Physikalische Erklärung des Magnetismus Als alleinige Ursache für jeden Magnetismus ist die Ladungsbewegung anzusehen. Dieser Zusammenhang ist bei Elektromagneten offensichtlich: Fließt in einer Spule Strom, so entstehen magnetische Wirkungen, wird der Strom abgeschaltet, verschwindet auch der Magnetismus. Um die Zusammenhänge bei einem Dauermagneten erklären zu können, müssen wir uns den atomaren Aufbau betrachten. Nach dem Bohr’schen Atommodell bewegen sich die Elektronen auf bestimmten Bahnen um den Atomkern. Ein solches Elektron bildet einen Ringstrom und erzeugt so einen elementaren Dauermagneten. Somit können Atome bzw. Moleküle elementare Dauermagnete bilden. Infolge der Wärmebewegung befinden sich diese Dauermagnete in statistischer Unordnung, so dass ihre Wirkungen nach außen nicht in Erscheinung treten. Zusätzlich weisen die Elektronen eine Eigendrehung auf, den sog. Elektronenspin. Jedes so kreisende Elektron stellt einen Kreisstrom dar und wirkt ebenfalls wie ein kleiner Dauermagnet (Spinmagnet, Spinmoment eines Elektrons). Das aus der Physik bekannte Pauli-Prinzip besagt, dass zwei Energiezustände (von Elektronen) nicht in allen Quantenzahlen übereinstimmen können, d.h. sie müssen wenigstens für eine der vier Quantenzahlen verschiedene Werte haben. Befinden sich zwei Elektronen auf dem gleichen Energieniveau, so drehen sie sich stets mit entgegengesetztem Spin. Hierdurch werden die Spinmagnete kompensiert. Bei paramagnetischen Stoffen, deren Charakteristika ein µ r > 1 ist, fehlt eines dieser Elektronen pro Atom. Der unkompensierte Spinmagnet kann dann durch ein äußeres Feld ausgerichtet werden und trägt so zum paramagnetischen Verhalten des Stoffes bei. Die Funktion B = f ( H ) ist eine Gerade, weil die Permeabilität konstant und unabhängig von der magnetischen Feldstärke ist. Ferromagnetismus: Bei ferromagnetischen Stoffen werden pro Atom mehr als ein magnetisches Spinmoment eines Elektrons nicht kompensiert. Bei Eisen wirken die magnetischen Momente von vier Elektronen, bei Kobalt von drei Elektronen und bei Nickel von zwei Elektronen. Die resultierenden Spinmomente ergäben nur ein stark paramagnetisches Verhalten. Da sich jedoch benachbarte Spinmomente gegenseitig beeinflussen, indem sie sich in Stoffbereichen – den sog. Weißschen Bezirken – magnetisch ausrichten, nehmen beim Auftreten eines äußeren magnetischen Feldes ganze Stoffbereiche spontan die Richtung des äußeren Feldes an. Diese spontane Ausrichtung der Bereiche nennt man Klappen der Weißschen Bezirke, siehe Abb. 1. Abb. 1: Ausrichtung der Weißschen Bezirke Bei ferromagnetischen Stoffen ist die Permeabilität µ r von der magnetischen Feldstärke abhängig: µr = f (H ) Somit ist auch der Zusammenhang zwischen der magnetischen Induktion B und der magnetischen Feldstärke H nichtlinear. Die grafische Darstellung B = f ( H ) wird Magnetisierungskurve genannt und kann wie folgt unterschieden werden: Neukurve: Sie wird beim erstmaligen Magnetisieren eines vorher nicht magnetisierten Materials durchlaufen. Für die Magnetisierungskurve in Abb. 2a sei angenommen, dass der ferromagnetische Stoff vollkommen entmagnetisiert ist, d.h. H = 0 , B = 0 . Das Aufbringen einer Feldstärke H führt zu einer magnetischen Induktion B , die erst langsam, dann schneller und schließlich kaum mehr ansteigt (Sättigungsgebiet). Hystereseschleife: Sie wird beim Ummagnetisieren zyklisch durchlaufen, siehe Abb. 2b. Wird, ausgehend von der Sättigung + Bmax , die Feldstärke H verringert, so folgt die Induktion der Feldstärkeänderung nicht auf der Neukurve zurück, sondern verläuft oberhalb von ihr. Bei H = 0 bleibt im Eisen ein Restmagnetismus, die sog. Remanenz + Br zurück. Man nennt dieses zeitunabhängige Zurückbleiben Hysterese. Zur Beseitigung der Remanenz + Br ist die Koerzitivfeldstärke − H C notwendig. Wird die negative Feldstärke weiter gesteigert, erreicht das Eisen wieder einen Sättigungszustand − Bmax . Bei Verringerung der Feldstärke auf Null bleibt die Remanenz − Br zurück. Wird die positive Feldstärke gesteigert, so erreicht die Kurve in + Bmax wieder ihren Anfang. Abb. 2: Magnetisierung: a) Magnetisierungskurve; b) Neukurve und Hystereseschleife Je nach Form der Hystereseschleife ergeben sich unterschiedliche Anwendungen für Magnetwerkstoffe. So sollen Magnetwerkstoffe für Übertrager eine hohe Permeabilität bei kleinster Koerzitivfeldstärke haben (weichmagnetisches Material mit schmaler Hystereseschleife). Für Dauermagnete fordert man dagegen hohe Koerzitivfeldstärken und Remanenz, damit sie von fremden Magnetfeldern nicht umgepolt werden können (hartmagnetisches Material mit breiter Hystereseschleife). Bei der Anwendung von Magnetisierungskurven für Berechnungszwecke im magnetischen Kreis (siehe nächsten Abschnitt) geht man immer von einer eindeutigen Magnetisierungskurve aus, d.h. man vernachlässigt die Hysterese. Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Übersicht über die magnetischen Eigenschaften von Materialien: Magnetisierungskurven für Stahlguss, Dynamoblech, Grauguss und legiertes Blech