Die Eroberung Mexikos: La Malinche und Hernán Cortés Dargestellt anhand der altmexikanischen Bilderhandschrift der Tlaxcalteken aus dem 16. Jahrhundert (Lienzo de Tlaxcala). Diego Muñoz Camargo, c. 1585. Im Jahr 1519 segelte Hernan Cortés mit elf Schiffen, 508 Soldaten, etwa 100 Seeleuten und 16 Pferden aus Kuba ab. Er wollte auf seiner Expedition das sagenhafte Gold der Azteken finden. Die von Cortés befehligte Expedition landete 1519 in Tabasco auf der Halbinsel Yucatan, wurde von Maya angegriffen, die den Konquistadoren nach einem heftigen Kampf unterlagen. Die besiegten Indianer schenkten Cortés daraufhin am 15. März 1519 als Zeichen der Ehrerbietung unter anderem zwanzig Sklavinnen, darunter Malinche. Diese Frau sprach Maya-Sprachen, die Sprache der Azteken, und lernte schnell Spanisch. Sie wurde getauft und hieß seitdem Doña Marina. „Malinche“ hat heute in Mexiko einen negativen Unterton: „Verräterin“. Malintzin ist der dritte Name, den die Azteken später gaben. Ohne diese Frau als Dolmetscherin, als Übersetzerin und Verhandlungsführerin, wäre die Eroberung des Aztekenreiches nicht möglich gewesen. Cortés landete nach weiteren Aufenthalten an der Küste Mexikos und gründete dort eine Siedlung mit Hilfe der dort lebenden Totonaken, die er gegen die Azteken unterstützen wollte. Am 21. April 1519 landet Cortés in Mexiko an der Küste und gründete die Stadt Vera Cruz. Sie dient ihm als Stützpunkt und Verbindungshafen zum spanischen Mutterland. Ruhm und Reichtum vor Augen, rückt er auf Tenochtitlan vor, den Mittelpunkt des aztekischen Reiches und Sitz des Herrschers Moctezuma II. Diese Stadt beherbergt über 200 000 Einwohner. Das ist so viel wie in Europa nur noch in London, Paris und Istanbul; nicht in Rom, nicht in Venedig. Er triftt zunächst auf eine Stadt mit einem Volk, das ihm zunächst feindlich entgegentritt. Das Bündnis mit den Tlaxcalteken war ein reiner Glücksfall. Zunächst hielten die Tlaxcalteken Cortés für einen Verbündeten der Azeteken und bekämpften ihn. Doch dann verbündeten sie sich gegen Moctezuma. Tenochtitlan unter Moctezuma II. war die mächtigste Stadt eines Dreierbundes, der über andere Städte und Völker herrschte. Die Azteken führten Kriege gegen die Nachbarvölker, die ihnen tributpflichtig wurden und die Gefangenen konnten geopfert werden. Ohne Menschenopfer könnten die Götter die Welt zerstören wollen. Zu den unterworfenen Völkern gehörten eben auch die Tlaxcalteken. Sie errangen später als Verbündete besondere Vorrechte und erhielten von Karl V. ein eigenes Wappen und den Titel einer besonders treuen Stadt, die direkt dem König unterstellt war. Tlaxcala heißt übrigens „Ort des Brotes bzw. Ort der Tortillas“. Heute ist es ein Bundesstaat von Mexiko. Die Geschichte der Eroberung von Mexiko aus der Sicht der Tlaxcalteken ist in einem einzigartigen Dokument überliefert, dem „Lienzo de Tlaxcala“. Das war ein Stück Stoff, 2 Meter breit und 5 Meter lang, ein Bildwerk von Indigenen für Indigene gemacht und vielleicht auch für Karl V. Entstanden um 1552, also ca. 30 Jahre nach den Ereignissen, betont dieses Dokument die Bedeutung und Unabhängigkeit der Tlaxcalteken. Die Darstellung mischt europäische und indigene Darstellungsweisen – nur die Europäer und Malinche sind in Dreiviertelansicht gezeigt, die anderen sind wie in vorspanischen Zeiten allein von der Seite dargestellt. Hielt Moctezuma Cortés und die Spanier für Götter? Das ist bis heute nicht sicher. Die Pferde, die Musketen und Kanonen und die metallenen Schwerter waren überlegene Waffen, die Angst und Schrecken verbreiteten. Die tödlichen Krankheiten, die die Spanier mitbrachten wie z.B. die Pocken, rafften sehr schnell große Teile der Bevölkerung dahin. Der Kampf um Tenochtitlan dauerte viele Monate. Am 8. November 1519 kam Cortés mit seinen Männern in Tenochtitlán an. Sie wurden dort vom aztekischen Herrscher Moctezuma II. begrüßt und als Gäste aufgenommen. Cortés gelang es aber, Moctezuma gefangen zu nehmen und über ihn die Macht in Tenochtitlán zu übernehmen. Die Azteken blieben vorerst ruhig, doch in den folgenden Monaten entwickelte sich allmählich Widerstand. Cortés hatte mit der Stadtgründung und dem Feldzug mehr getan, als ihm erlaubt gewesen war. Der Gouverneur von Kuba schickte eine Soldatentruppe mit 19 Schiffen von Kuba aus hinter ihm her. Cortes verließ Tenochtitlan und es gelang ihm, die Truppe zu übernehmen und für seine Ziele zu gewinnen. Inzwischen war in Tenochtitlan eine Revolte ausgebrochen. Cortés kam gerade noch rechtzeitig mit den Soldaten wieder zurück, Moctezuma sollte die Azteken beruhigen, doch er wurde getötet. Die Spanier mussten sich heimlich aus der Stadt stehlen, wurden entdeckt und wären fast alle umgekommen. Die Dämme waren unterbrochen worden, sie mussten schwimmen und viele Soldaten gingen unter, weil sie sich die Taschen mit Gold vollgestopft hatten. Die Flucht gelingt unter hohen Verlusten. In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1520 verließen die Spanier und ihre Verbündeten heimlich den Palast. Nach den Kämpfen waren von 1300 Soldaten noch 435 übrig. Wieder halten die Tlaxcalteken und dort konnten sich die Spanier erholen. Das Bild unten zeigt, wie die Pferde gefüttert werden und die Spanier mit Nahrung, darunter Mais (!) versorgt werden. Cortes bekam dann Verstärkung aus Spanien und weiteren verbündeten Einheimischen begann er im Frühjahr 1521 mit der Belagerung Tenochtitláns. Die Spanier bauten kleine Schiffe, bestückten sie mit Kanonen und rückten auf die Stadt vor. Nach 75 Tagen, an 13. August 1521 erlosch schließlich der letzte aztekische Widerstand in der Stadt. Sie war fast völlig zerstört. An den Pocken war inzwischen der erste Nachfolger Moctezumas gestorben. Der letzte König der Azteken war Cuauhtémoc. Er leistete bis zuletzt. Kurz vor dem Fall der Stadt wurde er am 13. August 1521 jedoch bei einem Fluchtversuch auf einem Boot enttarnt und gefangengenommen. Für einige Zeit behandelte Cortés seinen Widersacher als Gefangenen in allen Ehren und bezeichnete ihn als Herrscher der Azteken. Als Cortes 1524 einen Feldzug nach Honduras anführte, nahm er den ehemaligen Aztekenherrscher mit, denn er befürchtete dessen Machtzunahme in seiner Abwesenheit in Tenochtitlan. Während dieser Expedition wurde Cuauhtémoc, angeblich in eine Verschwörung gegen Cortés verstrickt, durch Hängen hingerichtet. Mit seiner Witwe Tecuichpoch, einer Tochter von Moctezuma, zeugte Cortés später die Tochter Leonor Cortés y Moctezuma. Text zum Bild: “En Hueyotlipan salieron a encofrar a los señores y les dieron toda clase de alimentos”: cestos de tortillas y tamales, aves asadas, guajolotes, un español da forraje y maíz a los caballos.