HEFT 4 / 65. JAHRGANG / 2016 KURZFASSUNGEN / PdN PHYSIK in der Schule Faszination Quantentheorie – Die paradoxen Vorhersagen der Theorie und ihre experimentelle Bestätigung P. Schmüser Über das Ziel hinausgeschossen? Bemerkungen zu Einsteins Beiträgen zur Quantentheorien T. Jung Die Quantentheorie ist schon 90 Jahre alt, sie bereitet aber immer wieder große Verständnisschwierigkeiten, weil viele ihrer Aussagen unserer Erfahrung und Intuition widersprechen. Die paradoxen Vorhersagen der Theorie und ihre experimentelle Bestätigung werden diskutiert: Teilchen-Welle-Komplementarität, das seltsame und konträre Verhalten von Bosonen und Fermionen, die Existenz der Antiteilchen, Vakuumfluktuationen als Ursache spontaner Quantenübergänge, Higgs-Mechanismus und die Massen der Feldquanten und Elementarteilchen, die Schrödinger-Katze, Dekohärenz und der Quanten-Klassik-Übergang. Auf einen besonders unanschaulichen Aspekt, die nichtlokale Natur der Quantenmechanik, kann aus Platzgründen nicht eingegangen werden. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit der Quantentheorie im gymnasialen Physikunterricht wird man an mehreren Stellen Beiträge berühren, die Albert Einstein zu diesem Themenkomplex geleistet hat. Hierzu zählen die Deutung des Photoeffekts auf Grundlage der Lichtquantenhypothese, eine Version des Welle-Teilchen-Dualismus, Betrachtungen zu Übergängen zwischen den diskreten Energieniveaus der Elektronen in der Atomhülle sowie der Wahrscheinlichkeitscharakter der neuen Theorie und Einsteins diesbezügliche Kritik. Diese Beiträge Einsteins werden in ihrem inneren Zusammenhang beleuchtet, wobei eine Unterscheidung von zwei Phasen vorausgesetzt wird: bis etwa 1924 steuerte Einstein selbst Anregungen zur sich abzeichnenden Quantentheorie bei, nachdem eine mathematische Formulierung dieser Theorie vorlag, stellte er ab 1926 wesentliche Grundzüge in Frage. Als Leitlinie insbesondere für die erste Phase erweist sich dabei Einsteins Streben nach der „Einheitlichkeit von Erscheinungen“, also die „Einheit der Natur“. Das Ausgangsproblem, das für ihn einen ständigen Bezugspunkt darstellte, ist die spektrale Energiedichte der Strahlung eines Schwarzen Körpers, für die Max Planck eine Formel „erraten“ hatte. Planck konnte allerdings die physikalische Interpretation der dabei als Rechentrick angenommenen Beziehung E = h f durch Einstein genauso wenig akzeptieren, wie später Einstein die Sichtweisen von Niels Bohr und Werner Heisenberg. Daran zeigt sich: „Die Revolution frisst ihre Väter …“ . PdN-PhiS 4/65, S. 5 Die verschwundenen Rätsel der Quantenphysik R. Müller Der Artikel verteidigt die These, dass die Quantenmechanik trotz der anderslautenden öffentlichen Wahrnehmung im Grunde wissenschaftlich verstanden ist. Dies ist das Ergebnis eines Prozesses, der seit etwa 1990 andauert und der sowohl auf experimentelle als auf theoretische Fortschritte zurückgeht. Dabei hat sich nicht die Quantenmechanik verändert, sondern nur unsere Sicht darauf. Einige traditionelle „Rätsel“ (Welle-Teilchen-Dualismus, Zufall, Messprozess), die auch im Unterricht immer wieder als Themen angesprochen werden, werden im Artikel aus der heutigen Perspektive dargestellt. PdN-PhiS 4/65, S. 17 Das Würzburger Quantenphysik-Konzept H. Hübel Häufig steht im Mittelpunkt des schulischen Interesses an der Quantenphysik immer noch die Frage, ob Elektronen bzw. Photonen Wellen oder Teilchen sind. Demgegenüber wird hier ein andersartiges didaktisches Konzept vorgeschlagen, das mithilfe von wenigen Grundfakten sehr viele Beobachtungen zumindest qualitativ deuten kann ohne die traditionelle Frage anzusprechen. PdN-PhiS 4/65, S. 21 Die Quantenphysik – Unterrichtsthema in der Begabtenförderung A. Kellerer Mit den „Begabungsstützpunkten“ in Schwaben soll ein seit Jahren erfolgreiches Konzept der Begabtenförderung in Schwaben vorgestellt werden. Besonders interessierte und motivierte Schülerinnen und Schüler werden in speziellen Kursen über den Regelunterricht hinaus gefördert. Meine Aufgaben sind die Koordination des Begabungsstützpunkts Memmingen und die Leitung von Begabtenkursen. Aus meinen Erfahrungen heraus möchte ich insbesondere einen Einblick geben in den Physikunterricht am Begabungsstützpunkt. PdN-PhiS 4/65, S. 24 PdN-PhiS 4/65, S. 27 Zur Interpretation der Quantentheorie: EPR, Schrödingers Katze, Bell’sche Ungleichung M. Stöckler Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht das Problem der Nicht-Lokalität der Quantentheorie. Sie spielt im sogenannten EPR-Paradoxon eine zentrale Rolle, wobei Einstein, Podolsky und Rosen in ihrem Gedankenexperiment aus dem Jahre 1935 eigentlich die Unvollständigkeit der Quantentheorie zeigen wollten. Im EPR-Paradoxon wird ein Zustandstyp verwendet, den wir heute verschränkt nennen. Er wurde dann von Schrödinger analysiert und zur Formulierung seines Gedankenexperiments mit Schrödingers Katze benutzt. Ich stelle die Argumente von Einstein und Schrödinger vor und kläre einige häufig damit verbundene Missverständnisse. Seit den sechziger Jahren konzentriert sich die Diskussion um die Nicht-Lokalität im Anschluss an einen Beweis von J. S. Bell auf die Besonderheiten der Korrelationen von Messungen an weit voneinander entfernten Messgeräten. Diese belegen, dass die Quantentheorie nicht lokal ist. Die genaue Bedeutung der Nicht-Lokalität, insbesondere die Frage, ob sich daraus ein Konflikt mit der Relativitätstheorie ergibt, haben eine bis heute offene Kontroverse ausgelöst. An den damit verbundenen anschaulichen Gedankenexperimenten kann man auch im Schulunterricht einen Eindruck davon vermitteln, wie sich die Physik im Wechselspiel von Anschauung, mathematischer Theoriebildung und Experiment entwickelt. PdN-PhiS 4/65, S. 32 HEFT 4 / 65. JAHRGANG / 2016 Jenseits von Teilchen und Feldern – Das Mobiliar der Quantenwelt M. Kuhlmann Die heutige Physik beschreibt die grundlegenden Bestandteile unserer materiellen Welt im Rahmen der Quantenphysik. Aber welches Bild entwirft sie von den fundamentalen „Bausteinen“? In den traditionellen Antworten sind Teilchen und Felder die Hauptkandidaten, oder eine Kombination dieser beiden Konzeptionen. Ich werde zeigen, warum keine dieser Antworten haltbar ist, da wesentliche Charakteristika von Teilchen wie von Feldern in der Quantenwelt verloren gehen. Um einer Lösung näher zu kommen, werde ich zunächst der Frage nachgehen, wie sich physikalische Theorien auf die Wirklichkeit beziehen. Auf dieser Grundlage werde ich schließlich die aktuell vieldiskutierte Position des „ontischen Strukturenrealismus“ untersuchen, wonach Strukturen die fundamentalen Gegenstände sind. Schließlich stelle ich eine alternative Interpretation vor, nach der die fundamentalen Bestandteile realisierte Eigenschaften, sogenannte „Tropen“ sind und Dinge als Bündel von Tropen analysiert werden. PdN-PhiS 4/65, S. 38 Altersgerechtes Protokollieren – am Beispiel der „Vasenphysik“ S. Thies Der Einsatz altersangemessener Strukturen im Protokollieren von Experimenten wird am Beispiel der Brechung an Blumenvasen vorgestellt. Die Schülerinnen und Schüler entdecken dabei in Experimenten mit Alltagsgegenständen wichtige Eigenschaften optischer Instrumente und Phänomene. PdN-PhiS 4/65, S. 44 Moment mal … (26): Sind Schülerexperimente erfolgreicher als Demonstrationsexperimente? S. Thaller Die häufig geäußerte Hoffnung, das Schülerexperiment sei für die Vermittlung von Fachwissen geeigneter als experimentelle Demonstrationen lässt sich nicht halten. Die Forschungsliteratur der vergangenen zwanzig Jahre wie auch die Ergebnisse einer aktuellen Studie stehen Überzeugungen von Schülerinnen und Schülern, aber auch Überzeugungen von Lehrkräften naturwissenschaftlicher Fächer entgegen. Entscheidender für den Lernerfolg sind die Lehrkraft und die jeweils passende Experimentiersituation.? PdN-PhiS 4/65, S. 48 KURZFASSUNGEN / PdN PHYSIK in der Schule