Juni

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Literaturhinweise
Für Juni 2008
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Juni-Literatur ist vollständig:
Hier meine Auswahl:
Klinische Monatsblätter:
Seite 541: Berechnung von torischen Linsen für das aphake und phake Auge.
Interessant, wenn man den Hintergrund wissen will.
Seite 555: Augustin zeigt in seinem Übersichtsartikel sehr gut, dass alle
Monotherapeutischen Ansätze bei der AMD nicht sinnvoll sind und dass die Zukunft
bei Kombinationstherapie liegt.
Seite 564: Ein Übersichtsartikel über Cytokine bei Uveitis. Eine interessante
Zusammenfassung - zwar noch ohne direkte Anwendungskonsequenz, aber für das
Verständnis hoch interessant.
Seite 577: Die Patienten sind nach DSAEK ziemlich zufrieden – haben die Erlanger
bei 15 Patienten herausgekriegt...
Der Ophthalmologe:
Hauptthema sind diesmal Multifokale Intraokularlinsen.
Seite 521 mit 537: Die dazu hier produzierten Artikel enthalten eigentlich nicht
Neues, was nicht bei uns bereits Routine ist – der Artikel von Mester und Kollegen zu
Funktionstraining nach Bifokal-Linsen-Implantation ist ganz interessant!
Seite 570: Die Irisdiagnostik lässt das kolorektale Karzinom nicht erkennen – jetzt
ist’s noch mal bewiesen...!
Seite 597: Zertifizierte Fortbildung: Akkommodation und Presbyopie – Jedem nicht
nur zur Lektüre sondern zum sorgfältigen Studium empfohlen: Das ist ein ja sehr in
Entwicklung befindliches Gebiet: Jeder Augenarzt muss den neuesten Stand
beherrschen!
Seite 592: Cyclo-A lokal bei Nummuli nach Epidemica: Machen wir ja seit vielen
Jahren schon erfolgreich mit unserer „Hundesalbe“
Graefe’s Archive for Clinical and Experimental Ophthalmology:
Seite 787: Menapace stellt an 1000 konsekutiven Fällen seine Technik der
routinemäßigen primären posterioren Kapsulorhexis mit Einknöpfung der Linsenoptik
dar.
Anmerkung: Sehr schöne Ergebnisse – aber er macht es selbst derzeit schon nicht
mehr als Routineeingriff. Mir persönlich scheint dem Anspruch an Technik und Zeit
kein wirklich echter Vorteil gegenüber zu stehen. Aber schön ist es...!
Seite 811: Das OCT ist sogar noch sensibler als die Fluoreszenzangiographie im
Entdecken der Aktivität einer Neovaskularisations-Läsion bei AMD.
Seite 817: An der isolierten perfundierten Retina erweist sich brillant-blau als noch
sicherer Farbstoff als indocianin-grün.
Seite: 831: Der Artikel zum Titelbild: Computersimulation der visuellen
Wahrnehmung nach Makulatranslokation: Je länger man es untersucht, umso mehr
versteht man, dass das zwar bewundernswert und heroisch ist, aber als wirkliche
Behandlung keine Zukunft hat.
Seite 891: Eine Umfrage unter den Glaukomchirurgen in England, wie sie es mit der
Antikoagulations-Therapie bei Glaukomoperationen halten.
Die
meisten
Glaukomchirurgen
setzen
die
Antikoagulantien
und
Plättchenaggregationshemmer nicht ab. Es gibt eine große Unterschiedlichkeit unter
den einzelnen Chirurgen, wie sie mit Antikoagulation bei Glaukomchirurgie umgehen.
Zusammenfassend gibt es „currently little information to offer definitive guidance“.
Das ist zwar ziemlich ernüchternd, aber wenigstens einmal eine ordentliche
Evaluierung des gegenwärtigen „Standards“.
Seite 897: Die ersten konkreten Resultate von Versuchen, mit Hilfe des
Femtosekunden-Lasers Verschiebungsebenen in Linsen zu erzeugen, mit denen
man schlussendlich eine Presbyopie-Behandlung anstrebt.
Anmerkung: Alles noch weit im experimentellen Stadium, aber ein interessanter und
intelligenter Ansatz!
Ophthalmology:
Seite 934: Bei Patienten mit okulärer Hypertension, die nicht behandelt werden sind
Druckschwankungen über lange Zeit offenbar kein Risikofaktor für die Konversion zu
Glaukom.
Seite 988: Lokale Gabe von Tacrolimus Augensalbe ist bei einer ganzen Reihe von
entzündlichen Erkrankungen der Augenoberfläche wirksam insbesondere bei
steroidresistenten Fällen. Dazu gehören vor allem auch einschmelzende periphere
Hornhauterkrankungen, Mooren-Ulcus und atopische Keratokonjunktivitis.
Seite 1039: Auch diese Studie findet, dass Lucentis intravitreal „cost-effective“ ist
Seite 1089: Ein Ophthalmic Technology Assessment der American Academy –
diesmal über Drainage-Implantate zur Glaukomchirurgie.
Systematische Auswertung der gesamten Literatur zum Thema. Die Ergebnisse sind
nicht gerade umwerfend: Solche Shunts „scheinen einige Vorteile zu haben“, einen
Beweis für den Nutzen zusätzlicher Mitomycin-Gaben gibt es nicht. Die
Misserfolgsrate beträgt etwa 10% pro Jahr, wie bei der Trabekulektomie.
Fairerweise muss man natürlich bedenken, dass die überwiegend nach vorher
gescheiterten Glaukomoperationen eingesetzt werden. Vergleicht man in einigen
Studien Shunt versus Trabekulektomie als Ersteingriff kommen beide etwa gleich gut
weg, manchmal die Trabekulektomie etwas besser.
American Journal of Ophthalmology:
Seite 959: Azithromycin 1% als Augentropfen ist sehr wirksam bei bakterieller
Conjunctivitis und muss vor allem nur sehr gering dosiert werden: 2 x täglich an den
ersten beiden Tagen, 1 x täglich an 3 weiteren Tagen. Das wird sicher ein gutes
Medikament, wenn es mal verfügbar ist...
Seite 971: Eine sub-simple Färbetechnik für Hornhautabradate auf Pilze. Chlorazol
schwarz E: Man muss das Abradat nur auf einem Objektträger dünn ausstreichen,
einen tropfen der fertigen Färbelösung darauf geben und ein Deckglas darauf legen:
Fertig! Sensitivität 88%, Spezifität 98% ist für eine noch dazu schnelle
mikroskopische Suchtechnik enorm gut!
Seite 997: „Abnorm flache Hornhaut“ gilt als Nebenkriterium für Marfan von Seiten
der Augen nach der Genter Nosologie. Dieser Artikel zeigt an demographisch
vergleichbaren Populationen von Normal– versus Marfanpatienten, dass die
Durchschnittliche Keratometrie der Marfanpatienten bei 40,8 Dioptrien gegenüber
43,3 Dioptrien in der Kontrollpopulation lag. 42 Dioptrien oder geringer wird von
diesen Autoren als diagnostisches Kriterium für Marfan-Syndrom gewertet
(offensichtlich im Sinne eines Nebenkriteriums nach der Genter Nosologie).
Die Hornhäute der Marfanpatienten sind auch durchschnittlich dünner als die der
Vergleichspopulation, hier ist aber die Überschneidung beider Populationen so groß,
dass man hier ein genügend scharf trennendes Kriterium nicht aus dieser
Untersuchung herleiten kann.
Anmerkung: Damit kann man natürlich noch immer nicht von einer flachen Hornhaut
auf ein Marfan-Syndrom schließen – aber als Kriterium taugt es schon: 14% der
Normalpopulationen hatten Keratometerwerte unter 42 Dioptrien, jedoch fast 75%
aller Marfan-Patienten lagen unter 42 Dioptrien!
Seite 1018 und 1023: Die schöne neue Welt der hochauflösenden OCT’s.
Seite 1063: Bei 100 Augen mit rhegmatogener Netzhautablösung konnte mit
primärer Vitrektomie und ohne Sklerabuckel eine Wiederanlegungsrate von 92% mit
dem ersten Eingriff und 97% endgültiger anatomischer Erfolg erzielt werden.
Archives of Ophthalmology:
Seite 782: Aus der Tübinger Klinik kommt eine interessante Studie von Avastinbehandelten subretinalen Neovaskularisationsmembranen: Diese zeigen einen
unerwartet hohe Expression von Entzündungsmarkern. Avastin ist also zumindest
nicht erkennbar entzündungshemmend, was immer wieder behauptet wird. (Ist vom
Wirkungsmechanismus her eigentlich auch nicht zu erwarten...). Dieser Befund ist für
alle Arten von Kombinationstherapien von CNV natürlich wichtig!
Seite 826 und 834: 2 Risikostudien für AMD: Omega-3-Fettsäuren könnten sich
günstig auf das AMD-Risiko auswirken, wenn ihre reproduktive Wirkung auch nicht
als bewiesen gelten kann, Alkoholkonsum scheint ein erhöhtes AMD-Risiko mit sich
zu bringen.
Journal of Cataract and refractive Surgery:
Seite 889 und 892: Neue Tricks für die Ablösung der descemet’schen Membran bei
DSAEK.
Seite 902: MMC bei PRK verursacht in dieser Studie doch Endothelschaden.
Seite 909: Restrefraktionsfehler können nach Ringimplantation mit PRK korrigiert
werden, es wird jedoch ein hoher Prozentsatz von „Haze“ beobachtet.
Seite 1024: Gepulste Phako ist deutlich empfehlenswerter als kontinuierliche Phako,
weil im Pulsmodus das Fragment viel besser am Phako-Tip „kleben“ bleibt
(Followability)
Seite 1036: Beidseitige Endophthalmitis nach beidseitiger Katarakt-Operation in einer
Sitzung: In diesem Fall sogar trotz völlig separater steriler Technik für beide Augen:
Es ist eben doch nicht nur eine theoretische Gefahr!
IOVS ( Investigative Ophthalmology & Visual Science ):
Seite 2390: Wenn man bei der Epi-LASIK den Epithel-Flap verwirft ist das klinische
Ergebnis in dieser chinesischen Studie bei mittlerer Myopie besser.
Seite 2416: In einer weiteren chinesischen Epi-LASIK-Studie findet man massive
path. Veränderungen der Epithel-Flaps in der Frühphase nach Epi-LASIK.
Anmerkung: Die wissenschaftliche Evidenz nimmt zu, dass das Bedicken einer PRK
mit eigenem Epithel – gleich wie gewonnen – nicht nur nichts nützt, sondern sogar
eher unvorteilhaft ist.
Seite 2472: Kontur-Tonometrie korrespondiert gut mit intrakameral gemessener
Manometrie. Zentrale Hornhautdicke hat zwar einen signifikanten, aber klinisch
irrelevanten Einfluss auf die Messergebnisse.
Journal of Refractive Surgery
Seite 566: Nach mindestens 3 und höchstens 7 Jahren (durchschnittlich 4,7 Jahre)
hatten von den 526 Patienten der FDA-Zulassungsstudie der ICL 7% vordere
subkapsuläre Linsentrübungen. Bei 2% der Gesamtgruppe waren diese
Linsentrübungen visusrelevante Katarakte.
Seite 571: Mit Hochfrequenz-Ultraschall-Biomikroskopie wurde die normale
Epitheldicke der Hornhaut bei 110 Normal-Personen gemessen. Nasal und unten ist
das Epithel signifikant dicker als temporal und oben, die zentrale Epitheldicke ist
durchschnittlich 57µ +/- 4,5µ, maximal +/- 10µ.
Seite 619: Kontrastempfindlichkeit ist deutlich besser, insbesondere bei größeren
Pupillen, mit der asphärischen AcrySof als mit der normalen sphärischen AcrySof.
Cornea
Seite 514: 100 DSAEK-Augen – Ergebnisse grob sehr ähnlich unseren.
Seite 527: Adenovirale Infektion der Bindehaut kann auch völlig inafferent verlaufen.
Das könnte natürlich eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Verbreitung
nosocominaler solcher Infektionen spielen.
Seite 531: Verwandte 1. Grades von Keratokonus-Patienten haben in 11% ebenfalls
Keratokonus-Zeichen in der Topographie – das ist etwa 200-mal mehr als in der
allgemeinen Bevölkerung! Darüber hinaus gab es auch bei solchen ohne
Keratokonus-Zeichen abnorme topographische Zeichen.
Seite 562: Das Markieren der stromalen Seite von DSAEK-Spendern verursacht
offenbar Endothel-Toxizität!
Viel Spaß beim Lesen!
Herzlichst Ihr
Prof. Dr. med. Thomas Neuhann
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