RÖMISCHE LANDWIRTSCHAFT IN DER PROVINZ RAETIEN EIN STUDENTISCHES PROJEKT AN DER UNIVERSITÄT PASSAU (2011/12) Die römischen Agrarschriftsteller VARRO (116 - 27 v. Chr.) COLUMELLA (1. Jh. n. Chr.) CATO (234 - 149 v. Chr.) Marcus Porcius Cato Censorius, Staatsmann, Lucius Iunius Moderatus Schriftsteller und Redner zur Zeit des Zweiten Schriftsteller Punischen Krieges, verfasste mit seinem Werk römischen Spanien, ist heute vor allem durch De agri cultura, der ältesten lateinischen sein Werk De re rustica bekannt, in dem er in Prosahandschrift, eine umfassende Anleitung 12 Büchern verschiedene Bereiche der Land- zur römischen Landwirtschaft. wirtschaft behandelt. Basierend auf eigenen Erfahrungen gibt er Sein Wissen bezog er aus dem Studium älterer anderen Gutsbesitzern in erzieherischer Ab- Abhandlungen sowie aus eigener Erfahrung. sicht Anweisungen zur rentablen Führung Das Werk beschäftigt sich mit dem Ackerbau, eines Landguts. Hierbei konzentriert er sich dem Wein- und Olivenanbau, der Viehzucht, auf Ratschläge zu Anbau, Pflege und Verar- dem Gartenbau und mit den Pflichten eines beitung pflanzlicher Produkte, besonders von Gutsverwalters. Wein und Oliven, sowie auf Hinweise zur seinen Zeitgenossen die Ehrenhaftigkeit und richtigen Führung der Sklaven auf einem Gut. Bedeutung der Landwirtschaft aufzeigen. und Gutsbesitzer Columellas Marcus Terentius Varro war ein römischer Columella, aus Autor der Späten Republik. Seine Werke dem Anliegen decken eine große Spannbreite ab, weshalb er von Quintilian als „Gelehrtester aller Römer“ bezeichnet wurde. Von seinen Schriften ist allerdings nur die im Jahre 38 v. Chr. verfasste Fachsammlung zur Landwirtschaft (rerum rusticarum libri III) vollständig erhalten. In diesem Werk beschreibt Varro Grundlagen des Ackerbaus, der Großviehzucht und der Hoftierhaltung. Die drei Bücher sind in Dialogform gehalten war, und deshalb auch als „Gespräche über die Landwirtschaft“ bekannt. Vom Stellenwert der Landwirtschaft (Colum. rust. I 13): Mit der sogenannten „Cincinnatus-Episode“ beklagt Columella, dass sich der Stellenwert der Landwirtschaft in der römischen Gesellschaft geändert hat. So sei etwa Cincinnatus, „der Befreier eines belagerten Konsuls und Heeres vom Pfluge weg gerufen zur Diktatur gelangt“; nach einem schnellen Sieg habe er seine Amtsgewalt unverzüglich niedergelegt, um sich wieder der Landwirtschaft zu widmen. Ausgehend von diesem Beispiel und Vorbild für die Ehrenhaftigkeit der Landwirtschaft moniert Columella deren „schändliche und schimpfliche Vernach- lässigung“ unter seinen Zeitgenossen. Cincinnatus empfängt beim Pflügen die Abgeordneten des Senats. Gemälde von Juan Antonio Ribera, 1806 (Prado, Madrid) Neben dem Kanon der „klassischen“ Agrarschriftsteller Cato, Columella und Varro sind weitere Autoren zu berücksichtigen, bei denen Informationen über die römische Agrarwirtschaft überliefert sind: VERGIL (70 - 19 v. Chr.) PLINIUS (23/24 - 79 n. Chr.) PALLADIUS (4. Jh. n. Chr.) Publius Vergilius Maro entstammte wohl einer Caius Plinius Secundus maior war ein römi- Rutilius Taurus Aemilianus Palladius war ein bäuerlichen scher Staatsbeamter und äußerst vielseitig römischer Landwirt und Schriftsteller. Sein allerdings vornehmlich als Dichter in Rom. Zur interessierter Schriftsteller. erhaltenes Lehrbuch opus agriculturae ist Landwirtschaft Georgica Sein enzyklopädisches Hauptwerk naturalis eine handbuchartige Darstellung zur Praxis interessant, in dem Vergil vom Ackerbau, der historia ist eine 37 Bücher umfassende der Landwirtschaft in 14 Büchern. Garten- und Obstkultur, der Viehzucht, der Kompilation des naturkundlichen Wissens Im ersten Buch beschreibt Palladius detailliert Imkerei und der Fischzucht berichtet. seiner Anlage und Ausstattung eines Landgutes. Das in Hexametern abgefasste Epos ist aber Astronomie, Geographie und Pharmakologie Danach weniger eine Anleitung zur landwirtschaft- behandelt Plinius besonders ausführlich die Erläuterung der auf einem Bauernhof im lichen Tätigkeit, sondern stellt eine Ideali- Tier- und Pflanzenkunde. Jahresverlauf anfallenden Arbeiten. Im letzten sierung des bäuerlichen Idylls dar und wird Seine Landwirtschaft Buch seines Werkes beschäftigt sich Palladius zudem durch zahlreiche mythologische, poe- enthalten neben Hinweisen zur Viehzucht und im Besonderen mit der Viehhaltung und der tische und philosophische Exkurse ergänzt. zu technischen Hilfsmitteln auch detaillierte medizinischen Versorgung veterinaria medicina). Familie, ist selbst sein Werk wirkte er Zeit. Gelehrter Neben Ausführungen und Themen zur wie etwa Schilderungen zum Ackerbau (Buch 18). PROFESSUR FÜR ALTE GESCHICHTE / UE RÖMISCHE LANDWIRTSCHAFT 2011/12 erfolgt eine breit der angelegte Tiere (de © JOSEPHINE BLEI