Virushepatitis - Medizinisches Labor Oldenburg

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Indikationen zur Virushepatitis-Diagnostik:
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Klinischer Verdacht auf akute oder chronische Virushepatitis (Ikterus, Oberbauchbeschwerden, Abgeschlagenheit, Enteritis, etc.)
Abklärung jeder unklaren Transaminasenerhöhung
Zustand nach Nadelstichverletzung oder Kontakt mit
vermutet oder sicher infektiösem Material
Impfstatus Hepatitis A und/oder Hepatitis B
Untersuchungsmaterial und Versand:
Für serologische Untersuchungen
• ca. 5,0 ml Serum (Blut bitte innerhalb von 30 Mi-
nuten nach der Entnahme zentrifugieren, Haltbarkeit ca. 7 Tage bei Raumtemperatur, Postversand
möglich)
Für molekularbiologische Untersuchungen
Abrechnung:
MVZ Dr. Müller und Kollegen
Laboratoriumsmedizin, Bluttransfusionswesen,
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie,
Krankenhaushygiene
• ca. 5,0 ml EDTA-Vollblut (bitte in einem separa-
Bei der Verdachtsdiagnose Virushepatitis, aber auch für die
Therapieverlaufskontrolle können für gesetzlich Krankenversicherte Patienten Aufnahmekennziffern eingesetzt werden.
Diese Leistungen belasten unabhängig vom Ergebnis das
individuelle Laborbudget des Arztes nicht.
EBM Ziffer 32006: Erkrankungen oder Verdacht auf Erkrankungen, bei denen eine gesetzliche Meldepflicht besteht (z.B. V.a. akute Virushepatitis)
EBM Ziffer 32005: Antivirale Therapie der chronischen
Hepatitis B oder C mit Interferon und/oder Nukleosidanaloga
EBM
Euro (Ziffer)
GOÄ 1,0fach
Euro (Ziffer)
Hepatitis A
ten Probengefäß entnehmen, möglichst gekühlt bei
+2°C - +8°C oder gefroren bei –20°C transportieren, Haltbarkeit ca. 72 Stunden, Postversand
möglich - bitte gesetzliche Vorgaben beachten!)
• Probentransport per Boten empfohlen, ggf. Blutent-
nahme nach Terminabsprache im Labor
Referenzbereiche/Entscheidungsbereiche:
Impfstatus nach Schutzimpfung gegen Hepatitis A und/oder B
Wenn positiv bei V.a. akute
Infektion:
Anti-HAV-IgM
5,80 (32612)
13,99 (4382)
6,70 (32613)
13,99 (4383)
Anti-HAV
(IgG/IgM)
wenn positiv, ist Immunität anzunehmen
Hepatitis B
Beurteilung der Hepatitis B-Impfung gemäß STIKO
(1-2 Monate nach Grundimmunisierung):
HBs-Antigen
5,50 (32781)
14,57 (4643)
Anti-HBc (IgG/IgM)
5,90 (32614)
17,49 (4393)
Anti-HBs
5,50 (32617)
13,99 (4381)
Anti-HBc-IgM
8,50 (32615)
20,40 (4402)
Anti-HBe
9,40 (32616)
13,99 (4380)
HBe-Antigen
10,90 (32782)
14,57 (4642)
Wenn HBsAg/Anti-HBc positiv:
Anti-HBs
10-100 IE/l: Immunität wahrscheinlich, Kontrolle in 3-6 Monaten oder ggf. sofortige
Dosis und erneute Kontrolle
> 100 IE/l: Immunität vorhanden,
Kontrolle oder ggf. erneute Dosis in ca. 10
Jahren
Aktuelle Informationen zu Impfungen, Diagnostik, Therapie und Epidemiologie der Virushepatitiden finden sie auch im Internet auf den Seiten des
Robert-Koch-Instituts unter der Adresse http://www.rki.de
Hepatitis C
V.a. akute Infektion
Anti-HCV
9,80 (32618)
… häufig nicht erkannt ?
< 10 IE/l: keine Immunität, ggf. weitere
Dosis und erneute Kontrolle
Hepatitis B
V.a. akute Infektion / Impfstatus
= Parameter für Impfstatus
Virushepatitis
Hepatitis A
V.a. akute Infektion / Impfstatus
Anti-HAV (IgG/IgM)
Laborfachinformation
23,31 (4406)
Stand der Fachinformation: 24.01.2012
Empfehlungen für eine rationelle
und sinnvolle Labordiagnostik
Koppelstraße 7 . 26135 Oldenburg
Tel.: 04 41 / 24 88 311
Fax.: 04 41 / 24 88 315
e-mail: [email protected]
Homepage: www.medlab-oldenburg.de
Virushepatitiden sind weltweit sehr häufig vorkommende Infektionskrankheiten, die sich u.a. an der
Leber manifestieren und klinisch oft als unklare
Transaminasenerhöhung (GPT / GOT ) imponieren. Die „Hepatitisviren“ bilden dabei keine einheitliche Gruppe, denn Sie unterscheiden sich in Aufbau,
Vorkommen und Übertragungswegen ganz wesentlich und die von ihnen ausgelösten Hepatitiden verlaufen vollkommen unterschiedlich. Auch die Rate an
spontanen Heilungen und chronischen Verläufen unterscheidet sich je nach Erreger erheblich. Für eine
kostengünstige und rationelle Diagnostik hat sich eine
Stufendiagnostik mit individueller Befundinterpretation bewährt.
Hepatitis A und E
Das die „Reisehepatitis“ verursachende Hepatitis AVirus wird, wie das Hepatitis E-Virus, „fäkal-oral“
übertragen. Patienten infizieren sich sehr häufig bei
Reisen in Länder mit niedrigem Hygienestandard
(40-50 % aller Hepatitis-A-Infektionen). Der Nachweis einer akuten Infektion erfolgt bei Hepatitis A
serologisch (Anti-HAV-IgG/IgM-gesamt-Antikörper),
bei Hepatitis E molekularbiologisch mittels PCR. Die
Inkubationszeit der Hepatitis A beträgt ca. 15–50
Tage (im Allgemeinen 25–30 Tage) und der serologische Antikörpernachweis ist meist bereits beim Auftreten der ersten Symptome positiv. Der Schutz nach
einer Impfung gegen Hepatitis A wird ebenfalls serologisch bestimmt (Impftiter).
Hepatitis B
5 bis 7 % der Weltbevölkerung, also 300 bis 420
Millionen Menschen, sind chronisch mit HBV infiziert.
Damit ist die Hepatitis B eine der bedeutendsten
Infektionskrankheiten überhaupt. Es ist davon auszugehen, dass bei etwa 5 bis 8 % der bundesdeutschen Bevölkerung eine Hepatitis-B-Infektion abgelaufen ist und etwa 0,4 bis 0,8 % Virusträger sind.
Ein nennenswerter Anteil der Fälle von chronischer
Hepatitis B entfällt dabei auf Personen, die aus Ländern stammen, die eine im Vergleich zu Deutschland
höhere Prävalenz für Hepatitis B aufweisen.
Der natürliche Verlauf einer Hepatitis-B-Infektion ist
komplex und sehr variabel und u.a. vom Alter bei
Infektion und vom Immunstatus abhängig.
Die virologisch-serologische Diagnostik einer akuten
Hepatitis B erfolgt nach einem Stufenschema und umfasst den Nachweis von HBsAg, Anti-HBc (gesamt, falls
positiv Anti-HBc-IgM) und bei Bedarf HBeAg und AntiHBe. In den meisten Fällen ist das HBsAg der erste
nachweisbare serologische Marker (ca. 6 Wochen
nach Exposition). Es ist vor, während und noch einige
Zeit nach der klinischen Krankheitsphase im Serum
vorhanden. Bei Verdacht auf eine akute HBsAgnegative Hepatitis B sind die Untersuchungen von AntiHBc-IgM und HBV-DNA (quantitativ) die Methoden
der Wahl. Auch die Diagnostik einer chronischen Hepatitis B erfordert sinnvoll aufeinander abgestimmte
Schritte. Zu diesen gehören der Nachweis von HBsAg
und Anti-HBc (gesamt), HBV-DNA (quantitativ) und
Anti-HBe/HBeAg. Zur Planung und Überwachung einer
antiviralen Therapie, stehen molekularbiologische Verfahren zur Resistenztestung gegen die eingesetzten
Medikamente zur Verfügung.
Vor einer geplanten Impfung sollte eine Infektion
durch die Bestimmung von Anti-HBc- (falls positiv
HBsAg bestimmen!) und Anti-HBs-Antikörpern erfolgen.
Die Überprüfung des Impferfolgs erfolgt durch die
quantitative Bestimmung von Anti-HBs (Titer).
Häufige serologische Befundkonstellationen:
Parameter
Ergebnis
Interpretation
HBsAg
Anti-HBc
Anti-HBs
negativ
negativ
negativ
Keine akute Infektion anzunehmen, keine Immunität
HBsAg
Anti-HBc
Anti-HBs
negativ
positiv
positiv
Immunität nach abgelaufener
Infektion
HBsAg
Anti-HBc
Anti-HBs
negativ
negativ
positiv
Immunität nach Schutzimpfung
HBsAg
Anti-HBc
Anti-HBc-IgM
Anti-HBs
positiv
positiv
positiv
negativ
HBsAg
Anti-HBc
Anti-HBc-IgM
Anti-HBs
positiv
positiv
negativ
negativ
Akute Hepatitis-B-Infektion
HBeAg, Anti-HBe, PCR
V.a. chronische Hepatitis-BInfektion
HBeAg, Anti-HBe, PCR
Hepatitis D (Delta)
Das Hepatitis-Delta-Virus ist ein defektes Virus, das
nur auf dem Boden einer HBV-Infektion und damit
nur bei HBsAg-positiven Patienten vorkommen kann.
Bei ca. 5 % der Patienten mit einer chronischen Hepatitis B findet man eine Koinfektion mit HDV, welche
entweder simultan mit HBV oder als Superinfektion
erworben sein kann.
Eine Hepatitis-Delta-Virus-Diagnostik wird bei jeder
neu diagnostizierter HBV-Infektion sowie bei fehlender Testung bei bekannter HBV-Infektion empfohlen.
Insbesondere bei Exazerbation einer chronischen
Hepatitis B sollte eine HDV-Superinfektion ausgeschlossen werden (Anti-HDV-Nachweis). Eine chronische HDV-Infektion ist durch die Persistenz der HDVRNA über mindestens 6 Monate definiert.
Hepatitis C
In Deutschland liegt die Prävalenz von HCVAntikörpern in der Bevölkerung bei 0,4 bis 0,7 %.
Da 60-80 % der Infektionen chronisch verlaufen,
leben derzeit schätzungsweise 400.000 bis 500.000
Virusträger in Deutschland.
Als Screeningtest wird ein Enzymimmunoassay zum
Nachweis von Anti-HCV-Antikörpern eingesetzt, der
allerdings keine Aussage über die Infektionsphase
oder die Infektiosität liefert. Außerdem ist bei einer
Infektion erst nach durchschnittlich 6-8 Wochen mit
einem positiven Ergebnis zu rechnen. Ein positiver
Screeningtest wird mit einem HCV-spezifischen Immunoblot bestätigt. Um eine Aussage über die Infektionsphase (akut, chronisch, selbstlimitierend), über die
Infektiosität und die Virusaktivität machen zu können,
bedarf es molekularbiologischer Methoden, wie der
qualitativen und quantitativen PCR (HCV-Viruslast
und Therapiemonitoring).
Die HCV-Genotypisierung liefert einen wichtigsten
prognostischen Faktor für den Therapieerfolg, denn
beispielsweise sprechen die in Deutschland selteneren Genotypen 2 und 3 besser auf eine antivirale
Therapie an als der Genotyp 1.
Bei chronischen Virushepatitiden, insbesondere bei
Hepatitis C, gilt „Time is liver“, d.h. eine frühzeitige
Diagnose sichert eine hohe Erfolgsquote der Therapie!
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