Yoichi Itoh, Nishi-Harima Astronomical Observatory, University of Hyogo, Japan Brücke zirkumstellare Scheiben 100 Prozent Polarisation Der Staubring von GG Tauri GG Tauri A www.wissenschaft-schulen.de/ artikel/1285836 Neue Beobachtungen des jungen Sterns GG Tauri enthüllen weitere Geheimnisse des Staubrings. Was steckt hinter dem schattenhaften Geisterfahrer? B eobachtungen mit dem japanischen ren führten zur Entdeckung eines Begleit- ter­wel­len per Interferometrie und dann Acht-Meter-Teleskop Subaru lassen sterns in einem Abstand von mehr als 1500 mit adaptiver Optik im nahen Infraroten neue Details der zirkumstellaren Mate- Astronomischen Einheiten von GG Tau- zum ersten Mal räumlich aufgelöst. Dabei rie im jungen Mehrfachsystem GG Tauri ri. Anfang der 1990er Jahre stellte sich auf zeigte sich um das enge Hauptsternpaar erkennen. Die Daten wurden im Rahmen Grund von Speckle-Aufnahmen und der GG Tau Aa/Ab ein Ring aus Gas und Staub einer großangelegten Suche nach Exopla- Beobachtung mehrerer Mondbedeckun- (siehe Bilder oben). neten und Scheiben um junge Sterne in gen heraus, dass beide Komponenten A Im Infraroten erscheint die uns zu- der Son­nen­um­gebung gewonnen. Unter- und B des weiten Doppelsterns selbst je- gewandte Seite des leicht geneigten Rin- suchungen der Struktur junger Gas- und weils einen engeren Begleiter besitzen. As- ges heller als die uns abgewandte Seite, Staubscheiben sind dabei von besonde- tronomen nennen diese Konfiguration ein da der Staub das Sternenlicht bevorzugt rem Interesse, da diese als Geburtsort von hie­rar­chi­sches Vierfachsystem. nach vorne, also vom Stern weg streut. Be- Planetensystemen angesehen werden. GG Tauri ist ein junger Stern im Stern- Warmer Staub um GG Tauri bild Stier (lateinisch: Taurus) in einer Ent- Beobachtungen im Infraroten in den 1990er Jahre fanden einen hohen Polari- fernung von rund 400 Lichtjahren. Er war 1980er dass sationsgrad auf Grund der Rayleigh-Streu- über die Jahrzehnte hinweg immer wie- GG Tau­ri in diesem Wellenlängenbereich ung kleiner Staubteilchen im Ring (siehe der für eine Überraschung gut. Der Stern deutlich heller ist, als man es für einen Grafik oben links). Die Rayleigh-Streuung fiel zuerst durch Helligkeitsänderungen sonnenähnlichen Stern erwarten würde. ist auch für unseren blauen Himmel ver- und durch starke H-Alpha-Li­nien­emis­sion Daraus schloss man auf das Vorhanden- antwortlich. In diesen Aufnahmen zeigte auf und wurde auf Grund spektroskopi- sein warmen Staubs in Form einer Schei- sich zum ersten Mal eine geheimnisvol- scher Untersuchungen von George Herbig be um GG Tauri. Anders lies sich die zu- le Lücke in der Helligkeitsverteilung des (1920 – 2013) in die Klasse der jungen Ster- sätzliche Emission im Infraroten nicht Rings (siehe Grafik oben rechts). Als mög- ne eingeordnet. Fortgesetzte und detail- erklären. Mitte der 1990er Jahre wurde liche Erklärung wurde die Existenz eines liertere Beobachtungen in den 1970er Jah- die Scheibe zuerst im Bereich der Mil­li­me­ Exoplaneten postuliert, der als lokale Sen- 30 Juli 2015 Jahren hatten ergeben, obachtungen im polarisierten Licht mit dem Weltraumteleskop Hubble Ende der Sterne und Weltraum JETZT NEU: Links: Dem im infraroten H-Band bei der Wellenlänge 1,6 Mikrometer aufgenommenen Bild des Doppelsternsystems GG Tauri Aa/Ab sind die PolarisationsvektoBrücke ren überlagert. Sie laufen allesamt entlang der Ringstruktur. Rechts: In dieser Graustufendarstellung sind die beobachteten Strukturen markiert, die zirkumstellaren Scheiben, die Lücken und die Materiebrücken. Der zentrale schwarze Bereich zeigt Ab die Position der koronografischen Maske Aa Lücke zur Ausblendung der Sterne. als auch des Ringmaterials im Uhrzeigersinn sind. Weiterhin ist die Bewegung der Lücke für ein Objekt in einer Keplerbahn einen Faktor zwei bis fünf zu schnell. Die Abweichung von einer Keplerbahn und der gegensätzliche Umlaufsinn zwischen Ringmaterial und Lücke sind nicht mit der Exoplanetenhypothese vereinbar, da 1 Bogensekunde 140 Astronomische Einheiten der Planet dann quasi als rasender Geisterfahrer gegen das Ringmaterial laufen müsste. Die Astronomen um Yoichi Itoh vermuten daher, dass es sich bei der Lücke in der Helligkeitsverteilung um den Schattenwurf einer inneren klumpigen ke für den Staub die Abnahme von Materi- Gas- und Staubscheibe handelt, die den al in der Lücke erklären könnte. Doppelstern GG Tau Aa/Ab umkreist und Die neuen Beobachtungen wurden mit adaptiver Optik im nahen Infrarot am die vermutlich gegen die Ebene des Rings verkippt ist. Subaru-Teleskop durchgeführt. Mit Hilfe Bereits aus den Veränderungen der eines Wollaston-Prismas wurde das Licht durch die innere Scheibe erzeugten Schat- in zwei zueinander senkrecht stehende Po- tenbilder lässt sich einiges über deren larisationsrichtungen aufgespalten und Struktur und Lage abschätzen. Daher sind die beiden so entstehenden Bilder zeit- weitere Beobachtungen geplant. Weiter- gleich aufgenommen. Die beiden Kompo- hin wollen die Astronomen GG Tauri auch nenten des Doppelsterns Aa/Ab umkreisen ohne koronografische Maske beobachten, einander im Uhrzeigersinn in einem Ab- um zu einem direkten und ungetrübten stand von rund 35 Astronomischen Einhei- Blick der inneren Scheiben zu gelangen. ten. Der Ring selbst erstreckt sich über eine Sie vermuten, dass die klumpige Struktur Entfernung von etwa 150 bis 250 As­tro­no­ der inneren Scheiben im direkten Zusam- mi­schen Einheiten vom Schwerpunkt des menhang mit der Bildung von Planeten Doppelsternsystems. Die Astronomen fin- stehen könnte. tierungen n o M A S A Alle E N CO D E R ! E T U L O S B m it A ASA DDM160 − Die Sternwartenmontierung Die gekonnte Kombination von Direktantrieben mit 160 mm starken Achsen und Encodern ermöglicht die Fertigung einer der stabilsten Montierungen der Welt. Direct Drive Antrieb Kein Getriebe, daher kein Backlash Autoslew Kontrollsoftware Absolute Encoder auf beiden Achsen Tragkraft 300 kg Twin-Konfiguration 600 kg Sehr hohe Genauigkeit Kein Meridienflip mit Knicksäule Interne Verkabelung Internet - Remotebetrieb Betriebsspannung 24V (1 - 3 A/Tracking) Pointing < 8“ RMS mit Pointingmodel* Nachführgenauigkeit < 0,25“ RMS in 5 Min.* Encoderauflösung 0,007“ an den Achsen Positioniergeschwindigkeit 13°/Sek. *(abhängig von der Steifigkeit des Teleskops) den in den Aufnahmen Hinweise auf zirkumstellare Scheiben um die beiden Dop- Wolfgang Brandner forscht am Max- pelsternkomponenten. Zwei Materieströ- Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg me scheinen diese Scheiben vom Ring aus- über Proplyds, T-Tauri-Sterne und Überriesen, gehend zu speisen. Durch Vergleich mit bis zu 14 Jah- über Braune Zwerge und Exoplaneten sowie zirkumstellare Scheiben. ren älteren Aufnahmen konnten mögliche Veränderungen in der Helligkeitsverteilung der Lücke des Staubrings unter- Literaturhinweis sucht werden. Überraschenderweise be- Itoh, Y. et al.: Near-infrared Polarimetry of the GG Tauri A Binary System. In: Research in Astronomy and Astrophysics 14, S. 1438 – 1446, 2014 wegte sich die Lücke relativ zum Doppelstern GG Tauri Aa/Ab gegen den Uhrzeigersinn, während sowohl der Umlaufsinn der Doppelsternbahn von GG Tauri Aa/Ab www.sterne-und-weltraum.de Juli 2015 31 www.astrosysteme.at