Lehrerinformation: Wer hat Mexiko erobert und Mais nach Europa gebracht? Kurzinformation Die Frühgeschichte des Mais ist sehr umstritten. Die Nutzung von Zuchtformen geht 9000 Jahre zurück. Die Völker Mittelamerikas haben bereits Verbindungen bis an den Amazonas. Der Kakaobaum wächst in tropischen Küstenregionen des Amazonas, eine Art der Vanille wächst an der Küste Mexikos um Veracruz, Kartoffelsorten wachsen bereits damals bis in Höhen über 3000 Metern und die Azteken können aufgrund der landwirtschaftlichen Überschüsse eine Großstadt unterhalten, in 2300 Metern Höhe: Tenochtitlan, das spätere Mexiko. Die Herrscher trinken Schokolade, würzen sie mit Vanille, essen Tortillas und rauchen nach dem Essen. Die historische Perspektive Die Eroberung Tenochtitlans ist das zentrale Ereignis zu Beginn des „kolumbischen Austauschs“ (vgl. Charles C. Mann, Kolumbus Erbe). Diese Geschichte wird am Standort Nutzgarten vor dem Mais kurz erzählt und anhand eines Ausdrucks des „Lienzo de Tlaxcala“ vertieft. Die Ausarbeitung sollte dann im Unterricht erfolgen. Die Quellen spielen eine wichtige Rolle. Es geht um eine zentrale Frage: Wie konnten so wenige Spanier eigentlich eine Großstadt erobern? Die noch dazu in einem See liegt? Dabei wird auch die Rolle von „La Malinche“ und der Bundesgenossen, den Tlaxcalteken, untersucht werden. Die Verknüpfung mit dem Thema „Mais“ erfolgt über Bilder aus den in mesoamerikanischen Kodices dargestellten Alltagsszenen. Die Primärquelle ist das „Lienzo de Tlaxcala“ (s.u.). Methoden erproben Die Geschichtserzählung ist eine klassische Methode, die nicht näher erläutert werden muss. Die Arbeit mit Quellen, mit einfachen Bildern, ist angesichts der täglichen Bilderflut ein Wagnis und eine Chance. Auf jeden Fall soll in einer kurzen Arbeitsphase vor den Maispflanzen auf die Rolle von Malinche eingegangen werden. Es sollte möglich sein, verschiedene Darstellungen der Eroberung von Tenochtitlan als Rechtfertigung zu durchschauen. Weitere Arbeit anregen: Recherchen Maismehl in den verschiedensten Produkten in den Regalen der Supermärkte finden lassen und eine Liste erstellen. Von hier aus lässt sich eine Linie zu (anderen) nachwachsenden Rohstoffen ziehen. Die Geographie Mittelamerikas ist recht kompliziert. Ein Vergleich der heutigen Grenzen mit den unten genannten Gebieten, Städten und Eroberungszügen lohnt. Maisrezepte aus aller Welt können die Ernährungsbedingungen und -gewohnheiten veranschaulichen. Ein Beispiel aus Haiti, ein Gericht für Hungerzeiten: MayiMoulen 4 Tassen Wasser, Petersilie, Knoblauch, Petersilie und Pfeffer nach Geschmack,1 Esslöffel Öl, 1 Tasse Maismehl. Das ergibt drei Portionen. Zubereitungszeit: 30 Minuten. Petersilie, Knoblauch und Pfeffer zu einer Paste quetschen und stampfen. 3 Tassen Wasser damit würzen und zum Kochen bringen. Öl hinzufügen. Wenn alles kocht, Maismehl mit einer 4. Tasse Wasser anrühren und in das kochende Wasser geben. Unter ständigem Rühren bei kleiner Flamme ziehen lassen, bis der Brei fester wird. Mit Butterflocken oder Bohnensauce anrichten. Zitiert nach: Unser tägliches Brot. Rezepte, Gebete und Geschichten zum Recht auf Nahrung. Herausgegeben vom Lutherischen Weltbund, Verlag Kreuz, Freiburg 2009,Seite 30. Die Eroberung Mexikos – Hintergrund für die Auswahl der Bilder Am 18.2.1519 segelt Cortés mit 11 Schiffen, 508 Soldaten und 100 Seeleuten, 14 Geschützen und 16 Pferden von Cristóbal de la Habana (heute Havanna, Hauptstadt von Kuba) Richtung Mexiko ab. Es folgt ein grausamer Feldzug gegen die Azteken, der erst zwei Jahre später am 13.8.1521 mit der endgültigen Eroberung der Aztekenhauptstadt Tenochtitlan endet. Cortés verbündet sich mit von den Azteken unterworfenen Völkern, vor allem den Tlaxcalteken. Er rückt mit Tausenden von Kämpfern auf Tenochtitlan vor. Cortés hatte sich von Kuba aus auf der Suche nach Gold und Eroberungen auf den Weg gemacht. Er wusste von einem mächtigen Azteken-Herrscher namens Moctezuma II, der über das Volk der „mexica“ herrschte.Cortés verbündet sich mit den unterdrückten Völkern der Totonaken und Tlaxcalteken und rückt mit Tausenden von Kämpfern auf die Hauptstadt Tenochtitlan vor. Um 1500 ist Tenochtitlan größer als London, etwa so groß wie Venedig; Istanbul und Kairo sind größer. Hier wohnen schätzungsweise 200 000 Menschen. Moctezuma II ist seit 17 Jahren an der Macht. Das Aztekenreich hat keine stehende Armee. Nach der Landung auf Yucatan unterwirft er ein kleines Maya-Volk, das ihm als Tribut 20 Sklavinnen übergibt, darunter Malinche, eine Aztekin. Über sie erfährt Cortés sehr viel über das Aztekenreich. Sie lernt sehr schnell Spanisch und dolmetscht später bei der ersten Begegnung mit Moctezuma II. Ohne sie wäre die Eroberung kaum gelungen. Die Nachricht von weißen, bärtigen Männern, die von hölzernen Inseln auf dem Wasser mit hirschähnlichen Tieren und Feuer speienden Waffen gekommen sind, stürzt Moctezuma II. in tiefe Verwirrung. Alte Prophezeiungen sprechen davon, dass der Gottkönig Quetzalcóatl (Federschlange) mit weißhäutigem Gefolge aus dem Osten zurückkehren werde. Deshalb überhäuft er den nahenden Cortés mit Geschenken. Nach einem Massaker in Cholula versucht er erneut, Cortés durch Goldgeschenke vom Vorrücken auf die Stadt abzubringen. Als das nicht gelingt, laden seine Gesandten Cortés schließlich in die Stadt ein. Cortés betritt die Stadt und es gelingt ihm, die Elite des Staates als Geisel zu nehmen und mit Hilfe Moctezumas seine Herrschaft zu errichten. Cortés hatte mit der Stadtgründung von Veracruz und dem Feldzug mehr getan, als ihm erlaubt gewesen war. Der Gouverneur von Kuba schickt eine Soldatentruppe mit 19 Schiffen von Kuba aus hinter ihm her. Cortes verlässt Tenochtitlan und es gelingt ihm, die Truppe zu übernehmen und für seine Ziele zu gewinnen. Inzwischen war in Tenochtitlan eine Revolte ausgebrochen. Cortés kommt gerade noch rechtzeitig mit den Soldaten wieder zurück, Moctezuma sollte die Azteken beruhigen, doch er wird getötet, gesteinigt. Die Spanier müssen sich heimlich aus der Stadt stehlen, werden entdeckt und wären fast alle umgekommen. Nach den Kämpfen waren 1520 von 1300 Soldaten noch 435 übrig. Wieder halfen die Tlaxcalteken und dort konnten sich die Spanier erholen. Ein Bild im „Lienzo“ zeigt, wie die Pferde gefüttert werden und die Spanier mit Nahrung, darunter Mais (!) versorgt werden. Cortes bekam dann Verstärkung aus Spanien und mit weiteren verbündeten Einheimischen begann er im Frühjahr 1521 mit der Belagerung Tenochtitláns. Die Spanier bauten kleine Schiffe, bestückten sie mit Kanonen und rückten auf die Stadt vor. Nach 75 Tagen, an 13. August 1521 erlosch schließlich der letzte aztekische Widerstand in der Stadt. Die Belagerung und der Krieg zerstören die Stadt schließlich völlig. Inzwischen ist der Nachfolger Moctezumas an Pocken gestorben. Die eingeschleppten Krankheiten wüten unter der Bevölkerung und da sie die Spanier offensichtlich verschonen, löst dies tiefe Angst aus. Die eigentliche Belagerung Tenochtitlans fordert bei den Spaniern ca. 60 bis 80 Opfer, bei den Azteken ca. 100.000 bis 240.000. Insgesamt verlieren ca. 1000 Spanier im gesamten Mexikofeldzug ihr Leben. Wieviele Indios starben, ist nicht bekannt. Die weitere Eroberung geht mit einem fürchterlichen Seuchenzug einher. Die eingeschleppten Krankheiten löschen ganze Völkerschaften aus. La Malinche und Cortés Tenochtitlan unter Moctezuma II. war die mächtigste Stadt eines Dreierbundes, der über andere Städte und Völker herrschte. Die Azteken führten Kriege gegen die Nachbarvölker, die ihnen tributpflichtig wurden und die Gefangenen konnten geopfert werden. Ohne Menschenopfer könnten die Götter die Welt zerstören wollen. Zu den unterworfenen Völkern gehörten eben auch die Tlaxcalteken.Sie errangen später als Verbündete besondere Vorrechte und erhielten von Karl V. ein eigenes Wappen und den Titel einer besonders treuen Stadt, die direkt dem König unterstellt war. Tlaxcala heißt übrigens „Ort des Brotes bzw. Ort der Tortillas“. Heute ist es ein Bundesstaat von Mexiko. Die Geschichte der Eroberung von Mexiko aus der Sicht der Tlaxcalteken ist in einem einzigartigen Dokument überliefert, dem „Lienzo de Tlaxcala“. Das war ein Stück Stoff, 2 Meter breit und 5 Meter lang, ein Bildwerk von Indigenen für Indigene gemacht und vielleicht auch für Karl V. Entstanden um 1552, also ca. 30 Jahre nach den Ereignissen, betont dieses Dokument die Bedeutung und Unabhängigkeit der Tlaxcalteken. Die Darstellung mischt europäische und indigene Darstellungsweisen – nur die Europäer und Malinche sind in Dreiviertelansicht gezeigt, die anderen sind wie in vorspanischen Zeiten allein von der Seite dargestellt. Auf diesen und anderen Dokumenten ist La Malinche zu sehen, jene sprachgewandte Sklavin, die die Maya als Zeichen der Unterwerfung Cortés zusammen mit anderen Sklavinnen übergeben hatten. Sie sprach auch die Sprache der Azteken und sie konnte so die Gespräche zwischen Moctezuma II. und Cortés dolmetschen. Umgang mit Quellen Es ist interessant, wie sie auf den verschiedenen Dokumenten dargestellt ist. Sie steht manchmal direkt neben Cortés, manchmal hinter ihm, manchmal fast vor ihm. Ihre Rolle ist damit recht gut zu erkennen. Cortés ist in seiner Blickrichtung auch durchaus unterschiedlich dargestellt. Gegenüber den Tlaxcalteken erscheint er häufiger gleichberechtigt. Das ist aus Sicht der Verfasser auch verständlich. Die Karte der Azteken-Hauptstadt Im Mittelpunkt ist der Tempelbezirk dargestellt; viel kleiner als er im Vergleich zu der Stadt war. Tenochtitlan ist damals größer als jede Stadt in Spanien. Hintergrund der rituellen Menschenopfer war der Glaube, dass die Götter einst die Welt vor dem Untergang retteten, indem sie sich selbst opferten. Sie gaben ihr Herzblut, um die Sonne am Himmel zu halten und so die Menschheit zu retten. Das menschliche Blut kam nach Auffassung der Azteken von der Sonne. Und umgekehrt konnte die Sonne nur mit Menschenblut genährt werden. In der Blütezeit Tenochtitláns mussten alljährlich etwa 15 000 Menschen auf den Opfersteinen ihr Leben lassen. Es wird berichtet, dass Häuptling Ahuizotl zu Ehren des Gottes Huitzilopochtli 20 000 Menschenherzen auf einmal darbringen ließ. In vier Reihen, die jeweils vier Kilometer lang waren, mussten die Opfer anstehen und auf ihre Hinrichtung warten, während hohe Gäste aus verbündeten und unterworfenen Städten zusahen. Allerdings ist dieser Bericht aus einer spanischen Quelle und es ist gut möglich, dass diese Übertreibung der Grausamkeit wiederum die grausame Vernichtung der Indianer rechtfertigen sollte. Über die Geschichte der Karte ist außer dem Ort des Druckes, nämlich Nürnberg, so gut wie nichts bekannt. Cortés hielt Karl V. mit regelmäßigen Briefen auf dem Laufenden; die Karte ist Teil so eines Briefes. Es ist eine ganz eigentümliche Mischung aus europäischen Darstellungsweisen und Bestandteilen aztekischer Kultur, wie sie nur ein Azteke hätte darstellen können. Sie zeigt das Zentrum vereinfacht, aber auf das Wesentliche reduziert. Die Aztekenstadt hat Renaissance-Kuppeln und die Häuser sind räumlich dargestellt. Getreu der aztekischen Vorstellung von sich wiederholenden Geschichtszyklen ist auch der Plan der Stadt nach mythischen Vorstellungen und kosmischen Bezügen gestaltet - ein zentraler Platz mit dem quadratischenTempelbezirk, umgeben von einer kreisförmig angelegten Stadt in einem ebenfalls kreisförmigen großen See. Im Tempelbezirk stehen sich zwei große Pyramiden gegenüber. Die Treppen, die hinauf führen, sind gut zu sehen. Die eine Tempelpyramide verehrt den alten Wasser- und Landwirtschaftsgott Tlaloc, die zweite den neueren Stammesgott Huitzilopochtli, der Schutzpatron der Stadt. Die Achse zwischen den Altären zeigt auf den Sonnenaufgang zur Tag-und-Nacht-Gleiche. Genau dieses Ereignis zeigt die Nürnberger Karte – ein Gesicht strahlt zwischen den Gebäuden! Die Karte zeigt die zwei weiteren Städte des von Tenochtitlan beherrschten Dreibundes, nämlich Tlacopan (später Tacuba) und Tesqua (Texcoco), sowie Iztapalapa (Ixtapalapa). Dies war die Stadt, die Cortés vor Technotitlan eroberte. Wie kam die Karte nach Nürnberg? Karl V., dem Cortés Briefe und Karte schickte, war zu der Zeit in Deutschland. Er kehrte 1521 zurück und mag die Unterlagen bei seinem Bruder Ferdinand gelassen haben, der zu der Zeit die deutschen Provinzen überwachte. Dort wurde die Karte dann als Holzschnitt gestaltet. 1520, zur Zeit des zweiten Briefes, hatten sich die Truppen von Cortés aus der Stadt zurückgezogen und neu gruppiert, zusammen mit den Bundesgenossen in Tlaxcala. Daher weht die Fahne der Habsburger erst noch am Rand der Karte, um später über Tenochtitlan zu wehen. Cortés suchte also Unterstützung. Im weiteren Verlauf der Briefe schildert Cortés die Unterwerfung Moctezumas. Das „Lienzo de Tlaxcala“ Lienzo bedeutet Tuch oder Leinwand. Das Original war 2 Meter breit und 5 Meter lang und ist durch Kopien überliefert. Der obere Teil symbolisiert das politische System. Oben thront das Wappen der Habsburger. In diesem Wappen sind die Königreiche Sizilien, Granada und Navarra, Kastilien und Léon, Österreich, Burgund, Brabant und Ungarn enthalten. Das Motto ist „plus ultra“. Darunter ist das neu verliehene Wappen der Tlaxcalteken. Es sind die vier Herrscher der wichtigsten Städte neben dem neuen von Karl V. verliehenen Wappen gezeigt.Die Kreuzigungsszene verdeutlicht die Christianisierung. Wahrscheinlich sollte dieses Tuch die Ansprüche der Tlaxcalteken auf Anerkennung bei Hofe in Spanien unterstreichen. Die Leserichtung ist ganz europäisch – von oben nach unten, von links nach rechts. Gezeigt ist die Eroberung von Tenochtitlan mit Hilfe der Tlaxcalteken aus indianischer Sicht. Zelle 11 zeigt das erste Treffen von Moctezuma und Cortés. Zelle 15 und 16 zeigen den Palast des Moctezuma kurz bevor die Spanier und ihre indianischen Verbündeten die Stadt verlassen müssen. Die Flammen sind ein Symbol des Kampfes; es muss nicht wirklich gebrannt haben. Zelle 23 zeigt einen Ruhetag auf der Flucht nach Tlaxcala; viele schlafen, auch Malinche. Zelle 30 zeigt den Weg von Versorgungsgütern von der Küste aus Veracruz bis Tlaxcala, erkenntlich am Berg mit dem Kreuz darauf. Die Zellen 43-47 zeigen den zweiten entscheidenden Angriff auf Tenochtitlan. Zelle 48 zeigt Cortés auf dem Thron, er trägt einen Schmuck aus Quetzal-Federn. Die folgenden Schlachtszenen zeigen die weiteren Eroberungen; nach Norden nach Michoacan, in den Süden bis Guatemala. Zelle 52 bis 75 zeigen die Eroberungen von Nuno de Guzmàn 1529-1531, Zelle 76 bis 87 zeigen die Eroberungen durch Pedro de Alvarado. Guzman hatte Cortés abgelöst, der sich vor Karl V. erfolgreich rechtfertigen konnte. Guzman war einer der fürchterlichsten Conquistadoren überhaupt. Quellen http://mesolore.org/tutorials/learn/23/Paisajes-Agua-montaa/78/Plus-Ultra http://www.latinamericanstudies.org/tlaxcala-lienzo.htm http://www.latinamericanstudies.org/tlaxcala/Tlaxcala-lienzo.pdf http://mesolore.org/uploads/original/24TlaxIntroCell51context-1341244760.jpg