3.1 Energiebändermodell: Modell gebundener Elektronen: • Elektronen, die an isolierte Atome gebunden sind, können sich nur auf diskreten Energieniveaus aufhalten. • Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen um die Kerne wird durch das 2 Quadrat der Wellenfunktion ψ beschrieben. • Molekül aus 2 oder 3 Atomen: Durch die Abstoßung der Elektronen ergeben sich eng benachbarte Energieniveaus. (entspricht Überlagerung der Wellenfunktionen). • Festkörper aus N Atomen: Die Energiezustände verschmelzen zu einem breiten Energieband. Energiebänder • Die Energiebänder sind durch verbotene Zonen voneinander getrennt. • Stromfluß bedeutet, dass Elektronen bei der Bewegung durch den Festkörper kinetische Energie aufnehmen, also auf eine höhere Energiestufe gehoben werden. • Dies ist nur möglich, wenn höhere Energieniveaus frei sind. • Leiter haben ein teilweise besetzte Energieband und damit frei bewegliche Elektronen Abbildung 3-2: Erlaubte Energiezustände im Einzelatom, Molekül und Festkörpern Valenzband: Oberstes vollständig besetzte Band. Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.1-3 Leitungsband: Darüber liegendes teilweise besetztes Band (Leiter) oder leeres Band (Nichtleiter). Beispiel Kupferatom (Leiter): 4s-Band halb besetzt (2 Elektronen möglich nach PauliPrinzip): Abbildung 3-3: Anordnung der Elektronen im Kupferatom Anmerkung: Beim Einbau eines Kupferatoms in ein Kristall aus reinem Kupfer bleibt das halb besetzte 4s-Band erhalten. Reines Kupfer ist ein metallischer Leiter. Bei der Reaktion von Kupfer mit Sauerstoff wird das Elektron in der 4s- Band gebunden. Das Leitungsband nicht mehr teilweise besetzt. Kuperoxid ist damit ein Isolator. Leiter und Isolatoren: • Leiter: Leitungsband teilweise besetzt • (Leiter zweiter Art: Leitungsband teilweise besetzt durch Überlappung mit einem darüber liegenden leeren Band.) • Halbleiter und Isolatoren: Leitungsband ist leer und vom gefüllten Valenzband durch verbotene Zone getrennt. Breite = Energiegap E g . Halbleiter: Eg<= 3eV (ein Elektron muss Spannung von 3V überwinden) Isolator: Eg> 3eV Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.2-4 3.2 Metallische Leiter Reine Metalle haben wie Kupfer ein teilweise besetztes Leitungsband. Die Dichte der frei beweglichen Elektronen n ist nahezu unabhängig von der Temperatur: Beispiel Kupfer: n = 8,5 ⋅ 10 22 cm 3 Modell der freien Elektronengases: • Die Leitungselektronen können sich frei gewegen • Beschreibung der Leitungselektronen als Gas: -> Vernachlässigung Wechselwirkung mit Atom Elektrische Leitung: • Die Elektronen eines Metalls bewegen sich infolge der Wärmebewegung statistisch in alle Raumrichtungen. Wird eine Spannung U angelegt, so ergibt sich ein Elektrisches Feld E=U/d. • Kraft durch das elektrische Feld: F=- e ⋅ E -> Beschleunigung a = − • Elektronen werden durch Gitterschwingungen, Störungen (Gitterbaufehler, Verunreinigungen, Korngrenzen) gestreut. Der Faktor τ beschreibt die mittlere freie Weglänge1: Die Strecke, die ein Elektron bis zur nächsten Streuung zurücklegt. • • 1 • -> Abbremsung mit Beschleunigung + • Mittlere Beschleunigung vd τ dv d e ⋅ E vd =− + dt m τ Größenordnung hundert Atomabstände e⋅E m (proportional zur Driftgeschwindigkeit vd) Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 • 3.2-5 Abbildung 3-4: Abhängigkeit der Driftgeschwindigkeit von der Zeit, wenn zum Zeitpunkt t=0 ein elektrisches Feld angelegt wird. Bei der stationären Endgeschwindigkeit ist die Beschleunigung gleich Null. vd ,0 = − e ⋅ τ ⋅ E 0 = −b ⋅ E 0 m Die stationäre Geschwindigkeit ist maßgeblich für Stromfluss !! e • Beweglichkeit b := ⋅ τ . m (3.2-1) (3.2-2) Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.2-6 • Stromdichte: o Ansatz: Ein infinitesimales Volumen dV = A ⋅ ds bewegt sich mit der Geschwindigkeit vd0 durch den Leiter: o Die Ladung dQ im Volumen dV ist das Produkt aus Volumen dV, Elektronendichte n=N/V und der Elektronenladung e. o Strom ist Ladung pro Zeit o Stromdichte ist Strom pro Fläche -> Stromdichte ist das Produkt aus Geschwindigkeit, Dichte der Ladungsträger und Elektronenladung e2 ⋅ n ⋅ τ ⋅ E0 = σ ⋅ E0 m (siehe auch Ohmsches Gesetz: Stromdichte proportional zum elektrischen Feld) • Mit (3.2-1) ergibt sich j = • Leitfähigkeit und Beweglichkeit: e2 ⋅ n ⋅τ m o Mit (3.2-2) ergibt sich der Zusammenhang von Leitfähigkeit und Beweglichkeit: o Elektrische Leitfähigkeit σ = σ = e⋅n⋅b (3.2-3) o Die elektrische Leitfähigkeit ist das Produkt aus Elektronenladung, Dichte der freien Ladungsträger und Beweglichkeit. Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.2-7 • Temperaturabhängigkeit o Bei metallischen Leitern liegt die Dichte der freien Elektronen bei annähernd einem Elektron pro Atom ist annähernd unabhängig von der Temperatur. o Die Streuung und damit die Beweglichkeit ist temperaturabhängig: • Bei sehr tiefen Temperaturen dominiert die temperaturunabhängige Streuung an Gitterfehlern (dieser Faktor fällt bei Supraleitung weg!). • Bei höheren Temperaturen erhöht sich die Streuung durch den Einfluss von Gitterschwingungen. -> Der spezifische Widerstand setzt sich zusammen aus dem temperaturunabhängiger Restwiderstand ρR, und dem Anteil der Gitterschwingungen ρG(ϑ). ρ (ϑ ) = ρ R + ρ G (ϑ ) . (3.2-3) Abbildung 3-5: Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstands von Kupfer Einkristallen unterschiedlicher Reinheit (nach Saeger) Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.2-8 o Näherungsformel für die Temperaturabhängigkeit: • ρ (ϑ ) = ρ (20°C ) ⋅ (1 + α 20 ⋅ ∆ϑ + β 20 ⋅ ∆ϑ 2 + ...) • Näherung für Temperaturen bis 200°C: ρ (ϑ ) = ρ (20°C ) ⋅ (1 + α 20 ⋅ ∆ϑ ) Material Cu Al Pt Konstantan Kohlenstoff 20 1,78 · 10−8Ωm 2,64 · 10−8Ωm 11 · 10−8Ωm 0,5 · 10−6Ωm 3,5 · 10−5Ωm α20 0,0039 1/K Einsatz Kabel, Platinen 0,0039 1/K Kabel 0,0030 1/K Temperaturmesswider stände Temperaturstabile Widerstände Preisgünstige Widerstände 0,0002 1/K −0,002 · 1/K Beispiel: Spezifischer Widerstand von Kupfer bei 100°C: Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.3-9 3.3 Halbleiter Das Leitungsband von Halbleitern ist bei ϑ=0K unbesetzt. Grund: Die Elektronen der äussersten Schale werden alle für die chemische Bindung verwendet. Damit ist das Valenzband voll, das Leitungsband leer. Elementhalbleiter aus der IV. Gruppe des Periodensystems kristallisieren in einer tetraedrischen Diamantstruktur. Jedes Atom hat vier Nachbarn. Weitere Halbleiter mit tetraedrischen Gittern ergeben sich nach untenstehender Tabelle: Abbildung 3-6: Arten von Halbleitern Mischkristalle auf Basis von III-V-Halbleitern ermöglichen die Einstellung der Breite der verbotenen Zone. Wichtgste Materialien: Silizium (Si) z. B. für Mikroprochips, Gallium-Arsenid (GaAs) für Optoelektronik. Leitung in Halbleitern erfolgt entweder durch Eigenleitung oder durch Störstellenleitung: Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.3.1 3.3-10 Eigenleitung Alle Valenzelektronen werden für die chemische Bindung zu den 4 Nachbaratomen eingesetzt. • Bei T=0 (absoluter Nullpunkt der Temperatur) ist keine elektrische Leitung möglich. Hier ist das Valenzband voll, das Leitungsband leer. • • • • Durch Energiezufuhr (Temperaturerhöhung, Lichteinfall) werden Elektronen aus dem Valenzband VB gelöst und über den Energiegap Eg ins Leitungsband LB angehoben. Es entsteht ein freies Elektron und ein freies Loch. Stromfluss erfolgt durch Elektronen im Leitungsband und Löcher (fehlende Elektronen) im Valenzband. Da freie Elektronen und Löcher nur paarweise erzeugt werden ist die Dichte der (freien) Elektronen n gleich der Dichte der (freien) Löcher p. n= p Abbildung 3-7: Eigenleitung (3.3-1) • Wird an das Kristall Spannung angelegt, dann fließen die Elektronen (-) zur Anode (+) und die Löcher (+) zur Kathode (-) . • • Der Gesamtstrom ist die Summe aus Elektronenstrom und Löcherstrom. Die Elektrische Leitfähigkeit setzt sich aus dem Beiträgen der Elektronen und Löcher zusammen: σ = e ⋅ (n ⋅ µ n + p ⋅ µ p ) (3.3-2) Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.3-11 Abbildung 3-8: Eigenschaften unterschiedlicher Halbleitertypen bei ϑ=300K. Beweglichkeit: • • Elektronen haben eine höhere Beweglichkeit als Löcher Die Beweglichkeit sinkt bei Temperaturerhöhung leicht: µ (T ) = µ 300 K ⋅ (ϑ / 300 K ) −3 / 2 (3.3-3) Dichte der freien Elektronen und Löcher = intrinsische Trägerdichte ni: • Da immer ein freies Elektron und freies Loch zusammen generiert werden ist ni = n = p . • Die Trägerdichte wird mit Hilfe der Fermi-Dirac-Statistic berechnet: • • ni (ϑ ) = n = p = N L ⋅ NV ⋅ e − − Eg 2⋅k ⋅ϑ 3 2 = ni 0 ⋅ ϑ ⋅ e − Eg 2⋅k ⋅ϑ (3.3-4) wobei NL effektive Zustandsdichte im Leitungsband, NV effektive Zustandsdichte im Valenzband, Eg Bandgap in eV, k Stefan-BoltzmannKonstante, ϑ absolute Temperatur in K, ni0 Konstante für Ladungsträgerdichte: Leitungsfähigkeit: • Leitung findet statt basierend auf Elektronen und Löchern: • Die Gleichung 3.2-3 kann erweitert werden zu: σ = e ⋅ n ⋅ µn + e ⋅ p ⋅ µ p (3.3-5) Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.4-12 3.4 Störstellenleitung Der Einbau von Fremdatomen (=Störstellen) ins Kristallgitter des Halbleiters führt zu erheblicher Veränderung des Widerstands. 3.4.1 n-Halbleiter basierend auf Silizium: Silizium wird mit Atomen der V. Gruppe dotiert (Bsp. Phosphor). Jedes Störatom bringt ein Elektron ein, das keine Bindung zum Nachbaratom eingeht. „Donator“ (lateinisch donare = geben) • Das Elektron kann durch Zugabe der geringe Ionisierungsenergie ED vom Atom abgetrennt werden. Es dient dann als freies Elektron als Ladungsträger im Leitungsband. Die Fermi- Energie2 EF liegt knapp (Abstand ED/2) unter der Bandkante des Leitungsbandes EL (Beginn des Leitungsbandes ). • • • Die Ionisierungsenergie ED ist gering (mV). Abbildung 3-9: Ionisierungsenergie ED bei Silizium. • 2 Verhalten bei 300K (Raumtemperatur): o Aufgrund der niedrigen Ionisierungsenergie sind alle Störatome ionisiert. Alle eingebrachten Elektronen dienen zur Leitung. o Leitung beruht auf negativen, freien Elektronen. Diese sind gegenüber den positiven Löchern in der Mehrheit („Majoritätsladungsträger“) n-leitender Halbleiter oder n-Typ o Die Löcher sind gegenüber den freien Elektronen in der Minderheit („Minoritätsladungsträger“). Fermi- Energie: Elektrochemisches Potential bzw. mittleres Energieniveau der Elektronen im Kristall. Wenn die Elektronen durch geringe Energiezugabe ins Leitungsband wechseln können liegt die Fermi- Energie somit nur knapp unter dem Energie-Niveau (Bandkante) des Leitungsbandes EL. Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.4-13 Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.4.2 3.4-14 p-Halbleiter basierend auf Silizium: Dotierung mit Element aus der III. Gruppe Jedes Störatom bringt ein fehlendes Elektron ein. -> Akzeptor (lateinisch akzeptare = nehmen) Durch geringe Energiezufuhr kann das fehlende Elektron von einem Elektron des Nachbaratoms aufgefüllt werden. Es dient als freies Loch im Valenzband zum Ladungstransport. Die Fermi- Energie EF liegt knapp (Abstand ED/2) über der Bandkante des Valenzbandes EV. • Die Ionisierungsenergien ED sind gering (mV). • Verhalten bei 300K (Raumtemperatur): o Aufgrund der niedrigen Ionisierungsenergie sind alle Störatome ionisiert. Alle eingebrachten Löcher dienen zur Leitung. o Leitung beruht auf positiven Löchern (Majoritätsladungsträger) p- leitender Halbleiter oder p-Typ o Die freien Elektronen sind in diesem Fall in der Minderheit gegenüber den Löchern („Minoritätsladungsträger“). • • • • Maß der Dotierung: Das Maß der Dotierung wird so gewählt, dass bei der Betriebstemperatur die Konzentration der Donatoren nD oder Akzeptoren nA deutlich höher ist als die intrinsische Ladungsträgerdichte. n D >> ni und n A >> ni Dadurch entsteht ein p oder n-dotierter Halbleiterbereich. Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.4.3 3.4-15 Verhalten in Abhängigkeit von der Temperatur: I) Bereich der Störstellenreserve: • Bei 0K sind noch keine Fremdatome ionisiert. • Bei höheren Temperaturen werden die Fremdatome ionisiert. Nach der Fermi- Dirac- Statistik ergibt sich die Konzentration der freien Elektronen bei nHalbleiter E n(ϑ ) = nD ⋅ N L − 2⋅kD⋅ϑ ⋅e 2 wobei ED Ionisierungsenergie der Donatoratome, nD Konzentration der Donatoratome und NL effektive Zustandsdichte im Leitungsband. • Abbildung 3-10: Ladungsträgerdichte bei nTyp-Silizium in Abhängigkeit von der Temperatur. Dotierung: Phosphor, nD=1015 /cm3 Die Konzentration der freien Löcher bei p-Halbleitern ist: E p (ϑ ) = n A ⋅ NV − 2⋅kA⋅ϑ ⋅e 2 wobei EA Ionisierungsenergie der Akzeptoratome, nA Konzentration der Akzeptoratome und NV effektive Zustandsdichte im Valenzband. II) Bereich der Störstellenerschöpfung • Alle Störstellen sind ionisiert. • Weitere Temperaturerhöhung führt nur noch zu einer Steigerung der intrinsischen Ladungsträgerdichte ni. • Bei n-Dotierung ist die Ladungsträgerdichte der Majoritätsladungsträger: 2 n n n = D + D + ni2 2 2 (3.4-1) wobei nD Konzentration der Donatoratome, ni intrinsische Ladungsträgerdichte. • Das Produkt der Dichte der freien Elektronen und Löcher ist bei gegebener Temperatur eine Konstante unabhängig von der Dotierung: n ⋅ p = ni2 (3.4-2) Grund: Ein freies Elektron ist ein überflüssiges Elektron. Ein freies Loch ist ein fehlendes Elektron für die Bindung der Atome im Kristall. Trifft das freie Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.4-16 Elektron auf das Loch eliminieren sich beide. Eine hohe Konzentration von freien Elektronen führt damit zu einer niedrigen Konzentration von Löchern und umgekehrt. • • Bei n-Dotierung ergibt sich die Ladungsträgerdichte p der Minoritätsladungsträger nach (3.4-2): n2 p= i n Bei p-Dotierung gilt entsprechend für die Ladungsträgerdichte der Majoritätsladungsträger: 2 n n p = A + A + ni2 2 2 (3.4-3) und für die Minoritätsladungsträger n= ni2 . p wobei nA Konzentration der Akzeptoratome, ni intrinsische Ladungsträgerdichte. III) Überhöhte Temperatur • Bei überhöhter Temperatur übersteigt die intrinsische Ladungsträgerdichte die Dichte der Ladungsträger durch Dotierung. • Leitung erfolgt hauptsächlich aufgrund der intrinsischen Ladungsträgerdichte. Eigenleitung. • Die Dotierung wird unwirksam. Die Folge ist ein Funktionsausfall der durch Dotierung erzeugten Bauelemente wie Dioden, Transistoren, ... . Temperaturbereich3 für elektronische Schaltungen: • Bereich, in dem die Dotierung in den p- und n- dotierten Zonen wirksam ist . • Beispiel -40°C bis 175°C (auf dem Chip). • Der Temperaturbereich liegt im Bereich der Störstellenerschöpfung. 3 Beispiel: Eine Elektronische Schaltung z. B. Zählerbaustein mit Dioden wird erhitzt, Strom und Temperatur gemessen. Ab 100°C Stromerhöhung, über 175°C Funktionsausfall. Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.5-17 3.5 pn- Übergang Beispiel: Abrupter pn-Übergang dotiert mit n A = 1 ⋅ 1016 / cm 3 n D = 2 ⋅ 1016 / cm 3 a) p- und n-leitendes Silizium in Kontakt b) Störstellenkonzentration c) Dichteverlauf der beweglichen Ladungsträger • Weit weg vom Übergang sind die Majoritätsdichten identisch mit den Störstellenkonzentrationen • Die Minoritätsdichten ergeben sich nach (9-31) • Infolge des Konzentrationsgefälles diffundieren Elektronen ins p-Gebiet und Löcher ins n-Gebiet. Die Übergangszone verarmt. Die minimale Ladungsträgerkonzentration ist hier (n+p)=2ni d) Raumladungsgebiete • Alle Akzeptoren am Rand des p-Gebiets haben je ein Elektron aufgenommen -> negative Raumladungszone. Alle Donatoren am Rand des n-Gebiets haben je ein Elektron abgegeben-> positive Raumladungszone. • In beiden Zonen sind gleich viele Ladungen, deshalb gilt d n ⋅ nD = d p ⋅ n A (3.5-1) (Eigentlich Vn ⋅ n D = Vp ⋅ nA ) e) Potentialverlauf • Äquivalent zu den geladenen Platten eines Kondensators ergibt sich ein Potentialgefälle Die Potentialdifferenz ist die Spannung Ud. Diese Spannung entsteht aufgrund der Diffusion der Ladungsträger -> Diffusionsspannung. • Berechung über Boltzmann-Näherung der Fermi-Dirac-Verteilung: Ud = k ⋅ ϑ n A ⋅ nD ln e ni2 (3.5-2) Temperaturspannung k ⋅ϑ =: U T (3.5-3) e U T = 25,9mV bei Raumtemperatur (300K) Faktor Die Raumladungszonen erzeugen ähnlich wie beim Kondensator ein elektrisches Feld. Die Breite der Raumladungszonen ergibt sich aus der Analyse des Potentialverlaufs d = dn + d p = 2ε r ⋅ ε 0 ⋅ U d n A + n D ⋅ e n A ⋅ nD (3.5-4) Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.5-18 Prinzip des pn-Übergangs a) Keine Spannung P-Dotierung N-Dotierung B Si B Si B Si P Si P Si Si B Si B Si P Si P Si P B Si B Si B Si P Si P Si Si B Si B Si P Si P Si P Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.5-19 b) Spannung in Flußrichtung P-Dotierung N-Dotierung B Si B Si B Si P Si P Si Si B Si B Si P Si P Si P B Si B Si B Si P Si P Si Si B Si B Si P Si P Si P c) Spannung in Sperrrichtung P-Dotierung N-Dotierung B Si B Si B Si P Si P Si Si B Si B Si P Si P Si P B Si B Si B Si P Si P Si Si B Si B Si P Si P Si P Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.5-20 zu b) Spannung in Flussrichtung + an p, - an n-Gebiet • Die angelegte Spannung baut die Diffusionsspannung ab. • Die Bandkantenverschiebung wird reduziert auf e ⋅ (U d − U ) • • • Die Breite der zu überwinden Raumladungszone (=Verarmungszone) wird reduziert wenn Ud durch Ud-U ersetzt wird. (siehe 3.5-4) Bewegliche Ladungsträger (z. B. Elektronen aus n-Gebiet) reichern sich in der Verarmungszone an, dringen ins benachbarte Gebiet (p-Gebiet) ein und rekombinieren dort mit Majoritäten (Löchern). Stromfluß ne⋅k⋅U⋅ϑ − 1 I = I S ⋅ e (3.5-5) wobei IS Sperrsättigungsstrom4, Größenordnung 1nA für Si, 1µA für Ge, U angelegte Spannung, ϑ absolute Temperatur in K, n Faktor 1,0 bis 2. Vereinfacht: I ~ e U kϑ stark von Spannung und Temperatur abhängig. zu c) Spannung in Sperrrichtung + an p, - an n-Gebiet • Die angelegte Spannung erhöht die Diffusionsspannung. • Die Bandkantenverschiebung wird erhöht auf e ⋅ (U d + U ) • Die Breite der zu überwinden Raumladungszone (=Verarmungszone) wird erhöht wenn Ud durch Ud+U ersetzt wird. (siehe 3.5-4) kein Stromfluß Kennlinie einer Diode: Flussrichtung und Sperrrichtung Abbildung 3-11: Diodenkennlinie von Silizium und Germanium 4 Sperrstrom bei großer angelegter Sperrspannung, allerdings nicht Fall des Durchbruchs !! Dieser Wert ist von der Größe der Diode abhängig. Bsp.: Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.5-21 Symbol: Pfeil zeigt die Stromrichtung im Durchlassrichtung IF an: 3.5.1 • Bauarten von Dioden: Photodioden auf Chip für Kamera: Größe5x5µm, Strom mehrere µA Abbildung 3-12: Photodiodenarray, Firma Melexis • Diode in Schaltung: Größe 2mm x 5mm Strom bis 20mA , Preis 5Ct (1N4001) Abbildung 13: Weitere Bauformen von Dioden • Leuchtdioden: Lichtemission bei der Rekombination der Ladungsträger • Leistungsdioden für elektrische Maschinen: Größe 100mm (Durchmesser), Strom bis 10000A, Preis >>100€ Abbildung 3-14: DNB 64, Strom im Dauerbetrieb 3400A, Spannung 3600V, http://www.dynexsemi.com Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.5.2 3.5-22 Anwendungsbeispiele: 1. Temperatursensor: Beispiel Überwachung der Chiptemperatur in Ihrem Laptop!! 2. Einweggleichrichter: Die Diode lässt einen hohen Strom in Durchlassrichtung fließen (mA bis A) In Sperrrichtung fließt nur ein geringer Strom (nA bis µA). Deshalb wird sie zur Gleichrichtung von Wechselstrom (geliefert von Transformator) eingesetzt. Beispiel: Gleichrichtung einer Wechselspannung von 10V Amplitude, 50Hz Frequenz Vorteil: geringer Aufwand Nachteil: hohe Welligkeit der Ausgangsspannung, da der Kondensator während circa entladen wird. Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.5-23 3. Brücke Brückengleichrichter: gleichrichter: Die Positive und die negative Halbwelle werden in Gleichspannung umgesetzt Beispiel: Gleichrichtung einer Wechselspannung von 10V Amplitude, 50Hz Frequenz Vorteil: Geringe Welligkeit der Ausgangsspannung, da der Kondensator nur während circa entladen wird. Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.5-24 Zenerdiode: • • • • • • • Prinzip: Erhöhung des Sperrstroms bei hoher Sperrspannung: Zenereffekt: Durch die große Feldstärke in der Verarmungszone werden Elektronen aus dem Valenzband des p-Materials über die Verarmungszone ins Leitungsband des n-Material des n-Materials gezogen (tunneln). Lawinenmultiplikation: Elektronen werden durch die hohe Feldstärke so beschleunigt, dass sie beim Zusammenprall mit dem Gitter ein Elektronen-Loch-Paar Abbildung 3-15: a) Zener-Effekt, b) erzeugen. Diese Ladungsträger Lawinenmultiplikation werden ebenfalls beschleunigt und erzeugen neue ElektronenLoch-Paare... Beide Effekte haben gegenläufige Temperaturabhängigkeit -> bei 5,6V beste Temperaturkonstanz Der Strom durch eine Zenerdiode erhöht sich oberhalb der Zenerspannung stark. Deshalb wird eine Zenerdiode zur Spannungsstabilisierung eingesetzt. Abbildung 3-16: Strom- Spannungskennlinie unterschiedlicher Zenerdiodentypen. Beispiel ZPD 6.8: Oberhalb von 6,8V erhöht sich der Zenerstrom stark. Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 Anwendung: Spannungsstabilisierung 3.5-25 Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.6 Transistoren 3.6.1 Bipolartransistor Prinzip: • Beispiel Emitterschaltung Emitterschaltung • Spannung UEB<1V an EmitterEmitter Basis in Durchlassrichtung Basis • Spannung an Kollektor-Basis Kollektor Basis in Sperrrichtung (z. B. 10V) • Elektronen fließen vom Emitter zur Basis • Dort teilt sich Strom auf in geringen Basisstrom IB und sehr hohen Kollektorstrom IC. Grund: Die Basis ist so dünn, dass der Kollektorstrom beinahe so groß Kollektorstrom ist wie der Emitterstrom. • Stromverstärkungsfaktor I • B = C = 50..200 je nach Typ Ib • Abbildung 3-17 17:: Prinzip des Transistors, Emitterschaltung Schichtaufbau: Abbildung 3--18:: Aufbau eines npn-Transistors npn Transistors n+5 stark n-dotiert, dotiert, nn schwach n-dotiert n dotiert Quelle Wikipedia. Quelle Wikipedia 5 Eine starke Dotierung n+ sorgt für einen großen Leitwert und damit für einen geringe Spannungsverlust. 3.6-26 Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.6-27 Herstellung: Abbildung 3-19: Herstellungsvorgang für zwei nebeneinander liegende Transistoren in Planartechnik Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 Hauptmerkmale: 3.6-28 Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 Kennlinien von Bipolar-Transistoren: Zusammenhänge von IB, UBE, IC und UCE Praxisbeispiel: Auszug aus dem Datenblatt des Leistungstransistors BD2N3055: Bei einem Basisstrom von 200mA und einem Kollektorstrom von 4A liegt die Kollektor-Emitterspannung bei 3.6-29 Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.6-30 Transistor als Verstärker: 1. Grundschaltungen Hoch- und Niederfrequenzverstärker Schalter Impedanzwandler Hochfrequenzverstärker Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.6-31 Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3.6-32 Feldeffekt-Transistor • Die Steuerspannung beeinflusst die Leitfähigkeit einer dünnen Oberflächenschicht im Halbleiterkristall • Beispiel: MOS-FET6 p-Kanal Anreicherungstyp: Abbildung 3-20: Prinzip des CMOS-Transistors • • • 6 An der Senke (Drain) liegt die negative Spannung UDS an. Ohne Steuerspannung UGS fließt kein Strom zwischen Quelle (Source) und Senke da sich eine Diode in Sperrbetrieb zwischen dem n-Silizium und der p-Senke ergibt. Eine negative Steuerspannung UGS am Gate verdrängt die Elektronen ins Kristallinnere und zieht Löcher aus dem Kristall an. Der Kanal wird mit Ladungsträgern angereichert (-> „Anreicherungstyp“), so dass oberflächennahe p- leitende Schicht („p-Kanal“) entsteht. Metall Oxid Silizium: Das Gate ist durch eine isolierende Metalloxid-Schicht isoliert. Damit kann unabhängig von der Gate- Spannung kein Gate- Strom fließen. Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 Arten von CMOS-Transistoren: 3.6-33 Grundgebiete der Elektronik I, Bohn, Arndt GGEI_Ha_V1.3 3 3.6-34 Halbleiter ....................................................................................................... 3.1-1 3.1 Energiebändermodell: ............................................................................ 3.1-2 3.2 Metallische Leiter ................................................................................... 3.2-4 3.3 Halbleiter ................................................................................................ 3.3-9 3.3.1 3.4 Eigenleitung .................................................................................. 3.3-10 Störstellenleitung .................................................................................. 3.4-12 3.4.1 n-Halbleiter basierend auf Silizium: ............................................... 3.4-12 3.4.2 p-Halbleiter basierend auf Silizium: ............................................... 3.4-14 3.4.3 Verhalten in Abhängigkeit von der Temperatur: ............................ 3.4-15 3.5 pn- Übergang ....................................................................................... 3.5-17 3.5.1 Bauarten von Dioden: ................................................................... 3.5-21 3.5.2 Anwendungsbeispiele: .................................................................. 3.5-22 3.6 Transistoren ......................................................................................... 3.6-26 3.6.1 Bipolartransistor ............................................................................ 3.6-26