in Berlin Lichtenberg - Umweltbüro Lichtenberg

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2015
Artenvielfalt
in Berlin Lichtenberg
historische Darstellungen
Das Umweltbüro Lichtenberg wird gefördert durch den Bezirk Lichtenberg.
Liebe Naturfreunde,
der Jahreskalender „Natur und Landschaft“ für das Jahr 2015 rückt die Artenvielfalt in
Lichtenberg in den Fokus.
Viele Menschen denken bei dem Wort „Artenvielfalt“ meist zuerst an den Regenwald,
denn 80 Prozent aller auf der Erde bekannten Arten leben dort. Doch Artenvielfalt finden
wir auch vor der eigenen Haustür – zunehmend auch in städtischen Bereichen!
Tatsächlich ist es so, dass städtische Räume lange Zeit als lebensfeindliche Gebiete für
Tiere und Pflanzen galten. Erste Untersuchungen in den 70er Jahren überraschten die
Wissenschaftler und belegten jedoch genau das Gegenteil. Heute sind viele mitteleuropäische Städte artenreicher als ihr Umland, die Gründe dafür sind vielfältig. Großstädte
wie Berlin sind strukturreicher als das meist landwirtschaftlich intensiv genutzte Umland. Auf kleinem Raum finden sich unterschiedlichste Lebensraumbedingungen, an
Bahntrassen, in Parkanlagen und im Straßenbegleitgrün.
Auf internationaler Ebene ist die Bedeutung der Städte zum Erhalt der biologischen Vielfalt spätestens seit der 9. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die biologische
Vielfalt bekannt, denn hier wurde die „Förderung der Einbindung von Städten“ zur Erreichung der geforderten Ziele bestätigt. Auf nationaler Ebene fanden urbane Landschaften in Deutschland bereits Eingang in die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt,
im November 2007 wurde diese von der Bundesregierung beschlossen. Derzeit wird an
der Strategie zur biologischen Vielfalt des Bezirkes Lichtenberg gearbeitet, um auch auf
lokaler Ebene zu den Zielen der Biodiversitätskonvention beitragen zu können.
Mit diesem Kalender möchte ich Sie mit einem kleinen Ausschnitt aus der Vielfalt der in
Lichtenberg lebenden Tier- und Pflanzenarten bekannt machen, Ihnen somit die wilden
Seiten des Bezirkes verdeutlichen.
Wilfried Nünthel
Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung
Wir haben die Erde von unseren Eltern nicht geerbt,
sondern wir haben sie von unseren Kindern nur geliehen.
(Indianisches Sprichwort)
Impressum
Herausgeber:
Bezirksamt Lichtenberg von Berlin Abteilung Stadtentwicklung Umwelt- und
Naturschutzamt
[email protected]
Konzeption, Projektsteuerung und Redaktion:
Umweltbüro Lichtenberg
[email protected]
Für die große Unterstützung bei der Recherche sowie die Bereitstellung der
historischen Darstellungen danken wir der Bibliothek des Museums für Naturkunde Berlin sowie der Bibliothek der Zentraleinrichtung Botanischer Garten und
Botanisches Museum.
Ein besonderer Dank geht auch an Beate Schonert, Jens Scharon, Severin Klisch,
Regina Oette, Detlef Kühnel und Anne Berger für die Bereitstellung der Tier- und
Pflanzenfotos.
Gestaltung und Satz:
Karin Koch, Werbeagentur Black Point Koch
[email protected]
Quellenangaben zu historischen Buchillustrationen aus Beständen der Bibliothek des Museums für Naturkunde Berlin
• Naumann, Johann Andreas: Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, Gera,
1899-1905, Band 6, Abb. 30 (Storch, April)
• Der Naturfreund, Bd. Fische, Amphibien, Breslau, [1804], Tafel 44 (Rotbauchunke/Laubfrosch, Titelbild)
• Millais, J. G: The Mammals of Great Britain and Ireland, Vol. 3, New York and
Bombay, 1906, Plate 49 (Feldhase, Februar)
• Millais, J. G: The Mammals of Great Britain and Ireland, Vol. 1, New York and
Bombay, 1906, S. 187 (Wolf, Januar)
• Sharpe, Richard Bowlder: A Monograph of the Hirundinidae or Family of Swallows, Volume 1, London, 1885-1894, Abb. 38 (Rauchschwalbe, Dezember)
• Fitzinger, Leopold Joseph: Bilder-Atlas zur wissenschaftlich-populären Naturgeschichte der Amphibien in ihren sämtlichen Hauptformen, Wien, 1864, Fig.
136 (Laubfrosch, Mai)
• Fitzinger, Leopold Joseph: Bilder-Atlas zur wissenschaftlich-populären Naturgeschichte der Amphibien in ihren sämtlichen Hauptformen, Wien, 1864, Fig.
99 (Ringelnatter einzeln, Oktober)
• Fitzinger, Leopold Joseph: Bilder-Atlas zur wissenschaftlich-populären Natur-
geschichte der Amphibien in ihren sämtlichen Hauptformen, Wien, 1864, Fig.
181/182 (Kammmolch, März)
• Sammlung naturkundlicher Tafeln, hrsg. von Erich Cramer, Hamburg, Tafel 73
(Heldbock, November)
• Sammlung naturkundlicher Tafeln, hrsg. von Erich Cramer, Hamburg, Tafel 9
(Blauflügelige Ödlandschrecke, August)
• Sternfeld, Richard: Die Reptilien und Amphibien Mitteleuropas, Leipzig, 1913,
Tafel 7 (Ringelnatter, Oktober)
Quellenangabe zu historischen Buchillustrationen aus Beständen der Bibliothek des Botanischen Museums Berlin
• Petermann, Wilhelm Ludwig: Deutschlands Flora, Tafelband, 1849, Tafel 2,
Figur 9 (Gewöhnlicher Wasserhahnenfuß, September)
• Berg, O. C. & Schmidt C. F.: Darstellung und Beschreibung sämtlicher in der
Pharmacopoea Borussica aufgeführten offiziellen Gewächse, 3. Band, Leipzig
1861, Tafel 22e (Sand-Strohblume, Juli)
• Schlechtendahl, Dr. D.F.L.v. & Langenthal, Dr. L.E.: Flora von Deutschland, 30.
Band, Gera 1887, Abb. 3164 (Skabiosen-Flockenblume, Juni)
Wolf
Der Wolf – die Erfolgsgeschichte eines Rückkehrers
Familie:Hunde (Canidae)
Gattung:
Wolfs- und Schakalartige (Canis)
Art:
Canis lupus
Deutscher Name: Wolf
Wer kennt ihn nicht – den „bösen Wolf“ aus bekannten Märchen und Mythen. Der Wolf ist
Bestandteil dieses Kalenders, um Veränderungen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung
zu erreichen. Ziel soll die Erkenntnis sein, dass der Wolf keine Gefahr für den Menschen
darstellt, die Risiken für die Landwirtschaft (Viehhaltung) kalkulierbar sind und somit der
Wolf als ein willkommener Bewohner seiner ursprünglichen Lebensgebiete gesehen wird.
Biologie
Der Wolf ist ein Raubtier und ähnelt grundsätzlich einem großen Haushund. Der Rumpf ist
jedoch länger, der Brustkorb höher und schmaler, der Kopf relativ groß und die Stirn breiter.
Die Ohren sind kurz, die Augen setzen schräg an und der buschige Schwanz hat etwa ein
Drittel der Kopf-Rumpf-Länge. Die Fellfärbung ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von weiß
bis gelblich, rot bis hin zu grau und schwarz. Maße und Gewichte sind aufgrund seines
ausgedehnten Verbreitungsgebietes sehr unterschiedlich. Die Weibchen sind jedoch grundsätzlich kleiner und leichter als die Rüden.
Als Großraubtier jagt der Wolf vor allem Rehe, Rothirsche und Wildschweine. Auf der Speisekarte stehen aber auch kleinere Tiere, wobei er vor allem ältere, kranke oder junge Tiere jagt,
da sie eine leichtere Beute sind. Es kann passieren, dass der Wolf auch Nutztiere wie Schafe
oder Ziegen erbeutet, hier helfen Schutzzäune und Herdenschutztiere.
Die normale Sozialordnung des Wolfes ist das Rudel, das in festen Revieren lebt. Im Regelfall besteht das Wolfsrudel aus dem Elternpaar und dessen Nachkommen. Erst mit 2 Jahren
werden die Jungtiere geschlechtsreif, sie verbleiben bis dahin bei den Eltern und unterstützen sie bei der Aufzucht der jungen Welpen. Danach wandern sie aus dem elterlichen Territorium ab und suchen sich ein eigenes Revier.
In Deutschland wanderten nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder Wölfe ein, wurden geschossen oder mit Fallen gefangen. Im Jahr 2000 begann die viel versprechende Wiederansiedlung. Eine erfolgreiche Fortpflanzung in freier Wildbahn konnte erstmals seit 100 Jahren
in der Lausitz nachgewiesen werden. Im Jahr 2013 wurden in Sachsen und Brandenburg ein
Bestand von 14 Rudel oder Paaren gezählt.
Lebensraum
Der Wolf war bis zur Entwicklung von Land- und Weidewirtschaft das verbreitetste Raubtier
der Erde. Er war in ganz Europa und Asien bis nach Nordafrika sowie in Nordamerika beheimatet. In weiten Teilen dieses einst riesigen Verbreitungsgebietes, besonders im westlichen
Europa und Nordamerika, wurde die Art durch menschliche Verfolgung ausgerottet. Der Wolf
ist heute nur noch in isolierten Beständen anzutreffen. Größere Populationen gibt es noch in
Osteuropa, dem Balkan, in Kanada, Sibirien und der Mongolei. Die meisten Tiere bewohnen
Grasland und Wälder. Dass sie vor allem als Waldtiere bekannt wurden liegt daran, dass der
Mensch sie in großen Teilen des Verbreitungsgebietes frühzeitig aus offenen Landschaften
vertrieben hat.
Durch Brandenburger Wälder streifen derzeit rund 70 bis 90 Wölfe. Gelegentlich streifen
Wölfe auch durch die abgelegenen Gebiete nördlich der Hohenschönhausener Dörfer.
Gefährdung
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie
Rote Liste Deutschland
Rote Liste Brandenburg
Rote Liste Berlin
Anhang IV
vom Aussterben bedroht (1)
-
In verschiedenen Landesjagdgesetzen gilt der Wolf als nicht jagdbar beziehungsweise ganzjährig geschont, so auch in Brandenburg. Die größte Gefahr für Wölfe in Deutschland ist der
Mensch. Durch illegalen Abschuss und im Straßen- und Schienenverkehr verlieren zahlreiche Wölfe ihr Leben.
Foto: Anne Berger
Feldhase
Der Feldhase – ein scheuer Kulturfolger
Familie: Gattung: Art: Deutscher Name:
Hasen (Leporidae)
Echte Hasen (Lepus)
Lepus europaeus
Feldhase
Biologie
Der ausgewachsene Feldhase kann eine Körperlänge von bis zu 65 cm und ein Gewicht
von 3 bis 6 kg erreichen. Die Häsin ist rund ein Drittel größer als der männliche Hase,
der Rammler. Besonders charakteristisch für den Feldhasen sind die bis zu 15 cm langen und beweglichen Ohren und die stark ausgeprägten Hinterläufe. Feldhasen erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h und können bis zu 2 m hoch und 3 m
weit springen. Bei einer Flucht schlagen sie 90-Grad-Haken, wodurch sie blitzschnell
ihre Richtung wechseln und natürliche Feinde oftmals hinter sich lassen. Die Fellfarbe
wechselt von erdbraun im Sommer bis gräulich-grau im Winter. Seitlich stehende Augen
ermöglichen ihm trotz Kurzsichtigkeit einen idealen Überblick und einen beinahe 360
Grad Blickbereich.
Wie alle Hasen ist der Feldhase ein reiner Vegetarier und ernährt sich ausschließlich von
der Vegetation auf Feldern und Brachlandschaften. Gräser, Kräuter, Wurzeln und Knollen
sowie andere krautige Pflanzen und Getreide gehören zu seinem Nahrungsangebot. In
Mitteleuropa liegt die Paarungszeit zwischen den Monaten Januar bis Oktober. In dieser
Zeit kann die Häsin drei bis viermal jährlich Junge bekommen. Nach einer Tragzeit von
rund 42 Tagen bringt sie zwischen 2 bis 5 Jungtiere in einer Erdmulde, der sogenannten
Sasse, zur Welt. Sie kommen mit einem Gewicht von 100 bis 500 g sowie offenen Augen
und Fell zur Welt. Als Nestflüchter geboren, verlassen die jungen Hasen nach circa 10
Tagen ihr Elternhaus und suchen sich ihr eigenes Revier. Das scheue Tier bekommt man
nur schwer zu Gesicht, da es überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv ist.
Lebensraum
Ursprünglich ist der Feldhase in den ost- und zentraleuropäischen Steppengebieten beheimatet, heute reicht seine Verbreitung vom Atlantik bis zu den Steppen Asiens. In
Nord- und Südamerika, Australien, Neuseeland, in der Karibik und auf Hawaii sowie auf
vielen anderen Inseln konnte er eingebürgert werden. Das anpassungsfähige Tier ist
in Deutschlands Kulturlandschaft fast flächendeckend vertreten. Insbesondere urbane
Räume mit oftmals besseren Lebensbedingungen werden für ihn zunehmend attraktiver. Als Habitat bevorzugt der Feldhase offene, warme und trockene Landschaften. Wie
sein Name schon verrät, lebt er vorwiegend auf Feldern, Wiesen und Äckern und bleibt
als standorttreuer Bewohner ein Leben lang in einem Revier. Anders als das Kaninchen
gräbt er keine unterirdischen Bauten, sondern lebt oberirdisch in flach gescharrten Erdmulden – den Sassen. Hier hockt er tagsüber zum Schutz und zur Ruhe. Fast regungslos
und mit dem Kopf zum Wind gerichtet kann er somit frühzeitig eventuelle Gefahren wittern.
Gefährdung
Flora-Fauna-Habitat-RichtlinieRote Liste Deutschland
gefährdet (3)
Rote Liste Brandenburg
gefährdet (2)
Rote Liste Berlin
gefährdet (3)
Die Zahl der Feldhasen ist seit den 1960er Jahren in vielen Teilen Europas rückläufig.
Gründe dafür sind intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen, die zunehmende Verstädterung der Landschaften und die Vernetzung des Straßenverkehrs. Auch viele natürliche Feinde wie Fuchs, Dachs, Wildschwein, Greif- und Rabenvogel sowie Hund und
Katze tragen dazu bei. Die Einwanderung der Feldhasen in die Stadtlandschaften ist
seit etwa 2000 ein Phänomen, was vor allem in den ostdeutschen Großstädten zu beobachten ist. Auch in Lichtenberg gibt es Feldhasenpopulationen in den Großsiedlungen
Friedrichsfelde und Anton – Saefkow – Platz, und natürlich im Landschaftspark Herzberge. Der Bezirk Lichtenberg hat die Patenschaft für den Feldhasen im Rahmen des
Berliner Biotopverbundes übernommen.
Foto: Jens Scharon
Kammmolch
Der Kammmolch – ein kleiner Wasserdrache
Familie: Gattung: Art: Deutscher Name:
Echte Salamander (Salamandridae)
Europäische Wassermolche (Triturus)
Triturus cristatus
Kammmolch
Biologie
Der Kammmolch ist mit einer Körperlänge von 12 bis 18 cm die größte einheimische
Molchart. Er hat eine grobkörnige gelbbraun bis schwarzgrau gefärbte Körperoberseite,
die an den Seiten oftmals mit vielen weißen Pünktchen bedeckt ist. Die gelblich bis
orangefarbene Bauchseite hat ein individuelles Fleckenmuster mit dunklen zum Teil
scharf begrenzten Flächen. Das Männchen besitzt in der Wassertracht einen hohen tief
gezackten Rückenkamm, der sich nach einer Einbuchtung am Schwanzansatz bis zur
Schwanzspitze fortsetzt. Außerdem ist ein perlmutt-silbriges Band, der „Milchstreifen“,
an den Schwanzseiten des Männchens charakteristisch. Das Weibchen besitzt dagegen
nur einen flachen Schwanzflossensaum.
Der Kammmolch ernährt sich im Wasser von Würmern, kleinen Krebsen, Insekten wie
auch Kaulquappen von Fröschen und Kröten. An Land nimmt er Regenwürmer, Landschnecken und Insekten zu sich.
Unter allen heimischen Molcharten besitzt diese Art die längste aquatische Phase. Während der Paarungszeit von Anfang/Mitte März bis Ende Mai lebt er überwiegend in vegetationsreichen Gewässern. In dieser Zeit besitzt er eine sogenannte Wassertracht, die
sich mit dem Eintreffen im Laichgewässer entwickelt und sich an Land wieder zurück bildet. Das Weibchen legt mehrere 100 cremefarbene Eier, die sie mit Hilfe der Hinterbeine
in die Blätter der Wasserpflanzen legt, in das Laichgewässer ab. Kammmolche bleiben
nach der Fortpflanzung noch längere Zeit im Wasser und begeben sich erst ab Mitte Juli
bis September zum Überwintern an Land. Sie legen zum Aufsuchen ihrer Winterquartiere maximale Wanderstrecken von einem Kilometer zurück. In Einzelfällen überwintern
sie auch im Wasser. Im Durschnitt kann ein Kammmolch ein Alter von 3 bis 8, vereinzelt
auch von bis zu 18 Jahren erreichen.
Lebensraum
Der Kammmolch ist von Westfrankreich und den Britischen Inseln bis über den gesamten
mitteleuropäischen Raum verbreitet. In Deutschland kommt er in kleinen Populationen
mit einigen regionalen Lücken nahezu flächendeckend vor. Als typische Offenlandart ist
der Kammmolch in den Niederungslandschaften von Fluss- und Bachauen zu finden. Als
Laichgewässer bevorzugt er Gewässer mit einer ausgeprägten Ufer- und Unterwasservegetation und nur geringem Schatten. Feuchte Laub- und Mischwälder, Gebüsche sowie
Hecken und Gärten, nahe dem Laichgewässer gelegen, nutzt er als Landlebensraum.
Gefährdung
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie
Rote Liste Deutschland
Rote Liste Brandenburg
Rote Liste Berlin
Anhang II und IV
zurückgehend (Vorwarnliste)
gefährdet (3)
gefährdet (3)
Die Zerstörung oder Beeinträchtigung von Kleingewässern gefährden den Bestand des
kleinen Wasserdrachens. Insbesondere während ihrer Wanderungen zum Winterquartier und zum Laichgewässer kommen sie durch den Straßenverkehr ums Leben. BerlinLichtenberg bietet in geschützten Feuchtbiotopen Lebensraum für diese schützenswerte
Art. Die Kammmolchbestände am Berl und im Landschaftspark Herzberge in Lichtenberg
zählen zu den größten bekannten Vorkommen in Berlin.
Foto: Detlef Kühnel
Storch
Der Weißstorch – ein Glücksbote
Familie: Gattung: Art: Deutscher Name:
Störche (Ciconiidae)
Eigentliche Störche (Ciconia)
Ciconia ciconia
Weißstorch
Biologie
Der Weißstorch erreicht eine Körpergröße von 80 bis 100 cm. Mit einer Flügelspannweite
von bis zu 2,20 m und einem Körpergewicht von 2,5 bis 4,5 kg gehört er zu einem unserer imposantesten Brutvögel. Das Federkleid ist bis auf die schwarzen Schwungfedern
und einen Teil der Oberflügeldecken vollkommen weiß. Der bis zu 19 cm lange Schnabel
und die langen dünnen Beine sind leuchtend rot. Jungvögel lassen sich aufgrund ihrer
schwärzlichen Schnabelspitze von den Altvögeln unterscheiden. Die Stimme der Weißstörche ist nur schwach ausgeprägt. Sie verständigen sich daher durch das Klappern
mit dem Schnabel. Auf einem Bein stehend und den Kopf im Federkleid des Halses gesteckt, ruht der Storch.
Zum Nahrungsangebot des Weißstorches gehören Kleinsäuger, Froschlurche, Eidechsen, Schlangen sowie Fische und Insekten, die er im Gehen aufnimmt. Das Jagdgebiet
erstreckt sich dabei bis zu 5 km rund um das Nest.
Weißstörche führen eine monogame Saisonehe. Die Brutsaison dauert von Anfang April
bis Anfang August. Für circa 33 Tage bebrüten beide Störche abwechselnd 3 bis 5 Eier,
auch die Aufzucht wird von beiden Partnern übernommen. Die Nestlingszeit liegt bei
etwa 2 Monaten.
Als Langstrecken-Zugvögel legen sie Rekordstrecken von bis zu 10.000 km zurück. Ab
August und September machen sie sich auf den Weg zu ihren Winterquartieren in West-,
Ost- und Südafrika. Zwischen Ende Januar bis Anfang April kehren sie dann wieder in
ihre Brutgebiete zurück.
Im Segelflug fliegen sie bevorzugt übers Land, um mit Hilfe der warmen Aufwinde Energie und Kraft einzusparen. Weißstörche sind tagaktive Tiere und werden im Durchschnitt
8 bis 10 Jahre alt, in Einzelfällen auch bis 25 Jahre.
Lebensraum
Der Verbreitungsschwerpunkt des Weißstorches ist Europa, auch Westasien und Nordafrika gehören zu seiner Heimat. In Deutschland ist er insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt zu
finden. Als Lebensraum bevorzugt der Weißstorch offene und feuchte Landschaften, wie
Wiesen und Weiden, Flussniederungen und Kulturlandschaften mit nahrungsreichen
Kleingewässern. Seine Anwesenheit zeigt hier intakte Lebensräume. Weißstörche behausen große Nester auf Hausdächern, Türmen, Felsen und Bäumen. Als nesttreues Tier
kehrt er, wenn möglich, jährlich zu seinem Nistplatz zurück und baut an dem Nest des
Vorjahres weiter. Je älter die Nester werden, desto schwerer und größer werden sie. Wie
viele andere Vögel hat auch er die Stadt als Lebensraum erschlossen.
Gefährdung
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie
Rote Liste Deutschland
Rote Liste Brandenburg
Rote Liste Berlin
Anhang I (Vogelschutzrichtlinie)
gefährdet (3)
gefährdet (3)
stark gefährdet (2)
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts drohen dem Weißstorch viele Gefahren. Ursachen
hierfür liegen in der Zerstörung seiner Lebensräume, beispielsweise durch die Entwässerung von Feuchtwiesen in der intensiven Landwirtschaft und ihrem Einsatz von Pestiziden. Weitere Gefährdungsursachen sind Überlandstromleitungen sowie die Jagd, die
in wenigen Ländern erfolgreich an Störchen durchgeführt wird. Im Jahr 1934 lag der
deutschlandweite Storchenbestand bei 9.000 Brutpaaren, der heutige Bestand liegt bei
weniger als der Hälfte. Im Norden des Bezirkes Lichtenberg, in den Ortsteilen Malchow
und Falkenberg, befinden sich aktuell 3 Nester, in denen jährlich erfolgreich gebrütet
wird.
Foto: Severin Klisch
Laubfrosch
Der Europäische Laubfrosch – ein winziger
Kletterer
Familie:Laubfrösche (Hylidae)
Gattung:Laubfrösche (Hyla)
Art:
Hyla arborea
Deutscher Name: Europäischer Laubfrosch
Biologie
Der Europäische Laubfrosch kann 3 bis 5 cm groß werden. Ein auffallendes Merkmal
des Laubfrosches sind seine stark hervortretenden Augen, die waagerecht-elliptische
Pupillen besitzen. Die recht kurzen vorderen Gliedmaßen weisen je 4 Finger mit Haftscheiben an den Enden auf, dagegen haben die Hinterfüße 5 Zehen. Die Haftscheiben
ermöglichen es dem Laubfrosch, als einzige Amphibienart Mitteleuropas, sich auch in
Gebüschen, Bäumen und 30 m hohen Baumkronen aufzuhalten. Laubfrösche können
ein recht verschiedenfarbiges Aussehen annehmen, welches von hellgrau über gelblich
bis dunkelgrün reicht. Die Haut ist außerordentlich reich an zwei Arten von Drüsen: den
Schleim- und Giftdrüsen. An Land dient der Schleim der Hautbefeuchtung und damit
dem Schutz vor Austrocknung, im Wasser als Schutzschicht gegen das Eindringen von
Flüssigkeit. Die Nahrung des Laubfrosches besteht aus lebenden Insekten, auch Nacktschnecken verschmäht er nicht. Gejagt wird meistens nachts, wobei die nächtliche Aktivitätsdauer stark von den jeweiligen Umgebungsfaktoren wie Temperatur und Feuchte
bestimmt werden.
Mit dem Beginn warmer April- und Mainächte mit Temperaturen von etwa 12 bis 14
°C sind an den Laichgewässern laute Balzrufchöre der Froschmännchen zu hören. Sie
verfügen über die lauteste Stimme unter den mitteleuropäischen Lurchen. Ihre große
Schallblase, die als Resonanzverstärker dient, und ihr in Relation zum Körper riesiger
Kehlkopf befähigen sie dazu. Die Laubfroschweibchen sind überwiegend stumm. Nach
der Fortpflanzung heften die Weibchen unförmige Laichballen, die aus 30 bis 100 Eiern
bestehen können, an die Gewässervegetation, wie etwa untergetauchte Pflanzenhalme.
Die schlüpfenden Kaulquappen entwickeln sich in 1,5 bis 3 Monaten zu Fröschen. Der
Übergang zum Landleben erfolgt überwiegend in den Monaten Juli und August.
Lebensraum
Der Europäische Laubfrosch besiedelt Mittel- und Südeuropa, in Deutschland kam er
in allen Bundesländern vor. Als Lebensraum benötigt er strukturreiche Landschaften.
Hochstaudenfluren und Gehölze sind wichtig, da der Laubfrosch außerhalb der Fortpflanzungs- und Paarungszeit ein reiner Landbewohner ist. Bevorzugte Laichplätze sind
besonnt, fisch- und vegetationsfrei.
Gefährdung
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie
Rote Liste Deutschland
Rote Liste Brandenburg
Rote Liste Berlin
Anhang IV
gefährdet (3)
stark gefährdet (2)
ausgestorben (0)
Mit der Trockenlegung von Niedermooren und Gewässern sowie der Begradigung der
meisten Bäche und Flüsse begann bereits Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts der flächenhafte Verlust an geeigneten Lebensräumen für den Laubfrosch. Die Bebauung und
Versiegelung ehemaliger Acker- und Freiflächen zerstörten große Teile seines Lebensraumes und führten Mitte des 20. Jahrhunderts zum Aussterben der Art auch in Berlin.
Durch erfolgreiche Renaturierungen und gezieltes Biotopmanagement werden strukturreiche Lebensräume vielerorts wieder zahlreicher, auch in Berlin-Lichtenberg. Ein Gutachten untersuchte im Jahr 2013 die Möglichkeit der Wiederansiedlung des Laubfrosches im Bezirk Lichtenberg, das als machbar eingestuft wurde. Dies wäre vor allem in
schon bestehenden Schutzgebieten sinnvoll, da hier eine langfristige Bestandssicherung gewährleistet ist.
Foto: Beate Schonert
Skabiosen-Flockenblume
Die Skabiosen-Flockenblume – ein Magnet für
Schmetterlinge und Bienen
Familie: Gattung: Art: Deutscher Name:
Korbblütler (Asteraceae)
Flockenblumen (Centaurea)
Centaurea scabiosa
Skabiosen-Flockenblume
Biologie
Die Skabiosen-Flockenblume ist eine heimische Wildstaude, die eine Höhe von 120 cm
erreichen kann. Sie hat fiederteilige Blätter und einen kräftigen Wurzelstock, der für die
Wasserversorgung der Pflanze zuständig ist. Der Aufbau des Wurzelsystems nimmt eine
Menge Energie in Anspruch, was an gut mit Wasser versorgten Standorten nachteilig
sein kann. Hier wird die Skabiosen-Flockenblume oft von oberirdisch schneller wachsenden Pflanzen verdrängt. Für Schmetterlinge und Bienen ist die meist in den Monaten Juni bis August ausgeprägte Blüte ein Magnet. Bestäubt werden die selbststerilen
Blüten ausschließlich von Insekten. Die mehrjährige Pflanze überwintert mit Hilfe ihrer
rübenartigen Pfahlwurzel an der Erdoberfläche liegend, in der Regel ist diese dann von
Schnee, Laub oder Erde bedeckt.
Bei der Skabiosen-Flockenblume ist sehr häufig ein Befall von Gallwespen zu beobachten. Hier bilden sich dicke, eiförmige Anschwellungen am Pflanzenstängel, in denen
sich die Insektenlarve entwickelt.
Die Blätter und Blütenknospen der Pflanze wurden früher zur Behandlung von Krätze
verwendet. Weitere Anwendungsgebiete waren Hautausschläge, Flechten, Halsentzündungen und Wunden.
Lebensraum
Die Skabiosen-Flockenblume ist in Europa und bis nach West-Asien verbreitet. In wenigen Teilen Nordamerikas ist sie als Neophyt zu finden. In Deutschland sind die Vorkommen von relativ häufig bis zerstreut anzufinden.
Die Skabiosen-Flockenblume ist eine anspruchslose Charakterart der Trocken- und
Halbtrockenrasen. Sie bevorzugt kalkreiche, magere und trockene Standorte wie sonnige Wald- und Gebüschsäume, Steinrasen, Straßenränder und Bahnstrecken.
Gefährdung
Die Skabiosen-Flockenblume ist eine regional bedrohte Art. Der Rückgang nährstoffarmer Standorte ist hier die größte Gefährdungsursache. Durch Nährstoffanreicherung im
Boden, die durch menschliche Aktivitäten ausgelöst wird, werden die Vorkommen magerer Standorte zunehmend dezimiert. Die Skabiosen-Flockenblume unterliegt keinem
besonderen Schutzstatus.
Foto: Regina Oette
Sand-Strohblume
Die Sand-Strohblume – ein goldiger Sonnenanbeter
Familie: Gattung: Art: Deutscher Name:
Korbblütler (Asteraceae)
Strohblumen (Helichrysum)
Helichrysum arenarium
Sand-Strohblume
Biologie
Die Sand-Strohblume ist eine mehrjährige krautige Pflanze mit aromatischem Duft. Die
Wuchshöhe der bei uns heimischen Pflanze beträgt zwischen 10 und 30 cm. Der Stängel
wächst aufrecht, die wechselständigen Blätter sind beidseitig filzig behaart, um sie so
vor zu starker Sonneneinstrahlung und Austrocknung zu schützen. Die unteren Blätter
sind länglich und eiförmig, die Oberen sind schmaler und zugespitzt. Die Sand-Strohblume blüht in den Monaten Juli bis Oktober; die gelben, kugeligen Blütenköpfchen sitzen in dichten Trauben mit bis zu 40 Blüten. Die Pflanze vermehrt sich vorwiegend über
unterirdische Rhizome – einem Sprossachsensystem.
Eine typische Arzneipflanze ist die Sand-Strohblume nicht. Volkstümlich wurden einzelne Pflanzenteile trotzdem zur Linderung von Gallenbeschwerden und Verdauungsstörungen eingesetzt. In der Pflanze enthaltene Antioxidantien wirken krampflösend, die
enthaltenen Bitterstoffe, Gerbstoffe und ätherischen Öle regen die Verdauungstätigkeit
an. In der Homöopathie finden die Blüten bei Ischiasbeschwerden Anwendung.
Lebensraum
Die Sand-Strohblume ist von Mittel- bis Nordeuropa und im Kaukasus beheimatet, wobei sie in Mitteleuropa nur stellenweise verbreitet ist. In Deutschland befinden sich die
Vorkommen im Osten, gebietsweise auch im nördlichen Oberrheingebiet. Ihr Lebensraum umfasst trockene, lockere und nährstoffarme Sandböden, auch kalkarme Wiesenund Feldraine. Somit ist die Sand-Strohblume beispielsweise in Sandfluren, auf Heiden,
Dünen und in Kiefernwäldern zu finden.
Gefährdung
Flora-Fauna-Habitat-RichtlinieRote Liste Deutschland
gefährdet (3)
Rote Liste Brandenburg
Rote Liste Berlin
Der Rückgang nährstoffarmer Sandböden führt dazu, dass die Sand-Strohblume eine
Seltenheit geworden ist. Die Sand-Strohblume ist im Süden des Bezirkes Lichtenberg an
sehr wenigen Standorten anzutreffen.
Foto: Jens Scharon
Blauflügelige Ödlandschrecke
Die Blauflügelige Ödlandschrecke – ein wärmeliebender Verwandlungskünstler
Familie: Gattung: Art: Deutscher Name:
Feldheuschrecke (Acrididae)
Oedipoda
Oedipoda caerulescens
Blauflügelige Ödlandschrecke
Biologie
Die Blauflügelige Ödlandschrecke hat eine sehr variable, dem Untergrund angepasste Körperfarbe und -musterung. Helles Grau bis fast Schwarz, aber auch ocker- und rotbraune
Tönungen sind häufig zu finden. Diese Färbung ist eine Anpassung an den Untergrund,
die sich schrittweise bei den einzelnen Larvenhäutungen ausbildet. Aber auch im Erwachsenenstadium sind die Tiere noch zu einem Farbwechsel fähig. Siedelt man sie um, passt
sich die Körperfarbe in 1 bis 2 Tagen an den neuen Lebensraum an.
Das auffälligste Merkmal ist die blau-transparente Färbung der Hinterflügel. Sie wird allerdings nur im ausgebreiteten Zustand der langen und schmalen Flügel sichtbar.
Die weiblichen Tiere erreichen eine Körperlänge von bis zu 29 mm und werden somit deutlich größer als die bis zu 23 mm langen Männchen. Der Brustkorb der Blauflügeligen Ödlandschrecke ist stark ausgeprägt. Ihr Hinterleib ist dagegen relativ schlank, aber mit kräftigen Sprungbeinen ausgestattet.
Als Nahrung dienen kleinwüchsige Pflanzen, wie beispielsweise Kräuter und Gräser.
Der Zeitraum der höchsten Paarungsaktivität ist während der Monate August und September. Die Männchen suchen das Umfeld nach paarungsbereiten Weibchen ab, auf Zirplaute
wird verzichtet. Nach der Paarung legt das Weibchen 50 bis 150 Eier auf sandige Böden
ab, wo sie überwintern. Die Nymphen schlüpfen im Frühjahr und entwickeln sich, bei den
Weibchen über 5 und den Männchen über 4 Häutungsstadien, zur fertigen Schrecke.
Das Fluchtverhalten der Ödlandschrecke ist einzigartig unter den Springschrecken. Der
wärmeliebende Verwandlungskünstler duckt sich auf den Boden und verlässt sich weitestgehend auf seine Tarnung, statt wie andere Schrecken wegzuspringen. Wenn eine Fluchtdistanz allerdings zu gering ist, springen auch diese Schrecken ab und nutzen ihr gut ausgeprägtes Flugvermögen. Sie fliegen einige Meter, schlagen dann einen scharfen Haken, um
sich nach der Landung erneut zu ducken und sich der Gefahr zu entziehen.
Lebensraum
Die Blauflügelige Ödlandschrecke kommt im gesamten Mittelmeerraum, in Mittel- und
Westeuropa bis nach Russland vor. Die nördliche Grenze des Vorkommens bildet Südschweden und das Baltikum. In Deutschland ist diese Art vor allem im ostdeutschen Tiefland und in den wärmeren Lagen Süd- und Westdeutschlands verbreitet.
Das Insekt bevorzugt trockene und vegetationsarme Lebensräume wie Kahl- und Ödlandflächen, Trockenrasen, Sandgruben oder Kiesflächen. Auch Heideflächen und Truppenübungsplätze werden als Habitate genutzt. Diese Schreckenart hat sich vor allem an ein
Leben auf dem Boden angepasst. Sie bewegt sich fast ausschließlich gehend fort, wobei
ihr das Überwinden kleinerer Hindernisse keine Probleme bereitet. Vertikale Pflanzenstrukturen übersteigen jedoch ihre Kletterfähigkeiten, weswegen sie dichter stehende Vegetationen meidet.
Gefährdung
Flora-Fauna-Habitat-RichtlinieRote Liste Deutschland
gefährdet (3)
Rote Liste Brandenburg
Rote Liste Berlin
zurückgehend (Vorwarnliste)
Die Hauptgefährdungsfaktoren der Blauflügeligen Ödlandschrecke liegen im Lebensraumverlust infolge von Flächenaufforstung, nachlassender Beweidung und natürlicher Sukzession. Der fehlende Biotopverbund zwischen den meist sehr kleinen Einzelpopulationen
führt ebenfalls zu einer Gefährdung. In Berlin-Lichtenberg profitiert die Blauflügelige Ödlandschrecke von Pflegemaßnahmen, die Mitglieder des Naturschutzbundes Berlin seit
vielen Jahren auf dem Biesenhorster Sand durchführen.
Foto: Jens Scharon
Wasserhahnenfuß
Der Gewöhnliche Wasserhahnenfuß – ein feinblättriger Kulturfolger
Familie: Gattung: Art: Deutscher Name:
Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Hahnenfuß (Ranunculus)
Ranunculus aquatilis L.
Gewöhnlicher Wasserhahnenfuß
Biologie
Der Gewöhnliche Wasserhahnenfuß ist eine widerstandsfähige und blütenreiche Wasserpflanze mit unterschiedlich ausgeprägten Blättern. Unter Wasser sind die fein-büschligen Blätter fadenförmig unterteilt. Dies führt zu einer erhöhten Oberfläche und damit
zu einem besseren Gasaustausch und einer optimalen Nährstoffaufnahme. Die schwimmenden und an der Luft wachsenden Blätter sind nierenförmig und fächrig ausgebildet.
Im tiefen Wasser bildet die Pflanze bis zu 2 m lange Sprossachsen. Die Vermehrung
erfolgt durch Ausläufer oder Früchte. Die weiße Blüte mit gelbem Boden ist in den Monaten Mai bis September zu sehen.
Als Pionierpflanze benötigt der Gewöhnliche Wasserhahnenfuß immer wieder einen
Anreiz zur Keimung. Diese kann neben einem stark schwankenden Wasserspiegel, bis
hin zur sommerlichen Austrocknung des Gewässers auch eine regelmäßige Entkrautung
oder Entschlammung des Kleingewässers auslösen.
Der Gewöhnliche Wasserhahnenfuß ist einheimisch und wie alle Hahnenfußarten giftig.
Bei einer Berührung der Pflanze können die Pflanzensäfte zu Hautreizungen und Blasen führen. Durch die Trocknung der Pflanze werden die Giftstoffe abgebaut – aus dem
giftigen Protoanemonin wird das unbedenkliche Anemonin. In der indischen Heilkunde
fanden einige Pflanzenteile dieser Art bei der Linderung von Fieber, Asthma und Rheumatismus Anwendung.
Lebensraum
Der Gewöhnliche Wasserhahnenfuß ist auf der gesamten Nordhalbkugel zu finden. Die
natürlichen Lebensräume dieser Wasserpflanze sind Auengewässer, die regelmäßig
durch Hochwasser ausgeräumt werden, jedoch nur noch sehr selten vorkommen. Als
Kulturfolger findet man die Pflanze deswegen auch in Kleingewässern mit starker Dynamik wie beispielsweise in Weidetümpeln, Mühlenteichen und extensiv genutzten Fischteichen. Das Wasser der Weiher oder Teiche sollte nährstoffreich aber kalkarm sein und
eine Wassertiefe von bis zu 2 m aufweisen.
Der Gewöhnliche Wasserhahnenfuß ist in Mitteleuropa seltener anzutreffen als die verwandten Arten: Pinselblättriger- und Schild-Hahnenfuß.
In Berlin-Lichtenberg ist die Pflanze in den nördlichen Schutzgebieten beheimatet.
Gefährdung
Der Gewöhnliche Wasserhahnenfuß obliegt keinem Schutzstatus. 2012 wurde sie zur
Wasserpflanze des Jahres gewählt.
Foto: Beate Schonert
Ringelnatter
Die Ringelnatter – ein unbekannter Glücksbringer
Familie: Gattung: Art: Deutscher Name:
Nattern (Colubridae)
Europäische Wassernattern (Natrix)
Natrix natrix
Ringelnatter
Biologie
Der deutlich vom Hals abgesetzte, ovale Kopf der Ringelnatter hat eine charakteristische
Zeichnung auf der Hinterseite. Diese besteht aus einem Paar weißer, gelber oder auch
orangefarbener Flecken, die schwarz umrandet sind. Die großen Augen der Europäischen
Wassernattern haben runde Pupillen. Die auffällig gekielten Körperschuppen sind überwiegend in Grautönen gehalten, selten finden sich auch bräunliche Tönungen. Die Gesamtkörperlänge kann bei den Männchen zwischen 70 bis 75 cm und bei den Weibchen zwischen
85 bis 90 cm betragen. Einzelne Exemplare können eine Länge bis zu 2 m erreichen.
Die Nahrung der Ringelnatter besteht vor allem aus Braun- und Grünfröschen. Aber auch
Laubfrösche, Kröten, Schwanzlurche und Fische, wie kleine Karpfen, Karauschen und
Gründlinge, gehören zu ihrer Beute.
Die Paarungszeit beginnt etwa Anfang Mai. Während des Paarungsaktes bleiben die Tiere
für längere Zeit miteinander vereint. Ein durchaus kritischer Zustand, denn bei einer auftauchenden Gefahr sind sie nicht in der Lage, ihre Verbindung sofort zu lösen und können
somit kaum flüchten. Zur Eiablage, die meist von Juli bis August erfolgt, bevorzugen die
Weibchen Standorte, die durch Verrottung organischer Materialien Eigenwärme produzieren, wie beispielsweise Laub-, Schilf- oder Sägemehlhaufen. Die Jungen schlüpfen nach 60
bis 75 Tagen und haben eine Größe von 15 bis 22 cm.
Die Ringelnatter ist ausschließlich tagaktiv, vorzugsweise in den Vormittags- und Nachmittagsstunden. Während der größten Tageshitze und am Abend zieht sie sich in ein Versteck
zurück.
Ihren Winterschlaf verbringen die Tiere oft in größeren Gruppen in unterirdischen Tierbauten, natürlichen Hohlräumen, unter Baumstümpfen oder auch in Gesteinsspalten. Er beginnt Ende September/Anfang Oktober und endet in der Regel Ende März.
Ein bemerkenswertes Verhalten der Ringelnatter ist das „Totstellen“. Wird ein Tier bedroht,
drehen sie ihre Unterseite nach oben, werden schlaff, reißen den Rachen auf und lassen
die Zunge heraushängen. Selbst wenn die Ringelnatter völlig in Ruhe gelassen wird, verbleibt sie noch längere Zeit in dieser Stellung, bevor sie sich „erholt“ und dann schnell
flüchtet.
Nach altem Volksglauben sollen Ringelnattern, die in der Nähe des Menschen leben, kleine
Kinder bewachen, Haus und Vieh schützen und ganz allgemein Glück und Segen bringen.
Lebensraum
Die Ringelnatter ist in ganz Europa und Westasien verbreitet und braucht vielfältig strukturierte Landschaften als Lebensraum. Neben von Schilf und Stauden umwachsenen Seen,
Teichen oder langsam fließenden Gewässern, benötigt sie auch gut geschützte Sonnenplätze, trockene Winterquartiere und Möglichkeiten zur Eiablage.
Gefährdung
Flora-Fauna-Habitat-RichtlinieRote Liste Deutschland
zurückgehend (Vorwarnliste)
Rote Liste Brandenburg
gefährdet (3)
Rote Liste Berlin
gefährdet (3)
Eine Ursache für den Rückgang der Ringelnattervorkommen ist die Zerstörung und Entwertung der Lebensräume. Eine wichtige Schutzmaßnahme besteht daher in der Erhaltung
und Wiederherstellung ungestörter und unzerschnittener Lebensräume, die neben nahrungsreichen Gewässern auch Eiablageplätze und Winterquartiere beinhalten.
Durch die Renaturierung und Neuanlage von Kleingewässern in Berlin-Lichtenberg konnten
sich die Ringelnatterbestände im Bezirk erholen. So wurde das Tier in den letzten Jahren
vermehrt in den Schutzgebieten im Norden Lichtenbergs beobachtet. Inzwischen erschließt
sie den innerstädtischen Lebensraum und lebt auch im Landschaftspark Herzberge.
Foto: Jens Scharon
Heldbock
Der Heldbock – ein unbeweglicher Stubenhocker
Familie: Gattung: Art: Deutscher Name:
Bockkäfer (Cerambicydae)
Cerambyx
Cerambyx cerdo
Heldbock, Großer Eichenbock
Biologie
Der Heldbock ist mit einer Größe von bis zu 5 cm einer der stattlichsten und auffallendsten
Käfer Europas, seine Lebensdauer ist mit 2 Monaten sehr gering. Die Fühlhörner der Männchen, die dem Gehörn eines Steinbocks ähneln, können bis zu 10 cm lang werden und sind
ein unverwechselbares Erkennungszeichen.
Der Heldbock ernährt sich vom Hauptbestandteil des Holzes: der Zellulose. Besondere
Wirkstoffe und Symbionten im Darm schließen die Zellulose auf und machen die Einzelbestandteile als Nahrung nutzbar.
Die gesamte Entwicklung vom Ei über die Larve bis zur Verpuppung findet im Baum statt,
in Mitteleuropa meist in Stiel-Eichen. Die erwachsenen Käfer verlassen zur Paarung den
Baum, die Weibchen legen im Anschluss meist 300 Eier in die Rindenfurchen angefaulter
oder älterer Bäume. Für die gesamte Entwicklung braucht die Heldbocklarve 3 bis 4 Jahre.
Die erwachsene Larve verpuppt sich im Herbst des dritten oder im Frühjahr des vierten
Jahres, begibt sich in eine mit Holzspänen abgedichtete Kammer und hält eine 5 Wochen
andauernde Puppenruhe. Die Entwicklung des Käfers ist meist im Herbst abgeschlossen,
den Baumstamm verlässt der Heldbock aber erst im folgenden Jahr. Zu Beginn der Flugzeit
im Mai oder Juni fressen sich die Käfer durch die dünne Rindenschicht nach draußen. Die
Tiere lassen sich bis in den August hinein beobachten.
Foto: Jens Scharon
Lebensraum
Der Heldbock ist fast überall in Europa, mit Ausnahme von Großbritannien, Irland und weiten Teilen Skandinaviens, vertreten. Die Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland liegen
in den Hartholzauen entlang der Elbe und am Rhein.
In Mitteleuropa ist die Stiel-Eiche der Entwicklungsbaum des Heldbocks, selten auch die
Trauben-Eiche. Im südlichen Europa werden Walnuss- und Johannisbrotbäume genutzt. Als
Brutbäume dienen oft überalterte und nach Süden exponierte Stämme. Eine ungehinderte Sonneneinstrahlung auf den gesamten Stammbereich ist hier Voraussetzung für eine
erfolgreiche Larvenentwicklung. Der Heldbock ist sehr ortstreu, nur wenige Exemplare verlassen überhaupt den Brutbaum um neuen Lebensraum zu erschließen. Aus diesem Grund
ist der meist nicht in zusammenhängenden Populationen lebende anspruchsvolle Altholzbewohner auf weitere Solitärbäume im direkten Umfeld angewiesen.
Gefährdung
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie
Rote Liste Deutschland
Rote Liste Brandenburg
Rote Liste Berlin
Anhänge II und IV
vom Aussterben bedroht (1)
vom Aussterben bedroht (1)
vom Aussterben bedroht (1)
Der wichtigste Grund für den Rückgang der Heldbockvorkommen in Deutschland liegt im
Lebensraumverlust. Der Nutzungswandel unserer Landschaft führte zu einer Minimierung
einzeln stehender und besonnter Eichen, auf die der Heldbock während seiner Larvenentwicklung angewiesen ist. Eichen, die in geschlossenen Waldbeständen stehen, sind für
den Heldbock nicht nutzbar. Aus diesem Grund sollten einzeln stehende Alteichen in lichten Wäldern oder in Hartholz-Flussauenwäldern erhalten und dauerhaft frei gehalten werden. In Berlin und Brandenburg haben die Heldbockvorkommen in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen, die restlichen Populationen haben einen hohen Isolierungsgrad.
Im Lichtenberger Stadtteil Karlshorst finden sich Vorkommen des Heldbocks, hier können
auch verlassene Brutbäume bestaunt werden.
Fraßspuren
Foto: Umwelt- und Naturschutzamt Lichtenberg
Rauchschwalbe
Die Rauchschwalbe – mit ihr kommt der Sommer
Familie:Schwalben (Hirundinidae)
Gattung:
Hirundo
Art:
Hirundo rustica
Deutscher Name: Rauchschwalbe
Biologie
Die Rauchschwalbe ist ein bekannter Zugvogel und etwa 18 cm groß. Sie kam zu ihrem
Namen, weil sie in früheren Jahrhunderten durch die Öffnungen im Giebel, durch die auch
der Rauch des Herdfeuers ein- und abzog, ausflog.
Charakteristisch ist die kastanienbraune Farbe an der Kehle, die ganz schwarz umrahmt
ist. Auf den Schwanzfedern befinden sich weiße Flecken, die bei gespreiztem Schwanz gut
zu erkennen sind. Der Körperbau ist sehr schlank, der lange Schwanz tief gegabelt und der
Rücken glänzt metallisch blauschwarz. Die Flügelspannweite liegt bei bis zu 35 cm.
Bei Rauchschwalben ergeben sich nach dem Paarungsspiel prinzipiell dauerhafte Paarbindungen. Trotzdem müssen die Männchen ihre Partnerin vor jeder Brutsaison stets aufs
Neue beeindrucken. Zum Brüten und für die Aufzucht der Jungen baut die Rauchschwalbe
offene, schalenförmige Nester aus Schlammklümpchen und Stroh, die immer wieder benutzt werden. In der Brutzeit zwischen April und August legen die Weibchen bis zu 2 Mal
im Jahr 4 bis 6 weiße, braunrot gefleckte Eier. Sie bebrüten die Eier 14 bis 17 Tage. Nach
dem Schlüpfen füttern beide Eltern die Jungen noch bis zu 22 Tage. Interessant ist, dass die
älteren Jungen beim Füttern der zweiten Brut helfen.
Die Nahrung besteht vorrangig aus Fluginsekten wie Fliegen und Mücken. Zu ihren Feinden
zählen Falken, Sperber und der Mensch.
Rauchschwalben können ein Alter von bis zu acht Jahren erreichen.
Lebensraum
Rauchschwalben verbringen den Sommer zwischen April und September in ihren Brutgebieten. Diese liegen in ganz Europa, Nordwestafrika, den gemäßigten Gebieten Asiens,
Nordamerika bis zum Polarkreis. Die europäischen Rauchschwalben überwintern in Mittel- und Südafrika. In Deutschland leben Rauchschwalben vor allem im ländlichen Raum.
Kuhställe und Scheunen werden für den Nestbau bevorzugt aufgesucht. Wichtig sind dabei
gekippte Fenster, die den Einlass in das Innere der Ställe gewähren und damit die Voraussetzung bieten, dass sich Rauchschwalben ansiedeln können. Fehlen Kuhställe und
Scheunen findet man die Nester auch auf Vorsprüngen und Balken. Bei der Nahrungssuche
ist dieser Vogel auf offene Landschaften, wie Felder und Wiesen angewiesen. In städtischen Zentren sind Rauchschwalben deshalb kaum anzutreffen.
Gefährdung
Flora-Fauna-Habitat-RichtlinieRote Liste Deutschland
zurückgehend (Vorwarnliste)
Rote Liste Brandenburg
zurückgehend (Vorwarnliste)
Rote Liste Berlin
zurückgehend (Vorwarnliste)
Der Bestandsrückgang der Rauchschwalbe ist in erster Linie auf den zunehmenden Nistplatz- und Nahrungsverlust zurückzuführen. Das Asphaltieren von Feldwegen wirkt sich
ebenfalls negativ aus, da die zum Nestbau notwendigen Lehmpfützen fehlen. Größere Bestandsfluktuationen werden zudem nicht selten durch Witterungsbedingungen hervorgerufen. Besonders im landwirtschaftlich stärker entwickelten Westeuropa zeichnet sich ein
schleichender Rückgang ab. Zum Schutz des Tieres sollten extensive Formen der Landwirtschaft gefördert, der Biozid- und Düngemitteleinsatz verringert und der Erhalt von Brachflächen gefördert werden. Im Jahr 1979 war die Rauchschwalbe Vogel des Jahres.
Foto: Jens Scharon
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