Blatt 11, Aufgabe 5 Wegen meiner Unzufriedenheit mit meiner Lösung von Aufgabe 11.5 in der Übung vom 26.1. soll es hier noch eine besser sortierte Lösung geben. Dabei habe ich eigentlich nur an einer Stelle wirklich etwas aus der Vorlesung gebraucht, wenn ich da mehr benutzt hätte (insbesondere Satz 4.3.7 habe ich mir verkniffen, den gab es ja letzte Woche Montag noch nicht), wäre die Lösung kürzer ausgefallen. Vorab: Eine quadratfreie natürliche Zahl ist eine natürliche Zahl, die kein Vielfaches einer Quadratzahl > 1 ist. Das sind genau die Zahlen, die sich als Produkt von paarweise verschiedenen Primzahlen schreiben lassen: 1, 2, 3, 5, 6, 7, 10, 11, 13, 14, 15, 17, 19, 21, . . . Eine quadratfreie Zahl d > 1 hat in Q keine Quadratwurzel. Das sieht man aus der Eindeutigkeit der Primzerlegung, oder man benutzt Eisenstein und Gauß. Wir sortieren nun die Primzahlen der Größe nach: p1 < p2 < p3 < . . . . Außerdem sei für n ∈ N0 der Körper Kn gegeben als √ √ √ Kn := Q( p1 , p2 , . . . , pn ). √ Dabei meine ich hier mit · immer die positive Quadratwurzel, es wird auch nur aus positiven Zahlen eine Wurzel gezogen. Es gilt Q = K 0 ⊆ K1 ⊆ K2 ⊆ . . . Der Körper L vom Aufgabenblatt ist dann [ L= Kn . n∈N a) Hier zeige ich, dass Kn als Q -Vektorraum von den Quadratwurzeln derjenigen quadratfreien Zahlen erzeugt wird, deren Primteiler nicht größer sind als pn . Wir bezeichnen die Menge dieser quadratfreien Zahlen mit Dn := {d ∈ N | d quadratfrei, [P 3 p | d ⇒ p ≤ pn ]}. √ √ 1 ) und auch für n = 1 ( Q( 2) = Die √Behauptung ist klar für n = 0 , ( Q = Q · √ Q · 1 + Q · 2 ). Wir machen nun Induktion nach n . Wenn die Behauptung für ein n richtig ist, dann gilt immer noch √ Kn+1 = Kn ( pn+1 ) √ = Kn + Kn · pn+1 √ P √ √ P = Q· d + d · pn+1 d∈Dn Q · Pd∈Dn p = d˜ . ˜ n+1 Q · d∈D Daher erzeugen die Quadratwurzeln aller quadratfreien Zahlen die Vereinigung aller Kn , also L . b) Hier muss man vor allem zeigen, dass niemals Kn = Kn+1 gilt, sondern immer eine quadratische Erweiterung vorliegt. Ich nehme an, es gebe ein n ≥ 0 , sodass Kn = Kn+1 . √ √ Sei n hierbei minimal gewählt. Dann schreibe ich pn+1 = x + y pn , x, y ∈ Kn−1 und mache den folgenden Schritt: Weil Kn−1 ⊆ Kn eine quadratische Erweiterung ist, gibt es einen Automorphismus σ ∈ Aut(Kn |Kn−1 ) mit √ √ σ(x + y pn ) = x − pn . Da dies wieder ein Quadratwurzel von pn+1 sein muss, folgt √ √ x − y pn = ±(x + y pn ). √ Das erzwingt (wegen linearer Unabhängigkeit von 1, pn x = 0 oder y = 0. Im zweiten Fall ist √ pn+1 ∈ Kn−1 , im ersten Fall ist √ √ pn+1 · pn = y · pn ∈ Kn−1 . In beiden Fällen haben wir ein Element α ∈ Kn−1 , dessen Quadrat in Q liegt und eine √ √ quadratfreie Zahl > 1 ist: im ersten Fall pn pn+1 , im zweiten Fall pn+1 . Wieder sieht man mithilfe eines Automorphismus, dass es entweder in Kn−2 oder in √ Kn−2 · pn−1 liegt. Auf diese Art hangelt man sich immer weiter herunter und kommt am Ende bei einer Zahl α ∈ K0 = Q an, deren Quadrat eine quadratfreie Zahl 6= 1 in N ist. Aber da hatte ich eingangs schon gesagt, dass es die nicht gibt. Das zeigt tatsächlich insgesamt, dass Kn ⊆ Kn+1 immer Grad 2 hat. Nun nehmen wir uns die Folge ε(p), p ∈ P, wie in der Aufgabenstellung. Wir basteln das gewünschte σ , indem wir den Turm“ ” K1 ⊂ K2 ⊂ K3 ⊂ . . . immer höher hochklettern. Dazu definieren wir sukzessive Automorphismen σn ∈ Aut(Kn |Q), die auf den in Kn liegenden Quadratwurzeln von Primzahlen das Gewünschte leisten. Auf K1 ist σ1 gegeben durch √ √ σ1 (a + b 2) = a + ε(2)b 2, a, b ∈ Q. Das ist für beide Möglichkeiten von ε(2) tatsächlich ein Automorphismus. Wenn nun σn : Kn → Kn gegeben ist, dann setzen wir √ √ σn+1 : Kn+1 → Kn+1 , σn+1 (x+y pn+1 ) := σn (x)+ε(pn+1 )σn (y) pn+1 , wobei x, y ∈ Kn . √ Da pn+1 nicht in Kn liegt, ist das jedenfalls wohldefiniert und Q -linear. Wir müssen noch die Multiplikativität nachweisen. Dazu seien x, y, s, t ∈ Kn . √ √ σn+1 (x + y pn+1 ) · (s + t pn+1 ) √ = σn+1 xs + ytpn+1 + (xt + ys) pn+1 √ = σn (xs + ytpn+1 ) + ε(pn+1 )σn (xt + ys) pn+1 ) √ √ = (σn (x) + ε(pn+1 )σn (y) pn+1 ) · (σn (s) + ε(pn+1 )σn (t) pn+1 ) √ √ = σn+1 (x + y pn+1 ) · σn+1 (s + t pn+1 ). Damit ist tatsächlich σn+1 ein Automorphismus von Kn+1 . Wir können nun diese σn , n ∈ N, benutzen, um auf ganz L einen Automorphismus anzugeben. Wir setzen σ : L → L, σ(x) := σn (x), falls x ∈ Kn . Da jedes x ∈ L in einem Kn liegt und für n ≤ m auch σm |Kn = σn gilt, ist diese Abbildung σ wohldefiniert und natürlich auch ein Automorphismus. Er tut genau das, was wir wollen sollten. c) Es sei Q der algebraische Abschluss von Q. Der Automorphismus σ von L aus Aufgabenteil b) gibt – komponiert mit der Einbettung von L nach Q – einen Homomorphismus von L nach Q. Dieser lässt sich mit Folgerung 4.3.3 zu einem Automorphismus von Q fortsetzen. Verschiedene σ s haben dabei auch verschiedene Fortsetzungen. Daher hat Q mindestens so viele Automorphismen, wie es σ s gibt. Deren gibt es überabzählbar viele, denn so viele Möglichkeiten haben wir, die Vorzeichen ε(p), p ∈ P, vorzugeben.