Rett-Syndrom - Dr. Robert Maiwald / Mönchengladbach

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Rett-Syndrom
(MIM 312750)
Einführung
Das Rett-Syndrom ist eine relativ häufige Erkrankung (Inzidenz 1:10.000 bis 15.000), die fast nur
weibliche Patienten betrifft. In der Regel entwickeln sich die Mädchen normal bis zum Alter von 7 bis
18 Monaten. Dann folgt eine Phase der Stagnation und darauf ein schneller Abbau höherer
psychomotorischer Fähigkeiten. Dies geht einher mit einer fortschreitenden Mikrozephalie, einem
Verlust des Handgebrauchs, schwer beeinträchtigten rezeptiven und expressiven Sprachfunktionen,
Krampfanfällen, Autismus, intermittierender Hyperventilation, stereotypischen Handbewegungen und
schließlich mit schwerer geistiger Retardierung. Weiterhin gehört eine Ataxie bzw. Apraxie zu dem
Krankheitsbild.
Genetik
Aufgrund der Tatsache, dass fast nur Mädchen betroffen sind, wurde schon früh vermutet, dass es
sich um einen X-chromosomal dominanten Erbgang handelt, bei dem männliche (hemizygote)
Betroffene schon in utero versterben. Aus dieser Überlegung läßt es sich auch erklären, dass das
Rett-Syndrom nur sporadisch vorkommt. Eine statistisch signifikante Kopplung wurde nach Xq28
nachgewiesen. Ende 1999 wurden dann verantwortliche Mutationen in dem Gen des Methyl-CpGbindenden Proteins 2 (MECP2) identifiziert. Alle bisher bekannten Mutationen führen zu einer
mindestens stark eingeschränkten Synthese des Proteins.
Die Pathophysiologie des Rett-Syndroms ist noch unklar. MeCP2 bindet CpG-Dinukleotide im Genom von Säugetieren und vermittelt eine Inhibierung der Transkription durch Interaktionen mit der
Histon-Deacetylase und dem Corepressor SIN3A. Die Art der beim Rett-Syndrom beobachteten Mutationen lassen einen Verlust der Funktion des MECP2-Proteins (”loss-of-function”) als den wahrscheinlichsten Mechanismus der Krankheitsentstehung erscheinen. Es kann spekuliert werden, dass
durch den Ausfall des MECP2 die Transkription von Genen verstärkt wird, die letztendlich die Entwicklung des Organismus negativ beeinflussen. Wie das im Detail aussieht und warum besonders das
Nervensystem betroffen ist, kann zur Zeit noch nicht beantwortet werden.
Indikation
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•
Differentialdiagnostik neurologischer Erkrankungen des Kindesalters
Überträgerdiagnostik bei Müttern Betroffener zum Abschätzen des Wiederholungsrisikos
Diagnostik
Der Mutationsnachweis erfolgt mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) und anschließender Sequenzierung. Dabei wird die kodierende Sequenz in allen drei Exons bestimmt.
Dr- med. Robert Maiwald
Untersuchungsmaterial
5 ml EDTA-Blut
Dauer der Untersuchung
3 Wochen
(Versand: durch Post oder Boten)
Literatur
Amir, R. E.; Van den Veyver, I. B.; Wan, M. et al.: "Rett syndrome is caused by mutations in X-linked MECP2, encoding
methyl- CpG-binding protein 2". Nat Genet 23: 185-8 (1999).
Hagberg, B.: "Rett's syndrome: prevalence and impact on progressive severe mental retardation in girls" Acta Paediatr Scand
74: 405-8 (1985).
Hagberg, B.; Aicardi, J.; Dias, K. et al.: "A progressive syndrome of autism, dementia, ataxia, and loss of purposeful hand use
in girls: Rett's syndrome: report of 35 cases". Ann Neurol 14: 471-9 (1983).
Rett, A.: „Über ein eigenartiges hirnatrophisches Syndrom bei Hyperammonämie im Kindesalter". Wien Med Wochenschr
116:723-6 (1966).
Sirianni, N.; Naidu, S.; Pereira, J. et al.: "Rett syndrome: confirmation of X-linked dominant inheritance, and localization of the
gene to Xq28". Am J Hum Genet 63: 1552-8 (1998).
Dr- med. Robert Maiwald
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