Merkblätter zur Aufarbeitung biologischer Lehrsammlungen in Schulen www.biologische-sammlung.uni-konstanz.de Schmitz & Hahn (2012) Merkblatt 5.3 Umpräparation e Häufig anzutreffen: Lose Insekten in einer Lehrsammlung Vorhaben Lose, unpräparierte Insekten sollen hergerichtet und in Insektenkästen eingeordnet werden. Diese Maßnahme senkt die Bruchgefahr und erhöht die Attraktivität der Sammlung. Maßnahmen Vor der Umpräparation sollte überprüft werden, ob dunkle Krümel, Larvenhäute oder Fraßspuren an den Präparaten vorhanden sind. Trifft dies zu, sind die Präparate höchstwahrscheinlich befallen und sollten auf keinen Fall in der Nähe anderer Präparate gelagert werden (Siehe Merkblatt 5.2). Ist dies nicht der Fall, so müssen die Tiere vor der eigentlichen Umpräparation eingeweicht werden: A) Einweichen Im Folgenden werden drei gängige Einweichmethoden mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen vorgestellt: 1 Variante 1 [Kurzes Eintauchen in Barbers Reagenz] (Piechocki 1979) Zusammensetzung: 41,4% Ethanol (95%) 38,3% Wasser 14,8% Ethylacetat 5,5% Toluol (oder Benzol – ist allerdings giftiger!) Gering Aufwand Wenige Sekunden Einwirkzeit Gesundheitsgefährdent Ja Anmerkung: Schmetterlinge und Libellen sollten nicht eingetaucht werden. Stattdessen sollte das Reagenz auf die Flügelwurzeln aufgetragen werden (Bilek 1978). Variante 2 [Einweichen mithilfe von Wasserdampf] (Weaver 1980) Ablauf: • Ein großes Becherglas wird ca. 5cm hoch mit Wasser gefüllt. • Eine Korkplatte wird mithilfe von Drähten so im Behältnis positioniert, dass sie sich einige Zentimeter über der Wasseroberfläche befindet. • Der Wasserbehälter wird nun mit einer Uhrglasschale verschlossen und mithilfe einer Heizplatte oder eines Laborbrenners erhitzt. • Nach 10-15 min über dem kochenden Wasser sind die Tiere präparierfertig. Hoch Aufwand Ca. 10-15 Minuten Einwirkzeit Gesundheitsgefährdent Nein Anmerkung: Für Libellen und Schmetterlinge geeignet. Variante 3 [Einweichen mithilfe von Speiseessig] (Naumann 1986) Ablauf: • Ein Glasgefäß wird ca. 2-3cm hoch mit Sand gefüllt. • Der Sand wird nun mit 5%iger Essigsäure (verdünnte Essigessenz (1:4) oder Speiseessig pur) angefeuchtet (Nicht tränken!). • Auf dem Sand wird nun ein Löschpapier gelegt, worauf wiederum die Präparate plaziert werden. • Nun wird das Gefäß verschlossen. Nach 1-2 Tagen können die Tiere präpariert werden. Hoch Aufwand Ca. 1-2 Tage Einwirkzeit Gesundheitsgefährdent Nein Anmerkung: Für Libellen und Schmetterlinge ungeeignet (Verfärbung!). 2 B) Präparation (Piechocki 1979) Was wird benötigt? • Insektennadeln verschiedener Größe • Spannnadeln • Steckplatte, beispielsweise aus Styropor • Präpariernadeln und spitze Pinzette • Fundort- und Artetiketten (Gestaltung: Siehe Merkblatt 4.1) • Bei Tieren unter 1cm Körperlänge: Aufklebeplättchen • Empfohlen: Etikettentreppe als Justierhilfe, sowie Spannbrett für Libellen und Schmetterlinge Tiere unter 1cm Körperlänge sollten auf Aufklebeplättchen geklebt werden. Dabei sollte beachtet werden, dass bestimmungsrelevante Körperteile gut sichtbar bleiben (z.B. Tarsen bei Käfern), der richtige Kleber verwendet und nur punktuell geklebt wird (Siehe Merkblatt 5.1). Größere Tiere sollten genadelt werden. Die optimale Nadeldicke korreliert dabei mit der Körpergröße (Oehlke 1986): Wird eine zu dünne Nadel verwendet, rutscht das Tier an der Nadel nach unten, ist sie zu dick, so wird es beschädigt. Wird ein Tier zum ersten Mal genadelt, so verklebt sein Körperinneres nach einiger Zeit mit der Nadel und das Tier sitzt stabil. Wird das Tier danach auf der Nadel bewegt, so bricht diese Verklebung und das Tier beginnt sich auf der Nadel zu drehen und zu rutschen. In solchen Fällen sollte das Tier bis zum Nadelkopf geschoben und die Nadel an der normalen „Sitzposition“ mit Kleber benetzt werden. Im Anschluss kann das Tier zurückgeschoben werden. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Klebetropfen an der Nadel zu sehen sind, sonst verklebt beim Herabschieben die Unterseite des Tieres! Bei fettigen Insekten (dickleibige Käfer, Schaben, Wanzen) kann Kerosin zum entölen genutzt werden (Schmitz, Mündl. Mitteilung, 2012). Ratschläge für das Nadeln von Insekten • Die gängige „Sitzposition“ für Insekten auf der Nadel ist eine Höhe von zwei Dritteln der Nadellänge. • Niemals schräg nadeln! • Nie genau in der Mitte des Tieres nadeln, da ansonsten wichtige Bestimmungsmerkmale zerstört werden könnten. Die korrekte Nadelposition Die korrekte Nadelposition variiert bei Insekten mit der Ordnung: Blattodea (Schaben) Caelifera Senkrecht zur Körperlängsachse, dorsal, Mitte des Halsschildes Geeignete Unterlage: Styropor (Kurzfühlerheuschrecken) Ensifera (Langfühlerheuschrecken) Coleoptera (Käfer) Rechte Flügeldecke, nahe der Mittelnaht, ventraler Austritt der Nadel zwischen Mittel- und Hinterhüfte Geeignete Unterlage: Styropor Diptera (Zweiflügler) Senkrecht zur Körperlängsachse, dorsal leicht hinter der Transversalnaht, ventraler Austritt der Nadel zwischen Mittel- und Hinterhüfte Geeignete Unterlage: Spannbrett 3 Heteroptera (Wanzen) Senkrecht zur Körperlängsachse, dorsal durch Pronotum oder Scutellum, eine Nadelbreite rechts neben der Körperlängsachse Geeignete Unterlage: Styropor Hymenoptera (Hautflügler) Senkrecht zur Körperlängsachse, dorsal leicht rechts durch das Mesonotum, ventraler Austritt der Nadel neben der medianen Furche des Mesosternums Geeignete Unterlage: Spannbrett Lepidoptera (Schmetterlinge) Senkrecht zur Körperlängsachse, dorsal durch die vorderen Flügelwurzeln, ventraler Austritt der Nadel zwischen dem zweiten Beinpaar Geeignete Unterlage: Spannbrett Odonata (Libellen) Siehe Lepidoptera Anmerkung: Detailliertere Informationen, spezifische Techniken und Abbildungen zur Insektenpräparation finden sich in: Piechocki, R. et al. (2007): Makroskopische Präparationstechnik, 5. Aufl., Stuttgart. Abraham, R. et al. (1991): Fang und Präparation wirbelloser Tiere, 7. Aufl., Stuttgart. Bezugsquellen und Service Produkt oder Serviceleistung • Vertrieb Präparierbedarf für Insekten Entomologie Meier GmbH Vosslerstr. 9 80689 München Tel. 089 / 562007 Email: [email protected] URL: http://www.ento-meier.de Literatur- und Quellenverzeichnis ABRAHAM, R. et al. (1991): Fang und Präparation wirbelloser Tiere, 7. Aufl., Stuttgart. PIECHOCKI, R. et al. (1979): Makroskopische Präparationstechnik, Bd. 1 (Wirbeltiere), 3. Auflage, Stuttgart. NAUMANN, E. (1986): Essig als Weichmittel, Entomologische Nachrichten und Berichte, Nr. 30. OEHLKE, J. (1986): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Hymenoptera - Sphecidae, Beiträge zur Entomologie, Nr. 20. SCHMITZ, G (2012): Mündliche Mitteilung, Konstanz. WEAVER, J. S. & WHITE, T. R. (1980): A rapid steam bath method for relaxing dry insects, Entomological News, Vol. 91. Sicherheitshinweise BENZOL ESSIGSÄURE ETHANOL ETHYLACETAT TOLUOL KEROSIN Leichtentzündlich (F), Giftig (T) Leichtentzündlich (F), Ätzend (C) Leichtentzündlich (F) Leichtentzündlich (F), Reizend (Xi) Leichtentzündlich (F), Gesundheitsschädlich (Xn) Leichtentzündlich (F), Gesundheitsschädlich (XN), Umweltgefährlich (N) 4