Skript Einführung Soziologie

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Einführung in die Soziologie
Skript
Prof. Dr. Hajo Weber
Universität Kaiserslautern
FG Soziologie
Gliederung
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Begriff der Soziologie
Entwicklung der Soziologie
Soziologie als Theorie sozialer Systeme
Elemente sozialer Systeme
Ebenen sozialer Systeme
Ebenen sozialer Systeme: Interaktion, Organisation,
Gesellschaft
• Interaktionssysteme
• Organisationssysteme
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•
Gesellschaft und gesellschaftliche Funktionssysteme
Politik
Wirtschaft
Erziehung
Wissenschaft
1. Begriff der Soziologie
•
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•
Einleitung
Gegenstände der Soziologie
Soziologie als interindividuelle Disziplin
Spezifizierung des Gegenstandes der
Soziologie
• Eine Soziologie oder mehrere ?
• Wie verfährt Soziologie ?
• Wozu nützt Soziologie ?
Was istSoziologie?
"Die Beziehungen zwischen Menschen, die Gesellschaft herstellen
oder die Art der Gesellschaft bestimmen, ferner die diesen
Beziehungen dienenden Ordnungen und die sozialen Gebilde,
welche dazu bestimmt sind, Zwecken gesellschaftlichen
Zusammenwirkens oder einer Mehrheit solcher Zwecke dauerhaft
zu dienen, sowie die Regelmäßigkeiten des geschichtlichen
Wandels dieser Beziehungen, Ordnungen und Gebilde, schließlich
die gesellschaftlich vorherrschenden Haltungen und die der
intellektuellen Verdeutlichung dieser Haltungen dienenden
sogenannten Ideologien und die Regelmäßigkeiten des Wandels
dieser Haltungen sowie die Zusammenhänge zwischen
Institutionen, Haltungen und Ideologien sind mögliche
Gegenstände wissenschaftlicher Forschung."
(G. Weisser)
Gegenstände der Soziologie
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•
Beziehungen zwischen Individuen
Beziehungen zwischen Individuen und Gesellschaft
Art der Gesellschaft
Ordnungen in der Gesellschaft
das Zusammenwirken von sozialen "Gebilden"
Wandel (von Gesellschaften, Ordnungen, sozialen
"Gebilden")
vorherrschende Haltungen und die wissenschaftlichen /
intellektuellen Verdeutlichungen dieser Haltungen
Soziologie als interindividuelle Disziplin
Interaktionen
Individuum 1
(Alter)
Individuum 2
(Ego)
- soziales Handeln - soziale Kommunikation
(M. Weber),
(N. Luhmann)
1864-1920
- Tausch
(marxistische
Soziologie)
Soziologie als interindividuelle Disziplin
• Wie ist soziales Handeln möglich ?
• Wie interagieren zwei psychische Systeme ?
• Bilden sich Regelmäßigkeiten in der Interaktion aus ?
• Was sind die "sozialen Faktoren"?
(E. Durkheim 1858-1917)
Erweiterung 1
• Betrachtung einer begrenzten Vielzahl (regional konzentrierter)
Interaktionen von Individuen
Identifikation überindividueller "sozialer Gebilde" z.B.
Statusunterschiede
Interaktionsmodi
soziale Rollen ("soziale Strukturen")
(G. Simmel, 1858-1918)
= "Vergemeinschaftung" von Individuen
(F. Tönnies, 1855-1936)
z.B. Gruppen, Gemeinden, Clans
Erweiterung 2
• Gegenstand der Soziologie ist umfassender als Gemeinschaften
• umfaßt die soziale Umwelt von Gemeinschaften, d.h. die
Gesellschaft
zentral:
Analyse und Erklärung der Eigenschaften und
Entwicklungen der Gesellschaft.
Wie ist Gesellschaft möglich ?
Erweiterung 2
• Analyse der Prozesse der "Vergesellschaftung"
z.B. über
- Werte / Normen / Erwartungen
- Gesellschaftsbilder/ d.h. individuelle Konstruktion
- Arbeit und Tausch
- Funktionserfüllung
gesellschaftlicher Funktionssysteme /Teilsysteme
(Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Erziehung, Recht etc.)
Erweiterung 2
• zentrales Problem:
unintendierte Handlungsfolgen
Beispiel:
Funktionsweise von Märkten
(Verfall von Preisen, Überangebot etc.)
Betrachtungen von sinnhaften Handlungen von Alter
und Ego reichen nicht aus.
Frage: Wie ist gesellschaftliche Ordnung dann noch möglich ?
Antwortversuch durch Theorie sozialer Systeme
(z.B. N. Luhmann).
Spezifizierung des Gegenstandes
Soziologie
• Soziologie ist die Wissenschaft der Gesellschaft, die ihren
"Gegenstand" in der Form von sozialen Systemen
betrachtet.
1. Gesellschaft
gesellschaftliche Sub- /Teilsysteme
z. B. Politik, Wirtschaft, etc.
2. Organisation
z.B.: Wissenschaftsorganisationen
Erziehungsorganisationen
Wirtschaftsorganisationen
3. Interaktionssysteme
z.B.im Seminarraum
in der Klasse
zwischen Management und Betriebsräten
Spezifizierung des Gegenstandes
Soziologie
• Frage:
Wie funktionieren soziale Systeme?
Antwortversuch:
Soziologische Theorien
z. B. Systemtheorie
Allgemeine Soziologie und spezielle Soziologien
soziales System gesellschaftliches
Funktionssystem
Interaktion
Erziehung
Parteien/Verbände Leitung/
Mitglieder
Verwaltung
Gerichts=
Gerichte
verhandlung
Management/
Unternehmen
Betriebsräte
Schule
Lehrer/Schüler
Wissenschaft
Universität
Religion
Kirche
Politik
Recht
Wirtschaft
Gesellschaft
Organisation
etc.
Forscher/
Studenten
Leitung/Mitglieder
Allgemeine Soziologie
• Allgemeine Soziologie =
umfassende Theorie sozialer Systeme, Gesellschaft
• spezielle Soziologien primär auf der Ebene von
Funktionssystemen = Soziologie der Wirtschaft, der Politik etc.
+ der Ebene von Organisationssystemen
= Organisationssoziologie, Soziologie der Schule
+ andere soziale Einheiten, z.B. Soziologie der Industrien,
Entwicklungsländer, Arbeitsbeziehungen, Familie
+ spez. Arten von Individuen z.B. Arme/Reiche, Ausländer,
Jugend, Alte
Wie verfährt die Soziologie?
• Abhängig von:
1. Theoretischem Hintergrund der Soziologen/Forscher
Soziologie ist durch die Existenz unterschiedlicher
theoretischer "Grundperspektiven" gekennzeichnet.
(Vielfalt von Paradigmen)
z.B.:
•
Phänomenologie
(=soz. Konstruktion ges. Realität)
•
Handlungstheorie
(=Handlungen soz. Akteure)
•
Systemtheorie
(Theorie soz. Systeme)
•
Marx. Soziologie
(Theorie kapitalistischer
Gesellschaften)
2."Gegenstand" des Erkenntnisgewinns
a) Theorie
z. B. Organisation
b) Empirie z. B. faktischer Wandel in Organisationen
etwa Unternehmen, Schulen
zu a) Theorien wirken wie "Scheinwerfer":
je nach theoretischer Perspektive wird unterschiedlichen soz. Phänomen Aufmerksamkeit
geschenkt.
2."Gegenstand" des Erkenntnisgewinns
Theor. Perspektive: in Organisationen z. B.
Phänomenologie
Konstruktion der organisatorischen
Wirklichkeit der Mitglieder
Handlungstheorie
Verknüpfung der Handlungen von
verschiedenen Akteuren
Systemtheorie
Stabilisierung der Grenzen der
Organisation z.B. gegenüber der
Umwelt
marx. Theorie
Arbeitsteilung und ihre Folgen
in Organisationen z.B. Fabriken
2."Gegenstand" des Erkenntnisgewinns
zu b) Es gibt unterschiedliche Methoden
- quantitative Methode z. B.
Erhebung von Daten in Organisationen/Gesellschaften
statistische / mathematische Analyse
- qualitative Methode
Rekonstruktion eines Gesellschaftsbildes eines Schülers /
Managers durch Einzelinterviews
Kriterien der Wahl der Methode abhängig von
- theoretischem Ansatz
- Fragestellung
- Gegenstand / Objekt
2."Gegenstand" des Erkenntnisgewinns
Gesellschaften
gesell. Funktionssysteme
Organisationen
Interaktionssysteme
werden z. T. mit
jeweils speziellen
Methoden analysiert
z. B.
- Sozialstruktur Deutschlands
- Wandel der Wirtschaft
- Funktion von Unternehmen
- Störungen in Klassen
2."Gegenstand" des Erkenntnisgewinns
Fazit:
- Theoretischer und methodischer Pluralismus
- Theorien und Methoden sind unterschiedlich geeignet
- Theorien / Methoden haben Stärken/Schwächen
- Häufig notwendig:
- Spezifikation nach Theorie und Methode
- Kombination von Ansätzen
- Häufig auftretend:
- Weder das eine/ noch das andere
- Theorieloses Faktensammeln
- Praxis:
- geringe Explikation von Theorie und Methode
- Schulbildung:
Bielefelder Soziologie, Frankfurt, Berlin etc.
Gegenwärtige Situation der Soziologie als
akademische Disziplin
Die Soziologie bietet das Bild einer pragmatischen Beliebigkeit
theoretischer Orientierungen, in dem selbst noch die Thematisierung der Krise, die zu ihrer Überwindung beitragen soll,
blaß bleibt: eine Ergänzung der Konsensustheorie der Politk
durch einen konflikttheoretischen Ansatz, eine radikale Soziologie als Verbindung empirisch fundierter Systemanalysen mit
moralischen Regeln oder wissenssoziologisch orientierte
Untersuchungen."
(Rolshausen, C. in: Kerber, H., Schmieder,A. (Hrsg.);
Handbuch Soziologie; Reinbek 1984/ S. 562)
Wozu nützt Soziologie?
A den SoziologInnen
(Position, Karriere, Ressourcen, Reputation)
B der wiss. Disziplin Soziologie
- Erkenntnisgewinn
- Verankerung als akademische Disziplin
- Einrichtung von Studiengängen
- Ressourcen
C der Gesellschaft
den Organisationen
den Individuen
Wozu nützt Soziologie?
Dient die Soziologie gesellschaftlicher
- Stabilisierung / De-Stabilisierung
- Konservierung / Veränderung
- Reflexion / Praxis
Ist Soziologie wiss. Selbstbeschäftigung oder ist sie eine soziale
Technologie?
Für - Politik, Wirtschaft + Interessenverbände
Wozu nützt Soziologie?
Soll die Soziologie über richtig / falsch entscheiden,
d. h. Werturteile fällen, Normen setzen?
z. B.
"Die Schule selektiert zu scharf."
"Die Arbeitsplätze sind inhuman."
"Die Gesellschaft darf sich nicht selbst zerstören"
Diskussion in der Soziologie
Werturteilstreit (nur Wissenschaftler - keine prakt. Empf.)
Positivismusstreit (nur Wahrheitsfindung, keine Kritik)
Welches ist die faktische
Wirksamkeit von Soziologie?
-
Soz. Kenntnisse wirken (pos./ neg.) auf Gesellschaft
und soziale Einheiten ein
Soziologie liefert treffende / unzutreffende
Beschreibungen, Analysen und Erklärungen
Dient der Vorbereitung, Durchführung und Legitimation
von Entscheidungen
Soziologie liefert z. T. kontrastierende
Beschreibungen/Analysen über soziale Phänomene
Soziologie erlaubt die Selbstdistanzierung und die
Reflektion ablaufender Prozesse und gegebener
Strukturen in sozialen Systemen
z. B. Gesellschaften, Organisationen
Welches ist die faktische
Wirksamkeit von Soziologie?
Fazit:
Soziologie entwickelt sich mit und in der modernen
Gesellschaft, um Kenntnisse über die Gesellschaft und ihre
Wandlungsprozesse zu gewinnen. In dem Maße, wie sie
die Funktionsweise moderner Gesellschaften beschreiben,
analysieren und erklären kann, stellt sie Erkenntnisse
bereit zur Intervention in soziale Einheiten.
2. Entwicklung der Soziologie
Gesellschaft
zentrales Problem
Individuum
a) "Vergesellschaftung der Individuen"
b) "Individualisierung der Gesellschaft"?
a) Erklärung des Verhaltens der Individuen
aus der Gesellschaft
b) Erklärung der Eigenschaften der
Gesellschaft aus dem Verhalten der Individuen
c) Relation zwischen beiden (Dialektik, Evolution)
2. Entwicklung der Soziologie
•
Vorsoziologische Konzeptionen (bis 1900) bemühen
individuelle Faktoren. z.B.:
Vernunft (Kant)
Eigennutz (Smith, Fergusen)
• Problem:
Ideen, Bedürfnisse erlangen erst nach der "Filtrierung" durch
soziale Gebilde (z.B. Familie, Staat, Kirche = soziale
Institutionen) gesellschaftliche Geltung
2. Entwicklung der Soziologie
Beginn der Soziologie:
Erforschung der Beziehungen
(Relationen, "Strukturgesetzlichkeiten")
von
individuellen Aktionen
("individuelle Organismen")
Transformationen
Eigenschaften der Gesellschaft
("sozialer Organismus")
Teil
Abhängigkeit
Ganzes
2. Entwicklung der Soziologie
• Ziel:
Entdeckung von
- Entwicklungsprinzipien
- bzw. "Gesetzmäßigkeiten"
also von "gesellschaftlichen Schaltstellen"
zwischen "Teil" und "Ganzem"
• Folge:
"Entdeckung" von gesellschaftlich wichtigen Funktionseinheiten bzw. Institutionen (z.B. Kirche, Staat, Familie)
• Grund:
Die von Generationen gespeicherten
Lebenserfahrungen werden durch diese
weitervermittelt.
2. Entwicklung der Soziologie
Funktional für:
- individuelle Vorsorge
- Vermittlung gesellschaftlicher Werte, Vorstellungen etc.
soziale Entwicklung
=
Folge gesellschaftlicher
Institutionen durch
- Verbesserung gesellschaftlicher Denksysteme (Comte)
- Reorganisation der Produktionsverhältnisse (Marx)
Entstehung der Soziologie als "wissenschaftliche Lehre
von der Gesellschaft"
2. Entwicklung der Soziologie
Im Zuge der Entwicklung der Soziologie entstehen
verschiedene wissenschaftliche Ansätze d. h. Paradigmen
• a) Paradigma der Gesamtgesellschaft
• b) Paradigma der zwischenmenschlichen Beziehungen
• c) Paradigma der sozialen Systeme
2. Entwicklung der Soziologie
Zu a) Paradigma der Gesamtgesellschaft
= ältere Soziologie, Vertreter
z.B.:
Comte (1789-1858)
Spencer (1820-1906)
Marx (1818-1881)
zentrale Perspektive:
Erklärung der zwischenmenschlichen (interindividuellen)
Beziehungen durch ihre Abhängigkeit von gesellschaftlichen Zusammenhängen (= Strukturen)
Gesellschaft
=
Ganzes
dominiert
Individuum
Individuum/Beziehungen
=
Teil
2. Entwicklung der Soziologie
Zu a) Paradigma der Gesamtgesellschaft
= ältere Soziologie, Vertreter
z.B.:
Comte (1789-1858)
Spencer (1820-1906)
Marx (1818-1881)
zentrale Perspektive:
Erklärung der zwischenmenschlichen (interindividuellen)
Beziehungen durch ihre Abhängigkeit von gesellschaftlichen Zusammenhängen (= Strukturen)
Gesellschaft
=
Ganzes
dominiert
Individuum
Individuum/Beziehungen
=
Teil
2. Entwicklung der Soziologie
Beispiel: A)
Comte/Spencer
Gesellschaft wird als sozialer Organismus verstanden, der
aus Teilen besteht. Erklärung der Entstehung und Entwicklung nationalstaatlicher Gesellschaften auf der Basis
der Erfüllung von Funktionen der Teile
(z. B.: häusliche, kirchliche, politische und berufsständische
Einrichtungen).
Zweck und Sinn der gesamten Fortentwicklung:
=
Perfektionierung des Ganzen
durch:
- Integration und
- Leistungssteigerung der Teile
=
positive Gesellschaftslehre
2. Entwicklung der Soziologie
Beispiel B)
Marx
Forschungsprogramm:
- Kritik der positiven Gesellschaftslehre
- Kritik der politischen Ökonomie
Ansatzpunkte u.a.:
Anknüpfend an die Vorstellung von Gesellschaft als
"Politische Gesellschaft" wird deutlich gemacht, da der
Staat - als Integrationsinstanz der Gesellschaft - nicht die
"Repräsentanz" der "Allgemeinheit" darstellt, sondern
partikulare Interessen verfolgt: die der Privaten.
2. Entwicklung der Soziologie
Gesellschaft
Staat
Teil
Teil
Spezifische (ökonomische) Interessen bestimmen die
Beziehungen zwischen den Teilen.
D.h. die Ordnung der Teile erfolgt im ökonomischen Interesse
der herrschenden Klasse.
2. Entwicklung der Soziologie
Folge:
Ökonomische Interessen bestimmen die
Funktionsweise der Teile.
(Überbau)
Politik
Erziehung
Wissenschaft
Recht
Wirtschaft
(Basis)
Was prägt die gesamten Zusammenhänge und Strukturen?
2. Entwicklung der Soziologie
These:
Aneignung des gesellschaftlichen Mehrprodukts
Mehrprodukt
Produktivkräfte
- Arbeitskräfte
- natürliche Ressourcen
- technische Ausstattung
- Infrastuktur
Produktionsverhältnisse
- Verteilung von
Produktionsmitteln/
Konsum
- Arbeitsteilung
- Formen der Kooperation
wirkt auf:
- die Struktur des Ganzen
- die sozialen Beziehungen
- die Vorstellungen der Individuen
2. Entwicklung der Soziologie
• Sklavenhaltergesellschaft
Sklaven / Sklavenhalter
• Feudalgesellschaft
Leibeigene / Feudalherren
• Kapitalismus
Lohnarbeiter / Kapitalisten
• Folge der Operationsweise der Gesellschaft
nicht:
positive Leistungssteigerung und Integration
sondern: Dissens, Konflikt, Integrations- und Leistungsverlust
etwa in evolutionärer Entwicklung
2. Entwicklung der Soziologie
•
wissenschaftliches Ziel:
Erklärung
- die Funktionsweise der modernen Gesellschaft
- die Lebensweise
- die gesellschaftlichen Vorstellungen
aus den ökonomischen Verhältnissen
(letztlich: Eigentumsverhältnisse)
• politisches Ziel:
Veränderung
- die Strukturprinzipien der Entwicklung moderner
Gesellschaften durch Änderung der Eigentumsrechte an den
Produktionsmitteln.
2. Entwicklung der Soziologie
• b) Paradigma zwischenmenschlicher Beziehungen
Während gesellschaftstheoretische Paradigmen in der älteren
Soziologie auf der "Makro-Ebene" (Gesellschaft) ansetzen,
starten diese Ansätze auf der "Mikro-Ebene", (= Individuum).
•
Makro
Mikro
Gesellschaft
Individuum
Individuum
Gesellschaft
2. Entwicklung der Soziologie
• d. h.
- Abkehr von gesellschaftlichen Global-Theorien
- Kritik an der Ableitung der Operationen/Aktionen von
Teilen aus dem Ganzen
• Grund:
- Aktionsweisen kaum determiniert
- Handlungs-, Entscheidungsspielraum
- Autonomie
- gesellschaftl. funktional äquivalente Lösungen
2. Entwicklung der Soziologie
• Folge:
Konzentration auf die Beziehung von
Akteur
A
(Alter)
• Forschungsprogramm:
Gesellschaft als Netzwerk sozialer Beziehungen von
Akteuren bzw. Gruppen von Akteuren.
Akteur
B
(Ego)
2. Entwicklung der Soziologie
• Folge:
Konzentration auf die Beziehung von
Akteur
A
(Alter)
• Forschungsprogramm:
Gesellschaft als Netzwerk sozialer Beziehungen von
Akteuren bzw. Gruppen von Akteuren.
Akteur
B
(Ego)
2. Entwicklung der Soziologie
B) Soziale Handlungstheorie / Verstehende Soziologie
Max Weber (1864-1920)
- "Wirtschaft und Gesellschaft"
- "Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus"
Fokus:
Rekonstruktion des (Sinn)zusammenhangs von "Ideen" und
"materieller" Wirklichkeit.
2. Entwicklung der Soziologie
Religiöse Ordnung
Ebene 3
(Überbau)
Geist des Kapitalismus
Handelndes Individuum/
soziale Gruppe
Ebene 2
Innerweltliche Askese
sozioökonomische Strukturen Ebene 1
(Basis)
(aus Käsler 1978,S. 94)
Analyse des Wandels der Gesellschaften
insbesondere: Entstehung der modernen occidentalen
Gesellschaften (Westeuropa)
2. Entwicklung der Soziologie
• Trend: von "Traditionalismus" zum "Rationalismus"
z.B.: in der Ökonomie: Rechenhaftigkeit, Erwerbsstreben
• Zentral:
Entwicklung einer soziologischen Kategorienlehre
(= soziologische Grundbegriffe)
• "Soziologie... soll heißen: eine Wissenschaft, welche
soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem
Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will"
(M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft).
=
Verstehende Soziologie
2. Entwicklung der Soziologie
•
Konzept des "sozialen Handelns" (Max Weber)
• - Menschliches Verhalten: " äußeres oder innerliches Tun,
Unterlassen, oder Dulden".
• - Handeln (= Teilmenge von Verhalten), "wenn und insofern
als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn
verbinden".
• - Soziales Handeln (= Teilmenge von Handeln)"soll ein
solches Handeln heißen, welches seinem ... gemeinten Sinn
nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in
seinem Ablauf orientiert ist".
2. Entwicklung der Soziologie
•
Menschliches Verhalten
Handeln
Soziales Handeln
Objektbereich der Soziologie M. Webers
• zentral: nicht "objektiver", sondern "subjektiver" Sinn der
jeweiligen Akteure
2. Entwicklung der Soziologie
• Phänomenologie
Ausgangspunkt und Kritik des Behaviorismus
• Behaviorismus:
Handeln ist Folge von Reizen (positiv / negativ) und Reaktionen.
stattdessen:
• 1. Menschen (handeln) gegenüber Dingen auf der Grundlage der
Bedeutungen..., die diese Dinge für sie besitzen".
• 2. Die Bedeutung solcher Dinge ist abgeleitet oder entsteht aus
der sozialen Interaktion, die man mit seinen Menschen eingeht.
• 3. Die Bedeutungen werden in einem interpretativen Prozeß, den
die Person in ihrer Auseinandersetzung mit den ihr begegnenden
Dingen benutzt, gehandhabt und abgeändert.
(s. Blumer)
2. Entwicklung der Soziologie
Konsequenz: menschliches Handeln ist nicht Ausführung
externer / interner Faktoren / Restriktionen
(Ganzes)
=
Externe Faktoren
Individuum
(Teil)
=
interne Zwänge
kreative Leistungen des Menschen in Interaktionsprozessen.
2. Entwicklung der Soziologie
•
Problem:
- Aussparung des "instrumentellen Handelns" (Arbeit,
Praxis)
- Reduktion der Betrachtungen auf Interaktionen
• Stärke:
Mikroanalysen
• Schwäche:
Makroanalysen / Gesellschaft
3. Systemtheorie und systemtheoretische
Paradigmen
Systeme
Maschinen
Organismen
Interaktion
soziale
psychische
Systeme
Systeme
Organisation Gesellschaft
"Es gibt Systeme" = Existenz von Forschungsgegen=
ständen mit Merkmalen, die den Systembegriff rechtfertigen.
3.1 Paradigma: Teil und Ganzes
•
L. v. Bertalanffy:
- Theorie des Organismus
Teile
Beziehungen
(Relationen)
System
Systeme sind Ganzheiten, die aus Teilen und Relationen bestehen
• System = Teil + Relation + Teil + "Summe seiner Teile"
(Ganzheit = mehr - oder weniger(?) - als die "Summe seiner Teile")
• Problem: Wie wirkt das Ganze in den Teilen?
3.2 Paradigma: System und Umwelt
Umwelt
System
- Thermodynamik
- Evolutionstheorie
- N. Luhmann
Konzeptualisierung v. Systemen
geschlossene Systeme
Ganzes/Teil-Perspektive
- interne Beziehungen
- Umwelt ohne Bedeutung
(= Paradigma 1)
Konzeptualisierung v. Systemen
geschlossene Systeme offene Systeme
Ganzes/Teil-Perspektive
- interne Beziehungen
- Umwelt ohne Bedeutung
(= Paradigma 1)
System/Teilsystem-Perspektive
d.h. Differenzierung von
Systemen
z.B Innendifferenzierung
d.h. Wiederholung der
Systembildung im System
(= Paradigma 2)
Konzeptualisierung von Systemen
Phase 1:
System
Führung
Ausführung
Politik
Wissenschaft
Wirtschaft
Phase 2:
Beispiele:
Organisation
Gesellschaft
Konzeptualisierung von Systemen
• Differenzierung erfolgt durch Wiederholung von
System/
Umwelt Differenzen (= Grenzen) im System.
• Warum Differenzierung?
- Bearbeitung v. Komplexität (Reduktion)
- Effizienzvorteile
Arten der Differenzierung (d.h. Zerlegung d.
Systems)?
Konzeptualisierung von Systemen
Arten der Differenzierung
in:
System/Umweltdifferenzen
(z.B. Zimmer im Haus)
= Teilsysteme
Systemdifferenzierung
Konzeptualisierung von Systemen
Arten der Differenzierung
in:
System/Umweltdifferenzen
(z.B. Zimmer im Haus)
= Teilsysteme
Systemdifferenzierung
Elemente/Relationen
(z.B. Steine/Balken,
Nägel)
Elemente=für das
System nicht weiter
zerlegbare Einheiten
("Partikel")
Systemkomplexität
Konzeptualisierung von Systemen
• Systemdifferenzierung kann in verschiedenen Formen erfolgen:
segmentär: Basis = gleiche Segmente; d.h. gleiche Teilsysteme
(z.B. Familien, Abteilungen, etc)
• rangmäßig:
Basis = Rangordnung von
Systemen/Schichten
• funktional: Basis = Verschiedenheit von Funktionen
Beispiel (funktionale Differenzierung):
Organisation
Gesellschaft
VerwaltungProduktion
Politik Wirtschaft Erziehung
Konzeptualisierung von Systemen
Folge:
•
Differenzierungen sind wie Systembildungen zu handhaben
•
Differenzierungen sind Folge externer/interner Komplexität
•
Problemlösungsfähigkeit der Teilsysteme erhöht sich
• Aus der Perspektive der Teilsysteme wird das System zur
internen, subsystemspezifischen Umwelt
• Differenzierung kann als Einheit, als Zusammenhang wirken
Anwendung der Theorie offener Systeme
• In der soz. Systemtheorie in Deutschland von ca. Mitte der
60er bis Mitte der 80er Jahre
in der org. Forschung z.T. bis heute
z.B.
- Untersuchung org. Eigenschaften in Beziehungen zur
Umwelt. (z.B. Org. Struktur und Märkte)
• - Bezug/Austausch/Transformation von Resourcen
in/durch Organisationen
Modell: Input/Output
Anwendung der Theorie offener Systeme
• In der soz. Systemtheorie in Deutschland von ca. Mitte der
60er bis Mitte der 80er Jahre
in der org. Forschung z.T. bis heute
z.B.
- Untersuchung org. Eigenschaften in Beziehungen zur
Umwelt. (z.B. Org. Struktur und Märkte)
• - Bezug/Austausch/Transformation von Resourcen
in/durch Organisationen
Modell: Input/Output
Anwendung der Theorie offener Systeme
• prominentes Modell: Input / Output
Umwelt
System
input
Organisation
Eigenschaften
("Through Put")
output
3.3 Paradigma: Identität / Differenz
autopoietische Systeme
(geschlossen/offene Systeme)
Systeme werden als selbstreproduktiv konzeptualisiert
d.h.,der Focus wissenschaftlicher Betrachtung verschiebt sich von
"Strukturen" sozialer Systeme auf " Elemente".
Soziale Systeme werden als autopoietische Systeme konzeptualisiert, also
als Systeme, die die Elemente, aus denen sie bestehen, durch das
Netzwerk der Elemente ständig reproduzieren.
Identiät/Differenz sind von Bedeutung, da autopoietische Systeme in bezug
auf sich selbst operieren (selbstreferenziell).
3.3 Paradigma: Identität / Differenz
Voraussetzung der Selbstreferenz (= Selbstbezüglichkeit)
a) das Selbst
(=Identität)
b) der Unterschied
(=Differenz)
Erkennen
3.3 Paradigma: Identität / Differenz
Selbstreferentielle Systeme verfügen über die Fähigkeit, Beziehungen zu
sich selbst herzustellen und diese gegen Beziehungen zur Umwelt zu
differenzieren, d.h. zu unterscheiden.
Quelle der Theorie autopoietischer Systeme:
Biologie, Theorie des Organismus, Neurophysiologie,
Informatik, Kybernetik, Chaostheorie
(Maturana, Varela, Luhmann)
• Zentral:
"Bei der Analyse selbstreferentieller, autopoietischer Systeme steht die
Fortsetzung bzw. der Abbruch der Reproduktion von Elementen durch ein
relationales Arrangieren eben dieses Elementes im Vordergrund."
3.3 Paradigma: Identität / Differenz
Obwohl autopoietische Systeme im Kontakt mit ihrer Umwelt
operieren, sind sie geschlossene/offene Systeme
• kein System kann andere zerlegen um auf letzte Einheiten
(Elemente) dieses Systems zu kommen (weil Elemente
systemspezifisch sind)
• Systeme können nicht "direkt" angezapft werden
•
•
Systeme sind aufgrund der Autopoiesis keine trivialen
Maschinen
Systeme können sich selbst und andere Systeme
beobachten
3.3 Paradigma: Identität / Differenz
Unterschied
Reproduktion
ist orientiert
an der Typik der Elemente
des jeweiligen Systems
z.B. Kommunikation,
Geld, etc.
(Autopoiesis)
3.3 Paradigma: Identität / Differenz
Unterschied
Reproduktion
ist orientiert
an der Typik der Elemente
des jeweiligen Systems
z.B. Kommunikation,
Geld, etc.
(Autopoiesis)
Beobachtung
ist orientiert an vom
Beobachter gewählten
Differenzschemata z.B.
brauchbar/unbrauchbar
Orientierung auf
selbst
andere z.B.
- Umwelt
- Systeme
3.3 Paradigma: Identität / Differenz
• Zentrales Problem autopoietischer Systeme
Wie kommt es zur Verzahnung (Ineinandergreifen) von
elementaren Ereignissen?
z.B. Kommunikation, Handlungen, Entscheidungen
d.h. wie wird die Anschlußfähigkeit der Reproduktion der
Elemente gewährleistet?
Möglichkeit u.a. Bezug auf vorangegangene Operationen,
d.h. Rückbezug
• Voraussetzung:
- hinreichende Gleichartigkeit der Operationen
z.B. Entscheidungen Geld etc.
- Vorhandensein eines Netzwerkes von Operationen des
Systems auf das es zurückgreifen kann
- Operationen ermöglichen Schließungen und Einschließungen
3.3 Paradigma: Identität / Differenz
•
Wenn autopoietsche Systeme geschlossene/offene Systeme
sind, wie wirkt die Umwelt auf sie ein?
1. Es existiert für soz. Systeme keine Faktizität
("objektives Dasein").
Umwelt erscheint nur in internen Operationen
die systemspezifisch konstituiert sind
(" wie auf dem Bildschirm",
"Blindflug über geschlossener Wolkendecke").
• 2. Umwelt wird durch Selbstbeobachtung
(= Feststellung eines Unterschiedes (=Differenz))
d.h. durch interne Orientierung an der Differenz von
Umwelt und System, d.h. als Schließung bzw. Einschließung
praktiziert.
3.3 Paradigma: Identität / Differenz
•
(Externe) Ereignisse werden erfaßt durch die Einführung
systemeigener Unterscheidungen
(=Differenz, z.B. "dies - oder das"), die dem System als
Information erscheinen.
Differenzen erzeugen Informationen
Informationen werden daher systemintern geschaffen
d.h. erst Systeme "sehen" Umwelt
• Voraussetzung:
Mitsehen anderer Möglichkeiten
• Existieren von Differenzschemata
• Verortung von Ereignissen auf Differenzschemata
3.3 Paradigma: Identität / Differenz
Systemgebundenheit aufgrund des Fehlens von
"und nicht dies"
Aufgrund des Abgleichens von Differenzschemata ist die
Geschlossenheit sozialer Systeme zugleich Offenheit.
Das System kann Differenzen zur Umwelt erfahren.
Durch das Abgleichen von Differenzschemata werden
Beobachtungen zu Operationen des Systems.
(Schemata: z.B. Erwartungen, Interessen etc.)
Folge: Umwelt nicht "vollständig" bekannt, sondern nur als
"Horizont". (hinter dem es bekanntlich weitergeht!)
4. Elemente sozialer Systeme
• Alle Wissenschaften versuchen die "letzten" Elemente
ihres Gegenstands zu identifizieren
z.B. BWL:
Arbeit/Kapital
Kapital/Geld
Technik/Maschinen
Material/Information
4. Elemente sozialer Systeme
• Soziologie: Menschen (=vorwissenschaftlich)
Soziale Systeme bestehen aus
a) Handlungen (=Handlungstheoretische Soziologie)
b) Kommunikationen (Kommunikationsth. Soz.)
Elemente sind für Systeme nicht weiter zerlegbare
Einheiten
4. Elemente sozialer Systeme
• Soziologie: Menschen (=vorwissenschaftlich)
Soziale Systeme bestehen aus
a) Handlungen (=Handlungstheoretische Soziologie)
b) Kommunikationen (Kommunikationsth. Soz.)
Elemente sind für Systeme nicht weiter zerlegbare
Einheiten
4. Elemente sozialer Systeme
Gesellschaften:
Teilsysteme
Wirtschaft
Wissenschaft
Zahlungen
Erkenntnisse
4. Entstehung sozialer Systeme
• traditionell: - Druck auf kooperatives Verhalten
- Komplexität der Probleme etc.
- Arbeitsteilung
Soziologie: - Abstimmung von Handlungen/
Kommunikationen (weil die Auswahl einer
Handlung die Voraussetzung für die folgende
Handlung ist)
Handlung
Alter
EGO
Handlung
4. Entstehung sozialer Systeme
• "Ich tue was du willst - wenn du tust was ich will"
Wie EGO handelt ist kontingent von der Handlung Alters,
dessen Handlung wiederum kontingent ist von der
Handlung EGOs
= Problem der doppelten Kontingenz
("so oder auch anders möglich")
4. Entstehung sozialer Systeme
• Solange EGO nicht handeln kann ohne zu wissen wie Alter
handelt und umgekehrt ist das soziale System zuwenig
bestimmt und dadurch blockiert.
z.B. Tanz: beide Akteure unterstellen das Gleiche
selbstreferentielles Black-box-Verhalten
Alter
Ego
4. Entstehung sozialer Systeme
Alter
• indeterminiert
+
determiniert
+
undurchschaubar
+
input/output orientiert
Ego
4. Entstehung sozialer Systeme
• Systembildung durch:
Erwartungen
Organisation
Symbole
Kommunikationsmedien
d.h. durch Einschränkung v. Wahlmöglichkeiten
(Selektionen) z.B. durch Konditionierung
Problem: Möglichkeit des sofortigen Zusammenbruchs
4. Entstehung sozialer Systeme
• Wie startet das soziale System?
z.B. Verhalten von Alter oder Ego
= Reduktion von Unbestimmbarkeit
Problem: Verknüpfung von Kommunikation
d.h. Auswahl von Themen in Interaktionen
Frage: Welche Ereignisse (z.B. Themen, Zahlungen) sind
besonders geeignet um nächste Ereignisse durch Selbstund Fremdfestlegung wahrscheinlich zu machen?
4. Entstehung sozialer Systeme
• Wie startet das soziale System?
z.B. Verhalten von Alter oder Ego
= Reduktion von Unbestimmbarkeit
Problem: Verknüpfung von Kommunikation
d.h. Auswahl von Themen in Interaktionen
Frage: Welche Ereignisse (z.B. Themen, Zahlungen) sind
besonders geeignet um nächste Ereignisse durch Selbstund Fremdfestlegung wahrscheinlich zu machen?
4. Entstehung sozialer Systeme
• Wie startet das soziale System?
z.B. Verhalten von Alter oder Ego
= Reduktion von Unbestimmbarkeit
Problem: Verknüpfung von Kommunikation
d.h. Auswahl von Themen in Interaktionen
Frage: Welche Ereignisse (z.B. Themen, Zahlungen) sind
besonders geeignet um nächste Ereignisse durch Selbstund Fremdfestlegung wahrscheinlich zu machen?
4. Entstehung sozialer Systeme
• Mechanismen: Erwartungen, Symbole, Organisation etc.
Einschränkungen von Auswahlmöglichkeiten.
(z.B. Vertrauen, Erwartungsbildung)
Konditionierung
Strukturbildung
Prämisse für positive Entscheidungen
4. Entstehung sozialer Systeme
Alter
Kommunikation
Ego
• Konditionierung: z.B. durch
Erwartungen(=systembezogen)
Kommunikation dient der Synchronisation von
Systemzuständen
z.B.: Alter und Ego
- verstehen einander
- handeln "kooperativ"
- bewirken wechselseitig Veränderungen
- d.h. sie übernehmen Selektionen
4. Entstehung sozialer Systeme
•
Kommunikation
traditionell:
Sender
Empfänger
moderne soziologische Theorie:
Information
Mitteilung
Verstehen
Auswahl aus
Auswahl der Form: Übernahme
dem Repertoire Sprache
(= Co-Auswahl)
an Möglichkeiten Schrift
Sinnbezogenheit
etc
(= Systembezogen)
Kommunikation = Transfer von Selektionen
4. Entstehung sozialer Systeme
• Kommunikation entwickelt in den Gesellschaften
unterschiedliche Formen.
z.B.:
- Sprache
- Schrift, [Verbreitungsmedien, Printmedien,
elektronische Medien]
- symbolisch generalisierte
Kommunikationsmedien
(z.B. Geld und Macht nach Talcot Parsons)
4. Entstehung sozialer Systeme
• In Verbindung mit diesen Kommunikationsmedien
entstehen Codes
• Codes sind Bewertungen der Kommunikation
• Codes erhöhen die Wahrscheinlichkeit der Annahme der
Kommunikation
• Codes führen zur Ausdifferenzierung von
gesellschaftlichen Teilsystemen
• Codes sind über Interaktionssysteme hinaus wirksam
• Codes sind binär beschaffen (ja/nein)
• Codes reproduzieren Offenheit/Geschlossenheit von
Funktionssystemen
4. Entstehung sozialer Systeme
Kommunikation
Medien:
- Sprache
- Schrift
}
(Verbreitungsmedien)
- sogenannte Kommunikationsmedien (z.B.Geld)
- Codes
- Programme
4. Entstehung sozialer Systeme
•
Programme
Programme geben Kriterien an für Selektionen, d.h. sie
geben an, wie ausgewählt/entschieden werden soll.
z.B. Gesetze:
Programmieren die Entscheidungen/Auswahl
z.B. Preise:
Entscheidungsprogramme für Kauf/Nicht-Kauf
5. Ebenen sozialer Systeme
Interaktion, Organisation, Gesellschaft
Gesellschaft
(Makro-Ebene)
Organisation
(Meso-Ebene)
Interaktion
(Mikro-Ebene)
5. Ebenen sozialer Systeme
Gesellschaft ist das umfassende Kommunikationssystem,
dessen Elemente durch die bestehende Relation von
Elementen reproduziert werden.
Organisation ist ein soziales System, dessen Elemente
Entscheidungen sind, die durch das Netzwerk von
Entscheidungen, aus denen sie bestehen, reproduziert
werden und das Mitgliedschaft als Entscheidung behandelt.
Interaktion ist ein soziales System, dessen Elemente aus
Kommunikation bestehen, die durch die bestehenden
Kommunikationsnetzwerke reproduziert werden und
dessen Grenze durch Anwesenheit gezogen wird.
6. Interaktionssystem
• Operationsweise:
sprachliche Kommunikation unter
Anwesenden
• Differenz:
Anwesend/Abwesend
• Strukturen:
Themen (singulär)
Reduktion von Umweltkomplexität
Steuerung und Ordnung des
Systems
Umwelt wird durch
Thematisierung
relevant
6. Interaktionssystem
• Funktionsweisen:
"tragbare Kontingenz des
Verhaltens"
• soziale Kontrolle:
Eintritt/Austritt
Moralisierung
• Stabilität:
gering
- "Eklat läßt System abstürzen"
- Abwesenheit erzeugt
Diskontinuität
- Kontinuität erfordert andere
Mechanismen
z.B. Organisation
6. Interaktionssystem
• Interaktionssystem:
Sozialsysteme)
• Organisationssystem:
(einfache, situative
sind solche Systeme, zu deren
Produktion bzw. Reproduktion die
Anwesenheit erforderlich ist.
Anwesenheit bildet die
System-Grenzebzw.Differenz.
sind solche Systeme, die ihre
Grenzen und damit den Modus
ihrer Reproduktion dadurch
kennzeichnen, daß sie zwischen
Mitgliedern / Nichtmitgliedern
differenzieren und nur die
Kommunikation der
Mitglieder als eigene behandeln.
6. Interaktionssystem
• Gesellschaft:
ist das Umfassende, auf
Kommunikation basierende,
selbstreproduktive Sozialsystem.
6. Interaktionssystem
Elemente
• Interaktionssystem: Sprache
• Organisation:
Entscheidungen
• Gesellschaft:
symbolisch generalisierte
Kommunikationsmedien
(+ Verbreitungsmedien
+Sprache)
Geld,
Wahrheit,
Macht,
Recht, etc
6. Interaktionssystem
Elemente
• Interaktionssystem: Sprache
• Organisation:
Entscheidungen
• Gesellschaft:
symbolisch generalisierte
Kommunikationsmedien
(+ Verbreitungsmedien
+Sprache)
Geld,
Wahrheit,
Macht,
Recht, etc
6. Interaktionssystem
• moderne Gesellschaft:
primär nach Funktion differenziert
(= funktionale Differenzierung)
Politik
Religion
Recht
Wissen=
schaft
Erziehung
Wirtschaft
7. Organisation
Definition:
Organisierte soziale Systeme sind solche Systeme, die intern
Kommunikations- bzw. Handlungszusammenhänge schaffen
und die sich durch Grenzen zur Umwelt hin markieren.
Zentral:
Elemente der Organisation sind
Handlungen u. Kommunikation
nicht: Individuen
7. Organisation
"Organisation ist ein soziales System, das die
Entscheidungen, die es erzeugt, durch das Netzwerk von
Entscheidungen, aus denen es besteht, erzeugt".
(Produktion und Reproduktion der Elemente)
7. Organisation
Organisation als:
• 7.1 geschlossenes System
(interne Aspekte)
• 7.2 offenes System
(externer Bezug)
• 7.3 offenes u. geschlossenes System
(interner u. externer Bezug)
7. Organisation
Zentral:
Organisationen sind soziale Einheiten mit
eigener Qualität.
- Verhalten ist nicht mit dem von Individuen identisch
- noch ist es aus ihnen erklärbar!
( = emergente soziale Einheiten)
7.1 Organisation als geschlossenes System
Zentral:
Interne Aspekte
z.B. interne Differenzierung
(z.B. interne Gliederung)
Organisation
A
Beispiel:
B
C
Differenzierung in Abteilungen, Referate,
Fachbereiche
7.1 Organisation als geschlossenes System
• Perspektive:
Ordnung
Teile/Ganzes (Organisation)
• Prinzip:
Zweck/Mittel Schema
• Mittel:
z.B. Fachbereiche, etc.
• Zweck:
z. B. Qualifizierung (Wissenschaft, Beruf,
Schule)
• Problem:
u.a.
- nur organisationsinterne Betrachtung
- Zweck- / Mittelprinzip zu einfach
7.2 Organisation als offenes System
• Zentral:
Externe Aspekte
Verhältnis Organisation/Umwelt
Umwelt
Organisation
input
Umwelt
output
7.2 Organisation als offenes System
• Beispiel:
Bezug von Ressourcen
Abgabe von Leistungen
Ferner:
Verflechtung von Aufgaben (Zwecke)
Prinzip:
Ziehung von Grenzen zur Umwelt
Problem:
Reduktion von Komplexität
Komplexität: Umfassenheit von
Möglichkeiten
Org. Komplexität geringer als Umwelt.
These:
Organisationsinterne Aspekte sind nur in
bezug zur Umwelt zu erklären
7.3 Organisation als
offenes/geschlossenes System
(selbstreferentielles, autopoietisches System)
• Referenz
=
Bezug, "Perspektive" z.B. Umwelt,
andere Organisationen
• Selbstreferenz = Bezug auf sich selbst z.B. Wahrnehmung
d. Umwelt nach org.- internen Kriterien
z.B. Gesetze, Programme etc.
Organisation
7.3 Organisation als
offenes/geschlossenes System
(selbstreferentielles, autopoietisches System)
• Folge:
Keine direkte Verbindung
zwischen Umwelt/Organisation
Bearbeitung nach organisationsinternen
Operationen
• Autopoietische Systeme
- Organisationssysteme bestehen aus Elementen
z.B. Entscheidungen
- Organisationen erzeugen diese selbst
7.4 Kommunikationsordnung
• Organisationen schaffen interne Ordnungen
d.h. z.B. "nicht alle machen alles,
sondern manche manches".
a) traditionelle Perspektive:
z.B. Ordnung der Arbeit
d.h. "Teilung der Arbeit"
A
Perspektive:
B
C
Organisation als arbeitsteiliger
Zusammenhang
"Organisation" = Ordnung der Arbeit
7.4 Kommunikationsordnung
• b) neue Perspektive:
Organisationen ordnen die Kommunikation,
d.h. nicht alle kommunizieren mit allen sondern manche mit manchen.
z. B.:Unternehmen / Universitäten als
informationsverarbeitende Organisationen
ungeordnete Kommunikation
7.4 Kommunikationsordnung
• Geordnete Kommunikation
a) Ringform
b) Hierarchie
"Dienstweg"
formal
informal
7.4 Kommunikationsordnung
• Vorteil:
Klarheit der externen und internen
Kommunikationswege und Zuständigkeiten.
Zeit:
sachlich:
sozial:
organisatorisch:
Aufwand
Informationsverlust
Überlastung
Auseinanderfallen von formal und
informal.
• Einsatz von I- und K-Techniken
Transparenz und Zeit
Kontrolle, gestufte Zugriffsmöglichkeiten
7.5 Differenzierung und Integration
• Differenzierung der Organisation in unterschiedliche
Ebenen
v
e
r
horizontal
t
i
k
a
l
Differenzierung in ungleiche Ebenen, d.h. Schaffung von
"Rängen" ("oben/unten")
7.5 Differenzierung und Integration
• Grund:
-.Steuerbarkeit der Organisation
- Integration von Funktionen/Leistungen
- Kontrolle
- Folgenbearbeitung von horizontaler
Differenzierung
Kriterium: Handhabbarkeit der Subordinationsspanne
breit
schmal
Implikation: - Differenzierbarkeit von Ebenen
Problem: - Informations-/ Kontrollüberlastung
- Diskrepanz von "Sachverstand"
und Leistungskompetenz
7.5 Differenzierung und Integration
• Differenzierung in Organisationen generiert Bedarf an
Integration.
Problem:
- Abstimmung
- Anschlußfähigkeit
Integration beinhaltet verschiedene Mechanismen:
z. B.:
Funktionen
Leistungen
Prozesse
7.5 Differenzierung und Integration
• 1. Organisation
Aufbauorganisation
= vertikale und horizontale Differenzierung
Steuerung über Ränge
Ablauforganisation
Formen:
-Fremdsteuerung
-Selbststeuerung
• 2. Programme
=
=
von "oben"
von Betroffenen"
7.6 Steuerung von Organisationen:
Programme
• - Organisationen dienen Zwecken
- Leistungen der Organisationen
Organisationszweck = output
Programme dienen der Stabilität der Organisation und die
organisationsinternen Prozesse der Leistungserstellung.
z.B.:- Produktionsprogramme
- Lehrprogramme (Lehr-, Stoffpläne)
- Forschungsprogramme
- Rechtsprogramme
7.6 Steuerung von Organisationen:
Programme
• Funktion von Programmen:
Eingrenzung der Verarbeitungsmöglichkeiten von
Informationen
• ÖV: eine auf Kommunikation basierende, Informationen
verarbeitende, anhand von Rechtsprogrammen kollektiv
bindende Entscheidungen produzierende Organisation im
politischen System.
• Schulen: sind auf Kommunikation basierende, anhand von
Lehrprogrammen Selektionsentscheidungen provozierende
und zertifizierende Organisationen im Erziehungssystem.
Programmarten: Konditional-P.
Zweck-P.
7.6 Steuerung von Organisationen:
Programme
• Organisationen steuern sich u.a. durch
Fremd-
z.B. Umwelt
Beobachtung
Selbst-
d.h. eigene Organisation
Beobachtung
Organisation
output
z.B. Schule Anzahl/Qualität der Zertifikate
Beobachteter "output" erscheint als "Zweck" der
Organisation
7.6 Steuerung von Organisationen:
Programme
• Problem:
Grund:
output sichert nicht immer den Bestand der
Organisation
Differenz der Erwartungen der Umwelt
z.B. beim Bürger / Käufer etc.
Zur Sicherung des Bestandes der Organisation
ist mehr erforderlich als die Realisierung des
outputs.
Organisationsinterne Reflexion der
Bestandsprobleme
Strategie: Akzeptanzsicherung
8. Gesellschaft und gesellschaftliche
Funktionssysteme
Die moderne Gesellschaft ist gekennzeichnet durch die
Umstellung der primären Differenzierung von Stratifikation
auf Funktion.
Traditionelle Gesellschaft
Moderne Gesellschaft
Gesellschaft
Klerus
Adel
Ritter
Handwerk
Bauern
Hilfskräfte
Politik
Politik
Religion
Religion
Wissen=
Wissen=
schaft
schaft
Recht
Recht
Erziehung
Erziehung
Wirtschaft
Wirtschaft
8. Gesellschaft und gesellschaftliche
Funktionssysteme
Gesellschaftliche Probleme führen zur Ausdifferenzierung
von Funktionssystemen auf der Basis von:
- Funktionen
- Kommunikationsmedien (z.B. Geld, Macht etc.)
- Codes (z.B. zahlen / nicht zahlen)
- Programmen (z.B. Preisen)
8. Gesellschaft und gesellschaftliche
Funktionssysteme
•
Eigenschaften von Funktionssystemen
- spezifiziert auf Funktion für die Gesellschaft
- autonom (und abhängig)
- geschlossen/offen
- selbst-, fremdbezogen
(selbstreferentiell,fremdreferentiell)
- selbstreproduktiv (autopoietisch)
- nicht substitutiv
8. Gesellschaft und gesellschaftliche
Funktionssysteme
Eigenschaften von Funktionssystemen
- extern "undurchschaubar"
- orientiert an eigener Operationsweise
- spezifische Bedingungen eigener Responsivität
(nicht trivial)
- kommunikationsbasiert
(Synthese v. Information, Mitteilung, Verstehen)
- beobachten u. beschreiben sich selbst
- entwickeln eigene Identität
8.1 Politik
• Was ist Politik?
• vorwissenschaftlich:
Hinweis auf Form der Regierungsbildung
z.B. Demokratie
Kontrastierung: - absoluter Herrscher
- Diktatur
- "Volksdemokratie"
Verständnis:
Demokratie = Herrschaft des Volkes
über das Volk
8.1 Politik
• systemtheoretisch:
Politik (im weiteren Sinn) meint die Ausdifferenzierung
eines "selbstregulierten autopoietischen Systems der
Machtanwendung, in dem alle Macht auf Macht angewandt
wird und selbst der Machtanwendung unterliegt".
(Luhmann)
"Der Staat = Begriff der Selbstbeschreibung /
Selbstbeobachtung im politischen System
(suggeriert Nähe zu Organisation: "Bürokratie")
8.1 Politik
• Unterschiede in Funktionsweise und Umfang
staatlicher Aktionen
absoluter Staat
Herrschaftsverwaltung
(Macht)
Rechtsstaat
"Eingriffsverwaltung"
(Recht)
Wohlfahrtsstaat
"Leistungsverwaltung"
(Geld)
("Postmoderner Staat")
"dezentrale Steuerung"
8.1 Politik
• Gesellschaftliche Funktionen des politischen Systems
- Ausübung gesellschaftlicher Macht
d.h. Herrschaft (vormodern)
- Vorbereitung und Durchsetzung
kollektiv bindender Entscheidungen
• Außendarstellung: "Steuern der Gesellschaft"
"Lösung gesellschaftlicher Probleme"
"Erhöhung der Wohlfahrt"
etc.
Kommunikation über gesellschaftliche Probleme
und Lösungen.
Symbolische Politik
8.1 Politik: Entwicklung des modernen politischen
Systems
• vormodern:
Gesellschaft: stratifiziert
Gesellschaft
Politik: Repräsentation des
Ganzen im Ganzen
Klerus
Gesellschaft
Adel
Ritter
Handwerk
Bauern
Hilfskräfte
hierarchisch geordnet
Spitze/Zentrum der
Gesellschaft
8.1 Politik: Entwicklung des modernen politischen
Systems
• modern:
Politik:
- Funktionssystem unter anderen
- Funktion: Fällen von kollektiv bindenden
Entscheidungen
- ist nicht Spitze, kein Zentrum
- eigene Funktionsweise/Code
- Selbstorientierung/-organisation
- Selbstbeschreibung als "Staat"
Politik
Gesellschaft
Religion
Recht
Wissen=
schaft
Erziehung
Wirtschaft
8.1 Politik: Entwicklung des modernen politischen
Systems
• Politik ist nicht der "Staat", sondern steht in Bezug
zu ihm:
- Frage des Innehabens, Nichtinnehabens von
politischen Ämtern
- Regulierung des politischen Einflusses
- Besetzung von Stellen
- Einfluß auf Entscheidungen
Politik findet somit auch im vorstaatlichen Raum statt
(Parteien, Wähler, Öffentlichkeit, Interessenorganisationen
etc.)
8.1 Politik
• Die Ausdifferenzierung des politischen Systems erfolgt vor
ca. 200 Jahren (französische Revolution)
Sie erfolgt in Phasen.
• 1. als Herrschaftsapparat (absoluter Staat)
• 2. als selbstreferenzielle Macht
(Machthaber werden der Macht Unterworfen,
Einbeziehung (=Inclusion) des "Bürgers", = Demokratie)
• 3. Autonomisierung als Funktionssystem
("Souveräner Staat")
8.1 Politik
• 4. Kontrolle der Macht/Gewalt
(Rechtsstaat)
Verfassung,
Recht d.f. Ausdifferenzierung des Rechtssystems
• 5. Leistungen für Gesellschaft und ihren Mitgliedern
(="Wohlfahrtsstaat")
• 6. Interventionen in org. Komplexität und
gesellschaftliches Funktionssystem
("post-moderner Staat")
8.1 Politik
• Folgen der Ausdifferenzierung:
Entstehung eines neuen Codes der Betrachtung von
Kommunikation:
1. Regierung / Opposition
d.h. Kommunikation wird danach bewertet, ob sie der
Regierung / Opposition nützt.
Code dient der Kompatibilisierung von Personen und
Programmen im politischen System für bestimmte Zeiten
(über Wahlen) = Regierungsbildung
8.1 Politik
• Tendenz: Orientierung an Wahlen
Wahlen: - Erzeugung von Responsivität im politischen
System
- Übermächtigung der Machthaber
- gewisse Orientierung öffentlicher Gewalt und
Verhalten
• 2. Code
konservativ
restriktiv
versus
progressiv
expansiv
Kriterien zur Beurteilung von Programmen
8.1 Politik
• Demokratie
unzureichend:
Herrschaft des Volkes über sich selbst
weiterführend:
Orientierung des politischen Systems am Code
Regierung/Opposition
8.1 Politik
• Machtkreisläufe im politischen System
Ausdifferenzierung des politischen Systems führt zu drei
Teilsystemen:
- Verwaltung (Parlament, Regierung, Bürokratie)
- Politik (Themen, Personal)
- Publikum (Wähler, Interessenorganisationen)
8.1 Politik
• 2 Machtkreisläufe
1.
Entscheidung
Publikum
Verwaltung
Wahlen
(Programme,
Personen)
Ordnungen
Gesetze
Vorschriften
Politik
8.1 Politik
2.
Mitwirkung,
Akzeptanz
Publikum
Verwaltung
Vorauswahl
Entwürfe
Politik
8.1 Politik
• input
Responsivität
Wahlen
Programme
Personen
Öffentliche
Meinung
Medien
politisches System
politisches System
sucht nach Themen
und Mitteln
nach eigenen
Kriterien
und
Möglichkeiten
• Organisationen:
Parteien
Intersessenorg.
andere Org.
output
Recht
Geld
Kommunikation
Organisationen:
Bürokratie
intermediäre
Organisationen
8.1 Politik
• input
politisches System
Responsivität
• Tendenz:
Folge:
output
Recht
Selbststeigerung, Überforderung etc.
Problemverschiebung, symbolische Politik
8.2.Wirtschaft
• Was ist die Wirtschaft?
verbreitete Vorstellung:
Die Wirtschaft versorgt die Individuen der Gesellschaft
mit Gütern und Dienstleistungen. Ihre Funktion ist die
Befriedigung von Bedürfnissen bzw. Bedarf.
Bedarf = Bedürfnisse + Geld
d.h. die Wirtschaft leistet nur dann etwas, wenn dafür
Geld entrichtet, d.h. bezahlt wird.
8.2.Wirtschaft
• modern:
Ware
Nachfrager
Anbieter
Geld
"Tausch"
(Vorteil, Arbeit)
8.2.Wirtschaft
• Zentral für moderne Gesellschaften:
Bindung der Waren an das Geld
Waren
Konzeptualisierung
als Kreisläufe
Waren
Geld
}
Geld
Treten erst in der modernen Gesellschaft
in eine enge Verbindung
8.2.Wirtschaft
• Grund:
- Vormoderne Gesellschaften kannten keine
Produktion von Waren für den Markt
- Geld noch nicht vollständig in seinen Eigenschaften
ausgebildet
- Märkte noch nicht ausgebildet bzw.
"durch monetarisiert" (z.B. Arbeitsmarkt)
8.2.Wirtschaft
• Zentral:
Geld
Was ist Geld?
verbreitet:
Wertmaßstab, Wert
soziologisch:
symbolisch generalisiertes
Kommunikationsmedium
Funktion:
Erhöhung der Wahrscheinlichkeit der
Annahme der Kommunikation
8.2.Wirtschaft
A
B
d.h., A's Kommunikation wird von B verstanden
Geld erhöht die Annahmewahrscheinlichkeit.
d.h., B macht, leistet das, was A kommuniziert
Kommunikation in Geld nimmt die Form von Zahlungen an.
Zahlungen sind die Elemente des gesellschaftlichen
Funktionsystems Wirtschaft.
8.2.Wirtschaft
Die Wirtschaft der Gesellschaft ist dann ein autopoietisches
System der Produktion und Reproduktion von Zahlungen.
Gesellschaftliche Funktionssysteme entwickeln sich auf der
Basis von Codes.
1. Code der Wirtschaft:
positiv: zahlen
negativ: nicht zahlen
Einheit/Differenz
2. Code: Eigentum:
positiv: haben
negativ: nicht haben
Zahlungen/Nichtzahlungen sind Elemente der operativen
Geschlossenheit d. Systems der Wirtschaft.
8.2.Wirtschaft
• Wie reagiert das System auf seine Umwelt?
Wie wird Offenheit erzeugt?
Über den zweiten Kreislauf (Waren) und die Kopplung an
Bedürfnisse.
Zahlungen erfolgen nur bei Bedarf.
(=Offenheit des Systems, Resonanz)
Waren
Geld
8.2.Wirtschaft
• Anhand welcher Kriterien wird im Bedarf(s)fall
entschieden?
Preise
Preise ermöglichen die Entscheidung, ob gezahlt wird oder
ob nicht gezahlt wird.
Wie beobachtet sich die Wirtschaft?
durch:
Preise
- ermöglicht Erwartungsbildung
- ermöglicht Gestaltung des Gegenkreislaufs von Waren
/
/
Expansion
Kontraktion
8.2.Wirtschaft
• Welche gesellschaftlichen Probleme werden über die
Wirtschaft gelöst?
Probleme
Funktionen
Welches ist die Funktion der Wirtschaft?
Die Funktion der Wirtschaft liegt in der gegenwärtigen
Sicherung zukünftiger Beteiligung an Operationen der
Wirtschaft, d.h., in der Regulierung von
Knappheit.
Knappheit
8.2.Wirtschaft
1. Zahlungen reduzieren die Zahlungsfähigkeit
(beim Zahlenden)
Kalkulation, Zurückhaltungen, d.h. Nichtzahlungen
ermöglichen Zahlungen in der Zukunft.
"Geld verhilft zu Abwartefähigkeit"
8.2.Wirtschaft
2. Die Lösung des Knappheitsproblems von A (= Zahlung
für eine Ware) verhindert den Zugriff von B (etc.)
Folge: Die Beseitigung von Knappheit führt zur Knappheit
d.h.: Die Beseitigung von Knappheit führt zu Knappheit
[=Paradoxie]
8.2.Wirtschaft
• Lösung der Paradoxie
Ausdifferenzierung des Funktionssystems Wirtschaft, ein
System, das unter den doppelten Codes von
(+ modern)
Eigentum
(haben / nicht haben)
Geld
(zahlen / nicht zahlen)
operiert, und darüber die Paradoxie der Wirtschaft
entparadoxiert.
8.2.Wirtschaft
• Regulierung der Knappheit
Zunächst über Eigentum
+ Vorteilsnahme
später über Eigentum
+ Geld
= Zahlungen
= Preise
Wie bilden sich Preise?
- Zahlungen
- Angebot und Nachfrage
- am Markt
8.2.Wirtschaft
• Was ist der Markt?
- kein System / Subsystem der Wirtschaft
- Interne Umwelt der Wirtschaft
- Selbst- u. Fremdbeobachtung (=Konkurrenz)
- Markt: Spiegel der Operationsweisen von
Anbieter und Nachfragern
8.2.Wirtschaft
Angebot
Nachfrage
Preise
Rationalisierung
("Kalkulation")
Zahlungsfähigkeit
Zahlungsunfähigkeit
Kauf
Investition
Verkauf
Arbeit / Produkte
8.2.Wirtschaft
• Ökonomisierung,
Rentabilität
Problem:
Relation
Steigerung?
Senkung?
Verteilung.
Voraussetzung der Preisbildung:
Organisation
Produkt / Finanzmärkte
Arbeitsmärkte
vom Bazar zur Marktkonkurrenz
8.3 Erziehung
• Was macht die Erziehung?
Erziehung ist eine gesellschaftliche Veranstaltung der
Veränderungen von Individuen ("people processing").
Frage: In welche Richtung?
verbreitet u. gestützt v.d. Pädagogik
- Perfektionierung d. Selbst
soziologisch:
- Befähigung zur Teilnahme in/an gesellschaftlichen
Funktionssystemen und ihren Organisationssystemen
- Aufbau von "Systemkompetenz"
- Erhöhung der "Potentionalität"
8.3 Erziehung
"Einübung in die Gesellschaft"
Sozialisation
Erziehung
Individuum
("psychische Systeme",
Bewußtseinssysteme)
soziales System
(Erziehungssystem
als Funktionssystem
d. modernen Gesellschaft)
8.3 Erziehung
"Einübung in die Gesellschaft"
Sozialisation
Erziehung
Selbstsozialisation
in:
- Familien
- Organisationen
- Gesellschaften
"Co-Erziehung mit
Funktionssystemen
Erziehung erfolgt in
Ergänzung, komplementär,
zu Sozialisation
8.3 Erziehung
"Einübung in die Gesellschaft"
Sozialisation
Erziehung
erfolgt in allen
Gesellschaften
ist Folge d. Entstehens
der modernen
Gesellschaft
ist bewußtseinsbasiert
"prägt" Möglichkeiten
ist kommunikationsbasiert
"prägt" Möglichkeiten
8.3 Erziehung
• Zentral für das Problem der Erziehung
•
Koppelung von
• psychischen
Systemen
sozialen
Systemen
• (Individuen)
(Erziehung)
• Selbstselektion
Fremdselektion
• Auswahl eigener
Möglichkeitsbedingungen
fremdattestierte
Möglichkeits=
bedingungen
8.3 Erziehung
• Zentral für das Problem der Erziehung
•
Koppelung von
• Auswahl eigener
Möglichkeitsbedingungen
• "Sozialisationsbiographie"
fremdattestierte
Möglichkeits=
bedingungen
"Karriere"
- Schule
- Zensuren
- Versetzungen
- Abschlüsse
- Berufseintritt
- berufliche Veränderungen
8.3 Erziehung
Zentral für das Problem der Erziehung
Einheit von Selbstund Fremdselektion
Karriere
K = Verknüpfung von Selektionen
8.3 Erziehung
Karrieren sind Verläufe der
Besetzung von Positionen
Ehe
steigend,
reduzierender Effekt
Kindheit
Familie
Schule
=
Erziehungssystem
(nur in der Schule
voll ausdifferenziert, in Hochschule, Beruf,
(Organisationen)
Beruf
Beruf
"Schnittmenge" mit
Funktions- Funktionsanderen Funktionssystem
system
systemen)
Karrieren sind Verknüpfungen von Eigen- und Fremdselektion
Hochschule
8.3 Erziehung
• Selektion = Code des Erziehungssystems
d.h.: Zuweisung von Positionen in- und
außerhalb d. Systems nach systemeigenen
Kriterien
Codes
beinhalten einen positiven/negativen
Wert
Code des Erziehungssystems operiert unter den Werten
besser/schlechter
z. B.
Zensuren
Abschlüsse
8.3 Erziehung
• Kriterien der Wertung:
Programme: z.B. Lehr-, Lernprogramme
Stoffpläne, Curricula
Maßstab: Grad der Erfüllung/Nichterfüllung dessen,
was im System als "richtig" behandelt wird
8.3 Erziehung
• Woran orientiert sich die Bewertung?
"Trivialmaschine"
input
Schüler
Programm
output
8.3 Erziehung
• Bewertungen erfolgen am beobachtbaren output
Folge:
Schüler werden als "Trivialmaschine" behandelt
(Unterstellung: direkte Kopplung von input und
output)
Problem:
Dies ist eine Unterstellung.
Individuen sind autopoietische, d.h. selbstreproduktive, bewußtseinsbasierte Systeme, die
inputs nach Maßgabe eigener Operationen
bearbeiten.
8.3 Erziehung
• "Lösung": Operation d. Erziehungssystems "als ob
"Schüler Trivialmaschinen sein.
Warum:
Weil sich so die "Lernfähigkeit" als
Transformationsproblem abhandeln läßt,
Fehlerfreiheit als Kriterium möglich wird.
Fehlerfreiheit
geringe Selektion
Karriere
Herunterladen