LOKALES DK Nr. 73, Samstag/Sonntag, 28./29. März 2015 Menschen, Länder, miba-Stände In Halle 4 stellen sich die Partnerstädte vor und erzeugen reichlich Fernweh 32 Ing os letzte Worte Von Isabel Ammer Ingolstadt (DK) Zehn Partnerstädte hat Ingolstadt – und wer durch die Halle mit den Spezialitäten und Traditionen schlendert, kommt nicht umhin, ein klein wenig Fernweh zu verspüren. Inmitten von schottischem Whiskey, französischem Parfüm, slowenischen Süßspeisen und chinesischen Drachen. „Wir wissen, die Ingolstädter trinken gerne Whiskey“, erzählt Robert Main aus Kirkcaldy in Schottland. Deswegen haben sie gleich eine ganze Ladung mitgebracht. Auch fünf verschiedene Sorten Klosterbier und Guiness aus Irland gibt es am Stand. Je später der Nachmittag, desto voller die Tische. Dazu läuft fröhliche, schottische Dudelsackmusik. „Mein erster Besuch in Ingolstadt war 1970“, erzählt Robert Main. Seither sei „Prost Mahlzeit. Dahoam krie gn de Chinesn unser guads Bier und auf da miba miassns Lampions basteln.” MKK-Freunde: Neuer Vorstand ANZEIGE g: Samsta hr 14 -16 U s- ion Redakt tunde s h c e r p S Sprechen Sie am Samstag am DK-Stand in Halle 13 mit Markus Meßner von der Redaktion Vohburg g: Sonnta hr 14 -16 U s- ion Redakt tunde s Sprech Sprechen Sie am Sonntag mit Verena Belzer von der Redaktion Neuburg Aus zehn verschienen Ländern kommen die Vertreter der Partnerstädte auf der miba. Am Stand von Murska Sobota (Slowenien) gibt es Wurst zu kosten. Die Schotten haben Whiskey mitgebracht, aus Polen gibt es bemalte Eier zu bestaunen und Paprika aus Ungarn. Am Stand von Foshan (China) basteln zwei Frauen bunte Lampions. Die Drachenköpfe begeistern vor allem Kinder. Fotos: Rössle er zwar nicht jedes Jahr hier gewesen, dafür in machen Jahren gleich zwei- oder dreimal. Auch die Schanzer kommen gerne in ihre schottische Partnerstadt. „2014 waren über 200 Ingolstädter in Kirkcaldy.“ Die Mailinger Blaskapelle laut Robert Main sogar zweimal. „Und unsere Prospekte sind fast weg.“ Das Zelt ist gut besucht, wer lässt sich nicht gerne zum Probieren verführen? „Nach Schottland, da wollten wir schon immer mal hin – am Stand ist es uns jetzt wieder eingefallen“, erzählt Franz Eichhorn aus Lippertshofen. „Ich würde am liebsten weit fort, China würde mich am meisten reizen“, sagt Rolanda Niemeier aus Hepberg. Früher sei sie sehr gerne gereist, nach Thailand zum Beispiel. Mit kunterbunt bemalten Ostereiern lockt Opole in Polen. „Es ist polnische Folklore, wir bemalen Eier und Holzspielzeug“, sagt Dorota Pytel in angestrengtem Deutsch, mit strahlendem Lächeln. Sie trägt ein Kleid in der traditionellen Landestracht. Gerade die Kinder sind von dem bunten Holzspielzeug fasziniert. Ein Stück weiter im Gang lockt Foshan mit chinesischen Drachen. Zwei Frauen falten Lampions, unterhalten kann sich mit ihnen nur, wer chinesisch spricht. Doch allein der Besuch am Stand öffnet den Blick in eine völlig andere Kultur. Mit Holzbrettchen voller Spezialitäten und Leckereien locken Jasna und Edi Flisar aus der slowenischen Partnerstadt Murska Sobota Besucher an ihren Stand. „Wir haben gutes Essen und schöne Thermen“, empfiehlt Jasna Flisar ihre Heimatstadt. „Wie war das? Schöne Damen?“ Ein Mann bleibt stehen und zwinkert. Die beiden Slowenen lachen. „Damen auch“, sagt Jasna Flisar. Oder wenn eine Frau frage, auch schöne Männer. Und wer will, bekommt von ihr das Rezept für eine traditionelle, slowenische Süßspeise, die „Premurska Gibanica“: „Sie besteht aus 17 Schichten mit Mohn, Nuss, Strudel und Quark.“ Auch typische Wurst haben sie dabei. „Wia hoaßt de Wurscht?“, fragt eine Besucherin. „Kranjska“, lautet die Antwort. „Ach, a Krainer.“ Die Völkerverständigung klappt, auch auf bayerisch-slowenisch. An Ingolstadt gefalle ihm die Altstadt – weil alles noch so sei, wie vor vielen hundert Jahren, erzählt Edi Flisar. Und verweist auch auf das schöne, slowenische Vulkanland. Paprikapulver gibt es am ungarischen Stand bei der Stadt Györ. „Bei uns ist viel los, es gibt sakrale Schätze und Sehenswürdigkeiten“, verspricht Judiz Csillag in gebrochenem Deutsch. Und die Besucher? Silvia und Johann Kral aus Ingolstadt sind sich einig: Interessieren würde sie alles, aber das Erste wird sicher Italien sein. Weil’s einfach schön sei. Schrecken aus der Schublade Sonderausstellung im Reduit Tilly zeigt schonungslose Grafiken und Plaketten aus dem Ersten Weltkrieg Von Christian Silvester Ingolstadt (DK) Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein Leichtathlet: Elegante Körperspannung, den Blick hoch konzentriert auf das Ziel gerichtet, bereit, kräftig auszuholen. Tritt der Betrachter aber näher – und das ist bei der kleinformatigen Grafik nötig –, weicht der sportliche Eindruck der schwarzen Figur dem Schrecken. Der Mann mit den ausgestreckten Armen steht da wie gekreuzigt. Ein Soldat. Er wirft keinen Diskus, sondern eine Handgranate. Große schwarze Löcher anstelle von Augen. Sein Gesicht – ein Totenkopf. Grauenhaft. Die Grafik heißt „Die Handgranate“, gezeichnet 1916 oder 1917 von Andreas Gering – ein Name, den keiner mehr nennt und wohl schon vor 100 Jahren keiner genannt hat. Womöglich hat das Bild außer dem Künstler nie jemand zu Gesicht bekommen, ehe es die Kölner Letter-Stiftung aufstöberte und erwarb. So wie hunderte ähnliche Kunstwerke: kleinformatige Grafiken und Medaillen mit Motiven aus dem Ersten Weltkrieg. Die europäische Katastrophe in allen Facetten. Ein Panoptikum des Schreckens. Von trügerischer Soldatenidylle über schonungslos-brutale Darstellungen des Sterbens auf den Schlachtfeldern bis zu düsteren grauschwarzen Miniaturen, die mit christlicher Todessymbolik zum Frieden mahnen; das volle Grauen – tendenziell subversiv, da ungeschönt. Die Propagandagemälde des Kaiserreichs sahen anders aus. Seit vergangener Woche zeigt das Bayerische Armeemuseum rund 300 dieser außergewöhnlichen Grafiken und Plaketten aus den Händen von 137 namenlos gebliebenen Künstlern im Reduit Tilly. Es sei eine Art Leitfaden der Letter-Stiftung, nicht nur nach den großen Sternen zu greifen, sagt Bernd Ernsting, Kurator der Ausstellung „Der Große Krieg im Kleinformat“ und Autor des gleichnamigen Buches. Er vermutet, dass rund 40 Prozent der Werke bis zu ihrer Wiederentdeckung dank der Stiftung nie publiziert oder ausgestellt worden sind. „Viele Künstler haben niemals ein Publikum gehabt, und nicht wenige von ihnen haben den Krieg nicht überlebt.“ Ernsting beschreibt die kleinen Grafiken als „heimliche Künste der Schublade“: sehr private Blicke auf die „wirklichen und wahren, die schrecklichen Seiten des Weltkriegs“. Zweifellos dienten viele Werke auch einem therapeutischen Zweck: Die Künstler verarbeiteten traumatische Fronterlebnisse. „Sie sind gezeichnet von einem ungeheuren Schock, denn diese brutale Form des Krieges hat sich zuvor niemand vorstellen können. Und sie sind oft schwer geschädigt vom dem, was sie erleiden mussten“, sagt Ernsting. „Junge Menschen, die 1914 als Individuen in den Krieg ziehen. Vermeintliche Helden, die schnell zu anonymen Nummern werden – zu einer Masse Mensch geformt, die bedenkenlos verheizt wird.“ Existenzielle Erfahrungen. So mancher der ausgestellten Künstler, sagt der Kurator, „begann konservativ zu malen – und wurde im Krieg zum Expressionisten“. „Wir stellen der Flut von Fotos aus dem Ersten Weltkrieg eine Flut von Kunst entgegen“, sagt Ansgar Reiß, der Leiter des Bayerischen Armeemuseums. „Wir erleben in der Ausstellung eine Explosion von Bildern!“ Die meisten entstanden „frei von Zensur und sozialem Druck“. Das erklärt die Schonungslosigkeit der Schreckensgemälde aus der Schublade. „Der Große Krieg im Kleinformat“ ist bis 26. Juli in der Dauerausstellung zum Ersten Weltkrieg im Reduit Tilly im Klenzepark zu den gewohnten Öffnungszeiten zu sehen: Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 17.30 Uhr. Ingolstadt (DK) Da voraussichtlich 2018 das Museum für Konkrete Kunst und Design im Gießereigelände neu eröffnet werden soll, hat sich der Freundeskreis in seiner Mitgliederversammlung entschlossen, seinen Namen in „Freunde des Museums für Konkrete Kunst und Design“ zu ändern. Die neue Satzung beinhaltet alle aktuellen Regelungen, die für einen modernen Verein gelten. Ziel ist es nach wie vor, neue Unterstützer für den Verein zu gewinnen. Neuer Vorsitzender ist Werner Klein. Als erste und zweite Stellvertreter wurden Roland Hansch und Birgit Wiercinski gewählt, Schatzmeister ist Roland Scheuerer, Schriftführerin Sabine Pacher. Nach Ben Muthofer (2013) und Petra Volkwein (2014) hat die Mitgliederversammlung nun auch Eugen Gomringer und Ingeborg Wilding-König zu Ehrenmitgliedern ernannt. Der Ankauf der Sammlung von Professor Eugen Gomringer 1981 durch die Stadt Ingolstadt bildete den Grundstock für den Museumsbestand. Er ist dem Museum nach wie vor eng verbunden. Ingeborg Wilding-König hat mit ihrem Mann, dem Künstler Ludwig Wilding (19272010), die Bedeutung der Gründungsstiftung mitgeprägt. Das Ehepaar war Gründungsstifter der 2007 ins Leben gerufenen Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt, die seitdem auch ein wichtiges Werkkonvolut des Künstlers besitzt. Telefonseelsorge sucht Mitarbeiter Ingolstadt (DK) Die Mitarbeiter der Telefonseelsorge machen es möglich, dass sich Menschen jedes Alters rund um die Uhr aussprechen können. Derzeit wechseln sich 64 Ehrenamtliche bei der Telefonseelsorge ab. Um ihre Mitarbeiter gut vorzubereiten, bietet sie eine kostenlose Ausbildung an. Die Teilnehmer erwerben die Qualifikation für das Gespräch am Telefon und können auch ihre persönlichen sozialen und kommunikativen Fähigkeiten weiterentwickeln. Ab Mitte Juni beginnt ein neuer Ausbildungskurs, bei dem noch Plätze frei sind. Die Gruppe trifft sich wöchentlich am Montagabend. Interessierte können sich bis Ende April unter der Telefonnummer (08 41) 91 00 01 melden oder eine Mail an [email protected] senden. Böhmerwaldbund trifft sich Frau mit Stahlhelm, Plakette aus dem Ersten Weltkrieg, präsentiert in einer verstellbaren Vitrine. Düstere Werkschau: In der neuen Dauerausstellung zum Ersten Weltkrieg sind kleinformatige Grafiken, Plaketten und Plastiken von Künstlern zu sehen, die das Grauen der Fronterlebnisse zeigen. Fotos: Rössle Gestalten des Todes, vorn ein Opfer, im Hintergrund die Profiteure des Ersten Weltkriegs. Ingolstadt (DK) Die Jahresversammlung des Deutschen Böhmerwaldbundes, Ortsgruppe Ingolstadt, beginnt am Palmsonntag, 29. März, um 14 Uhr im Vereinsheim des TSV Nord an der Wirffelstraße. Im ersten Teil sind Berichte über das Vereinsjahr vorgesehen, im zweiten Teil stimmt der Frauensingkreis des Bundes Lieder und Erzählungen auf den Frühling und die österliche Zeit ein.