Themen Aufbereitungstechnik Ein neuer Brecher – aber welches System? > Eckhard Schicht* Wenn im Betrieb ein Brecher ersetzt werden muss oder ein neuer installiert werden soll, steht der Betriebspraktiker vor dem Problem: „Welches Brechsystem wählen?“ Die Antwort auf diese Frage ist nicht leicht zu finden, gleichwohl aber entscheidend für die Wirtschaftlichkeit einer Aufbereitungsanlage. Eine Fehlentscheidung kann für einen Betrieb sehr teuer werden - vom Ärger ganz zu schweigen. Unser Autor gibt zu dieser Problematik einige Denkanstöße. Bei der Wahl des richtigen Brechsystems gilt es, zwei grundsätzliche Fragen zu beantworten: „Was kommt in den Brecher hinein?“ und „Was soll wieder herauskommen?“ Die Antwort auf die erste Frage ist wohl am schwierigsten zu finden. Bereits die Ansprache des Gesteines bereitet dem Betriebspraktiker oftmals große Schwierigkeiten, da er nur in den wenigsten Fällen über das notwendige petrographische Wissen verfügt. Leider besitzen in Deutschland nicht allzu viele Betriebe eine petrographische Analyse ihres Gesteines. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich dann, wenn ein Lockergestein vorliegt. Mit dem Begriff „Kies“ kann derjenige, der das Brechsystem anbieten soll, nichts anfangen. Selbst eine Zuordnung des Gesteines zu einem Oberbegriff wie „Granit“ oder „Kalkstein“ hilft nur bedingt weiter. Das Problem liegt darin, dass es bis heute nicht möglich ist, die zerkleinerungstechnischen Eigenschaften eines Gesteines mathematisch so zu beschreiben, dass sich daraus das Ergebnis des Brechvorganges rechnerisch mit einigermaßen Sicherheit ableiten ließe. Das am Institut für Aufbereitungsmaschinen der Bergakademie Freiberg unter Leitung von Professor Unland entwickelte System (1) stellt zwar einen guten Schritt in diese Richtung dar, ist aber praktisch, wegen der Vielzahl der Parameter und der noch viel zu wenig bekannten Zusammenhänge zum Zerkleinerungsergebnis, nur bedingt anwendbar. Probieren geht über Studieren Dem Anbieter eines Brechsystems bleibt also im Moment nichts anderes übrig, als sich vom Anfragenden eine Materialprobe zu beschaffen und diese auf Basis seines Wissens mit dem Brechergebnis ähnlicher Gesteine zu vergleichen. Die meisten Anbieter von Mineralgemische dosieren? Diese Euronorm 13285 macht mich irre! „... und wir machen Sie fit für Europa: Mit der KVM-Dosieranlagensteuerung!“ Also: Besser gleich Rotorbrecher Typ BHS-RSMX 1222 in einem Schweizer Kieswerk. Foto: BHS Sonthofen Brechern legen heute entsprechende Dateien an, die auf diese Vorgehensweise zurückgreifen. Fehlt noch die Beschreibung der zu zerkleinernden Körnung. Im Bereich unter 63 mm bereitet das keinerlei Schwierigkeiten. Im Bereich darüber wird es schon problematischer. Zum wesentlichen Kriterium wird dann das Größtkorn, dem die Aufgabeöffnung des Brechers angepasst werden muss. Die Beantwortung der zweiten Frage erscheint auf den ersten Blick leicht. Und doch ergibt sich bei genauerer Betrachtung dieser Frage eine Reihe von Problemen. Hier nur eine Auswahl: W Soll nur zerkleinert werden, ohne Rücksicht auf die entstehende Sieblinie? W Ist das Ziel die Produktion einer bestimmten Fraktion? W Sollen bestimmte Fraktionen maximiert, andere dagegen minimiert werden? W Soll das entstehende Brechprodukt vorgeschriebene Eigenschaften, z.B. Kornform, aufweisen? W Welche Leistung ist erforderlich? Es gibt noch viele solcher Fragen, die sich nur aus dem jeweiligen Anwendungsfall ergeben. Diese Fragen kann jedoch nur der Betrei- /i°\Ê­ä{x£®ÊnÊÊ{ÇäÊUÊÜÜÜ°V ÀÃÌ« i°V * Dr. Eckhard Schicht, vormals BHS Sonthofen GmbH 16 Mineralische Rohstoffe 6 / 2010 Themen ber stellen und auch beantworten. Die Antworten auf diese Fragen sind aber für die Auswahl des Brechersystems extrem wichtig. Eine Ideallösung gibt es nicht Sind befriedigende Antworten auf die obenstehenden zwei grundsätzlichen Fragen gefunden, ist es erst einmal möglich, ein Brechsystem zum Vorschlag zu bringen. Dieser Vorschlag wird die Wünsche des zukünftigen Betreibers wohl kaum in allen Punkten erfüllen. Hinzu kommen jetzt betriebsspezifische Probleme, die Anbieter und Betreiber nur gemeinsam lösen können. Kein Anbieter wird die Frage nach der Wirtschaftlichkeit eines Brechers beantworten können, da er dazu betriebsinterne Angaben benötigen würde. Er kann dem späteren Betreiber nur Richtwerte liefern, auf deren Grundlage dieser seine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung durchführen muss. Aus dem Vorstehenden ist ersichtlich, dass es für den Betreiber notwendig wird, verschiedene Systeme unter technischen und wirtschaftlichen Aspekten zu vergleichen. Einer Ideallösung gibt es nicht. Der Markt bietet eine Vielzahl an Brechsystemen, zu den Wichtigsten gehören: Backenbrecher: Meistens in der Vorbrechstufe anzutreffen Der Backenbrecher war einmal der „Allrounder“ unter den Brechern. Obwohl schon vor mehr als 150 Jahren von Blake in den USA erfunden, ist er immer noch der Brecher, wenn es um sehr feste, stark schleißende und sehr grobkörnige Gesteine geht. Damit ist er der prädestinierte Vorbrecher für alle Gesteine, welche wir als sogenannte „Hartgesteine“ bezeichnen. Sein Nachteil besteht jedoch darin, dass er wegen seiner Bauweise in der Leistung nach oben begrenzt ist. Moderne Backenbrecher sind überwiegend als Einschwingenbrecher ausgebildet. Nur wenn es sich um extrem feste Materialien handelt, die gebrochen werden sollen, kommt noch der Doppelkniehebelbackenbrecher zum Einsatz. Wenn es um einen Vorbrecher für „Hartgesteine“ geht, ist der Backenbrecher im Bereich bis etwa 1.000 t/h unschlagbar. Ein Nachteil des Backenbrechers als Vorbrecher besteht jedoch darin, dass er nicht direkt „bekippt“ werden kann, sondern durch eine Beschickungsvorrichtung möglichst gleichmäßig befüllt werden muss. Ein Einsatzgebiet hat der Backenbrecher in den vergangenen 50 Jahren aber vollkommen verloren – das des Fein- (oder Splitt-) -brechers. Anders sieht es jedoch aus, wenn z.B. ein Kiesüberkorn, gleichgültig welches Gestein, mit einer Korngröße bis ca. 250 mm und einer Leistung von >>>-*:;.*5-. W Backenbrecher als Ein- und Doppelkniehebelbrecher W Kegelbrecher in drei grundsätzlichen Varianten: Steilkegelbrecher, Kegelbrecher, Flachkegelbrecher W Prallbrecher/mühlen W Rotorbrecher W Walzenbrecher/mühlen W Hammerbrecher/mühlen Daneben gibt es noch eine Reihe von Sonderkonstruktionen, die aber nur ein spezielles Einsatzfeld haben. Zwischen den Begriffen Brecher und Mühle gibt es keine eindeutige Abgrenzung. Überwiegend wird eine Maschine als Brecher bezeichnet, wenn sie gröberes Aufgabegut, als Mühle, wenn sie feineres Aufgabegut verarbeitet. Es bleibt dem Anbieter überlassen, wie er seine Maschine bezeichnet. " !" ## %" (!"$# 52;</:;975:79;2.9.9 *<*9;$$# 52;'.6-.4:,1.2-.9 *<*9;#! 52;# 52;9.2/*4434*::2.9.9 *<*9; " '88*9*;.&.9/*19.65+ 2.617/ 29:,1*<.95*6@ $.4 *? >>>*3>*<=,75 *3>*<=*3>*<=,75 &%B#% )%"%"$%& "#" #$ %C"#$#$ #!""% 4:3758.;.6;.9!*9;6.926-.96*::5.,1*62:,1.6&.9/*19.6:;.,1623+2.;.6>29 16.6>29;:,1*/;42,1.88*9*;.<6-&.9/*19.6A<99:;*<::;*;;<60<6-*,19D:;<60 =76</+.9.2;<60:*64*0.6 Mineralische Rohstoffe 6 / 2010 17 Themen Der Steilkegelbrecher ist wegen seiner Baugröße, seiner möglichen Aufgabestückgröße und seiner Durchsatzleistung stets ein Vorbrecher. Eine Durchsatzleistung weit über 1.000 t/h ist problemlos möglich. Zudem besitzt er den Vorteil, direkt durch die Fahrzeuge beschickt werden zu können. Andererseits bedarf er eines großen Bauwerkes. Die Entscheidung, ob als Vorbrecher ein Steilkegelbrecher oder ein Backenbrecher gewählt werden soll, kann also nicht nur an der Leistung oder Investitionssumme der Maschine festgemacht werden, vielmehr muss das gesamte „Drumherum“ mit betrachtet werden. Die „normalen“ Kegelbrecher können heute eine Aufgabestückgröße von ca. 25 - 350 mm bei Spaltweiten von 5 - etwa 70 mm verarbeiten. Dabei werden im Grobkornbereich sehr große Durchsatzleistungen bei hohen Zerkleinerungsverhältnissen erzielt. Damit ist der „konventionelle“ Kegelbrecher die Nachzerkleinerungsmaschine der zweiten und möglicherweise sogar der dritten Stufe. Nachteilig ist dabei, dass bei Gesteinen, welche zum plattigen Bruch neigen, die Edelsplittkonditionen nur durch mehrstufiges Brechen mit geringen Spaltweitensprüngen erreicht werden können. Diesen Nachteil kann der Flachkegelbrecher aufheben. Durch ihre Arbeitsweise erzielen sie eine bessere Kornform und sind daher oft die Maschinen der dritten Zerkleinerungsstufe. Prallbrecher: Groß im Kleinmachen Von primär bis tertiär: Kegelbrecher kommen in allen Brechstufen zum Einsatz. Unser Foto zeigt einen Sandvik-Kegelbrecher vom Typ CH660. Foto: Sandvik Prallbrecher erreichen wegen ihrer Arbeitsweise sehr große Zerkleinerungsverhältnisse. Andererseits führt diese Arbeitsweise aber auch dazu, dass sie vorwiegend für schwach und mäßig schleißende Gesteine eingesetzt werden können. Als Vorbrecher können sie bei Aufgabestückgrößen bis 2 m und mehr Kantenlänge Leistungen von weit über 2.000 t/h erreichen. Auch als „Splittbrecher“ < 50 t/h gebrochen werden soll. Dieser Fall ist typisch für Norddeutschland. Dieses Problem lässt sich mit einem anderen System deutlich wirtschaftlicher lösen, als mit einem Backenbrecher. Kegelbrecher: Machen in allen Aufbereitungsstufen Druck Bei den Kegelbrechern ist die Entscheidung, welche Variante zu wählen ist, nur zwischen den Kegelbrechern und Flachkegelbrechern etwas schwieriger. Die Festigkeit des zu brechenden Materials wirkt sich dabei höchstens auf die Durchsatzleistung weniger auf das Zerkleinerungsverhältnis aus. Prallmühle Typ BHS-PM 0806 in einem deutschen Kieswerk. Foto: BHS Sonthofen Bitte besuchen Sie uns auf der bauma 2010, Halle B2, Stand 100. 18 bei Aufgabekörnungen ab 31,5 mm erreichen sie hohe Leistungen. Nachteilig ist der hohe Feinkornanfall, der unter Umständen unerwünscht sein kann. Die Entwicklung der Verschleißmaterialien in den letzten 50 Jahren haben dazu geführt, dass Prallbrecher auch für die Zerkleinerung stärker schleißender Gesteine zum Einsatz kommen können – Begriff „Hartgesteinprallbrecher“. Überlegungen, einen Prallbrecher für stärker schleißende Gesteine zum Einsatz zu bringen, müssen aber immer den deutlich höheren Verschleiß und die sich daraus ergebenden Material- und Rüstkosten berücksichtigen. Deutliche Vorteile erzielt der Prallbrecher in diesem Bereich dann, wenn es darum geht, geringe Mengen eines Überkornes bis etwa 250 mm zu zerkleinern. Für eine Durchsatzleistung von bis ca. 50 t/h wäre ein Kegelbrecher vom Preis her nicht zu vertreten und ein Backenbrecher würde eine Mineralische Rohstoffe 6 / 2010 Themen weitere Zerkleinerungsstufe erfordern, da er nicht den gewünschten Zerkleinerungsgrad erreichen würde. Für die Feinzerkleinerung von wenig schleißenden Gesteinen bei Aufgabekörnungen unter 25 mm erreichen auch Prallmühlen nicht das erwünschte Zerkleinerungsergebnis. Prallbrecher liefern stets eine bessere Kornform als Backen- und Kegelbrecher. Diese Behauptung wird von den Kegelbrecherherstellern oftmals angefochten – was aber für den einzelnen Fall zu beweisen wäre. Vertikal-Prallbrecher: Die „Veredelungsmaschinen“ Grundlagenuntersuchungen über die Wirkung der Prallzerkleinerung führten in den Jahren um 1970 zur Entwicklung der VSI-Brecher, auch Rotorbrecher genannt. Bei dieser Maschinengruppe unterscheiden wir Backenbrecher, wie der Sandvik CJ412, werden häufig als Primärbrecher verwendet. Foto: Sandvik W Rotorprallbrecher W Rotorschleuderbrecher und W Rotorprallmühlen. Bei allen drei Maschinenformen wird jedes Korn des Aufgabegutes, und sei es auch noch so klein, einer Prallbeanspruchung ausgesetzt. Die reine Prallbeanspruchung in diesen Maschinen erzeugt die beste kubische Kornform aller Zerkleinerungsmaschinen. Beim Rotorprallbrecher gleitet das Aufgabegut in der Beschleunigungsphase entlang einer Fläche eines Verschleißelementes. Die eigentliche Zerkleinerung erfolgt dann durch Aufprall an eine Wand. Ist diese Wand aus Stahl, wird zwar ein deutlich höheres Zerkleinerungsergebnis aber auch ein entsprechend höherer Verschleiß erzielt, als bei einer Wand aus eigenem Gestein. Dieses Gleiten an einem Verschleißelement in der Beschleunigungsphase erzeugt einen Verschleiß, der bei stark schleißenden Gesteinen, z.B. hochquarzhaltigen, so hoch wird, dass er das größere Zerkleinerungsverhältnis und die bessere Kornform wieder zunichte macht. Rotorprallbrecher sind für Aufgabekörnungen bis 300 mm verfügbar. Bei den Rotorschleuderbrechern wird der Nachteil des Verschleißes an der Gleitfläche dadurch vermieden, dass die Gleitfläche aus eigenem Gestein besteht und nur die Abrisskante dieser Fläche dem Verschleiß unterliegt. Der Zerkleinerungsmechanismus ist identisch zum Rotorprallbrecher. Die notwendige Konstruktionsform des Beschleunigungselementes, des Rotors und der Abrisskante, begrenzt aber die Aufgabekorngröße bei diesen Maschinen. Diese Aufgabekorngröße wird aber ganz wesentlich von der Festigkeit und den Verschleißeigenschaften des Aufgabegutes bestimmt . Ob die Prallwand aus Stahl oder Gestein sein soll, muss durch das gewünschte Zerkleinerungsergebnis und durch den zu erwartenden Verschleiß entschieden werden. Für stark schleißende Gesteine sollte eine Prallwand aus Stahl normalerweise nicht vorgesehen werden. Die Rotorschleuderbrecher finden immer dann ihren Einsatz, wenn es um die Kornform, also die Herstellung von Edelsplitten geht. Rotorprallmühlen sind prinzipiell Rotorprallbrecher für deutlich feineres Aufgabegut. Sie verfügen über wesentlich mehr Beschleunigungselemente und arbeiten mit einem Spalt von 12–22 mm zwischen diesen Elementen und der Prallwand. Es handelt sich um ausgesprochene „Sandmaschinen“ für wenig schleißende Gesteine. Einsatzgebiete für „Außenseiter“ Walzenbrecher/mühlen sind heute aus der Gesteinsaufbereitung weitestgehend verschwunden. Ihre Leistung ist zu niedrig, das Zerkleinerungsverhältnis zu gering und der Verschleiß zu hoch. Sie haben aber immer noch ein Einsatzgebiet, wenn es um „scho- Mineralische Rohstoffe 6 / 2010 nende Zerkleinerung“ geht. Mit diesem Begriff soll einfach gesagt werden, dass das geringe Zerkleinerungsverhältnis bewusst angestrebt wird. Hammerbrecher/mühlen haben in den letzten 50 Jahren an Bedeutung verloren. Sie finden aber immer noch ihr Einsatzgebiet für besondere Zerkleinerungsaufgaben. Hammermühlen mit Spaltrost werden insbesondere für die Feinzerkleinerung wenig schleißender Gestein eingesetzt. Sie erreichen sehr hohe Zerkleinerungsgrade. Zusammenfassung Die vorstehenden Ausführungen zeigen, dass die Auswahl eines Brechers gar nicht so einfach ist und wohl durchdacht sein sollte. Der neue Brecher soll schlussendlich die wirtschaftlichste Lösung bei Erfüllung aller Wünsche des Betreibers darstellen. Literatur [1] Oleg Popov: Beitrag zur mathematisch-petrografische Gefügecharakteristik, Dissertation 2007, TU Bergakademie Freiberg Kontakt Dr. Eckhard Schicht [email protected] +DQGHO9HUPLHWXQJ6HUYLFH 9HUVFKOHL²XQG(UVDW]WHLOH -HW]W]XVFKODJHQ %HLXQV]XP6RQGHU(LQIKUXQJVSUHLV :LUKDOWHQIU6LHGLH QHXH6LHEWHFKQLNYRQ 0HWVR0LQHUDOVEHUHLW 67 ,QIRVXQWHU LQIR#DSH[OLHEHQGH ZZZDSH[OLHEHQGH 19