Käfer – die Ritter der Lüfte

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Käfer – die Ritter der Lüfte
Käfer stellen mit 350.000 Arten die artenreichste Tiergruppe der Erde. In Mitteleuropa leben nur etwa 8.000 Käferarten, wo sie praktisch fast alle Lebensräume besiedeln. Das Wort Käfer hat germanische Sprachwurzeln. Aus dem 13. Jahrhundert ist das Wort Kever belegt, das so viel bedeutet
wie kauen, nagen. Käfer leben ungefähr seit der Perm-Zeit (vor etwa 265 Mio. Jahren) auf der Erde. Der Körperbau der Käfer unterscheidet sich
von dem anderer Insekten z. T. recht deutlich: Man kann sie getrost als Ritter unter den Insekten bezeichnen, da ihr Panzer oft sehr massiv ausgebildet ist und dementsprechend Schutz vor Fraßfeinden bietet: Kopf- und Halsschild wie auch die beiden Deckflügel sind stark chitinisiert. Beim Flug
werden die beiden Deckflügel abgespreizt und dienen der Balance. Beim Rosenkäfer bleiben sie auch während des Flugs angelegt. Nur die Hinterflügel werden zum Fliegen benutzt. Käfer durchlaufen eine vollständige Metamorphose vom Ei, über das Larven- und Puppenstadium bis zum fertig
entwickelten Insekt (Imago). Die Käfer, die mit Jahreszeiten zu leben haben, überwintern in der Regel im Puppenstadium und schlüpfen dann erst
im Frühling.
Käfer und Mensch
Der überwiegende Teil der Käfer bleibt von Menschen unbeachtet, einige Arten werden aber als Konkurrenten und Schädlinge betrachtet, andere
wiederum als Nützlinge. Seit die Menschen Ackerbau – insbesondere in Monokultur - betreiben, Nahrungsmittel kultivieren und lagern, bieten sie für
bestimmte Käfer ideale Fortpflanzungs- und Lebensbedingungen. Namen wie Kartoffelkäfer, Brotkäfer, Reiskäfer, Mehlwurm (Larve des Mehlkäfers)
und Erbsenkäfer sprechen für sich.
Käfer als Nützlinge
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Nicht nur das Obst und Gemüse zu unserer Ernährung sondern der Bestand des Großteils der gesamten Vegetation verdanken wir den Insekten,
die als Blütenbestäuber für die Fortpflanzung und damit für den Fortbestand zahlloser Pflanzen unentbehrlich sind. Diese wichtige Leistung
erbringen nicht nur Bienen sondern nicht zuletzt auch die allgegenwärtigen Käfer.
Die räuberisch lebenden Käferarten, wie z.B. die Laufkäfer, fressen andere Insekten und somit auch Schädlinge in Landwirtschaft und Gartenbau. So vertilgt z.B. der Marienkäfer als Larve wie auch als Imago fast ausschließlich Blattläuse. Allein in seiner Larvenzeit frisst er je nach Art bis
zu 3.000 dieser Pflanzenschädlinge! Kein Wunder, dass Käferarten gezielt für die biologische Schädlingsbekämpfung gezüchtet werden.
Wichtiges Glied im biologischen Nahrungsnetz: Käfer rangieren relativ weit unten in der Nahrungspyramide. Fast alle Käferarten dienen anderen Lebewesen als Beute und sind somit wichtige Bestandteile der Ökosysteme auf der Erde.
Viele phytophage („pflanzenfressende“) Käferarten zerkleinern mit ihren Mundwerkzeugen pflanzliche Reste und fördern damit die Humusbildung und das Aufschließen von Nährstoffen für neues Wachstum!
Der Goldglänzende Rosenkäfer – Cetonia aurata L.,
Fam. Scarabaeidae – (Blatthornkäfer)
Aufgrund seiner goldgrünen bis kupfergoldenen glänzenden Flügelfärbung ist der
Goldglänzende Rosenkäfer einer der auffälligsten Käfer in unseren Breiten. Er gehört
zur Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae), zu der auch die Mai- und Junikäfer
gehören und die alle fächerförmige Fühler besitzen. Wie die meisten einheimischen
Rosenkäfer-Arten ist er durch die Bundesartenschutzverordnung (BVO) besonders
geschützt.
Die Käfer leben nur wenige Monate. Zwischen Mai und August trifft man sie regelmäßig in naturnahen Gärten an. Auch wenn sie Rosenkäfer heißen, so mögen sie
doch ebenso die Blüten von Holunder, Flieder, Weißdorn oder Hartriegel und sind auf
Doldenblüten und Disteln zu finden. Hier bleiben sie oft stundenlang und fressen Pollen und andere Blütenteile.
Der Rosenkäfer ähnelt sehr dem Maikäfer!
Die Weibchen des Goldglänzenden Rosenkäfers legen ihren gesamten Eivorrat an
einer Stelle ab, meist Humuserde, gerne auch Kompostlegen. Dort findet die gesamte ein- bis zweijährige Entwicklung des Rosenkäfers statt. Besonders auffallend sind
die bis 6 cm großen Engerlinge, die man häufig beim Umsetzen des Komposts findet.
Oft werden sie fälschlicherweise als Maikäferengerlinge eingestuft und vernichtet.
Dabei frisst die Larve des Rosenkäfers ausschließlich tote Pflanzenreste und ist für die
Kompostbereitung als Zerkleinerer bzw. Nährstoffbereitsteller von großer Bedeutung.
Engerlinge, die beim Umsetzen des Komposthaufens gefunden werden, sind
Larven des Rosenkäfers und nicht des Maikäfers! Die Larven sind deshalb in
den Kompost zurückzusetzen, nicht zuletzt da sie für die Kompostbereitung
sehr nützlich sind!
Maikäferengerlinge wird man nie im Kompost finden, sie fressen in der Regel nur lebendes Pflanzenmaterial, wie zum Beispiel Pflanzenwurzeln: bei Massenauftreten
können dabei deutliche Verluste in Land- und Forstwirtschaft entstehen.
Nach einer Puppenruhe von nur zwei bis drei Wochen schlüpft der fertige Rosenkäfer. Er verbleibt oft den ganzen Winter in der Puppenwiege.
Engerling des Rosenkäfers in Komposterde
Die Artenvielfalt auf der Erde - ein trauriges Kapitel
Heute sind auf der Erde rund 1,7 Millionen Tier- und Pflanzenarten bekannt und jährlich werden über 12.000 neue Arten entdeckt. Somit steht die wirkliche
Artenzahl der Erde noch lange nicht fest! In Fachkreisen werden Schätzungen zwischen 10 und 20 Millionen Arten diskutiert. U.a. in der pharmazeutischen
Forschung wie auch im Agrar-, Lebensmittel- und Energiesektor werden in der Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten enorme Zukunfts- und Entwicklungspotenziale gesehen. So nutzt die pharmazeutische Industrie schon heute die biologische Vielfalt: In Deutschland basieren ca. 50 % der heute gebräuchlichen
Arzneimittel auf Heilpflanzen bzw. auf deren Inhaltsstoffen. Etwa 70 bis 90 % der getrockneten pflanzlichen Stoffe werden heute immer noch wild gesammelt.
Leider geht der Mensch trotz dieser Erkenntnis nur wenig pfleglich mit dieser Naturressource um: täglich sterben derzeit ca. 70-150(!) Arten aus. Somit ist ihr
potenzieller Nutzen für unsere Generation und auch alle nachfolgenden Generationen für immer verloren.
Darüber hinaus wird leider oft vergessen, dass wir täglich zahlreiche "Dienstleistungen" der Natur (und somit der biologischen Vielfalt) nutzen: frische und
saubere Luft, sauberes Wasser, bestäubende Insekten (z. B. Bienen), CO2 -Speicherung (in Wäldern, Mooren, Böden, Weltmeeren) u.v.a.m. Dieses sind alles
unentgeltliche, aber auch unentbehrliche Ökosystemfunktionen: Ob wir wollen oder nicht, wir sind Teil von Stoffkreisläufen, die sich über Jahrtausende bis
Jahrmillionen entwickelt haben. Werden diese Systeme nachhaltig gestört z.B. durch Verlust ihrer Teile, sprich: Arten, trifft es früher oder später auch uns direkt als Menschen: Je nach Region sind Nahrungsmangel, Krankheiten, Wasserknappheit aber auch Überschwemmungen und Erosionen nur einige der zu
erwartenden Folgen.
Fotos: Hilligardt
Text: Bauer, Hilligardt
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