F Referent: Sebastian Krämer Betreuerin: Saskia Hähn F F F F F Inhaltsübersicht 1. Allgemeines zur C-F Bindung 2. Überblick über die Geschichte der fluorierten organischen Verbindungen 3. Die Eigenschaften fluorierter Reagenzien 4. Herstellung von fluororganischen Verbindungen 5. Verwendung von Fluorreagenzien 6. Literatur 1. Allgemeines zur C-F Bindung Fluor bildet die stärkste Einfachbindung zu Kohlenstoff aus C-X C H F Cl Br I O ~350 415 485 330 275 240 350 Tabelle: Bindungsenergien (in kJ/mol) Fluor besitzt einen ähnlichen Van der Waals Radius wie Wasserstoff (135 zu 120 pm). Daher „Wasserstoffmimik“ und der Einsatz in Pharmazeutika Durch die hohe Elektronegativität (4,0 nach Pauling) ist die C-F Bindung sehr stark polarisiert (Cδ+-Fδ-). Dies beeinflusst die Nachbargruppen (z.B. Acidität, siehe Trifluoressigsäure) pKS 4,76 0,23 Fluor bildet starke Wasserstoffbrücken aus, daher kann sich die Molekülgeometrie u.U. stark ändern, wenn Fluor als Substituent eingeführt wird. 2. Überblick über die Geschichte der fluorierten organischen Verbindungen - 20‘er: Fluoraromaten durch Balz-Schiemann Reaktion - 30-40‘er: Kühlmittel (Frigen), Feuerlöscher (Halon), Polymere (Teflon), Treibmittel in Spraydosen - 50‘er: chemische Kampfstoffe, Pharmazeutika - Seit den 80‘ern: LCD‘s in Aktiv Matrix Displays 3. Die Eigenschaften fluorierter Reagentien Trotz der starken Polarisierung der C-F Bindung ist diese weitestgehend inert, da F- eine sehr schlechte Abgangsgruppe ist (in organischen Lösemitteln) Allerdings werden die Nachbargruppen (v.a. Carbonylgruppen) durch den starken -I Effekt aktiviert und weisen eine sehr viel größere Carbonylaktivität auf 3.1 in Alkanen Perfluorierte organische Moleküle sind i.d.R. inert und daher ungiftig. Terminale -CHF2 Gruppen werden im Körper oxidativ zu -CF2-COOH metabolisiert, diese sind toxisch 3.2 in Aromaten H H H H H Benzol geht SEAr Reaktionen ein H Perfluorbenzol nicht Elektronenverteilung im Benzol und Perfluorbenzol 4. Herstellung von Fluororganischen Verbindungen 4.1 Direktfluorierung Problem: R-CH3 + F2 R-CH2F + HF Bindungsenthalpien: Reaktionsenthalpie größer als die C-C Bindungsenergie F2 H-F C-H C-C C-F C-O ∆H = -479 kJ/mol 158 kJ/mol 567 kJ/mol 415 kJ/mol 350 kJ/mol 485 kJ/mol 350 kJ/mol Lösung: Arbeiten in extremer Verdünnung (z.B. 10% F2 in N2) Das F2 Molekül muss während der Reaktion „aktiviert“ werden (in elektrophilen Additionen) δ- δ+ δ+ Keine stereospezifischen Additionen an Doppelbindungen 4.2 Elektrofluorierung Prinzip: Organische Substrate werden in wasserfreier Flusssäure elektrolysiert. Anode: Nickel Kathode: Edelstahl Spannung: 4,5-6V unterhalb der F2 Entwicklung Es bildet sich an der Anode NiF3/NiF4- welches die organischen Substrate perfluoriert. Bsp: 4.3 Nucleophile Fluorierung z.B. Finkelstein Reaktion Hohe Nucleophilie des Fluoridions in wasserfreien Lösemitteln und durch großes Gegenion. „Nacktes“ Fluorid ist ein äußerst starkes Nucleophil! ∆ 4.4 Hydrofluorierung Formal: Addition von HF an Doppelbindungen, aber wasserfreie HF gefährlich, wegen der niedrigen Sdt. Lösung: z.B.: Olah‘s Reagenz (70% HF in Pyridin) F HF Allgemeines Schema: H H HF H F F Abwandlung: die Halofluorierung hier keine Addition von H+, sondern von X+ (X = Cl, Br, I) Epoxidöffnung: 5. Verwendung von Fluorreagenzien 5.1 Für NMR Analytik Natürliches Isotop: 100% 199F (γ = 25,2*107 1/Ts; Vgl: 11H γ = 26,7*107 1/Ts) Wegen Wasserstoffmimik und den NMR Eigenschaften sehr gut geeignet um Wirkorte und Mechanismen im Körper zu verfolgen. (Auch Positronen Tomografie mit 189F) 5.2 Als Pharamzeutika Verwendung von fluorierten Pharmazeutika aufgrund verschiedenster Eigenschaften dieser Verbindungen: - Ein oder mehrere C-F Bindungen erhöhen die Lipophilie eines Moleküls (wichtig bei der Blut-Hirn Schranke Psychopharmaka) Verteilungskoeffizient (P) Oktanol/Wasser lg(P) 0,5 2,7 - Fluor als starker H-Brückenakzeptor kann eine bestimmte Konformation begünstigen 3D Struktur von Proteinen H2N HO O H HO F z.B.: Noradrenalin Analoga (β und α Form) - Veränderung von Säurestärken in einem Molekül bewirkt u.U. einen veränderten Abbau im Körper ca. 50% der in Entwicklung befindlichen Pharmazeutika enthalten Fluor (Stand 2000) 5.3 In organischen Synthesen mit Tetrafluorethen: - farbloses, hochentzündliches, krebserzeugendes Gas - chemisch nicht stabil (Zerfall zu C und CF4) - muss mit einem Stabilisator versehen werden - Polymerisation startet auch explosionsartig bei geringer (thermischer) Belastung Nucleophiler Angriff an der Doppelbindung in protischen Lösemitteln In aprotischen Lösemitteln Problem bei nucleophilem Angriff an fluorierte Olefine: Eliminierungen mit Hexafluoraceton: Knunyants-Reaktion CF3 OH O AlCl3 F3C CF3 extremst e- arm CF3 mit Dibromdifluormethan: Erklärung: Und: Fluoredukte in Diels Alder Reaktionen Steuerung der Produkte durch induktiven Effekt δ+ δ- δδ+ δ+ δ- δδδ+ δ- δ+ δ+ Synthesen in hochfluorierten Lösemitteln (3 Phasensynthesen) z.B.: ein Alkan/Alken, Ester, …soll fluoriert werden. wässrige Phase organische Phase Flurorierungsreagenz (z.B.: NaF) und „Abfall“ (Salze, etc.) Organische Verbindungen und unreagiertes Edukt Das fluorige Phase Produkt 6. Literatur - Peer Kirsch: „Angewandte fluororgansiche Chemie: Synthese, Pharmazeutika, Flüssigkristalle“, Universität Bremen, SS10 - Leif Steuernagel: „Synthese von Vinylverbindungen zur Darstellung oxidationsstabiler Membranen für die Brennstoffzellenanwendung“, Universität Clausthal, 2005 - Michael Essers: „Diels-Alder-Reaktionen fluorierter Dienophile und Diene und ihr Einsatz in Synthesen fluorierter Steroidanaloga und Cantharidine“, Universität Münster, 2001 - Peter Jeschke: „The Unique Role of Fluorine in the Design of Active Ingredients for Modern Crop Protection“, ChemBioChem, 2004, 5, 570 – 589 - Andreas Endres und Gerhard Maas: „Die fluorige Phase: Organische Chemie mit hochfluorierten Reagenzien und Lösungsmitteln“, Chemie in unserer Zeit, 34. Jahrgang, 2000, Nr. 6, S. 382 – 393