GPV 4: Oszilloskop 1 Aufgaben 1. Demonstration einer Schwebung 2. Demonstration verschiedener Lissajous-Figuren 3. Messung der Frequenz und der Spannung eines ungeeichten RC- Generators und Demonstration der verschiedenen Funktionen der Trigger-Einrichtung 4. Vergleich dieser Frequenz mit einem geeichten RC-Generator 5. Demonstration der Kennlinie eines Gleichrichters 6. Messung des Phasenwinkels zwischen Strom und Spannung bei einer RC- und einer RLKombination 7. Messung der Anstiegszeit einer Rechteckspannung 8. Demonstration der Hysteresis eines Ringkernes 2 Gerätebeschreibung Das Oszilloskop ist ein sehr schneller X-Y -Schreiber, der ein elektrisches Eingangssignal gegen ein anderes Signal oder als Funktion der Zeit aufzeichnet. Das Kernstück des Oszilloskops ist die Kathodenstrahlröhre (Braunsche Röhre, CRT = Cathode Ray Tube). W A Y K Y’ X X’ Abbildung 1: schematischer Aufbau der Kathodenstrahlröhre Sie besteht aus einem evakuierten trichterförmigen Glasrohr, an dessen engen Ende die elektrischen Zuführungen eingeschmolzen sind. Das weite Ende ist mit einer ebenen Glasplatte abgeschlossen, die eine Leuchtschicht ( Phosphor“) trägt. Eine Elektronenkanone (i.A. bestehend ” 1 aus Glühkathode K, Wehneltzylinder W, Anode A und je nach Bauart weiteren Elektroden für die Fokussierung und Intensitätsregelung) erzeugt einen sehr dünnen Elektronenstrahl, der auf dem Leuchtschirm den Auftreffpunkt zum Fluoreszieren bringt. Zwei hintereinander angeordnete Plattenpaare YY’ und XX’ ermöglichen die Herstellung von senkrecht zueinander orientierten elektrischen Feldern, die den Strahl in horizontaler bzw. vertikaler Richtung ablenken. Die beiden Ablenkungen sind unabhängig voneinander, sodass der Leuchtfleck durch Anlegen entsprechender Spannunqen an die Ablenkplatten an jeden beliebigen Ort des Schirms gebracht werden kann. Bei entsprechend sorgfältiger Konstruktion besteht ein linearer Zusammenhang zwischen der Auslenkung auf dem Schirm und der Spannung an den Ablenkplatten, sodass auf diesem Weg eine Spannungsmessung möglich ist. Um die Ablesung zu vereinfachen, ist der Leuchtschirm meist mit einem Skalengitter versehen. Damit das Oszilloskop möglichst vielseitig verwendbar ist, ist es mit einer Reihe von elektronischen Untersystemen ausgestattet, die in Abbildung 2 als Blockschaltbild zusammengefasst sind. Externer X-Eingang Externer SYNC SG XV Y-Eingang VA Netzteil TriggerEingang Abbildung 2: Blockschaltbild der elektronischen Untersysteme eines Oszilloskops Vertikal-Ablenk-System VA (Y -Achse) Der Bereich der Spannungen, die direkt an die Ablenkplatten angelegt werden können, ist sehr begrenzt. Damit auch Signale außerhalb dieses Bereiches verarbeitet werden können, sind Abschwächer und Verstärker für das Eingangssignal vorgesehen. Die gewünschte Kombination kann mit einem Stufenschalter eingestellt werden, an dem der entsprechende geeichte Ablenkfaktor in Volt (mV) pro cm angeschrieben ist. Unter Verzicht auf die Eichung kann bei gegebener Eingangsspannung die Bildhöhe auch kontinuierlich verändert werden. Abschwächer und Verstärker arbeiten nur in einem bestimmten Bereich frequenzunabhängig. Besonders zu hohen Frequenzen hin nimmt die Verstärkung ab. Bei Gleichspannungskopplung reicht die Bandbreite von null bis zu der Frequenz, bei der die Ausgangsspannung der Abschwächer-Verstärker-Kombination um 3 dB unter dem Sollwert liegt (obere Grenzfrequenz). Bei dieser Frequenz weist das Ausgangssignal auch bereits eine erhebliche Phasenverschiebung gegenüber dem Eingangssignal auf. Der an die Ablenkplatten angelegten Signal-Spannung kann eine interne Gleichspannung überlagert werden, mit der die Lage der Null-Linie des dargestellten Signals am Schirm verschoben werden kann. Häufig ist es notwendig, mehrere Signale gleichzeitig zu verfolgen. Daher sind die meisten modernen Modelle als Zwei-Kanal-Oszilloskope ausgeführt. Echte“ Zwei-Strahl-Oszilloskope ent” halten zwei voneinander unabhängige Elektronenstrahl-Systeme mit der zugehörigen Elektronik (unabhängige Zeitbasen). Die meisten heutigen sogenannten Zwei-Strahler“ arbeiten nur mit ” einem Strahlsystem, haben jedoch zwei unabhängige Vertikalablenkeinheiten. Ihre Ausgangs2 spannungen werden durch einen elektronischen Schalter in schneller Folge abwechselnd an die Vertikalablenkplatten angelegt, so dass beide Signale gleichzeitig am Schirm erscheinen. Horizontal-Ablenk-System XV (X-Achse) Das Horizontal-Ablenk-System erzeugt die Spannungen, die für die horizontale Bewegung des Strahles erforderlich sind. In der häufigsten Anwendung repräsentiert die X-Achse die Zeit (Y −tBetrieb). Zu diesem System gehört daher ein Sweep-Generator“ SG, der eine mit der Zeit li” near anwachsende Sägezahn- oder Rampenspannung liefert. Damit erfolgt die X-Ablenkung des Strahls mit konstanter Geschwindigkeit und das Oszilloskop kann in einer bestimmten Zeiteinheit pro cm geeicht werden. Um die optimale Darstellung von Signalen sehr unterschiedlicher Frequenz zu gewährleisten, kann die Anstiegsrate der Ablenkspannung mit einem Stufenschalter in geeichten Schritten verändert werden, so dass die Zeitskala von s/cm bis ms/cm reicht. Auch die Zeitskala kann unter Verzicht auf die Eichung kontinuierlich verändert werden, so dass jeder beliebige Wert zwischen zwei Stufen eingestellt werden kann. Die X-Ablenkung kann auch mit einer externen Spannung vorgenommen werden (X − Y -Betrieb), die ebenfalls über den X-Verstärker XV an die Horizontal-Ablenkplatten geführt wird. Synchronisierung/Triggereinheit (SYNC) Uy Eingangsspannung Trigger-Pegel Ux der Kurve sichtbarer Teil Ablenkspannung Abbildung 3: zum Prinzip des Triggerns“ ” Damit bei periodischen Signalen ein stehendes Bild zustandekommt, muss die Horizontalablenkung mit der Eingangsspannung synchronisiert werden. Beträgt die Frequenz des Y -Signals exakt ein ganzzahliges Vielfaches der Ablenkfrequenz, so überstreicht der Elektronenstrahl bei jedem Durchlauf genau die gleichen Punkte. Die endliche Nachleuchtdauer des Schirms und die Trägheit des Auges sorgen für ein stehendes Bild. Weicht das Verhältnis der beiden Frequenzen nur geringfügig von einer ganzen Zahl ab, so entspricht dies einer langsamen zeitlichen Änderung der Phasenlage. Das Bild läuft“. ” Da zwei unabhängige Oszillatoren nur für kurze Zeit zu synchronisieren sind, wird die XAblenkung getriggert“: Statt der einfachen Sägezahnspannung, bei der sich die Anstiegsrate der ” 3 Spannung mit der Frequenz ändert, verwendet man eine Rampenspannung, bei der ein Spannungsanstieg jeweils zu dem Zeitpunkt gestartet wird, an dem die Eingangsspannung während des Anstieges (oder Abfalls) einen bestimmten Wert ( Trigger Level“) erreicht hat. Bei periodi” scher Eingangsspannung ist dann eine konstante Phasenverschiebung und damit ein stehendes Bild gewährleistet. Die Triggerung kann auch durch ein externes Signal erfolgen, für das ein eigener Eingang vorgesehen ist. Dies kann z.B. erforderlich sein, wenn das dargestellte Signal zu klein ist, um die Triggerung verlässlich auszulösen. 3 Zur allgemeinen Beachtung • Die Massen aller Anschlüsse sind intern miteinander verbunden. Alle Spannungen einer Schaltung müssen daher auf einen gemeinsamen Massenpunkt bezogen werden. • An jedem Kanal ist ein Schalter mit der Wahlmöglichkeit AC/DC/GRND vorhanden. In Stellung AC ist der entsprechende Eingang wechselspannungsgekoppelt, d.h. nur der ACAnteil des angelegten Signals wird gezeigt. DC bedeutet Gleichspannungskopplung, d.h es werden auch die Gleichspannungsanteile angezeigt. Mit GRND (Ground) wird der Kanal auf Nullpotential geschaltet und man kann sich mit dem X- bzw. Y-Positionsreglern einen Nullpunkt oder eine Nulllinie am Schirm einstellen. • Die Skalierung der vertikalen und der horizontalen Ablenkung kann sowohl stufenlos variiert werden als auch um den Faktor 5 oder 10 gedehnt werden. Auf diese Einstellungen ist besonders zu achten. Beim Schalter für die stufenlose Variation ist die kalibrierte Stellung immer ausgezeichnet (Regler rastet ein). • Zum Triggern kann im manuellen Betrieb sowohl der Level als auch Kanal 1 oder Kanal 2 als Trigerquelle eingestellt werden. Der darzustellende Kanal muss also als Quelle gewählt werden. • Wie gesagt, ist die Bildröhre im Oszillographen eine Glühkathodenröhre. Bei jedem Einschalten leidet diese aufgrund des Anglühvorganges. Daher ist es der Lebensdauer derartiger Geräte zuträglicher sie zu Beginn des Praktikumsnachmittages einzuschalten und eingeschalten zu belassen anstatt sie immer wieder ein- und auszuschalten. Außerdem kann das Verhalten solcher Messgeräte natürlich auch von der Betriebstemperatur abhängen. Um die Leuchtschicht zu schonen kann die Darstellung des Strahles mithilfe des Triggerlevels oder der Helligkeitsregelung ausgeschaltet werden. 4 Durchführung der Aufgaben zu 1) Eine Schwebung ist eine Superposition zweier Schwingungen fast gleicher Frequenz. Sie kann durch Verwendung der ADD-Funktion oder durch Überlagerung in einem T-Stück demonstriert werden. zu 2) Durch Variation der Frequenz des RC-Generators werden verschiedene Lissajous-Figuren eingestellt (Abbildung 4). 4 Abbildung 4: Lissajous-Figuren: In der ersten vertikalen Reihe ist das Verhältnis der beiden Frequenzen 1:1, in der zweiten 1:2, in der dritten 1:3 und in der vierten 2:3. In der Horizontalreihe beträgt die Phasendifferenz zwischen den beiden Schwingungen in der ersten Reihe 0, in der zweiten Reihe π/4, in der dritten π/2, in der vierten 3π/4 und in der fünften π. zu 3) An einem Funktionsgenerator wird ein Signal eingestellt und parallel ein Kanal des Oszilloskops und das Vielfach-Messgerät angeschlossen. Mit Hilfe der geeichten Zeit- und Y -Ablenkungen werden Periodendauer und Spannung am Leuchtschirm abgelesen. Die Skalenscheibe ist in einen bestimmten Abstand vor dem Leuchtschirm angebracht. Auf parallaxenfreie Ablesung ist zu achten. Die Skalenscheibe ist aus Kunststoff und kann daher leicht zerkratzt werden. Es dürfen auf ihr daher keine Markierungen angebracht werden! zu 4) Zusätzlich zur Anordnung von Aufabe 3) wird an dem zweiten Kanal der Funktionsgenerator angeschlossen. Seine Frequenz wird solange variiert, bis auf dem Schirm beide Signale die gleiche Wellenlänge haben. zu 5) Die Kennlinie ist eine graphische Darstellung des Gleichrichterstromes als Funktion der am Gleichrichter anliegenden Spannung. Zur Darstellung mit dem Oszilloskop wird der Gleichrichter mit einem Widerstand in Serie geschaltet. Die am Widerstand abfallende Spannung wird als Maß für den Strom als Y -Koordinate, die Gleichrichterspannung als X-Koordinate dargestellt. Die angelegte Wechselspannung aus dem Trenn-Trafo sorgt für eine variable Spannung jeder Polung. Warum darf man hier den Funktionsgenerator nicht verwenden? 5 Y X A ~ Trafo Abbildung 5: Schaltung zu Aufgabe 5 Maximaler Belastungsstrom 15mA. zu 6) Die am Widerstand abfallende Spannung (phasengleich mit dem Strom) wird an Kanal 1 des Oszilloskops, die angelegte Spannung an Kanal 2 angeschlossen. Die Phasenbeziehung dieser beiden Wechselspannungen wird im Zweistrahlbetrieb richtig wiedergegeben. Hier wird der Funktionsgenerator verwendet, um bei verschiedenen Frequenzen zu messen. Kanal 2 Kanal 1 L R C ~ Trafo Abbildung 6: Schaltung zu Aufgabe 6 zu 7) Der Anstieg und Abfall zwischen den beiden Spannungsniveaus erfolgt nicht sprunghaft sondern kontinuierlich, was sich bei hinreichend schneller Zeitablenkung am Oszilloskop direkt beobachten läßt. Als Anstiegszeit“ ist jene Zeit definiert, in der die Spannung von ” 10 % auf 90 % des stationären Wertes ansteigt. Analoges gilt für die abfallende Flanke (10% u. 90 % werden wegen der leichteren Erkennbarkeit gewählt). Als Quelle für die Rechteckspannung dient entweder das interne Eichsignal des Oszilloskops oder der Funktionsgenerator. Für die Messung ist der Triggerpegel so einzustellen, dass der benötigte Bereich der Flanke sichtbar ist. Markierungen, die die Ablesung erleichtern, sind bereits vorhanden. Anstiegs- und Abfallzeit des Rechtecksignals sind zu messen. 6 100 % 90 % ta 10 % Abbildung 7: Anstiegszeit einer Flanke zu 8) Durch einer Hystereseschleife wird die Magnetisierung des Trafokernes in Abhängigkeit vom externen Magnetfeld dargestellt. In unserem Experiment ist uns die Materialgleichung B(H) zugänglich, also die magnetische Induktion B als Funktion der von der Primärspule erzeugten magnetischen Feldstärke H. 1 MW Y W’= 300 W= 1200 Trafo ~ 0,25 mF X R Abbildung 8: Schaltung zu Aufgabe 8 Die am Widerstand R (einige Ohm) abfallende Spannung, die dem Primärstrom proportional ist, wird an den X-Eingang gelegt. Die X-Ablenkung ist also der Erregerfeldstärke H proportional. In der Sekundärwicklung fließt praktisch kein Strom, so dass der Kraftfluß Φ = B · A im Kern nur vom Primärstrom bestimmt wird. Für die in der Sekundärspule induzierte Spannung gilt: dB dΦ =A· Ui ∝ dt dt R Damit ist B ∝ Ui dt. Zur Erzielung einer Y -Ablenkung, die der Induktion B proportional ist, benötigt man also eine Spannung, die dem Zeitintegral der Sekundärspannung proportional ist. Man erzeugt diese durch eine integrierende RC-Kombination: Für die am Kondensator liegende (und dem Y -Eingang zugeführte) Spannung UC gilt Z Z Z 1 1 1 1 UR I dt = dt ≈ U0 dt UC = Q = C C C R RC 7 R I U0 C UC Abbildung 9: integrierende RC-Kombination 1 Die Zeitkonstante eines RC-Gliedes ist durch RC definiert. Damit letztere Beziehung gilt und das RC-Glied wirklich über die gesamte Periodendauer integriert, muss ω ¿ R C gelten, was auf die Größe des Widerstandes führt. 8