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Kirche im Kleinen
Begegnung mit Muslimen
Dialog – Zeugnis – Einladung
Inhalt
Als Christ Muslimen begegnen
und den Islam verstehen Die Entstehung des Islam Die „Säulen des Islam“ Islam und Islamismus Gemeinsam glauben
Christen und Muslime Unterschiede
und Gemeinsamkeiten Was sagt die katholische
Kirche über die Muslime? Die Begegnung mit den
Muslimen und ihrem Glauben Zentrale Begriffe des Islam Informationen Impressum 2
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Als Christ Muslimen begegnen
und den Islam verstehen
Seit Jahrhunderten bis in die Gegenwart
ist das Verhältnis von Christen und
Muslimen von Vorurteilen und Angst,
manchmal sogar von Hass und Verachtung
geprägt. Immer wieder kam und kommt
es gar zu blutigen Auseinandersetzungen.
Heute wirbt die Kirche für die Schaffung
eines neuen „Klimas“ des gegenseitigen
Verstehens. Sie spricht ihre Hochachtung
aus für den Glauben der Muslime an
den einen Gott, schätzt die muslimische
Praxis des Gebets, des Fastens und der
Armensteuer. Sie ruft auf zum gemeinsamen Eintreten für Gerechtigkeit, Frieden
und Freiheit. Sie ermuntert Christen,
durch Tat und Wort respektvoll Zeugnis
von Gottes grenzenloser Liebe zu geben
und zum Glauben an Jesus Christus als
dem Sohn Gottes einzuladen. Dazu aber
müssen Christen und Muslime bereit sein,
die Gedankenwelt der jeweils Anderen zumindest in Grundzügen kennenzulernen.
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Die Entstehung des Islam
Muhammad (ca. 570 – 632 n.Chr.),
geboren in der Handelsstadt Mekka auf
der arabischen Halbinsel, war der Verkünder des Islam.
Im Alter von etwa 40 Jahren empfing
er nach dem Glauben der Muslime
zum ersten Mal göttliche Offenbarungen –
gesammelt als Koran in arabischer
Sprache. Diese Offenbarungen prägten
die Entscheidungen seines Lebens.
Er empfing sie über einen Zeitraum
von etwa 22 Jahren.
Zunächst trat er in seiner Vaterstadt
auf; er verurteilte die Anbetung der
vielen Götter und übte scharfe Kritik
an Ungerechtigkeit und Ausgrenzung.
Er verkündete den einen, einzigen
Gott und warnte vor dessen endzeitlichem
Gericht, vor dem sich jeder zu verantworten habe.
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Durch seine Verkündigung schuf er
sich viele Feinde unter den Mekkanern.
Diese übten solchen Druck aus, dass
Muhammad und seine Anhänger im Jahr
622 aus Mekka nach Yathrib, dem heutigen Medina, auswanderten (Hedschra).
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In Medina übertrugen die dort lebenden Stämme Muhammad das Amt eines
Schiedsrichters. Zunehmend setzte sich
seine Botschaft durch. Die islamische
Zeitrechnung beginnt mit der Hedschra.
Muhammad verstand sich nun auch als
Staatsmann, und die von ihm verkündeten
Offenbarungen leiteten ihn auch in seinen
politischen und militärischen Aktivitäten.
Von Medina aus dehnte Muhammad die
Herrschaft des Islam auf weite Teile der
Halbinsel aus. 630 nahm er Mekka ein
und erklärte die Kaaba, das Wallfahrtszentrum des vorislamischen Götterkults,
zum Symbol und Heiligtum Allahs, des
einen und einzigen Gottes.
Nach Muhammads Tod 632 breitete sich
das islamische Reich nach Nordafrika,
den Mittleren Osten und bis nach Indien
und Zentralasien aus.
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Die „Säulen des Islam“
Die Muslime befolgen fünf Grundpflichten, die sog. „Säulen des Islam“:
1. Das Bekennen des islamischen
Glaubens (arabisch: schahada)
Das Glaubensbekenntnis lautet:
„Ich bezeuge: Es gibt keinen Gott außer
Gott; und Muhammad ist der Gesandte
Gottes.“
2. Das rituelle Gebet (arabisch: salat)
Das rituelle Gebet muss nach genauen
Vorschriften in arabischer Sprache und
mit festgelegten Texten im Anschluss
an rituelle Waschungen fünfmal täglich
zu bestimmten Zeiten verrichtet werden,
in Richtung Mekka in Saudi-Arabien,
denn dort liegt das Zentralheiligtum des
Islam, die Kaaba.
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3. Die Armensteuer (arabisch: zakat)
Das ist eine jährliche Abgabe für religiöse
und soziale Zwecke.
4. Das Fasten (arabisch: saum)
Im islamischen Monat Ramadan wird
zwischen Sonnenauf- und -untergang
gefastet. In diesem Monat begann nach
dem Glauben der Muslime die Herabsendung des Korans an Muhammad.
5. Die Pilgerfahrt (arabisch: hadsch)
Nach Mekka sollen Muslime einmal
im Leben pilgern, wenn Gesundheit
und finanzielle Verhältnisse die Reise
erlauben.
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Islam und Islamismus
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat
sich zusammen mit einer stark politisch
ausgerichteten Koraninterpretation die
Ideologie des Islamismus entwickelt.
Islamisten betrachten den Islam als umfassendes gesellschaftliches und politisches
Ordnungsprinzip. Der Islamismus ist nicht
mit einer freiheitlichen demokratischen
Grundordnung zu vereinbaren. Das betrifft
das Konzept politischer Herrschaft, den
Menschenrechtsbegriff sowie die Stellung
der Frau und der Minderheiten.
Extreme Islamisten propagieren bewaffneten Dschihad als sechste „Säule des Islam“.
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Gemeinsam glauben
Christen und Muslime
• an den einen Gott, der Himmel und Erde
erschaffen hat, der seine Schöpfung und
den Menschen nicht allein lässt,
• an die Auferstehung und das ewige Leben,
• an Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit,
• daran, dass Gott den Menschen Gebote
gab als Richtschnur für ihr Handeln,
• daran, dass alle Menschen für ihr Leben
vor Gott Rechenschaft ablegen werden.
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Unterschiede
und Gemeinsamkeiten
Die Muslime verehren den einen, einzigen Gott.
Auch Christen verehren nur den einen
Gott, den sie aber als dreifaltig glauben:
Vater, Sohn und Heiliger Geist, ein Gott.
Christus ist Gott und Mensch und hat
durch sein Leben, seinen Tod und seine
Auferstehung alle Menschen von ihren
Sünden erlöst.
Die Muslime glauben: Muhammad ist der letzte
von Gott gesandte Prophet. Gott hat immer
wieder Propheten – zu denen auch Jesus gehört –
zu den Menschen gesandt. Muhammad aber
ist das „Siegel“, der Schlusspunkt einer langen
Reihe von Propheten. Der durch Muhammad
verkündete Koran ist nach dem Glauben der
Muslime die letztgültige Offenbarung Gottes.
Auch die Christen glauben an die Botschaft der biblischen Propheten. Allerdings halten sie Jesus Christus für mehr
als einen Propheten: Er ist der Sohn
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Gottes – „wahrer Gott und wahrer
Mensch“. Christen glauben, dass die
göttliche Offenbarung in Jesus Christus
ihren Höhepunkt und ihre Erfüllung
gefunden hat. Die Bibel gibt Zeugnis vom
Heilshandeln Gottes in der Geschichte.
Der Koran lehnt den Glauben an Jesus Christus
als den Sohn Gottes ab. Er weist den christlichen
Glauben an Tod und Auferstehung Jesu Christi
und die Erlösung der Menschen durch ihn zurück und steht dem Alten und Neuen Testament
kritisch gegenüber: Hierin sei manches geändert
oder sogar verfälscht worden.
Christen können den Koran nicht als
Offenbarung Gottes anerkennen, da
Christus das endgültige Wort Gottes ist,
nach dem es keine weitere Offenbarung
mehr geben wird. In Christus hat sich
Gott selbst den Menschen mitgeteilt.
Somit ist Muhammad nach dem Glauben
der Christen kein glaubwürdiger Prophet.
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Was sagt die katholische
Kirche über die Muslime?
Aussagen des Zweiten Vatikanischen
Konzils:
„Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch
die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten,
den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels
und der Erde, der zu den Menschen gesprochen
hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen
Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen
hat, auf den der islamische Glaube sich gerne
beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott
anerkennen, verehren sie doch als Propheten,
und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria,
die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen.
Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an
dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen
vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche
Lebenshaltung und verehren Gott besonders
durch Gebet, Almosen und Fasten.
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Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen
Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige
Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen,
sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen
zu bemühen und gemeinsam einzutreten für
Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des
Friedens und der Freiheit für alle Menschen.“
(Konzilserklärung Nostra Aetate, Kap. 3, 1965)
„Der Heilswille umfasst aber auch die, welche
den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott
anbeten, den barmherzigen, der die Menschen
am Jüngsten Tag richten wird.“
(Dogmatische Konstitution Lumen Gentium,
Kap. 16, 1964)
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Die Begegnung mit den
Muslimen und ihrem Glauben
Die respektvolle Begegnung ihrer Gläubigen mit den Anhängern anderer Religionen, darunter auch den Muslimen, ist der
katholischen Kirche ein herausragendes
Anliegen. Mit dem Stichwort Dialog sind
alle positiven Beziehungen mit Personen
und Gemeinschaften anderen Glaubens
gemeint mit dem Ziel, sich gegenseitig zu
verstehen, zu befragen und bereichern.
In solchen Begegnungen geben die Gläubigen Zeugnis von der Wahrheit ihres
Glaubens im Respekt vor der religiösen
Überzeugung des anderen. Dialog beinhaltet immer auch Einladung zur Nachfolge Christi in der Kirche. Für die Kirche
gehören Dialog, Zeugnis und Einladung
zum Glauben an Christus in der Kirche
zusammen.
Dialogische Begegnung von Christen
und Muslimen vollzieht sich auf unterschiedlichen Ebenen:
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Der Dialog des Lebens betrifft das Zusammenleben in einer offenen und nachbarschaftlichen Atmosphäre, das Teilen
von Freude und Leid, von Problemen und
Sorgen.
Im Dialog des Handelns arbeiten auf
der Grundlage der Menschenrechte Christen und Muslime für eine umfassende
Entwicklung und Befreiung zusammen.
Im Dialog des theologischen Austauschs
vertiefen Spezialisten das Verständnis des
jeweiligen religiösen Erbes, befragen sich
und tauschen sich theologisch aus.
Im Dialog der religiösen Erfahrung
tauschen Menschen, die in ihrer eigenen
religiösen Tradition verwurzelt sind, ihre
Erfahrungen im Gebet, im Glauben und
in der Suche nach der Wahrheit Gottes
und seiner Barmherzigkeit aus.
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Zentrale Begriffe des Islam
Islam bedeutet Unterwerfung bzw. Hingabe an Gott im Glauben. Der arabische
Begriff für Frieden (salam) ist mit dem
Wort Islam verwandt.
Ein Muslim/eine Muslimin ist ein Mensch,
der sich zum Islam bekennt.
Neben dem Koran bildet die Sunna Muhammads, d.h. das, was Muhammad nach
der Überlieferung gesagt und getan hat,
die zweite Quelle der Lehre des Islam.
Die Sunniten bilden die überwiegende
Mehrheit (ca. 80 %) der weltweit etwa
1,2 Milliarden Muslime. Bei ihnen gibt es
keine mit dem Lehramt der Kirche vergleichbaren Strukturen. So hat sich
eine große Vielfalt der Lehrmeinungen
entwickelt, die direkte machtpolitische
Auswirkungen hat, da Religion und Politik
islamisch gesehen eine Einheit bilden.
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Die Schiiten (von schi’a = Partei) sind mit
weit über 200 Millionen Anhängern die
zweitgrößte Gruppe im Islam. Sie haben
sich kurz nach dem Tod Muhammads in
der Frage der rechtmäßigen Nachfolger
des Propheten von den Sunniten getrennt.
Im Gegensatz zu den übrigen Muslimen
haben die Schiiten einen „Klerus“ gebildet.
Neben Sunniten und Schiiten leben in
Deutschland ca. 500.000 Aleviten und ca.
30.000 Ahmadiyya-Anhänger, die zu den
heterodoxen islamischen Gruppen gezählt
werden.
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Scharia bedeutet das islamische Gesetz.
Es ist das Mittel, durch welches alle Bereiche des Lebens dem offenbarten Willen
Gottes gemäß gestaltet werden sollen. Die
Scharia umfasst, ideal gesprochen, das
Gesamt des Lebens, einschließlich aller
seiner gesellschaftlichen und politischen
Beziehungen.
Dschihad bedeutet „Anstrengung“ und
bezeichnet den Einsatz für die Sache
Gottes bzw. den Islam. Im Koran bedeutet Dschihad in 80 % der Stellen Einsatz
für den Islam mit der Waffe. In späteren
Jahrhunderten wurde der Kampf gegen
die niederen Neigungen als der „größere
Dschihad“ gelehrt.
Der Freitag ist der Tag des Gebets der
versammelten Gemeinde. Der Imam
(Vorbeter) leitet das Gebet und hält die
Freitagspredigt.
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Feste sind Höhepunkte des islamischen
Jahreskreises, der sich nach dem Mondkalender richtet. Den höchsten Rang nimmt
das Opferfest ein. Mit dem Schlachten
eines Schafes erinnern sich die Familien
daran, dass Abraham bereit war, seinen
Sohn Ismael (nicht Isaak, wie die Bibel
sagt) zu opfern.
Das Fest des Fastenbrechens, das in der
Türkei auch Zuckerfest genannt wird,
kennzeichnet das Ende des Fastenmonats
Ramadan. Kinder werden mit Süßigkeiten beschenkt und Bedürftige erhalten
Spenden.
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Informationen
Kontakt: CIBEDO
Christlich-Islamische Begegnungsund Dokumentationsstelle e. V.
Arbeitsstelle der Deutschen
Bischofskonferenz
Offenbacher Landstr. 224
60599 Frankfurt am Main
Tel.: 069-726491, Fax: 069-723052
E-Mail: [email protected]
Aktuelle Infos unter www.cibedo.de
Bei Fragen zum Islam siehe:
• Arbeitshilfe Nr. 172 des Sekretariates
der Deutschen Bischofskonferenz:
Christen und Muslime in Deutschland
• Christian W. Troll, Zeugnis trifft auf
Zeugnis. Der Islam und der christliche
Glaube. Trier: Paulinus Verlag, 2011. 80 S.
Auf Anfragen vom Islam her an das
Christentum antwortet interaktiv die
von Prof. Dr. Tobias Specker und Dr.
Christian W. Troll verantwortete Webseite
www.antwortenanmuslime.com.
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Impressum
Herausgegeben von:
Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e. V.,
Generalsekretär Monsignore Georg Austen
Verantwortlich: Christian Bock
Text: Prof. Dr. Christian W. Troll SJ
Redaktion: Niklas Wagner
Konzeption / Design: www.gute-botschafter.de
Bildnachweis:
© Jasminko Ibrakovic – Fotolia.com (Cover)
© SeanPavonePhoto – Fotolia.com (Seite 5)
© Jasmin Merdan – Fotolia.com (Seite 6)
© Jasminko Ibrakovic – Fotolia.com (Seite 11)
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