Grundwissen Jahrgangsstufe 7 GM 7.1 Achsensymmetrie Definition Zwei Punkte liegen symmetrisch bezüglich einer Achse, wenn ihre Verbindungsstrecke von der Achse senkrecht halbiert wird. M P P’ a P und P’ liegen symmetrisch bezüglich der Achse a, weil PM = P' M und PP' ⊥ a Konstruktionen 1. Konstruktion des Spiegelpunkts P’, wenn P und die Achse a gegeben sind Wähle auf der Achse zwei beliebige Punkte A und B. Zeichne einen Kreis um A mit Radius AP und einen Kreis um B mit Radius BP . Die beiden Kreise schneiden sich in P und im gesuchten Punkt P’. 2. Konstruktion der Symmetrieachse a wenn P und sein Bildpunkt P’ gegeben sind Zeichne einen Kreis um P mit genügend großem Radius r. Zeichne einen Kreis um P’ mit dem gleichen Radius r. Die gesuchte Achse ist die Gerade, die durch die zwei Schnittpunkte dieser Kreise verläuft. P B A P' a P' P a 16 Eigenschaften der Achsenspiegelung In der folgenden Figur wurde das Dreieck ABC an der Achse a gespiegelt. C C' β β’ B B' a A A' P Bei einer Achsenspiegelung gilt: Zueinander symmetrische Strecken sind gleich lang. z.B. A' B' = AB Zueinander symmetrische Winkel sind gleich groß. z.B. β’ = β Zueinander symmetrische Geraden schneiden sich auf der Symmetrieachse oder sind zu ihr parallel. z.B. A’C’ und AC schneiden sich auf der Achse a Jeder Punkt der Symmetrieachse ist von zueinander symmetrischen Punkten gleich weit entfernt. z.B. PA' = PA Jeder Punkt der Symmetrieachse ist zu sich selbst symmetrisch, ein sog. Fixpunkt. Die Symmetrieachse ist zu sich selbst symmetrisch, eine sog. Fixgerade. z.B. ist P ein Fixpunkt Wichtige Folgerungen aus den Eigenschaften der Achsenspiegelung Alle Punkte, die von zwei gegebenen Punkten A und B gleich weit entfernt sind, liegen auf der Mittelsenkrechten m von [AB] Alle Punkte, die von zwei parallelen Geraden g und h gleich weit entfernt sind, liegen auf der Mittelparallelen p von g und h. Alle Punkte, die von zwei sich schneidenden Geraden g und h gleich weit entfernt sind, liegen auf den Winkelhalbierenden w1 und w2 von g und h. h h w1 w2 p A m B 17 g g GM 7.2 Punktsymmetrie Definition Zwei Punkte liegen symmetrisch bezüglich eines Punktes (Zentrums) Z, wenn Z der Mittelpunkt ihrer Verbindungsstrecke ist. Z P P' P und P’ liegen symmetrisch bezüglich Z, weil Z ∈ [PP’] und ZP = ZP' . Konstruktionen 1. Konstruktion des Spiegelpunktes P’, wenn P und das Zentrum Z gegeben sind Zeichne die Halbgerade [PZ. Zeichne einen Kreis um Z mit Radius ZP Die Halbgerade und der Kreis schneiden sich im Punkt P und im gesuchten Punkt P’. 2. Konstruktion des Zentrums Z, wenn P und P’ gegeben sind Zeichne die Strecke [PP’]. Konstruiere die Symmetrieachse von P und P’, d.h. die Mittelsenkrechte von [PP’] (vgl. GM7.1). Der Schnittpunkt von [PP’] mit der Achse ist der Mittelpunkt von [PP’], also der gesuchte Punkt Z. P' Z P P Z P' Eigenschaften der Punktspiegelung Zueinander punktsymmetrische Strecken sind stets gleich lang und zueinander parallel. Zueinander punktsymmetrische Winkel sind stets gleich groß. Jede Gerade durch das Symmetriezentrum ist eine Fixgerade. Zwei zueinander punktsymmetrische Geraden sind zueinander parallel. Beispiel für eine punktsymmetrische Figur: Weil zueinander punktsymmetrische Strecken stets auch zueinander parallel sind, ist jedes punktsymmetrische Viereck ein Parallelogramm. Das Symmetriezentrum ist der Schnittpunkt Z der beiden Diagonalen. D C Z A B 18 GM 7.3 Winkelgesetze Winkel an einer Geradenkreuzung Nebenwinkel Scheitelwinkel β α γ α α und β sind Nebenwinkel. Sie haben einen Schenkel gemeinsam. Ihre beiden anderen Schenkel bilden eine Gerade. α und γ sind Scheitelwinkel. Sie haben einen gemeinsamen Scheitel. Ihre Schenkel ergänzen sich jeweils zu einer Geraden. Nebenwinkel ergänzen sich zu 180°. α + β = 180° Scheitelwinkel sind gleich groß. α=γ Winkel an parallelen Geraden Stufenwinkel Wechselwinkel β g2 g2 γ g1 α g1 α s s α und β sind Stufenwinkel. Sie liegen auf der gleichen Seite von s und auf einander entsprechenden Seiten von g1 und g2. α und γ sind Wechselwinkel. Sie liegen auf verschiedenen Seiten von s und auf entgegengesetzten Seiten von g1 und g2. Stufenwinkel an parallelen Geraden sind gleich groß. α=β Wechselwinkel an parallelen Geraden sind gleich groß. α=γ Umgekehrt gilt: Wenn Stufenwinkel gleich groß sind, dann sind die zugehörigen Geraden parallel. Umgekehrt gilt: Wenn Wechselwinkel gleich groß sind, dann sind die zugehörigen Geraden parallel. Innenwinkel Innenwinkel im Dreieck Innenwinkel im Viereck γ γ δ β α In jedem Dreieck beträgt die Summe der Innenwinkel 180°. α + β + γ = 180° α β Man kann ein Viereck durch eine Diagonale in zwei Dreiecke zerlegen. In jedem Viereck beträgt die Summe der Innenwinkel also 2 ⋅ 180° = 360°. α + β + γ + δ = 360° 19 GM 7.4 Terme Terme und Variablen In Termen können auch Variablen auftreten. Die Variablen sind Stellvertreter für Zahlen oder für Größen. Wird in einen Term für jede vorkommende Variable eine Zahl eingesetzt, kann man den Termwert berechnen. Beispiele: T( x ) = x 2 − 4x T(3) = 3 2 − 4 ⋅ 3 = 9 − 12 = −3 T( −3) = ( −3) 2 − 4( −3) = 9 + 12 = 21 T(a; b) = 12 a + b 2 T(5;2) = 1 2 ⋅ 5 + 2 2 = 2,5 + 4 = 6,5 T(0; − 32 ) = 1 2 ( )2 = 49 ⋅ 0 + − 32 Aufstellen und Interpretieren von Termen Viele Sachverhalte lassen sich kurz und präzise durch Terme beschreiben. Dabei ist es sinnvoll den Sachverhalt zunächst anhand konkreter Zahlenbeispiele zu untersuchen. Dann kann man eine Variable einführen und einen Term aufstellen, der den betreffenden Zusammenhang allgemein beschreibt. Beispiel: Aus Würfeln wird ein Turm zusammengeklebt. Wie viele Würfelflächen sind insgesamt aneinander geklebt? 1. Schritt: Betrachtung konkreter Beispiel, z.B. mit Hilfe einer Tabelle Anzahl der Würfel 1 2 3 4 5 Anzahl der geklebten Flächen 0 2 4 6 8 2. Schritt: Suchen und Begründen einer Gesetzmäßigkeit und Aufstellen eines Terms Bei 4 Würfeln sind 3 Klebeflächen vorhanden. An jeder Klebefläche sind zwei Würfelflächen „beteiligt“. Also gibt es in diesem Fall 3 ⋅ 2 = 6 geklebte Flächen. Bei n Würfeln sind (n – 1) Klebeflächen vorhanden, an denen jeweils zwei Würfelflächen „beteiligt“ sind. Es gibt also (n – 1) ⋅ 2 = 2 ⋅ (n – 1) geklebte Flächen. Umformen von Termen 1. Umformungen in Produkten In einem Produkt können gleiche Faktoren zu Potenzen zusammengefasst werden. Beispiel: 4a ⋅ 2b ⋅ a 2 ⋅ 3b 3 = 4 ⋅ 2 ⋅ 3 ⋅ a ⋅ a ⋅ a ⋅ b ⋅ b ⋅ b ⋅ b = 24a 3 b 4 2. Addieren und Subtrahieren gleichartiger Terme Zwei Produkte, in denen die gleichen Variablen in jeweils gleicher Potenz auftreten, nennt man gleichartig. Sie können addiert bzw. subtrahiert werden. Beispiel: 6a 2 b + 4a 2 b = 10a 2 b 3. Klammerregeln Steht vor der Klammer ein Pluszeichen, kann die Klammer einfach weggelassen werden. Beispiel: 3x + (2x − 4 y ) − 8y = 3x + 2x − 4 y − 8y = 5x − 12y Steht vor der Klammer ein Minuszeichen, so ändert man die Vorzeichen in der Klammer und lässt die Klammer und das Minuszeichen vor der Klammer weg. Beispiel: 3x − (2x − 4 y ) − 8y = 3x − 2x + 4 y − 8y = x − 4 y 4. Ausmultiplizieren: „Faktor mal Klammer“ Eine Summe wird mit einem Faktor multipliziert, indem man jeden Summanden mit dem Faktor multipliziert und die entstehenden Produktwerte addiert. Beispiel: 2a(3a − 4 b ) = 2a ⋅ 3a − 2a ⋅ 4 b = 6a 2 − 8ab 5. Ausmultiplizieren: „Klammer mal Klammer“ Zwei Summen werden multipliziert, indem man jeden Summanden der ersten Summe mit jedem Summanden der zweiten Summe multipliziert und die entstehenden Produktwerte addiert. Beispiele: (2a + 3b)(4a − b) = 2a ⋅ 4a + 2a ⋅ ( −b) + 3b ⋅ 4a + 3b ⋅ ( −b) = 8a 2 − 2ab + 12ab − 3b 2 = 8a 2 + 10ab − 3b 2 Vorsicht, wenn vor der ersten Klammer ein Minuszeichen steht, dann muss das gesamte Produkt subtrahiert werden. Setze sicherheitshalber zunächst eine zusätzliche Klammer: 4a − (a − 1)(2 + 5a ) = 4a − 2a + 5a 2 − 2 − 5a = 4a − 2a − 5a 2 + 2 + 5a = 7a − 5a 2 + 2 ( ) 20 GM 7.5 Lineare Gleichungen Eine Gleichung besteht aus zwei Termen, die durch ein Gleichheitszeichen miteinander verbunden sind. 2x − 4 = 5(x + 1) Beispiel: Wenn man anstelle der Variablen eine Zahl in die Gleichung einsetzt, kann sich eine wahre oder eine falsche Aussage ergeben. Im Falle einer wahren Aussage ist die eingesetzte Zahl eine Lösung der Gleichung. Beispiel: Einsetzen der Zahl 2: 2 ⋅ 2 − 4 = 5(2 + 1) 0 = 15 ist keine wahre Aussage. Die Zahl 2 ist keine Lösung der Gleichung. 2 ⋅ (− 3) − 4 = 5(− 3 + 1) Einsetzen der Zahl (−3): −10 = −10 ist eine wahre Aussage. Die Zahl −3 ist eine Lösung der Gleichung. Alle Lösungen einer Gleichung fasst man zur Lösungsmenge zusammen. Gleichungen, die die gleiche Lösungsmenge besitzen, heißen äquivalent. Komplizierte Gleichungen kann man mit Hilfe von Äquivalenzumformungen, d.h. Umformungen, welche die Lösungsmenge nicht verändern, vereinfachen. Äquivalenzumformungen sind: Auf beiden Seiten der Gleichung wird dieselbe Zahl bzw. derselbe Term addiert (subtrahiert). Auf beiden Seiten der Gleichung wird mit derselben von Null verschiedenen Zahl multipliziert (durch dieselbe von Null verschiedene Zahl dividiert). Beispiel: 15(x − 1) − 16x = x (2 − x ) + x 2 2 15x − 15 − 16x = 2x − x + x − x − 15 Klammern auflösen und zusammenfassen 2 = 2x |+x − 15 = 3x −5 = x x = −5 „x isolieren“ |: 3 Anwendungen Viele Textaufgaben lassen sich mit Hilfe von Gleichungen lösen. Dazu legt man die Bedeutung der Variablen fest, übersetzt die Problemstellung in eine Gleichung, löst diese und formuliert einen Antwortsatz. Beispiel: In einem Dreieck mit den Innenwinkeln α, β und γ ist β doppelt so groß wie α und γ um 5° größer als β. Wie groß sind die Winkel? x = Größe des Winkels α (in °) x + 2x + (2x + 5) = 180 x + 2x + 2x + 5 = 180 5x + 5 = 180 | −5 5x = 175 |: 5 x = 35 Die Winkelgrößen sind α = 35°, β = 70° und γ = 75°. Aufgaben zur Prozentrechnung lassen sich oft mit Hilfe von Gleichungen besonders einfach lösen. Beispiel: Der Preis von Skiern wird um 15% gesenkt. Die Skier kosten dann 323 €. Wie hoch war der ursprüngliche Preis? x = ursprünglicher Preis Der neue Preis beträgt 85 % des ursprünglichen Preises, also 0,85 ⋅ x = 323 € |: 0,85 x = 380 € Die Skier kosteten ursprünglich 380 €. 21 GM 7.6 Besondere Dreiecke Kongruenzsätze für Dreiecke Dreiecke, die sich vollständig miteinander zur Deckung bringen lassen, heißen kongruent. Ein Dreieck ist in Form und Größe bereits durch drei geeignete Bestimmungsstücke festgelegt. Dreiecke, die aus diesen Bestimmungsstücken konstruiert werden, sind kongruent. Kongruenzsätze: Zwei Dreiecke sind kongruent, wenn sie in den Längen aller drei Seiten übereinstimmen. (SSSSatz) Zwei Dreiecke sind kongruent, wenn sie in den Längen von zwei Seiten und in der Größe von deren Zwischenwinkel übereinstimmen. (SWS-Satz) Zwei Dreiecke sind kongruent, wenn sie in der Länge einer Seite und in den Größen der beiden dieser Seite anliegenden Winkel übereinstimmen. (WSW-Satz) Zwei Dreiecke sind kongruent, wenn sie in den Längen zweier Seiten und in der Größe des der längeren der beiden Seiten gegenüberliegenden Winkels übereinstimmen. (SsW-Satz) C Gleichschenklige Dreiecke Ein Dreieck, in dem zwei Seiten gleich lang sind, heißt gleichschenkliges Dreieck. Die beiden gleichlangen Seiten heißen Schenkel, die dritte Seite Basis des Dreiecks. Die der Basis anliegenden Innenwinkel heißen Basiswinkel. Der Eckpunkt, welcher der Basis gegenüberliegt, heißt Spitze. Eigenschaften: Die Basiswinkel sind gleich groß. Jedes gleichschenklige Dreieck besitzt eine Symmetrieachse, die Mittelsenkrechte der Basis. Sie ist zugleich die Winkelhalbierende des Winkels an der Spitze. Schenkel a b Schenkel α Basis A β a=b α=β B Rechtwinklige Dreiecke Ein Dreieck, bei dem ein Innenwinkel 90° groß ist, heißt rechtwinkliges Dreieck. Die den rechten Winkel einschließenden Seiten heißen Katheten. Die Seite, die dem rechten Winkel gegenüberliegt, heißt Hypotenuse. Satz des Thales: Wenn ein Dreieck ABC bei C rechtwinklig ist, dann liegt C auf dem Thaleskreis über [AB]. Der Thaleskreis über [AB] ist der Kreis, dessen Mittelpunkt die Mitte M von [AB] ist und der [AB] als Durchmesser besitzt. Umgekehrt gilt: Wenn die Ecke C eines Dreiecks ABC auf dem Thaleskreis über [AB] liegt, dann ist das Dreieck bei C rechtwinklig. C A M Hypotenuse [AB], Katheten [AC] und [BC] 22 B C GM 7.7 Besondere Linien im Dreieck Die Mittelsenkrechten eines Dreiecks Alle Punkte, die von zwei vorgegebenen Punkten A und B gleich weit entfernt sind, liegen auf der Mittelsenkrechten m[AB] der Strecke [AB]. Die drei Mittelsenkrechten eines Dreiecks schneiden sich in genau einem Punkt, dem Umkreismittelpunkt M des Dreiecks. M A B Die Winkelhalbierenden eines Dreiecks C Alle Punkte, die von zwei sich schneidenden Geraden gleich weit entfernt sind, liegen auf den Winkelhalbierenden dieser beiden Geraden. Die drei Winkelhalbierenden eines Dreiecks schneiden sich in genau einem Punkt, dem Inkreismittelpunkt W des Dreiecks. W A B Die Höhen eines Dreiecks C Das Lot vom Eckpunkt eines Dreiecks auf die gegenüberliegende Dreiecksseite oder deren Verlängerung heißt Höhe des Dreiecks. Der Schnittpunkt einer Höhe mit der zugehörigen Dreiecksseite oder deren Verlängerung heißt Höhenfußpunkt. Die drei Höhen eines Dreiecks schneiden sich in genau einem Punkt H. H B A Die Seitenhalbierenden eines Dreiecks C Die Verbindungslinie vom Eckpunkt eines Dreiecks zum Mittelpunkt der gegenüberliegenden Dreiecksseite heißt Seitenhalbierende des Dreiecks. Die drei Seitenhalbierenden eines Dreiecks schneiden sich in genau einem Punkt, dem Schwerpunkt S des Dreiecks. S B A 23