Skript - sTs

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Axel Ruttmann
Skript der Speziellen Pathologie
orientiert am GK3
V 1.0
Inhalt
Vorwort
Die Pathologie ist ein großes Fach, und zahlreich sind die Seiten, die sich arme Medizinstudenten einverleiben müssen, bevor sie das zweite Staatsexamen in Angriff nehmen.
Dieses Skript soll all die Lücken füllen, die von der Schwarzen Reihe nicht abgedeckt werden und damit die für die schriftliche Prüfung notwendigen Wissensinhalte zusammenfassen.
Da ich keinen besonders auffälligen Zusammenhang zwischen der gleichnamigen Vorlesung
im 3. klinischen Semester (an der HHU) und dem GK3 feststellen konnte, habe ich mich von
den Vorlesungsinhalten vollkommen distanziert und nur solche Informationen übernommen,
die für das Verständnis der Prüfungsfragen von Nutzen waren (also sehr wenige). Demnach
werden klinische Aspekte, sowie die Makroskopie nur unter Zurückhaltung angesprochen,
der Schwerpunkt liegt auf der Pathophysiologie und Mikroskopie - in Anlehnung an die von
mir verwendete Literatur.
Die Kapitel [6] Mediastinum, [9] Peritoneum, [22] Gelenke und [23] Sehnen etc. der
Schwarzen Reihe habe ich ausgelassen, da sie meiner Meinung nach keine speziellen Kenntnisse voraussetzen, die nicht schon anderwertig abgehandelt worden wären und insgesamt
nur 19 Fragen umfassen.
Das Kapitel [20] Knochen ist relativ oberflächlich abgehandelt, da es sich mit Ge bieten der
„Orthopädie“ überschneidet. Zu Kapitel [4] Haut empfehle ich die systematische Durcharbeitung der pathologischen Histologie.
Sollte sich wider Erwarten irgendwo der Fehlerteufel eingeschlichen haben, bitte ich um
Nachsicht und wenn möglich um eine kurze Mitteilung („[email protected]“). Ich wünsche
allen Beteiligten eine gute Trefferquote im Examen.
Axel Ruttmann
April 2000
Inhaltsverzeichnis
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ZNS
PNS
Auge und Ohr
Haut
Respirationstrakt
Kardiovaskuläres System
Verdauungstrakt
Endokrine Organe
Uropoetisches System
Männliche Geschlechtsorgane
Weibliches Genitalsystem
Pathologie der Schwangerschaft
Knochenmark
Lymphknoten
Milz
Muskulatur
Bindegewebe
Knochen und Knorpel
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
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9
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56
57
Nervensystem [1/2]
1
15,5 %
ZNS
Kernikterus: neonatale Hämolyse (AB0- oder Rhesusunverträglichkeit) führt zu einem toxischen
Stammganglienschaden durch Bilirubin. Die frühkindliche Blut-Hirnschranke ist durchlässiger
als die eines Erwachsenen.
Atemnotsyndrom : durch Surfactantmagel kommt es zur Bildung hyaliner Membranen
in der Lunge und intraventrikuläre Blutungen der subependymalen Venen.
Porenzephalie : traumatisch bzw. ischämisch bedingter Großhirndefekt, bei dem das
Marklager mit Zysten durchsetzt ist (oft im Bereich der A. meningea med.), die bis an
die Hirnoberfläche reichen können - die Seitenventrikel sind vergrößert.
Frühkindliche Läsionen (infantile Zerebralparese)
Perinatale Infektionen:
- Toxoplasmose
- ZMV
M. Little. Sammelbegriff für Hirnschäden, die intrauterin oder perinatal erworben wurden. Die
Klinik ist gekennzeichnet durch extrapyramidale Bewegungsstörungen, wie Rigor, Athetose (bizarr geschraubte Bewegungen), Tetraspastik und Hemiplegie.
Ontogenetische Läsionen
Eine Noxe schädigt i.d.R. nur in der Entwicklung befindliche Teile, bereits entwickelte Teile
bleiben unbeschädigt, daher bestimmt das Entwicklungsstadium (Determinierungsperiode) den
Ort, an dem eine Noxe ansetzen kann und damit den Typ der Läsion.
AGYRIE: Hirnwindungen fehlen
LISENZEPHALIE: Windungen sind vermindert
PACHYGYRIE: Windungen sind plump
HYDROMYELIE: pathologische Erweiterung des Zentralkanals (z.b. Myelomeningozele)
S CHIZENZEPHALIE: Spaltung der konvexen Großhirnrinde
Dysraphische Läsionen
Schließungsstörungen des Neuralrohrs [D 3-4] aufgrund fehlerhafter Hoxgene (Vitaminmangel,
Carbamazepine, Gendeletion) g Acetylcholinesterase und AFP erhöht.
Akranie : Fehlende (desmale) Schädelbildung, führt zu Anenzephalie bei erhaltenem
Gesichtsschädel.
Anenzephalie : Froschaugen. Störung nach Entwicklung der Augenbecher (z.B. durch
Folatmangel) mit Fehlen des Großhirns und der Neurohypophyse. Klein- und Stammhirn sind ausgebildet.
Arnold-Chiari-Syndrom : Kleinhirnverlagerung / Spina bifida / Hydrozephalus int.
Dandy-Walker-Syndrom : Hypoplastisches Kleinhirn aufgrund gestörten Liquorflusses.
Ein occlusiver Hydrozephalus int. führt zu Hypoplasie des Kleinhirns. Häufige Assoziation mit
einer Spina bifida oder einer okzipitalen Meningozele.
Enzephalozele : Schädeldefekt mit Ausstülpung des Gehirns.
Hydrozephalus : Volumenvergrößerung der Ventrikel (innen) oder des Subarachnoidalocclusiver H. z.B. bei:
- Medulloblastom
- Tbc-Meningitis
- Hirnstammgliom
- Kleinhinrmeningeom
raums (außen).
- occlusiver H. int: gestörte Kommunikation zwischen beiden Liquorräumen aufgrund einer Aquäduktstenose oder verschlossener Aperturae lateralis und mediana
des vierten Ventrikels (Foramina Luschkae und Magendi) führt zu einem Rückstau
des Liquors mit zystischer Erweiterung des 4. Ventrikels, Kompression des Hirngewebes, Syringomyelie (-bulbie) s.u. und Zunahme des Kopfumfanges
- kommunizierender H. int.: Die Liquorproduktion übersteigt die Resorptionsrate,
wodurch die Ventrikel erweitert werden
- Hydrozephalus e vacuo: Volumenzunahme innen oder außen aufgrund Mark- oder
Rindenschädigung (Schrumpfung, Nekrosen). Markschrumpfung kann auch zu einer äußeren Volumenzunahme führen.
Spina bifida occulta: Wirbelbogendefekt, der mit Haut bedeckt ist.
Spina bifida cystica: Wirbelbogendefekt mit Ausstülpungen
Meningozele: zystische Ausstülpung der Meningen
Myelomeningozele: zystische Ausstülpung der Meningen und des Rückenmarks
Myelozele: Freilegung des Rückenmarks am geöffneten Zentralkanal
Syringomyelie (-bulbie): Zystenbildung im RM (oder Medulla oblongata bei Syringo-
bulbie) neben dem Zentralkanal aufgrund eines erhöhten Liquordruckes mit klinischen
Symptomen
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S. 1
Nervensystem [1/2]
Zirkulation
Hirnödem
- ipsi: weite Pupille
- ipsi: Hemiparese
- kontra: Hemianopsie
Das Gehirn verbraucht etwa 15% des HZV, wobei die Großhirnrinde etwa fünfmal stärker durchblutet wird als die Marksubstanz (graue Substanz verbraucht fünfmal mehr Sauerstoff). Dabei
wird der pO2 (35 mmHg) reflektorisch durch eine Lumeneinengung aufrechterhalten. Zu einer
Ischämie kommt es erst unterhalb 19 mmHg pO2.
Nach 5-8 s Ischämie ist der Sauerstoffvorrat aufgebraucht, nach 8-12 s kommt es zum Bewußtseinsverlust, nach 12-15 s fällt die Spannung der Aktionspotentiale im EEG auf 0. Weitere 6-8
min kann ATP durch anaeroben Stoffwechsel erzeugt werden.
Entscheidend für die Ischämietoleranzzeit sind postischämische Parameter, wie Blutdruck, hypoxische Endothelschwellung und Thrombusneigung, so daß bis zu 30 min. totale Ischämie noch
vollständig tolerabel sein können.
Das entstehende Hirnödem quetscht den N. oculomotorius (ipsilateral weite Pupille), die A. cerebri post. (g Occipitalinfakrt mit kontralateraler Hemianopsie), einen Hirnschenkel (g ipsilaterale Hemiparese) und kann zu einer Hirnstammverschiebung nach unten mit Schädigung der
Formatio reticularis führen.
INFARZIERUNG: Infarkt nach venöser Abflußstörung.
PATHOKLISE: Neigung unterschiedlicher Areale, verschieden vulnerabel auf Ischämie zu reagieren. Hypothalamuskerne, Hirnnervenkerne und RM bleiben häufig verschont. Paradoxerweise
stellen sich morphologische Veränderungen trotz bereits irreversibler Schädigung bei weniger
vulnerableren Gebieten schneller ein (nach 12 h) als bei hochvulnerablen (nach 30 h).
Kriterien des Hirntodes
- Koma
- keine Spontanatmung
- reaktionslose weite Pupillen
- Reflexstatus negativ
(okulozephal, korneal, Trigeminusschmerz, pharyngeal,
tracheal)
- 30 min. EEG-Nulllinien
- akustisch evozierte Hirnstammpotentiale (Welle IIIIV beidseits erloschen)
- beidseitiger Zirkulationsstillstand bei Angiograhpie
Hirnschnittbefundung
Autolyse:
- intravitaler Hirntod
Nekrosen:
Corpora Mammilaria:
- Wernicke-Enzephalopathie
Ammonshorn:
- intravitale globale Hypoxie
- Epilepsie
Basalggl.:
- HIV-Enzephalitis
temporobasae Nekrosen:
- Tbc-Enzephalitis
Nekrosen + Verkalkungen:
- fetale Toxoplasmose
Ringherd m. zentr. Nekr.:
- verkäsend: Tuberkulom
- Abszeß: Herdenzephalitis
periventrikuläre Entmarkung
- Multiple Sklerose
periventr. Astrozyten-Tumor:
- tuberöse Sklerose
Granularatrophie:
- perivask. Rindennekrose
Akute globale Ischämie: (Ischämie = Kreislaufstillstand) g Kolliquationsnekrose
20 min g Tigrolyse (periphere Chromatolyse): reversibler Verlust von Nissl-Schollen.
30 min g eosinophile Zellnekrose: starre Dreiecksform, Kernpyknose, Zytoplasma-Eosinophile.
Geschädigte Zellen werden durch Mikro- und Astroglia abgebaut.
60 min g Kolliquationsnekrose von Nerven- und Gliazellen mit Ausbildung einer Pseudozyste.
1.-3. d g ödematöse Schwellung des Infarktgebietes
2.-14. d g Makrophagen („Fettkörnchenzellen) resorbieren das Myelin
1.-8. wo g Organisation: Kapillarisierung, Abräumung, Narben- unnd Zystenbildg., Fasergliose
Apallisches Syndrom: (nicht ganz korrekte) Funktionelle Trennung von Hirnmantel und
Hirnstamm bei globaler Ischämie führt zu globaler Rindenatrophie (Dezerebration).
Intravitaler Hirntod: Kommt bei einer temporären globalen Ischämie zur Schädigung der
Hirngefäße, entwickelt sich bei Wiederdurchblutung ein Ödem mit Angleichung des Gewebsdruckes an den Perfusionsdruck. Als Folge wird das Gehirn nicht mehr durchblutet.
Als Folge eines intravitalen Hirntodes kommt es zur Autolyse (auch Gefäße betroffen).
Akute globale Hypoxie: Schädigung bestimmter Hirnareale nach chronischem Sauerstoffmangel (= Hypoxie), z.B. nach Vergiftugn mit CO, CN, Barbituraten oder Morphin, sowie Asphyxie, Anämie etc. Charakteristisch ist eine laminäre Rindennekrose des Ammonshorns.
Klinik einiger ZNS-Funktionsstörungen
Gyrus praecentralis
g kontralat. schlaffe oder spastische Parese
Capsula interna
g kontralat. spastische Hemiplegie
Corpus striatum
g unwillkürliche Bewegung (Chorea)
Putamen-Claustrum
g kontralaterale Hemiparese
Thalamus
g Sensibilitätsausfall
Kleinhirn
g Nystagmus, Ataxie, Inentionstremor, Sprachstörung
Vermis cerebellis
g Rumpfataxie
Pons
g Tetraparese, Bewußtseinstrübung, Streckkrämpfe, schneller Tod
Substantia nigra
g Hypokinese, Hypertonie, Rigor, Tremor
Anämischer Infarkt (weiße Enzephalomalazie)
1. Kolliquations-Nekrose
2. Mikrogliale Fettresorption g Fettkörnchenzellen / periphere Kapillarproliferation
3. Kalkmilch-Pseudozyste
Totalinfarkt: großräumiger Endarterieninfarkt nach Gefäßstenose (Atherosklerose, BD-
Abfall bei Arteriosklerose, Thrombembolie, Arteriitis).
Grenzzoneninfarkt: Kleine Rindeninfarkte der „letzten Wiese“ bei BD-Abfall (Oligä-
mie). Äußern sich häufig als kleine Narben oder Zysten (Granularatrophie bei Thrombangitis obliterans)
Stumpfinfarkt: Wird ein Gebiet durch mehrere Arterien versorgt, wird bei einem Gefäßverschluß nur das periarterielle Gewebe ischämisch (Stumpfinfarkt).
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Nervensystem [1/2]
Hämorrhagischer Infarkt (rote Enzephalomalazie)
Thrombotischer Sinus- oder Gehirnvenenverschlusses führt zu Rückstau und Diapedeseblutung
(diffus punktförmig) mit Gewebedurchtränkung. Prädilektionsstellen sind (beidseitig) Mantelkante, Stammganglien, Occipitallappen des Großhirns und die Kleinhirnoberfläche.
Intrakranielle Blutungen
Schädel
Epiduralraum
Dura mater (Sinus)
Subduraraum
Arachnoidea mater
Subarachnoidalraum
Pia mater
Gliazellen
Pachymeninx: Dura mater
Leptomeninx: Arachnoidea + Pia
Commotio: Prellung
Contusio: Zerreißung
Im CT stellt sich die frische
Blutung hyperdens (hell) dar.
Purpura cerebri: Disseminierte Ringblutungen
Epiduralblutung: Ursache: Ruptur der A. meningea g akute Hirndrucksteigerung
CT: bikonvexer hyperdenser Randsaum / oval-rundlich
Subduralblutung: Ursache: Ruptur einer Brückenvene (zwischen Piavene und Sinus),
Piaarterie oder Arteriole des inneren Durablattes g Hirndrucksteigerung über Tage
CT: langgestreckter hyperdenser Randsaum / konkav zur Hemisphere / sichelförmig
Subarachnoidalblutung (äußerer Liquorraum): Rhexisblutung nach Ruptur eines Aneurysmas der Hirnbasis oder einer im SAR verlaufenden Arterie oder über den Kontusionsherd eines gedeckten Schädeltraumas.
Prädilektionsstellen: 50 % A. comm. ant. / Rest: A. cerebri media, comm. post, basilaris
Irritationen der Paccionischen Granulationen (Liquor-Resorption) oder Narben der
Foramina Luschkae und Magendi können zu einem Hydrozephalus führen.
CT: geringfügige Dichteanhebung bzw. hyperdenses Material i.d. Ventrikeln.
Klinig: Blut im Liquor, Blut am Augenhintergrund
Metabolische Läsionen
SPONGIÖSE DYSTROPHIE: schwammige Auflockerung der grauen oder weißen Substanz
Hepatogene Enzephalopathie : spongiöse Veränderungen des Striatums nach Leberausfall
(M. Wilson, Leberzirrhose). Klinik: Schläfrigkeit, Koma, flapping tremor
Funikuläre Myelose: spinaler Markscheidenzerfall aufgrund einer B12-Hypovitaminose mit
Ausprägung von spongiösen Herden („Lückenfeldern“) in den RM-Strängen (Hinterstränge,
Kleinhirnseitenstränge, Pyramidenseitenstränge)
Intoxikationen
Wernicke-Enzephalopathie : Hämorrhagie, Astrozytenproliferation und spongiöse
Auflockerung im Bereich der Corpora mamillaria und der Umgebung des 3. Ventrikels aufgrund einer B1 -Hypovitaminose (Thiamin) mit ATP-Bildungsstörung. Sie tritt
auf bei Alkoholabusus, Malabsorption oder Tumoren des hämatopoietischen Systems.
Klinik: Somnolenz, Ataxie, Ophtalmoplegie.
zentrale pontine Myelinolyse: Entmarkung der Pons, Medulla oblongata und des
Kleinhirns bei Intoxikation (Alkohol- und Heroinabusus), Elektrolytstörungen (Hyponatriämie) und Tumoren. Klinik: Tetraparese, Augenmuskellähmungen
alkoholische Enzephalopathie : Großhirnrindenatrophie, Wernicke-Enzephalopathie,
Myelinolyse (besonders im Bereich der Pons)
ZNS-Toxine
Barbiturate
Chloroquin
CO
Cyanid HCN
Hexachlorphen
Hg
Methotrexat
Methylalkohol
Mn
Nitroverbdg.
Pb
Phosphorsäureester
Thallium Tl
Nystagmus / zerebelläre Ataxie / verwaschene Sprache
(Antirheumatikum) hemmt den lysosomalen Abbau g Speicherdystrophie
CO verdrängt O2 aus der koordinativen Bindung mit Hb-Fe2+
Störung der Blut-Hirnschranke g Marködem g Markschäden
Unterbrechung der Atmungskette (Komplexbindung mit Cytochromoxidase)
Markscheidenaufsplitterung
Entmarkung der RM-Hinterstränge / Resorption über die Lunge, intrazelluläre Oxidation
zu Hg2+ g Reaktion mit Thiolgruppen und Purin - oder Pyrimidinbasen (DNA)
(Zytostatikum) Entmarkung g multif. nekrotisierende Leukenzephalopathie
(Holzgeist) wird metabolisiert zu Ameisensäure g Azidose / Erblindung
Störung der Zirkulation / Hemmung der Adenylatcyclase senkt den cAMPSpiegel und führt zur verminderten Synthese von Catecholaminen
führen zu einer Umwandlung von Hb in MetHb g Hypoxie, Purpura
Hyperämie / Hirnödem / petechiale Blutungen
(Schädlingsbekämpfungsmittel, Kampfgase) Anreicherung in Gehirn, autonomen Ggl., para- und motorischen Nervenendigungen. Hyperämie / Hirnödem
(Rattengift) Alopezie (Haarausfall), Ataxie, Lethargie, Polyneuropathie, Sensibilitätsstörungen. Tödliche Dosis: 1g
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Nervensystem [1/2]
Enzymopathien1
Enzymopathien führen zu Speicherungsdystrophien. Nich weiter abbaubare Metabolite häufen
sich an, benötigte Stoffwechsel-Endprodukte fehlen. Je nach Schädigungsort kommt es zu
a) Leukodystrophien g weiße Substanz = Mark (Demyelinisierung)
Enzymopathie mit Untergang von Oligodendrozyten (g und Axonen). Astrozyten
und Myelophagen speichern die Lipidreste (perivaskuläre Fettkörnchenzellen).
b) Poliodystrophien g graue Substanz = Rinde (meist mitochondriale Genese)
Mitochondriale Enzymopathie mit Störung der Atmungskette oder der Glc- oder Pyruvatutilisation.
M. Tay-Sachs : auto-rez / 1. LJ / Amaurose (Blindheit)
Syn. Amaurotische Idiotie, GM 2 -Gangliosidose Typ I.
Fehlende β-Hexosaminidase-Aktivität führt zu übermäßiger GangliosidSpeicherung (PAS-positiv) in Ganglienzellen mit Untergang im Neokortex
(einschl. Retina g kirschrote Augen).
Retardierung und Muskelschwäche im 3. bis 6. Monat g taub, blind, spastisch
Spezielle neurodegenerative Systemerkrankungen
Leitlinien der Demenz:
- Verlust des Gedächtnisses
- Verlust des Denkvermögens
- über mindestens 6 Monate
M. Alzheimer: Amyloid-Fibrillen / Plaques / g Angiopathie
vorzeitige Alterung des Gehirns unbekannter Ätiologie (gehäufte Inzidenze bei Trisomie-21 = Down-Syndrom).
Alzheimer-Fibrillen: Zytoskelettstörung von Ganglienzellen mit Zopf-Form.
Plaques (senile Drusen): Herde aus β-Amyloid mit kranzartiger Umalgerung
dystrophischer Nervenzellfortsätze. Das Amyloid ensteht durch eine Strukturaberation des Membranproteins β-APP (β-Amyloid-precursor-protein).
Lokalisation: Assoziationskortex, basales Vorderhirn, Hippokampus
Amyloidose der kleinen kortikalen Gefäße
M. Pick (Lobärsklerose): Rindenatrophie des Frontal- (scharfe Grenze) und ggf. des
Temporallappens mit begleitender Astrogliose g Nußrelief / g präsenile Demenz,
Apraxie, Aphasie (Werkzeugleistungen), Antriebsverlust // Pick-bodies
M. Parkinson: Dopamin-„Ausfall“ / Substantia nigra / extrapyramidal
Syn. Paralysis agitans. Degeneration des Extrapyramidalsystems ausgehend von dopaminergen Neuronen der Substantia nigra (Axone ziehen zu Globus pallidus und Putamen).
Der Untergang Induziert die Bildung von Lewy-Korpuskel in Ganglienzellen (Pigmentstreuung des Neuromelanin) und eine Abblassung der Substantia nigra. Funktionell fällt dabei die striatale Versorgung mit Dopamin aus, welches sich in einer AChDopamin-Imbalance und somit in einer motorischen Fehlfunktion äußert.
Klinik : Ruhetremor, Rigor (Muskel-Antagonisten erschlaffen nicht), Akinese
Hypokinese: Amimie, Mikrographie / Hypertonie: gebeugte Rumpfhaltung
Als Auslöser der Apoptose kommen freie Radikale in Betracht (95% entstehen in den Mitochondrien), welche die Membranlipide der besonders fragilen Substantia nigra schädigen. Da-
neben sollen genetische Faktoren eine Rolle spielen.
Parikinsonismus: Sekundärer (postenzephalisch, arteriosklerotisch) Parkinson.
Chorea (major) Hunington: auto-dom / 4p / Striatum
Das Corpus Striatum (Pallidum, Ncl. caudatus) sorgt durch Unterdrückung unwillkürlicher Bewegungsmuster für die Exaktheit von Bewegungen.
Bei der Chorea Huntington („Veitstanz“) kommt es infolge eines defekten Gens (4p
mit der Sequenzwiederholung „CAG“ - bei Vätern zahlreicher als bei Müttern) zur noch un-
Anatomie d. Striatums (blau):
NC Ncl caudatus
P Putamen
geklärten Atrophie des Striatums. Betroffen sind Patienten aller Altersklassen.
Pyramidenbahnläsionen
spastische Spinalparalyse 1 alte Poliomyelitis anterior - 2
spinale Muskelatrophie - 2
amyotr. Lateralsklerose 1 2
Klinik: unkontrollierte Bewegungen, Konzentrationsstörungen.
Chorea minor: Spätstadium der Lues (Treponema pallidum)
Sekundärstadium: Lympho-Plasma-Infiltrat
Tertiärstadium: Meningoenzephalitis mit Granulombildung (Gummen)
amyotrophe Lateralslerose: Degeneration des 1. (Gyrus praecentralis ) und 2. Moto-
neurons (RM-Vorderhörner) mit Degeneration und Atrophie der kortikospinalen Bahnen (Pyramidenbahnläsion) führen zu einer Lähmung der Muskulatur (90% sporadisch).
Ausfall der Motoneuronen:
[1] g Atrophie d. Gyrus praecentr.
[2] g Atrophie d. RM -Vorderhörner
1
Leukodystrophien und Poliodystrophien scheinen keine disjunkten Gruppen darzustellen
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Nervensystem [1/2]
Friedreich’sche Ataxie : Degeneration der RM-Hinterstränge, sowie der Kleinhirnsei-
tenstränge.
Entzündliche Läsionen
Meningitiden
hämatogen g Haubenmeningitis: keine meningeale Beteiligung
fortgeleitet (otogen, rhinogen) g Hirnbasis
Meningitis-Erreger:
- Pneumokokken ( 70% bei EW)
- Haemophilus
- Meningokokken (W.F.-Synd.)
- E. coli (Kleinkinder)
Kernig-Zeichen
Schmerzen und Widerstand
bei passivem Anheben des
gestreckten Beines.
Brudzinski-Zeichen
Anheben des Kopfes oder
Nacknbeuge führt zum Anwinkeln der Beine
Leptomeningitiden
Tbc
Tbc-Granulome (Epitheloidzellen, zentral verkäsende Nekrose, LanghansRiesenzellen) / Pseudomembran (Pannus) Übergriff auf Hirnnerven
g perivaskulär (Thrombosen)
g Meningen g „Basalmeningitis“ Hirnbasis, Zisternen
g selten Hirnoberfläche (meist perivenös)
über Piagefäße g Subarachnoidalraum g Sehnerv, Infundibulum, Pons,
basale Zisternen / Aquäduktstenosen g Hydrozephalus int.
Toxoplasmose
Granulo-Lympho-Plasma-Infiltrat / Rö: nekrotische Verkalkungen
g Marknekrosen i.B.d. Hirnventrikel mit ödematösem Rand, vaskuläre
Veränderungen (Thromben, fibrinoide Gefäßwandnekrose)
Kryptokokkose
perivaskulär in Grüppchen gelagerte Pilze, umgeben von Schleim
Lues
Lympho-Plasma-Infiltrat / Spirochäten
(Meningitis luica) g basale Zisternen, Oberfläche von Groß- und Kleinhirn
g Tabes dorsalis: Entmarkung der Hinterstränge (sensibel) im Quartärstadium einer Lues
Sarkoidose
epitheloidzellige Granulome
Listerien
mischzellige Granulome
Aspergillus
mischzellige Granulome (tumorartig) / Nekrosen / hämorrhagische
Infarkte / Abszesse
Enzephalitis
Enzephalitiden schreiten perivaskulär voran.
parasitäre Herdenzephalitis :
Zystizerkose (Bandwurmfinnen) und Echinokokkose g Zysten
Bilharziose (Schistosoma) g Pseudo-Tbc-Granulome
Trichinose g verkalkende Granulome
Entzündung der grauen Substanz (Hirn oder RM) werden als Polioenzephalitis bezeichnet. Ist
zusätzlich die weiße Substanz betroffen, spricht man von einer Panenzephalitis. Beide Formen
werden häufig von Viren hervorgerufen.
Enzephalitis herpetica: Herpes Simplex Virus / akut / temporobasale Nekrosen (limb i-
sches System). Infektionsweg: Nasenschleimhäute g Traktus olfactorius g zentripetaler Fortgang, eventuell auch über Ggl. trigeminale und Trigeminusfasern
Morphologie: granulo-lymphozytäre Entzündung mit fleckförmigen Nekrosen, neuronale eosinophile Cowdry-Enschlußkörperchen (Viruskapsid) mit Halo.
HIV-Enzephalitis: weiße Substanz / Basalggl. / mehrkernige Riesenzellen
Das HIV gelangt in Makrophagen via Liquor oder Blut ins ZNS, wo es diffus
Mikrogliazellen und andere Makrophagen befällt, daneben kommt es zu fokalen Myelinscheidenzerstörungen. Neuronen werden jedoch verschont.
g multifokale Leukoenzephalopathie / primär zerebrale Non-Hodgkin-Lymphome
Entmarkungsenzephalomyelitis
Meist autoaggressive Markscheidenzerstörung (Oligodendrozyten und Schwann’sche Zellen
scheinen verschiedene Myelinarten zu bilden).
Multiple Sklerose: autoaggressiv HLA-DR2 / Genetik / Geographie
Syn: Encephalomyelitis disseminata. Perivenöses Lymphoinfiltrat (Mark und Rinde)
g Myelinscheidenzerstörung (Axone bleiben erhalten) g diffuse Marksklerose mit
Fettkörnchenzellen (typisch periventrikulär, auch Ventrikelwinkel, Medulla oblongata
und Pons) g astrozytäre Fasergliose (Mikrogliawucherung)
Charcot-Trias: skandierende Sprache, Intentionstremor, Nystagmus
Prionen-Krankheit: syn. slow virus disease. Spongiforme Enzephalopathie ohne Entzündungsoder Immunreaktion, die durch Prionen (PrPSc ) verursacht wird. Sehr lange Inkubationszeit.
Die Normalform (PrPc ) ist ein Membranprotein und kann die Synapsenfunktion drosseln. Sie
wird durch die infektiöse Form umgewandelt (proteaseresistent) und lagert sich in Lysosomen
zu Amyloidplaques zusammen.
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S. 5
Nervensystem [1/2]
Tumoren
I:
WHO-Graduierung:
Jede wachsende Raumforderung des ZNS ist prinzipiell maligne.
benigne (hochdiff.), langsam,
geringe Polymorphie und
Zelldichte, kaum Mitosen.
Morphologie wichtiger Neoplasien
II: semimaligne, langsam, geringe Polymorphie, erhöhte Zelldichte, kaum Mitosen
III: anaplastisch, schnell, Polymorphie und Zelldichte erhöht, pathologische Gefäße
IV: hochmaligne (gering-diff.),
schnell, viele Mitosen und
Nekrosen
Glioblastom
Astrozytom
Oligodendrogliom
Medulloblastom
Meningeom
Neurinom
bunt, Riesenzellen
pflasterförmiges Astrozytennetzwerk mit spongiösen Hohlräumen
Honigwabenstruktur mit zentralen ZK und Kalkeinlagerungen
Pseudo-Rosetten, runde ZK (u.U. Palisaden)
Zwiebelschalen, Psammomkörper
Palisadenstellung !
Gliome
Echte Rosette: radiäre Zellanordnung um ein nichtvaskuläres Lumen
Pseudorosette: radiäre Zellanordnung um ein Gefäßlumen oder ohne Lumen
l IV Glioblastoma multiforme: Schmetterlingsform / bunt / Riesenzellen
ZNS-Metastasen bilden:
- Bronchial-CA
- Mamma-CA
- Magen-CA
- Colon-CA
- mal. Melanom, Lymphom
Verkalkungen bilden:
- Oligodendrogliom
- kavernöses Hämangiom
- M eningeom
- Kraniopharyngeom
- Tuberkulom
Tumoren bei Kindern:
- Medulloblastom
- Astrozytom
- Plexuspapillom (Tumorzellen im Liquor)
Hochmaligner astrozytärer Tumor / Erkrankungsalter 45-55a / meist temporofrontale
Großhirnhemisphere (Balken).
Morphologie: glomerulusartige Tumorgefäße, TumorRiesenzellen, ausgedehnte Nekrosen mit
Palisadenzellen, kleinzellig undifferenzierte Komponente, girlandenförmige Verdichtungen.
Buntes Aussehen (roter Tumor, gelbe Nekrosen, grüne Gallertzysten)
l Astrozytom : Kinder // Rosenthal-Fasern
Zellen mit Korkenzieher- oder haarzellartigen Ausläufern und Rosenthal-Fasern (Aggregat aus Gliafilamenten). Pilozytär ≡ „haarig“. Manchmal spongiöse Erscheinung
bis hin zu Zystenbildung.
l II Oligodendrogliom : Verkalkungen / Honigwabenmuster
Meist temporofrontal im Großhirn. Führt parietal oft zu hirnorganische Anfälle. Morphologie: Honigwabenmuster: dunkler Kern in der Mitte (beim Astrozytom am Rand),
helles Zytoplasma, deutliche Zellmembran. Tumorzellen bilden randliche Satelliten.
l II Ependymom : Ventrikellumen // perivaskuläre Pseudo-Rosetten / makroskopisch
nicht sichtbar.
Embryonale Tumoren
l IV Medulloblastom : häufigster Tumor des Kleinkindes
Tumor der Körnerzellen des Kleinhirns, gut abgrenzbar, wächst gegen die Ventrikelwand vor und führt häufig zu einem Hydrozephalus occlusus. Hohe Zelldichte, runde
zytoplasmaarme Tumorzellen, eine hohe Mitoserate und Mitoseanomalien sind typisch.
Kraniospinale Tumoren
Tumoren der Schwann’schen Zellen oder perineuralen Fibroblasten
l I Neurinom : Palisadenkerne !
Tumor der Schwann’schen Zellen (PNS, keine Nervenzellen !) mit Palisadenformation: parallel angeordnete Züge mit länglichen polare Kernen. Dazwischen Schaumzellnester. Lokalisation: Nervenabgänge. Maligne Variante bei M. Recklinghausen.
Das Akustikusneurinom betrifft das Innenohr oder den Kleinhirn-Brücken-Winkel.
l I Neurofibrom : Tumor aus gewucherten Schwann’schen Zellen und Fibroblasten mit
wirbeliger oder faszikulärer Textur.
Meningeale Tumoren
l I Meningeom : Dura mater / Zwiebelschalen
Tumor der Arachnoidea-Deckzellen (mesenchymal) g gelappter kugeliger Tumor
(mit Zwiebelschalenmuster) zwischen den weichen Hirnhäuten mit Vorwölbung der
inneren Dura (quasi eine Tumorkapsel) - Eindringen in den Schädel wird nicht als Infiltration gewertet. Typisch sind außerdem sandartige Ablagerungen, sog. PsammomKörper, welche verkalkten Endothelien entsprechen.
Lokalisation: Falx, Keilbein, Olfaktoriusrinne, Tentorium, Spinalkanal
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S. 6
Nervensystem [1/2]
Phakomatosen
Autosomal dominant vererbte Tumorbildung der Haut, des ZNS und der inneren Organe. [phakos = linse g Retinaveränderung]
NAEVUS FLAMMEUS: („Weinfleck“, „Feuermal“) livider Fleck aufgrund venöser Gefäßausstülpung. Knoten- und Gefäßneubildung.
HÄMANGIOMATOSE : generalisiertes Vorkommen multipler flacher Hämangiome auf der Grundlage einer embryonalen Fehlbildung. Teilkomponente eines Syndroms.
Neurofibromatose Typ I (Recklinghausen): Café au lait-Flecken / Chr. 17 / 1:3000
Erbleiden mit Defekt des Tumorsuppressorgens NF1 (17q11).
Neurofibrome g maligne Entartung möglich g Neurosarkome
Café au lait-Flecken, sowie inguinale und axilläre „Sommersprossen“
Irishamartome (Lisch-Knötchen aus Melanozyten)
zusätzliche Tumoren des ZNS (Bindegewebe): piozytisches Astrozytome, Meningeome, neurogene Tumoren (Neuroektoderm) sind allerdings nicht gehäuft.
- Knochenanomalien
Neurofibromatose Typ II (zentral): Akustikusneurinom / Chr. 22
Erbleiden mit Defekt des Tumorsuppressorgens NF2 (22q11)
- bilaterales Akustikusneurinom
- multiple Gliome, Meningeome, Astrozytome, Hamartome
von-Hippel-Landau-Syndrom : Angiomatose der Leptomeninx und Retina / 3p25
Erbleiden mit Defekt des Tumorsuppressorgens 3q25 führt zu Hämangioblastomen
mit Zystenbildung in Kleinhirn (Lindau-Tumor) und Retina, sowie abdominellen Zystem. Daneben kommen vor:
Niere: hellzelliges Nieren-CA
NN: Phäochromozytom
Polyzystische Organe
-
M. Refsum : Lipidspeicherkrankheit. Aufgrund eines Enzymdefekts kommt es aufgrund
verminderter Oxidation von Phytansäure zu vermehrter Lipidspeicherung in Nerven-,
Ependym- , Leber- und Nierenzellen. Die Folge sind chronische Polyneuropathie,
Kleinhirnsymptome, erhöhter Liquorproteingehalt und eine Retinitis pigmentosa.
Sturge-Weber-Syndrom : Angiomatose g Leptomeninx, Naevus flammeus
Gefäßmißbildung der Leptomeninx entlang der Trigeminusäste (zerebrofaziale oder
zerebrotrigeminale Angiomatose) mit Ausprägung eines Naevus flammeus
Tuberöse Sklerose:
syn. neurokutane Dysplasie, M. Bourneville Pringle.
Meist ventrikelnaher Tumor der Astrozyten mit pigmentarmen Flecken der Haut.
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S. 7
Nervensystem [1/2]
2
1,6 %
PNS
Periphere Neuropathien
Waller-Degeneration: Kontinuitätsunterbrechung
Axondurchtrennung g zentrifugale Neuaussprossung
Wird ein Axon durchtrennt, kommt es durch den persistierenden Axontransport zu einer beidseitigen Schwellung der traumatisierten Enden. Während das distale Nervenfaserstück (Axon
und Schwannzelle) zugrundegeht und durch Histiozyten abgeräumt wird, kommt es am proximalen Ende zur Neuaussprossung, infolge derer proliferierende Schwannzellen eine Leitstraße
für das nachrückende Axonterminal vorgeben. Gelingt der Anschluß, bildet das Axon in seinem
Terminalgebiet eine neue Synapse, verliert das Axon den Anschluß, verklumpt es und bildet ein
Narbenneurom.
Axonale Degeneration: Neuronale Metabolismusstörung
Zentripetal (peripher g zentral) progressive Axondegeneration mit Schwannzell-Untergang
aufgrund eines neuronalen Ernährungsengpasses.
segmentale Entmarkung: Entmarkung
Entmarkung mit Axonpersistenz kann durch Schwannzellproliferation wieder ausgeglichen
werden.
Polyneuropathien
Symmetrische neuronale Ausfälle aufgrund peripherer Läsion.
neuronale P: toxische Schädigung des Perikayon (Hg, Al, Vincristin) mit Schädigung
der Proteinsynthese und des anterograden Axonflusses. Peripherie stirbt zuerst
axonale P: toxische Schädigung des Axons betrifft das gesamte Axon oder nur die
Peripherie (Alkohol, Urämie, Diabetes mell.). Als Folge erlahmt der retrograde Axonfluß, Axon und Schwann-Zellen sterben in zentripetaler Richtung.
demyelinisierende P.: toxische, metabolische oder autoaggressive SchwannZellschädigung führt zu rezidivierender Markerneuerung mit zwiebelschalenartiger
Auftreibung.
interstitielle P.: Vaskuläre Diffusionsstörung führt zu Degeneration der Nervenfaser
mit konsekutiver Vernarbung des Endoneuriums (g sekundäre Ernährungsstörung).
Entzündungen
Guillain-Barré-Polyneuritis : Durch T-Lymphozyten angeregt und Makrophagen
durchgeführte postinfektiöse Entmarkung der Nerven und Nervenwurzeln. Proteingehalt im Liquor erhöht, Zellzahl aber normal
Tumoren
l I Neurinom :
häufigster Tumor peripherer Nerven; geht von den Schwannzellen aus (nicht von Nervenzellen), ist bekapselt und weist eine Palisadenstellung der Kerne, sowie wirbelige
Zellformationen auf. Bei M. Recklinghausen können Neurinome multipel auftreten.
Typische Lokalisation ist der Kleinhirn-Brücken-Winkel (Akustikus-Neurinom). Das
Wachstum ist langsam und nicht infiltrierend. Der Altersgipfel für Neurinome liegt bei
35-40 Jahren.
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S. 8
Auge, Ohr, Haut [3/4]
3
Auge und Ohr
Ohr
l Cholesteatom :
Syn. Perlgeschwulst, squamöse Epitheliose.
Entzündlich oder traumatisch (durch Versprengung von Haut des Gehörganges oder des
Trommelfells) bedingte Zyste des (Mittel-) Ohres, die mit verhornendem Plattenepithel
ausgekleidet ist. Aufgrund des entstehenden Druckes, kann es zu Osteolysen umgebender Knochenstrukturen kommen, sowie zum Einbruch in den Epiduralraum (Hirnabszeß) und Labyrinthitis.
Das Cholesteatom ist eine gutartige Geschwulst, bei der eine maligne Entartung unwahrscheinlich ist.
Auge
Chalazion: „Hagelkorn“
Durch Sekretstau hervorgerufene Entzündung der Meibom-Drüsen (Talgdrüsen des
Lidrandes) oder Zeiss-Drüsen. Der gestaute Talg wirkt wirkt wie ein Fremdkörper und
provoziert eine epitheloidzellige granulomatöse Entzündung mit mehrkernigen lipidreichen Riesenzellen.
Hordeolum externum : „Gerstenkorn“
Durch Staphylokokken hervorgerufene Entzündung der Moll-Drüsen mit Abszeßbildung, sowie Rötung und Schwellung des Augenlids.
l Malignes Melanom : häufigster Tumor des Auges
Häufigster Entstehungsort ist die Chorea (Aderhaut) - und zwar dort im posterioren
supratemporalen Quadranten. Eine Ausbreitung geschieht hämatogen (häufigste), sowie
entlang der Gefäße und Nerven - eine Drainage durch das Kammerwasser ist ebenfalls
denkbar.
Unterschieden werden ein spindelzelliger Typ A und einen epitheloidzelligen Typ B,
dessen Prognose schlechter ist.
l Retinoblastom :
Auto-Dom vererbter (Chr. 13q14) maligner Tumor embryonaler Netzhautzellen mit
Manifestation im 1. und 2. LJ. Der Tumor wächst per continuitatem und infiltriert dabei
den Epipharynx, sowie Nasenhöhle und Schädelknochen oder metastasiert hämatogen
in Skelett, Muskeln oder GI-Trakt - LK-Metastasen sind selten. Das Retinoblastom ist
der häufigste maligne intraokulare Tumor des Kindesalters.
4
Hautschichten
Epidermis Str. corneum
Str. lucidum
Str. granulosum
Str. spinosum
Str. basale
BM
Dermis
Str. papillare
(Corium) Str. reticulare
Subkutis = Tela subcutanea
Haut
A KANTHOSE : Verbreiterung der Epidermis (des Str. spinosum.)
KOILOZYTOSE : Histologisches Bild HPV-infizierter Epidermiszellen mit pyknotischen,
hyperchromatischen und bizarren Kernen, sowie Aufhellung des Zytoplasmas (Koilozyten).
Arsenvergiftung: g Hyperkeratose, Haarausfall, vermehrte Pigmentierung (Arsenme-
lanose)
Virale Erkrankungen
Condylomata acuminata: Akanthose + Papillomatose im Perianalbereich
„Feigwarze“, „Feuchtwarze“; häufig im Anogenitalbereich auftretendes Papillom
durch HPV (Human Papilloma Virus) 6 und 11 hervorgerufen. HPV ist ein DNAVirus.
Molluscum contagiosum : runde Papeln mit Viruskörpern / Epidermis -Eindellung
Harmloses Akanthom des Kindesalters, hervorgerufen durch das Pox-Virus (Pockengruppe), führt zu Papeln (mit Eindellung der Epidermis), in deren Krater Hornmassen
angesammelt sind. Die Epithelzellen sind mit Viruspartikeln beladen (Einschlußkörperchen).
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S. 9
Auge, Ohr, Haut [3/4]
Verruca vulgaris : Akanthose + Papillomatose + Hyperkeratose + Keratohyalingranula
Die Oberfläche erscheint fingerförmig ausgezogen und weist einen zentral abgesenkten Krater auf. Auslöser ist das HPV. Bevorzugte stellen sind Hand- und Fingerrücken, Gesicht, Knie und Vorfuß.
Bakterielle Erkrankungen
Acrodermatitis atrophicans (Herxheimer): Zeckenstich / Borreliose
Atrophie der Epidermis (Fibrosierung der kollagenen und Verlust der elastischen Fasern) und ihrer Anhangsgebilde, die sich klinisch als scharf begrenzte erythematöse
Hautschwellung darstellt und mit der Zeit livide verfärbt. Dabei handelt es sich um
das Spätstadium Lyme-Borreliose dar, welche durch Borrelia i.R.e. Zeckenstiches (Ixodes ricinus) hervorgerufen wird.
Tumoren
Erkrankungen an lichtexponierten Stellen:
Lentigo maligna
Basaliom
Spinaliom
malignes Melanom
aktinische Keratose
solare Elastose
UV-Strahlen:
- Hyperkeratose
- solare Elastose: basophile Degeneration der elastischen Fasern im Corium
- aktinische Keratose: CA in Situ der Haut mit Störung der Schichtung und Zellatypien (Kernvergrößerungen), sowie Vorkommen von zahlreichen Keratinozyten
l Verruca seborrhoica: Hornkugeln / Epidermis -Vorwöblung
tumorartige papillomatöse Epidermisverdickung mit Hyperkeratose (Basalzelladenom), die sich kryptenartig in die Tiefe fortsetzt und dort Hornkugeln bildet.
l Keratokanthom: Eptheltumor mit zentralem Krater
l M. Bowen: syn. Erythroplasie Quervain
CA in situ der Haut (25% entwickeln nach 2 Jahren ein Zweit-CA). Erythematosquamöse oder krustöse Läsion mit vollkommenem Verlust der normalen Epithelschichtung. Zellatypien und Dyskaryosen finden sich in allen Hautschichten.
l Lentigo maligna : g mal. Melanom
Auftreten atypischer Melanozyten in der Epidermis, die z.T. auch zur Oberfläche aufsteigen. Quasi ein Melanoma in Situ. Lokalisation bevorzugt an lichtexponierten Stellen.
l Basaliom: 50-70. LJ / Palisaden
lokal infiltrierend und destruierendes Basalzellmalignom ohne Fernmetastasen, daher
„niedrigmaligne“. Lokalisation meist an Licht-exponierten Stellen (Gesicht, Hals). Zu
Beginn stellt sich das Basaliom als rötliche Papel mit perlartigem weißen Randsaum
dar, neigt dann zu Ulzerationen. Sein Wachstum ist langsam. Eine Präkanzerose is t
nicht typisch. Das Basaliom ist eine unregelmäßige Epithelproliferation im Bereich
des Str. basale mit palisadenartiger Zellschichtung und einem reaktiven Lymphozyteninfiltrat.
l Stachelzell-CA: syn. Plattenepithel-CA, Spinaliom
Malignom der Stachelzellen im Bereich lichtexponierter Haut (Lippen) mit zentraler
Verhornung (Hornperlen) der Zellen. Das Spinaliom wähchst schnell und metastasiert
frühzeitig lymphogen. Präkanzerosen sind der M. Bowen und die aktinische Keratose.
l Karposi-Sarkom :
HIV-Assoziierte Proliferation von Kapillaren und spindelförmigen Endothelzellen, in
deren Spalträumen sich Erythrozyten und Hämosiderin ansammeln
ll Malignes Melanom:
Bösartiger Tumor der Melanozyten (erreicht das Str. papillare).
Gehäuftes Auftreten bei Xeroderma pigmentosum (genetischer Defekt des RepairMechanismus der Haut) und Sonnenexposition. Die Prognose wird anhand der Tumordicke (>2mm) und der Mitoserate bestimmt.
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S. 10
Respirationstrakt [5]
5
Respirationstrakt
Nase
Anatomie : mehrreihiges Flimmerepithel mit Becherzellen. Gefäßplexus erwärmen die Luft,
Schleim feuchtet sie an, Kinozilien transportieren Fremdstoffe ab. Nasenhöhle und Nebenhöhlen,
sowie der Epipharynx (=Nasopharynx) sind mit respiratorischem Epithel ausgekleidet, Oropharynx mit nicht-verhornendem Epithel.
maligne Neoplasien:
äußere Nase: Basaliom
innere Nase: Plattenepithel-CA, malignes Melanom
Wegener-Granulomatose: Vaskulitis / Granulome / Immunkomplex-GN
Bildung autoreaktiver Antikörper (c-ANCA) gegen Serinprotease-exprimierende Neutrophile
und Monozyten führt zu einer generalisierten Entzündung. Symptomentrias:
Vaskulitis: generalisierte nekrotisierende Vaskulitis der Kapillaren
Granulome: granulomatöse Entzündung mit zentraler Nekrose vorzugsweise im Respirationstrakt (Nase + Nebenhöhlen) g borkige Auflagerungen, Nasenbluten, übelriechender Atem.
Immunkomplexglomerulonephritis: g Hämaturie, Proteinurie
Behandlung mit Cyclophosphamid und Kortikoiden.
Tumoren
Karzinom (gr. karkinos = Krebs): maligner epithelialer Tumor
Plattenepithel-CA !! (60% Kieferhöhle, 30% Nasenhöhle)
Adeno-CA: Drüsen-/Zylinderepithel (intestinaler Typ oder Speicheldrüsentyp)
Übergangsepithel-CA: Urothel/Übergangszone d. Nasen-Rachenraums (Transitionalzell-CA)
l Plattenepithel-CA
- verrucös
- spindelzelliges CA
- nicht-verhornend
l Adeno-CA
l Adenoid-zystisches CA
l Transitionalzell-CA
l Schmincke-Tumor
g Vestibulum / lokal destruierend, keine Metastasen
g polypös ulzerierend, sarkomähnliches Aussehen
g Nasopharynx
papillär
herdförmige (en-bloc-Form) Plattenepithelmetaplasie, infiltrierend
herdförmige (en-bloc-Form) Plattenepithelmetaplasie, infiltrierend
syn. lymphoepitheliales CA, Nasopharynx-CA
Nasopharynx, EBV-Infektion, Lymphozyteninfiltrat
Marker: Zytokeratin, epitheliales Membran-Antigen.
Pharynx
Anatomie : Hypopharynx (=Nasopharynx) / Mesopharynx (=Oropharynx) / Hypopharynx.
MALT im lymphatischen Rachenring.
Tumoren des Nasopharynx: Karzinome (65%), mal. Lymphome (25%), Sarkome (5%).
l Juveniles Angiofibrom : 10-25. LJ / nur X (Testosteronrezeptor)
Syn. juveniles Nasen-Rachen-Fibrom. Benigner Gefäßtumor des Nasopharynx, der
vom Periost des knöchernen Nasendaches ausgeht (Übergang NasenhöhleEpipharynx) und nur bei Männern vorkommt. Er ist infiltrativ, vergrößert sich jedoch
langsam und sistiert mit Abschluß des Schädelwachstums.
Larynx
Anatomie : Die Schleimhaut des Larynx ist besonders schwellfähig und verursacht schnell eine
Erstickungssymptomatik.
Tumoren des Larynx haben eine gute Prognose, weil sie früh erkannt werden (Heiserkeit) und der
Larynx lymphatisch schlecht drainiert wird.
Supraglottisch:
g Symptome erst bei weitem Fortschritt (Infiltration d. Stimmbänder)
Glottis-CA:
g frühe Entdeckung, spärliche Lymphversorgung g beste Prognose
Infraglottisch:
g schnelle Metastasierung.
-
Papillome werden häufig durch Papilloma-Viren hervorgerufen und stellen eine Präkanzerose für das Plattenepithel-CA dar.
-
Karzinome werden häufig durch Nikotin oder Alkohol hervorgerufen und sind zu
95 % Plattenepithel-CA.
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S. 11
Respirationstrakt [5]
l juveniles Larynxpapillom :
Benigne fibroepitheliale Neoplasie nach Infektion mit Papoa-Viren (HPV human papilloma virus) / Präkanzerose für Plattenepithelkarzinome / rezidivfreudig / spontan in der Pubertät zurückbildend. Histo: meist mehrschichtiges nicht-verhorntes Plattenepithel
Ulzeröse Läsionen des Stimmbandes können Ausdruck einer Tbc (sekundär nach kavernöser Lungen-Tbc) oder eines CA sein und müssen stets biopsiert werden. Als
Harmlose Ulzeration treten sehr selten harmlose Kontaktulzerationen auf. Meistens
handelt es sich jedoch um ein CA.
Quincke-Ödem:
Syn. angineurotisches Ödem.
Spontan einsetzende, über Jahre rezidiviernede Schleimhautschwellung im Bereich der Lider,
des Gesichts, des Larynx, Epiglottis, Trachea (supraglottisch), Bronchien (g Luftnot), der Genitalien, des GI-Traktes (g Ascites). Ursachen:
-
kongenitaler Defekt im Komplementsystem: C1-Inhibitor ist defekt, dadurch ist C1
episodenhaft aktiv und spaltet C-Kinin vom C2 ab. C-Kinin steigert die Gefäßpermeabilität und löst z.T. sehr schnell Ödeme aus.
physikalische / chemische Noxe
Reinke-Ödem: Flüssigkeitsexsudation im Reinke-Raum (unter dem Epithel der Stimmlippen) nach Irritationen wie Rauchen (diffus) oder forciertem Singen (polypös)
Krupp: Syn. Laryngitis diphterica.
Austapezierung des Rachens mit weißlichen Pseudomembranen (Fibrinschorf + Nekrose) auf
der Grundlage einer kruppös-nekrotisierenden Entzündung mit der Folge eines bellenden Hustens, inspiratorischem Stridor und Dyspnoe. Ursache:
- Corynebacterium diphteriae (grampos., keulenförmig) g Dipherietoxin
- Masernvirus (Paramyxoviridae) g Masernkrupp
- Influenzavirus (Orthomyxoviridae)g Grippekrupp
Tracheobronchialsystem
Die Reflexzone beginnt in den Bronchien („Gehustet wird mit den Bronchien“).
ATELEKTASE: Minderbelüftung.
RESORPTIONSATELEKTASE : Bronchusverschluß durch Schleim / Fremdkörper / Tumor
BRONCHIEKTASE: Ausweitung der Bronchusendstrecke. g resp. Insuff. g Cor pulmonale
Klinik: maulvolle Expektoration, Hämoptoe
LUNGENSEQUESTER : (Nebenlunge) Fehlbildung innerhalb der Lunge ohne Anschluß an das
Bronchialsystem. Die arterielle Versorgung erfolgt über Äste der Aorta.
Stenosen erfolgen von
der Seite des Lumens: Obturationsstenose g Atelektasen, Emphysem
der Wand aus: Deformationsstenose durch Aufweichung oder Verhärtung i.R.e. Entzündung,
Narbenbildung, Degeneration.
außerhalb: Kompressionsstenose durch eine Knotenstruma, LK-Vergrößerung (durch Metastasen), Mediastinaltumoren g Druckneknrose, Auflösung des Trachealknorpels
Bronchiektasen
sackförmig durch Wandschwächen bedingt (Fehlbildung, Mukoviszidose, Bronchopneumonie). Im Vordergrund steht die Füllung mit eitrigem Schleim.
atelektatisch durch Stenosen bedingt (Narben, Verschluß).
follikulär durch Kombination aus Virusinfektion und genetischer Prädisposition
Asthma bronchiale : Eosinophilie / verdickte BM / Dyskrinie
Überempfindlichkeit des Bronchialsystems.
Insuffizienz der β2 -Rezeptoren (für NA) und Vagusstimulation führen zu einer Bronchokonstriktion. Mastzellen und Makrophagen sezernieren Entzündungsmediatoren
(Leukotriene, Prostaglandine und Histamin).
Es ergibt sich der Symptomkomplex:
beim allergischen Asthma stimuliert IgE Mastzellen zur Ausschüttung von Entzündungsfaktoren g Eosinophilie g Charcot-Leyden-Kristalle (Eos-Fragmente)
Bronchospasmus g Exspiration behindert / Hypertrophie der Bronchialmuskulatur
Epithelschäden g Schleimhautödem mit verdickter Basalmembran (Glashaut)
Dyskrinie (Störung des endokrinen Systems g zähflüssiges Sekret in den Bronchienlumina) ≡ Hyperplasie der Schleimdrüsen g Curschmann-Spiralen
Vermehrung der Becherzellen
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S. 12
Respirationstrakt [5]
a)
exogenes Asthma: angeborene Hypersensitivität mit IgE-Aktivität (häufig mit Neurodermitis,
Ekzemen oder Heuschnupfen assoziiert) g Überempfindlichkeitsreaktion Typ I / beginnt im
Kindesalter
b) endogenes Asthma: Hypersensitivität des Erwachsenenalters ohne IgE-Aktivität
Atemnotsyndrom des Neugeborenen: bei Frühgeburten
alle akut postnatalen Respirationsstörungen.
Aufgrund einer mangelnden Surfactantproduktion durch Alveolarmakrophagen Typ II
kommt es postnatal zu einer Atelektase der Lungemit Lungenödem und protein- und
kohlenhydratreichem Exs udat, welches die Alveolen membranartig auskleidet.
Nach PEEP-Beatmung über mehr als drei Tage kann sich ein interstitielles Lungenemphysem entwickeln, sowie eine bronchopulmonale Dysplasie mit den Stadien
Schleimhautödem g Fibrose g Wabenlunge, Hyaline Membran der Lunge.
Chronische Bronchitis :
Klinische Def.: persistierender Husten mit Auswurf über mindestens drei Monate in
jedem von zwei aufeinanderfolgenden Tagen. „Der einzige Reiz, den alte Männer haben,
ist der Hustenreiz “. Bei der chronisch destruktiven Bronchitis sind meist die mittleren
und kleinen Bronchien betroffen. Pathogenese:
Zerstörung der Flimmerzellen g Ersatz durch Becherzellen g Schleimabsonderung g Verstopfung der Bronchiolen g Störung des Protease-AntiproteaseGleichgewichts g Entzündung
Lympho-Plasma-Infiltrat
Destruktion der Bronchialwand
Vernarbung der Bronchialwand mit Verbreiterung und Hyalinisierung der BM.
die chronische Reizung führt zur Basalzellhyperplasie.
Fibrose g Obstruktion, chronische Entzündung g zentrolobuläres Emphysem,
Bronchiektasen g pulmonale Hypertonie g Cor pulmonale
Mukoviszidose - Befundkonstellation:
chr. obstr. Bronchitis + biliäre Leberzirrhose + Sterilität (X ), exogene Pankreasinsuff.
Ventilation
Ventilationsstörungen
obstr restr.
. n
i
R
h
n
FEV
i
RV
i
h
AGW
i
i
Parameter
VC
Resistance
FEV/rFEV
RV
AGW
5,0 l
s. FEV
4,0 l / 80%
1,5 l
150/min
Blutdruck:
Volumen:
20/8 mmHg
450 ml
obstruktive Erkrankungen: Erkrankungen mit erhöhtem Strömungswiderstand
restriktive Erkrankungen: Erkrankungen mit verminderter Durchblutung oder Ventila-
tion des Parenchyms.
Zirkulation
Anatomie : Die Lunge ist retrograd zwischen linkem und rechtem Herz eingeschaltet. Zentrale
Kreislaufstörungen wirken sich daher unmittelbar auf die Lunge aus.
Die Durchblutungsregulation der Lunge erfolgt lokal endokrin - nicht neurogen (Sympathikus wirkt nicht vasokonstriktiv). Nervös werden hingegen die glatte Muskulatur
der Bronchien und die Drüsen versorgt.
Lungengefäße:
a) Vasa privata: Aa. bronchiales (aus Aorta und 3./4. IC-Arterie) versorgen Bronchialbaum und Parenchym. / Vv. bronchiales (g Lungenvenen, Vv. azygos und hemiazygos) drainieren zusätzlich die Pleura.
b) Pulmonalarterien: Sie verlaufen mit dem Bronchialbaum und haben eine vergleichsmäßig dünne unelastische Wand (Niederdrucksystem).
c) Pulmonalvenen: Sie verlaufen interlobulär g intersegmental g parabronchial
d) Lymphgefäße: Sie begleiten die Pulmonalarterien und die großen Bronchien. Oberflächliche Lymphgefäße drainieren die Pleura visceralis und verlaufen zwischen den
Interlobularsepten.
Der Lymphstrom ist hilumwärts gerichtet. Es werden intrapulmonale und mediastinale LK unterschieden
Physiologie : Besonderheiten des Lungenkreislaufs.
Der kleine Kreislauf ist ein Niederdrucksystem: 20/8 mmHg (bei Belastung bis 25 mmHg).
Daher hat der hydrostatische Druck einen größeren Einfluß g die Lungenspitze wird im Stehen
kaum durchblutet, die Lungenbasis besonders stark.
Die Lunge ist ein Blutreservoir und enthält 9% (450 ml) des Gesamtblutvolumens.
der intrapulmonale Druck wirkt sich auf den Druck der Pulmonalarterien aus.
Im Gegensatz zum großen Kreislauf wird die Durchblutung bei niedrigem O2-Gehalt durch
Vasokonstriktion gedrosselt (Euler-Liljestrand-Mechanismus). Die Konsequenz ist eine Flußregulation zugunsten besserperfundierter Regionen.
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S. 13
Respirationstrakt [5]
primär
M. Ayerza
i
sekundär
-
Gefäße
Austauschfl.
Pulmonale Hypertonie : BD > 20 bzw. 30 mmHg (Ruhe bzw. Belastung)
Meist sekundäre BD-Erhöhung des kleinen Kreislaufs mit den Ursachen:
a)
i
pulmonale Hypertonie
i
hypert. Pulmovaskulopathie
Cor pulmonale
Kaliberreduktion der Pulmonalgefäße (definitionsgemäß darf weder Shunt, venöse
Druckerhöhung oder Linksherzinsuffizienz vorliegen). Pathogenese:
vasorestriktiv: Parenchymzerstörung (Entzündung, Fibrose, Proteolyse)
vasokonstriktiv: durch Hypoxie (verminderte Ventilation, Diffusion oder O2 Sättigung der Luft)
vasoobstruktiv: durch Verschluß (thrombotisch, embolisch, Gefäßentzündung)
Strickleiterartige Narben der Lungenarterien sprechen für eine alte Thrombembolie
b) Verminderung der Gasaustauschfläche. Bsp. Lungenemphysem, Silikose, Sarkoidose
Als Folge des Hypertonus kommt es zu einer hypertonen Pulmovaskulopathie der elastischen
(Media- und Intimahyperplasei) und muskulären Lungenarterien. Letztere werden morphologisch in vier Schweregrade eingeteilt (Mediahyperplasie, Intimafibroelastose, Kapillarwucherung,
nekrotisierende
Arteriitis).
Führt eine Lungenfunktionsstörung oder eine Strukturveränderung der Lunge zu einer (exzentrischen) rechtsventrikulären Hypertrophie (kritische Masse 80g), spricht man definitionsgemäß
von einem Cor pulmonale. Es entwickelt sich bei pulmonalen Drücken über 50/25 mmHg und
führt oft zum Sekundenherztod.
Pulmonalarteriensklerose:
Intimafibrose aufgrund höherer Volumen- und Druckbelastung.
-
Links-Rechts-Shunt (offener Ductus botalli, Septumdefekte) g Volumen
Mitralinsuffizienz g Volumen
Mitralstenose, Aortenstenose g Druck
interstitielle Lungenfibrose g Druck
Lungenödem: f Linksinsuffizienz oder Noxe
Als Lungenödem bezeichnet man eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung in der Lunge (zunächst interstitiell, dann alveolär) nach Linksinsuffizienz oder Noxe.
a) Linksherzinsuffizienz:
Rückstau g Exsudation / Hämorrhagie g Sklerose der alveolokapillären Membran. Intraalveolär finden sich Herzfehlerzellen (bräunliche mit Hämosiderin beladene Makrophagen,
die Erythrozyten abbauen)
b) chem. / phys. Noxe:
Noxe g fibrinös-seröse Exsudation, hyaline Membran g Lungenfibrose
Metabolische Läsionen
Metabolische Läsionen betreffen Bildungsstörungen von Surfactant und Proteinasen.
Surfactant g Atelektase / Proteinasen g Emphysem
Surfactant wird von Alveolarepithelien vom Typ II produziert und erniedrigt die Oberflächenspannung.
Proteinasen (Elastasen) werden von Alveolarmakrophagen, Neutrophilen und Bakterien
produziert und dienen der Körperabwehr. Unter normalen Umständen werden Proteinasen durch
α-Antitrypsin inaktiviert. Fehlt dieses, kommt es zu einem vermehrten Elastin- und Kollagenabbau g Leberzirrhose und Lungenemphysem.
Pneumokoniosen:
Erkankungen, bei denen inhalierte Partikel (< 7µm) zu einer Entzündung (gLungenfibrose)
führen. Die Partikel werden zunächst von Gewebsmakrophagen phagozytiert, verkleben aber
mit den Lysosomen, setzen dadurch Proteasen frei und führen zu einer Entzündungsreaktion.
Pathogene Partikel:
-
Beryllium g Berylliose g Epitheloidzellgranulome
Asbest ( hydratisierte Silikate) g „Pleuraplaques“, Pleuramesotheliom, BronchialCA, Cor pulmonale, Emphysem
-
Heu, Getreide g Farmerlunge
Baumwolle g Byssinose
Quarzstaub (Siliziumdioxyd) g Silikose (silikotische Knötchen)
Talkum (Magnesiumsilikat) g Talkose
-
Eisenstaub induziert keine fortschreitende Fibrose
Kohlestaub ist apathogen
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 14
Respirationstrakt [5]
Klinik:
Dauerdyspnoe
hypersonorer KS
leises Vesikuläratmen
Faßthorax, Hilfsmusk.
-
TLC, FRC, RV h
R h bzw. FEV i
Emphysem
Das Emphysem i.e.S. ist eine irreversible Erweiterung der Lungenazini (terminale Bronchioli) auf
der Grundlage einer Gewebedestruktion der Bronchiolenwand.
Proteasen g Destruktion g Strömungswiderstand g Überblähung
-
funktionell: übermäßige Inspiration (reversibel)
akut: reversibler Lungenumbau, z.B. infolge eines Asthma bronchiale
chronisch: irreversible Dilatation der Lufträume aufgrund Substanzverlust jenseits
der Bronchioli terminales (Wandabbau).
interstitielles Lungenemphysem: pathologische Luftansammlung im Interstitium
(z.B. nach Überdruckbeatmung bei einem Atemnotsyndrom.
kompensatorisches E.: bei Pneumektomie
Form
Lokation
Typ A: panazinäres E.
Typ B: zentrilobuläres E.
periazinäres E.
Narbenemphysem
gesamter Azinus α-Proteinase Inhibitor-Mangel, Marfan-S.
Azinuszentrum
chr.-destr. Bronchiolitis, Rauchen
Azinusperipherie
keine Beziehung Lungen-Tbc
Ursache
Entzündungen
Tuberculose:
Erreger: Mycobacterium tuberculosis. Resistenz gegen Säure und Lysosomale Enzyme führt zu
GI-Passage und verhindert Phagozytose. Zellwand ist säurefest (Ziehl-Neelsen-Färbung) und
lipidreich (g verkäsende Nekrose = Koagulationsnekrose).
Miliar-Tbc: hämatogene Streuung eines Tuberkelherdes (Hilus-LK oder Organ) mit Bildung
kleiner Tuberkelherde in verschiedenen Organen.
Phtise: Gewebseinschmelzung eröffnet einen Bronchus oder ein Gefäß g Streuung.
Tuberkulom : hämatogen entstandener Rundherd mit zentraler Nekrose / entzündetem Parenchym / Bindegewebskapsel.
≡ Immunreaktion erst nach 3 Wochen.
Primärinfektion Bakterien überleben Phagozytose
T-Zell-Rektion erst nach 3 Wochen. Stimulation von Makrophagen (g
Epitheloidzellen, Riesenzellen). Ausbildung des Primärkomplexes:
Herd im Lungen-Mittelgeschoß
Reaktiver LK im Hilusbereich
Bakterien überleben apikal oft als Simmon’scher Spitzenherd.
Vernarbung / Verkalkung
Streuung
Verlauf:
Das Verhältnis zwischen Virulenz und Resistenz bestimmt dieVerlaufsform der Tbc:
a) günstig g produktiv-proliferierende Form: die Erreger werden abgegrenzt.
b) ungünstig g exsudative Form: die Erreger breiten sich in Form verkäsender Nekrosen aus
und streuen.
bronchogene Streuung führt zu Kleeblatt-förmigen Tuberkulom-Ausprägungen (jedes ‚Blatt‘
ein Azinus), die narbig abgegrenzt werden (zirrhotische Lungen-Tbc).
Hämatogene Streuung. Je nach Verhältnis zwischen Virulenz der Bakterien und der Stärke
der Körperabwehr kommt es zu folgenden Ausprägungen:
a) pulmonal: bei guter Resistenz werden nur nur die gut oxygenierten Gewebe der Lungenspitze besiedelt.
b) meningeal: bei schlechter Resistenz kommt es zu einer generalisierten Aussat, bei der
Meningen-Absiedelungen die Klinik beherrschen.
c) typhoid: (syn. Landouzy-Sepsis) bei fehlender Resistenz kommt es zu einer massiven
Überschwemmung mit fehlender Granulombildung.
Postprimäre
Tbc
≡ alle Formen mit direkter Typ IV-Reaktion des Immunsystems (T-Zellvermittelte Hypersensitivitätsreaktion).
pulmonale Lokalisation meist apikal. Formen:
Assmann-Infiltrat (infraklavikulär)
Kavernen
Tuberkulom
Die Tuberkuloseherde können sekundär durch Pilze (Aspergillen) oder Bakterien (Aktinomyzes) befallen werden.
Aspergillus flavus
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 15
Respirationstrakt [5]
Pneumonien
§ Lobärpneumonie
§ Herdpneumonie
Bronchopneumonie
Lobärpneumonie :
Erreger: Pneumokokken.
Regelmäßig entwickelt sich eine Begleitpleuritis (fibrinös oder serofibrinös), die eine
Pleuraverwachsung hinterläßt, falls das Exsudat nicht resorbiert werden kann.
konfluierend
peribronchial
septikopyamisch
Phase
1
§ interstitiell
Erreger:
Pneumokokken
Klebsiellen
Staphylokokken
Hämophilus
Pseudomonas
Legionellen
Chlamydien.
Kennzeichen
seröses Exsudat mit Eißweiß
Anschoppung
2
3
4
5
rote Hepatisation
graue Hepatisation
gelbe Hepatisation
Lyse
Tag 1-2
fibrinöses Exsudat mit Blut
Granulozyten
Phagozytose (Verfettung)
lymphogene Resorption
Tag 3
Tag 4-6
Tag 7
Tag 7-9
Bronchopneumonie : eine Herdpneumonie
Herdpneumonie, die sich häufig aus einer chronischen Bronchitis entwickelt. Im Ggs.
zur Lobärpneumonie bleibt die Entzündung dabei auf einige Herde begrenzt, die verschiedene Entzündungsstadien aufweisen können, und breitet sich nicht auf einen
ganzen Lappen aus.
Riesenzellpneumonie : interstitielle Pneumonie
Bei einer interstitiellen Pneumonie ist das Interstitium lymphozytär infiltriert, die Alveolen sind hingegen frei. Bei der Riesenzellpneumo nie führen Paramyxoviren (Masern, Parainfluenza) dabei zur Ausbildung von Riesenzellen.
Monos/Histios g Makrophagen g Epitheloidzellen g mehrkernige Riesenzellen.
Pneumozystis carinii-Pneumonie :
Pneumozystis carinii befällt immundefiziente Patienten (AIDS) und führt zu einer blaßgrauroten und blutarmen Konsistenzvermehrung der Lunge, die auf ein entzündliches alveoläres
Infiltrat zurückgeht, welches flüssig-schaumig ist und den Erreger enthält (blasse Zysten ∅ 5-12
µm mit 1-8 Innenkörpern). Das Interstitium ist zellreich infiltriert.
Wurm-Zysten:
Echinococcus: Chitinhülle / Taenia saginata (Rind), Taenia solium (Schwein): keine Chitinhülle
Neoplasien (Bronchial-CA)
Bronchial-CA syn. Lungen-CA.
Risiken:
-
-
Rauchen: Zahl gerauchter Zigaretten pro Tag (je mehr, desto höher die Inzidenz), Dauer des
Rauchens, Inalatives Rauchen (Zigaretten vs. Zigarren, Pfeife), Alter zu Beginn des Rauchens (< 19. LJ etwa 4x höher als > 25.LJ), Zigarettenart (Nikotin- und Teer-arme Zigaretten
sind weniger schädlich)
ionisierende Strahlen (Minenarbeit)
Asbest, Nickel (g Plattenepithel-CA), Chrom (in der Industrie verwendet), Arsen (in Zigarettenrauch, Pestizide, Medikamente)
kanzerogene Kohlenwasserstoffe der Umwelt (Abgase von KFZ, Industrie, Heizung)
Viren (HIV, HPV)
ll kleinzelliges-CA (SCLC) : (small cell lung carcinoma) 40%
hochmaligner, früh metastasierender neuroendokriner Tumor, der meist zentral lokalisiert ist
und fingerförmig in die Peripherie vorwächst. Hohe Strahlensensibilität.Unterteilung:
a) Oatcell-CA (Haferzell-CA): Pseudoglanduläre Strukturen, Rosetten
b) intermediärer Typ: polygonaler Kern
c) gemischter Typ: zusätzlich Plattenepithel-CA
l Plattenepithel-CA: 38%
CA der Basalzelle des respiraorischen Epithels. Der Tumor hat eine feste Beschaffenheit, neigt
zu Nekrosen und kavernösem Zerfall. Pathogenese:
Basalzellhyperplasie g Metaplasie zum Plattenepithel g Ca.i.S. g invasives CA
l Adeno-CA: 7%
CA der bronchialen Schleimdrüsen mit drüsigen Strukturen, sowie faserreichem, z.T. elastoiden
Stroma. Das Adeno-CA tritt häufig in narbigen Bereichen auf ist häufig peripher lokalisiert (g
Pleurainfiltration). Unterteilung in solide, azinäre, papilläre und tubuläre Formen. Schleimbildung ist nicht obligat.
Eine Unterform des Adeno-CA ist das bronchioalveoläre CA, welches die Lungenarchitektur
zunächst noch respektiert und die Alveolen mit atypischen Zellen tapetenartig auskleidet.
l großzelliges Bronchial-CA: 14%
Tumor mit großen prominenten Kernen und Nukleoli.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 16
Kardiovaskuläres System [7]
I.Kardiovaskuläres System
7
[7,0%]
Herzleistungsstörungen
Endokard (Klappenapparat), Myokard (Motor), Epi- / Perikard (Verschiebeschicht)
Herzgewicht: 300g (max. 500g), Ventrikeldicke links: 12mm / rechts: 2-3mm.
La-Place-Gesetz: T=(pžr) / 2d, dh. je kugelförmiger der Ventrikel, desto geringer die nötige
Wandspannung
Ontogenetische Läsionen
Häufigkeiten versch. Vitien:
25%
VSD
7% Aortenisthmusstenose
-
6% Fallot-Tetralogie
6% hypoplastisches
Linksherzsyndrom
4% Arterientransposition
Bei einer Stenose der pulmonalen Ausflußbahn ist der
Pulmonaldruck vermindert.
Formalpathogenetisch ist damit
die Entwicklung einer Pulmonalsklerose ausgeschlossen.
Vorhofseptumdefekt: Links(!)-Rechts-Shunt g paradoxe Lungenembolie, Rechtsherzbelastung g Hypertrophie rechts, pulmonaler Hypertonus.
Formen: offenes Foramen ovale, Septum primum-Defekt, Septum secundum-Defekt
Ventrikelseptumdefekt: (häufigster Defekt) membranös oder muskulär; meist hochsitzend
Defekt < 0,5 cm g kaum Auswirkungen (zB. Roger-Defekt „viel Lärm um nichts“)
Defekt 1-1,5 cm g Rechtsherzbelastung nur systolisch, Lungendurchblutung vervierfacht.
Defekt > 2 cm g syst. und diast. Rechtsherzbelastung g pulmonaler Hypertonus g Linksherzbelastung.
offener Ductus arteriosus Botalli: Assoziation zu Röteln oder Hypoxie. Fetale Umgehung
der Lunge, postnatal Shuntumkehr (links-rechts) mit erhöhter Durchblutung der Lunge g pulomnaler Hypertonus, Linksherzbelastung. Bei erhöhtem Pulmonaldruck kann sich der Shunt
abermals umkehren (rechts-links) und zu einer Zyanose führen.
Ko: Preßstrahl (links-rechts) auf die Truncuswand bzw. A. pulmonalisg Intimaläsion (JetLäsion) = Endarteriitis, Sklerose.
Aortenisthmusstenose: Kaliberreduktion der Aorta mindestens um ein Drittel.
juveniler Typ (25%): Stenose proximal des (offenen) Ductus Botalli g retrograder Rückstau in
linkes Herz und Lunge g Blut des rechten Herzens umgeht die Lunge über Ductus Botalli.2
adulter Typ (75%): Stenose distal des (verschlossenen) Ductus Botalli g Hypertonus und
Linksherz-Hypertrophie, Druckgradient zwischen prox. (Brust-) und dist. (Bauch-) Aorta g
Verstärkung der Kollateralgefäße (Aa. mammariae, intercostales, gastricae) mit Druckusuren an
den Rippen.
Transposition:
unkorrigiert: Aorta entspring aus dem rechten Ventrikel / großer und kleiner Kreislauf sind parallel geschaltet und vollständig getrennt. Ein Shunt ist in diesem Krankheitsbild nicht inbegriffen, kann sich aber dazugesellen. Ohne Shunt ist die Transposition nicht mit dem Leben vereinbar.
korrigiert: Aorta entspringt aus dem nach rechts verlagerten linken Ventrikel.
Fallot-Trilogie: Stenose der pulmonalen Ausflußbahn + Rechtsventrikuläre Hypertrohie +
Ventrikelseptumdefekt
Fallot-Tetralogie: Stenose der pulmonalen Ausflußbahn (A. pulmonalis) + Rechtsventrikuläre
Hypertrophie + Ventrikelseptumdefekt + überreitende Aorta.
Wegen der Pulmonalis-Stenose ist der pulmonale Gefäßdruck vermindert und der rechte
Ventrikel hypertrophiert. Dabei erzeugt er soviel Druck, daß es zu einem Angleich der ventrikulären Drücke kommt und sich ein Rechts-Links-Shunt (nicht Links-Rechts-Shunt !) ausbilden
kann.
Fallot-Pentalogie: Stenose der pulmonalen Ausflußbahn + rechtsventrikuläre Hypertrophie +
Ventrikelseptumdefekt + Vorhofseptumdefekt + überreitende Aorta.
Rhythmusstörungen
Schrittmacherzentren: Sinus-Knoten (60/min), AV-Knoten (40/min), Kammer (30/min)
Bildungsstörung:
normotop: Minderdurchblutung / Fibrose des Sinusknotens
heterotop: ischämische Narben des Myokards oder andere Läsionen (lipomartige Fettzellwucherung im intraatrialen Septum) führen zu einer lokalen Verlangsamung der
Erregungswelle mit erneuter Erregung des refraktären Gewebes.
Leitungsstörung: Fibrose oder Ischämie an einer der zwei Schwachstellen des Erregungsleitungssystems (Sinus-Vorhof.-Grenze oder His -Bündel).
Sinuatrialer Block : Erregungsleitungsunterbrechung zwischen Sinus- und AV-Knoten
AV-Block: Block im AV-Knoten, His -Bündel oder Tawara-Schenkel.
2
laut SR wird unter Shunt ein Kurzschluß verstanden. Bei Aortenisthmusstenose kommt es also
zu keinem Shunt i.e.S.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 17
Kardiovaskuläres System [7]
Kardioneuropathie : Störung der autonomen Innervation (SYM: Katecholamine, PA-
RA: ACh)
Funktionelle Läsionen
Das Herz kann zwei funktionellen Belastungen ausgesetz sein: Druck und Volumen. Unter subletaler Belastung erfolgt eine reaktive Hypertrophie, später eine Hyperplasie.
Die hypertrophierte Myozyte ist
dicker, länger und verzweigter.
§
Druckbelastung ≡ Nachlasterhöhung (systolisch)
Die chronische Druckbelastung bedeutet für die Myozyten systolisch ein höheres Arbeitsniveau. Entlastung erfolgt durch Vermehrung der arbeitenden Elemente (Myofibrillen).
Dh. die Muskelmasse nimmt bei Erhalt des Füllungsvolumens zu, es handelt sich um eine
konzentrische Hypertrophie.
§
Volumenbelastung ≡ Vorlasterhöhung (diastolisch)
Die chronische Volumenbeslastung bedeutet für die Myozyten eine ständige Überdehnung.
Entlastung erfolgt durch Verlängerung der Sarkomere.
Dh. die Muskelmasse nimmt aufgrund des erhöhten Volumens (proportional) zu, es handelt
sich um eine exzentrische Hypertrophie.
Neben der Hypertrophie kommt es zu einer erhöhten Expression von Kollagen ( Fibrose wirkt der Dilatation
entgegen) und ANP (verstärkte Diurese und Renin -Angiotensin -Aldosteron-Inhibition), sowie einer nachlassenden ATPase-Aktivität (Ca-Pumpe), wodurch die Relaxation beeinträchtigt und die diastolische Füllung verstärkt.wird.
Fibrose und verzögerte Relaxation bewirken wiederum eine Erhöhung des Kammerdrucks und eine pulmovenöse Stauung.
Bland-Garland-White-Syndrom : Abgang der linken Kranzarterie aus der A. pulmonalis
führt zu einer O2 -Minderversorgung (O2 -armes Blut + niedriger Perfusionsdruck) und
Myokardinfarkten.
Herzinsuffizienz:
Die akute HI kommt einer mäßigen Dilatation gleich und führt zu einer Überdehnung der Sarkomere mit Dehiszenz der Glanzstreifen (elektrogene Kopplung). Epi- und Perikard begrenzen
das Ausmaß.
Die chronische HI kommt einer erheblichen Dilatation gleich, weil Epi- und Perikard Zeit haben, sich den Veränderungen anzupassen. Daneben kommt es zu folgenden Organmanifestationen:
Rechts-HI
Anatomie: Conus pulmonalis
Jugularvenen: retrograder Rückstau
Leber: retrograder Rückstau g Verfettung,
Stauungsinduration („Cirrhose cardiaque“)
Milz: retrograder Rückstau g Fibrose
Niere : vergrößert / generalisierte Ödeme
A.p.-Folgen:
-
dissemin.Parenchymnekrosen
multiple Narben
myogene Gefügedilatation
hypertrophe KM-Makro:
-
obstruktive Form:
asymmetrisch (Ventrikelseptum
am stärksten betroffen)
restriktive Form:
symmetrisch (das ganze Herz
betroffen)
Links-HI
Anatomie: gotischer g romanischer Bogen
Lunge: retrograder Rückstau führt zu Erhöhung des pulmonalen Drucks mit Entstehung von alveolärem (P> 25-30 mmHg)
oder finalem (P< 25-30 mmHg) Lungenödem mit brauner Induration.
Bronchien: interstitielles Ödem g Asthma
cardiale
Niere : renale Minderperfusion g Reninfreisetzung g Wasserretention, Vasokonstriktion g Ödeme / Vorlasterhöhung
KHK: koronare Herzkrankheit, bei der eine (arteriosklerotische / vasospastische / ent-
zündliche) Stenosierung der Coronarien zu einer myokardialen Unterversorgung mit
O2 führt: Angina pectoris (stabil, instabil, A.p. varians), Herzinfarkt
Kardiomyopathie : Erkrankung des Myokards, die nicht auf O2 -Mangel, eine Entzün-
dung oder einen Hypertonus zurückzuführen ist.
primäre Kardiomyopathien
hypertrophe K.
genetisch bedingte Texturströrung mit den Folgen einer z.T. asymmetrischen Hypertrophie g Endokardverdickung, Vaskulopathie, Fibrose
(AV-Bereich: Rhythmusstörungen)
dilatative K.
Endzustand verschiedener Herzerkrankungen mit autoaggressiver Komponente g Dilatation
restriktive K.
durch Endokardfibrose verursachte Ventrikeleinengung
Sekundäre KM gehen auf Alkoholabusus, medikamentöse Behandlung und bestimmte metabolische Erkrankungen (M. Pompe, Hämochromatose, Hyokaliämie, Hyperthyreose) zurück.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 18
Kardiovaskuläres System [7]
Endokardläsionen
Ursachen für multiple Abszesse:
Pilzsepsis
Septikopyämie
bakterielle Endokarditis
eitrige Myokarditis
Das Endokard ist ein bradytrohpes, also sehr empfindliches Gewebe und ähnelt der
Intima der Gefäße. Es bildet die Herzinnenwand (parietal), die Sehnenfäden (chordal),
sowie die Herzklappen (valvulär). Der Schließungsrand der Herzklappen ist dabei besonderen Belastungen ausgesetzt und wird auch als „Achillesferse“ bezeichnet.
Endokard-Fibroelastose: kollagenöse, elastische Verdickung des Endokards mit kompensatorischer Myokardhypertrophie
Endomyokardfibrose: Myokardfibrose, die zur Verdickung des Endokards führt.
Karzinoidassoziierte Endokardfibrose: Serotonin-induzierte Fibroblastenproliferation
führt zu endokordialen Plaques und Fibrinauflagerungen
Endokarditis
Mitralklappe (90%), Aortenklappe (60%), Trikuspidalklappe (20%) meist mitbetroffen.
Pahtogenese:
1. Endothelläsion
2. steriler Thrombus
3. Keimesiedelung d. Thrombus
4. Keimbesiedelung d. Klappe
5. Klappendestruktion
i
infektiöse
Endokarditis
(E. ulcerosa)
E. fibroplastica Löffler:
1. Nekrosestadium:
eosinophile
Myokardinfiltration
Arteriolitis
2. Thrombosestadium
Endokardthromben
3. endokardiale
myokardiale Fibrose
infektiöse Endokarditiden
akute bakterielle E.
Staphylokokkus aureus verursacht bei vermiderter Resistenz eine
eitrige Einschmelzung g E. ulzerosa
subakute bakt. E.
Streptococcus viridans-Thrombus (Sepsis lenta) setzt sich auf einer
vorgeschädigten Klappe ab, wird aber von einer verzögerten Abwehr
in Schach gehalten g E. ulceropolyposa (=thromboulcerosa)
Bakterielle Endokarditiden führen zu bakteriellen Mikroembolien (Osler-Splits) mit Manifestation
an
Fingern,
Zehen
und
Retina:
Str. viridans g blaurot / Enterokokken g dunkelblau / Staph. aureus g Eiterbläschen
/
und
eine Myokarditis führt zu einer
ballonförmigen Dilatation des
Ventrikels.
bakterielle Myokarditis-Makro:
dilatierter Ventrikel
stecknadelkopf große
Myokard-Abszesse
schlaffes Myokard
rheumatische Endokarditiden
rheumatische E.
(v.a. bei Kindern) Rheumatische Genese: Nach β-hämol. Streptokokkeninfekt (Gr. A) bilden sich Immunkomplexe, die sich auf
einer Klappe anlagern (bevorzugt zw. Aorten- und Mitralklappe)
und Nekrosen verursachen (keine Abszesse, da definitionsgemäß
abakteriell), die anschließend organisiert werden g E. verrucosa
E. verrucothrombotica
Thrombusbildung durch DIC
E. Libman-Sacks
bei Lupus erythematodes g atypische E. verrucosa
E. Löffler
(syn. E. parietalis fibroplastica) befällt fast nur Männer, Lokalisation meist parietales Endokard der linken Apexregion (Klappen
sind nicht betroffen). Obligate Eosinophilie
Myokarditis
Virusmyokarditis :
Coxsackie-, Picorna-, Influenza- und Mumpsviren zerstören die Myokardzellen selbst oder führen aufgrund einer Oberflächenähnlichkeit eines Kapseloberflächen-Glykoproteins mit den Myokardiozyten zu einer T-Zell-vermittelten Autoaggression.
Infekttoxische Myokarditis (Diphterie-Typ):
(auch bei Gasbrand und Bazillenruhr) Das von Corynebakterium diphteriae gebildete Exotoxin
(nicht der Erreger selbst) stört die ribosomale Proteinsynthese, sowie den mitochondrialen FSTransport (Carnitin-vermittelt). Die Myokardiozyten verfetten und der synzythiale Zusammenhalt geht verloren („Herz geht aus dem Leim“).
Parasitäre Myokarditis :
Intrazelluläre Einlagerung und Zellzerstörung durch Toxoplama gondii oder Trypanosoma cruzi
(Chagas-Krankheit). Durch Trypanosoma cruzi werden der synzythiale Zusammenhalt zerstört,
sowie die Nervenzellen der kardialen Ganglien.
rheumatische Myokarditis :
Immunkomplexe (durch rheumatisches Fieber nach Streptokokkeninfekt Gruppe A) setzen sich
perivaskulär im Myokard, subendokardial und auf dem Sarkolemm der Myokardiozyten ab und
induzieren eine Komplementreaktion mit den Folgen: fibrinoide Nekrosen, Aschoff-GeipelKnötchen (rheumatische Granulome, typisch perivaskulär) und feinfleckigen Myokardfibrosen.
Überempfindlichkeits-Myokarditis :
Ähnlichkeit mit Löfflerscher Endokarditis parietalis fibroplastica. Medikamentös induziert entwickeln sich interstitielle Nekrosen mit Einwanderung von Eosinophilen und Lympho-PlasmaInfiltrat. Im Spätstadium bleiben Myokardnarben zurück, und es entwickelt sich eine Perikardfibrose.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 19
Kardiovaskuläres System [7]
Riesenzellmyokarditis :
nicht-eitrige, herdförmige Myokardnekrosen mit Ausbildung von Sarkoidose-Granulomen, in
denen sich Riesenzellen befinden. Assoziation zu Sarkoidose, Riesenzellarteriitis und WegenerGranulomatose.
Perikard
Das Perikard ist das parietale Blatt des Herzbeutels (viszerales Blatt: Epikard), welcher
das Herz schützt, eine reibungsarme Gleitbewegung ermöglicht und als Ausdehnungsbarriere für Myokardiozyten eine Überdehnung verhindert. Lebensnotwendig scheint
der Herzbeutel jedoch nicht zu sein.
Perikarderguß:
syn. Hydroperikard. Seröse Exsudation ab 50 ml (normal 20ml) infolge eines erhöhten Venendruckes (Leberzirrhose) oder eines erniedrigten onkotischen Druckes (Niereninsuffizienz). Schreitet
der Prozeß langsam fort (2-3 l), wird die diastolische Vorhoffüllung nicht beeinflußt, bei schnellem Fortgang kann sich eine Herzbeuteltamponade entwickeln g Einflußstauung, Tachykardie,
HZV i, BD unter 100 mmHg
Perikarditis : Entzündung des Perikards meist mit Einbezug des Epi- und Myokards. Häufig
nach Herzinfarkt oder Bakteriämie (v.a. Tbc)
Exsudat
serös / serofibrinös
fibrinös
purulent
hämorrhagisch
konstriktiv
Ursache
rheum. Fieber, Viren, Kollagenosen
Infarkt, rheum. Fieber, Urämie
Bakterien, Pilze, Parasiten, Tumoren
Tumoren, Urämie
Bakterien (insbesondere Tbc) / nie akut
Arterien
Aneurysma-Lokalisation
-
-
Aneurysma dissecans:
60% Aortenbogen
40% distal des Aortenbogens
Aneurysma vera:
Bauchaorta
Aufbau: Intima (wirkt proliferationshemmend auf Mediamyozyten), Media, Adventitia. LDL und
VDL werden aus dem Plasma in die Intimazellen aufgenommen und stehen im Flußgleichgewicht.
SPASMEN : funktioneller Gefäßverschluß durch Kontraktion der Gefäßmuskulatur. Hervorgerufen
durch Migräne (Methysergid), Ergotamin, Bleivergiftung, Entzündungen oder intraarterielle
Injektionen.
M. Raynaud:
Reversible funktionelle Störung der peripheren Vasomotorik mit Spasmen meist der Fingerarterien und nachfolgender Kälte, Blässe und Zyanose der Finger.
Arteriosklerose:
nicht-entzündliche Arterienerkrankungen, bei denen ein fibröser Umbau zu einer Verdickung
und Verhärtung, sowie einem Elastizitätsverlust führt und damit zu einer ungünstigen Hämodynamik. Die Sklerose schreitet zentrifugal (zentral nach peripher) fort.
Risikofaktoren
1. Ordnung
2. Ordnung
Hyperlipidämie Adipositas
Nikotin
Diabetes mell.
Hypertonus
Hyperurikämie
Atherosklerose:
WHO-Def.: variable Kombination von Intimaveränderungen, bestehend aus herförmigen Ansammlungen von Lipiden, komplexen Kohlenhydraten, Blut- und Blutbestandteilen, Bindegewebe und Calciumablagerungen, verbunden mit Veränderungen der Arterienmedia. Lokalisation:
Bauchaorta, Aa. iliacae, Koronararterien, Karotisgabel, sonst. Arterienverzweigungen (Wirbelbildung reißt Endotheldecke ein) und Zerebralgefäße. Pathogenese:
LDL und HDL werden endozytotisch in das Endothel und Makrophagen im Bereich der Intima
aufgenommen und stehen mit dem Plasma in einem Fließgleichgewicht. Alternde LDL werden
von den Makrophagen (Schaumzellen) aufgenommen und denaturiert, wobei Fettsäuren und
Cholesterin persistieren und zu einem Bild atheromatöser Plaques führen. Plaquemakrophagen
veranlassen das Endothel prokoagulatorische Faktoren (PAF, Plasminogenaktivator-Inhibitor)
auszusenden, lösen in ihrer Umgebung eine monoklonale Myozytenproliferation aus, welche zu
Myofibroblasten werden und die Plaques sklerotisch einmauern. Wird das Cholesterin inzwischen nicht rechtzeitig durch HDL abtransportiert, kann es sich zu Kristallen formieren und die
Makrophagen zerstören.
Die Plaque kann sich zurückbilden, sofern die Makrophagen noch vital sind, sie kann einreißen,
einbluten und thrombisch verschlossen werden, sie kann aber auch kalzifizieren und zu einem
atherosklerotischen Aneurysma aussacken.
Mönckeberg-Mediaverkalkung:
Ringförmige Sklerose („Gänsegurgel“) der inneren Media (Membrana elastica int.) v.a. muskulärer Gefäße (z.B. nicht A. carotis communis) aufgrund extrazellulärer Bindegewebslyse ohne
Beeinträchtigung der Intima und ohne Einengung des Lumens .
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 20
Kardiovaskuläres System [7]
Hypertone Arteriosklerose:
Zentripetal (peripher nach zentral) fortschreitende Arteriosklerose nicht-elastischer (muskulärer) Arterien aufgrund eines malignen Hypertonus (230/130 mmHg).
Arteriolosklerose:
Morphologisches Korrelat eines chronischen Hypertonus. Sklerose, Fibrose und Nekrose kleiner Arteriolen mit geringer Wanddicke (2 Myozytenlagen). Hypertonisch bedingt werden die
Endothelzellen auseinandergeschoben und Plasmabestandteile lagern sich subendothelial zwischen den Myozyten ein.
Entzündliche Läsionen
Arteriitis-Prädilektionsstellen
Riesenzella. g A. temporalis
Panarteriitis n.g Bronchialart.
Takayasu g Aorta / A. pulmon.
Thrombang. obl. g Extremitäten
Panarteriitis nodosa: sektorförmige Intima- und Medianekrosen
Autoaggressive nektrotische Entzündung mittelgroßer Extremitätenarterien und kleiner Organarterien (nicht Pulmonalarterien), hervorgerufen durch Immunkomplexe nach HBV- oder βStreptokokken-Infekt, sowie Antibiotikazufuhr. (X :C =3:1) Häufigste Manifestation: die Niere
(Nachweisbiopsie jedoch am Muskel). Die Immunkomplexe rufen zunächst eine Nekrose aller
Gefäßschichten hervor (Membrana elastica int. zerstört), die granulozytär demarkiert und von
einem intraluminalen Thrombus abgedeckt werden. Granulozyten werden von massiven Entzündungsinfiltraten (Lymphozyten, Plasmazellen und Makrophagen) abgelöst, die in der Adventitia (Periarteriitis) lokalisiert sind und äußerlich als perschnurartige Kntöchen imponieren.
Nekrose und Thrombus werden narbig organisiert, Intimazellen proliferieren, das Lumen bleibt
verengt.
Wegener-Granulomatose: nekrotisierende Granulome in der Gefäßwand
Panarteriitis mit Bevorzugung der kleinen Arterien, Kapillaren und Venolen v.a. im Bereich der
Lunge, die von einer GN begleitet wird. U.a. Auftreten von epitheloidzelligen Granulomen.
Arteriitis temporalis syn. M. Horton: Myozytennekrose g Riesenzellgranulationsgewebe
Riesenzellarteriitis der mittleren und großen Arterien (Aorta, A. temporalis) mit autoaggressiver
Genese (Typ II und IV). Ausgang ist eine Schädigung der elastischen Fasern (UV-Strahlen),
deren Fragmente Antigencharakter gewinnen. Die betroffenen Gefäße können obliterieren und
klinische Symptome verursachen, wie Kopf- und Gesichtsschmerz, Visusverlust, ischämische
Schäden an Kopfhaut und Zunge, sowie allgemeine Entzündungszeichen (BSG h)
Die klassische Form ist durch eine Nekrose der Mediamyozyten mit Zersplitterung der Membrana elastica interna und Auftreten von Riesenzellen entlang der Membran.
Thrombangitis obliterans: syn. M. Bürger. proliferierend
Genetisch fixierte, Nikotin-induzierte rezidivierende Verschlußkrankheit zunächst kleiner, später größerer Arterien und Venen (Extremitäten, seltn an Organen) mit segmentaler Ausbreitung.
Die Obliteration beginnt mit einer hyperergischen Entzündung der Intima auf Nikotin und HbCO, die in einer fibrinoiden Nekrose der gesamten Gefäßwand und Thrombusbildung mündet.
Nekrose und Thrombus werden organisiert, das Gefäßlumen freigelegt und die Intima narbig
umgebaut g narbige Intimapolster. Im chronischen Stadium sind Media und Adventitia fibrosiert. [„you cannot have both, your leg or your cigarettes“]
Takayasu-Arteriitis:
vermutlich autoaggressive (nach Streptokokkeninfekt) granulomatöse (Tbc-Typ) Arteriitis der
elastischen Gefäße (Aorta und Pulmonalarterien) mit Wandverdickung und schlitzförmiger
Stenosierung g „pulsless disease“.
Churg-Strauss-Arteriitis:
Ähnlich Panarteriitis nodosa mit allergischer Komponente (Eosinophilen-Infiltrat, Assoziation
zu Asthma bronchiale und Allergikern) und hauptsächlichem Befall der Lungenarterien.
Neoplasien
l Hämangiom : benigner Endotheltumor der Gefäßwand.
kappilär: englumig / Haut des Hals- und Kopfbereiches
kavernös: weitlumig / Haut und parenchyme Organe
l Hämangiosarkom :
maligner Gefäßtumor, dessen Gefäßspalten mit atypischen Endothelzellen austapeziert sind.
l Karposi-Sarkom :
maligner Tumor der Haut, der sich nach EBV- oder CMV-Infektion von Endothelien und modifizierter glatter Muskulatur ableitet und ein spindelzelliges Stroma ausbildet, das mit Blut gefüllt ist
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 21
Verdauungstrakt [8]
8.1. Verdauungstrakt
8
Mundhöhle
XEROSTOMIE: Mundtrockenheit durch Vit A-, Vit B- und Eisenmangel.
SCHWARZE H AARZUNGE: Verhornung der Papillae filiformes durch Nikotinabusus, Man-
gelernährung oder Antibiotika.
ZAHNFLEISCHBLUTEN : durch Skorbut, Leukämie, hämorrhagische Diathese.
Ontogenetische Fehlbildungen
Cheil-oschisis :
Gnath-oschisis :
Palat-oschisis :
Wolfsrachen:
seitliche Lippenspalte
Kieferspalte zwischen Eck- und Schneidezahn
Gaumenspalte. Verbindung zwischen Mund- und Nasenhöhle
Cheil-o-gnath-o-palat-oschisis bei Defekt des Hox-Gens (=HomeoboxGen / Musterkontrollgen)
Robin-Syndrom : Mikrogenie, Glossoptose, Palatoschisis
Franceschetti-Syndrom : Entwicklungsstörung der ersten beiden Kiemenbögen g
„Vogelgesicht“
Stomatitis
S.
catarrhalis:
Masern,
Scharlach
/
Hyperämie
Entzündung mit Hyperämie und Schwellung, sowie vermehrter Epithelabschilferung.
Scharlachglossitis: Ablösung der Papillen g Himbeerzunge
Masern, Röteln: weiße Flecken mit entzündlichem Randsaum (Kolplik-Flecken)
S.
herpetica:
Vesikuläre (Bläschen) Entzündung durch Herpes Simplex Virus Typ I. Der Virus persistiert in
Ganglienzellen und führt bei Immunschwäche zur Stomatitis.
S. aphtosa: Entzündung als Ausdruck einer zellulär-zytotoxischen Immunantwort auf HLA oder
Fremdantigen
mit
Ausbildung
von
Erosionen
der
Mundschleimhaut.
M. Beh¸et: besonders schwere Form durch Autoantikörper gegen GI-Schleimhaut.
S. necroticans: Nach Schwermetallvergiftung und bei Agranulozytose
Lichen ruber planus: Wickhamstreifenmuster bei Graft-vs.-Host-Reaktion und Arzneimittelunverträglichkeit.
Neoplastische Veränderungen
Leukoplakie : Präkanzerose / kein CA in situ
Klinische Definition: nicht wegwischbarer weißer Fleck. Präkanzerose des Plattenepithel-CA infolge chronischer Reizung durch Tabak, Alkohol, Druck etc.
80% Epithelhyperplasie, 15% Hyperplasie mit Mitosen, 5% Dysplasien bis Cis.
- häufig plan-homogen: wenig maligne
- selten gefleckt-getüpfelt: maligne
DD: Lichen ruber planus, Erythema exanthema, Pemphigus vulgaris, Lupus eryth.
l Plattenepithel-CA:
Multifokaler Tumor der Zunge oder Unterlippe. Wachstum per continuitatem, Metastasierung lymphogen, selten hämatogen.
99% ulzeröse Form: geringe Differenzierung, schlechte Prognose
1% verruköse Form: hohe Differenzierung, gute Prognose
Je weiter proximal der Tumor sitzt, desto besser ist die Prognose.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 22
Verdauungstrakt [8]
Zähne - Zahnhalteapparat
ANATOMIE: Die Zahnentwicklung beginnt mit der einer ektodermalen Epthelabschnürung, aus
welcher das Schmelzorgan hervorgeht. Es entwickelt eine kappenförmige Knospe, die wie ein
umgedrehtes Weinglas (Glocke) senkrecht in das Mesenchym des Kiefers reicht. Die Bucht der
Knospe (innen) wird als Zahnpapille, der mesenchymale Mantel als Zahnsäckchen bezeichnet.
Zahnsäckchen
Schmelzorgan
Zahnpapille
Mesenchym
Ektoderm
Mesenchym
(g Zementoblasten ) g Zahnhalteapparat (Zement)
(g Ameloblasten ) g Schmelz
(g Odontoblasten ) g Prädentin g Dentin
Epulis : benignes tumorähnliches Granulationsgewebe, das dem Zahnfleisch aufsitzt.
Epulis granulomatosa: (C ) entzündlich-resorptiver Zahnfleischpolyp
Epulis gigantocellularis: aggressive infiltrative Gingiva-Überschußbildung, aber keine Neoplasie (C ). Histo: Riesenzellen und perivaskulärer Lymphozytenwall.
Schwangerschaftsepulis:
Zysten
a)
odontogene Zysten: Assoziation zur Zahnanlage
Radikuläre Zysten liegen seitlich oder an der Spitze der Zahnwurzel und entstehen
zu 80% entzündlich (durch apikale Paradontitis) mit Proliferation der MalassezZellnester oder zu 20% dysontogenetisch.
Primordialzysten liegen ebenfalls radikulär und entstehen dysontogenetisch aus
dem Schmelzorgan nicht durchgebrochener Zähne.
b) nicht-odontogene Zysten haben keine Assoziation zur Zahnanlage und entstehen
durch Einschluß von Epithelresten in den Fusionszonen der Gesichtsfortsätze
Tumoren
9% aller Mundhöhlen-Tumoren sind odontogen. Der häufigste Tumor ist das Ameloblastom.
odontogene Tumoren
pT1 ∅ ≤ 2 cm
pT2
∅ 2-4 cm
pT3
∅ > 4 cm
Infiltration der
pT4
Nachbarorgane
l Ameloblastom : lokal invasiv /unscharfe Begrenzung
Gutartiger lokal invasiv wachsender Tumor des inneren Schmelzepithels (Epithelglocke). Geht zu 30% von follikulären Zysten aus und ist nicht bekapselt, daher unscharfe Begrenzung. Röntgen: seifenblasenförmige Aufhellung des Kiefers.
l Odontom :
Gutartige Fehlbildung mit ausgeprägter BG-Komponente.
Bestandteile: epitheliales Ektoderm, Zahnschmelz und Mesenchym (Dentin, Zement,
Pulpa) während der Zahnentwicklung.
- Frontal: komposites Odontom mit allen Geweben eines Zahns.
- Seitlich: komplexes Odontom vorwiegend mit mesenchymalem Gewebe.
Speicheldrüsen
DD Speicheldrüse:
chr. Sialadenitis
L/P/-Infiltrat
Parotitis epidemica:
L/P-Infiltrat + Nekrosen
eitrige Parotitis
Neutrophile
ZMV:
Eulenaugenzellen
Febris uveoparotitis
(Entität der Sarkoidose)
epitheloidzellige Granulome
m. Riesenzellen
Warthin-Tumor:
Zysten, Lymphfollikel, doppelreihiges Epithel
Bei Entzündungen ist meist die Gl. parotis betroffen.
SIALORRHOE: gesteigerte Speichelabsonderung
DYSCHYLIE: Speicheleindickung mit Rückstau und Gewebeübertritt g Siolithiasis
SIOLITHIASIS: Speicheldrüsenstein (CaPO4 , CaCO3 ); meist in Gl. submandibularis.
Parotitis epidemica: Schuljungen g Orchitis
„Mumps“. Durch Paramyxoviren hervorgerufene doppelseitige Sialadenitis der Gl. parotis mit
Nekrose der Azinuszellen und serofibrinöser Entzündungsreaktion. Virus-Einschlußkörper sind
dabei nicht nachweisbar. Betroffen sind meist Jungen im Schulalter. 20% g Orchitis
Sjögren-Syndrom : (C) Xerostomie, Keratoconjunctivitis sicca, Arthrosen
Autoaggression gegen Ausführungsgangsepithelien der exokrinen Drüsen (Speichelund Tränendrüsen) mit lymphozytär bedingter Azinusatrophie (die Drüsen erscheinen
jedoch vergrößert / dichte periduktale Lympho-Infiltrate). Betrifft vorwiegend Frauen
nach der Menopause (X: C=1:10).
Assoziation zu HLA -DR-3.
Klinik: Xerostomie (trockener Mund), Keratoconjunctivitis sicca (trockenes Auge).
Häufige Assoziation mit rheumatoider Arthritis, chronischer Polyarthritis .
DD: eine periduktale Entzündung auch bei chronisch-rezidivierender Parotitis.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 23
Verdauungstrakt [8]
Neoplasien
Der häufigste benigne Speicheldrüsentumor ist das pleomorphe Adenom
ADENOM: gutartiger Tumor des Drüsengewebes.
l pleomorphes Adenom : häufigster Tumor der Parotis g Adeno-CA
Mischtumor (pleomorphes Gewebe mit buntem Bild).Häufigster Tumor der Parotis / hohe Rezidivquote. Morphologie: knotig-zystisch
l oxyphiles Adenom : Onkozytom g (selten) onkozytäres CA
Tumor der Schaltstückepithelien, makroskopisch braun (Mitochondrien-Reichtum)
l (Zyst-)Adenolymphom: doppelreihiges Epithel, Lymphfollikel
Syn. Warthin-Tumor. Drüsig transformiertes Epithel mit zystisch-papillärer Anordnung. Mitochondriale DNS-Schädigung. Entartung selten. Morphologie: scharf begrenzt, feinzystisch,
doppelreihiges Epithel, Lymphfollikel. Lokalisation meist Gl. parotis
l Adeno-CA: aus pleomorphem Adenom
l adenoid-zystisches CA: 35% aller CA
Cribriformer (siebartig durchlöcherter) Tumor der kleinen Speicheldrüsen mit infiltrativem Wachstum entlang der Nervenscheiden. Rezidivfreudigkeit: 5JÜW: 60%
Ösophagus
APLASIE: Ösophagus nicht angelegt. Proximaler oder distaler Teil enden blind.
ATRESIE: Ösophagus bildet kein durchgehendes Lumen. Assoziation zu dysontogenetischen
Störungen des Herz-Kreislauf- oder Urogenitalsystems
DIVERTIKEL: Lokale Aussackung der gesamten Wand g Stase von Speisebrei
Zenker-Divertikel: erworben / Höhe M. cricopharyngeus
Traktionsdivertikel: narbig (nach Mediastinitis) / Höhe Tracheabifurkation (mittlerer Ö.)
Epiphrenisches Divertikel: druckbedingt (Reflux, Spasmen, Achalasie) / Zwerchfellhöhe
Achalasie : Dysphagie, thorakale Schmerzen / g Ösophagus-CA (4%)
durch erworbene Innervationsstörung des Plexus myentericus hervorgerufene Dilatationsstörung des ösophagealen Sphinkters mit Verminderung der Ganglienzellen, Myozten- und Vagusnervdegeneration.
Ko: Megaösophagus, Entzündung, Dysplasie, Ösophagus-CA
Mallory-Weiss-Syndrom :
längsgerichtete Schleimhautrisse des unteren Ösophagus und der Cardia infloge eines
abdominellen Druckanstiegs (Erbrechen, Alkoholismus (unkoordiniertes Erbrechen)
und Schock?). Da der gastroösophageale Übergang stark vaskularisiert ist, kommt es
hier in der Folge zu Blutungen
Virusösophagitis : tritt i.R. einer Immunschwäche auf
Herpes: Münzformulzerationen, Milchglaskerne, mehrkernige Epithel-Riesenzellen
Biopsie nur aus dem Randbereich
CMV: infiziert nicht das bedeckende Plattenepithel
Biopsie nur aus dem Ulkusgrund.
Reflux-Ösophagitis : 98% / g Barrett-Ösophagus
Gesteigerte Plattenepithelproliferation + granulozytäres Infiltrat, hervorgerufen durch
Reflux von Magensaft (Säure g Abschilferung g Hyperplasie).
Mit 98% die häufigste Ösophagitis. Begünstigend wirken ein verminderter Sphinktertonus, erhöhter intraabdomineller Druck, Zwerchfellhochstand (Schwangerschaft), relaxierende Medikamente und Drogen (Alkohol), sowie Operationen. Komplikation:
Barrett-Ösophagus, Blutung
Barrettösophagus : g Ösophagus-CA / Präkanzerose für Adeno-CA
erworbene (Reflux) intestinale Metaplasie (nicht-verhornendes Plattenepithel g Zylinderepithel) des unteren Ösophagus. Das Zylinderepithel muß dabei mindestens 3 cm über
den gastroösophagealen Übergang reichen. Makroskopisch erscheint der Bereich der
Z-Linie dadurch als unscharfer Übergang.
Wkt für ein CA: 5% - aber 90% der Adeno-CA basieren auf einem Barettösophagus.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 24
Verdauungstrakt [8]
Ösophagus-CA
pT1 bis Submukosa
pT2
g M. propria
pT3
g Adventitia
pT4
g Nachbarorgane
l [CEA] Ösophagus-CA: (X ) Plattenepithel-CA (90%) oder Adeno-CA
Häufigster Ösophagus-Tumor. Metastasierung hauptsächlich lymphogen, transmural (auch
Lymphe ?) und nur selten hämatogen. Genese:
a) Reflux-Ösophagitis g Barrett-Ösophagus g Adeno-CA (10%)
b) Mutagene Faktoren g Dysplasie / Cis g Plattenepithel-CA (90%)
Risiko: Sprue, Achalasie, HPV, Alkohol, Vitaminmangel, heiße oder scharfe Speisen, Rauchen.
60 % ulzerös-endophytisch g horizontal wachsend, Infiltration der Nachbarorgane
25 % diffus infiltrierend g intramurale Ausbreitung mit Sanduhrstenosen
15 % polypös-exophytisch g Vorwölbung ins Lumen
oberflächlicher Typ: Infiltration bis zur Submukosa
fortgeschrittener Typ: Infiltration bis zur Muscularis propria
Magen
ANATOMIE:
G-Zellen nur im Antrumbereich. Foveolenlänge normalerweise 1/5 bis 1/3.
DD Riesenfalten:
chronische Gastritis
Zollinger-Ellison-Syndrom
(Foveolen kurz)
M. Menetriére
(Foveolen lang)
Vermehrung der Belegzellen:
Zollinger-Ellison-Syndrom
Verminderung der Belegzellen:
Typ A-Gastritis
Typ B-Gastritis
Cardia
tubuläre geschlängelte Drüsen
g Schleim
Fundus / Corpus Belegzellen (H+ /K + -ATPase) g HCl, intrinsic factor
Nebenzellen
g HCO3--Schleim
Hauptzellen
g Pepsinogen g Pepsin
Pylorus
G-Zellen
g Gastrin g HCl-Stimulation
einfach verzweigte Drüsen
g Schleim
EROSION: Schleimhautdefekt bis max. zur Lamina muscularis mucosae g Blutungen möglich.
ULKUS: Gewebsdefekt, der die Lamina muscularis mucosae überschreitet.
HYPERCHLORHYDRIE: säurebedingte Inaktivierung pankreatischer Enzyme
INTESTINALE METAPLASIE : häufig mit Magen-CA assoziiert, aber keine Präkanzerose !
Dünndarmtyp: Enterozyten (Zottenbildung), Paneth-, Becherzellen
Dickdarmtyp: Becherzellen
Dielafoy-Syndrom: syn. Exulzeratio simplex: submuköse Arterioloe
akutes kardianahes Magenulkus, das auf der Grundlage eines Aneurysma oder einer Arrosion
einer atypischen, submukös gelegenen, Arteriole entstanden ist.
M. Menetiére:syn. Riesenfalten-Gastropathie: foveoläre Hyperplasie
Überproduktion des Drüsenepithels mit Verlängerung der Foveolen (fovea = Grube) g Riesenfalten. Es kommt zu gastralem Eiweißverlust bei erhöhter Magenpermeabilität. Foveoläre Hyperplasie tritt auch bei chronischer Gastritis auf, Riesenfalten durch glanduläre Hyperplasie
beim Zollinger-Ellison-Syndrom.
Zollinger-Ellison-Syndrom : glanduläre Hyperplasie
Ulkus + Hypergastrinämie + Hypersekretion mit glandulärer Hyperplasie, dh. die Foveolen sind verkürzt bei Vergrößerung und Vermehrung der Belegzellen in Korpus
und Fundus. Makro: Riesenfalten. Ätiologie: Gastrindauerstimulation durch
Typ I: antrale G-Zell-Hyperplasie
Typ II: Inselzelltumor mit endokriner Aktivität (Gastrinom)
Gastritis
akut: Granulozyten / g wenige Tage / bei Immunschwäche (CMV, Herpes), Intoxikation
chronisch: Lymphos, Plasmas / Wochen bis Jahre / oberflächlich oder transmukös
Die Gastritis beginnt meist im Antrum und breitet sich von dort aus.
Sydney-Klassifikation
Ätiol.
Verl.
Ort
Entz.
Grad
A/B/C
akut / chron. / sonst.
Antrum / Corpus / Pan
aktiv / Atrophie /
Metaplasie / Erregernachweis
gering - hochgradig
SYDNEY-KLASSIFIKATION:
Ätiologie ~ Verlauf ~ Topographie ~ Entzündungsbesonderheit ~ Entzündungsgrad
Ätiologie der Chronischen Gastritis
Typ A
Typ B
Typ C
autoaggressiv (4%)
bakteriell (70%)
chemisch (26%)
lymphoplasmazell.
lymphoplasmazell.
lymphoplasmazell.
Infiltrat
Infiltrat
Infiltrat
Zottenatrophie
Granulozyten
Granulozyten
intestinale Metaplasie Schleimhauterosionen Mukosa-Ödem
Lokalisation: Corpus
Lokalisation: Antrum
Lokalisation: Antrum / Pan
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S. 25
Verdauungstrakt [8]
Typ A-Gastritis: HCl i / Gastrin h / perniziöse Anämie / g Magen-CA
Antikörper gegen Belegzellen blockieren den Gastrin-Rezeptor und zerstören Parietalzellen und
intrinsic factor (g perniziöse Anämie). Lympho-Plasma-Infiltrat zerstört die Drüsen g Zottenatrophie,
intestinale
Metaplasie.
HCl i / kompensatorische Gastrinproduktion durch G-Zellproliferation g Karzinoide
Morphologie: Entzündung auf die Mukosa beschränkt
Substanzdefekte:
Dysplasie: nicht invasiv
Erosion: max. MMuc
Ulkus: min. MMuc
Früh-CA: max. SubM
fortg. CA: min. Mus
Magen-CA
pT1 bis Submukosa
pT2
g M. propria
pT3
g Serosa
pT4
g Nachbarorgane
pN1
pN2
LK bis 3 cm Abstand
LK ab 3 cm Abstand
oder an Gefäßen
pM1
Fernmetastasen
Typ B-Gastritis : Assoziation mit Duodenalulkus / MALT-Lymphom
Helicobacter pylori hydrolysiert Harnstof mittels Urease (zu NH3), induziert damit einen alkalischen pH und schädigt neben dem H+ -Transport die Na/K/ATPase.
Lokalisation meist im Antrumbereich. Neben Lymphozyten und Plasmazellen kommen bei der
aktiven Typ-B-Gastritis außerdem noch Granulozyten vor, welche bei der Durchwanderung des
Oberflächenepithels dieses zerstören (Erosionen).
Ko: Induzierung von Lymphfollikeln g MALT -Lymphom.
Typ
C-Gastritis:
Gastritis, die durch Alkohol, Medikamente (Salicylate) oder Enzyme des Duodenalsafts bzw.
Galle hervorgerufen wird. Neben einem lympho-plasmazellulären Infiltrat kommen Granulozyten vor, die sich jedoch interfoveolär aufhalten, die Leistenspitzen sind ödematös aufgequollen.
Gastroduodenal-Ulkus : duodenal: 100% Helicobacter -Assoziation
Mißverhältnis aggressiver und defensiver Faktoren durch:
Helicobacter, Azidität, Reflux, Salizylate, Durchblutung, Genetik, Schleimhautschwäche
aggressiv: Pepsin, HCl, Gallensäure, Granulozyten
defensiv: Schleim, HCO3, Epithelregeneration, Durchblutung, E-Prostaglandine
akuter Ulkus: kreisrund, treppenförmige grau-gelbe Ränder
chronisch: Detritus mit Fibrin / Nekrose / Granulationsgewebe / Narbengewebe
Angrenzende Mukosa zeigt häufig intestinale Metaplasie.
Magenulzera g kleine Kurvatur an der Corpus-Antrumgrenze oder präpylorisch
Duodenalulzera g Bulbus duodeni (2 cm distal des Pylorus), häufig multizentrisch
Beide Ulzera neigen zu Spontanheilung und Rezidiven. Die karzinomatöse Entartung eines Duodenalulkus ist extrem selten.
l Magen-Adenom : hohe Entartungstendenz / immer dysplastisch
~0% villös polypös g höchste Entartungstendenz
90% tubulär flach / 10% tubulär eingesenkt
l [CEA] Magen-CA sind Adeno-CA / 5JÜR 5-10%
Zweithäufigste Neoplasie (hinter Colorectal-CA) des GI-Traktes mit folgenden Ursachen:
A-Gastritis, Helicobacter, Genetik, Magenteilresektion. 5JÜR=5-10%, Bestrahlung und Chemotherapie sind zwecklos. Ätiologie: Präkanzerose g Früh-CA g Adeno-CA
1. Früh-CA: Beschränkung auf Mukosa (M-Typ) oder Submukosa (SM-Typ). Lymphmetastasen sind bereits möglich (M: 8%, SM: 20%).
2. fortgeschrittenes CA: Infiltriert die Magenwand.
Borrmann-Klassifikation:
Typ I: (6%) polypös. Bei zentraler Nekrose Übergang in Typ II oder III
Typ II: (23%) ulzerierend und scharf begrenzt (Wall-artig)
Typ III: (41%) ulzerierend und unscharf begrenzt
Typ IV: (30%) diffus und unscharf begrenzt
Laurén-Klassifikation: (R: Resektionsabstand)
intestinaler Typ: (R 5cm) glanduläres Wachstum // Metastasen g Leber
diffuser Typ: (R 10 cm) bildet Siegelringzellen // Metastasen g Bauchraum, Peritoneum
Dünndarm
VOLVOLUS: Stiel- oder Achsendrehung eines Organs
ILLEUS: Störung der Darmpassage. Lähmung g paralytisch / Stenose, Hindernis g mechanisch
MECKEL’SCHES DIVERTIKEL: 60-90 cm proximal der Ileocaecalklappe. Enthält heterotope Illeumund z.T. Magenschleimhaut, sowie z.T. Pankreasgewebe. Verursacht Obstruktion, Blutungen,
Entzündungen, Invagination und Volvulus.
Angina abdominalis: syn. M. Orthner. Postprandiale relative Ischämie (meist Arteriosklerose
der A. mesenterica sup.) führt zu hämorrhagischer Nekrose der inneren Wandschichten. Abstoßung und Regeneration führt zu narbigen Fibrosen.
Mesenterialinfarkt: ischämische Wandnekrose oder Venenthrombose mit sekundär hämorrhagischem Infarkt. Ursache meist thrombotisch.
Klinisch 3 Phasen: akutes Abdomen, symptomarmes Intervall, Illeus-Peritonitis.
Peutz-Jeghers-Syndrom : (auto-dom) periorale Hyperpigmentierung mit Dünndarm-Polypen.
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S. 26
Verdauungstrakt [8]
Stoffwechselstörungen
Gluthenenteropathie : 1:1000 / g maligne Lymphome, Rachitis, Osteoporose
Syn. Zöliakie. Verdauungsinsuffizienz infolge angeborener autoaggressiver Reaktion
auf Gluten (Teil des Weizenklebers) mit Enterozytenschädigung. Folgen:
1. Malabsorption, Maldigestion, Steatorrhoe (Fettstühle), voluminöse Stühle
2. Mangelsyndrome: Vit Dg Rachitis, Vit A g Sehstörungen, Vit K g Wundheilungsstörung, Fe g Anämie, Wachstumsstörungen
3. Dermatitis herpetiformis (autoaggressiv), Osteoporose, MALT-Lymphome
Morphologie: Zottenatrophie, Kryptenverlängerung, Lympho-Plasma-Infiltrat.
Durch eine verzögerte Verfütterung von Weizen im Säuglingsalter soll die Zöliakie
verhindert werden können.
M. Whipple : (X ) Makrophagenschwäche / g Malabsorption, Arthritis
Systemische Makrophagenschwäche mit häufiger Manifestation im Dünndarm. Nach
Infektion mit Corynebakterien (Whipple-Bakterien) kommt es zur unvollständigen
Phagozytose durch Histiozyten und intrazelluläre Persistenz. Die Histiozyten sammeln
sich an (LK und Mukosa) und verstopfen die Lymphgefäße. Es kommt zu Chylusrückstau, Zottenauftreibung und Malabsorption mit Gewichtsverlust.
Extraintestinale Manifestation: Arthritis, Symptome in Lunge und ZNS
Enteritiden
DD Darm:
Typhus abdominalis:
längsverlaufende Nekrosen
und Ulzera des Lymphgewebe
Colitis ulzerosa:
fulminant hämorrhagischnekrotisierend (1./2. Wo)
M. Crohn:
röhrenförmige Stenose
M. Whipple:
mesenteriale LK vergrößert,
aufgetriebene Zotten
Tbc:
quergestellte Ulzera, Epitheloidzellgranulome mit zentralen Nekrosen.
TENESMUS: schmerzhafter Stuhl- oder Harndrang
Bakteriell invasive Enteritis : g Sepsis, Ulzeration (Blutstühle)
C. perfringens g Enteritis gravis
Ulzeration, Blutungen, Letalität 40%
M. tuberculosae bovis g Ileozäkal-Tbc
a) ulzerativer Typ g anuläre quergestellte Ulzera mit Epitheloidzellgranulomen
b) ulzerokonstriktiver Typ g Narben mit kurzen oder langen Stenosen
c) hyperplastischer Typ g Narben durch Granulationsgewebe (?)
S. typhi g Typhus abdominalis
Darm g LK g Lymphe g Blut g Galle g Darm
Durch die Körperabwehr freigesetztes Endotoxin führt zu schweren Ulzerationen und Nekrosen in den LK, die granulozytär demakiert, abgestoßen und reepithelialisiert werden.
Histo: markige LK-Schwellung g Verschorfung g Geschwürsbildung g Überhäutung
1. Wo: markige LK-Schwellung (mesenterialer und solitärer)
Erreger im Blut, aber keine Durchfälle / Granuozytopenie
2. Wo: Nekrosen (Follikel, LK, Peyer-Plaques) bis zur Mus
Erreger im Blut, (kein Typus ohne) Fieber.
3. Wo: quergestellte Ulzera des Lymphgewebe in Längsrichtung (Ileum terminalis) / Erreger im Stuhl, erbsbreiartige Durchfälle, Delir
Bakteriell nicht-invasive Enteritis: g heftige Durchfälle
E. coli g E.-coli-Enteritis (enteropathogen / enterotoxisch / enteroinvasiv / enterohämor.)
Salmonella enteritidis g Salmonellen-Enteritis
V. cholerae g Cholera asiatica
B-Komponente dient der Anheftung, A-Komponente aktiviert Adenylatcyclase g cAMP g
Proteinaktivierung g Elektrolyt- und Wasserabgabe (Reiswasserstühle)
Parasitäre Erkrankungen:
Entamoeba histolytica (s.u.)
Billharziose g Granulome um spindelförmige Wurmeier mit Seitenstachel
Oxyuren g Juckreiz durch Fadenwürmer in den Darmlichtungen
Askariasis g mechanische Komplikationen
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 27
Verdauungstrakt [8]
[CEA] M. Crohn (MC) : regional / transmural / diskontinuierlich //g Fisteln
chronisch autoaggressive diskontinuierliche (regionale) Entzündung des GI-Traktes
mit häufiger Lokalisation im terminalen Ileum und Colon. Die Entzündung ist transmural, bezieht die regionalen LK mit ein und neigt zur Ausbildung von Fisteln. Gewebedestruktion und -reparation prägen das makroskopische Bild („Gartenschlauch“Phänomen, „Kopfsteinpflaster“-Muster)
Morphologie: Massive Follikelbildung, Epitheloidzell-Granulome, Schleimhautfissuren. Der M. Crohn des Colons wird auch als Crohn-Colitis bezeichnet. M. Crohn
(MC) und Colitis ulzerose (CU) sind die beiden wichtigsten chronischen Entzündungen des GI-Traktes.
Neoplasien
Karzinoid-Lokalisation
45 % Appendix
1% M
26 % Jejunum
Ileum
80% M
16 % Rektum
10% M
5%
Duodenum ?
2%
Magen
30% M
2%
Colon
50%
M: Metastasen
l [NSE] Karzinoid: Matastasen ab 2cm g Serotonin
(früher APUDom) niedrigmaligner Tumor des diffusen neuroendokrinen Systems (syn. APUDSystem von amine and amine precursor uptake and decarboxylation). Dies sind alle Zellen mit
neuroendokriner Aktivität, die gruppenweise oder vereinzelt im Organismus (hauptsächlich
Mukosa des GI- und Respirationstraktes) vorkommen.
Karzinoide entstehen zunächst submukös, infiltrieren dann die Muscularis propria und können
ab einer Größe von 2,5 cm lymphogen oder hämatogen metastasieren (g Leber, Ovarien, KM,
Lunge, Pleura). Die Metastasen sind häufig größer als der Primärtumor.
Sobald Metastasen gesetzt worden sind, werden größere Mengen Serotonin, Kallikrein, Histamin, Substanz P, Prostaglandine, NA und Dopamin produziert. Serotonin ruft dabei das Karzinoid-Syndrom hervor: Flush, rechtsventrikuläre Endokardfibrose, Hyperperistaltik, Diarrhoe.
a) EC-Karzinoide: aus enterochromaffinen Zellen / Mitteldarm / g Serotonin
b) ECL-Karzinoide: aus enterochromaffin-ähnliche Zellen / Magen / g Histamin
c) G-Zell-Karzinoide: Gastrinome (Gastrin-produzierende Zellen) / Magenantrum
Ø Appendix-Karzinoide sind am häufigsten und setzen quasi keine Metastasen.
Ø Dünndarm-Karzinoide setzen Metastasen in die Leber und die regionalen LK.
Colon
MELANOSIS COLI : (C ) Braunfärbung der Darmschleimhaut infolge Laxantienabusus (Anthrachinone). Das Pigment ist meist in Makrophagen enthalten und nimmt eine Mittelstellung ein
zwischen Melanin und Lipofuszin.
RUHR : Darminfektionen mit blutig-schleimigen Stühlen
Megacolon congenitum :
Syn. M. H IRSCHSPRUNG. Einwanderungsstörung parasympathischer Ganglienzellen im 2. und 3.
Fetalmonat (80% im Anorektosigmoid) führt zu fehlenden Plexus myentericus und submucosus
und somit zu Dauererregung der Ringmuskulatur. Durch Kotstau kommt es zur Auftreibung des
Colons. Ein Megacolon kann auch durch eine muskuläre Störung oder ein Passagehindernis
hervorgerufen werden, infolge dessen es zum Aufstau des Darminhaltes im terminalen Ileus
kommen kann (Mekoniumileus).
Colitis
AIDS-assoziierte Erreger :
-
Durchfallerrkrankungen:
Salmonellen, Shigellen, Campylobacter, Clostridien
Kryptosporidien
-
Pneumonie:
Pneumozystis carinii
-
Zytomegalie:
CMV g Eulenaugenzellen
PSEUDODIVERTIKEL: Durch Druckerhöhung erworbene Ausstülpung der Mukosa und
Submukosa durch Gefäßlücken der Muscularis propria. D. treten häufig multipel auf
(Divertikulose) und entzünden als Folge von Kotstau.
ECHTES D IVERTIKEL: Kongenital bedingte Ausstülpung der gesamten Darmwand.
Bakteriell invasive Colitis :
Shigellen g Shigellenruhr // g Pseudomembranen
Syn. SHIGELLEN -RUHR, DYSENTERIE. Shigellen-Exotoxin (S. dysenteriae, flexneri, boydii, sonnei)
führt zu Schleimhautulzera mit Pseudomembranen, die granulozytär demarkiert werden, im
Ggs. zum Typhus jedoch keine Beziehung zu Peyer-Plaques besitzen. Makroskopisch imponieren schmutzig-graue herdförmige Beläge.
Klinik: schleimig-blutige Durchfälle, kolikartige Bauchschmerzen, Tenesmen
Amöben g Amöbenruhr // g Leberabszeß
syn Amöbiasis. Chronische Entzündung hervorgerufen durch Entamoebia histolytica. Die Infektion geschieht durch Ingestion kontaminierten Trinkwassers.
a) Intestinale Form g (Kolon, Ileum) blutig-schleimige Durchfälle, endoskopisch sichtbare
Ulzerationen mit unterminierenden Rändern
b) Extraintestinale Form g Leberabszesse
Amöbom: Herd mit granulierend-fibrosierender Entzündung, in dessen Mitte die Magnaform
(Trophozoit) nachgewiesen wird.
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S. 28
Verdauungstrakt [8]
[CEA] Colitis ulzerosa (CU) : pANCA / kontinuierlich / nicht transmural / Rektum
Autoaggressive Entzündung des Colons (hauptsächlich Rektum). Ausgelöst durch einen IgA-Mangel (Schutzfunktion der Schleimhäute) der Mukosa kommt es zur Überschwemmung mit Bakterien und autoaggressiver Immunreaktion gegen Enterozyten
und Granulozyten (pANCA=perinukleäre Anti-Neutrophilen-Zytoplasma-Antikörper),
bei der auch T-Lymphozyten beteiligt sind. Folge:
- Schleimhautulzerationen („Landkarten“-artig).
Dabei wird die Mukosa von der Muscularis abgehoben (Muscularis bleibt intakt);
durch einwandernde Granulozyten kommt es zu Kryptenabszessen. Langfristig
wird dadurch die Haustrierung aufgehoben („Ofenrohrkolon“).
- Pseudopolypen durch Granulation und überschießende Regeneration
- später Schleimhautabflachung und -austrockung infolge Becherzellmangel
Klinik: langandauernde schleimige Blutstühle, Tenesmen, Gelenkbeschwerden
Ø Die Colitis ulzerosa ist Präkanzerose für das Colon-CA
Polypen
Makroskopisch erkennbare Gewebsvermehrung des Mukosaepithels, die ins Darmlumen reicht.
Neoplastische Polypen sind benigne, können aber entarten, daher besteht eine OP-Indikation ab
1cm Größe.
HAMARTOM: tumorartige Fehl- und Neubildung ortsständigen Gewebes.
MUKOZELE: Schleimansammlung in einer Höhle meist i.R.e. Appendizitisvernarbung
NEOPLASIE: autonome Proliferation.
nicht-neoplastische Polypen (keine Entartung)
l juvenil
(Ki) Kryptenstenose g Schleimretention / zystisch erweiterte
Drüsen / Oberfläche oftmals ulzeriert
Lokalisation meist Rektum
l hyperplastisch
(X ) Epithel-Reifungsstörung (überschießende Regeneration bei
syn. metaplastischer Polyp erhaltener Differenzierung) g Sägeblattstruktur.
Lokalisation meist im Sigma. Assoziation zu Colon-CA.
l Peutz-Jeghersauto-dom / periorale Pigmentflecken + GI-Polypen
Syndrom
baumartig verästelte Muscularis mucosae bedeckt von norsyn. hamartomatöser P olyp
l lymphoid
malem Epithel. Assoziation mit Colorektal-CA.
MALT -Hyperplasie
l Dickdarm-Adenom : villöse Form g Adeno-CA
Gutartige Neoplasie des Drüsenepithels.
a) villös: breitbasig, fingerförmige Ausziehungen bis zur Muscularis mucosae
häufigste Entartungstendenz
b) tubulär: gestielt, knäuelartig gewundene Kryptenschläuche / Rektosigmoid
c) tubovillös: Mischform, die immer villöser wird
d) kolorektales Adenom: 95% im Colon descendens (digitale Untersuchung)
l Adenomatosis coli: auto-dom // Präkanzerose für Colon-CA
Syn. Polyposis coli. Auftreten von über 100 Adenomen (überwiegend tubulär) meist vor dem
35. LJ (APC-Genverlust)
Gardner-Tumor: A. + extrakolorektale Manifestation (Osteome, Fibrome, Dentitionsstörung)
Turcot-Syndrom: A. + maligne Hirntumoren (meist Glioblastome)
Die Diagnose ‚CA‘ erfordert
den Nachweis einer tumurösen
Infiltration der Submukosa.
l [CEA] kolorektales CA:
95% tubuläre oder papilläre Adeno-CA. Metastasen g Leber und Lunge.
Präkanzerosen: Adenomatosis coli (obligat), Colitis ulzerosa.
Je ausgeprägter die Schleimbildung, desto schlechter die Prognose. Lokalisation:
50% im Rektum / 25% im Sigma / 25% Zäkum u.a.
Pankreas
Pankreasnekrose:
Verlaufsform der akuten Pankreatitis: Autodigestion des Pankreas mit begleitender Freisetzung
verschiedener Enzyme führt zu blutigen Nekrosen des Parenchyms, (Kolliquationsnekrose), des
peripankreatischen Fettgewebes (lipolytisch), sowie zur Bildung vasoaktiver Kinine (Bradikinin, Kallidin), welche BD-Abfall und Schock auslösen können.
Als häufigste Ursache kommen Erkrankungen der Gallenwege, Alkoholabusus und Stoffwechselstörungen (Hyperkalzämie, Hypertriglyzeridämie) in Frage.
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S. 29
Verdauungstrakt [8]
l [CEA] Pankreas-CA:
Meist ein Adeno-CA. Hauptlokalisation ist der Kopfbereich (60-70%) mit der Gefahr von Choledochus-Stenosen. Begleitend treten häufig Venenthrombosen auf.
Leber
normale Leberwerte
GOT 17 (15) U/l
GPT 23 (19) U/l
γ-GT 28 (18) U/l
Bilirubin 1,4 mg/dl
CHE 2700-2750 U/l
Albumin 3,7-5,2 g/dl
PTT 35-45 s
TZ 15 s
Quick 70-130%
X (C)
Klinik d. Leberinsuffizienz:
-
Foetor hepaticus
Ikterus
-
Ödeme
Hypotonie
Fieber
hämorrhagische Diathese
-
Nierenversagen
Koma
Makroskopische DD:
-
Leberdystrophie:
massive Nekrosen
Echinococcose:
nicht optisch leere Zysten
Peliosis hepatis:
blutgefüllte Hohlräume
Mikroskopische DD:
-
-
akute Virushepatitis:
Councilman-Bodies
chr. persist. Hepatitis:
Lymphos g nur periportal
chr. Cholangitis:
gemischtes Infiltrat um die
Gallengänge.
alkoholische Fettleber:
Mallory-Bodies
Cholestase:
Gallezylinder
toxische Schädigung:
Gallencanaliculi
Dubin-Johnson-Syndrom:
Pigment in Hepatozyten
Eisenüberangebot:
Pigment in K.-Sternzellen
Anatomie : Das klassische Leberläppchen (Kiernanches Läppchen) besitzt eine zentrale Lebervene (Zentrum) und wird umgeben von Portalfeldern (Peripherie).
Das Funktionsmodell der kleinsten Lebereinheit ist der Leberazinus (Rappaportmodell), welches
sich an der Blutversorgung orientiert.
Zone I: portal (O2-reich) - anfällig für Hyperlipidämie (g periphere Verfettung)
Zone III: zentral (O2-arm) - anfällig für Hypoxie und Intoxikation (g zentrale Verfettung)
Funktionen: Verstoffwechselung / Galleproduktion (Cholesterinausscheidung) / Hb-Abbau / die
Zellen des RHS stellen den entscheidenden Speicher für bestimmte Stoffe dar.
LEBERKOMA: ZNS-Intoxikation aufgrund mangelnder Entgiftung in der Leber. Unter den Toxinen
ist dabei v.a. das NH3 zu nennen (Proteinkatabolismus in Körperzellen oder enteralen Bakterien), welches in der Leber zu Harnstoff metabolisiert wird.
Leberzerfallskoma: Leberinsuffizienz nach Virushepatitis oder Intoxikation
Leberausfallskoma: zirkulatorische Umgehung der Leber bei Zirrhose, portaler Hypertension
oder Shunt-Op.
Als Folge entwickelt sich eine respiratorische Alkalose, sowie eine Enzephalopathie mit Verwirrtheit, fehlendem flapping tremor und EEG-Veränderungen
ASZITES: Ansammlung freier Flüssigkeit im Bauchraum. Durch Abflußstörung und Leberparenchymschäden kommt es zu vermehrter Lymphproduktion und verminderter Albuminsynthese,
woraus ein verminderter kolloidosmotischer Druck resultiert, der noch durch den Übertritt von
Eiweißen aus dem Plasma in die Disse-Räume verstärkt wird. Durch den intravasalen Volumenverlust wird das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System aktiviert und die Na- und WasserRetention gesteigert, wodurch die Aszites noch verstärkt wird.
EKLAMPSIELEBER : Gruppennekrose infolge Verbrauchskoagulopathie durch Freisetzung von
Gewebsthrombokinase im Rahmen einer EPH-Gestose („Schwangerschafts-Vergiftung“). Dabei
handelt es sich um eine Plazentainsuffizienz unbekannter Genese mit den Folgen:
- klinisch: Ödem (E), Proteinurie (P) und Hypertonie (H), Krampfanfälle.
- morphologisch: subkapsuläre Blutungen und Nekrosen
Fibrose / Zirrhose
Fibrose: BG-Vermehrung unter Erhalt der Läppchenstruktur.
Im Rahmen eines portalen Hypertonus (Durck in V. porta oder einem ihrer Äste ≥ 15
mmHg oder Gradient zu V. cava ≥ 5 mmHg) kommt es zur Ausbildung von Umgehungs-
kreisläufen mit Caput medusae, Oesophagusvarizen und venösen „Hämorrhoiden“
(venöse Erweiterung der Rektumschleimhaut).
Zirrhose: BG-Vermehrung (Ito-Zellen) unter Zerstörung der Läppchenstruktur. Die
Zirrhose wird eingeleitet durch zentrale Massennekrosen und/oder portal durch Mottenfraßnekrosen. Dabei entstehen portozetrale (passive) und periportale (aktive) Septen, die kapillarisiert werden und zu einer zirkulatorischen Umstellung mit
Kurzschlußkreisläufen führen, welche das Leberparenchym progredient vernachlässigen.
WHO Zirrhose-Systematik
mikronodulär ∅ 1-3 mm
chronisch kontinuierliche Schädigung
makronodulär ∅ 3-30 mm
intermittierende Schädigung mit Regenerationspausen
überlagerte Schädigung
Mischtyp
cholestatisch bedingt
biliär
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
chron. aktive Hepatitis
Bypass-Op. / Thorotrast / Alkohol
chron. aktive Hepatitis
M. Wilson / wdh. Intoxikation /
Virushepatitis
meist extrahepatischer Verschluß
S. 30
Verdauungstrakt [8]
Metabolismus
Hämochromatose: auto-rez. / Chr. 6 / X :C =10:1 1:500
DD
Fe-Carrier
defekte Makros
i
Hämochr.
Hämolyse
Porphyrie
Apoferritinm.
i
sek. Siderose
Fe-Ablagerung: Fe-Ablagerung:
Gallengän- Makrophage
gen
Hauptzellen
Durch Polyphenole wird die
Eisenausscheidung vermehrt.
Durch regelmäßigen Konsum
von Polyphenol-haltigem Tee
(Wesesse Ceylon Broken, 5
min ziehen lassen) kann daher
die erforderliche Zahl der
Aderlässe um ein Drittel
gesenkt werden.
Gewebsschäden nach hereditärer Fe-Übersättigung auf grund eines gestörten FeCarriers der Darmschleimhaut und mangelnder Fe-Aufnahmefähigkeit von Makrophagen. Der enterale Carrier sorgt für eine plasmatische Eisenüberladung, die zudem
nicht wie gewöhnlich durch Lebermakrophagen abgepuffert wird. Es kommt zu erhöhten Eisenspiegeln und Ablagerung ins Parenchym verschiedener Organe.
Von der Hämochromatose ist die sekundäre Siderose abzugrenzen, bei der die Ursache des erhöhten Eisenspiegels eine Eisenverwertungsstörung (Porphyrie, Apoferritinmangel) oder eine Hämolyse ist. Therapie in beiden Fällen: Aderlaß.
Organmanifestation:
Leber: Hepatozytenschaden zunächst portal, später zentral. Bei der sekundären Siderose geht dem Leberschaden eine Phase voraus, in welcher die Lebermakrophagen überschüssiges Eisen phagozytieren. Endstadium: Leberzirrhose.
Bronzediabetes: Schädigung des endokrinen Pankreas, Fe-Ablagerung in der Haut
Endocarditis:
Fe-Speicher: Ferritin, Hämosiderin (in Leberparenchym und RHS)
Plasma-Fe-Transport: Transferrin (korreliert direkt mit verfügbarem Eisen)
M. Wilson: auto-rez. / Chr. 13 / 1:200.000-300.000
Kupfer wird im Serum locker an Albumin oder Transcuprein gebunden (direkt reagierender Anteil) und in der Leber verstoffwechselt. Dabei entstehen verschiedene Cu-haltige Enzyme (Oxidasen), sowie das Caeruloplasmin (syn. Ferrioxidase I), ein Akute-Phase-Protein, das eine
radikalfreie Umwandlung von Fe3+ zu Fe2+ bewirkt.
Keyser-Fleischer-Kornealring
Beim M. Wilson kommt es zu einem Defekt der Cu-ATPase (Kupferpumpe für biliäre
Ausscheidung), sowie einer Synthesestörung des Coeruloplasmins. Als Folge akkumuliert Kupfer in der Leber und lagert sich in Teilen des ZNS (Basalganglien), der
Descemet-Membran (g Kayser-Fleischer-Kornealring) und den Nieren ab.
Im Serum ist das direkt reagierende Kupfer erhöht, Coeruloplasmin aber stark erniedrigt und daher das Gesamt -Plasmakupfer ebenfalls erniedrigt.
Labordiagnostik: Cu Serum, Cu Harn, Cu Leber, Coeruloplasmin
α -Antitrypsin-Mangel: auto-rez. / Chr. 14 / 1:2000
α-Antitrypsin (AAT) ist der wichtigste (Serin-)Proteinase-Inhibitor (Pi) im Serum,
wird gebildet in Hepatozyten, Monozyten und Alveolarmakrophagen und übt als Proteasegegenspieler eine protektive Funktion auf Kollagen und Elastin aus.
Nach ihrer elektrophoretischen Wanderungsgeschwindigkeit werden drei Allele unterschieden (M=medium/100% Aktivität, S=slow/60% , Z=zero/0%), wobei das homozygote
Genprodukt des Z-Allels (PiZZ-Form) zur stärksten Pathologie führt.
Kindesalter g Leberzirrhose
Erwachsenenalter g Lungenemphysem
Zirkulation
portale Hypertension: Kompression der Sinusoide durch Kollagenablagerung in die
Disse’schen Räume, bindegewebigen Sinus-Ersatz und Sklerosierung der ZV führt zu
einem Druckanstieg im Pfortadersystem. Folgen:
GI-Blutungen / Aszites / hepatische Enzephalopathie
Block: Verlegung der Strombahn mit den Folgen der portalen Hypertension (Ösopha-
gusvarizen, Caput medusae, Hämorrhoidalvenenstauung)
I. Prähepatischer Block: Thrombose der Pfortader oder Milzvene, Tumoren
II. intrahepatischer Block :
präsinusoidal (Portalfeld): Fibrose der Portaltrakte
sinusoidal: venöse Abflußbehinderung
postsinusoidal (ZV): Okklusion, perizentrale Sklerose
III. extrahepatischer Block: Rechtsherzinsuffizienz, Venenäste (Budd-Chiari-Syndrom)
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 31
Verdauungstrakt [8]
Stauungsleber: passiver venöser Rückstau mit Weitung der Lebervenen und Sinus führt zu
Druckerhöhung der läppchenzentralen Hepatozyten, Phygozytose durch Kupffer-Sternzellen,
Regeneration. Chronisch g Stauungsstraßen, Zirrhose („Muskatnußleber“), Hypalbuminämie
g Aszites
Schockleber: Zuflußstörung mit Untergang der Zone III (Läppchenzentrum). Erhöhung der
Transaminasen
Budd-Chiari-Syndrom : Verlegung der großen Lebervenen vor dem Eintritt in die V.
cava (z.B. Thrombus) g zentrolobuläre Nekrosen
Venookklusion: (syn. Endophlebitis hepatica obliterans) Verlegung der kleinen Leber-
venen g zentrolobuläre Nekrosen
Hepatitis
Diffus entzündliche Schädigung der Leber. Ab einer Persistenz von 6 Monaten wird eine Hepatitis als chronisch bezeichnet. Im Vordergrund der Schädigung stehen Fibrose und Cholestase.
Councilman bodies: Abgestorbene Hepatozyten (z.T. innerhalb von Kupffer-Sternzellen)
Mallory-Körper: Alkoholisches Hyalin innerhalb degenerierender Hepatozyten
Milchglashepytozyten: Hepatozyten mit HBS-haltigem ER
Sandkerne: Hepatozyten mit HBc -Expression
Leberabszeß: bakteriell bedingte Parenchymnekrose (hämatogen eingeschwemmt oder i.R.e.
eitrigen Cholangitis)
akut
Virushepatitis
toxische Hepatitis
g
chronisch
chronisch persistierende H.
chronisch aggressiv H.
chronisch lobuläre H.
chronisch autonome H.
g
Spätstadium
Zirrhose
Leberzell-CA
Fettleber
Verfettungsstadien:
gering: < 10 %
mäßig: 10-30 %
stark: 30-50 %
Fettleber: > 50 %
Voll reversible Fetteinlagerung in den Hepatozyten.
a) Reye-Syndrom : Mitochondriale Fett-Abbaustörung.
b)
Schwangerschaftsleber: plurivakuolär ohne Verdrängung des Kerns / häufig tödlich.
c)
Toxische Hepatitis: Riesenmitochondrien / Proliferation des gER und einer Erhöhung der
γ-GT (Enzym auf der Zelloberfläche von Hepatozyten und Gallengangsepithel). Bei einer
Cholestase kann sich eine peribiliäre Basopilie entwickeln.
Sulvonylharnstoffe, Sulfonamide g Granulome
Valproinsäure, Methotrexat, Cortison g Fettleber
Halothan g Atrophie
anabole Steroide g Peliosis hepatis (Kapillarwachstum, Endothelproliferation der ZV)
d) Alkoholische Hepatitis: zentrale N./ diffuse Verfettung / Maschendrahtfibrose
Ethanol wird in der Leber zu Acetaldehyd abgebaut, wobei NADH2 entsteht.
g NADH2 -Bildung hemmt die FS-Oxidation und die Lipoproteinlipase
g Acetaldehyd führt zu vermehrter TAG-Synthese
g Acetaldehyd induziert eine entzündliche Reaktion.
Es entwickelt sich eine diffuse Verfettung (Fettleber), sowie eine zentrale Entzündung, die chronisch zu zentralen Nekrosen führt. Daneben entwickeln sich zentrolobuläre perizelluläre Fibrosen (Maschendrahtfibrose) führt.
Als Folge einer gestörten Eiweißsynthese kommt es stellenweise zu Hyalinanreicherungen in den Hepytozyten (Mallory bodies), die bald darauf zugrunde gehen, die
fortschreitende Degeneration führt zu einer Fibrose / Die Portalfelder sind meist entzündungsfrei. / Die Proteinablagerung in den Zellen werden von einem Wassereinstrom begleitet, welcher zu einem Hydrops führt.
Die chronische Verlaufsform der alkoholischen Hepatitis wird nicht zu den chronischen Hepatitiden gerechnet.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 32
Verdauungstrakt [8]
Virushepatitis: portal / nur HBV ist ein DNS-Virus
Labor: GOT/GPT < 1, Bilirubin h, Quick i
Die Virushepatitis ist eine Entzündung des Leberparenchyms, die von den Portalfeldern ausgeht. Je nach Schwere kommt es zu Einzellzellnekrosen, Mottenfraßnekrosen,
Brückennekrosen oder massiven (panlobulären) Nekrosen (Leberdystrophie g Kartoffelleber).
Überblick der Virushepatitiden
Typ
IZ
Diagnose
A
2-4 Wo IgM + TA-Anstieg
B 4-12 Wo Infektion: HBs
früh: HBe / spät: HBe -Ig
akut:
HBc -IgM
chronisch: HBS + HBS-IgM
C 5-12 Wo HCV
D
?
HDV
E
6 Wo
HEV-Ig
•
Verlauf
g nie chronisch
g 10% chronisch persistierend
g Säuglinge fast immer chronisch
g hepatozelluläres CA
benötigt HBs
g nie chronisch
Hepatitis A: fäkal-oral / 2-4 Wo / g nie chronisch
HAV im Stuhl, IgM nach Infektion erhöht, IgG lebenslang vorhanden
Sternzellproliferation, Einzelzellnekrosen, ballonierte Hepatozyten, Councilman bodies
•
HBV-Labor
aktive Infektion
HBs
HBc
HBe
IgG
IgM
IgG
IgM
Ig
Schutz vor Neuinfektion
akuter Infekt
Durchseuchungsmarker
Carrier-Status
Ende der Erkrankung
•
•
•
Prädisposition bei:
chron. Alkoholabusus
Intoxikation
Hämochromatose (Fe)
M. Wilson (Cu)
prim. biliäre Zirrhose
prim. skleros. Cholangitis.
Hepatitis B: zentrale Nekrosen / parenteral / DNS / 2-4 Monate / 10 % chronisch
Das HBV („Dane-Partikel“) besiedelt die Hepatozyten (ohne sie zu schädigen) und kann dort
reaktionslos verharren, eine Virusreplikation iniziieren oder sich in das Wirtsgenom integrieren.
Es besteht aus einem Hüll-Partikel HBs („surface“ / gER) und mehreren Kernbestandteilen,
HBc („core“ / ZK) und HBe („envelope“), sowie einer DNS-Polymerase.
a) akute Hepatitis (Minimalhepatitis): HBs, kein oder wenig HBc g nicht infektiös
b) chronische persistierende Hepatitis: HBs und HBc zu gleichen Anteilen
HBs-Prädominanz (Milchglashepatozyten) oder HBc -Prädominanz-Typ (Sandkerne) führen zu einem streng auf die Portalfelder begrenzten Lymphozyteninfiltrat, z.T. kommt es
zu zentralen Einzelzellnekrosen.
DD: chronisch destruktive Cholangitis. Dort sind zusätzlich die Gallengänge betroffen.
c) Chronisch aggressive Hepatitis (Fokaler HBc -Typ): HBc -Dominanz
Einige Hepatozyten besitzen oberflächliches HBc , andere eine veränderte DNS mit eingebautem HBs-Strang. Während HBc -haltige Hepatozytn von T-Lymphozyten zerstört werden, produziert der genetisch veränderte Teil HBs-Antigene. Morphologisches Korrelat
sind je nach Schwere stark ausgedehnte Mottenfraßnekrosen, die z.T. auch konfluieren
und Brücken bilden können, sowie zungenförmig ins Läppchen ziehen. Die Periportalfelder sind entzündlich infiltriert und durch BG-Vermehrung verbreitert. Langfristig kann
sich eine Zirrhose ausbilden.
DD: chronisch deskruktive Cholangitis.
Hepatitis C: parenteral / 5-12 Wo / 50 % chronisch / CA
Hepatitis D: parenteral / ~ HBs
Hepatitis E: fäkal-oral / 6 wo / g nicht chronisch
chronische Hepatitis:
Hepatitis, die über 6 Monate besteht.
a) chronisch persistierend: Begrenzung auf Portalfelder
b) chronisch aggressiv (aktiv): Mottenfraßnekrosen, Brückennekrosen
a) chronisch lobulär: Bild der akuten Hepatitis
b) chronisch autonom (autoimmun): Mottenfraßnekrosen aufgrund AK DNS, glattmuskuläres Aktin und Cytochrom P-450
Mikroorganismen
Kala -Azar: Leishmania donovani (Flaggelat)
Malaria:
Plasmodium g Sporozoiten
M. Weil:
Leptospirium ictero-haemorrhagicae (schraubenförmiges Bakterium)
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 33
Verdauungstrakt [8]
Neoplasien
Fokale noduläre Hyperplasie :
Subkapsulär lokalisierte tumorartige Läsion der Leber mit charakteristischem Aufbau:
zentrale sternförmige Narbe, von der fibröse Septen ausgehen, die kleine knotenförmige Parenchymareale abgrenzen und Gallengangsproliferate, sowie BlutgefäßAnomalien aufweisen. Die f.n.H. ist vermutlich ein Hamartom (lokale Neubildung).
benigne Tumoren der Leber
l kavernöses Hämangiom („Blutschwamm“, „Feuermal“) tumoröse Entartung des Sinusendothels. Häufigster Tumor, tritt häufig im Kindesalter auf
und hat ein triphasisches Wachstumsmuster: Wachstum bis
zum 6. Lebensmonat, dann stationöre Phase, Rückbildung ab
dem 5. Lebensjahr.
l juveniles Hämangiom
mesenchymale tumuröse Anastomosierung der Gefäßräume mit
ein- oder mehrschichtiger Epithelauskleidung
l Leberzelladenom
mehrlagige Hepatozytentrabekel mit hellem Zytoplasma (Glykogen) und schlitzförmigen Sinus
maligne Tumoren der Leber
ll [AFP] Leberzell-CA
Leberstammzell-Entartung führt zu mehrlagige Hepatozytentrabekeln mit polygonalen Zellen, z.T. mit Galleproduktion.
Sehr schlechte Prognose (Tod nach 0,5-4a). Ursache meist
Alkohol oder HBV-Infektion, Zirrhose.
ll Cholangiozell-CA
intrahepatisches Gallengangs-CA mit Leberstammzellentartung. Spricht nicht auf Chemotherapie an, sehr schlechte Prognose (Tod meist nach 1a).
l Lebermetastasen
häufigste Tumoren der Leber. Makro: markig-weiße Knoten
mit zentraler Eindellung (Krebnabel).
Hämatogen aus GI-Trakt (Pfortadertyp)
lymphogen aus Magen-Pankreas-CA oder Gallenwegen
systemisch bei ML (Parenchym) und LL (Portalfelder)
Gallenwege
Labor
AP 190 U/l
γ-GT 28 (18) U/l
X (C)
Ikterus (prä/intra/post)
ind.Bili h - UBG im Urin + - direktes Bili - h h
Stuhl entfärbt - + +
Bili im Urin - + +
aP n h h
TA n h n
UBG: Urobilinogen
TA: Transaminasen
CHOLESTASE: Gallerückstau [AP, γ-GT] g Gallenzylinder
Ikterus : Gelbfärbung von Skleren und Haut. Im MPS der Leber, Milz und des Knochenmarks wird Häm über Biliverdin zu Bilirubin abgebaut. Während das Eisen recycled wird, wandert Bilirubin an Albumin gebunden in die Lebersinus und wird in den Hepatozyten am gER
glucuroniert (konjugiertes, direktes Bilirubin) und über Ligandin der Galle zugeführt.
Konjugiertes (direktes) Bilirubin findet sich nicht im Serum o. Harn des Gesunden. Indirektes
Bilirubin führt ab 2,5 mg/dl zu einem Ikterus.
- prähepatisch (Hämolyse)
- hepatisch (gestörte Bili.-Exkretion in die Gallenwege) g zentr. Gallepigmentablagerungen
- posthepatisch (Abflußbehinderung) g Ikterus, Stuhlentfernung
Hyperbilirubinämien
I. juvenilis intermittens
(M. Meulengracht)
Defekt der UDP-GT, sowie gestörte Bilirubinaufnahme in
die Leberzelle g indirektes Bili erhöht. Die Erkrankung ist
völlig harmlos und bedarf keiner Therapie.
physiol. rel. Mangel der UDP-GT am 2.-5. postnatalen Tag
Neugeborenen-Ikterus
Defekt der UDP-GT / Hauptausscheidungsprodukt: MoCrigler-Najjar-Syndrom
noglucuronid
gestörte Ausscheidung des Bilirubins g Ablagerung eines
Dubin-Johnson-Syndrom
schwarzbraunen Pigments innerhalb der Hepatozyten
wahrscheinlich Membran-Transportdefekt
Rotor-Syndrom
UDP-GT= UDP-Glucuronyltransferase
Cholesteatose: „Stippchengallenblase“. Vermehrte Lipidspeicherung (Cholesterin) der
Histiozyten („Schaumzellen“) in der Gallenblasenwand führt zur Anhäufung gelblicher Stippchen. Als Ursachen kommen in Frage eine erhöhte Lipidkonzentration der
Galle, eine Lymphabflußstörung in der Gallenblasenwand, sowie eine intravesikal
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 34
Verdauungstrakt [8]
vermehrte Resorption, wie sie nach einem Gallestau im Ductus cysticus entstehen
kann. Die Schleimhautoberfläche erscheint makroskopisch gelb.
Cholelithiasis : Gallensteine. Zur Ausbildung von Gallensteinen kommt es beim Zusammentreffen von Präzipitaten (Cholesterin, Bilirubin oder Ca) und Muzin. Risikofaktoren: Diabetes mell., Adipositas, Hyperliporpoteinämie, Malabsorption v. Ga llensäuren.
- Cholesterinstein (90%): solitär / gelb / rund-oval. Mißverhältnis zwischen Cholesterin, Gallensäuren und Phospholipiden.
- Pigmentstein: multipel / grau-schwarz / klein. Unkonjugiertes Bilirubin reagiert mit Calziumsalzen.
- Kalkstein: grauweiß / bröckelig. CaCO3
- gemischte Steine haben einen Cholesterin-Kern und eine Kalk- oder Pigmentschale
Gallensteine über 3 cm Größe haben ein 10fach erhöhtes Karzinomrisiko.
Entzündungen
Entzündungen der intrahepatischen Gallenwege leiten sich meist von einer Weitung der
Gallenwege ab. Die Entzündung führt zu periportalen Entzündungen, die aufs Zentrum
übergreifen können und eine Zirrhose verursachen.
Eitrige Cholangitis : Granulozyten / biliäre Leberabszesse
aufsteigende Keimbesiedelung führt zu Granulozyteninfiltrat der Periportalfelder im
Bereich der Gallengänge, z.T. mit Zerstörung der Gallengänge und periportaler Einschmelzung bis hin zur ZV (biliäre Leberabszesse). Im chronischen Zustand ist das
Entzündungsinfiltrat lymphozytär betont. Ursache ist meist eine Keimaszension bei
Cholestase.
Primär sklerosierende Cholangitis : aP / große Gallengänge / Männer
Manifestation intra- und extrahepatisch. Periduktale Ödembildung mit Lympho- und
Granulozyteninfiltrat führt zur Verödung der Gallengänge. Wiederaufbau und Zerstörung erhöhen das Risiko für ein CA. Die aP ist massiv erhöht / In 30% Colitis ulzerosa.
Primär-biliäre Zirrhose: AMA / kleine Gallengänge / Frauen
syn. nicht-eitrig-destruierende Cholangitis. Autoaggression gegen Mitochondrien (automitochondriala Antikörper AMA) führt zu Granulombildung in den kleinen Gallengängen. Diese
werden zerstört und durch minderwertige ersetzt. Cholestase und Entzündung führen zu manifestem Ikterus und Zirrhose. Histologie:
Stadium I: Infiltration der Portalfelder mit Lymphozyten (keine Granulozyten)
Stadium II: Proliferation kleiner Gallengänge
Stadium III: Fibrose der Portalfelder
Stadium IV: zirrhotischer Umbau der Leber (primär biliäre Zirrhose).
Cholezystitis : Entzündung der Gallenblasenwand aufgrund Cholestase (Stein) und
hypoxischer bzw. durch die Galle chemisch-toxischer Wandschädigung.
Im akuten Stadium kann die Wand sehr dünn sein, die Serosa ist gerötet, ödematös
gequollen und mit Fibrin bedeckt.
Im chronischen Stadium ist die Wand aufgrund der Entzündung meist verdickt, die
Schleimhaut hingegen narbig abgeflacht. Letztendlich kommt es zu einer narbigen
Schrump fung mit Hyalinisierung und Verkalkung („Porzellangallenblase“: Karzinomris iko 20-60%) der Wand.
Neoplasien
Das Karzinoma in situ der Gallenblase wird zu den malignen Neoplasien gerechnet !
KLATSKIN-TUMOR : CA mit Lokalisation an der Bifurkationsgabel.
l [CEA] Gallenblasen-CA: X:C= 1:4 / 60-70a / 2,5:100.000
Meist drüsig differenzierte Adenokarzinome des Gallenblasenepithels nach Cholezystitis, Gallensteinen oder chemischen Noxen. Da der Schleim in die Drüsenlumina
abgegeben wird, treten keine Siegelringzellen auf (nur bei Colon-, Magen-, Mamma-CA).
Makroskopisch: diffus infiltrierend oder polypoid.
Metastasierung erfolgt in die Lymphknoten an Gallenblasenhals und Leberpforte, eine
direkte Invasion in die Leber ist ebenfalls möglich.
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S. 35
Endokrine Organe [10]
Endokrine Organe
10
Adenohypophyse (HVL)
Hypophyse
MSH
GHRH STH
GnRH LH
FSH
Diabetes insipidus : hypertone Dehydratation + Hypovolämie
Verminderter Konzentrationsfähigkeit des distalen Tubulus mit erhöhter Wasserausscheidung
(Trinkmenge > 3l/d) aufgrund verminderter Bildung (hypophysärer D.) oder Wirkung (renaler
D.) von ADH. Da ADH im distalen Tubulus die Permeabilität von Wasser vermittelt, kann ohne
ADH kein Wasser rückresorbiert werden.
Durch Substitution von Kochsalz kann zwischen renaler und zentraler Form unterschieden werden. Bei der renalen Form steigt der ADH-Spiegel, bei der zentralen nicht.
TRH
Schwartz-Bartter-Syndrom : hypotone Hyperhydratation + Hyponatriämie
Meist paraneoplastisch bedingter Überschuß an ADH mit den zwei Effekten:
1. hypotone Wasserintoxikation durch exzessive Rückresorption von Wasser
2. Hyponatriämie durch vermehrte Na-Ausscheidung
CRH
Somatomedin
X Östrogen
Testosteron
C
Östrogen
Progest eron
hCG, hCS
TSH
T3 / T4
PRL (Prolactin)
ACTH
Cortisol
Aldosteron
Testosteron
Neurohypophyse (HHL)
Ncl. supraopticus
ADH
Oxytocytin
Obwohl ADH auch stark vasokonstriktorisch wirkt, bleibt der BD jedoch normal.
Zum Nachweis einer ektopen ADH-Bildung wird Diphenylhydantoin substituiert,
welches die zentrale ADH-Produktion blockiert.
Hypopituitarismus : g Hypoglykämie, Regelstörung, Hypothyreose
Unterfunktion der Adenohypophyse mit Ausfall in chronologischer Reihenfolge:
Wachstumshormon, Gonadotropine, TRH, ACTH.
Bei der Frau führt dies zum Aussetzen der Laktation, sowie zu Regelstörungen. Dazu gesellt
sich eine Hypoglykämie (ACTH) und langfristig eine Hypothyreose mit psychischen und somatischen Symptomen. Wird der H. postpartal durch eine Infarzierung hervorgerufen, spricht man
von einem SHEEHAN -SYNDROM.
Hyperpituitarismus :
Überfunktion der Adenohypophyse meist auf der Grundlage eines Adenoms.
STH g Akromegalie
LH / FSH g Pubertas praecox.
TSH g Hyperthyreose
PRL g Hemmung der Gonadotropine g Amenorrhoe, Sterilität / Impotenz
- ACTH g M. Cushing
-
Nebenschilddrüse
Die Nebenschilddrüse ist der Produzenten des PTH (Parathormon), dem Gegenspieler des Calcitonin der Schilddrüse.
Hypoparathyreoidismus g Hypokalzämie
Meist iatrogen, selten auch kongenital (Aplasie) oder autoimmun bedingt. Ein Fehlen
des PTH führt zum Absinken des Ca-Spiegels mit typischer Pfötchenstellung des Patienten.
Hyperparathyreoidismus HPT: (C ) g Ca, PO4 2-, aP h
Adenom g
Niereninsuffizienz g
Erhöhter Parathormon-Spiegel, meist durch ein Nebenschilddrüsenadenom verursacht.
a) primär: Fehlende Rückkopplung bei autonomer PTH-Produktion, zu 90 % durch Adenome.
b) sekundär: Reaktive Hyperplasie der Epithelkörperchen durch chronische Überstimulation bei
Hypokalzämie und Hyperphosphatämie i.R.e. Niereninsuffizienz
c) tertiär: Therapieresistenter Endzustand einer Epithelkörperchenüberfunktion
Folgen des HPT:
- Drüsen: Überstimulation mit GI-Beschwerden / Pankreatitis
- Nieren: Funktionsstörungen (Urolithiasis)
- Herz:
Symptomen, sowie
- ZNS:
Symptomen und einer
- Knochen: Demineralisierung
Eine Hyperkalzämie ist in der Mehrzahl (70%) nicht auf eine Fehlfunktion der Nebenschilddrüsen
zurückzuführen, sondern paraneoplastisch begründet.
Mamma-, Bronchial, und Ovarial-CA produzieren PTH, andere Neoplasien produzieren dem
PTH ähnliche Substanzen.
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S. 36
Endokrine Organe [10]
Schilddrüse
Die Wirkung der Schilddrüsenhormone T 3/T 4 beruht im Wesentlichen auf einer Förderung des
Grundumsatzes:
Förderung des oxidativen FS-Abbau durch Zunahme der Mitochondrien-Cristae und Aktivierung der Adenylat-Cyclase
Tachykardie und verstärkter Glykogenolyse durch Synthese von β-Adrenozeptoren (Empfindlichkeit auf Katecholamine erhöht)
Förderung des Gehirn- und Knochenwachstums.
Struma
Struma-Einteilung
I
nur palpierbar
II sichtbar bei Normalhaltung
III deutlich vergrößert
Schilddrüsen-Labor
TSH h prim. Hypothyreose
TSH n keine Störung
TSH i Hyperthyreose
Hypophysenstörung
kalter Knoten:
Zyste, Adenom, Malignom
heißer Knoten:
autonomes Adenom
Als Struma wird jede Vergrößerung (über 60g) bezeichnet, die keine entzündliche oder
neoplastische Genese hat. Durch die Kompression der Nachbarorgane können sich
Komplikationen, wie Dyspnoe (insp. Stridor), Heiserkeit (Rekurrensparese) oder
Drucknekrosen entwickeln. Die Einteilung der Strumen erfolgt nach der Freisetzung der
Schilddrüsenhormone T3 /T4 .
Hypothyreote Struma:(C ) T4 i / primär: TSH h
Minderwertige Hormonproduktion auf der Grundlage eines kongenitalen Enzmdefekts
(g Defekte an Skelett und ZNS: Kretinismus) oder nach einer Entzündung (meist Hashimoto). Durch Einlagerung von Proteoglykanen kommt es zum generalisierten
Myxödem, die Haut wird teigig, die Zunge vergrößert und Reflexe verlangsamt.
Bei TSH-Mangel hingegen kommt es zwar zu einer Hypothyreose, eine Struma, sowie
ein Myxödem werden jedoch nicht ausgebildet, da die Schilddrüse eine gewisse
Grundfunktion beibehält.
Blande Struma: euthyreot / hyperplastische Anpassung
Die blande Struma ist das Resultat einer reaktiven Anpassung auf minderwertige
T3 /T4 -Spiegel, welche vermittels TSH (Hypophyse) durch eine Follikel-Hyperplasie
nach oben korrigiert worden sind (bessere Iod-Verwertung).
Als Ursache des verminderten T3 T4 -Spiegels spielen dabei hauptsächlich der Substratmangel (Iodmangel) bwz. erhöhter Iodbedarf, daneben die Syntheseblockade
(Thiozyanat, Perchlorat, Nitrat, Iodat etc.) eine Rolle. Unterschieden werden:
- Stroma diffusa: (diffus) parenchymatös (wenig Kolloid) / colloidal (viel Kolloid)
- Stroma nodosa: (knotig) schwer von einem Adenom abzugrenzen
Die blande Struma ist die häufigste Struma und wird als endemisch bezeichnet, sofern
mehr als 10% der Bevölkerung davon betroffen sind. Durch IodApplikation, z.B. bei Röntgenkontrastmittelgabe kann sich eine Hyperthyreose entwickeln.
Hyperthyreote Struma: T3 /T4 h, TSH ii
Diffuse Überfunktion. Auslöser kann ein M. Basedow, ein autonomes Adenom, eine
Neoplasie, eine Regelstörung oder eine Entzündung sein.
M. Basedow : Exophtalmus / komplette Iodspeicherung
Auto-IgG binden anTSH-Rezeptoren und stimulieren Hormonabgabe und Zellwachstum mit den Folgen der Hypertrophie und Hyperplasie. Mersenburg-Trias:
Struma, Exophtalmus, Tachykardie. Daneben kann es zum prätibialen Ödem kommen (Myxödem).
Bei Radio-Iod-Gabe ist die Aufnahme im gesamten Schilddrüsengewebe gesteigert.
Autonomes Adenom : kein Exophtalmus / fokale Iodspeicherung
Autonomes Drüsengewebe produziert ungeachtet des TSH-Spiegels Schilddrüsenhormone.
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Endokrine Organe [10]
Entzündungen
Überblick Thyreoiditis:
-
Riesenzellen:
g de Quervain
Sekundärfollikel, keine
Riesenzellen
g Hashimoto
Übergriff auf die Umgebung, keine Riesenzellen
g Riedel
De-Quervain-Thyreoiditis : (C ) 20.-50. LJ / subakut / granulomatös
Subakute eitrige Entzündung viraler Genese (Mumps-, Coxsackie-, Adenoviren) mit
einer schmerzhaften Vergrößerung. Es kommt zur Ausbildung von Riesenzellgranulomen um die Kolloidbereiche, eine narbige Ausheilung ist häufig.
Hashimoto-Thyreoiditis : (C ) 40.-50 LJ / chronisch lymphozytär / g NH-Lymphom
Autoaggressive nicht-eitrige Entzündung mit diffusem Lymphozyteninfiltrat und Bildung von Keimzentren. Ursächlich stehen Antikörper gegen Thyreoglobulin, Mikrosomen und Nucleoli im Vordergrund, daneben solche gegen den TSH-Rezeptor mit
teils stimulierender, teils unterdrückender Funktion. Das Risiko für ein Non-HodgkinLymphom ist erhöht / häufig entwickelt sich eine Hypothyreose.
- lymphozytär hyperplastisch: Bildung von Keimzentren, onkozytäre Umwandlung der
Thy reozyten
- lymphozytär atrophisch: (Endstadium) Vernarbung und Hypothyreose
- lymphozytisch: nur geringe Lymphozyteninfiltration
- fokal lymphozytär: fokale Entzündung bei Vorschädigung (z.B. Knotenstruma)
Riedel-Thyreoiditis: (C ) 40. LJ / chronisch / bretthart
Entzündung unklarer Genese, die vom perithyreoidalen Gewebe aus auf zervikales
Gewebe (Trachealstenose, Rekurrensparese) und die Thyroidea übergreift (!) und dort
zu einer progredienten Sklerose führt (brettharte Riedel-Thyreoidea). Riesenzellen
fehlen.
Neoplasien
TNM-Klassifikation
pT1 ∅ ≤ 1 cm
pT2 ∅ 1-4 cm
pT3 ∅ > 4 cm intra
pT4 Infiltration der
Umgebung
Überblick Schilddrüsen-CA:
-
Papilläre Strukturen:
g Papilläres CA
Gefäß- / Kapseleinbruch
g follikuläres CA
Calcitonin
g medulläres CA
Differenzierte CA bilden Follikel, Papillen oder nestförmige Strukturen. Alle anderen
werden als anaplastisch (undifferenziert) bezeichnet und können aus differenzierten CA
hervorgehen.
Undifferenzierte CA speichern kein Iod und produzieren kein Calcitonin
Ø Bei endokrinen Tumoren sind zelluläre Atypien unzuverlässige Dignitätskriterien.
l Follikuläres CA: Metastasierung hämatogen
Neoplasie der Thyreozyten mit follikulärer Struktur. Definitionsgemäß dürfen papilläre Strukturen nicht vorkommen. Zwingend notwendiges Kennzeichnend ist der Einbruch in Gefäße oder der Kapseldurchbruch mit Infiltration des Begleitgewebes, sowie der Nachweis von Thyreoglobulin in den Tumorzellen !
Metastasen werden hauptsächlich hämatogen gesetzt, und zwar in Lunge und Knochen. Bei erhaltener Kapsel ist die Prognose sehr gut.
l Papilläres CA: überwiegend lymphogene Metastasierung3 !!
Neoplasie der Follikelepithelien, die neben follikulären Anteilen auch echte Papillen,
dh. Papillen mit einem fibrovaskulären Struma, bildet, daneben kommen Psammo mkörperchen vor, der Tumor ist meist nicht bekapselt. Metastasen werden hauptsächlich
lymphogen gesetzt, der Tumor ist meist so klein, daß er erst bei Befundung eines
Lymphknotens entdeckt wird. Die Prognose ist unter allen CA der Schilddrüse am besten, das Erkrankungsalter relativ niedrig (45-50a).
l [CEA] medulläres CA: C-Zell-Tumor g Calcitonin
Neoplasie der parafollikulären C-Zellen mit inselförmiger Bildung von C-ZellNestern, die Calcitonin produzieren. Daneben werden CEA, sowie AE-Amyloid gebildet, sowie fakultativ Prostaglandine, welche Diarrhoen auslösen können. Trotz Calcitoninproduktion ist die Stoffwechsellage normokalzämisch, der Tumor bildet keine
Kapsel, die Therapie besteht in einer Radikal-OP.
l anaplastische CA: (C)
Alle anderen malignen epithelialen Neoplasien mit meist spindelzellartiger polygonaler Struktur. Sie wachsen destruktiv, metastasieren früh und haben eine schlechte Prognose.
3
herausragende Eigenschaft dieses Tumors
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Endokrine Organe [10]
Nebenniere
Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom :
NNR-Hormone
G
F
R
Mineralcorticoide Na h K i
Glucocorticoide Glc h
Androgene
Anabolismus
G: Zona glomerulosa
F: Zona fasciculata
R: Zona reticularis
DD:
M. Addison (Insuffizienz)
Nai / Kh
Conn-Syndromg Aldosteron
Nah / K i
Cushing-Syndrom g Cortison
Nah / K i
Androgenitales Syndrom:
Enzymdefekt
Niereninsuffizienz g Kreislaufschock + disseminierte intravasale Blutgerinnung /
meist nach Meningokokken-Sepsis, deren Endotoxin die Wand kleiner Gefäße schädigt g hämorrhagische Nekrosen in den Nebennieren, Schock.
M. Addison: Adynamie, Hyperpigmentierung, Gewichtsverlust, nierdriger art. BD
Insuffizienz der NNR durch Schädigung der NNR (meist Autoimmun-Adrenalitis) oder Ausfall
der ACTH-Sekretion (meist iatrogen durch Steroid-Medikation). Die Symptome sind durch den
Ausfall der NNR-Hormone bedingt.
a) Ausfall der Mineralkortikoide (Aldosteron):
Hyponatriämie g Hypochlorämie g Hypovolämie g Exsikkose, Hypotonus
Hyperkaliämie g Azidose
b) Ausfall der Glukokortikoide (Cortison):
Hypoglykämie g FS-Abbau g Ketoazidose g Adynamie, Muskelschwäche
reaktiv ACTH- und MSH-Erhöhung g Pigmentierung der Haut (fehlt bei sekundärem M.
Addison)
c) Ausfall der Androgene:
Herabsetzung des Eiweißanabolismus g Muskelschwund
Bei sekundärem M. Addison sind nur die Glucocorticoide (Cortison) erniedrigt, da
Mineralcorticoide kompensatorisch durch das Renin-Angiotensin-System und Androgene durch die Gonaden gebildet werden können. Da ACTH und MSH gemeinsam
erniedrigt sind, kommt es außerdem nicht zu einer Hyperpigmentierung.
Hyperaldosteronismus: Aldosteron hh / Hypernatriämie + Hypokaliämie
Aldosteron ist ein Mineralkortikoid und wird in der Zona glomerulosa der NNR gebildet. Hyperaldosteronismus wird verursacht:
a) primär: durch ein autonomes Adenom, welches Aldosteron produziert (Conn-Syndrom)
b) sekundär: Durch eine Veränderung der Stellgrößen, auf die das Aldosteron eine Wirkung
hat: Na i, Kh, ACTH h, Renin h (Nierenarterienstenose, Renin-Tumor), Hypovolämie (Diabetes insipidus), nephrotisches Syndrom
Klinische Folgen:
- Hypernatriämie g Hypervolämie g Hypertonie g Renin i
- Hypokaliämie g Alkalose g Parästhesie
- Polyurie, Polydypsie, Muskelschwäche
Cushing-Syndrom: Stammfettsucht, Nah, Ki, Hypertonus
Hyperkortisolismus mit folgenden Ursachen:
- 70% autonomes Adenom des HVL produziert ACTH g NNR-Hyperplasie (Zonae F+R)
- 30% autonomes Adenom der NNR produziert Cortisol
- 8% autonomes Adenom außerhalb des HVL produziert ACTH
- iatrogen während Substitution mit Glucocorticoiden oder ACTH
Die Klinischen Symptome sind: Stammfettsucht, Osteoporose, Muskelschwund, Atrophie des
lymphatischen Systems, sowie arterielle Hypertonie.
Cortison wirkt antiinflammatorisch, proliferationshemmend, katabol (negative N-Bilanz, negative
Ca-Bilanz) und führt eine diabetogene Stoffwechsellage herbei (Stimulation der Gluconeogenese, Hemmung der Glc-Verwertung).
Adrenogenitales Syndrom: Enzymopathie g Androgene
Enzymatisch bedingter Mangel an Cortisol- und/oder Aldosteron mit reaktiver verstärkter Freisetzung von ACTH, sowie Aldosteron- und Kortisolvorstufen mit androgener Wirkung. Mädchen entwickeln einen Pseudohermaphroditismus, Knaben eine Pubertas praecox.
l Phäochromozytom:
Neuroendokrine meist (90%) gutartige Neoplasie der Neuralleistenabkömmlinge. Produziert
Katecholamine.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 39
Uropoetisches System [11/12]
Uropoetisches System
11
[5,4%]
Niere
Eklampsie toxische Stoffe aus der Plazenta, Gerinnungsprodukte und Hypertonie ver-
ursachen eine ödematöse Schwellung.
Kimmelstiel-Wilson-Syndrom : Glomerulosklerose i.R.e. Diabetes mellitäus. Verände-
rung im glomerulären Kollagenstoffwechsel führt zu einer Verbreiterung der BM
mit folgender Permeabilitätsstörung.
Frühstadium: Mesangium-Zellproliferation g Glomeruli vergrößert
Spätstadium: mesangiale Ablagerung von PAS-positivem Material
Nephrosklerose: fibrinoide Wandnekrose (g Arteriolonekrose) nach maligner Hypertonie (BD > 230/120 mmHg).
Schwartzman-Sanarelli-Phänomen: disseminierte intravasale Gerinnung nach Schock
oder Sepsis mit Mikrothromben der Glomerulumkapillaren.
Nierenoberfläche
-
CA-Metastase, Adenome g meist rundliche Raumforderung
Infarkt g trichterförmige (Endarterien) blasse (anämische) Einziehung
Arteriolonekrose g feingranulierte Oberfläche durch multiple Narben
Pyelonephritis g landkartenartige, flache Einziehungen
Eklampsie g ödematös geschwollene Niere
Miliar-Tbc g hirsekorngroße weißliche Knötchen mit rotem Randsaum
Markschwammniere: Niere mit Sammelrohrzysten im Erwachsenenalter
polyzystische Nierenzysten nach Potter
infantil
betrifft Säuglinge und führt meist kurz nach der Geburt zum Tod.
Typ I
Ursache ist eine auto-rez. vererbte Sammelrohrhyperplasie, die zu
polyzystischen Erweiterungen führt.
Die Niere wirkt glasig („Schwammniere“)
Fehlentwicklung der Ureterknospe g polyzystisch, dickwandig,
Typ II dysplastisch
mit kubischem Epithel bei Säuglingen
betrifft EW im 3.-4. LJ. und wird auto-dom. vererbt.
Typ III adult
Arterienanomalien (Aneurysmen)
Zysten in anderen Organen (Leber)
Infektionen (Zysteninfektionen, Harnwegsinfekte)
ein Urethraverschluß kann zu Zystenbildung unterhalb der NierenTyp IV Zyste nach Urethraverschluß
kasel in den terminalen Sammelrohren führen
Glomerulonephritiden GN
Proteinurie
kleine
0,15-3 g/d
große
> 3 g/d
selektive Albumin, Transferrin
Immunkomplexe:
kationisch subepithelial
anionisch subendothelial
neutral
mesangial
nephritisches Syndrom: Hämaturie, Proteinurie, Hypertonie, verminderte Retention
von Wasser und Proteinen.
nephrotisches Syndrom: Hypoproteinämie g Ödeme, Hyperlipoproteinämie
Die durch die Hypoproteinurie (kolloidosmotischer Druck) verursachte Ödembildung wird aufgrund des erniedrigten Plasmavolumens (RAA-System g Na- und
Wasserretention) noch verstärkt.
Bei der GN handelt es sich (meist) um eine autoaggressive Entzündung gegen AntigenAntikörper-Komplexe, die in den Glomeruli hängengeblieben sind und dort eine Immunreaktion auslösen. Große Komplexe werden zumeist vom MPS phagozytiert und
lösen erst eine GN aus, wenn das MPS seiner Aufgabe hinterherhinkt (Immunschwäche). Mittelgroße Immunkomplexe werden nicht phagozytiert und lagern sich auf der
BM-Außenseite ab, wenn sie kationisch sind, an der Innenseite, wenn sie anionisch sind
und mesangial, wenn sie ungeladen sind.
GN Überblick
Typ
Morphologisches Merkmal
Pathogenese
endokapillär
H Granulozyten, Monozyten, „Humps“ Streptokokken
mesangioproliferativ H Mesangium vermehrt
HLA-Ag, Alkohol
membranös
membranöse Vakuolisierung
HBV, Bakterien, Tumoren
membranoproliferativ
BM verdickt („Straßenbahneffekt)
Bakterien, CA, Lymphome
rapid progressiv
H Halbmondbildung, Fibrin
Systemerkrankungen
Minimal change GN
verstrichene Podozytenfortsätze
T-Zell-Dysfunktion
segemtal-fokal
fokal: Mesangiumvermehrung
Systemerkrankungen
H: klin. Leitsymptome sind Hämaturie und Proteinurie / alle anderen: nephrotisches Syndrom
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Uropoetisches System [11/12]
-
Granulozyten in Kapillaren
Ig ungleichmäßig verteilt
(Humps)
- Proteinurie, Ödeme
Endokapilläre GN : 20%
syn. exsudative GN, Poststreptokokken-GN. Häufigste Ursache für ein nephrotisches Syndrom im
Erwachsenenalter. Kennzeichen:
-
Mesangiumproliferation, Granulozyten ! und Monozyten (Lichtmikroskop)
Ig in der Wand der Glomeruluskapillaren (Immunfluoreszenz)
große Ig-Ablagerungen („Humps“) zwischen BM und Podozyten (EM)
Die endokapilläre GN tritt typischerweise nach Infektion mit β-hämolysierenden Streptokokken
der Gruppe A, aber auch anderen Erregern auf und kann in eine mesangioproliferative GN übergehen.
Mesangioproliferative GN : 20% g Niereninsuffizienz
syn. intrakapilläre GN. Große IgA-Immunkomplexe lagern sich mesangial und subendothelial ab
und führen zu einer mesangialen und endothelialen Proliferation. Die mesangiale GM ist die
häufigste GN und kann auch als Folgephase einer endokapillären GN auftreten. Keine Assoziation zu chronischen Infekten, jedoch zu HLA-Antigenen, alkoholtosischen Lebererkrankungen,
Colitis ulzerosa, Morbus Bechterew und Dermatitis herpetiformis.
Spikes
Hep B
- nephrotisches Syndrom
Membranöse GN (MGN): 5JÜR: 75%
Kleine nicht-glomerulöse Immunkomplex lagern sich subepithelial ab, werden von der BM eingeschlossen, vakuolisiert und eliminiert. Dabei kommt es zur Ausbildung von BM-Spikes (PASpositive Kapillarverdickung). Die MGN ist die häufigste Ursache eines nephrotischen Syndroms.
Ursächlich beteiligt sind: Medikamente, Viren (HBV), Bakterien, Tumorantigene (CEA), sowie
Autoantigene bei Lupus erythematodes, Diabetes mellitus und Heroinsucht.
Membranoproliferative GN : 5JÜR: 50% (I), 70% (II)
Kleine Immunkomplexe lagern sich subepithelial („Humps“), subendothelial und mesangial ab.
Endothel- und Mesangiumzellen proliferieren und bilden straßenbahnförmige BM aus, die BM ist
insgesamt stark verdickt. Je nach Vorkommen von sog. dense deposits (Lipid-Einlagerungen in
die Lamina densa) unterteilt man diese GN in Typ I (ohne) und Typ II (mit dense deposits). Assoziation zu Streptokokkeninfekt, CA und Lymphomen.
Rapid-progressive GN : schlechte Prognose
Halbmonde
Ig linear angeordnet
- Goodpasture-Syndrom
Syn. extrakapilläre GN. Diese Form der GN verläuft klinisch rapid progressiv und kann
mehrere Ursachen haben:
a) primär: Antikörper gegen die glomeruläre BM (Anti-BM-GN)
b) sekundär: Immunkomplexgenese
Die Antikörper sind linear entlang der BM angeordnet. Es kommt zu einer typischen
halbmondförmigen Proliferation des parietalen Kapselblattes mit Monozytenuntermischung, sowie einer dazu umgekehrt proportionalen Mesangiumproliferation. Durch
Ruptur der Glomerulusschlingen tritt Fibrin in den Kapselraum über. Da diese GN
schubweise verläuft, kommt es zu einem bunten Bild verschiedener Stadien.
Assoziation zu Systemerkrankungen, wie Good-Pasture-Syndrom (v.a. Halbmondbildung), Wegener-Granulomatose (v.a. Nekrosen) und Panarteriitis nodosa.
Klinisch auffälig durch Ödeme, Oligurie, Hypertonie, zunehmende Niereninsuffizienz,
Hämaturie und Proteinurie.
Minimal Change GN :
Syn. Lipoidnephrose des Kindes. T-Zell-vermittelt kommt es zu einer minimalen Mesangiumproliferation, sowie zu hyalidtropfigen Eiweiß- und Proteinablagerungen. Die Podozytenfortsätze
verstreichen. Diese Form der GN ist die häufigste Ursache des nephrotischen Syndroms (90%)
bei Kindern.
Segmental-Fokale GN :
Immunkomplexe befallen nur einige Glomeruli. Morphologie wie bei endokapillarer oder mesangioproliferativer GN, allerdings nur fokal. Assoziation zu Systemerkrankungen.
Löhlein-Hernephritis: renales Äquivalent der bakteriellen Endocarditis.
I.R.e. subakuten bakteriellen Endokarditis kommt es zur fokalen embolischen Verstopfung
von glomerulären Kapillaren mit fokaler Schlingenzerstörung mit Ausbildung von Fibringerinseln (wie bei Endocarditis)
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S. 41
Uropoetisches System [11/12]
Goodpasture-Syndrom: Lungenblutung + rapid progressive GN
Durch Medikamente oder Tumoren induzierte Freilegung des Good-PastureAntigens (nicht-kollagene Domäne des Typ-IV-Kollagens) mit Antikörperbildung,
welche daraufhin Kollagen in Lunge und Niere angreifen g rapid progressive GN,
Lungenblutungen (Berliner-Blau stellt Hämosiderin-speichernde Makrophagen als
Zeichen alter Blutungen dar).
Wegener Granulomatose: Autoreaktive Antikörper (c-ANCA) gegen Serinprotease-
exprimierende Neutrophile führen u.a. zu einer Immunkomplex-GN
Hypersensitivitätsreaktionen
Überempfindlichkeitsrkt.
Typ I
IgE-vermittelt
Typ II
Gewebs-Ag + Ig
Typ III Serum-Ag +Ig
Typ IV zellvermittelt
Typ I: Anaphylaktische Reaktion
Durch einen Kommunikationsfehler (defektes IL-4 von T-Lymphozyten) produzieren
B-Zellen mit bestimmten Antigenen nicht IgM sondern IgE, welches sich bevorzugt mit
Mastzellen und basophilen Granulozyten assoziiert.
Nach einem Erstkontakt sind diese Zellen noch nicht mit IgE ausgestattet, wodurch es
zu keiner nennenswerten Reaktion kommt: die Antigene werden eliminiert und Mastzellen und Basophile mit IgE ausgestattet. Bei einem Zweitkontakt bindet das Antigen
jedoch an die zellständigen IgE-Rezeptoren, es werden Brückenkomplexe zu benachbarten IgE-Rezeptoren gebildet und die Zellen degranulieren. Es kommt zur Freisetzung
von Histamin, Prostaglandin, Bradykinin, Plättchenaktivierungsfaktor, Leukozytenchemotaxis -Faktor und langsamreagierenden Substanzen mit folgenden Konsequenzen:
a) lokala Anaphylaxie („Schutzlosigkeit“): lokale seröse Entzündung (allergische
Rhinitis, Asthmaanfall
b) systemische Anaphylaxie: Bronchokonstriktion, pulmonale Schleimhautschwellung
und anaphylaktischer Schock (generalisierte Verminderung des peripheren Gefäßwiderstandes)
Typ II: durch Antikörper vermittelte zytotoxische Überempfindlichkeitsreaktion
Zirkulierende Ig reagieren mit gewebsständigen Antigenen und aktivieren dort das Komplementsystem oder gewebsständige Makrophagen.
Folgende Antigene kommen in Betracht:
Transplantationsgewebe, Blutgruppenantigene, Tumoren, körpereigene Substrate (Autoantigene),
zellmembrangebundene Medikamente.
Typ III: Reaktion auf Ag-Ak-Komplexe / membranständige Reaktion
Zirkulierende Antigene reagieren mit Ig zu Immunkomplexen (die Assoziation kann im Gewebe
oder im Serum stattfinden) und lagern sich im Gewebe ab (vornehmlich an Membranen der Gefäßwände und serösen Häute), wo sie das Komplementsystem aktivieren.
Typ IV: zellvermittelte Überempfindlichkeitsreaktion
Sensibilisierte T-Lymphozyten führen z.T. unter Mitwirkung von Makrophagen zu Gewebszerstörung.
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S. 42
Uropoetisches System [11/12]
Nephritiden
Infusionsurogramm:
Normalbefund:
- Kelchsinus spitz
- Pyramide kegelförmig
- Parenchymdicke ca.2 cm
Pyelonephritis:
- Kelchsinus abgeflacht
oder pilzförmig
- Pyramide abgeflacht
- Parchymdicke < 2 cm
Eine Nephritis ist eine bakterielle Entzündung (E. coli, Proteus, Klebsiella, Streptococcus faecalis), des renalen Interstitiums mit möglicher Ausweitung auf die Tubuli. Im Endstadium entwickelt
sich eine Schrumpfniere mit atrophierten und dilatierten Tubuli.
Pyelonephritis: Bakterielle, meist aszendierende Entzündung mit granulozytärer Infiltration
der Tubuli, der Glomerula und des Interstitiums. Makroskopisch ist die Niere vergrößert und
weist stecknadelkopf-große Eiterhöcker auf.
Im chronischen Stadium hingegen ist die Niere narbig verkleinert. Die Tubuli sind atrophisch
(Narbenbezirke) oder hypertropisch (Randbereiche) und z.T. mit einem kolloidartigen Material
(Harnmukoid) angefüllt.
nicht-destruierende interstitielle Nephritis: seröse, lymphoplasmazelluläre (allergisch,
toxisch) bzw. granulomatöse (medikamentös) Entzündugn des renalen Interstitiums mit abakterieller Genese.
Durch chronischen Medikamentenabusus (Phenacetin, Paracetamol) entwickelt sich die chronische Form (Analgetikanephropathie). Dabei kommt es durch die toxische Wirkung der Analgetika-Metabolite zu Epithelschäden im Bereich des physiologisch wenig durchbluteten Nierenmarks
mit den Folgen einer Kapillarsklerose, Papillenspitzennekrose und einer unspezifischen interstitiellen Entzündung mit Tubulusatrophie und interstitieller Fibrose, woraus klinisch eine Insuffizienz resultiert. Das Risiko für Urothel-CA ist erhöht.
Neoplasien
benigne Neoplasien
l Nierenadenom
l Nierenonkozytom
(epithelial) keine Kriterien zur Unterscheidung v. einem CA, daher
auch als kleines, langsam wachsendes Nieren-CA bezeichnet, das noch
nicht metastasiert hat.
Adenom: < 2 cm, Adeno-CA: > 2 cm
(epithelial) Mutation der Mitochondrien-DNS g braune Farbe
lNierenzell-CA:
Tumor des Parenchyms, kann alle architektonischen Abwandlungen eines Tubulus aufweisen
und ist der häufigste Nierentumor. Er geht meist von den Epithelien des proximalen Tubulus
aus, wächst in der Rinde, dann infiltrativ in die gesamte Niere.
Hämaturie: Tumor infiltriert das Nierenbecken oder Nierengefäße
Flankenschemrz: Kapseldehnung durch Ödem oder Blutung oder Tumor durchbricht die Kapsel.
Sonstige Symptome: Polyglobulie, Hyperkalzämie.
klarzelliges
Nierenzell-CA
- 80% klarzelliger Typ: Del 3p / imitiert proximalen Tubulus / hoher Glykogengehalt
- 10% chromophiler Typ: Trisomie / imit. prox. Tubulus / tubulopapilläres Wachstum
- 5% chromophober Typ: imitiert Sammelrohr (Ureterknospe) g kein Vimentin
- 1% Spindelzell-Typ: g Keratin, Vimentin, Zelladhäsionsmoleküle
- Duct-Bellini-Typ: imitiert Sammelrohr / in der Markzone, besonders invasiv.
Metastasen: hämatogen g Lunge, Leber, Knochen / lymhpgen
I.R.d. van Hippl-Landau-Syndroms kommt es zu Angiomatosis retinae, Hämangioblastomen des
ZNS, Nierenzysten, Pankreaszysten, -adenomen und Inselzelltumor, Phäochromozytom und Nebenhodenzystadenomen.
maligne Neoplasien
l Nephroblastom
syn. Wilmstumor. Häufiger Tumor des Kindesalters. Mischzelliger
Tumor mit mesenchymalen und epithelialen Anteilen. Ursprung sind
embryonal verharrte Zellen des metanephrogene Blastems.
epitheliale Komponente g primitive Tubuli und Glomeruli
blastemische Komponente g zellreiche zytoplasmaarme Areale
Stromakomponente g fibrös-myxoides Gewebe
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S. 43
Uropoetisches System [11/12]
12
[2,0 %]
ableitende Harnwege
Zu den ableitenden Harnwegen werden das Nierenbecken, die Ureteren, die Harnblase
und die Urethra gezählt. Alle genannten Entitäten besitzen ein Übergangsepithel (Urothel), welches ganz besonders mit karzinogenen Substanzen in Kontakt gerät.
Hydronephrose: Harnrückstau g Druckatrohpie des Nierengewebes. Die Nieren (vesonders das Nierenbecken) sind vergrößert.
Pyonephrose: Hydronephrose + Entzündung.
Urolithiasis : Nierenstein. Begünstigende Faktoren sind Dehydratation (höhere Konzentration an Ssalzen im Urin), Mangel an Komplexbildnern (PO4 bindet Ca, Mg
bindet Oxalat), Mangel an Inhibitoren (Pyrophosphate, Peptide), Kristallsationskeime (Zelldetritus, Uromukoid, Blutkoagel, Bakterienbestandteile) und Veränderung
des Urin-pH. Am häufigsten sind Ca-Oxalat-Steine (0%).
Schistosoma mansoni
Schistosoma haematobium
Entzündungen
Die männliche Urethra ist bis auf das letzte Drittel keimfrei, die weibliche Urethra ist
nicht keimfrei (X :C =1:10). Entscheidende Faktoren, ob ein Keim zu einer Entzündung
führen kann sind der Spüleffekt des Urins, die Integrität des Urothels und der bakterielle
Besitz von Fimbrien.
Billharziosis urogenitalis: durch Wurmeier (Schistosoma mansoni, haematobium, japanicum)
hervorgerufene chronisch-granulomatöse Enzündung vom Pseudotuberculose-Typ. Häufig Übergang in ein Plattenepithel-CA.
Schisosomaeier g Mirazidien (benutzen Schnecke als Zwischenwirt) g Zerkarien (durchdringen
die menschliche Haut) g geschechtsreife Würmer.
Urozystitis-Sonderformen
U. follicularis
g lymphozytäre Infiltration g Lymphfollikel (Hirsekorngröße)
U. cystica
g intraepitheliale Zystenbildung
U. emphysematosa
g Ausbildung von Gasblasen
Neoplasien
pTa: nicht-invasiver papillärer Tumor.
l Carzinoma in situ (pTis): nicht-papilläre (!) Urothelproliferation mit vollständigem
Schichtverlust und zellulären Atypien, welche die BM noch nicht durchbrochen hat.
l Urothel-CA: häufigste Neoplasie des UG-Traktes. Es entsteht aus Übergangsepithel
(=Urothel, nicht mesenchymal, nicht epithelial) und weist mindestens 7 Zellreihen auf
und wächst meist papillär.
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S. 44
Männliche Geschlechtsorgane [13]
Männliche Geschlechtsorgane
13
DD Prostata:
-
zentral:Hyperplasie
peripher: Adeno-CA
Prostata
Prostatitis : meist urethrogen aszendierende Primärentzündung mit gramnegativen Keimen.
Erkrankungsalter etwa 20-40a / häufig bei nodulärer Hyperplasie.
Noduläre Hyperplasie : Innendrüse
Benigne Folge eines Hormonungleichgewichtes ab dem 50. LJ. Während ein abnehmender Androgenspiegel zu einer Atrophie der Außendrüse führt, bewirkt der zunehmende Östrogenspiegel eine Hyperplasie der Innendrüse. Konsequenz:
- Keimbesiedelung: hervorgerufen durch die Abflußbehinderung (Hydroureter, Hydronephrose) kommt es häufig zu Pyelonephritiden.
- Balkenharnblase: hervorgerufen durch die Abflußbehinderung kann die Harnblasenmuskulatur hypertrophieren, so daß sich die Schleimhaut der Harnblase balkenartig vorwölbt (Balkenharnblase).
- Prostatainfarkte: hervorgrufen durch prallelastische Knoten.
Die noduläre Hyperplasie ist jedoch keine Präkanzerose.
l [PSA] Prostata-CA:
Meist kein Plattenepithel-CA, sondern ein Adenokarzinom (die Prostata enthält hauptsächlich Drüsengewebe). Lokalisation überwiegend im Außenorgan, und zwar dort
entweder dorsokaudal oder apikal. Relativ zu seinem Volumen produziert der Tumor
das Prostata Spezifische Antigen PSA, einer der wenigen organspezifischen Tumo rmarker. Durch Androgene wird das Tumorwachstum beschleunigt.
Hoden
KRYPTORCHISMUS: Zustand, bei dem beide oder ein Hoden den Hodensack nicht erreicht hat und
in der Bauchhöhle lokalisiert ist. Erfolgt bis zum 2. LJ keine OP, besteht die Gefahr der Atrophie, Infertilität und eines erhöhten Tumorrisikos.
akute Orchitis : häufig mit Mumps assoziiert (Paramyxoviren). Weitere Begleit-Orchitiden
kommen vor bei: Masern, infektiöse Mononukleose, Typhus, sowie VZV-Infektion
granulomatöse Orchitis : unspezifische Entzündung, welche mittels Lymphozytenbe-
siedlung und Riesenzellen eine Granulombildung vortäuscht. Die Tubuli seminiferi
sind zum Teil angegriffen.
DD Hodentumoren:
l Seminom : 40. LJ / häufigster Hodentumor / sehr strahlensensibel
-
Korrelat des Dysgerminoms bei der Frau. Ahmt Spermatogonien nach, kann auch extragonadal auftreten und ist der häufigste Hodentumor (40%). Morphologie:
Keine drüsigen Strukturen, Lymphozyteninfiltrate in den Bindegewebssepten. Die
Tumorzellen sind groß, monomorph und besitzen ein helles Zytoplasma g grauweißliche homogene Schnittfläche.
U.U. bilden synzytiotrhophoblastäre Riesenzellen das HCG.
ll embryonales CA: 20-35a
Seminom:
grau-weiß
ebmbryonales CA:
Papillen und Drüsen
Chorion-CA:
Pseudopapillen
reifes Teratom:
Zysten, Strukturen aus allen
drei Keimblättern
hochmaligner Tumor v.a. bei jungen Männern. Morphologie: Papilläre, drüsige und solide Formationen, Nekrosen und Blutungen.
l [HCG] Chorion-CA: 25-35a / g nach 9 Mo letal
Hochmaligner Tumor, der Synzytio- und Zytotrophoblast nachahmt. Metastasierung v.a. hämatogen. Typisch sind umfangreiche Blutungen. AFP negativ. Morphologie:
Pseudopapilläre Strukturen von Synzytio- und Zytotrophoblasten, Nekrosen und Blutungen.
l Teratom :
Totipotenter Tumor mit allen drei Keimblatt-Elementen / häufig mit Zysten assoziiert.
- reifes Teratom: Gewebe ist hochdifferenziert
derber Tumor mit glattwandigen großen Hohlräumen / bei Kleinkindern benigne, bei EW
meist maligne.
- unreifes Teratom: Gewebe ist wenig differenziert / maligne
l [AFP] Dottersacktumor :
YOLKSAC-T UMOR. Tumor mit ‚extraembryonalem‘ Gewebe. Klinische Diagnose wird anhand
des α-Fetoproteins gestellt. Kleinkinder < 2 Jahren haben eine gute Prognose, > 2 Jahren eine
schlechte.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 45
Weibliche Geschlechtsorgane [14/15]
Weibliches Genitalsystem
14
[5,7%]
ADNEXE : („Anhängsel“) C : Ovarien, Tuben
KLIMAKTERIUM: Übergangsphase zwischen Geschlechtsreife und Senium (45-60. LJ)
MENOPAUSE: letste ovariell gesteuerte Menstruationsblutung (ca. 50. LJ)
Perimenopause: Menopause ± 2 Jahre / Prämenopause: Zeitraum 4 bis 5 Jahre vor der Menopause / Postmenopause: Zeitraum ab einem Jahr nach der Menopause
Tuben
externe Endometriose: g Schokoladenzysten
Alle außerhalb des Uterus vorkommenden Endometriumdrüsen mit Endometriumstroma werden als Endometriose bezeichnet. Dabei können sich auch Zysten
entwickeln, die zunächst mikroskopisch klein sind. Kommt es zu zyklischen
Abstoßungen und Blutungen, sammelt sich das Blut im Lumen der Zyste und wird zu
einer braunen dunkle Masse eingedickt, weswegen solche Zysten auch als
Schokoladenzysten bezeichnet werden. Neben Blutmassen treten auch vereinzelt
Hämosiderin-speichernde Makrophagen auf.
Häufigkeiten:
40% seröses Zystadeno-CA
20% endometrioides
Adeno-CA
15% Keimzelltumoren
10% muzinös. Zystadeno-CA
Ovarien
Neoplasien
KRUNKENBERG-TUMOR :
metastatisch (mest aus dem Magen) entstandener Ovarialtumor mit Siegelringzellen
und Aktivierung des Ovarialstromas (Östrogenproduktion).
•
BORDERLINE-TUMOREN :
Zell- und Gewebsatypien / BM jedoch noch nicht durchbrochen. Histologisch nicht
von Adenomen zu unterscheiden.
Hormonproduzenten:
Ovarialtumoren
-
endokrin aktiv
Teratom
Androgen:
Androblastom
Granulosazell-Tumor
Thekazell-Tumor
Östrogen:
Granulosazell-Tumor
Thekazell-Tumor
HCG: (trophoblastäre Tu.)
Blasenmole
Granulosazelltumor, Thekazelltumor, Fibrom, Androblastom
Teratom, Chorion-CA, Dysgerminom, Dottersack-Tumor, ebryonales CA
Deckepithel g seröses Zystadenom / seröses Zystadeno-CA
Müllerepithel g muzinöses Zystadenom / m. Zystadeno-CA, Brenner-Tu, Klarzelliges CA
Fibrom, Leiomyom, Lymphome, Sarkom
Mesenchym g
Keimzellen g
(l)l Ovarial-Teratom : 95% aller Keimzelltumoren
Gewebe aller drei Keimblätter. Liegt meist als Dermoidzyste vor. Undifferenzierte O.
sind bösartig (sehr selten), differenzierte (adult, reif) gutartig.
ll Brenner-Tumor :
solide Zellnester oder Zysten mit Übergangsepithel-ähnlichem Epithel innerhalb eines
wirbelig texturierten Stromas. Am häufigsten um das 50. Lebensjahr
l seröses Ovarial-CA:
Papillär / Drüsen liegen Rücken an Rücken g infiltrativ destruierend / metastasiert
häufig peritoneal
Uterus
Zervixpolyp: symptomlose Schleimhauthyperplasie
glandulär zystische Hyperplasie: benigne, voll reversibel.
Ausdruck einer überschießenden Endometrium-Proliferation, welche durch erhöhte
Östrogenspiegel oder durch einen Progesteronrezeptordefekt bewirkt wird. Als Ursache müssen v.a. bei postmenopausalen Frauen Ovarial-Tumoren in Betracht gezogen
werden (Granulosazell-, Thekazell-Tumoren). Häufig entsteht die g.z.H. auch perimenopausal i.R. anovulatorischer Zyklen mit persistierenden Follikeln.
Abort: Nachweis durch Plazentazotten und Chorionwanderzellen, sowie embryonale und fetale
Anteile.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 46
Weibliche Geschlechtsorgane [14/15]
Neoplasien
Wesentliche Voraussetzung für die Entstehung einer Atypie ist die Plattenepithelmetaplasie des
zervikalen Zylinderepithels, welches von der der Reserveschicht ausgeht. Schwere koilozytäre
Dysplasien sind mit einer HPV-Infektion assoziiert. Typ HPV-16 und -18 prädispositionieren
dabei zu einer malignen Entartung.
EXFOLIATIVZYTOLOGIE: Begutachtung eines ekto- und endozervikalen Abstriches
KOILOZYTEN : Ballonförmige Zellen (warhscheinlich HPV-Befall)
TRANSFORMATIONSZONE: Diskontinuierlicher Übergangsbereich zwischen Plattenepithel
der Vagina und Zylinderepithel der Cervix. Da das Scheidenmillieu mit Proteolyse und Glycogenolyse einen ständigen Reiz für den Uterus darstellt, ist das Drüsenepithel zu einer permanenten Regeneration gezwungen und damit besonders sensibel für eine Gewebsentartung. Neoplastische Veränderungen lassen sich daher zuerst in der Transformationszone feststellen.
Während der Geschlechtsreife liegt die T. im Bereich der Ektozervix und verschiebt sich nach
der Menopause in den Zervikalkanal.
Cervikale Intraepith. Neoplasie
Dysplasieformen des Epithels:
CIN I: unteres Drittel
CIN II: 2/3 dysplastisch
CIN III: alle Schichten / Ca.i.S.
•
CA IN SITU : (3-12 Jahre nach einer Dysplasie)
Kennzeichen der Malignität, die über eine schwere Dysplasie hinausgehen (Verlust der Epithelschichtung, stärkere K/Pl-Relastionsverschiebung, atypische Mitosen). Das CA i.S. ist eine Präkazerose.
•
MIKRO-CA: syn. „frühe Strumainvasion“. (Stadium Ia) (3-12 Jahre nach einem CA i.S.)
Echtes CA / Oberflächenausdehnung aber max. 10 mm, Invasionstiefe max. 5 mm. Metastasen sind in diesem Stadium sehr selten, weswegen eine Lokalentfernung genügt.
•
MAKROCA:
Plattenepithel-CA mit auffällliger Invasivität
Cervix-CA / Stadien nach Papanicolaou
Pap I
regelrecht
Pap II
entzündlich-degenerativ
Pap III
schwere Entzündung / Präkanzerose
Pap III D CIN I und CIN II
Pap IVa schwere Dysplasie oder Ca i.S.
Pap IVb wie (a), aber CA nicht auszuschließen
Pap V
invasives CA
Pap 0
nicht verwertbar
g Kontrolle nach Entzündungstherapie
g Kontrolle nach Entzündungstherapie
g Kontrolle nach 3 Monaten
g Konisation
g Konisation
g erweiterte Hysterektomie
l Plattenepithel-CA: 90%
Meist ausgehend von der Transformationszone: Dysplasie g Ca i.S. g Mikro-CA g
Makro-CA / Metstasen lymphogen, Wachstum per continuitatem
Mamma
M ASTOPATHIE: zystische Erweiterung von Gängen + Fibrose
TNM-Klassifikation:
T 1:
T 2:
T 3:
T 4:
∅ ≤ 2 cm
∅ 2-5 cm
∅ > 5 cm
Infiltration der Brustwand
N1: lateral
N2: subpektoral
N3: medial
bezogen auf M. pectoralis min.
Neoplasien
Neoplasien der Mamma lassen sich nach ihrer Herkunft (80% duktal / 20% lobulär) und ihrem
Wachstumsverhalten (invasiv / nicht-invasiv) unterscheiden.
Ø Die häufigste Lokalisation einer Neoplasie ist der äußere obere Quadrant der Mamma.
Ø Metastasierung der Mamma-CA findet v.a. in die Knochen statt.
Ø Plattenepithel findet sich physiologisch nur im Mündungstrichter der Mamille. Eine Plattenepithelmetaplasie kann durch Östrogen hervorgerufen werden oder auf einen Phylloidtumor
hindeuten.
l Papillom :
Veränderung des Milchganges mit baumartig bindegewebigem Gerüst und zweireihigem Epithelüberzug. Klinisches Zeichen ist häufig eine blutende Mamille.
l Fibroadenom : 3.-häufigste Erkrankung der Mamma
Durch Östrogen stimulierbarer Tumor, der häufig Kalkeinlagerungen enthält. Sein
Stroma ist weiß und myxoid.
l Phylloid-Tumor :
Myxoides, zellreiches hyperplastisches Stroma mit Knorpel-, Knochen-, Fett- und
Plattenepithelmetaplasien. Entwickelt sich wahrscheinlich aus einem Fibroadenom.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 47
Weibliche Geschlechtsorgane [14/15]
l invasiv-ductale CA:70% der CA
Derbe grau-weiße Knoten mit radiären Ausläufern. Während das Zentrum Tumorzellarm ist, finden sich viele Tumorzellen in der Infiltrationszone. Der Tumor tritt eher
selten multizentrisch und bilateral auf.
l invasiv-lobuläres CA:
Kleine Runde Zellen, die im ‚Gänsemarsch‘ oder als ‚Schießscheibe‘ (um erhaltene
Milchgänge) konfiguriert sind. Der Tumor tritt häufig multizentrisch und bilateral auf.
Kontralaterale LK-Metastasen sind möglich. Ein Ausfüllung der Azini mit Tumorzellen deutet auf diesen Tumor hin.
Ist die Basalmembran noch nicht durchbrochen, handelt es sich um ein CA lobulare
i.S., danach erst um die invasive Form, bei der die Tumorzellen das Beindegewebe um
den betreffenden Drüsenlappen infiltrieren.
l Komedo-CA: ductal
Hervortreten großer Milchgänge mit zentralen Nekrose- und Sekretzylindern, die
leicht ausdrückbar sind (Verhalten wie Komedone).
Mamma-CA mit spezieller Differenzierung:
•
•
•
•
medulläres CA: scharfe Begrenzung / Lympho-Plasma-Infiltration.
muzinöses CA: gut begrenzt / gallertig
papilläres CA: bekapselt / in zentralen und submamillären Milchgängen / bröckelig
M. Paget: Metastase eines Milchgang-CA, die im Bereich der Mamille lokalisiert
ist und sich intraepidermal im ausbreitet. Ein Paget-CA führt häufig zu ekzemartigen Mamilleneffloreszenzen mit Ulzerationen (Krebsekzem) an der Mamille)
Pathologie der Schwangerschaft
15
BLASENMOLE: Autonome Proliferation des Trophoblastepithels, welche zur Infiltration
der Umgebung neigt und in ein Chorion-CA übergehen kann. Die Zotten sind plump
und aufgetrieben, Gefäße fehlen weitgehend, ebenso fehlt der Embryo.
WINDMOLE: Fruchtsack ohne Embryo
HABITUELLER ABORT: 3 voneinander unabhängige Aborte in Folge
M. haemolyticus neonatorum :
Inkompatibilität zwischen Mutter und Fet bezüglich Rhesus- (Rh-Faktor D) und AB0-System
führt dazu, daß mütterliche Antikörper die Frucht schädigen. Zuvor muß jedoch eine Sensibilisierung der Mutter stattgefunden haben (vorherige Geburt). Der Fet entwickelt eine postpartale
Anämie, einen Icterus gravis bis hin zum Kernikterus und einem generalisierten Hydrops.
V. cava-Kompressionssyndrom :
Der schwangere Uterus komprimiert die V. cava in Rückenlage und führt zu Hypertonie,
Schwindel und fetaler Sauerstoffminderversorgung.
l Chorion-CA:
Neoplasie des Trophoblasten (fetales ≡ körperfremdes Gewebe), die von mehrkernigen Synzythiotrophoblastzellen umgeben wird und zu 50% aus einer Blasenmole entsteht. Organoid aufgebaute Zotten finden sich nie, der Tumor besitzt keine eigene Gefäßversorgung und neigt daher zu zentralen Nekrosen und Einbruch ins Gefäßsystem
mit hämatogener Metastasensetzung.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 48
Lymphatische Organe [16/17/18]
Knochenmark
16
lymphatische Organe
¤ Thrombozytopoese
¤2
¤ Erythropoese
1
¤
myeloide StZ
¤ Myelomonozytopoese
pluripotente
StZ
3
¤
¤ T-Lymphozytopoese
lymphoide StZ ¤ B-Lymphozytopoese
Mesenchym
i
KM
g
g
g
g
g
g
peripheres Blut
¤ Thrombozyt
¤ Erythrozyt
¤ Granulozyt
¤ Monozyt
¤ T-Lymphozyt
¤ B-Lymphozyt
Osteomyelosklerose OMS: Philadelphia-Chr. neg / aPh / Punctio sicca
Neoplasie einer pluripotenten Stammzelle führt zu Wucherung aller drei hämopoetischen Zellreihen bei gleichzeitiger Marksklerose (g Faserknochenbildung) durch
PDGF-Freisetzung (stimuliert Kollagensynthese) und extramedullärer Hämatopoese.
v.a. in Leber und Milz.
Plasmozytom : Bence-Jones-Proteine
Monoklonale Neoplasie einer KM-Plasmazelle, entspricht einem extranodalen NonHodgkin-Lymphom. Die neoplastischen Zellen sezernieren IgG und oftmals Leichtkettenproteine (Bence-Jones), die im Harn nachweisbar sind, sowie einen Osteoklasten-aktivierenden Faktor g „Schrotschußschädel“. Das KM ist übersäät mit
Plasmazellen.
Idiopathische Thrombozythämie :
gesteigerte Megakaryozytenproliferation führt zu einer Thrombozytenerhöhung und
damit zu rezidivierenden Blutungen. Thrombosen treten nicht vermehrt auf.
Erythrozyten
Erythropoese
¤ pluripotente StZ
¤ myeloide StZ
¤ E.-Vorläuferzelle
¤ Proerythroblast
¤ Makroblast
¤ basoph. Normoblast
¤ polychr. Normoblast
¤ oxyph. Normoblast
¤ Retikulozyt
¤ Erythrozyt
Energiestoffwechsel: 90% anaerobe Glycolyse (g NADPH) / 10% aerobe Glycolyse
oxidativer Schutz: Glutathion und NADPH (Cofaktor)
Baustoffe: Vit B12 und Folsäure (g DNS-Synhtese), Eisen
Erythropoesestörung
PANMYELOPATHIE: Hämopoeseschwund mit Vermehrung des Fettgewebes im KM als Folge eines
Stammzell-Schadens g Panzytopenie (Anämie, Granulozytopenie, Thrombopenie)
POLYGLOBULIE4: Vermehrung der Erythrozyten im Blut mit folgenden Ursachen:
-
(meistens) reaktive Hyperplasie durch erhöhte Erythropoietin-Bildung in der Niere
unter O2 -Mangel.
(selten) KM-Neoplasie bei Polycythämia rubra vera
eine relative Polyglobulie ergibt sich aus einer Verminderung des Plasmavolumens
Polycythämia vera: aP h / Erythropoetin eher vermindert (!)
Blutbild:
-
Megaloblasten:
g Perniziöse Anämie
Target-Zellen:
g Thalassämie
Heinz’sche Innenkörper:
g Glc-6-P-DH-Mangel
KM-Hyperplasie (Erythropoese, Granulozytopoese, Megakaryozytopoese) infolge
Stammzell-Defekt mit überwiegender Erythrozytenvermehrung. Durch die ausgeprägte Hyperplasie wird das KM-Fett zurückgedrängt.
1
/3 Übergang in eine Osteomyelofibrose, 1 /3 Übergang in eine Leukämie.
Megaloblastäre Anämie : vergrößerte Erythroblasten und Erys.
Vitaminmangel (Folsäure, Vit B12 ) führt zu DNS-Synthesestörung bei erhaltener
RNS-Synthese mit der Folge, daß die Kernreifung der Zytoplasmadifferenzierung (bei
normaler Hb-Produktion) hinterherhinkt. Neben der Erythropoese ist auch die Granulozytopoese betroffen.
Perniziöse Anämie:
megaloblastäre Anämie auf der Grundlage einer Vit B12 -Resorptionsstörung.. Ursache ist meist eine Corpus-Gastritis . Neben den Veränderungen im Blutbild kommt es
zu einer gestörten Epithelregeneration des GI-Traktes.
Eisenmangelanämie:
Störung der Zellatmung und des O2-Transportes aufgrund mangelnder Hb-Bildung (g kleine
Erys). Ursachen:
- erhöhter Verbrauch: Schwangerschaft, Infektionskrankheiten, Wachstum
- erhöhter Verlust: Tumoren, Blutungen
- verminderte Resorption: Magenresektion, Malabsorption, Achlorhydrie bei Gastritis
- vermindertes Angebot: Hunger, Fehlernährung
4
in der SR ist hier die absolute Polyglobulie gemeint.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 49
Lymphatische Organe [16/17/18]
Sideroblastische Anämie :
gestörte Hämsynthese führt zum Aufstau von Häm-Zwischenstufen und nicht eingebautem Eisen g Organsiderose. Ursachen: Vit B6 -Mangel (Pyridoxin), Alkoholabusus, Bleivergiftung.
Hämolytische Anämien
Sphärozytose:
auto-dom / Membrandefekt führt zu Volumenzunahme mit Kugelform und vorzeitigem Abbau in der Milz. Folgen: Splenomegalie, KM-Hyperplasie
Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie :
erworbener Membrandefekt durch das Komplementsystem führt bei geringfügigen
CO2 -Spiegeln oder Erwärmung zu einer hämolytischen Krise.
Glc-6-P-DH:
x-inkomplett dom / Störung der anaeroben Glycolyse mit mangelnder NADPHProduktion führt zum Verlust des oxidativen Schutzes durch Glutathion. Bei Verzehr
von Fava-Bohnen oder nach Medikamenteneinnahme entstehendes H2 O2 oxidiert die
HS-Gruppen des Hb, sowie die Zellmembran. Das Hb präzipitiert (als Heinz’sche Innenkörper), die Membran wird instabil.
PK-Mangel: auto-rez / Störung der ATP-Produktion führt zu Membraninstabilität
Thalassämie :
auto-dom / Deletion von Globinkettengenen beeinträchtigt Globin- und Häm-Synthese
mit Anhäufung und Präzipitation der fehlerhaften Globinketten (Innenkörper) mit
Schädigung der Membran. Folgen: ineffektive Erythropoese, KM-Hyperplasie und
verkürzte Lebensdauer der Erys, Hämolyse (LDHh, Hbi, Zahl der Erysi).
Sichelzellanämie :
auto-dom / Fehlerhafte Hb-Bildung (Hb-S) durch Vertausch des Gln durch Val an
Stelle 6 führt zu Polymerisierung des Hb und sichelartiger Verformung der Erys. Folgen: Verkürzte Lebensdauer, KM-Hyperplasie, Mikroinfarkte
M. haemolyticus neonatorum :
Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Fet - in leichten Fällen im AB0- in
schweren im Rhesussystem - bewirkt eine fetale IgG-vermittelte Zytolyse der Erythrozyten mit Anämie, Hyperbilirubinämie (Icterus gravis neonatorum g Schädigung der Ganglienzellen), ischämisch-toxischen Kapillarschädigungen (Hydrops universalis congenitus), sowie erythropoetischer Hyperplasie in KM, Leber und Milz. Bei
Rhesus-Unverträglichkeit wird die Mutter erst i.R. der Geburt immunisiert, so daß die
erste Schwangerschaft normal verläuft.
Leukozyten
Myelopoese
¤ pluripotente StZ
¤ myeloide StZ
¤ M.-Vorläuferzelle
¤ Myeloblast
¤ Promyelozyt
¤ Myelozyt
¤ Jugendlicher
¤ Stabkerniger
¤ Segmentkerniger
M YELOPROLIFERATIVE ERKRANKUNGEN sind Erkrankungen die aufgrund einer Neoplasie mit
einer ungezügelten Proliferation von Granulozyten, Monozyten oder Lymphozyten einhergehen. Dazu zählen: Polycythämia vera, Osteomyelosklerose, myeloische Leukämien.
LYMPHATISCHE LEUKÄMIEN sind maligne Neoplasien der Lymphopoese mit Ausschwemmung
der neoplastischen Zellen in die Blutbahn.
M ALIGNE LYMPHOME sind maligne Neoplasien der Lymphopoese, bei der die neoplastischen
Zellen ein lymphatisches Gewebe imitieren.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 50
Lymphatische Organe [16/17/18]
Leukämien
Blutbild:
-
Auerstäbchen:
AML
Gumprecht-Kernschatten:
CLL
Systemische autonome Proliferation eines abnormen Zellstammes der Leukozytopoese.
Klinik:
-
Störung der Thrombozytogenese: hämorrhagische Diathese g Blutungen
-
Störung der Granulozytopoese: Neutropenie g Infektanfälligkeit
Störung der Erythropoese: Anämie
Die Leukämien werden unterteilt nach:
-
dem Reifegrad: unreife Zellen g akut / reife Zellen g chronisch
ihrerHerkunft: myeloisch vs. lymphatisch
der Ausschwemmung ins Blut: leukämisch vs. aleukämisch
Akute Leukämie : Blasten !
FAB-Einteilung AML
M1 myeloblastär
M2
M3 promyelozytär
M4 myelo-monozytär
M5 monozytär
M6 erythrozytär
FAB-Einteilung ALL
L1 kindlicher Typ
L2 Erwachsenentyp
L3 Burkitt-Typ
Klonale Neoplasie unreifer hämatopoetischer Zellen (Blasten). Die neoplastischen
Zellen haben die Fähigkeit verloren, zu funktionellen Endzellen heranzureifen, behalten somit ihre Teilungsfähigkeit und verdrängen die Zellen der übrigen StammzellLinien im KM. Die normale Hämatopoese wird eingeschränkt, es kommt zu Blutungen (zentrale Massenblutungen durch Hypertonus und Aneurysmablutungen) und Infekten (Meningeosis leucaemica in 1/3 aller Leukämien).
Ø Promyelozyten-Läukämien (M3) neigen häufig zu Verbrauchskoagulopathien.
AML: adult / Auerstäbchen, Hiatus leucaemicus, Peroxydase pos.
Betrifft myeloische Zellreihe (Granulozyten, Monozyten, Erythrozyten)
Unterteilung erfolgt nach morphologischen Kriterien (French American BritischSchema).
ALL: juvenil / PAS und sP pos. / Peroxydase und Esterase neg.
Betrifft lymphatische Zellreihe (B- und T-Lymphozyten) und entspricht einem leukämisch verlaufenden hochmalignen Lymphom. Typisch ist eine Blasteninfiltration
des ZNS und der Meningen - ein Bereich, der den Chemotherapeutika nicht zugänglich ist und daher speziell angegangen werden muß.
B-ALL g abdominelle LK-Schwellung, KM / T-ALL g Thymustumor
Chronische Leukämie:
Die neoplastischen Zellen haben die Fähigkeit verloren, Apoptose zu betreiben und
häufen sich allmählich an. Die Folge ist eine starke Leukozytose.
CML: adult / Blastenschub, Philadelphia-Chr. /aP i
Neoplasie der myeloiden Stammzelle mit leukämischer Ausschwemmung von Granulozyten und ihren Vorstufen. Durch die verstärkte Hämatopoese entwickelt sich
eine Hepatosplenomegalie mit Oberbauchbeschwerden, sowie expansiv bedingte
Knochenschmerzen und Neigung zu thrombotischen Gefäßverschlüssen.
CLL: Gumprecht’sche Kernschatten
Ein läukämisch (Tumorzellen gelangen ins Blut) verlaufendes lymphozytisches
Non-Hodgkin-Lymphom niedriger Malignität mit massiver Ausschwemmung von
Lymphozyten (90% B-Reihe). Betroffen sind LK, Milz, Leber und das KM.
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S. 51
Lymphatische Organe [16/17/18]
Lymphknoten
17
ANATOMIE:
B Zentrozyten g Zentrobl. g follikuläre Hyperplasie
Kortex
g nodulär parakortikale / bunte Puplahyperplasie
Parakortex T
B
Zentrozyten
g
Plasmaz.
Markzone
Die Sinus sind normalerweise fast zellfrei. Zellen finden sich erst bei unspezifischen Entzündungen (Histiozytose), spezifischen Entzündungen (Granulozyten) und lymphogener Metastasierung
(Karzinomzellen).
STERNHIMMELZELLEN: „phagozytosewürdige“ (Kerntrümmer-) Makrophagen in einem LK
i.R.e. follikulären Hyperplasie
SINUSKATARRH: Exsudation in den Lymphknotensinus. Da die Sinus die erste Instanz der Antigen-Auseinandersetzung sind, ist dieser Katarrh antigenunspezifisch. Die Sinus sind aufgeweitet und mit aktivierten Makrophagen besiedelt.
PERILYMPHADENITIS: Entzündungsübergriff vom Wandsinus auf die Kapsel g Druckdolenz
Morphologie der LK-Reatkion
LK-Reaktion:
-
unspezifische Lymphadenitis:
g follikuläre Hyperplasie
g bunte Pulpahyperplasie
g Sinuskartarrh
-
Tumor-Drainage:
g Sinushistiozytose
-
virale Lymphadenitis:
g bunte Pulpahyperplasie
-
Toxoplasmose (Lues)
Sarkoidose
M. Crohn
Tbc:
g Epitheloidzellreaktion
- Tbc: g Verkäsung
- Lues:
g Epitheloidzellreaktion (s.o.)
g reichlich Plasmazellen
g Periphlebitis in der Umgebung des LK
§
§
§
§
§
§
Follikuläre Hyperplasie [B] :
Hyperplastischer Kortex mit Vermehrung der Lymphfollikel durch BZellvermehrung. Sie ist das morphologische Korrelat einer Antigen-Produktion
durch Plasmazellen (Ende der B-Reihe). Typisch sind ferner Sternhimmelzellen.
bunte Pulpahyperplasie [T]:
Hyperplastischer Parakortex (T-Knötchen und Pulpa) v.a. i.R.v. viralen Lymphadenitiden. Im Parakortex finden sich kleine Lymphozyten, sowie aktivierte TImmunoblasten und Plasmoblasten. Die b.P. tritt v.a. bei infektiöser Mononukleose
(EBV) auf.
unreife Sinushistiozytose:
B-Zellen in Marginal- und Intermediärsinus.
Sinushistiozytose [MPS]:
Erweiterte Sinus, die prall mit Makrophagen gefüllt sind. Eine unspezifische Reaktion als Ausdruck einer vermehrten Resorptionsleistung in der Umgebung chronischentzündlicher und degenerativer Prozesse, sowie im Drainagegebiet maligner Tumoren.
kleinherdige Epitheloidzellreaktion [Tg MPS]:
Diffus in der Pulpa verstreute Epitheloidzellen, die sich durch T-Lympho-Einfluß
aus Monozyten entwickelt haben. Typisches Korrelat ist die Toxoplasmeninfektion.
Zu größeren Epitheloidzellgranulomen kommt es bei der Sarkoidose und Tbc, außerdem bei M. Crohn.
retikulär-abszedierende Lymphadenitis [MPS]:
Rindennahe retikulozytär (Makrophagen, Riesenzellen) begrenzte Abszesse mit einer Perilymphadenitis. Sind v.a. zervikale und axilläre LK betroffen, spricht dies für
die Katzenkratzkrankheit. Ein pseudoappendizitischer Verlauf deutet auf eine Infektion mit Yersinia pseudotuberculosis hin.
Entzündungen
RINDFLEISCH-Zellen: hämophagozytierende Makrophagen bei Salmonellose (Typhus)
W ARTHIN-FINKELDEY-ZELLEN: mehrkernige (Traubenkerne) Riesenzellen bei Masern
Ø Virale Lymphadenitiden (außer HIV) führen zu einer bunten Pulpyhyperplasie.
Ø unspezifische Funktionssteigerung g Sinushistiozytose + B-Stimulierung
Ø spezifische Entzündung g T-Zell-vermittelter Monozytenangriff
HIV-Lymphadenopathie : Sternhimmelzellen
generalisierte LK-Reaktion: Hyperplasie g Destruktion g Atrophie der Follikel.
irreguläre Follikelhyperplasie: vergrößerte Keimzentren ohne Mantelzone, aber mit
Kerntrümmermakrophagen (Sternhimmelzellen) und Plasmazellen
progresive Follikeldestruktion: ‚explodierende‘ Follikel durch Angioproliferation und Proliferation kleiner Lymphozyten
Follikelatrophie: Hyalinisierung der Follikel und Ansammlung von Plasmazellen und Makropagen
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S. 52
Lymphatische Organe [16/17/18]
Infektiöse Mononukleose: bunte Pulpahyperplasie (T) // g mal. Lymphom
syn. PFEIFFERSCHES DRÜSENFIEBER. Fieberhafte Allgemeinerkrankung (Blut, LK, Leber, ZNS)
durch EBV.
EBV induziert eine polyklonale B-Zell-Proliferation, die zu LK-Schwellung und Splenomegalie
führt. T-Zellen bringen den Virus zur Strecke, oder die Erkrankung verläuft chronisch und geht
in ein malignes Lymphom über. LK-Reaktion:
starke bunte Pulpahyperplasie (T) mit immunoblasten-ähnlichen Zellen
follikuläre Hyperplasie (B)
kleinherdige Epitheloidzellreaktion und Sinushistiozytose
Ein überstandener Defekt führt zur einer latenten EBV-Persistenz mit Assoziation zu Hodgkinund Non-Hodgkin-Lymphomen.
Masern-Lymphadenitis : Warthin-Finkeldey-Riesenzellen / Mauserung
Befall der Zentroblasten und Plasmazellen führt zur Bildung von Riesenzellen (WarthinFinkeldey), die durch Virus und AK zerstört werden. Der Befall führt durch den starken Zellverlust zur Mauserung des lymphatischen Systems und einer immunologischen Anergie.
Salmonellose-Lymphadenitis : g Granulome (Typhusknötchen) aus aktivierten Makrophagen (Rindfleisch-Zellen), welche Hämophagozytose betreiben.
Neoplasien
Maligne Lymphome können extranodal oder nodalen Ursprungs sein und werden in HodgkinLymphome (50%) und Non-Hodgkin-Lymphome (50%) unterteilt.
Hodgkin-Lymphome (HL)
Ann-Arbor-Klassifikation
1 LK
I
II
≥ 2 LK auf einer ZF-Seite
III
≥ 2 LK auf beiden Seiten
IV diffuser Organbefall
ZF: Zwerchfell
Therapie:
Stadium I und II g Bestrahlung
Stadium III und IV g Chemo
DD Lymphom:
-
Ø Hodgkin-Zellen, Sternberg-Reed-Zellen, Begleitinfiltrat
Def: Alle Lymphome, die große Blasten (Hodgkin-Zellen), mehrkernige Riesenzellen (SternbergReed-Zellen) und ein entzündliches Begleitinfiltrat aufweisen, sind Hodgkin-Lymphome.
Ätiologisch sind HL mit dem EBV (Eppstein-Barr-Virus) assoziiert, der zu einer malignen Transformation verschiedener B- und T-Lymphozyten führt. Die eigentlichen Tumorzellen sind Hodgkin- und Sternberg-Reed-Zellen, die genetisch und morphologisch sehr instabil sind und sich mit
einem Wall aus inaktivierten T-Zellen umgeben.
Fragilität der Hodgkinzellen / T-Zellwall g Strahlensensibilität
genetische Instabilität g malignes B-Zell-Lymphom, AML, CML
inaktivierte T-Zellen g Immunschwäche mit opportunistischen Infektionen
Die Prognose des M. Hodgkin ist in erster Linie vom Ausbreitungsstadium abhängig. Bei vielen
Patienten liegt bei Diagnosestellung bereits ein Befall des Knochenmarks vor. Jedes Rezidiv
bedeutet den Übergang in eine malignere Form.
LK-Grundstruktur zerstört:
ž nodulär-sklerosierendes HL
HODGKIN-ZELLE: großer Blast mit hellem Zytoplasma und auffällig großen Nukleolen
ž CLL (NHL)
STERNBERG-REED -ZELLE: Fusionszelle aus mehreren Hodgkin-Zellen mit Eulenaugen-Nukleolen
ž Zentroblastom (NHL)
LAKUNENZELLE: Sternberg-Reed-Zelle mit breitem Zytoplasmagürtel, der bei der Fixation
schrumpft und die Zellen in Lakunen liegend erscheinen läßt.
Keimzentren-Nachahmung:
POPCORNZELLE (L&H-ZELLE): relativ große neoplastische B-Zelle mit gelappten Kernen.
ž zentrozyt.-zentrobl. L.
solider Zellverband:
In prognostischer Reihenfolge:
ž Plattenepithel-CA-Metastase
l Lymphozytenreicher Typ [B]: (X )Popcorn-Zellen
Keimzelltumor (B-Reihe) mit Popcorn-Zellen. Beste Prognose, aber selten.
Sternhimmelzellen:
ž Burkitt-Lymphom
l Nodulär-sklerosierender Typ: (C ) 15-25 LJ / Lakunenzellen / häufigster Typ
Häufigster Typ. Nekrosen und bandförmige Narben untergliedern den LK. Bevorzugt mediastinal und supraklavikulär.
l gemischtzelliger Typ: (X ) adult / g lymphozytenarmer Typ
Klassischer Hodgkin mit Hodgkin-Zellen, Sternberg-Reed-Zellen und einer B-Symptomatik
(Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust). Schlechte Prognose, aber relativ häufig. Bevorzugt
zervikal und abdominal.
l l Lymphozyten-armer Typ: (X ) senil / schlechteste Prognose
Früher HODGKIN-SARKOM . Diffuse Fibrose oder rasenartige Proliferation. Aggressivste Form
mit schlechter Prognose, kommt v.a. bei alten Männern vor, sowie bei HIV-Patienten. Vermehrte Kernaplasie bei Hodgkin- und Sternberg-Reed-Zellen mit bizarren Zellformen. Bevorzugt
abdominal.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 53
Lymphatische Organe [16/17/18]
Non-Hodgkin-Lymphome (NHL)
Primär maligne Neoplasie der B- oder T-Zellreihe mit nodaler oder extranodaler Manifestation dabei extranodal nur zu 10%, dann meist Haut (B) oder GI-Trakt (T). Ätiologisch kommen EBVInfektion, sowie eine anhaltende Immunstimulation mit gestörter Regulation (HIV) in Frage.
Immundefiziente Patienten haben ein erhöhtes Risiko.
Ø lokalisierte NHL sind meist heilbar, disseminierte nicht.
Ø je weniger Blasten, desto besser die Prognose.
B-Reihe :
B-Reihe
Pro-Lymphozyten-Leukämie
CLL
Haarzell-Leukämie
Immunozytom
Plasmozytom
zentrobl-zentroz. Lymphom
Zentrozytom
Zentroblastom
Burkitt-Lymphom
Immunoblastom
blau: niedrig-maligne NHL
(l)
rot: hoch-maligne NHL(ll)
ll Burkitt-Lymphom : EBV / Sternhimmelzellen
Afrikanischer Typ fast immer mit EBV assoziiert, außerafrikanischer Typ nicht. Die
Proliferationsfraktion ist bei diesem Lymphom die höchste, die Zellen liegen dicht zusammen (rasenartiger Aspekt). Zwischen den Tumorzellen liegen Sternhimmelzellen.
Der afrikanische Typ manifestiert sich im Kiefer, der außerafrikanische Typ im GITrakt. EBV-positive Burkitt-Lymphome haben eine gute Prognose.
l Pro-Lymphozyten-Leukämie: (X ) senil / saure Phosphatase
[Prolymphozyt]. Selten und schlechte Prognose
l B-CLL: (X ) Gumprecht’sche Kernschatten
Neoplasie kleiner B-Zellen mit mechanischer Instabilität (Gump recht’sche Kernschatten). Die Grundstruktur des LK ist aufgehoben. Stattdessen finden sich bei 90% Pseudofollikel (Ansammlung aus Pro-Lymphos und Paraimmunoblasten). Die CLL entspricht
einem lymphozytären Lymphom mit Tumoraussat ins Blut. Neben LK sind Milz, Leber und Knochenmark betroffen; Assoziation zu Trisomie 12. Eine Paraproteinämie
ist untypisch.
Klinik: Hepatosplenomegalie durch massive Zellinfiltration, Verdrängungsanämie und
Verdrängungsthrombozytopenie g Immundefizienz
l Haarzellenleukämie : (X ) Splenomegalie
Neoplasie peripherer B-Zellen mit haarähnlichen Zytoplasmafortsätzen und bohnenförmigem Kern. Befall von Milz (massive Splenomgalie) und Leber, selten des KM
befallen. Therapie besteht in Splenektomie und α-Interferon-Substitution.
Kiel-Klassifiktation (B-Reihe)
¤ plurip. Stammzelle
O-ALL
¤ B-Vorläuferzelle
B-ALL
¤ reaktive B-Zelle
B-CLL
¤ B-Immunoblast
¤ B-Immunozyt
¤ Plasmazelle
¤ Zentroblast
¤ Zentrozyt
¤ Memory-Z.
Immunoblastom
Immunozytom
Plasmozytom
Zentroblastom
Zentrozytom
B-CLL
ll Immunoblastom : senil / EBV
90% de novo, 10% aus B-CLL oder Immunozytom. Assoziation zu EBV. Gelegentliche Gammopathien.
l Immunozytom : g monoklonale Gammopathie / g mal. B-Zell-Lymphom
SYN . LYMPHOPLASMOZYTOIDES/-ZYTISCHES LYMPHOM, M. WALDENSTRÖM
[B-Zelle oder zytoplasmaarme Plasmazelle] produziert Leichtketten-Ig λ und χ.
- lymphoplasmozytisch:
Ig-Konglomerate (Dutcher-bodies im Kern, Russel-bodies im Zytoplasma)
- lymphoplasmoid: Pseudofollikel, Dutcher-bodies
- polymorpher Subtyp:
buntes Bild (Immunoblasten, Zentroblasten, Zentrozyten) g schlechte Prognose
l Plasmozytom : im LK sehr selten, nach OP gute Prognose.
ll Zentroblastom : senil / beste Prognose der hochmalignen Lymphome
Entsteht de novo, aus einer CLL, einem Immunozytom oder Paragranulom und führt zu einer Zerstörung der Grundstruktur von LK und Milz.
l zentrobl.-zentrozyt. Lymphom : (C )g Zentroblastom
Neoplasie der Keimzentrum-Zellen mit guter Prognose; ahmt Keimzentren nach
und befällt zu 45% initial das KM.
l(l) Zentrozytom : (X )
syn. Mantelzell-Lymphom. Zentrozyten besitzen einen gekerbten ZK; sehr schlechte Prognose
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 54
Lymphatische Organe [16/17/18]
T-Reihe :
Kiel-Klassifikation (T-Reihe)
¤ plurip. Stammzelle
¤ T-Vorläuferzelle
¤ T-Zelle (Thymozyt)
O-ALL
T -ALL
T -lymphobl. L.
T -ALL
¤ T-Helferzelle
T -CLL
¤ T-Suppressor-Z.
¤ T-Killerzelle
T-Zonenlymph.
Sézary-Syndrom
Mycosis fung.
¤ T-Immunoblast
Immunoblastom
ll T-lymphoblastisches Lymphom: (X ) juvenil / Mediastinaltumor
Seltene neoplastische Wucherung der T-Vorläuferzellen (Thymus, KM) mit leukämischer Ausschwemmung und (zu 80 %) Ausbildung eines Mediastinaltumors.
l T-CLL: keine Pseudofollikel / keine LK-Schwellung
Leukämie und monotones LK-Infiltrat aus kleinen bis mittelgroßen Blasten und epitheloider Venolen-Proliferation. Pseudofollikel (wie bei der B-CLL) fehlen.
Klinik: Leukämie, Splenomegalie, keine LK-Schwellung, Infiltration der Haut.
l Mycosis fungoides: senil
Neoplasie peripherer T-Helferzellen mit Lokation im oberen Choriondrittel der Haut,
die in fünf Stadien verläuft:
- unspezifische Dermatitis g Plaque-Bildung g pilzförmiger Tumor mit PautrierAbszessen, lymphoidem Zellinfiltrat des Korium, sowie Besiedlung der Epidermis
- Beteiligung der oberflächlichen LK g Beteiligung der tiefen LK
Sézary-Syndrom : Leukämische Variante der Mycosis fungoides mit guter Progno-
se. KM und LK sind kaum infiltriert (DD: bei T-CLL sind die LK vergrößert).
18
Milzatrophie:
Sichelzellanämie
mäßige Splenomegalie:
Amyloidose
Rechtsherzinsuffizienz
portale Hypertension
Haarzell-Leukämie
hochgradige Splenomegalie:
CML
Osteomyelosklerose
Milz
SPLENOMEGALIE: Milzgewicht über 350g; ab 1000g hochgradig. Eine hochgradige Sple-
nomegalie kommt vor bei myeloproliferativen Erkrankungen. Im Kontext einer
extramedullären Hämopoiese wird die Milz dabei massiv mit Tumorzellen infiltriert.
HYPERSPLENISMUS: Splenomegalie + Panzytopenie + KM-Hyperplasie: Die durch die
vergrößerte Milz festgehaltenen Blutzellen (40% der Erys, 90% der Thrombos) werden durch eine KM-Hyperplasie ersetzt. Nach einer Splenektomie normalisieren sich
Blutbild und Knochenmark.
Splenektomie-Folgen:
- Blut- und Lymphsystem:
Jolly-Körper, Targetzellen, Heinz’sche Innenkörper, Siderozyten
- Immunsystem:
IgG- und IgM-Bildung ist herabgesetzt, das MPS ist geschwächt. Typisch ist das
Postsplenektomiesyndrom (OPSI-Syndrom).
OPSI-Syndrom : Overwhelming PostSplenectonomy Infection:
Akute letal verlaufende Pneumokokkensepsis mit DIC. Klinik:
Fieber + Bauchschmerzen g Übergang in einen Schockzustand
Amyloidose:
Sagomilz: fokale knötchenförmigen Ablagerungen im Bereich der Follikel
Schinkenmilz: diffuse Ablagerungen, die eine wachsartige Schnittfläche hervorrufen
Idiopathische thrombozytopenische Purpura: syn. M. Werlhoff
Erkrankung, bei der die Milz Autoantikörper gegen Adhäsionsmoleküle der Thromb ozytenmembran mildet, die als Folge eine verkürzte Lebensdauer besitzen.
M. Gaucher: Vererbter Mangel an β-Glucozerebrosidase führt zu Glucozerebrosidspei-
cherung in den Makrophagen der Milz, Leber, LK und im Skelett.
Metastasen:
Insgesamt ist die Milz sehr selten mit Metastasen maligner Tumoren besiedelt. Die
häufigsten Primärtumoren sind dabei Mamma-CA, Lungen-CA und maligne Melanome.
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S. 55
Bewegungsapparat [19/20/21]
Muskulatur
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ANATOMIE:
Kennzeichen: hohe Organisation (Z-I-A-H-M), mehrere ZK (aus Fusion mehrerer Myoblasten
entstanden) mit exzentrischer Lage. Innervation durch α-Motoneurone im Vorderhorn. Transmitter an der motorischen Endplatte ist das ACh (ebenfalls parasympathisch)
Typ I-Faser:dunkel, langsam, ausdauernd (oxidativ), säurestabile ATPase
Typ II-Faser: hell, schnell, erschöpfend (anaerob oder oxidativ), alkali-stabile ATPase. Die
Typ II-Fasern sind anfälliger gegen neurogene Aufälle und Inaktivität.
Beide Fasern liegenschachbrettartig nebeneinander verteilt und werden unterschiedlich innerviert.
Geht der Neurit eines peripheren Nervens zugrungde, wird sein Versorgungsgebiet vom Nachbarneuriten mitversorgt, und es entstehen größere motorische Einheiten.
RHABDOMYOLYSE: Untergang quergestreifter oder Herz-Muskulatur infolge Degeneration, Nekrose oder Trauma mit Freisetzung von Myoglobin, welches dem Urin eine rötlich-braune Farbe
verleiht.
Ø Gruppen atrophischer Muskelfasern mit eckigem Querschnitt deuten auf eine neurogene
Muskelatrophie.
neurogen bedingte Myopathie :
Atrophie der Typ-I-Fasern und reaktive Hypertrophie der Typ-II-Fasern. Morphologisch sind dabei neben normaler Skelettmuskulatur atrophische, meist in Grüppchen
angeordnete Fasern (mit randständigem Kern) zu erkennen.
Duchenne-Muskeldystrophie : x-chrom. / nur X
Vererbter Mangel des Dystrophins führt zu einem gestörten Ca-Strom im Bereich der
Triaden mit pathologischem Ca-Einstrom, wodurch die Muskelzell-Organellen geschädigt werden. Klinisch entwickelt sich eine progrediente Muskelatrophie v.a. der
proximalen Muskelgruppen (Schulter, Hüfte), sowie einer auffälligen Verdickung der
Waden, die durch einen bindegewebigen Ersatz der Muskulatur zustande kommt. Anstieg der Kreatinphosphokinase.
Myasthenia gravis :
Autoaggression gegen postsynaptische ACh -Rezeptoren führt zu einer insuffizienten
Depolarisierung an der motorischen Endplatte. Zunächst werden die durch Hirnnerven
(Augenmuskeln g Kau-, Sprechmuskeln) versorgten Muskeln betroffen. In jedem
Stadium droht der Tod durch ersticken.
Trichinose: Muskelbefall mit Trichinella spiralis / Verkalkungen
l Rhabdomyosarkom : Tumor des Kindesalters
Neoplasie der quergestreiften Muskulatur, häufig in der Orbita lokalisiert
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Bindegewebe
FREIE BG-ZELLEN : Histiozyten (MPS) und Mastzellen (bilden Histamin), sowie Zellen
der Abwehr (Granulozyten, Lymphozyten, Plasmazellen)
WANDERZELLEN : amöboid bewegliche Zellen des MPS (auch freie BG-Zellen).
FIXE BG-ZELLEN : Fibroblasten, Fibrozyten (produzieren Kollagen und Grundsubstanz)
GRANULATIONSGEWEBE: freie und fixe BG-Zellen.
Sklerodermie : (X :C =1:3)
Chronisch entzündliche BG- und Gefäßerkrankung mit Atrophie der Haut (elastische
Fasern bleiben erhalten), betrifft meist Frauen. Klinik: Maskengesicht, Tabaksbeutelmund.
Desmoid: Fibromatose (Myofibroblastenproliferation) der Bauchwandfaszie
Ehlers-Danlos-Syndrom : gestörte Synthese der kollagenen und elastischen Fasern
bewirkt eine Überstreckbarkeit von Haut und Gelenken.
l Lipom :
Rundliche gelbe Tumoren (bis 20 cm ∅) mit Kapsel. Klinisch unbedeutend, meist im
Bereich der Oberarme und Oberschenkel lokalisiert.
l Liposarkom :
Großer (bis 20kg) Fettgewebstumor, der auch die Muskulatur infiltriert. Produziert
Vimentin, ausdifferenzierte Liposarkome ebenso das S100-Protein.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 56
Bewegungsapparat [19/20/21]
Knochen und Knorpel
Knochen besteht zu 70% aus anorganischen und zu 30% aus organischen Bestandteilen. Eine
Substanzverminderung ist ab 30% im Röntgenbild erkennbar. Ab dem 5. Lebensjahrzehnt kommt
es zu einem langsamen Knochenabbau von etwa 0,3-0,5 %/a, der bei Frauen nach der Menopause
noch verstärkt (normalerweise bis auf 50% bezogen auf einen 30-Jährigen)
21
Hormone
Osteoporose-Förderung durch:
-
Cortison
Östrogenmangel
Insulinmangel
-
Parathormon
PTH: stimuliert die Vit-D-Bildung, erhöht die renale Ca-Rückresorption,
steigert die renale PO4-Ausscheidung, ossäre Ca und PO4-Freisetzung.
- STH
fördert den Knochenabbau
- ADH
vermindern die enterale Ca-Resorption, bewirken eine vermehrte renale
Kortikosteroide Ausscheidung.
+ Kalzitonin
(C-Zellen der Thyroidea) hemmt Osteoklasten
+ Thyroxin
fördert ossäre Kalzifikation
+ Östrogen
fördern ossäre Ca-Retention
Androgene
++ NaF
Osteoblastenstimulation
aP
korreliert mit der Osteoblastenaktivität
+ Knochenaufbau / - Knochenabbau (g Hypokalzämie g tetanische Krämpfe)
Frakturen
Blutverlust bei Frakturen:
-
Becken: 4000 ml
Femur: 3000 ml
Tibia:
500 ml
Humerus:800 ml
Sichere Zeichen einer Fraktur sind Deformierung, abnorme Beweglichkeit, Krepitatio. Leitsymptom der Initialphase ist ein stechender Schmerz. Ablauf einer komplikationsfreien Frakturheilung: Zunächst wird das Frakturhämatom am 2. Tag mit Granulationsgewebe durchsetzt.
7. d: provisorischer BG-Kallus (Granulations- und BG)
7.-9. d: provisorischer knöcherner Kallus (Faserknochen, DD: Osteosarkom!)
4.-6. wo: definitiver Kallus (Lamellenknochen)
Enchondrale Ossifikation
HOWSHIP-LAKUNEN : physiologisch durch osteoklastäre Knochenresorption entstandene Gruben
an der Oberfläche der Knochenbälkchen, in denen Osteoklasten liegen.
Achondrogenesis g
Strahlenschäden g
Chondrodystrophie g
1.
2.
3.
4.
Rachitis g
Lues g 5.
Osteogenesis imperfecta g
6.
Osteopetrosis g 7.
Endokrinopathien g 8.
Zone des ruhenden Knorpels:
Umwandlung des Mesenchym zu Chondroblasten (Knochen-Stammzellen)
Proliferationszone (Säulenknorpel):
Zellproliferation bestimmt die Wachstumsgeschwindigkeit
des Knochens
Reifungszone (Blasen-Knorpel):
Produktion von Kollagen und Proteoglykanen (verkalkungshemmend); Apoptoseeinleitung
Verkalkungszone:
Abbau der Proteoglykane im Bereich der Kapillaren und
Anreicherung von Phosphat führen zum Ausfällen des Ca.
Eröffnungszone:
Makrophagen (Osteoklasten) bauen den Knorpel ab und
hinterlassen nur die verkalkten Septen.
Zone der primären Spongiosa:
Osteoblasten lagern sich den Septen an und bilden eine
primäre Knochenmatrix (primäre Spongiosa)
Zone des osteoklastären Umbaus:
Osteoklasten bauen die primäre Spongiosa ab
Zone der sekundären Spongiosa:
Osteoblasten bilden die endgültigen Knochenlamellen.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
g Stummelexttremitäten,
(fehlende medulläre Blutbildung)
g Dackelwuchs
g Minderverkalkung (biegsame Knochen)
g Glasknochen
g Marmorknochen (Markraum eingeengt)
S. 57
Bewegungsapparat [19/20/21]
Osteomalazie : (im Kindesalter: Rachitis)
Mangelnde Kalzifizierung des Knochens aufgrund eines Vitamin-D-Mangels, Maldigestion oder fehlende UV-Bestrahlung der Haut. Vit D bewirkt einen Anstieg des Ca
über Mobilisation aus dem Knochen und verstärkte enterale Resorption und fördert
dabei die Mineralisation neugebildeter Knochenmatrix. Morphologisches Kennzeichen des Mangels sind unmineralisierte Osteoidsäume. Die Knochen werden weicher,
brechen schneller und heilen langsamer
Osteogenesis imperfecta:
Osteoblasten bilden Kollagen Typ III, statt Typ I. Die Knorpelzellen der primären
Spongiosa werden nur unzureichend abgebaut, es entsteht ein abnormer brüchiger Faserknochen (Glasknochen) mit zahlreichen Deformierungen.
Osteoporose:
Quantitative Verminderung der Knochenmasse bei regelhafter Mineralisation; wird
begleitet von einem Struktur- und Funktionsverlust. Wird hervorgerufen durch: erhöhte Cortisolspiegel (Hypophysenadenom), Östrogenmangel (postmenopausal) und Insulinmangel (Diabetes mell.) hervorgerufen. Morphologisch sind die Knochenbälkchen verschmälert und zahlenmäßig vermindert.
Ostitis deformans Paget:
Intermittierende Störung des Knochenumbaus mit gesteigertem An- und Abbau. Morphologisch lassen sich unregelmäßige mosaikartige Kittlinien erkennen (BreccieMuster), Osteoklasten und Osteoblasten, sowie Osteoid und Geflechtknochen sind
vermehrt, die Knochen sind verdickt und verbiegen leicht. Der Patient hat Knochenschmerzen, die aP ist erhöht. Als Ursache wird ein Infekt mit Masernviren diskutiert.
M. Bechterew, syn. Spondylitis ancylosans :
Chronisch rheumatische Entzündung, die auf eine metaplastische Ossifikation der Gelenkkapseln im Bereich der WS und des Iliosakralgelenks zurückgeht. Als Folge
kommt es zu einer pannösen Knorpeldestruktion mit knöcherner Ankylose und einer
Kyphosierung der Brustwirbelsäule.
Neoplasien
Tumoren der Epiphyse:
-
Chondroblastom
Riesenzelltumor
Erkrankungsalter:
juvenil:
Riesenzelltumor
Osteosarkom
20-30 Jahre:
Ewing-Sarkom
höheres Lebensalter:
Chondrosarkom
l Knochenzyste: eine tumorähnliche Läsion ungeklärter Ursache. Kann rezidivieren.
l Osteoidosteom :
Osteoblastärer Knochentumor des Jugendalters, der gut auf Salizylate reagiert. Morphologische Kennzeichen sind zentrale Aufhellungszonen im Röntgenbild (Nidus)
und eine ausgeprägte perifoale Sklerose. Typisch sind nächtliche Schmerzen.
l Riesenzelltumor , syn. Osteoklastom:
Vom KM ausgehneder semimaligner Tumor. Kann Spindelzellen oder Riesenzellen
enthalten. Lokalisation epiphysär (!) meist im Bereich des Kniegelenks. Der Tumor ist
primär benigne, kann aber maligne entarten (in ein Osteosarkom).
Ø Alle: Sarkome metastasieren hämatogen in die Lunge (Cava-Typ)
l Chondrosarkom :
Knochentumor mit langsamem Wachstum und Lokalisation im Stammskelett (Prädilektionsort jedoch das Knie) / kann aus einem gutartigen Tumor entstehen / verkalkt
gelegentlich / spricht nicht auf eine zytostatische Therapie an!
l Osteosarkom : häufigster primär-maligner Knochentumor
Lokalisation: Metaphyse (nicht Diaphyse) / gering strahlensensibel.
ll Ewing-Sarkom :
Neoplasie kleiner Mesenchymzellen des KM im Bereich der Metaphyse5 . Der Tumor
wächst schnell und ähnelt einer Osteomyelitis. Typische Kennzeichen sind Mottenfraß
und Zwiebelschalenformationen.
5
laut SR im Bereich der Diaphyse. Wesentlich ist, daß er nicht in der Epiphyse lokalisiert ist.
Skript der Speziellen Pathologie V 1.0 © 2000 Axel Ruttmann
S. 58
Anhang
Quellenangaben
§
Düe, Rancsó; „GK3 Spezielle Pathologie“, Original-Prüfungsfragen mit Kommentar; 11. Auflage; Thieme; 1998; Stuttgart, New York
(Band der Schwarzen Reihe)
§
Riede, Schaefer; „Allgemeine und spezielle Pathologie“; 4. aktualisierte Auflage
mit didaktischem Raster; Thieme; 1995; Stuttgart, New York
§
Thomas; „Spezielle Pathologie“; Schattauer; 1996; Stuttgart, New York
§
Krämer; „Orthopädie“; 5. korrigierte und aktualisierte Auflage; Springer; 1998;
Berlin, Heidelberg, New York, Barcelona, Budapest, Hong Kong, London, Mailand, Paris, Santa Clara, Singapur, Tokio
§
Junqueira, Carneiro; „Histologie“; 4. Auflage; Springer; 1996; Berlin, Heidelberg,
New York
§
Vorlesung „Spezielle Pathologie“ der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf WS
1999 / 2000
Zeichenerklärung
[abc]
l
l
l
ll
Tumormarker
Tumor ungeklärter Dignität, semimaligner Tumor
benigner Tumor
maligner Tumor
hochmaligner Tumor
Prüfungsrelevanter Inhalt / prüfungsrelevante Schlagworte sind unterstrichen.
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S. 59
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