Bielefeld, 29.10.2016 Sebastian Pfeiffer, Berlin/ Düsseldorf/ Bad Salzuflen • Therapeutische Ansätze • Glukokortikoide • Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA, alpha-Linolensäure) • Vitamin-D 2 Therapeutische Ansätze zur Immunmodulation AZA: Azathioprin CsA: Ciclosporin A CTX: Cyclophosphamid FTY720: Fingolimod HC/CQ: HydroxyChloroquin DSP: Desoxypergualin LEF: Leflunomid MMF: MycophenolatMofetil SIR: Sirolimus/ Rapamycin TAC: Tacrolimus Cortison – Biochemie der Corticosteroide: - Synthetische Glukocorticoide - Wirkungsmechanismus - Nebenwirkungen - Interaktion im Toleranz- /Rejektionsmodell - Dexamethason versus Prednisolon 4 Synthethische Glukocorticoide Geringe Bindung an Transcortin Hohe Bindung an Albumin Hohe Affinität zum zellulären Rezeptor Geringe Mineralkortikoidwirkung Stärkere antiphlogistische, antiallergische und immunsupressive Effekte als Kortisol 5 Synthethische Glukocorticoide und Cortisol im Vergleich Präparat HWZ in min. Rel. Glukocorticoide Potenz Rel. Mineralocorticoide Potenz Approx. Dosisäquivalenzen CushingSchwelle mg/die Cortisol 90 1 1 30 Cortison 90 0,8 0,8 40 Prednison >200 4 0,6 5 mg 7,5 Prednisolon >200 4 0,6 5 mg 7,5 Cloprednol 120 2 ? 2,5 – 5 mg 5 Methyl-Predn. >200 5 0 4 mg 6 Dexamethason >300 30 0 0,75 mg 1,5 Triamconolon >200 5 0 4 mg 6 Betamathason >300 30 0 0,75 mg 1 Hydorcortison wird darüber hinaus unterhalb der Cushing-Schwelle bei M. Addison eingesetzt 6 Angriffspunkt Glukocorticoide 7 Angriffspunkt Glukocorticoide 8 Wirkungen der Glukocorticoide Steroide blockieren NFkB Aktivierung IL-2R-Expression CD4+-TZellproliferation 9 Wirkungen der Glukocorticoide Antiphologistisch Antiallergisch Immunsupressiv *Reduktion der Synthese von TNF-alpha und Il-6 im Placentagwebe *Keine Beeinflußung von Il-10 im Placentagewebe *Placenta. 2005 Sep-Oct;26(8-9):654-60. Epub 2004 Nov 13 Glucocorticoids inhibit placental cytokines from cultured normal and preeclamptic placental explants. Xu B1, Makris A, Thornton C, Hennessy A. 10 Unerwünschte Wirkungen der Glukocorticoide Cushing-Syndrom mit Wasserretention, Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Störungen des Elektrolythaushaltes Hypertonie Diabetes: Hyperglykämie, Polyurie, Glukoseintoleranz Osteoporose Muskel-/Hautatrophie Infektionskrankheiten Schlafstörungen Thromboseneigung 11 Unerwünschte Wirkungen von Glukocorticoiden Ergebnisse aus Fallstudien und prospektiven Studien lieferten bisher Hinweise, dass Hydrocortison und Prednison während des ersten Trimenon zu einem geringfügig vermehrten Auftreten von Gaumen- und Lippenspalten führen können. Daten einer prospektiven Studie mit Prednison und anschließender Metaanalyse ergaben eine Odds Ratio von 3,4 für diese Form der Fehlbildung. Da Gaumenspalten in der Bevölkerung generell mit einer Häufigkeit von 1:1000 gesehen werden, wird der mögliche Anstieg auf 3:1000 bis 4:1000 von den Autoren als minimal erachtet. Insgesamt betrachtet, scheinen Corticosteroide das Risiko für Fehlbildungen beim Menschen nicht wesentlich zu erhöhen. Anti-inflammatory and immunosuppressive drugs and reproduction. Arthritis Res Ther. 2006;8(3):209. Epub 2006 May 11. Ostensen M, Khamashta M, Lockshin M, Parke A, Brucato A, Carp H, Doria A, Rai R, Meroni P, Cetin I, Derksen R, Branch W, Motta M, Gordon C, Ruiz-Irastorza G, Spinillo A, Friedman D, Cimaz R, Czeizel A, Piette JC, Cervera R, Levy RA, Clementi M, De Carolis S, Petri M, Shoenfeld Y, Faden D, Valesini G, Tincani A. Department of Rheumatology and Clinical Immunology/Allergology, University Hospital of Bern, Switzerland 12 Steroide erhöhen nicht Toleranz Corticosteroid therapy in assisted reproduction – immune suppression is a faulty premise Sarah A. Robertson 1,†,*, Min Jin 1,2,†, Danqing Yu 2, Lachlan M. Moldenhauer 1, Michael J. Davies 1, M. Louise Hull 1 and Robert J. Norman 1,3 Hum Reprod. (2016), 31 (10): 2164 - 2173 13 14 Funktion der Fette Ω Nahrungsfette sind Energieträger mit hoher Nährstoffdichte und Lieferanten von essentiellen Fettsäuren und fettlöslichen Vitaminen Ω Das Fettgewebe ist die größte Energiereserve Ω Besondere funktionelle Eigenschaften erfüllen Fettsäuren als Baubestandteile von Zellmembranen und als Vorstufen der regulatorisch wirksamen Eicosanoide 15 Bauplan von Nahrungsfetten Der Aufbau aller Fette ist gleich: Die Fettsäuren bestimmen, ob ein Fett flüssig oder fest ist und ob es der Gesundheit zuträglich ist oder nicht. 16 Gesättigt oder ungesättigt… …eine Frage des chemischen Aufbaus Gesättigte Fettsäuren haben keine Doppelbindungen CH3 Palmitinsäure (C16:0) COOH „Mehrfach ungesättigt" sind Fettsäuren mit zwei Doppelbindungen und mehr Omega-6 COOH Linolsäure (C18:2 Omega-6) CH3 CH3 Omega-3 COOH Docosahexaensäure/DHA (C 22:6 Omega-3) 17 Unterteilung der Fettsäuren Gesättigte Fettsäuren z. B. in tierischen Fetten wie Butter, Schmalz, Fett in Fleisch und Wurst sowie in (teil-)gehärteten Pflanzenfetten und Kokosfett Ungesättigte Fettsäuren Mehrfach ungesättigte Fettsäuren Einfach ungesättigte Fettsäuren z. B. in Olivenöl, Rapsöl Omega-3-Fettsäuren Omega-6-Fettsäuren z. B. Linolsäure und Arachidonsäure Linolsäure z. B. in Sonnenblumen-, Maiskeim-, Soja- und Distelöl DHA + EPA = biologisch aktiv z. B. in fettreichen Kaltwasserfischen sowie in Omega-3-Produkten -Linolensäuren = Vorstufe von EPA z. B. in Raps-, Leinund Walnussöl Arachidonsäure z. B. in tierischen Fetten (Fleisch, Wurst, Eier, Milch und Milchprodukte) 18 Die wichtigsten Omega-3Fettsäuren Eicosapentaensäure (eicosapentaenoic acid – kurz EPA) Docosahexaensäure (docosahexaenoic acid – kurz DHA) Die langkettigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA sind die biologisch aktiven Omega-3-Fettsäuren. Sie kommen in speziellen Mikroalgen (z. B. Ulcenia) und fettreichen Kaltwasserfischen sowie in Krill vor. 19 Die wichtigsten Omega-3Fettsäuren -Linolensäure (alpha linoleic acid – kurz ALA) = Vorstufe von EPA Sie kommt in Lein-, Raps- und Walnussöl vor. Die Umwandlungsrate von ALA in EPA ist unter üblichen Kostbedingungen gering und liegt wahrscheinlich bei ca. 2 Prozent. 20 Umwandlung von ALA in EPA ist limitiert Die Umwandlung beträgt max. 10 Prozent (6 % EPA, 4 % DHA). Unter Linolsäure-reicher Diät liegt die Umwandlung wahrscheinlich bei nur 2 Prozent! Stoffwechselengpass Delta-6-Desaturase Enzymaktivität beeinflusst durch: • Höheres Lebensalter • Genetische Veranlagung • Unzureichende Versorgung mit Co-Faktoren für Enzymfunktion (Zink, Magnesium, evtl. Vitamin B6) • Alkoholmissbrauch • Diabetes Mellitus • Hohe Aufnahme gesättigter Fettsäuren ALA EPA DHA 21 Die Qualität unserer Nahrungsfette hat sich geändert 22 Prinzipielle Wirkmechanismen der mehrfach ungesättigten Fettsäuren Synthese regulatorisch wirksamer Lipidmediatoren (Eicosanoide, Lipoxine, Resolvine, Protektine), die eine Vielzahl von Prozessen modulieren: Blutgerinnung Blutdruckregulation Immunantwort Entzündungen Integraler Bestandteil biologischer Membranen Beeinflussung von Membraneigenschaften wie Membranfluidität/-viskosität Speziell für Docosahexaensäure (DHA): im Gehirn und Nervengewebe Intelligenzentwicklung in der Retina Sehfunktion Modulation der Ionenkanälchen Stabilisierung des Herzrhythmus 23 Omega-3 ist wichtig von Anfang an Embryo DHA ist ein wesentlicher struktu- reller und funktioneller Baustein des Gehirns. DHA ist Bestandteil der Netzhaut, fördert die Entwicklung der SehBaby funktion beim Kind und dient der Funktionserhaltung im höheren Alter EPA/DHA haben protektive Wirkungen auf Herz, Kreislauf und Gefäße und damit bei Herz-KreislaufErkrankungen Erwachsener EPA erhöht die Lebensqualität bei entzündlichen Erkrankungen 24 Unterschiedliche biologische Wirkung der Eicosanoide aus Arachidonsäure (AA) und EPA Thrombozyten Endothelzellen gefäßverengend gefäßerweiternd gerinnungsfördernd gerinnungshemmend Thromboxan A2 Prostaglandin I2 Leukozyten Entzündungen Immunreaktionen Monozyten-Adhäsion Leukotrien B4 Arachidonsäure Omega-6 Eicosapentaensäure Omega-3 Thromboxan A3 geringe Wirkung Prostaglandin I3 gefäßerweiternd gerinnungshemmend Leukotrien B5 Entzündungen Immunreaktionen Monozyten-Adhäsion Quelle: Trautwein, A. (1999): Fette und Fettbegleitstoffe. Omega-3-Fettsäuren. In: Erbersdobler, H. F., Meyer, A. H. (Hrsg.): Praxishandbuch Functional Food, Behrs Verlag Hamburg 25 Die Versorgung mit Omega-3Fettsäuren ist unzureichend Zufuhr von EPA / DHA in Milligramm Schlecht versorgt sind in Deutschland: 400 Empfehlung von Fachgesellschaften 380 300 200 200 100 150 Frauen, insbesondere junge Frauen Menschen, die keinen Fisch essen (ca. 16 Prozent der Bevölkerung essen weder Fisch noch Fischgerichte) Vegetarier, insbesondere Veganer Jugendliche (ca. 33 Prozent essen weder Fisch noch Fischgerichte) 0 USA Deutschland Frankreich Durchschnittliche Aufnahme pro Kopf und Tag bei Erwachsenen Quellen: Ernährungsbericht der DGE (2004), Nationale Verzehrsstudie II (2008), Leipziger Lipid Studie (Richter; V. et al. (2007): Cardiovascular risk factor profile on a population basis: Results from the Lipid Study Leipzig. Exp Clin Cardiol; 12: 51-53) 26 Quellen für langkettige Omega3-Fettsäuren Fettreiche Kaltwasserfische Fischart EPA-Gehalt (in mg/100g)* DHA-Gehalt (in mg/100g)* EPA/DHA gesamt (in mg/100g) * Fettreiche Kaltwasserfische Thunfisch 1.385 2.082 3.467 Hering (Atlantik) 2.038 677 2.715 Lachs 749 1.860 2.609 Hering (Ostsee) 740 1.170 1.910 Makrele 640 1.138 1.778 Sardine 580 810 1.390 * Die Werte sind Durchschnittswerte und unterliegen natürlichen Schwankungen Quelle: Souci Fachmann Kraut (2008): Die Zusammensetzung der Lebensmittel – NährwertTabellen. 7. revidierte und ergänzte Aufl.. Wiss. Verlagsgesellschaft, Stuttgart 27 Prinzip der Induktion einer Immunantwort Fremdantigen + „dangerous“ Signal Gewebe Autoantigen Antigen-präs. Zelle (APC) Lymphknoten T-Lymphozyten Effekte der Omega-3-Fettsäuren Effects of omega-3 fatty acids on serum levels of T-helper cytokines in children with asthma, Cytokine, 2016 Sep;85:61-6: After treatment, IL-17A and TNF-α levels decreased significantly (both P=0.049) Role of fish oil in human health and possible mechanism to reduce the inflammation, Inflammopharmacology. 2015 Jun;23(2-3):79-89: In molecular studies, Omega-3 FAs have direct effects on reducing the inflammatory state by reducing IL-6, TNF-α, CRP and many other factors Effect of marine-derived n-3 polyunsaturated fatty acids on Creactive protein, interleukin 6 and tumor necrosis factor α: a metaanalysis, PLoS One. 2014 Feb 5;9(2):e88103: Marine-derived n-3 PUFAs supplementation had a significant lowering effect on CRP, IL-6 and TNF-α level. The lowering effect was most effective in non-obese subjects and consecutive long-term supplementation was recommended. 29 30 Vitamin-D als Immunmodulator Vitamin-D als Immunmodulator UVB-Exposition stimuliert die Vitamin-D Synthese Latitude (° N) 60 Berlin 53° 30’ N 40 20 0 Feb. Mar. Apr. May Jun. Jul. Aug. Sep. Oct. Nov. Dec. Vitamin D Daylength 80 Latitude (° N) 60 40 Berlin 53° 30’ N Rome 41° 53’ N 20 0 Feb. Mar. Apr. May Jun. Jul. Aug. Sep. Oct. Nov. Dec. Vitamin D Daylength 80 Effekt von Vitamin-D auf dem zellulären Immunsystem Vitamin-D führt zu einer „Downregulation“ von MHCKlasse II Komplexen und costimulatorischen Proteinen auf der Zelloberfläche von APC (Antigen presenting cells, Bsp. Langerhans`schen Zellen), was zu einer Reduktion der Effizienz der Antigenpräsen-tation führt; weiter wird die Produktion von Interleukin-12, und den Th1Zytokinen IL-2 und IFN-gamma zurück-gefahren, wodurch es zu einer TH2-Antwort gegen Fremd-antigen kommt mit einer Induktion regulatorischer TZellen Vitamin-D als Immunmodulator 38 Vitamin-D Fremdantigen Gewebe Autoantigen Antigen-präs. Zelle (APC) Lymphknoten inkomplette Aktivierung Vitamin-D Treg T-Lymphozyten Omega-3-Fettsäuren/ Glukokrotikoide Gewebe Fremdantigen + „dangerous“ Signal Omega-3 Autoantigen Antigen-präs. Zelle (APC) Lymphknoten T-Lymphozyten Expansion von Effektorzellen Immunmodulation ist durch Einsatz von Vitamin-D und Omega-3-FettSäuren möglich. Empfehlung für Omega-3-Fettsäuren: min. 300 mg EPA und 200 mg DHA pro Tag. Vitamin-D: min. 3000 I.E./ Tag, entspricht in etwa der Dosierung von 1 x 20.000 I.E. (Dekristol) pro Woche Durch eine Therapie mit Omega-3-Fettsäuren wird das Immunsystem nicht kompromittiert, daher resultiert auch keine erhöhte InfektAnfälligkeit unter der o.g. Therapie. Glukokortikoide haben keinen Benefit hinsichtlich der Toleranz, sie können jedoch über die Hemmung von NfKappa-B Zellproliferation herunterregeln und haben damit Ihre Einsatzberechtigung bei drohender Rejektion. Eine Anpassung der Prednisolondosis sollte in Abhängigkeit der Befunde des zellulären Immunsysytems erfolgen. Eine Übersuppression führt zu einer reduzierten Bildung regulatorischer T-Zellen. 41 Eine Messung des Eisenspiegels im Blut erbringt keine Klärung hinsichtlich der Versorgungslage, auch Ferritin alleine als „akutePhase-Protein“ oder/ und des Transferrins als „anti-akute-PhaseProtein“ erlaubt keine sichere Einschätzung insbesondere bei Vorliegen entzündlicher/ infektiöser Geschehen Ferritin und Transferrin Eine zusätzliche Bestimmung des löslichen Transferrinrezeptors als Marker für den „Eisenbedarf peripher Zellen“ und die Ermittlung der Ratio löslicher Transferrinrezeptor/ log Ferritin erlaubt eine bessere Entscheidung über eine Eisensupplementierung und damit Reduktion des Zinkprotoporphyrins. Eine Bestimmung des zellulären Immunstatus initial bei Frauen mit Fertilitätsstörungen, aber auch als Monitoringpanel unter Schwangerschaft erlaubt eine Aufklärung über bereits vorliegende, speziell zelluläre Immunologische Störungen, und kann ermöglicht unter Schwangerschaft das gezielte Eingreifen bei Hinweisen auf beginnende Rejektion. 42 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 43