Gemeinsam für unsere Umwelt. Landeshauptstadt Kiel Geschützter Landschaftsbestandteil und Naturerlebnisraum in Kiel „Alte Stadtgärtnerei Kollhorst und Umgebung“ In Hasseldieksdamm, knapp 3 km westlich vom Zentrum Kiels gelegen, erstreckt sich inmitten des Grüngürtels der Stadt auf einer 6 Hektar großen Fläche der geschützte Landschaftsbestandteil und Naturerlebnisraum „Alte Stadtgärtnerei Kollhorst und Umgebung“. Der 1994 ausgewiesene Naturerlebnisraum (NER) war der erste in Schleswig- Holstein. Er umfasst neben Obstbaumwiesen, Knicks, Gehölzbeständen und Feuchtwiesen auch zahlreiche Kleingewässer. Was sind die Besonderheiten dieser Landschaft? • Geschichte Bis zum zweiten Weltkrieg befanden sich auf dem Gelände zwei reetgedeckte Bauernhöfe. Neben den Wohn– und Wirtschaftsgebäuden gab es noch einen Pferdestall, eine Scheune und ein Backhäuschen. Ein Bauernhof brannte nieder und wurde zusammen mit seinen Nebengebäuden Anfang der 1980er Jahre abgerissen. Erhalten blieb das zwischen 1850 und 1875 erbaute Fachhallenhaus. Seit Anfang der 1950er Jahre bewirtschaftete die Stadtgärtnerei das Gelände und baute ursprünglich Gemüse an. Dieses wurde an städtische Einrichtungen gegeben. Später verlagerte sich die Produktion auf Stauden und Blumen, die als Dekoration in der Stadt verwendet wurden, und auf die Anzucht von Gehölzen für die städtischen Parkanlagen. Die zahlreichen Obstbäume und die Lebensbaumhecke im südlichen Bereich des Naturerlebnisraumes stammen noch aus dieser Zeit. Ende der 1970er Jahre wurde die Stadtgärtnerei aufgegeben und das Gelände fiel bis zur Ausweisung als Naturerlebnisraum brach. Von 1993 – 2004 führte die KIBA GmbH als Trägerin des Naturerlebnisraumes zahlreiche Biotopgestaltungs- und Pflegemaßnahmen sowie die Sanierung des denkmalgeschützten, jetzt als naturschutzpädagogisches Zentrum (NPZ) genutzten Fachhallenhauses durch. Seit 2005 liegt die Trägerschaft beim Kollhorst e. V.. Die umweltpädagogische Arbeit wird von Anfang an von den in der AG Kollhorst vertretenen Vereinen und Verbänden getragen. • Die Obstwiesen • Die Teiche Die Obstbäume bilden den zentralen Bestandteil des Naturerlebnisraumes. Insgesamt gibt es drei Obstsorten (Apfelbäume, Birnbäume und Kirschbäume). Darunter 21 Apfelsorten, wie z. B. der Altenländer Pfannkuchenapfel, der Geflammte Kardinal oder der Finkenwerder Prinzenapfel. Sie bilden zum Teil alleeartige Strukturen und stammen überwiegend noch aus der Zeit der ehemaligen Stadtgärtnerei. Um diesen Landschaftscharakter zu erhalten, wurden im Norden Neuanpflanzungen mit dem Ziel vorgenommen, den Bestand zu verjüngen. Im gesamten Gebiet der „Alten Stadtgärtnerei Kollhorst“ kann man Teiche unterschiedlicher Größe und Wasserstände entdecken. Einige Teiche haben keinen Zugang zum Grundwasser und werden ausschließlich vom Niederschlagswasser gespeist. Aus diesem Grund variieren die Wasserstände im Jahresverlauf. Hier haben sich Amphibien wie der Wasserfrosch, der Teichmolch und der Kammmolch angesiedelt und nutzen diese als Laichgewässer. Allerdings droht einigenTeichen die Verlandung, weswegen sie zur Biotoppflege von Rohrkolben und Röhricht befreit werden müssen. Alte Bäume im neuen Glanz • Die Natur erleben Das ganze Jahr über wird der NER durch umweltpädagogische Veranstaltungen mit Leben erfüllt. Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie Schul- und Kindergartengruppen wird jedes Jahr ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm angeboten. Es geht darum, Natur spielend zu entdecken, den Wiesendoktor kennen zu lernen, Apfelsaft zu pressen, Fledermäuse zu beobachten, Naturkosmetik selber zu machen, mit Pflanzen zu färben, Einblicke in die Erde und Kleingewässer zu gewinnen oder den Speisezettel der Natur kennen zu lernen. Die Jahreszeiten Frühling und Herbst werden im NER stets mit Festen gefeiert. Zur Zeit werden ein Bauern- und ein Sinnesgarten geplant und gebaut. Auf alteTraditionen der Gartengestaltung wird im Bauerngarten eingegangen. Im Sinnesgarten soll der Besucher auf eine spielerische Art und Weise einen neuen Bezug zu seinen Sinnen erfahren, zum Beispiel durch Entdecken verschiedener Düfte (fruchtig und harzig). Selbsterfahrung alsTeil des Naturerlebens steht im Sinnesgarten im Mittelpunkt. Daneben besteht die Möglichkeit, sich Räume im Naturerlebniszentrum zu mieten. • Das „Grüne Klassenzimmer“ Erholung pur Das „Grüne Klassenzimmer“ befindet sich im südlichen Bereich des Naturerlebnisraumes. Idyllisch gelegen und von drei Seiten mit riesigen Lebensbäumen begrenzt, laden einzelne Baumstämme zum Verweilen ein. „Grünes Klassenzimmer“ Lebensraum und Laichplatz für Amphibien Grasende Hochlandrinder Wie verhalte ich mich richtig im Geschützten Landschaftsbestandteil? Um die ökologische Vielfalt des Gebietes zu erhalten, müssen bei einem Besuch einige Dinge beachtet werden: 0 Pflanzen und Pflanzenbestandteile nicht zerstören oder aus dem Gebiet entfernen. 0 Hunde immer an der Leine führen. 0 Zelten und Feuer machen verboten. Die Obstwiese bietet neben vielen Pflanzen auch zahlreichen unterschiedlichen Insekten einen wertvollen Lebensraum. Auf einer einzelnen Obstwiese können beispielsweise bis zu 20 verschiedene Bienenarten leben, wobei sich jede einzelne von unterschiedlichem Blütenstaub ernähren kann. Die Kollhorster Obstbaumbestände werden von AKOWiA, dem Arbeitskreis Obstwiesen, gepflegt und bewirtschaftet. Dieser Arbeitskreis möchte damit zur Erhaltung der in Schleswig- Holstein noch verbreiteten Obsthochstämme beitragen. Für seine Säfte werden ausschließlich Früchte aus einem regionalen Anlieferkreis verwendet. Wo bekomme ich weitere Informationen? Teich mit Röhricht und Rohrkolben Obstwiese • Die Weideflächen Rinder als Landschaftspfleger Im nördlichen Teil des Naturerlebnisraumes findet man die 1,8 Hektar große z. T. feuchte Grünlandfläche. Auf dieser Fläche dominieren Arten, die an einen feuchten Standort angepasst sind (Seggen, echtes Mädesüß, Sumpfhornklee und Kuckuckslichtnelke). Um der allmählichen Verbuschung auf der Weide entgegen zu wirken, wird diese zeitweilig von friedlichen Hochlandrindern beweidet, die an den Menschen gewöhnt sind. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Januar 2006 Kollhorst e.V. Kollhorster Weg 1, 24109 Kiel, Tel. 0431/ 2 37 29 38 (AB) [email protected] www.NEZ-Kollhorst.de Landeshauptstadt Kiel Umweltschutzamt (Herausgeber) Untere Naturschutzbehörde Andreas- Gayk- Str. .31, 24103 Kiel, Tel. 0431/ 901- 37 60 [email protected] Text und Karte: J. Janas Fotos: K. Rösick, J. Janas Naturerlebnisraum "Alte Stadtgärtnerei Kollhorst und Umgebung"