Die Astprobenkontrolle – Was kann man finden? Die Astprobenkontrolle dient hauptsächlich zur Überwachung der Obstbaumspinnmilbe, landläufig auch als „Rote Spinne“ bezeichnet. Man kann jedoch auch die überwinternden Stadien anderer Insekten und Milben finden. Milben (4 Beinpaare) • Obstbaumspinnmilbe (Rote Spinne) Die ziegelroten Eier der Obstbaumspinnmilbe sind rund und haben oben eine nur schwer erkennbare Endborste (Zwiebelform). Sie befinden sich hauptsächlich an den Übergängen (Astrillen) von mehrjährigem Fruchtholz auf der Schattenseite. Bei starker Eiablage sind die Befallsstellen mit bloßem Auge (rotgefärbte Zweigpartien) zu erkennen. Bei Sorten mit rötlich gefärbten Zweigen sind die Eier schwieriger zu finden. Helle, silbrig erscheinende Eier sind leer. Abbildung: Die roten Eier der Obstbaumspinnmilbe, bei starkem Befall mit bloßem Auge zu erkennen Die Schadensschwelle liegt bei >1000 gezählten Wintereiern je 2 m Fruchtholz. Das Raubmilbenaufkommen sollte bei der Überlegung einer Behandlung mitberücksichtigt werden. • Apfelrostmilbe Die Larven der Apfelrostmilbe sitzen meist in der Schattenzone der Knospenschuppen 1-jähriger Triebe. Mit einer Größe von nur 0,15 mm sind die spindelförmigen, gelblich-brauen Milben sehr schwer zu erkennen. Sie besitzen 4 Vorderbeine, ihre Hinterbeine sind nur in Ansätzen vorhanden. Die direkte Nähe zu den Knospen erleichtert den äußerst langsamen Tieren die Besiedlung der sich entwickelnden Blätter. Gezählt werden gefundene Kolonien, nicht jedes einzelne Tier. Werden im Winter Apfelrostmilben festgestellt, müssen nach der Blüte visuell Blattkontrollen durchgeführt werden. • Gemeine Spinnmilbe Die Gemeine Spinnmilbe überwintert als ausgewachsenes Weibchen in Bodennähe. Bei der Astprobenkontrolle findet man sie deshalb äußerst selten. • Raubmilben (Nützling!) U. Müller Die Raubmilbe überwintert als adultes Tier. Man findet sie häufig an älteren Schnittwunden unter der Rinde (mit Nadel aufbohren). Ihr relativ großer Körper (0,4 mm) ist weißlich-hell gefärbt. Auffällig ist ihr starkes vorderstes Beinpaar. Abb.: Adulte Raubmilbe Bei ausreichend Wärme (Binokularlampe) werden sie schnell aktiv und bewegen sich rasch fort. Raubmilben ernähren sich hauptsächlich von tierischer Nahrung (Spinnmilben, andere Milbenarten), weswegen sie auch als Nützlinge eingestuft werden. Bei Bedarf können sie ihre Ernährung auf pflanzliche Kost (Pollen,...) umstellen. Aus diesem Grund trifft man sie relativ häufig in Obstanlagen an, vorausgesetzt es wurden keine milbenschädigenden Mittel (schwefelhaltige Präparate,...) eingesetzt. • Indifferente Milben Milben, die weder schädigend, noch besonders nützlich sind werden zur Gruppe der indifferenten Arten gezählt. In Obstanlagen sind Horn- od. Käfermilben und Staubmilben relativ häufig anzutreffen. Sie dienen den nützlichen Raubmilben als Futter. Wickler Die meisten im Obstbau schädigenden Wicklerarten überwintern geschützt in einem Kokon aus feinem, weißem Gespinst hinter Rindenritzen, in Ritzen an Holzpfosten oder an alten Schnittwunden. In diesem frühen Stadium ist die Zuordnung zu den einzelnen Arten schwierig, da die Erkennungsmerkmale noch undeutlich ausgeprägt sind. Werden bei der Astprobe Räupchen gefunden, gilt erhöhte Alarmbereitschaft. In der Vorblüte sollte dann unbedingt eine visuelle Kontrolle durchgeführt werden. Abb.: Raupe des Apfelschalenwicklers Die Räupchen haben einen dunkelbraunen bis schwarzen Kopf und sind nur 2-3mm groß. Sie stecken noch in ihrer Entwicklung. Frostspanner Die tonnenförmigen Eier sind anfangs hellgrün, später orangefarben. Sie haben eine ähnliche Oberfläche wie Orangenschalen. Mit einer Länge von 0,8 mm sind sie etwas größer als die Eier der Blattläuse. Die Eiablage erfolgt einzeln oder in kleinen Gruppen hinter der Rinde oder in Wunden. Werden bereits bei der Astprobenkontrolle Eier gefunden, sollte man bei der visuellen Kontrolle kurz vor der Blüte ein besonderes Augenmerk auf Frostspannerräupchen an den Blütenbüscheln haben. Abb.: Frostspannerei Kaum auszumachen, aber dennoch da Die Eier des Frostspanners sind bei ausreichender Vergrößerung leicht an ihrer orangenen Färbung zu erkennen. Frühjahrsapfelblattsauger Die spindelförmigen, hellgelben Eier des Frühjahrsapfelblattsaugers sind etwa 0,4 mm groß. Man findet sie besonders auf dem Fruchtholz. Der Frühjahrsapfelblattsauger hat in der Regel keine große Bedeutung, er ist relativ unproblematisch. In extensiven Anlagen sind diese Tiere häufig anzutreffen. Abb.: Ei des Frühjahrsapfelblattsaugers Blattläuse Die Wintereier der im Obstbau relevanten Blattlausarten sind alle schwarz glänzend und 0,5-0,6 mm groß. Die wirtswechselnden Arten (Mehlige Apfelblattlaus, Apfelfaltenlaus und Apfelgraslaus) legen ihre Eier meist einzeln auf zwei bis dreijähriges Fruchtholz. Eine Bestimmung der Art anhand der abgelegten Eier ist hier nicht möglich. Findet man Wintereier in Gelegen, bevorzugt auf einjährigen Trieben, deutet dies auf die Anwesenheit der nicht wirtswechselnden Grünen Apfelblattlaus hin. Abb.: Die schwarz-glänzend gefärbten Wintereier der Blattläuse Schildläuse • Gemeine Kommaschildlaus Sie überwintert im Eistadium. Die weißen Eier (bis zu 80 Stück) verbergen sich unter flachen, kommaförmigen, 5-7mm langen Schildchen. Diese sind direkt auf dem Fruchtholz zu finden. Mit ihrer grauen bis gelblich-braunen Färbung heben sich die Schildchen kaum vom Holz ab und sind daher nur anhand ihrer, im Vergleich zum Holz unterschiedlichen Musterung zu erkennen. Bereits parasitierte Kommaschildläuse zeigen ein Loch im Schild. Abb.: Schildchen der Kommaschildlaus Umgedrehtes Schildchen mit Eigelege Abb.: Bereits parasitierte Kommaschildläuse zeigen ein Loch im Schild • Große Obstbaumschildlaus Sie überwintert als Larve. Diese ist 0,5mm lang, braun und sehr flach. Gelegentlich sind auch Muttertiere zu finden. Die runden, napfförmigen Schildchen haben einen Durchmesser von 34mm. Sie sind braun und stark gewölbt. Abb.: Napfförmiges Schildchen der Großen Obstbaumschildlaus – links daneben die Larven • San-José-Schildlaus/ Austernschildläuse Gelegentlich treten auch die San-José-Schildlaus und ihre Verwandten, die Austernschildläuse auf. Ihre Bestimmung ist schwierig, da sie sich äußerlich sehr ähneln. Die runden Schilde sind grau gefärbt und unterschiedlich groß. Die einzelnen Arten überwintern in verschiedenen Stadien. Abb.: Schild der Austernschildlaus Blutläuse Die rötlich-violett gefärbten Larven der Blutläuse sind in Rindenritzen, Astwunden, Schnittstellen der Äste und im Bereich der Veredlung zu finden. Sie überwintern als „nackte“ Laus, d. h. sie haben ihre weißliche Wolle noch nicht ausgebildet. Abb: Blutlauskolonie