Maligne Histiozytose bei einem Berner Sennenhund Ein Fallbericht A. Tschank – B.Vidoni Schlüsselwörter: Maligne Histiozytose, Berner Sennenhund, Phäochromozytom, Nebennierentumor, Tachykardie, Hypertonie. Zusammenfassung Ein 7,5 Jahre alter Berner Sennenhund wurde auf die Veterinärmedizinische Universität überwiesen. Grund der Überweisung war ein Röntgenbild des Thorax, das eine Verschattung cranial des Herzens zeigte. Dieses fragliche Gebilde sollte mittels Computertomographie (CT) genauer dargestellt werden. Weiters wurden Blutuntersuchungen, eine kardiologische Untersuchung inklusive Herzultraschall sowie eine Abdominalsonographie durchgeführt. Im Rahmen der bildgebenden Diagnostik konnte eine Umfangsvermehrung mit einem Durchmesser von 11 cm cranial des Herzens und eine einseitige Adrenomegalie dargestellt werden. Aufgrund der erhobenen Befunde und dem paroxysmalen Auftreten einer Tachykardie und schweren Hypertonie lautete die Arbeitsdiagnose Phäochromozytom, mit dem Verdacht der Metastasierung in den Thorax. Der Hund wurde anschließend operiert wobei sich die mediastinale Umfangsvermehrung als Lungentumor herausstellte, die histologisch als Histiozytärer Tumor diagnostiziert wurde. Aufgrund der Verschlechterung des Allgemeinzustandes wurde der Hund 7 Tage später euthanasiert und obduziert. Die pathologische Untersuchung zeigte das Bild einer Malignen Histiozytose. Einleitung Histiozytäre Tumore werden je nach Autor in 3-4 Gruppen eingeteilt (8, 9, 10). Die erste Gruppe beinhaltet drei kutane Varianten (canine cutaneus histiocytoma, Langerhan`s cell histiocytosis LCH, cutaneus histiocytosis CH). Die weiteren drei Gruppen sind als systemische Tumore zu interpretieren ( systemic histiocytosis SH, histiocytic sarcoma HS, malignant histiocytosis MS (10)). Die Literaturrecherche zeigte keine eindeutige Nomenklatur im Hinblick auf die exakte Einteilung Histiozytärer Tumore. Bei dem folgend beschriebenen Fallbericht handelte es sich um ein Histiozytäres Sarkom, das aufgrund des multiplen Auftretens in verschiedenen Organen eindeutig als Maligne 1 Histiozytose diagnostiziert werden konnte. Die Diagnose konnte in diesem Fall nur post mortem gestellt werden. Fallbericht: Anamnese Ein Berner Sennenhund, männlich, kastriert, 71/2 Jahre alt wurde vom Haustierarzt zur weiteren Abklärung am 13.2. 2008 auf die Veterinärmedizinische Universität Wien überwiesen. Aufgrund einer bevorstehenden Hüftoperation wurde ein routinemäßiges Röntgenbild vom Thorax angefertigt wobei sich eine Umfangsvermehrung cranial des Herzens darstellte. Zur genaueren Abklärung vereinbarte man einen CT Termin an der Universität. Die Besitzer berichteten von keinen bestimmten Auffälligkeiten abgesehen von einer seit kurzen auftretenden Schwäche beim Spazierengehen und einem Hüsteln bei Aufregung seit 14 Tagen. Klinische Untersuchung Der Patient wurde vor dem CT klinisch untersucht, die Auskultation der Lunge ergab rechts Mitte bis ventral ein mgr. verschärft vesikuläres Atemgeräusch und links ein abgeschwächtes Atemgeräusch bzw. war das Atemgeräusch von Herztönen überlagert. Die Tonsillen waren ggr. gerötet und der Rachen im kaudalen Bereich verschleimt. Als weiterführende Schritte wurde eine Blutuntersuchung, eine kardiologische Untersuchung, eine Abdominalsonographie sowie eine Computertomographie inkl. Biopsie vereinbart. Labor Eine durchgeführte Hämatologie, Blutchemie und Blutgerinnung war ohne Besonderheiten (OB). Kardiologische Untersuchung Ein durchgeführtes Elektrokardiogramm (EKG) zeigte einen normalen Sinusrhythmus, der Blutdruck war normal, mittels der Sonographie konnte intrathorakal eine von einer intakten Kapsel umgebenen solide Masse mit einem Durchmesser von 11 cm dargestellt werden (Abb.1). Diese inhomogen echoreiche Masse war durchzogen von kleineren Gefäßen und führte zu einer links wie rechts atrialen und dorsalen Kompression des Herzens. Die Masse zeigte keine Infiltration des Herzens, welche normalerweise bei Hämangiosarkomen vorliegt. 2 Das Myokard stellte sich normokinetisch und nicht hypertrophiert dar. Es lagen keine pathologischen Strömungen vor. Abb.1: Ultraschallbild: Echoreiche Darstellung der präkardialen Masse mit der Abmessung von 11 cm (Kreuze) umgeben von einem echoreichen Saum. Sonographie Mittels Abdominalsonographie konnte die rechte Nebenniere als echoarmes Gebilde mit einem Durchmesser von 3cm dargestellt werden (Abb.2), die linke Nebenniere war zu diesem Zeitpunkt nicht darstellbar. Abgesehen von einer ggr. verbreiterten Magenwand und einer inhomogenen Milz stellten sich die übrigen Organe unauffällig dar. Als Diagnose wurde ein Nebennierentumor rechts gestellt. Abb.2: Ultraschallbild: Darstellung der rechten Nebenniere als echoarmes Gebilde (d=3cm). Computertomographie Die Computertomographie (CT) zeigte einen hyperdensen Bereich kranial des Herzens sowie eine hgr. Vergrößerung der tracheobronchialen Lymphknoten (Abb.3, 4). Zur weitern Abklärung der mediastinalen Masse sollte eine Biopsie durchgeführt werden. Aufgrund der weiter unten angeführten Komplikationen konnte diese nicht durchgeführt werden. Diese Untersuchung wurde deshalb auch ohne Atempausetechnik und ohne Kontrastmittelgabe durchgeführt. Unter Atempausetechnik versteht man einen induzierten Atemstillstand, um Atmungsartefakte zu vermeiden. 3 durch Hyperventilation Die Diagnose lautete Umfangsvermehrung (14x8x7cm) im cranialen Mediastinum sowie Vergrößerung der sternalen und tracheobronchialen Lymphknoten. Abb.3: CT Bild: Darstellung der hypertensen Masse cranial des Herzens, das Herz ist nach links verlagert, rechts sind Atelektasen der Lunge sichtbar. Abb.4: CT Bild: Hgr. Vergrößerung der tracheobronchialen Lymphknoten, Verlagerung der distalen Trachea nach dorsal. Komplikationen der Narkose Um die Computertomographie durchzuführen wurde der Hund mit einem Routineprotokoll in Narkose gelegt. Die Prämedikation bestand in Acepromacin 0,01 mg/kg iv, Butorphanol 0,2 mg/kg iv, Midazolam 0,2 mg/kg iv, zur Einleitung wurde Propofol 4 mg/kg iv eingesetzt, die Erhaltung erfolgte mit Isofluran. Von Beginn an kam es zu Komplikationen wie Zittern, Tachykardie und Hypertension. Die Herzfrequenz stieg auf über 220 bpm und der systolische Blutdruck stieg auf über 200 mmHg. Als erste Therapie wurde erfolglos versucht, durch Erhöhung der Isoflurandosis den Blutdruck zu senken. Eine weitere Komplikation bestand darin, dass kein Alpha - Blocker in injizierbarer Form vor Ort war. Nach Eintreffen des Medikaments wurde Urapidil 12,5 mg als Bolus iv verabreicht. Weiters wurde Esmolol als Bolus 0,1 mg/kg iv sowie als DTI 1mg/kg/h verabreicht. Nach einer Stunde waren 4 Herzfrequenz und Blutdruck wieder im Normbereich und es konnte nach der Aufwachphase mit einer peroralen Therapie (Phenoxybenzamin 0,5 mg/kg BID) gestartet werden, um die Herz- Kreislaufsituation stabil zu halten. Weitere Vorgehensweise Die erhobenen Befunde führten nicht zu einer eindeutigen Diagnosestellung. Klinisch war der Patient weitgehend unauffällig, das Blutlabor zeigte keine pathologischen Werte, ein durchgeführter Herzultraschall sowie die CT zeigte eine intrathorakale Masse. Im Abdomen konnte sonographisch eine Adrenomegalie dargestellt werden. Als Narkosekomplikation wurde eine massive Tachykardie und Hypertension beschrieben. Differenzialdiagnostisch kommen für die Umfangsvermehrungen im Thorax diverse Tumore wie Hämangioendotheliom, Lymphom, Thymom, Histiozytom, Chemodectom, Mesotheliom, Chondrosarkom und Schildrüsenadenokarzinom in Frage. Weiters ist an Granulome, Hämatome sowie Umfangsvermehrungen anderer Genese zu denken. Bei der Umfangsvermehrung im Abdomen könnte es sich um einen nicht funktionell aktiven Nebennierentumor oder um einen funktionell aktiven Nebennierenrinden bzw. Nebennierenmarktumor handeln (1). Die spezielle Blutuntersuchung ergab keine weiteren Hinweise. Ein cortisolproduzierender Nebennierenrindentumor mit sehr hohem ACTH erschien sehr unwahrscheinlich (Cortisol 2,64 µg/dl, ACTH 330 pg/ml). Ein hormonell aktives Schilddrüsenadenokarzinom war aufgrund der gemessenen Werte sehr unwahrscheinlich (can.T4 15,80 nmol/l), UCCR (Cortisol/Crea 2,28) und basaler Cortisolwert sprach gegen eine Nebenniereninsuffizienz. Aufgrund der oben angeführten Befunde lautete die Arbeitsdiagnose Phäochromozytom. Die Therapie bestand in der Verabreichung von Phenoxybenzamin 14 Tage bis zur geplanten Operation und der Hund sollte stressfrei gehalten werden. Weiters wurde präoperativ ein telemetrisches 24h EKG sowie eine Herzultraschall Nachkontrolle geplant. Chirurgisch sollte eine Adrenalektomie sowie eine Thorakoskopie inkl. Biopsie, sowie im zweiten Schritt eine Thorakotomie mit Tumorresektion durchgeführt werden. Präoperative Untersuchungen Bei der kardiologischen Nachkontrolle zeigte sich ein ähnliches Bild wie bei der Erstuntersuchung. Die wesentlichen Veränderungen bestanden in einer Sinustachykardie von 180 bpm, einer elekrischen Alternans der R-Zacke, die Umfangsvermehrung stellte sich sonographisch inhomogen und gestippt (Verdacht Verkalkungsherde) dar. Weiters konnte ein zystisches Gebilde (d=2,5 cm) dargestellt werden (Abb.5 und Abb.6). 5 Das 24h EKG stellte sich weitgehend unauffällig dar. Abb. 5: Ultraschallbild: Darstellung einer inhomogenen präkardialen Masse (Kreuze), gestippt, VD Verkalkungsherde. Abb.6: Ultraschallbild: Zystisches Gebilde darstellbar, d=2,5 cm (Kreuze). Operation (OP) Die aufgetreten Veränderungen bei der kardiologischen Nachkontrolle (siehe Seite 6) bedingten eine Protokolländerung der OP. Es wurde eine mediane Sternotomie durchgeführt und der rechte Lungenlappen in toto resiziert, da er sich vollkommen tumorös darstellte. Weiters wurde ein Gebilde an der Herzbasis identifiziert, der mit der V.cava in Verbindung stand und dadurch nicht resizierbar war und es wurde eine partielle Perikardektomie durchgeführt. Die histologische Untersuchung des Lungentumors ergab eine diffuse Infiltration mit einem mesenchymalen Baumuster, einen Einbruch in die Lymphgefäße sowie weitere Malignitätskriterien. Die Diagnose lautete histiozytärer Tumor (DD Histiozytäres Sarkom, Maligne Histiozytose). Verlauf post OP Der Patient blieb die nächsten 9 Tage stationär eingestellt und wurde intensiv-medizinisch überwacht. Er erholte sich gut von der Operation und abgesehen von einem kurzzeitigen Fieberschub und einer Periode von ventrikulären Extrasystolen konnte er anschließend in häusliche Pflege entlassen werden. Ab dem 11. Tag post OP verschlechterte sich der 6 Zustand zunehmend. Er entwickelte Bewegungsstörungen bis hin zur Paraparese/Paraplegie im Sinne eines OMN, der Patient wurde apathisch, musste zwangsgefüttert werden, entwickelte Fieber und wurde 15 Tage post OP euthanasiert. Diagnose Die histologische Untersuchung ergab disseminierte Infiltrate eines histiozytären Tumors in Myokard und Perikard, multiple Tumormetastasen in den mediastinalen Lymphknoten. Beide Nieren waren von Herden von Linsen - bis Golfballgröße durchsetzt, weitere Tumorknoten befanden sich in der rechten Nebenniere, im kleinen Netz, im Mediastinum sowie knapp ventral des zweiten Lendenwirbels (Abb.7-10). Die Diagnose lautete Maligne Histiozytose. Abb.7: linke Niere Abb.8: rechte Niere Abb.9: Netz Abb.10: Herz Abb.7-10: Sektionsbilder: beide Nieren von einigen linsen- golfballgroßen Herden eines malignen Histiozytoms durchsetzt; weitere Tumorknoten im kleinen Netz; Myokard vor allem im Spitzenbereich, weniger stark im Septum von disseminierten Infiltraten eines malignen Histiozytoms durchsetzt. 7 Diskussion Aufgrund der ersten Untersuchungen und der erhobenen Befunde wurde zunächst die Arbeitsdiagnose Phäochromozytom gestellt. Das Phäochromozytom ist ein vom NNM ausgehender Catecholamin produzierender Tumor. Die Differenzierung von einem adrenokortikalen Tumor ist nur immunhistochemisch (Chromogranin A, Synaptophysin) möglich (6). Die Diagnose wird meist als Zufallsdiagnose auf der Pathologie erstellt (0,01%0,1% aller Tumore beim Hund (1). Das Nebennierenmark besteht aus chromaffinen Zellen und entstammt dem Neouroektoderm als Teil des symphatischen Nervensystems mit der Aufgabe der Synthese, Speicherung und Sekretion von Catecholaminen (60-70% Epinephrin beim Hund), geregelt über negatives Feedback und Innervation (1). Der Tumor ist solitär, langsam wachsend (nodulär bis 10 cm im Durchmesser), neigt zur Invasion (40%) in die V. cava caudalis sowie V. phrenicoabdominalis, metastasiert (30%) in Leber, Lunge, Lymphknoten, Milz, Herz, Niere, Pankreas und in das Zentrale Nervensystem (1,3). Der Tumor synthetisiert verschiedenste Catecholamine deren Freisetzungsmodus noch nicht beschrieben ist. Die pharmakologische Wirkung betrifft Alpha und Beta Rezeptoren und verursacht massive Herz Kreislauf Veränderungen (1). Die klinischen Veränderungen werden von den Auswirkungen des raumfordernden Prozesses, der metastatischen Läsionen sowie der paroxsysmalen Catecholaminausschüttung hervorgerufen. Dies äußert sich in anfallsartigen Kollaps - und Schwächezuständen sowie Herz Kreislauf Symptomatik. Ein Routine Labor zeigt keine eindeutigen Veränderungen im Blut. Betroffen sind ältere Hunde ohne Geschlechts oder Rasseprädisposition. Die Diagnose erfolgt über die bildgebende Diagnostik (1,2). Ein Röntgen zeigt eine abdominale Masse in der Nebennierenregion (37%), eventuelle Nierenverlagerungen bzw. eine abnorme Nierenkontur. Im Bauchultraschall kann eine einseitige Adrenomegalie (85%) sowie eine lokale Invasion, Metastasen sowie Tumorthromben dargestellt werden. Mit Hilfe der CT/MR kann die Größe, Form, Anzahl, Architektur der Veränderungen dargestellt werden. Als Spezialstudien werden noch die Nuklear Scintigraphy (Metaiodobenzylguanidine MIBG) und die Position Emission Tomography PET (Fluorobenzylguanidine PFBG) angeboten (1). Durch das anfallsartige Auftreten der Catecholaminausschüttung kommt es zu einer Tachykardie und Hypertonie (38%) begünstigt durch verschiedene Stressoren wie Aufregung und Manipulation. Bei einer konstanten Hypertension muss differentialdiagnostisch an eine Nephropathie, Hepatopathie, Hyperadrenokortizismus, Hyperthyroidismus und Diabetis Mellitus gedacht werden (1). 8 prim. Hyperaldosteronismus, Eine genaue Diagnose kann auch über die Plasma Catecholamin Konzentration oder über eine 24 h - Messung der Urin Catecholamin - und Metaboliten Konzentration gestellt werden. Verschiedene Suppressions - und Provokationstests (Phentolamin/Clonidin) sollten nicht durchgeführt werden. Aufgrund der vielen falsch negativen und falsch positiven Ergebnisse werden diese Untersuchungen in der Veterinärmedizin wenig eingesetzt (6,7). Als Therapie werden Alpha - und Beta - Blocker angewendet: Phenoxybenzamin 0,25mg/kg BID, Propanolol 0,2-1mg/kg TID. Eine Chemo - bzw. Strahlentherapie wird nur palliativ eingesetzt und wird nur in der Humanmedizin beschrieben. Die Chirurgie stellt nach einer medikamentellen Vorbehandlung die Therapie der Wahl dar abhängig von dem Alter des Tieres, Größe des Tumors, Gefäßinvasion, Metastasen und zusätzliche Erkrankungen. Es bedarf einer guten Kommunikation zwischen Chirurg und Anästhesie während der Operation in Hinblick auf Manipulation des Tumors und die möglichen Komplikationen (8 von 17 Hunden sterben perioperativ bzw. innerhalb 7 Tage postoperativ (1)). Die Prognose ist abhängig von der Größe des Tumors, Tumorthromben, Metastasen und Invasion und von den perioperativen Komplikationen. Bei einer rein medikamentellen Therapie ist die Überlebensdauer bei einem Tumor < 3cm ca. 1 Jahr. Nach erfolgter Tumorresektion ist die Überlebensdauer bis 3 Jahre (ohne zusätzliche Erkrankungen (1,4,5)). Zusammenfassend hat die fehlende Symptomatik, die weitgehend unauffällige Klinik, die unauffällige Blutuntersuchung, die zu dem Zeitpunkt eindeutige Abdominalsonographie, die ausschliesslich bei Manipulation des Patienten reagierende Herz Kreislauf Symptomatik sowie die sofort ansprechende Therapie mit Alpha - und Beta - Blockern den Verdacht eines Phäochromozytoms mit Metastasierung in den Thorax ergeben. Es wurde in diesem Zusammenhang nicht bedacht, inwiefern diese Umfangsvermehrung diese anfallsartige Tachykardie und Hypertonie verursachen kann. Nachträglich müsste man die massive Kompression des Herzens für die Symptomatik verantwortlich machen. Die Ursache für das paroxsysmale Auftreten kann jedoch nicht geklärt werden. Schlussendlich wurde aufgrund des Pathobefundes die Diagnose Maligne Histiozytose (MS) gestellt. Die MS ist ein maligner Tumor, der von Histiozyten ausgeht. Histiozyten sind eine Subgruppe der Leukozyten, die ihren Ursprung im Knochenmark haben. Man unterscheidet zwei Linien: die Monozyten/Makrophagen-Linie und die Dentritische-Linie. Die Unterscheidung zwischen diesen Linien und die immunchemische Differenzierung mittels Tumormarker erlaubt ein genaues Staging in Hinblick auf Diagnose, Therapie und Prognose. Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Möglichkeit zwischen einer lokalen und einer disseminierten Histiozytose zu unterscheiden. Weiters erlaubt die 9 Immunhistochemie eine Abgrenzung von anderen Tumoren wie Lymphom, schlecht differenzierter Mast-Cell Tumor sowie malignant fibrous histiocytoma ( MFA ), ein weiterer histiozytärer Tumor der in Hinblick auf Aggressivität und Prognose stark widersprüchlich beschrieben wird. MFH ist kein primär histiozytärer Tumor aber beinhaltet sowohl histiozytäre als auch fibroblastische Zellen (9). Die Ätiologie und Pathogenese der kutanen und systemischen Histiozytose, als reaktive Histiozytose gesehen, ist unbekannt. Diese Formen sprechen auf eine immunsuppressive Therapie wie zum Beispiel Cyclosporin A oder Leflunomid an (13). Kutane Histiozytome zeigen einen eher benignen Charakter, sind jedoch in der Lage lokal zu metastasieren und systemisch entarten zu können. Solche Tumore sind einer chirurgischen Intervention und einer folgenden Bestrahlungstherapie zugänglich. Auch spontane Regressionen sind häufig (9). Der Histiozytäre Sarcoma Complex beinhaltet solitäre und disseminierte Formen. Die chirurgische Exzision und eine Bestrahlungstherapie stellt trotz hoher Rezitivrate das Mittel der Wahl für die lokale Form dar, an eine voreilige Euthanasie sollte nicht gedacht werden. Im Gegensatz zur disseminierten Form, wo multiple Organe betroffen sind, kann ein Therapieversuch mit Chemotherapie, Lomustine 70,8 mg/m2 alle drei bis 4 Wochen gestartet werden (9). Als mittlere Überlebensdauer wird ein Zeitraum von 3-6 Monaten angegeben, eine weitere Studie gibt bei 59 Hunden 106 Tage an, wobei 3 Hunde länger als 433 Tage lebten. Wenige Studien gibt es über Therapieversuche mit Doxorubicin und Pallitaxel sowie Einzelfälle mit Cyclophosphamid, Vincristine, Prednisolon, Mitoxantrone, Dacarbazine und Etoposide (8,9,10). Die MS ist eine Erkrankung des retikuloendothelialen Systems, eine maligne Proliferation atypischer Histiozyten vor allem bei Rüden (Berner Sennenhund, Rottweiler, Retriever) zwischen 4 und 10 Jahren. Eine Studie belegt, dass in der Berner Sennen Population der Schweiz in allen familiären Linien diese Erkrankung vorliegt, welche durch selektive Züchtung nicht zu eliminieren ist (12). Betroffen sind viscerale Organe wie Lunge, Milz, Leber, Niere, Lymphknoten und Rückenmark (8, 9, 10). Weiters wurde aufgrund histiozytären Ursprungs Tumore im Gehirn als MS identifiziert (11). Die Symptome beinhalten Apathie, Anorexie, Kachexie, Polyurie/Polydipsie und Atembeschwerden, abhängig von der Art und Anzahl der betroffenen Organe. Hämatologie und Blutchemie sind nicht charakteristisch (8, 9, 10). Die Diagnose wird über die Biopsie von betroffenen Lymphknoten bzw. Organen und dem Knochenmark gestellt. Histopathologisch stellt sich der Tumor als schlecht abgegrenzt dar, es kommt zur Zellproliferation großer vakuolisierter Rundzellen in Kombination mit plumpen 10 Mesenchymalzellen und bizarren vielkernigen Riesenzellen. Es herrscht das Bild einer Anisokaryose und Anisozytose mit hoher Mitoserate vor, weiters sind von Tumorzellen phagozytierte neutrophile Granulozyten , Erythrozyten sowie Zellfragmente vorzufinden (9). Die Prognose stellt sich als infaust dar (8, 9, 10). Abschliessend ist zu erwähnen, dass aufgrund der Anamnese und der folgenden Untersuchungen kein eindeutiger Hinweis auf eine MS vorlag. Die Symptome der MS sind relativ unspezifisch und die vorliegende Atemsymptomatik war anfänglich noch nicht manifest. In diesem Fall reichten die klinische Untersuchung sowie die weiteren nicht invasisven Untersuchungen nicht aus um zu einer Diagnose zu kommen. Hätte man trotz der Komplikationen versucht eine Feinnadelaspirationsbiopsie (FNAB) oder Biopsie aus der Lunge zu entnehmen, wäre man sehr schnell zu richtigen Diagnose MS gekommen, wird doch das gehäufte Auftreten des Tumors in der Lunge beschrieben (14). Literaturverzeichnis: 1. FELDMAN, NELSON, (2004): Canine and feline endocrinology and reproduction, 3. edition, Saunders, St. Louis, chapter 9. 2. McNIEL E., HUSBANDS B.D.: in ETTINGER S.J., FELDMAN E.C., (2005): Textbook of veterinary internal medicine, 6. edition, W.B. Saunders Co, St. Louis, chapter 245. 3. BAILEY D.B., PAGE R.L.: in WITHROW S.J., VAIL D.M., (2007): Withrow & Mac Ewen´s Small animal clinical onkology, 4. edition, W.B. 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