Produktion Zeitschrift Liebes Land 2016

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NATUR
Stolzer Hengst: Lama
Geronimo und seine zwölf
Gefährten leben auf dem
Gelände der Villa Autland
mit Aussicht übers Tal
Lamas im Hunsrück
Eigentlich sind Lamas und Alpakas in Südamerika beheimatet – aber auch im
rheinland-pfälzischen Seibersbach fühlen sich die anmutigen Exoten tierisch wohl.
Wer möchte, kann hier mit den außergewöhnlichen Tieren in der wildromantischen
Natur des Soonwaldes eine Wanderung der ganz besonderen Art erleben
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Gleich geht’s los: Lamabesitzerin Julia Buss macht Amico fertig für den Ausflug und legt ihm sein Halfter an.
Die Heilpraktikerin für Psychotherapie bietet im Hunsrück auch tiergestützte Therapien mit Lamas und Alpakas an
B
ergige Höhen, grüne Wälder, leichter Wind –
und Lamas. Fast könnte man meinen, das Liebes
Land-Team wäre für eine Reportage in den südamerikanischen Anden gelandet. Sind wir aber nicht, sondern
im nahen Hunsrück. Hier, im idyllischen Seibersbach
am Rande des Naturparks Soonwald-Nahe, befindet
sich die Villa Autland von Julia und Petra Buss. Vor
einigen Jahren ließen sich die Frauen auf dem ruhigen,
ländlichen Anwesen nieder, um dort ihre eigene Lamaund Alpakaherde aufzubauen. Heute leben neun Lamaund vier Alpakahengste auf dem großzügigen Gelände.
Die Tiere sind hier nicht so sehr kuschelige Wolllieferanten, sondern in erster Linie beliebte Wandergesellen.
Wer möchte, kann mit den exotischen Schwielensohlern eine geführte Wanderung durch die atemberaubende Natur des Hunsrücks erleben.
Das Wandern ist des Lamas Lust
Genau deswegen sind auch wir da. Zur Begrüßung geht
es erst mal in den Stall, die Lama-Wohnhütte. Neugierig läuft Amico mit gespitzten Ohren gleich auf uns zu,
beschnuppert jeden vorsichtig und lässt sich danach
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streicheln. Als Julia Buss ihm sein Halfter mit den
bunten Bommeln anlegt, sieht der weiße Lamahengst
aus, als würde er vor Vorfreude grinsen. Das steckt an.
Man muss automatisch zurückgrinsen. „Lamas und
Alpakas strahlen eine gewisse Freundlichkeit, Ruhe
und Gelassenheit aus“, erklärt die Heilpraktikerin
für Psychotherapie. „Daher sind sie auch wunderbare
Wandergefährten. Man lernt dabei, mal einen Gang
zurückzuschalten, sich nur auf das Tempo der Tiere
einzulassen und zu entschleunigen.“
Doch bevor es losgeht, muss erst noch Barichello, ein
sanfter und zugleich stolzer Lamahengst, bepackt werden: Er soll den Proviant für unser kleines Picknick
unterwegs tragen. Geduldig lässt der braune Hengst
die Taschen auf seinem Rücken festschnallen, dann
kann die Truppe starten. Jeder Teilnehmer bekommt ein
Lama oder Alpaka, das er an der Leine führt – oder eben
auch nicht. Schon nach wenigen Metern streikt Amico
und bleibt einfach stehen. Selbst beherztes Ziehen an
der Leine und gutes Zureden nützen nichts. Amico will
nicht. „Er hat nun mal seinen eigenen Kopf“, sagt Julia
Buss lachend. Kurzer Wechsel, sie übernimmt den
Barichello
Salute
Corthado
Charakterköpfe
Weiß, braun, gefleckt, gelockt oder
mit Sturmfrisur – so unterschiedlich, wie die Lamas und Alpakas
der Villa Autland aussehen, sind
sie auch in ihrem Charakter. Lamahengst Barichello ist sanft, Salute
wiederum stolzer Boss der Herde,
Amico ein kleiner Sturkopf und
Nuvolo der stolze Gockel. Alpakahengst Corthado schwätzt viel,
während Shakiro es gemütlich angehen lässt. Lamas und Alpakas
sind miteinander verwandt: Beide
zählen zur Gattung der Neuweltkamele, da sie keine Höcker besitzen
und kleiner sind als Altweltkamele
wie Trampeltier oder Dromedar.
Amico
Nuvolo
Shakiro
von Willofs
NATUR
Info
SPUCKEN
LAMAS?
Ja, aber im Regelfall nur auf ihre
Artgenossen und nicht auf den
Menschen. Es sei denn, sie werden angegriffen oder derart
bedroht, dass keine Flucht mehr
möglich ist. Lamas spucken in
der Regel, um ihre Dominanz in
der Herde zu zeigen, das Rangverhältnis zwischen den Artgenossen zu klären, bei Futterneid
oder um aufdringliche Artgenossen auf Distanz zu halten. Dabei
beweisen sie eine erstaunliche
Treffsicherheit. Meistens wird
halb verdauter, grünlicher Mageninhalt gespien. Lamaspucke
tut jedoch nicht weh und brennt
auch nicht. Sie ist zwar übel riechend, ansonsten aber harmlos
und leicht abwaschbar.
Wanderfreunde:
Nach dem Marsch wird
erst mal mit den Tieren
gekuschelt und Danke
gesagt für einen
wirklich schönen Tag
Lama los! Liebes Land-Redakteurin Verena Haupt hatte viel Spaß – und alle
Hände voll zu tun, den flotten Lamahengst Avatar an der Leine zu führen
Sturkopf und reicht stattdessen Corthado weiter. Der
Alpakahengst mit der lustigen Frisur lässt sich gleich
anstandslos führen und trabt zufrieden den Weg entlang. Auch Amico macht jetzt wieder brav mit. Die
Karawane kann also weiterziehen. Vorbei geht es an duftenden Blumenwiesen, Feldern und idyllischen Waldlichtungen durch das wildromantische Seibersbachtal.
Und ewig plaudert das Alpaka
Während der Wanderung gibt Corthado seufzende
Laute von sich. Ist mit dem Kleinen alles in Ordnung?
„Corthado geht es gut“, erklärt Petra Buss. „Er ist halt
unser Schwätzer. Die Laute, die er von sich gibt, sind
quasi Selbstgespräche.“ Klingt lustig und beruhigt
auch irgendwie. „Vor allem die Kinder sind immer ganz
verrückt nach Corthado und wollen ihn unbedingt führen“, so Petra Buss weiter. „Einige reden während der
ganzen Wanderung mit ihm und haben durch seine
Laute das Gefühl, dass er ihnen zuhört. Das schenkt
Selbstvertrauen.“ Da wundert es nicht, dass der süße
Alpakahengst inzwischen eine richtige Fangemeinde
hat, die sogar bunte Bommeln für ihn anfertigt.
Nach einer Weile kreuzen wir den Weg einiger Reiter.
Etwas ungläubig beäugen Mensch sowie Pferd die
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Die Karawane zieht weiter: Vorbei geht es an Blumenwiesen, Feldern und Lichtungen durch den frühlingshaften
Soonwald. Zeitdruck und Stress sind hier weit weg – die Tiere geben auf ihren Schwielensohlen das Tempo vor
vorbeiziehende Lama- und Alpakatruppe. Unsere anmutigen Exoten bleiben gelassen und ziehen munter
von dannen. Kurz danach gelangt die Gruppe an einen
schön gelegenen Stausee und zu einer Staumauer, von
der aus man einen wunderbaren Blick ins Tal hat.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Der beste Platz für ein gemütliches Picknick. Während die Tiere hier in Ruhe grasen können, werden
uns eine reichhaltige Hunsrück-Brotzeit und Getränke
gereicht. Beim Essen wird geplaudert. Wie kommt man
eigentlich auf die Idee, im Hunsrück Wanderungen mit
Lamas und Alpakas anzubieten? „Eine Lamawanderung vor einigen Jahren hat uns so sehr fasziniert, dass
wir beschlossen, uns eine eigene Herde zuzulegen“,
erzählt Julia Buss. Die beiden Frauen erkundigten
sich bei professionellen Züchtern über die Tiere sowie
deren artgerechte Haltung und machten sich auf die
Suche nach einem passenden Anwesen.
Die Wahl fiel auf die Villa Autland, umgeben von reizvoller Natur. „Es lag aber noch viel Arbeit vor uns“,
erinnert sich Petra Buss. „Um die Tiere artgerecht
halten zu können, mussten wir ausreichend große
Weideflächen schaffen und auf der Anlage sämtliche
wild wachsenden Giftpflanzen entfernen.“ Die Mühe
hat sich gelohnt. Heute fühlen sich Amico und seine
Gefährten hier tierisch wohl. Die Herden- und Fluchttiere trotzen problemlos dem oft rauen Mittelgebirgsklima im Hunsrück, denn sie sind robust und widerstandsfähig, werden sogar etwa 20 bis 25 Jahre alt.
Dem Wesen nach sind die kräftigen Kerle allerdings
umso ruhiger, friedfertiger und sanfter. Und das ist
auch auf dem Rückweg durch die frühlingshafte Natur
über leicht ansteigende Wald- und Feldwege zu spüren.
Avatar führt neugierig die Truppe an, Barichello trabt
friedvoll hinter ihm her, dicht gefolgt von dem stets
schwätzenden Corthado und dem vorsichtigen Amico.
Das Glück liegt im Trabschritt
Angenehm still ist es, man lauscht nur dem gemütlichen Trabschritt der Tiere und genießt dabei die
herrliche Landschaft – eine willkommene kleine Auszeit für Körper und Geist. Keine Spur von Alltag, Stress,
Hektik und Zeitdruck. Alle in der Gruppe lächeln glückselig. Julia Buss kennt dieses Glücksgefühl nach
den vielen Wanderungen, die sie mit den Lamas und
Alpakas erlebt hat, nur allzu gut. „Dieser Erholungseffekt ist eben das Schöne daran“, erklärt sie. „Mit
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den Tieren in der Natur zu wandern bedeutet, sich ganz
auf sie einzulassen, ihr freundliches Wesen zu spüren,
die Umgebung wahrzunehmen und zu entspannen.“
Für verschiedene Anlässe kann man in der Villa Autland eine geführte Wandertour mit den Lamas und
Alpakas auswählen – ob Kindergeburtstag, Betriebsausflug, Valentinstag, Glühweintour im Winter oder
Kräuterwanderung im Frühjahr, Sommer und Herbst.
Zum Abschluss einen Lamalikör
Info
LAMAS SIND LASTTIERE
Schon um 5000 vor Christus wurden die ersten
Lamas domestiziert. Bis heute nutzt man die Tiere
in den Anden vor allem als Last- und Packtiere. Sie
können etwa 20 bis 30 Prozent ihres Körpergewichts
tragen und besitzen ein außerordentliches Geschick,
sich über steinige, steile Wege zu bewegen. Reittiere
sind Lamas allerdings nicht: Ihr Skelett ist nicht für
hohe, punktuelle Belastung geeignet.
Entspannt kehren wir in die Villa Autland zurück. Für
die Tiere gibt es eine ordentliche Portion Heu, die sie
sich nach dem langen Marsch verdient haben, und die
Zweibeiner freuen sich über ein Gläschen Lamalikör
mit Maracujageschmack. Dann heißt es Abschied nehmen – vorher wird aber noch ausgiebig mit den Vierbeinern geschmust und ihnen dabei für den schönen
Spaziergang gedankt. Auf dem Weg zum Auto schauen
wir noch mal kurz zu den Tieren rüber. Man könnte
schon wieder meinen, dass sie zufrieden grinsen.
Verena Haupt
Fotos: Stephanie Schweigert
KONTAKT
Hunsrück Lamas „Villa Autland“, Julia & Petra Buss
Autishof 12, 55444 Seibersbach
Tel. 06724/605 79 19, www.hunsrueck-lamas.de
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