ENTWICKLUNGSMETHODEN So wird das Lastenheft als PDF nicht zur Last Bilder: :em Christian Donges I ReqMan in Aktion Zum Requirements Management gehört das korrekte Verwalten der Anforderung über den gesamten Produktentstehungsprozess hinweg. Nicht selten jedoch liegen wichtige Dokumente wie das Lastenheft als PDF vor, und die inhaltliche Analyse in Hinsicht auf Änderungen über den Lebenszyklus hinweg ist nicht ohne Weiteres systematisch möglich. :em engineering methods hat sich der Sache angenommen und mit ReqMan sein Können unter Beweis gestellt . 52 ngenieure, Einkäufer, Juristen und andere „Stakeholder“ greifen im Rahmen der Abwicklung von Entwicklungsprojekten auf eine Vielzahl von Informationen zurück, um darauf aufbauend Entscheidungen zu treffen. Systemtechnische Unterstützung verspricht hier das sogenannte Anforderungsmanagement, im Englischen als „Requirements Management“ bezeichnet, das die systematische Erfassung der zu erfüllenden (Entwicklungs-)Aufgaben sowie die Kontrolle der Umsetzung zum Ziel hat. Eine besondere Herausforderung stellt dabei das Änderungsmanagement der Anforderungen dar. Denn durch die immer kürzer werdenden Innovationszyklen kommt der Fähigkeit, flexibel auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren, eine immer größere Bedeutung zu. Neue technologische Möglichkeiten, veränderte Rahmenbedingungen und nicht zuletzt aktuelle Kundenanforderungen sind Herausforderungen für Hersteller und Zulieferer gleichermaßen. Oftmals werden den Geschäftspartnern die projektrelevanten Inhalte in Form von PDFDateien zur Verfügung gestellt, sei es durch sprachlich ausformulierte Spezifikationen über das Produkt, Vertragstexte, Angebote oder Allgemeine Geschäftsbedingungen. Befürchtungen, dass Modifikationen an einem Vertragstext übersehen werden, dass hinzugefügten Worten keine Beachtung geschenkt wird, obwohl diese sehr wichtig sind (etwa das Wort „nicht“ in einem Lastenheft), oder dass herausgelöschte Passagen in einer ECONOMIC ENGINEERING 1/2014 Qualität der Interpretation sponsored by mit ReqMan manuell Quelle: :em 2013 notwendige Interpretationszeit Anzahl Informationsobjekte manuell mit ReqMan Anzahl Informationsobjekte Systemarchitektur von ReqMan neuen Version eines Angebots nicht ins Auge fallen, prägen das Tagesgeschäft. Dem Ehrgeiz der Entwicklungsabteilung der :em engineering methods AG mit Sitz in Darmstadt ist es zu verdanken, dass nun eine Lösung vorliegt, mit der sich PDF-Dokumente auf ihren Inhalt hin automatisiert überprüfen, die einzelnen Informationseinheiten extrahieren und Änderungen gegenüber Vorgängerversionen der PDF-Datei identifizieren lassen. Christian Donges, Vorstand von :em, erläutert gegenüber der Redaktion zunächst, warum die Lösung „ReqMan“ heißt: „Der Name soll zum Ausdruck bringen, dass es sich dabei tatsächlich um einen Manager zur Verwaltung von Anforderungen handelt. Die Idee wurde in einem Gespräch mit einem Automobilzulieferer geboren, der nach einer Lösung für seine Komponentenlastenhefte suchte, die ihm von seinen Auftraggebern als PDFs zur Verfügung gestellt werden.“ ReqMan ist eine Lösung, die regelbasiert semantische Inhalte interpretiert und diese nachgeschalteten Prozesse in Form von Informationseinheiten („Objekten“) zur Verfügung stellt. So können Anforderungen und die Kommentare zu Anforderungen in unterschiedlichen Formaten und Strukturen verschiedenartig exportiert werden – sei es als MS-Excel- oder MS-Word-Report für den Austausch mit Zulieferern oder Auftraggebern, im ReqIF-Format für den Import in Folgesysteme oder als .csv- oder .txt-Datei. Systemarchitektur und modularer Aufbau Insgesamt werden fünf Funktionsmodule von ReqMan geboten: Scannen und Erkennen. Auf Basis von konfigurierbaren Regeln wird die PDF-Datei in ihre Informationseinheiten zerlegt, interECONOMIC ENGINEERING 1/2014 pretiert und klassifiziert. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um 40 oder 400 000 Informationseinheiten handelt. Vergleichen. Die erkannten Informationseinheiten werden einerseits mit der Vorgängerversion des Dokuments, andererseits mit Verwendungen in anderen Projekten verglichen und farblich kodiert dem Anwender zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung gestellt. Kommentieren. Anforderungen im Kontext eines Projekts können direkt kommentiert und der Status der Bearbeitung im System hinterlegt werden. Recherchen bezüglich Bewertungen in anderen Projekten zur selben Anforderung lassen sich direkt im laufenden Prozess vornehmen. Multi-User-Betrieb. Als Client-Server-Lösung konzipiert, stellt ReqMan eine Collaboration-Plattform dar, um Informationen konsistent über PDF-Dateien und Projekte hinweg zugänglich und bewertbar zu machen. Über eine Datenbank-Anbindung werden die aus den PDFs extrahierten Informationseinheiten verwaltet. Derzeit werden die Datenbank-Technologien Oracle und MS SQL unterstützt, wobei Donges auch andere Datenbank-Anbindungen nicht ausschließen möchte. Die ReqMan-Verwaltungslösung bildet die Grundlage dafür, dass die PDF-Dokumente miteinander verglichen werden können. Im Ergebnis werden Deltas der einzelnen Dateiversionen aufgezeigt, wobei man sich dies nicht als stupiden Zeile-für-Zeile-Vergleich vorstellen darf, da der Vergleich auf Objektebene stattfindet. Donges nennt ein Beispiel: „Angenommen, in der ersten Version eines Lastenhefts wird eine Anforderung auf Seite 15 formuliert, jedoch ist diese Passage in der zweiten Version auf die Seite 45 gewandert, weil sich die Struktur des Dokuments komplett geändert hat.“ ReqMan erkennt, dass beide Formulierungen identisch sind, folglich keine Änderung der Anforderung vorliegt. Das Modul „Scanner“ greift auf ein Regelwerk zu, so dass beim Einlesen des PDFDokuments entsprechende Informationsobjekte abgeleitet werden. Das Regelwerk umfasst verschiedene Befehle, die miteinander kombiniert werden können. So kann festgelegt werden, an welchen Merkmalen eine Überschrift, ein Aufzählungszeichen oder der Beginn einer Anforderung erkannt wird. Natürlich liefert :em ein Grundgerüst an Regeln mit, aber die individuellen Zusammenhänge sind für jedes Unternehmen sehr unterschiedlich, so dass die entsprechenden Regeln zunächst in ReqMan hinterlegt werden müssen. Hierzu bietet :em einen Regeleditor an. Anbindung eines PLM-Systems Oftmals soll die systemtechnische Unterstützung des Anforderungsmanagements das vorhandene PLM-System übernehmen. Auch wird hierzu von den Anbietern ein bestimmter Funktionsumfang geboten. Donges setzt dies zueinander in Beziehung: „In der Tat gibt es eine Schnittmenge, und zwar im Bereich der Verwaltung der Anforderungen. Daher wird ReqMan einerseits als Stand-alone-Lösung angeboten, die datenbankbasiert die Ergebnisse der Interpretation eigenständig verwaltet, oder als vorgeschaltete Instanz. Bei Letzterem werden die entstehenden Informationsobjekte an das PLM-System zur Verwaltung übergeben.“ Donges weist darauf hin, dass jede Art von PLM-Systemen mit ReqMan verbunden werden kann, wenn nur geeignete Schnittstellen dafür vorhanden sind. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass die semantischen Inhalte korrekt zugeordnet werden. BERNHARD D. VALNION INFOCORNER Weitere Informationen zur systemtechnischen Unterstützung des Anforderungsmanagements auf Basis von PDFs unter www.em.ag 53