StadtapoSchwechat 305

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Essen, trinken
& Arzneimittel
er Mensch deckt seinen Energiebedarf durch die Aufnahme von Nahrung. Sie wird im Magen und
Darm verdaut und dabei werden die benötigten Nährstoffe und Bestandteile herausgelöst. Gemeinsam mit den erwünschten
Nährstoffen sind in den Nahrungsmitteln
aus der Natur auch einige tausend Wirkstoffe enthalten. Sie dienen den Pflanzen u.a.
zur Abwehr von Schädlingen, Bakterien
usw., sind für den Menschen aber toxisch (=
giftig). Der Verdauungstrakt verfügt über
ein hochkomplexes System zur Entgiftung
dieser unerwünschten Nahrungsbestandteile. Arzneimittel werden ebenfalls über diese
Mechanismen aufgenommen, umgewandelt und ausgeschieden. Es liegt deshalb
nahe, dass es zu gegenseitigen Beeinflussungen (Interaktionen) kommen kann.
Interaktionen zwischen Nahrung und Medikament können zu Änderungen der Arzneimittelwirkung führen, umgekehrt können aber auch Arzneimittel ihrerseits zu
Änderungen der Nährstoffaufnahme oder
zu Änderungen des Ernährungszustandes
führen.
D
Beispiel Grapefruit
Besonders hervorzuheben ist die Wirkung
von Grapefruitsaft. Inhaltsstoffe des Saftes
führen zu einer Hemmung der Wirkung
eines Enzyms namens CYP3A4. Das führt
bei einigen Arzneistoffen zu unerwünschter
Verstärkung der Wirkung durch erhöhte
Blutkonzentration oder längeren Verbleib
im Körper. Diese Interaktionen sind nicht
ungefährlich, Todesfälle sind schon vorge-
AUF NUMMER SICHER
Auf Wunsch können wir bei unseren
Kunden mit Kundenkarte die Medikation durch den Arzt auf Verträglichkeit mit allen anderen bei uns gekauften Produkten überprüfen. Und natürlich beraten wir Sie zum Thema Unverträglichkeit oder Wechselwirkungen
gerne näher.
Nicht jedes Medikament verträgt sich mit jedem Essen oder Getränk.
Oft ist es auch entscheidend, ob es vor oder nach dem Essen oder auf
nüchternen Magen eingenommen wird.
kommen. Besonders bei Medikamenten aus
der Familie der Statine, die die Blutfette
senken (z.B. Simvastatin, Lescol, Sortis,
Pravastatin), ist Vorsicht geboten!
Weitere Medikamente, die mit Grapefruitsaft nicht zusammenpassen sind: Calciumantagonisten gegen Bluthochdruck (Plendil, Syscor, Isoptin), Schlaf- und Beruhigungsmittel (Halcion, Valium, Psychopax),
Mittel gegen Herzrhytmusstörungen (Sedacoron) und Viagra. Für Grapefruitsaft sind
diese Interaktionen nachgewiesen. Es gibt
aber auch Hinweise, dass Orangen- und Zitronensaft diese Wechselwirkung hervorrufen können.
Gegenteil Johanniskraut
Auf der anderen Seite erhöht Johanniskraut
die Aktivität des Enzyms CYP3A4. Gewisse Arzneimittel werden schneller abgebaut
und wirken dadurch weniger – darunter die
Pille oder blutverdünnende Arzneien (Marcoumar).
Auch die Bindung von Arzneimitteln an Fasern und Ballaststoffe von Vollkornprodukten, besonders Müsli und Weizenkleie, kann
die Wirkung vermindern. Bei einigen Antibiotika (Ospen, Zoroxin), sowie Schmerzmitteln (Mexalen, Mexavit, Paracetamol)
kann sich das auswirken. Auch die Aufnahme von Spurenelementen wie Zink, Selen
oder Eisen wird so gesenkt.
Ein Faktor, der den Wirkeintritt eines Medikamentes bestimmt, ist die Verweildauer
einer Tablette im Magen. Besonders bei
Schmerzen, wenn man sich eine schnelle
Wirkung der Arznei erhofft, kann das von
Bedeutung sein. Studien über Acetylsalicylsäure (Aspirin) haben ergeben, dass die Wirkung bei Einnahme einer Tablette vor dem
Essen rascher, aber vor allem viel stärker erfolgt, als bei Einnahme nach dem Essen.
Bei Diclofenac (z.B.: Voltaren Tabletten,
Deflamat, Diclobene) kann der Unterschied
im Wirkungseintritt bis zu 3 Stunden betragen – je nachdem, ob man es vor oder nach
dem Essen einnimmt. Diese Medikamente
wirken auch umso langsamer, je mehr Fette
und Proteine (Fleisch) man gegessen hat.
Bei Patienten mit Schmerzen oder Angstzuständen ist die Verweildauer der Nahrung
im Magen zusätzlich erhöht. Die Magenpassage kann man am Besten durch Trinken von warmem Wasser beschleunigen.
Dieser Tipp ist vielen bekannt: Wenn man
frisch gepressten Karottensaft trinkt, soll
man dem Saft einige Tropfen Olivenöl beifügen. Der Grund ist, dass das Provitamin
A der Karotte zu den fettlöslichen Vitaminen gehört. So wie auch Vitamin A, D, E
und K kann sie der Körper nur dann gut
aufnehmen, wenn man dazu fette Speisen
oder Öle zu sich nimmt. Ähnlich verhält es
sich mit dem Malariamittel Malarone.
Nüchtern eingenommen bleibt es unwirksam. Auch das häufig verordnete Pilzmittel
Sporanox ist deshalb nach dem Essen einzunehmen.
Einige Arzneistoffe vertragen sich nicht mit
Milch. Bei den Antibiotika der Wirkstoffgruppe der Tetracycline (Doxycyclin, Doxybene, Vibramycin), den Aknemitteln mit
dem Wirkstoff Minocyclin (Auramin,
Udima, Minocin) und bestimmten Antibiotika gegen Blasenentzündung (Norfloxacin,
Zoroxin) wird durch die Einnahme mit
Milch die Wirkung stark gesenkt.
Wir beraten Sie gerne
Gefährliche Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln finden bei ca. 6 % der Arzneimittel statt. Ich habe hier einige beispielhafte Fälle bei häufig verordneten Arzneien
beschrieben. Wenn Sie mehr wissen wollen: fragen Sie Ihren Apotheker!
Mag.pharm. Angela Simunek-Kuhn
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