Herzerkrankungen bei Hunden und Katzen Hunde und Katzen können an einer Vielzahl kardialer Erkrankungen leiden. Herzerkrankungen gehören bei unseren Haustieren mit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und zählen somit zu jenen Krankheiten, welche letztlich zum Verlust des geliebten Haustieres führen können. Bei rechtzeitiger Diagnose und optimaler Therapie kann Ihr Tier jedoch auch mit einer Herzerkrankung ein langes erfülltes Leben führen. Leidet mein Tier an einer Herzerkrankung? Eine sichere Antwort auf diese Frage kann nur eine kardiologische Untersuchung erbringen. Einige der wesentlichen Grundlagen über die Herzerkrankungen von Hund und Katze, deren Symptome und Diagnostik sowie aktuelle Formen der Therapie werden im Folgenden erläutert. Welche Herzerkrankungen gibt es? Prinzipiell werden die Herzerkrankungen von Hunden und Katzen in angeborene und erworbene Erkrankungen unterteilt. Einige Erkrankungen treten dabei bei bestimmten Rassen gehäuft auf, was einer genetischen Veranlagung zugeschrieben wird, jedoch noch nicht bei allen Erkrankungen und Rassen nachgewiesen werden konnte. Die folgende Tabelle soll dabei helfen, eine etwaige Rasseprädisposition Ihres Haustieres aufzuzeigen: Angeborene Herzerkrankungen Erkrankung Persistierender Ductus Arteroisus Botalli (PDA) Subaortenstenose (SAS) Pulmonalstenose (PS) Trikuspidalklappendysplasie Mitralklappendysplasie Ventrikel Septum Defekt (VSD) Atrium Septum Defekt (ASD) Fallot´sche Tetralogie (TOF) Sick Sinus Syndrom (SSS) Hiss Bündel Stenose Persistierender rechter Aortenbogen (PRAA) Häufig betroffene Rassen Malteser, Yorkshire Terrier, Deutscher Schäferhund, Cocker Spaniel, Sheltie, Zwergpudel, Bobtail, Collie, Rottweiler, Wolfspitz, Bichon frisée, Chihuahua Neufundländer, Boxer, Deutscher Schäferhund, Rottweiler, Golden Retriever, Deutsch Kurzhaar, Dogge, Samoyede Chihuahua, Beagle, Cocker Spaniel, Englische Bulldogge, Boxer, Mini Schnauzer, West Highland White Terrier, Airdale Terrier, Fox Terrier, Mastiff, Samoyede, Scottish Terrier Labrador Retriever, Deutscher Schäferhund, Bobtail, Dogge, Golden Retriever, Irish Setter, Weimaraner Bull Terrier, Chihuahua, Deutscher Schäferhund, Dogge Englischer Springer Spaniel Boxer, Neufundländer, Samoyede, Dobermann Wolfspitz, Englische Bulldogge Boxer, Cocker Spaniel, Zwergschnauzer Mops Deutscher Pinscher Erworbene Herzerkrankungen Erkrankung AV-Klappenendokardiose (Mitralisendokardiose, Trikuspidalisendokardiose) Dilatative Kardiomyopathie (DCM) Dobermann Kardiomyopathie Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) Restriktive Kardiomyopathie Unklassifizierte Kardiomyopathie Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie Cor pulmonale Häufig betroffene Rassen Dackel, Zwergpudel, Yorkshire Terrier, Zwergschnauzer, Cavalier King Charles Spaniel, Chihuahua, Cocker Spaniel, Lhasa Apso, Pekinese, Shi-Tzu, Whippet Dogge, Bernhardiner, Neufundländer, Leonberger, Setter, Irischer Wolfshund, Afghane, Deutscher Schäferhund Cocker Spaniel, Springer Spaniel, Foxhound Katzen Dobermann Maine Coon, Perser, Ragdoll, Amerikanisch-, Britisch- und Europäisch Kurzhaar Katzen (keine Rasseprädisposition bekannt) Katzen (keine Rasseprädisposition bekannt) Boxer, Katze (keine Rasseprädisposition bekannt) West Highland White Terrier, französische Bulldogge, Mops Erworbene Herzerkrankungen ohne spezielle Rasseprädisposition Endokarditis Herzwurmerkrankung Perikarderguss Herztumore Hypertension Welche Symptome gibt es? Bei einer Herzerkrankung können, gerade in einem frühen Stadium relativ unspezifische Symptome auftreten. In fortgeschrittenen Fällen geben Herzpatienten jedoch oft deutliche Hinweise auf das Vorliegen einer kardialen Erkrankung. Hierbei unterscheiden sich Hunde und Katzen in der Intensität und dem Zeitpunkt der ersten Symptome. Katzen sind meistens sehr lange für ihre Besitzer unauffällig und kompensieren die Herzerkrankung erstaunlich gut. Leider werden sie deswegen in der kardiologischen Praxis oftmals erst in weit fortgeschrittenen Stadien einer Herzerkrankung vorgestellt. Hunde, insbesondere leistungsstarke sowie sensible Tiere, zeigen hingegen meist früher Symptome. Zu den unspezifischen Symptomen zählen: - Leistungsschwäche - Hitzeempfindlichkeit - Wesensveränderungen - nächtliche Unruhe Zu den spezifischeren Symptomen zählen: - Husten (Hunde) - Schweratmigkeit - blaue Zunge - Vermehrung des Bauchumfangs (Bauchwassersucht – Aszites) - Hecheln (v. a. bei Katzen) - Schwäche - Synkopen (kurzzeitige Ohnmachtsanfälle, selten bei Katzen) Wie wird eine Herzerkrankung diagnostiziert? Ergibt sich aus obigen Symptomen sowie einer ausführlichen klinischen Untersuchung der Verdacht des Vorliegens einer Herzerkrankung, ist es unerlässlich eine komplette kardiologische Untersuchung, welche von spezialisierten Kardiologen durchgeführt wird, bei ihrem Tier durchführen zu lassen. In der Tierklinik Wiener Neustadt besteht die kardiologische Untersuchung aus der Erhebung einer ausführlichen Krankengeschichte, einer exakten klinisch-kardiologischen Untersuchung, der Ableitung eines Elektrokardiogramms (EKG) sowie einer Ultraschalluntersuchung, welche neben der zweidimensionalen Darstellung die Messungen des Herzens im M-Mode sowie Spektral und Farbdoppleruntersuchungen der Hämodynamik beinhaltet. Gegebenfalls schließt sich daran eine Blutdruckmessung (Dopplerverfahren) an. Außerdem können Röntgenaufnahmen des Brustkorbes die Untersuchung von Herz und Lunge komplettieren. In bestimmten Fällen wird die Bestimmung spezieller Blutlaborparameter, der so genannten Herzmuskelenzyme empfohlen. Darüber hinaus bieten wir Ihnen in der Tierklinik Wiener Neustadt die Möglichkeit nach genauer Indikationsstellung bei ihrem Hund ein 24 Stunden EKG anfertigen zu lassen. Im abschließenden Beratungsgespräch erfahren Sie alles über die therapeutischen Möglichkeiten, die nötigen Kontrollen sowie- sofern möglich- die individuelle Prognose für Ihr Tier. Sie erhalten einen schriftlichen Befund, den wir auf Wunsch selbstverständlich auch an Ihren Haustierarzt/ Ihre Haustierärztin weiterleiten. Wie wird eine Herzerkrankung therapiert? Medikamentelle Intervention Der weitaus überwiegende Teil der kardialen Erkrankungen bei Hunden und Katzen wird mit Medikamenten therapiert. Zur Verfügung steht die gesamte breite Palette der Herzmedikamente, welche die Herzkraft steigernde Medikamente (Pimobendan, Adrenalin, Noradrenalin) entwässernde Medikamente (Furosemid, Spironolakton), antiarrhythmische sowie die Herzfrequenz beeinflussende Medikamente (β-Blocker, Kalziumkanalblocker, Digitalis) und den Blutdruck beeinflussende Medikamente (ACE-Inhibitoren) umfasst. Ergänzt wird die Therapie durch orthomolekulare Nahrungsergänzungen und L-Carnitin Gaben, welche die Versorgung des insuffizienten Herzmuskels gewährleisten. Chirurgische Intervention Nur wenige Herzerkrankungen sind in der Veterinärmedizin einer chirurgischen Intervention zugänglich. Die rasanten Entwicklungen der letzten Jahre erlauben einige dieser Eingriffe am Herzen auch bei Tieren mit den Verfahren der interventionellen Kardiologie durchzuführen, bei welchen die notwendigen Eingriffe minimalinvasiv mittels Katheter vorgenommen werden, (z. B. Verschluss eines offenen Ductus Arteroisus Botalli, Ballonierung von Pulmonalstenosen, Schrittmacherimplantation). Ergänzend stehen in Österreich nach wie vor die bewährten Möglichkeiten der offenen Thoraxchirurgie zur Verfügung. Betroffene Patienten werden nach exakter Diagnose und fortführender Aufarbeitung von uns an chirurgische Zentren der Kleintiermedizin im In- und Ausland, mit denen wir seit Jahren erfolgreich zusammenarbeiten, überwiesen.