sinfoniekonzert FOCUS Camille Saint-Saëns Tagung – Kammerkonzerte – Sinfoniekonzerte Jean-François Heisser Klavier Daniel Roth Orgel Gürzenich-Orchester Köln François-Xavier Roth Dirigent First Global Partner 04 Inhalt Camille Saint-Saëns – Eine schwierige Biografie Essay von Michael Kube ab Seite 6 Tagung Karl Rahner Akademie 09. Dezember 2016 Kölner Philharmonie, 11–13 Uhr Karl Rahner Akademie, 15.30–18 Uhr Informationen ab Seite 14 Saint-Saëns Suite 1 09. Dezember 2016, 20 Uhr Wallraf-Richartz-Museum, Stiftersaal Informationen ab Seite 14 Tagung Karl Rahner Akademie 10. Dezember 2016, 15–16.30 Uhr Karl Rahner Akademie Informationen ab Seite 15 Saint-Saëns Suite 2 10. Dezember 2016, 17–17.45 Uhr Karl Rahner Akademie Informationen ab Seite 15 sinfoniekonzert04 11. Dezember 2016, 11 Uhr 12./13. Dezember 2016, 20 Uhr Kölner Philharmonie Informationen zum Sinfoniekonzert ab Seite 28 5 FOCUS Camille Saint-Saëns Manchen Menschen scheint alles leicht zu fallen: Sei es das Ler­ nen einer neuen Sprache, sei es das Schreiben, sei es die wis­ sen­schaftliche Forschung oder sei es das Komponieren. Camille Saint-Saëns war ein Universalgenie, das bereits mit dreieinhalb Jahren erstmals komponierte und bis zu seinem sechsundachtzigsten Lebensjahr ununterbrochen Musik hervorbrachte, mit einer Selbstverständlichkeit wie ein Baum seine Früchte hervorbringt. Neben einem Abonnement-Konzert mit drei seiner bedeutendsten Werke veranstaltet das Gürzenich-Orchester in Zusammenarbeit mit der Karl Rahner Akademie eine Tagung über den »unbekannten Bekannten«. Die Musiker des Gürzenich-Orchesters spielen darüber hinaus im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museum ein Kammerkonzert mit dem berühmten französischen Saint-Saëns-Inter­ preten Jean-François Heisser, der zudem mit der Uraufführung von zwei ihm gewidmeten Klavieretüden von Philippe Manoury, unserem Komponisten für Köln, einen kleinen zeitgenössischen Kon­trapunkt setzt. Aufgrund dieses besonderen Schwerpunktes ist das Programmheft dieses Mal umfangreicher als sonst gestaltet und soll Ihnen neben einer Einführung in die Persönlichkeit von Saint-Saëns auch die Orientierung an diesem Wochenende voll Musik ermöglichen. Wir freuen uns sehr, dass WDR 3 und Deutschlandradio das vierte Sinfoniekonzert mit der deutschen Erstaufführung der neu editierten Orgelsinfonie im Rahmen ihrer Konzertübertragungen senden. Mit ­unserem Online-­Projekt GO PLUS übertragen wir am 13.12.2016 erstmals ein Konzert live in Ton und Bild ins Internet – wenige ­Tage später steht I­hnen das Konzert für ein Jahr gratis zum Nacherleben in Ton und Bild auf unserer Homepage zur ­Verfügung. 6 essay Portrait Camille Saint-Saëns, Aufnahmedatum unbekannt 7 essay Camille Saint-Saëns – Eine schwierige Biografie »Saint-Saëns ist der seltene Ruhm zuteil geworden, bereits zu ­Lebzeiten als Klassiker zu gelten.« Mit diesen zweifelsohne erhebenden Worten eröffnete der französische Literat und Musikkritiker Romain Rolland 1901 einen dem Komponisten gewidmeten, schon im retrospektiven Ton gehaltenen Essay – zu einer Zeit, als Camille Saint-Saëns noch zwei Jahrzehnte leben und schöpferisch tätig sein sollte. Zugleich wies Rolland aber auch darauf hin, wie schwer sich die Kritiker mit der Musik von Camille Saint-Saëns getan hatten, wie unversöhnlich sich in der »Société Nationale de Musique« auf der einen Seite die Protagonisten der »Ars gallica«, der französischen Schule, und auf der anderen die Wagnerianer um den Franck-Schüler Vincent d’Indy gegenüberstanden. Umso bemerkenswerter ist das Selbstbild des Komponisten, der sich in diesem Für und Wider ­immer seine eigene schöpferische wie stilistische Unabhängigkeit bewahrte und auf verblüffend moderne Weise eine Produktions­ ästhetik formulierte: »Ich bin wenig empfänglich für Kritik und für Lob, nicht aus übersteigertem Selbstgefühl, was eine Dummheit wäre; doch da ich Werke hervorbringe, um eine Funktion meiner Natur zu erfüllen, so wie ein Apfelbaum Äpfel hervorbringt, brauche ich mich um die Meinung, die man über mich ä ­ ußern mag, nicht zu beunruhigen.« Um den zahlreichen Anfeindungen zu widerstehen, bedurfte es so einer Einstellung auch. Denn mit dem Komponieren von Kammermusik, Konzerten, Sinfonien und Sinfonischen Dichtungen stellte sich Saint-Saëns nicht nur gegen eine ganze Phalanx meinungs­ bildender Stimmen, sondern auch gegen den Geschmack des breiten Publikums – einen Geschmack, der vor allem durch den Stil der italienischen Belcanto-Oper geprägt war und sich erst mit dem ­Erfolg der 1859 erstmals in Paris aufgeführten Oper »Faust« (in Deutschland besser bekannt als »Margarethe«) von Charles Gounod (1818–1893) zu verändern begann. So erinnert sich ­Saint-Saëns in seinen 1899 gedruckten »Portraits et Souvenirs« mit einer gewissen Bitterkeit: 8 essay »Die jungen Musiker von heute können sich den Zustand der Musik in Frankreich beim Erscheinen von Gounods ›Faust‹ kaum vorstellen. Man gab sich dem Götzenkult der Melodie hin – oder vielmehr dem kurzer Motive, die man als ›Melodien‹ etikettierte: Motive, die sich leicht ins Gedächtnis einprägten und auf Anhieb zu verstehen waren. Eine schöne Periode (wie des Adagios der vierten Sinfonie von Beethoven) galt nicht als ›Melodie‹, und ohne sich lächerlich zu machen, konnte man behaupten, Beethoven sei ›musikalische Algebra‹«. Mit Blick auf das französische Musikleben um die Mitte des 19. Jahrhunderts kann bereits der junge Saint-Saëns tatsächlich als Revolutionär gesehen werden – doch nicht etwa als einer, der bestehende Strukturen zerstört, sondern als Reformer, der diese durch Neues und zugleich Altes ergänzt und erweitert. Am 9. Oktober 1835 in Paris geboren, zeigte er schon früh ein bedeutendes musikalisches Talent – der Junge eignete sich nicht nur selbstständig das Repertoire der Klassiker Haydn und Mozart an, sondern komponierte bereits im Alter von drei Jahren und fünf Monaten ein ­erstes kleines Stück (am Klavier, es wurde von der Großtante aufgeschrieben). Das erste öffentliche Konzert in der Salle Pleyel folgte im Alter von zehn Jahren mit Werken von Bach, Händel, Hummel und Kalkbrenner sowie einem Klavierkonzert von Mozart und dem »Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll« von Beethoven. Obwohl die Mutter sorgsam darauf bedacht war, kein falsches Lob an den frühbegabten Knaben heranzulassen, beantwortete sie selbst die Frage, was ­dieser wohl spielen werde, wenn er erst einmal zwanzig ist, recht stolz: »Seine eigenen Werke.« Und so sollte es geschehen – doch nicht etwa mit Liedern oder gefälligen Klavierstückchen, sondern ausgerechnet mit einer als op. 2 gedruckten Sinfonie in Es-Dur. Die Aufführung des zunächst anonym eingereichten Werkes wurde ein so großer Erfolg, dass der Förderer Charles Gounod per Brief bemerkte: »Sie sind über Ihr Alter hinaus: machen Sie weiter so – und denken Sie daran, dass Sie am Sonntag, dem 18. Dezember 1853 [dem Tag der Aufführung] einen Vertrag eingegangen sind, der Sie dazu verpflichtet, ein großer Meister zu werden.« 9 essay Der elfjährige Camille Saint-Saëns, Zeichnung von 1846 Diese frühe Meisterschaft, verbunden mit einer gleichsam früh ausgeprägten, eigenen musikalischen Sprache, stand Saint-Saëns allerdings auch Zeit seines Lebens im Weg: Der begehrte, mit ­einem Reisestipendium verbundene »Prix de Rome« des Conservatoire wurde ihm weder 1853 für eine Kantate noch für die 1857 ein­gereichte Sinfonie »Urbs Roma« verliehen. Auch 1864 scheiterte er abermals mit der Kantate »Ivanhoé«, und Hector Berlioz soll ­bemerkt haben: »Er weiß alles, aber es fehlt ihm an Unerfahrenheit.« Zu diesen verletzenden Rückschlägen kamen weitere Enttäuschungen hinzu, die das eigene Wirken und schöpferische Vermögen ­infrage stellten: Den einen erschien Saint-Saëns mit seiner betont eigenständigen Art als geradezu avantgardistisch, den anderen ­jedoch als reaktionär. Er verteidigte Wagners »Rheingold« in München und fiel mit einem eigenen Klavierkonzert als »Neutöner« im Leipziger Gewandhaus durch; am Théâtre-Lyrique wurde die zugesicherte ­Inszenierung eines ersten seiner insgesamt zwölf Bühnenwerke immer wieder aufgeschoben. Das ästhetische Dilemma, in dem sich Saint-Saëns mit seinem Œuvre befand, beschrieb er selbst ebenso treffend wie sarkastisch: »Die Tatsache, dass ich auch Werke schreiben konnte, die nicht fürs Theater bestimmt waren, verschloss mir hier die ­Türen. Als Sinfoniker, Organist und Pianist hielt man mich für unfähig eine Oper zu schreiben.« 10 essay Portraitaufnahme von Camille Saint-Saëns mit exotischer Kopfbedeckung Diese Erlebnisse wie auch persönliche Schicksalsschläge haben Saint-Saëns als Mensch still werden lassen, so dass man noch heute kaum einen Zugang zu seiner Person und wirklich verlässliche Einschätzungen gewinnt. So heiratet er 1875, doch hat nach dem frühen Tod der beiden Kinder auch die Ehe nicht überlebt; das Paar lebte gemeinsam mit der Mutter des Komponisten in einer Wohnung. Nach deren Tod (1888) löste Saint-Saëns den Haushalt auf, lebte in den folgenden 16 Jahren in Hotels und Pensionen, reiste, konzertierte und arbeitete, unter anderem als Mitherausgeber der RameauGesamtausgabe. Daneben betrieb er zahlreiche andere künstlerischwissenschaftliche Aktivitäten: vom literarischen Schreiben über das Rezensieren bis hin zu Archäologie und Mathematik, die er selbst als »divagations sérieuses« (ernsthafte Gedankenspiele) ­bezeichnete. Am Ende seines langen Lebens – Saint-Saëns starb im Alter von 86 Jahren am 16. Dezember 1921 in Algier – hatte er sich schließlich nicht nur musikalisch, sondern auch in der Wahrnehmung der Zeitgenossen selbst überlebt: In Dieppe, der Heimatstadt seiner Familie, war bereits 1907 ihm zu Ehren ein Denkmal enthüllt worden. Michael Kube 12 essay Frankreich und die Sinfonie Fast könnte man aus heutiger Perspektive den Eindruck gewinnen, das von Paris ausgehende französische Musikleben des 19. Jahrhunderts sei ausschließlich von der Oper und den großbürgerlichen Salons bestimmt gewesen. Zu erinnern ist zunächst an die repräsentative Grand Opéra, deren Libretti gewichtige historische Stoffe zugrunde lagen (wie etwa in Meyerbeers »Les Huguenots«). Dem dramaturgischen wie musikalischen Aufwand stand eine luxuriöse Ausstattung der Inszenierungen zur Seite. Eine breitere Öffentlichkeit erreichte die von Daniel Auber geprägte Opéra Comique, aus der sich durch Jacques Offenbach die Operette herausbildete. ­Professionell ausgeführte sinfonische Musik konnte sich in Paris nach einem Niedergang Ende des 18. Jahrhunderts aber erst ­wieder ab 1828 durch die Gründung der Société des concerts du Conservatoire etablieren. Doch deren Programme, bei denen Werke Beethovens dominierten, fanden zunächst nur eine begrenzte ­Zuhörerschaft von interessierten wie zahlungskräftigen Kennern. Das Ansehen der rasch zur Institution aufsteigenden Reihe wurde durch die damals noch seltene Praxis gesteigert, alle zur Aufführung anstehenden Werke gründlich zu proben. Geprägt wurde sie zunächst von Hector Berlioz, der nicht nur über 200 Aufführungen dirigierte, sondern auch mit seiner »Symphonie fantastique« (1830) und der sinfonischen Dichtung »Harold en Italie« (1834) den von Beethoven aufgespannten Horizont durch programmatische Ideen und bahnbrechende Neuerungen in Fragen der Instrumentation weitete. Direkte Nachfolger fanden sich in Frankreich jedoch nicht; die Sinfonien von George Onslow und Louise Farrenc, von Georges Bizet und Charles Gounod blieben mehr an der Wiener Klassik ­orientiert. Dass die repräsentative Sinfonik (und mit ihr auch die intimere Kammermusik) zu Beginn der 1870er Jahre plötzlich aufblühte, ist allerdings nicht auf ein rein schöpferisches Interesse einzelner Komponisten zurückzuführen. Vielmehr macht sich bei der signifikanten Rückkehr zu den großen instrumentalen Gattungen auch ein erheblicher (musik-)politischer Impetus bemerkbar: 13 essay Camille Saint-Saëns dirigiert am 02.06.1896 in der Pariser Salle Pleyel Von der sich im Krieg 1870/1871 gegen Preußen anbahnenden Nieder­lage, die als nationale Katastrophe empfunden wurde, ging eine kulturelle Widerstandskraft aus, die unter anderem zur Gründung der »Société Nationale de Musique« am 25. Februar 1871 führte (mit Saint-Saëns als Vizepräsidenten), wenige Tage bevor die deutschen Truppen die Champs-Elysées erreichten. Zu den Konzerten der Gesellschaft wurden entsprechend der Idee einer »Ars Gallica« nur Werke zeitgenössischer französischer Komponisten angenommen – eine Vorgabe, von der allerdings vielfach die Vorliebe für die Tonsprache Richard Wagners unberührt blieb. Zudem forderten die Statuten zwar die »Wiederbelebung der Sinfonie in Frankreich«, jedoch konnten aus finanziellen Gründen zunächst nur wenige Orches­ter­ konzerte pro Saison durchgeführt werden – obwohl Saint-Saëns ­genau in diesem Bereich »die Begabung der jeune école française« sah, die »das Orchester mit einer Geschicklichkeit h ­ andhabt, der die ganze Welt Anerkennung zollt. Und das Komitee der »Société national« […] sieht sich einer Flut von Partituren gegenüber, von ­denen sich nur ein sehr kleiner Teil aufführen lässt.« Michael Kube 14 Tagung Karl Rahner Akademie 09. Dezember 2016 Kölner Philharmonie 11–13 Uhr Probenbesuch beim Gürzenich-Orchester Köln »Ägyptisches Konzert« (1896) Karl Rahner Akademie 15.30–18 Uhr Vortrag von Michael Stegemann »Saint-Saëns – Leben und Werk« Saint-Saëns Suite 1 09. Dezember 2016, 20 Uhr Wallraf-Richartz-Museum Stiftersaal Camille Saint-Saëns Sonate op. 168 für Fagott und Klavier (1921) Allegro moderato Allegro scherzando Molto adagio / Allegro moderato 14’ Suite op. 16 für Violoncello und Klavier (1862) Prélude. Moderato assai Sérénade. Andantino Scherzo. Allegro grazioso Romance. Adagio 14’ aus »6 Etüden für die linke Hand« op. 135 für Klavier (1912) 7’ Élégie. Poco adagio Philippe Manoury »Deux Études« für Klavier (2016) 6’ I. Turbulences II. Hommage à Richter I Uraufführung Auftragswerk des Festival Berlioz de La Côte-Saint-André 15 Camille Saint-Saëns Septett Es-Dur op. 65 für Trompete, zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier (1879/1880) 18’ Préambule. Allegro moderato Menuet. Tempo di minuetto moderato Intermède. Andante Gavotte et Final. Allegro non troppo – Più allgero Jean-François Heisser Klavier und Moderation, Ulrike Schäfer Violoncello, Thomas Jedamzik Fagott, Bruno Feldkircher Trompete, Demetrius Polyzoides Violine, Elisabeth Polyzoides Violine, Alvaro Palmen Viola, Daniel Raabe Violoncello, Johannes Seidl Kontrabass Tagung Karl Rahner Akademie 10. Dezember 2016, 15–16.30 Uhr Karl Rahner Akademie Gespräch mit Daniel Roth, Michael Stegemann, Marie-Gabrielle Soret und Annette Thein Moderation: Patrick Hahn »Saint-Saëns, oder: der unbekannte Bekannte« Saint-Saëns Suite 2 10. Dezember 2016, 17–17.45 Uhr Karl Rahner Akademie Camille Saint-Saëns Streichquartett Nr. 1 e-Moll op. 112 (1899) Allegro Molto allegro quasi presto Molto adagio Allegro non troppo Nathalie Streichardt Violine Petra Hiemeyer Violine Eva-Maria Wilms Viola Daniela Bock Violoncello 35’ 16 saint-saëns suiten 1 + 2 Camille Saint-Saëns am Flügel, Aufnahme von 1907 »Beständigkeit und Zuverlässigkeit« Kammermusik & mehr War Camille Saint-Saëns als Sinfoniker und Konzertkomponist für ­lange Zeit ein innovativer Außenseiter, so gilt dies mehr noch für die Kammermusik, die er von Anfang an pflegte und die in seinem umfangreichen, nahezu alle Gattungen berücksichtigenden Œuvre eine bedeutende, doch weithin unterschätzte Position einnimmt. Heutzu­ tage haben seine Kompositionen ihren Weg ins Repertoire gefunden, doch in der Mitte des 19. Jahrhunderts galt zeitgenössische Kammermusik in Frankreich wenig. Sie wurde allenfalls im gebildeten Salon oder in speziellen Zirkeln ­gepflegt – so exklusiv wie etwa in der »Gesellschaft der letzten Streichquartette Beethovens«. Die Situation erschien noch in den 1870er Jahren so trostlos, dass sich Saint-Saëns gezwungen sah, in einer im »Journal de Musique« erschienenen Rezension der Violin­sonate von Gabriel Fauré nochmals für Kammermusik und ihren b ­ esonderen musikalischen Anspruch im allgemeinen werbend tätig zu werden: 17 saint-saëns suite 1 »In der Literatur gibt es das Theater, und es gibt auch das Buch. Auf jenes kommt man immer wieder zurück, welcher Art die mächtigen Verlockungen der Bühne auch immer sein mögen. In der Musik sind es Kammermusik und Konzert, die dem Buche gleichkommen, mit ihrer Bedeutsamkeit, ihrer Beständigkeit und Zuverlässigkeit.« Für Saint-Saëns als Interpret wie auch als Komponist waren die damit verbundenen Gattungen und Besetzungen schon in jungen Jahren ein selbstverständlicher Teil des musikalischen Lebens, auch weil er mit der entsprechenden Musik groß geworden war: »Ja, ich bin ein Klas­ sizist, von frühester Kindheit an aufgewachsen im Geist Mozarts und Haydns.« In einer kammermusikalischen Formation trat er 1855 erstmals in Erscheinung – in einem Konzert »Séances de musique classique« mit Beethovens sogenanntem »Erzherzog-Trio«. Im selben Jahr noch entstand das eigene Klavierquintett op. 14. Sonate op. 168 Über welch schöpferische Kraft Saint-Saëns noch an seinem Lebens­ ende verfügte, zeigt auf verblüffende Weise die 59 Jahre nach der »Suite« op. 16 entstandene »Sonate für Fagott und Klavier« op. 168. Sie gehört zu jenen Werken, über die er am 15. April 1921 dem ­befreundeten Jean Chantavoine berichtet: »Im Augenblick konzentriere ich meine letzten Kräfte darauf, den selten bedachten Instrumenten die Möglichkeit zu geben, zu ­Gehör zu bekommen. […] Ich habe gerade eine dreiteilige Sonate für Oboe geschrieben […]. Bleiben noch Klarinette, Englischhorn, Fagott.« Alle diese Werke – nur die Sonate für Englischhorn wurde nicht ausgeführt – überraschen mit ihrer unbeschwerten Klarheit im Tonfall und einem anregenden musikalischen Witz. Saint-Saëns scheint – wenige Monate vor seinem Tod – auf revolutionäre Weise die Tür zu neuen Satztechniken und Ausdrucksbereichen zu öffnen, die nur ­wenig später von der komponierenden »Group des Six« weitergedacht wurden. Wie modern zudem seine Idee war, systematisch das Repertoire vernachlässigter Instrumente zu erweitern, zeigt sich später im sogenannten »Sonatenwerk« Paul Hindemiths, der auf ganz ähnliche Weise seinem Verleger mitteilte: »Du wirst Dich wundern, dass ich das ganze Blaszeug besonate. Ich hatte schon immer vor, e ­ ine ganze Serie dieser Stücke zu machen.« 18 saint-saëns suite 1 Suite op. 16 Dass sich Saint-Saëns in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch mit ­älterer Musik auseinandersetzte, zeigt nicht nur der bekannte Beginn des zweiten Klavierkonzerts g-Moll mit seinen eindeutigen Rückbe­ zügen auf die ­Musiksprache eines Johann Sebastian Bach, sondern auch die 1862 entstandene fünfsätzige »Suite« op. 16 für Violoncello und Klavier, die erst 1866 uraufgeführt und gedruckt wurde. So greift Saint-Saëns im eröffnenden »Prélude« auf das Idiom der ­Suiten Bachs für ­V ioloncello solo zurück und weist dem begleitenden Klavier nur ­eine untergeordnete, stützende Funktion zu. Im Kontrast dazu wartet die »Sérénade« mit einem gefälligen, iberisch anmutenden Tonfall auf, der ein als Scherzo gefasstes Menuett an vierter Stelle sowie ­eine in sich gekehrte »Romance« folgt. Wie souverän und originell Saint-Saëns zwischen den Stilen changiert, zeigt das ­F inale. Es ­beweist im Fugato kontrapunktische Meisterschaft, bietet am Ende aber auch den für das fortschreitende 19. Jahrhundert so charakteristischen Rekurs auf den ersten Satz. Etüden op. 135 Eine Klaviersonate schrieb Saint-Saëns allerdings nicht – ebenso ­wenig wie viele andere seiner Zeitgenossen. Vielmehr finden sich in seinem Œuvre für Klavier kleinere Formate, die auch den Wünschen des Marktes und der musikalischen Salons entsprachen. Sie tragen wechselnde Titel wie »Bagatelles« oder bevorzugterweise »Études«, ohne dass dabei Etüden im instrumentalpädagogischen Sinne gemeint sind. Vielmehr handelt es sich um charakteristische Sätze, die zu ­einer der Suite ähnlichen Folge zusammengestellt wurden – so auch die Anfang 1912 in Kairo entstandenen »Six Études« op. 135 für die linke Hand. Sie sind Caroline de Serres (1843–1913) gewidmet, einer angesehenen Pianistin, mit der Saint-Saëns häufig Werke für zwei ­Klaviere aufführte. Sie musste nach einer Operation die rechte Hand schonen und hatte um eine gefällige Abwechslung gebeten – eine ­Abwechslung, die Saint-Saëns seinerseits »Vergnügen bereitet hat«. Michael Kube 19 saint-saëns suite 1 Philippe Manoury über seine »Deux Études« Der Pianist Sviatoslav Richter war für meine musikalische Bildung enorm wichtig. Als Jugendlicher habe ich um Nichts in der Welt einen der Soloabende verpasst, die er in Paris gegeben hat. Die Geschichte dieser »Hommage an Richter I« ist jedoch ziemlich verwinkelt. Es handelt sich um eine Komposition, die ich 1985 begonnen hatte und die dem Pianisten Claude Helffer gewidmet war, der mich dazu drängte, ein Buch mit Etüden zu schreiben, das er uraufführen wollte. Diese Etüde beruht auf der Idee von melodischen Linien, von denen einige normal auf den Tasten gespielt werden müssen, während andere Oberton-Resonanzen sein sollten. Damals war dieses Projekt vielleicht noch nicht ganz reif und ich habe die Komposition nicht weiter verfolgt. Der Anfang zu dieser Partitur hat für 32 Jahre in meinen Schubladen geschlummert! Vor einigen Jahren habe ich eine Aufnahme von Richter gehört, in dem er den berühmten langsamen Satz der großen Sonate B-Dur op. Posth. von Schubert spielte. Ich war gefangen vom geheimnisvollen und rein magischen Charakter, den dieser Pianist in die Nachklänge des Tons cis in unterschiedlichen Registern des Instrumentes hineinlegte. (Richters Suche nach Klang war legendär …). Durch diesen Zufall habe ich mich daran erinnert, dass auch der Beginn der aufgegebenen Etüde auf dem gleichen Ton aufbaute, der gewissermaßen als harmonischer Grundton fungiert. Dies hat mir den Ansporn gegeben, die Etüde fertig zu stellen. Das zweite Stück, »Turbulences«, ist eine Etüde über ungeordnete, chaotische Bewegungen. Demgegenüber stehen Abschnitte von großer rhythmischer Präzision, in denen die Wiederholung von Tönen eine große Rolle spielt, und auch freiere, geschmeidigere, die sich in einer Art kontinuierlichem Rubato entwickeln. Man kann sich einen Wasserlauf vorstellen, der sich mal in einem Wasserfall überstürzt, mal dahinschlängelt; oder auch wie eine Raubkatze, die beinahe übergangslos von einer nervösen, angeregten Gestik zu einer ganz entspannten, anschmiegsamen Haltung wechseln kann. Ganz sicher sind diese ­Vorstellungen von einer »verwirbelten Form« durch die neuliche Lektüre wissenschaftlicher Bücher über die »Chaostheorie« gespeist worden sind, in denen die Idee der Strudel und Wirbel einen zentralen Platz einnimmt. 20 saint-saëns suite 1 Diese beiden Etüden sind beide für Jean-François Heisser geschrieben worden, mit dem ich schon lange zusammenarbeite und dessen ganz eigenen, feinen Sinn für Klanggebilde ich ebenso lange bewundere. Septett op. 65 Erfreuten sich zur Zeit Beethovens gemischte kammermusikalische Besetzungen noch größter Beliebtheit (so etwa sein Septett op. 20, auf das später Schubert mit einem Oktett reagierte), sind derartige Werke späterhin nur selten und in besonderen Kontexten anzutreffen. Dies ist auch beim »Septett« op. 65 von Saint-Saëns der Fall, das mit Trompete, Streichquartett, Kontrabass und Klavier eine wirklich einmalige Besetzung aufweist. Es entstand für Émile Lemoine und die von ihm initiierte Kammermusik-Gesellschaft mit dem in diesem Zusammenhang kuriosen Namen »La Trompette«. Lemoine hatte vielfach um ein entsprechendes Werk mit Trompete gebeten (möglicherweise mit dem »Grand Septet Militaire« op. 114 von Johann Nepomuk Hummel im Sinn), doch zunächst eine freundschaftliche Absage ­er­halten: »Ich könnte dir ein Konzert für 25 Gitarren komponieren, für ­dessen Aufführung du ganz Kastilien und Andalusien entvölkern müsstest, aber für Trompete – unmöglich!« Saint-Saëns, der selbst bei zahlreichen Aufführungen dieser Gesellschaft mitwirkte, erfüllte zum Jahreswechsel 1879/1880 dann aber doch den Wunsch mit leichter Feder, heiterer neobarocker Attitude ­sowie ingeniösem Witz – und schuf damit (trotz oder gerade wegen der Besetzung) eines seiner bekanntesten Werke. Rückschauend notierte er denn auch im Jahre 1907: »Wenn ich daran denke, wie sehr Du mich, wider besseres Wissen meinerseits, bestürmt hast, dieses Stück zu komponieren, das ich nicht komponieren wollte, so kann ich beim besten Willen nicht verstehen, dass es einer meiner großen Erfolge geworden ist.« 21 saint-saëns suite 2 Streichquartett e-Moll op. 112 Überraschend ist es gleichwohl, dass sich Saint-Saëns erst spät dem Streichquartett zuwandte – und dies, obwohl er selbst sich gelegentlich auch auf der Violine betätigte. Dabei wäre gerade diese ­Gattung der von ihm postulierten »Beständigkeit und Zuverlässigkeit« der Kammermusik entgegengekommen, war und ist das klanglich­ homogene und damit kompositionstechnisch anspruchsvolle Streichquartett doch ästhetisch in besonderer Weise nobilitiert: Bereits Carl Maria von Weber, der freilich nie selbst ein Quartett vorlegte, hielt den damit verbundenen vierstimmigen Satz für das »Nackende der Tonkunst« (1818), und Ferdinand Hand notierte in seiner »Ästhetik der Tonkunst« (1841): »Alle Formen des Schönen lassen sich in ihm ausprägen.« So war es möglicherweise eine gewisse Scheu, mit der Saint-Saëns dieser Gattung gegenüberstand, zumal am Ende des Jahrhunderts derartige Werke nicht mehr im halben Dutzend komponiert wurden, sondern als herausragende Einzelwerke erschienen. Insofern wirkt das im April 1899 auf Gran Canaria geschriebene »Streichquartett e ­ -Moll op. 112« wie eine späte Reverenz an ein historisch gewich­tiges Repertoire – allerdings nicht im Sinne eines konservativen Klassizismus, sondern mit einer eher resignativen, dunklen Tonsprache. Offen bleiben muss jedoch, ob die Widmung an den großen belgischen Violinvirtuosen Eugène-Auguste Ysaÿe bereits bei der Konzeption und der gelegentlich hervortretenden Stimme der ersten Violine mitgedacht war. Urauf­ geführt wurde das Werk jedenfalls an unerwarteter Stelle im Mai 1899 in Buenos Aires durch ein von Saint-Saëns selbst angeführtes ­Ensemble, während es Ysaÿe wie auch Pablo de Sarasate erst einige Monate später in Paris halböffentlich spielten. Michael Kube 22 biografien tagungsreferenten Michael Stegemann, geboren 1956, studierte Musikwissenschaft und Komposition (u. a. bei Olivier Messiaen). 1981 Promotion mit einer Arbeit über Camille Saint-Saëns. Von 1981 bis 1986 Redakteur der Neuen Zeitschrift für Musik und Lehrtätigkeit an der Universität Münster. Seit 2002 Professor für Musikwissenschaft an der TU Dort­ mund. Herausgeber zahlreicher Noteneditionen, Buchautor (u.a. ­Rowohlt-Monografien über Antonio Vivaldi, Camille Saint-Saëns und Maurice Ravel, Biografie über Glenn Gould), Hörfunkmoderator und Verfasser preisgekrönter Hörspiele und Sendereihen. Seit 2016 wissenschaftlicher Editionsleiter der 36-bändigen Ausgabe der »Œuvres instrumentales complètes« von Camille Saint-Saëns im Bärenreiter-Verlag (Kassel), deren erster Band – die »Orgelsinfonie« – Grundlage der heutigen Aufführung durch das Gürzenich-­Orchester bildet. Annette Thein, 1970 in Hanau geboren, studierte Musikwissenschaft in Mainz. Von 1996–2002 war sie als Lektorin bei Breitkopf & ­Härtel/­Deutscher Verlag für Musik in Leipzig tätig. Seitdem ist sie im Lektorat des Bärenreiter-Verlags in Kassel verantwortlich für neue ­Gesamtausgaben-Projekte und Operneditionen. Marie-Gabrielle Soret ist Kuratorin an der Musikabteilung der ­Bibliothèque nationale de France und dort verantwortlich für ­Manuskripte und Archive des 19. und 20. Jahrhunderts. Ihre Doktorarbeit in Musikwissenschaft war den Presseschriften von Camille Saint-Saëns gewidmet. (Veröffentlicht als »Ecrits sur la musique et les musiciens«, Paris, Vrin, 2012.) Sie ist Mitglied des Redak­ tions­­ausschusses der kritischen Ausgabe der Saint-Saëns-Werke beim Bärenreiter-Verlag. Sie bereitet auch die Ausgabe der Korrespondenzen des französischen Komponisten mit seinen Verlegern und Freunden Auguste und Jacques Durand vor. 23 biografien zu saint-saëns suite 1 Biografie Jean-François Heisser auf Seite 38 Ulrike Schäfer, Violoncello begann mit 16 Jahren ihr Studium am Richard-Strauss-­Konservatorium in München. Anschließend ging sie für ein Jahr zu Rudolf Metzmacher nach Hannover und danach als Stipendiatin des British Council für drei Jahre zu William Pleeth nach London, wo sie am Royal College of Music das ARCM-Examen mit Auszeichnung ablegte. Meisterkurse führten sie zu Mstislav Rostropowitsch, zu Jacqueline du Pré und zu Natalja S ­ chachowskaja. Sie ist Preisträgerin des Internationalen Pablo-­Casals-Wettbewerbs in ­Budapest, des Internationalen ARD-Wett­bewerbs in München und Finalistin im Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau. Seit 1988 ist sie Solo-Cellistin des Gürzenich-Orchesters Köln, mit dem sie auch mehrfach als Solistin zu hören war, u. a. mit ­Prokofjews »Sinfonia Concertante« unter der Leitung von Maestro Dmitri Kitajenko. Thomas Jedamzik, Fagott studierte Fagott bei Helman Jung in Detmold, Mathew Wilkie in Frankfurt und zuletzt bei Volker Tessmann in L­ übeck. Schon früh spielte er in internationalen Jugendorchestern, so 1989 im Orchester des Schleswig-Holstein Musik Festivals und 1999 als Solo-Fagottist im Gustav Mahler Jugendorchester. 2001 errang er den 1. Preis in der Kategorie Bläserquintett des Mendelssohn-Bartholdy-Wettbewerbs in Berlin. Seine berufliche ­Orchesterlaufbahn begann er als Praktikant bei den Düsseldorfer Symphonikern. 2003 wurde er zunächst 2. Fagottist beim GürzenichOrchester Köln; seit 2004 ist er hier Solo-Fagottist. Bruno Feldkircher, Trompete, geboren in Schwaz (Österreich), studierte von 1991 bis 1997 an der Musikhochschule München bei Paul L­ achenmeir und Hannes Läubin. Er spielte u.a. bei den Münchner Philharmonikern unter James Levine, dem Symphonie­ orchester des Bayerischen Rundfunks unter Lorin Maazel und den Bamberger Symphonikern. Als stellvertretender Solo-Trompeter war er von 1998 bis 2005 bei den Essener Philharmonikern und in der Spielzeit 2005/2006 bei den Duisburger Philharmonikern engagiert, b ­ evor er 2006 als Solo-Trompeter zum Gürzenich-Orchester Köln wechselte. 24 biografien zu saint-saëns suite 1 Demetrius Polyzoides, Violine wurde in eine Musikerfamilie ­geboren. Die Grundbegriffe des geigerisch-methodischen Denkens lernte er von seinem Vater Christos Polyzoides. Violinstudien bei Harald Himmel in Graz und bei Franz Samohyl in Wien mündeten in einem Diplom mit einstimmiger Auszeichnung. Es folgten Violastudien bei Hatto Beyerle sowie Meisterkurse bei Arthur Grumiaux, Christian Ferras, Wolfgang Marschner und Max Rostal. Von 1995 bis 1997 war D ­ emetrius Polyzoides Primarius im Leonardo Quartett Köln und seit 1997 ist er Primarius im »Kölner Streichsextett«. ­Zudem ist er bei zahlreichen Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen als Solist und Kammermusiker in Europa und Asien zu hören. ­Solistisch konzertierte er u. a. mit der Wiener Kammerphilharmonie, dem Staatlichen Orchester Thessaloniki und der Camerata der Musik­ freunde in Athen. Seit 1989 ist Demetrius Polyzoides Mitglied des Gürzenich-Orchesters Köln. Elisabeth Polyzoides, Violine wurde in Graz geboren. Sie studierte bei Christos Polyzoides an der Musikuniversität Graz und bei Franz ­Samohyl an der Musikuniversität Wien. Meisterkurse bei Max Rostal, Ramy Shevelov, Arthur Grumiaux und Wolfgang Marschner folgten. Ihr beruflicher Weg führte sie über das Wiener Kammerorchester, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und das Bach Kollegium München nach Köln, wo sie seit 1989 als Primgeigerin im Gürzenich-Orchester tätig ist. Elisabeth Polyzoides konzertierte als Solistin und Kammermusikerin in fast allen Ländern Europas, in Amerika, in Japan und China. Zudem ist sie Mitglied im »Kölner Streichsextett«. Seit über 20 Jahren unterrichtet Elisabeth Polyzoides bei internationalen Meisterkursen. In Köln betreut sie eine studienvorbereitende Violinklasse. 25 biografien zu saint-saëns suite 1 Alvaro Palmen, Viola erhielt 4-jährig seinen ersten Violinunterricht und wurde mit 15 Jahren Schüler von Max Rostal. Schon während ­seines Studiums in Köln und Bern war er Konzertmeister verschiedener O ­ rchester. Er besuchte Meisterkurse bei Rainer Kussmaul und Wolfram Christ. Alvaro Palmen arbeitet auch als Dirigent, so ­dirigierte er u. a. das Gürzenich-Orchester Köln und das Jugend­ sinfonieorchester der Rheinischen Musikschule. Seit 1986 ist er Mitglied der 1. Violinen des Gürzenich-Orchesters Köln. Daniel Raabe, Violoncello studierte bei Wolfgang Boettcher, Zara Nelsova und Lynn Harrell, dessen Assistent er auch war. Zudem war er Gründungsmitglied des Ponche-Quartetts, erhielt ein Jahres­ stipendium beim LaSalle-Quartett und gastierte beim Aspen Summer Festival. Daniel Raabe war Mitglied des Kammerorchesters der ­Jungen Deutschen Philharmonie und Mitbegründer des Kammer­ orchesters Oriol in ­Berlin. Seit jeher beschäftigt er sich intensiv mit Neuer Musik. So war er Mitglied von »work in progress« in Berlin und gastierte bei der musikFabrik NRW und beim Ensemble Modern. Seit 1990 ist er Cellist beim Gürzenich-Orchester Köln; zudem ist er Mitglied des Orchesters der Bayreuther Festspiele. Johannes Seidl, Kontrabass studierte zunächst Violine an der Musikhochschule München und begann später ein Jazzstudium am Richard Strauss Konservatorium München, von dem er in das Hauptfach »klassischer Kontrabass« bei Caius Oana wechselte. An der Musikhochschule Nürnberg legte er bei Dorin Marc das künstle­ rische Diplom mit A ­ uszeichnung und das Meisterklassendiplom ab. Seit August 2001 ist Johannes Seidl Solo-Kontrabassist beim ­Gürzenich-Orchester Köln. Darüber hinaus ist er regelmäßig als ­Solist und Kammer­musiker zu erleben. Als Pädagoge engagiert er sich u. a. an der ­Orchesterakademie Nordrhein-Westfalen in Dortmund und bei der Jungen Deutschen Philharmonie. Von 2010 bis 2011 war Johannes Seidl Gast-Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. 26 biografien zu saint-saëns suite 2 Nathalie Streichardt, Violine studierte an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf bei Ida Bieler (Mitglied des Melos Quartetts), wo sie 1998 ihr Künstlerisches Examen mit Auszeichnung ablegte. Als Stipendiatin der Londoner Guildhall School of Music führte sie ihre Studien bei David Takeno fort. Sie ist Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe und Stipendiatin des »Stiftverbandes für die deutsche Wissenschaft« und der »Villa Musica«. Seit 1999 ist Nathalie Streichardt Mitglied des Gürzenich-Orchesters. Neben ihrer Orchestertätigkeit ist sie in verschiedenen Kammermusik­ ensembles aktiv. Sie ist Gründungsmitglied des Danaë-Ensembles und spielt seit 2009 im renommierten Rubin-Quartett. Zudem hat sie einen Lehrauftrag für Violine und Fachdidaktik an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf. Petra Hiemeyer, Violine, geboren in Ulm, wurde als Zehnjährige in die Geigenklasse des Leopold-Mozart-Konservatoriums in Augsburg aufgenommen. 1994 machte sie bei Heinz Endres die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik in München und schloss ihr Studium 2000 mit dem Meisterklassendiplom bei Kurt Guntner ab. Orchestererfahrungen sammelte Petra Hiemeyer u. a. im Bayerischen Landesjugendorchester und im Bundesjugendorchester, im Münchner Rundfunkorchester und bei den Münchner Philharmonikern. Sie ist seit ­Januar 2000 Mitglied der 1. Violinen des Gürzenich-Orchesters Köln. 27 biografien zu saint-saëns suite 2 Eva-Maria Wilms, Viola wurde in Mesum (Westfalen) geboren und studierte Bratsche in München und Lübeck bei Hariolf Schlichtig und Barbara Westphal. Die Stipendiatin von Villa Musica und der Orchesterakademie München hatte Zeitverträge beim NDR Hamburg und der Staatsoper München. Nach vier Jahren an der Staatsphil­harmonie Rheinland-Pfalz wurde sie 2002 Mitglied im Gürzenich-­Orchester. Neben ihrer Tätigkeit im Orchester ist sie als Kammermusikerin ­aktiv. Daniela Bock, Violoncello erhielt ihren ersten Cellounterricht im ­Alter von 14 Jahren bei Fritz Kommerell und später bei Annette Fuhrmann in Bielefeld. Sie studierte in Amsterdam bei Dimitri Ferschtman und Melissa Phelps. Ihr Aufbaustudium absolvierte sie bei Johannes Goritzki in Düsseldorf. Nach ihrem Orchesterpraktikum bei den Duisburger Philharmonikern und dreijähriger Aushilfstätig­keit beim Gürzenich-Orchester Köln war Daniela Bock von 2006 bis 2012 festes Mitglied der Bielefelder Philharmoniker. Seit 2013 ist sie freischaffende Musikerin und wirkt als Gast in verschiedenen Orchestern mit, darunter u. a. beim Gürzenich-Orchester Köln, beim WDR Funkhaus­orchester und bei den Dortmunder Philharmonikern. Neben ihrer Tätigkeit im Orchester spielt sie in verschiedenen Kammer­ ensembles in Köln. 28 29 sinfoniekonzert 04 11. Dezember 2016, 11 Uhr 12./13. Dezember 2016, 20 Uhr Kölner Philharmonie Camille Saint-Saëns »Danse macabre« (Totentanz) g-Moll op. 40 (1874) 8’ Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 F-Dur »Ägyptisches Konzert« (1896) 29’ Allegro animato Andante – Allegretto tranquillo Molto allegro Pause Sinfonie Nr. 3 c-Moll »Orgelsinfonie« op. 78 (1885-1886) Adagio – Allegro moderato Poco adagio Allegro moderato – Presto Maestoso – Allegro 38’ Jean-François Heisser Klavier Daniel Roth Orgel Gürzenich-Orchester Köln François-Xavier Roth Dirigent So 10 Uhr und Mo + Di 19 Uhr: Konzerteinführung mit Michael Kube Das Konzert am 11. Dezember 2016 wird für das Radio aufgezeichnet. Sendetermin Deutschlandradio: 16.12.2016, 20.03 Uhr Sendetermin WDR 3: 16.01.2017, 20.04 Uhr Das Konzert am 13. Dezember 2016 wird im Rahmen von GO PLUS live ins Internet übertragen und ist wenige Tage später über unsere Homepage www.guerzenich-orchester.de als Videostream verfügbar. 30 »La Danse macabre des femmes«, französische Druckgrafik von 1491 Zick und zick und zack, so klopft der Tod im Takt mit seiner Ferse an einen Grabstein, um Mitternacht spielt der Tod eine Tanzweise, zick, zick und zack, auf seiner Geige. Der Winterwind bläst und die Nacht ist finster; aus den Lindenbäumen ächzt es; die weißen Skelette kreuzen den Schatten, laufend und springend in ihren großen Leinentüchern. Zick und zick und zack, jeder wiegt sich hin und her, man hört die klappernden Knochen der Tanzenden. [Ein lüsternes Paar setzt sich ins Moos, als wolle es vergangene Wonnen genießen.] Zick und zick und zack, ohne Unterlass, kratzt der Tod auf seinem kreischenden Instrument. Doch still! Plötzlich beendet man den Reigen, man stößt sich, man flieht, der Hahn hat gekräht. Henri Cazalis (1840–1909) aus »Égalité, Fraternité …« 31 Von Geigen und Knochen Danse macabre op. 40 Von seinen insgesamt fünf vollendeten Sinfonien übernahm SaintSaëns nur drei in die offizielle Zählung: op. 2, 55 und 78. Daneben wandte er sich wiederholt der älteren Form der Konzertouvertüre und vor allem in den 1870er-Jahren der Sinfonischen Dichtung zu, nach dem Vorbild von Franz Liszt. Und doch war es nicht allein seine Bewunderung für den Weimarer Kapellmeister, die ihn zur Auseinandersetzung mit der zu jener Zeit ästhetisch umstrittenen Programmmusik anregte, sondern die durch einen außermusikalischen Inhalt beträchtlich erweiterten Gestaltungsmöglichkeiten, wie er selbst darlegte: »Die Form der sinfonischen Dichtung lässt sich ad infinitum ­variieren […] So bietet die Kunst das weiteste Feld, um seine Kraft zu erproben, bietet die größtmögliche Variabilität der Form, bietet die größtmögliche Freiheit.« Und tatsächlich wählte Saint-Saëns bei seinen Sinfonischen Dichtungen »Le rouet d’Omphale« op. 31 (»Omphales Spinnrad«) und »La jeunesse d’Hercule« op. 50 Sujets, die er trotz einiger bildhafter Momente nicht wörtlich umsetzte, sondern eher als formende Idee verstand: So erläuterte er, die Grundidee von »Le rouet d’ Omphale« sei »die Sinnlichkeit, die des Phaeton der Hochmut.« Camille Saint-Saëns * 09. Oktober 1835 in Paris † 16. Dezember 1921 in Algier »Danse macabre« (Totentanz) g-Moll op. 40 Entstehungsjahr: 1872 im marokkanischen Tanger, ursprünglich für ­Gesang und Klavier komponiert; 1874 Umarbeitung zur Orchester­ fassung. Uraufführung: 1875 in Paris. Vom Gürzenich-Orchester zuletzt und gleichzeitig auch erstmals auf­geführt am 02.06.1927 unter der L­ eitung von Hermann Abendroth, Violinsolo gespielt von Reinhard Wunderlich. 32 Im Gegensatz dazu wirkt die 1874 entstandene »Danse macabre« op. 40 motivisch wie klanglich so detailverliebt, dass die musikalisch erzählte Geschichte vom ersten Takt unmittelbar fasslich erscheint: Wie von ferne schlägt es zwölfmal zur Mitternacht (Harfe), daraufhin erscheint sogleich Gevatter Tod mit seiner Violine (dargestellt durch den mehrfachen Wechsel von diabolischem Tritonus und reiner Quinte) und spielt zum Tanz auf. Mit dem erstmals in komponierter Musik eingesetzten, in bildlichen Darstellungen aber schon seit der frühen Neuzeit bekannten Xylophon hört man gar die Knochen der Skelette klappern – eine Melodie, die Saint-Saëns aus dem zwei Jahre zuvor entstandenen Totentanz-Lied nach einem Text von Henri Cazalis (1840–1909) übernahm, während die dazu kontrastierende lang ­gezogene Linie eher an das »Komm, geh’ mit mir« aus Schuberts ­»Erlkönig« erinnert. Im kurzen Fugato ist der Anfang des »Dies irae« aus der Totenmesse als Zitat versteckt, das schon vielfach in der ­Musikgeschichte, so auch bei Berlioz (»Hexensabbat«) und Liszt ­(»Totentanz«), Verwendung gefunden hatte. Erst durch einen Hahnenschrei (Oboe), mit dem der Tag erwacht, endet der Spuk. Michael Kube 34 Konzert auf dem Nil … Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 F-Dur op. 103 Beim fünften und letzten Klavierkonzert von 1896 handelt es sich hinsichtlich des zeitlichen Abstands zum vierten (op. 44, 1875) um ein »Alterswerk« – im Bereich Solokonzert folgte ihm nur noch ein zweites Konzert für Violoncello. Geschrieben wurde es mit Blick auf das Jubiläumskonzert am 6. Mai, mit dem der 50. Jahrestag seines Debüts in der Salle Pleyel gefeiert wurde. Saint-Saëns hatte dem ­Anlass entsprechend den Solopart selbst übernommen und konnte auf diese Weise sein persönliches Ideal einer solchen Komposition, die über Jahrzehnte traditionell vor allem brillanter Virtuosität gedient hatte, in doppelter Weise zeigen – als Schöpfer wie auch als Interpret: »Das Solo eines Konzerts muss wie eine dramatische Rolle ­angelegt und behandelt werden.« Auch im letzten Klavierkonzert stehen die teilweise erheb­lichen spieltechnischen Anforderungen hinter der musikalischen G ­ estaltung zurück – so, wie dieser Anspruch erstmals von Robert Schumann in das romantische Klavierkonzert eingeführt wurde. Auch Saint-Saëns geht es um die wechselseitige Durchdringung von Solo und Orchester-Tutti, erkennbar im Kopfsatz schon in der ersten Themengruppe, wenn zunächst das Klavier allein den melodischen Bogen entfaltet, dann aber den Violinen auf wundervoll lichte und leichte Art sekundiert. Von zentraler Bedeutung ist der langsame Satz, der letztlich dem Werk auch den Beinamen »das Ägyptische« verliehen hat. Zwar ist die ­gesamte Partitur während einer Reise durch das Land am Nil ent­ standen (damals unter britischer Verwaltung), vor allem in der ober­ ägyp­tischen Stadt Luxor, der »Stadt der Paläste«. Doch ist es vor allem das Andante, in dem sich die dort aufgenommenen exotischen ­Klänge widerspiegeln, wie Saint-Saëns selbst beschreibt: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 F-Dur op. 103 Entstehungsjahr: 1896 in Luxor, während seiner zweiten Ä ­ gyptenreise. Uraufführung: Am 02. Juni 1896 in Paris, anlässlich des 50-jährigen Bühnenjubiläums von Camille Saint-Saëns. Vom Gürzenich-Orchester zuletzt aufgeführt beim 5. Sommersinfonie­konzert am 13. Juli 1903 unter dem Dirigat von Fritz Steinbach. Den Klavierpart spielte Victor Staub. 35 Detail der ägyptischen Tempelanlage Ramses II. in Abu Simbel; Aufnahme aus dem 19. Jahrhundert »Eine Art Orientreise, die in der Episode in Fis-Dur sogar bis zum Fernen Osten vordringt. Die Passage in G-Dur ist ein nubisches ­Liebeslied, das ich von Schiffern auf dem Nil singen gehört ­habe, als ich auf einer Dahabieh den Strom heruntersegelte.« Ferner hielt er das Zirpen der Grillen auf einem Skizzenblatt in N ­ oten fest. Auch das kantigere Finale (»die Freude einer Seereise – eine Freude, die nicht jedermann teilt«) lässt in manchen Wendungen an die Kultur des fernen Landes denken. Schon mehrfach hatte SaintSaëns das Mittelmeer gen Afrika überquert: Seit 1873 reiste er ­immer wieder (auch aus gesundheitlichen Gründen) während der ­Wintermonate nach Algerien; Konzertreisen und private Expeditionen führten den frühen Globetrotter darüber hinaus nach Skandinavien, Russland, Nord- und Südamerika sowie nach Indochina. Michael Kube 36 … mit klingender Königin Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78 (Orgelsinfonie) Angesichts der nationalistischen Bestrebungen der französischen Sin­ fonik im 19. Jahrhundert mutet es wie eine Ironie der Geschichte an, dass Camille Saint-Saëns zu seinem instrumentalen Hauptwerk, der Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78, ausgerechnet durch einen Kompositionsauftrag der britischen Royal Philharmonic Society in London angeregt wurde. Dort führte er auch das Werk am 19. Mai 1886 als D ­ irigent erstmalig auf. Gewidmet ist die Komposition im Druck »à la mémoire de Franz Liszt«, der am 31. Juli in Bayreuth verstorben war – nicht nur als Zeichen des persönlichen Angedenkens, sondern auch mit Blick auf die zyklische Struktur der Partitur. So basieren alle Sätze zum einen auf gemeinsamen motivischem Material (worin auch wieder die ersten Töne der mittelalterlichen Sequenz »Dies irae« enthalten sind). Zum anderen gehen sie formal so ineinander über, dass jeweils die ordnende Reprise entfällt und die Sätze sich erst am Ende des Werkes gegenseitig zu einem Zyklus ergänzen – ganz in der Weise, wie dies Liszt auch in der Klaviersonate h-Moll (1854) eindrücklich gezeigt hatte. Entsprechend notierte Saint-Saëns in seinem zur Uraufführung gedruckten Kommentar: »Obwohl diese Sinfonie in zwei Sätze unterteilt ist, behält sie im Prinzip die traditionelle Viersätzigkeit bei; so dient der erste Satz, der in der Durchführung abbricht, als Einleitung zum Adagio, und auf dieselbe Weise ist das Scherzo mit dem Finale verknüpft. ­Dabei ging es dem Komponisten darum, endlose Rekapitula­tionen und Wiederholungen zu vermeiden.« Der schon früh für das Werk etablierte Beiname »Orgelsinfonie« sollte allerdings nicht allzu wörtlich genommen werden. Denn tatsächlich kommt der Königin der Instrumente trotz ihrer Strahlkraft keine ausgewiesen obligate (also: selbstständige) oder gar konzertante Funk­ tion innerhalb der Komposition zu; sie erklingt ohnehin erstmals – und dafür umso effektvoller – im Poco Adagio überschriebenen langsamen zweiten Satz und dann erst wieder im Finale, während im dazwischen Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78 »Orgelsinfonie« Entstehungsjahre: 1885–1886, dem Komponisten Franz Liszt gewidmet. Uraufführung: Am 19. Mai 1886 in London unter der Leitung von ­C amille Saint-Saëns. Vom Gürzenich-Orchester zuletzt gespielt am 24. Januar 2006 mit dem Organisten Martin Lücher unter der Leitung von Marin Alsop. 37 Camille Saint-Saëns an der Orgel, Aufnahme von 1920 liegenden Scherzo für verschiedene Skalenläufe ein Klavier verlangt wird (für wenige Takte sogar vierhändig). Entscheidender als diese reizvolle instrumentale Besonderheit dürfte für das Werk als Ganzes vielmehr die überaus pralle Besetzung der Bläser sein: so kommen 4 Hörner, 3 Trompeten, Posaunen und Tuba sowie Piccolo-Flöte, Englischhorn, Bassklarinette und Kontrafagott zum Einsatz. Mit ihnen ­erzeugt Saint-Saëns am Ende des zwischen kontrapunktischer Dichte und furiosem Drängen changierenden Finales eine alles überstrahlende klangliche Apotheose. Man mag dem Komponisten, der als Dirigent die Bedeutung des Werkes genau einzuschätzen wusste, nur beipflichten: »Hier habe ich alles gegeben, was ich geben konnte. So etwas wie dieses Werk werde ich nie wieder schreiben.« Michael Kube 38 Jean-François Heisser ist eine allumfassende Künstler-Persönlichkeit: Pianist, Dirigent, und ein vielseitig gebildeter Pädagoge. Seit 1991 unterrichtet er Klavier am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris. Seit 2001 ist Jean-François Heisser Musika­lischer Direktor des Orchestre de Poitou-Charentes, das sich unter seiner Leitung zu einem der führenden Kammerorchester Frankreichs ent­ wickelt hat. Zudem ist er Gastdirigent und Künstlerischer Leiter mehrerer Institutionen und Festivals. Als Solist tritt Jean-François Heisser mit so renommierten Dirigenten wie Marek Janowski, Leif Segerstam, Emmanuel Krivine und Zubin Mehta auf und ist u. a. mit Orchestern wie dem London Symphony, dem Royal Philharmonic, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchestre de Paris und dem Ensemble Les Siècles zu erleben. In seinen Soloabenden widmet er sich vor allem dem Repertoire von Beethoven, Brahms und Chopin sowie Werken spanischer und französischer Komponisten. Daneben setzt sich Jean-François Heisser besonders für Kompositionen des 20. Jahrhunderts und ­Uraufführungen ein, darunter u. a. die Turangalilâ-Symphonie und »Des Canyons aux Etoiles« von Olivier Messiaen sowie die drei Hauptwerke für K ­ lavier von Philippe Manoury. Als Kammermusiker konzertierte er u. a. mit den Streichquartetten Ysaÿe, Lindsay und Prazak. Seine D ­ iskografie umfasst mehr als 40 Einspielungen, ­darunter u. a. die Aufnahme des Gesamtwerks von Paul Dukas, Werke spanischer Komponisten und eine Aufnahme der Violinsonaten von Bartók mit Peter Csaba. 2016 erschien zudem eine Einspielung aller Klavierkonzerte Beethovens, vom Klavier aus geleitet. JeanFrançois Heisser tritt in diesen Konzerten erstmals mit dem GürzenichOrchester Köln auf. 39 Daniel Roth, weltweit als einer der führenden französischen Orgelvirtuosen bekannt, hat als Interpret wie als Lehrer verschiedene prestigeträchtige Positionen eingenommen. Die erste musikalische Ausbildung erhielt er am Conservatoire Mulhouse-Alsace und wechselte anschließend ans Conservatoire National Supérieur in Paris. 1966 gewann er in Paris den »Prix de haute exécution et d’improvi­ sation des Amis de l’orgue« und 1971 den »Premier Grand Prix de Chartres« für Interpretation und Improvisation. Mit 20 Jahren debü­ tierte er an der Pariser Basilika Sacré-Cœur in Montmartre als ­Assistent seiner Orgelprofessorin Rolande Falcinelli, der er später dort auch als ­Titularorganist nachfolgte, ehe er 1985 in der gleichen Funktion an die Kirche St-Sulpice wechselte. Nach Jahren der Lehrtätigkeit an Hochschulen und Konservatorien in Marseille, Strasbourg und Saarbrücken war Daniel Roth von 1995 bis 2007 Professor für Orgel an der Musikhochschule Frankfurt am Main. Seit mehreren Jahren ist er ein international gefragter Konzert­ organist und bei den weltweit bedeutendsten Orchestern zu erleben. Darüber hinaus gibt Daniel Roth Meisterkurse und wirkt als Jury­mit­ glied bei Wettbewerben mit. Zahlreiche Fernseh- und CD-Aufnahmen für Label wie Philips, EMI und Arion belegen sein weites, künstlerisches Spektrum. Daniel Roth ist auch als Komponist tätig und hat u. a. Werke für O ­ rgel solo, Flöte und Orgel, Chor und Orgel sowie für ­Orchester bei den Verlagen Leduc, Bärenreiter, Schott (Mainz), Novello und Butz veröffentlicht. Für seine vielfäl­tigen Verdienste wurde er zum ­»Chevalier de la Légion d’Honneur«, »Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres« und zum »Honorary F­ ellow of the Royal College of Organists« ernannt. Daniel Roth war erstmals im Herbst 2015 im Rahmen des Domkonzertes beim Gürzenich-Orchester zu Gast. 40 41 François-Xavier Roth François-Xavier Roth, geboren 1971 in Paris, gehört zu den charismatischsten und mutigsten Dirigenten seiner Generation. Sein Repertoire reicht von der Musik des 17. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Werken und umfasst alle Gattungen: sinfonische Musik, Oper und ­Kammermusik. Im Jahr 2003 gründete er das innovative Orchester Les Siècles, das sowohl auf neuen wie auf alten Instrumenten musiziert, je nach Werk und oftmals im Wechsel während des gleichen Konzertes. Von 2010 bis 2016 war François-Xavier Roth Chefdirigent des SWR ­Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg; seit dem 1. September 2015 ist er Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln. Roth ist für seine ungewöhnliche Programmgestaltung bekannt, und sein geradliniger Ansatz und seine Überzeugungskraft werden in aller Welt geschätzt. Er arbeitet mit führenden Orchestern zusammen, darunter die Berliner Philharmoniker, das Royal Concertgebouw­orkest Amsterdam, das Boston Symphony Orchestra und das London Symphony Orchestra. In seiner zweiten Spielzeit an der Kölner Oper dirigiert FrançoisXavier Roth Ravels »L’enfant et les sortilèges / L’heure espagnole«, die Wiederaufnahme der Oper »Benvenuto Cellini« von Berlioz sowie Mozarts »Le nozze di Figaro«. Zu seinem Opernrepertoire gehören u. a. Offenbachs »Les Brigands« und »Lakmé« von Delibes an der Opéra-­ Comique in Paris und Morton Feldmans »Neither« an der Berliner Staatsoper. Seine zahlreichen CD-Einspielungen, u. a. mit Les Siècles (mit dem er 2016 den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik für Strawinskys Ballett­musiken erhielt), dem London Symphony Orchestra und dem SWR Sinfonieorchester genießen hohe Wertschätzung. Mit dem Gürzenich-Orchester führt er die Zusammenarbeit mit Philippe Manoury als »Komponist für Köln« mit Uraufführungen weiter und leitet darüber hinaus die Asien­tournee 2017 des Orchesters. Kinder- und Mitmachkonzerte, wie in der letzten Spielzeit »Planeten« mit jungen ­Tänzern und dem Orchester der Rheinischen Musikschule und grenz­ überschreitende Projekte wie »CityLife« mit den Künstlern des Kölner Elektro-Labels Kompakt, gehören zu den festen Bestandteilen seiner Arbeit. François-Xavier Roth leitet das wegweisende LSO Panufnik Young Composer Scheme und gründete gemeinsam mit dem Festival Berlioz und Les Siècles die Orchester­akademie Jeune Orchestre Européen ­Hector Berlioz, die über eine eigene Sammlung historischer Instrumente verfügt. Für das französische Fernsehen konzipierte er mit Les Siècles die Serie Presto, die während ihrer dreijährigen Laufzeit wöchentlich ein Publikum von durchschnittlich drei Millionen Zuschauern erreichte. 42 orchesterbesetzung I. VIOLINEN Torsten Janicke, Alvaro Palmen, Dylan Naylor, Chieko Yoshioka-Sallmon, Andreas Bauer, Rose Kaufmann, Adelheid NeumayerGooses, Demetrius Polyzoides, Elisabeth Polyzoides, Judith ­Ruthenberg, Colin Harrison, Petra Hiemeyer, Anna Kipriyanova, Juta Õunapuu-Mocanita, Toshiko Tamayo HARFEN Antonia Schreiber II. VIOLINEN Sergei Khvorostuhin, Christoph Rombusch, Marie Daniel, Andreas Heinrich, Marek Malinowski, Stefan Kleinert, Martin Richter, Joanna Becker, Hae-Jin Lee, Anna Isabel Fritz, Ayca Akünal**, Will Grigg, Helen Kim-Hoffmann*, Alexander Grotov* FAGOTTE Constantin Gerstein-­ Ichimescu, Diana Rohnfelder*, Klaus Lohrer BRATSCHEN Susanne Duven, Martina Horejsi-Kiefer, Bruno Toebrock, Gerhard Dierig, Annegret Klingel, Antje Kaufmann, Ina Bichescu, Eva-Maria Wilms, Felix Weischedel, Veronika Weiser*, Mircea Mocanitu*, Eva-Maria Klose* VIOLONCELLI Ulrike Schäfer, Joachim Griesheimer, Ursula Gneiting-Nentwig, Johannes Nauber, Klaus-Christoph Kellner, Franziska Leube, Daniel Raabe, Sylvia Borg-Bujanowski, Katharina ApelHülshoff, Francesca Fiore** KONTRABÄSSE Johannes Seidl, Johannes Eßer, Konstantin Krell, Krasen Zagorski*, Wolfgang Sallmon, Jason Witjas-Evans, Euseon Jang*, Markus Vornhusen* FLÖTEN Alja Velkaverh, André Sebald, Christiane Menke OBOEN Tom Owen, Sebastian Poyault, Ikuko Homma KLARINETTEN Blaž Šparovec, Ekkehardt Feldmann, Thomas Adamsky HÖRNER Markus Wittgens, Gerhard Reuber, Andreas Jakobs, David Neuhoff TROMPETEN Bruno Feldkircher, Matthias Jüttendonk, Klaus von der Weiden POSAUNEN Aaron Außenhofer-Stilz, Christoph Schwarz, Fabian Schmidt* TUBA Karl-Heinz Glöckner PAUKE Robert Schäfer SCHLAGZEUG Alexander Schubert, Christoph Baumgartner, Markus Knoben** KLAVIER Alexander Mathas*, Paolo Alvares* * Gast ** Orchesterakademie des Gürzenich-Orchesters Stand: 01. Dezember 2016 Ein•klang Konzertreihe 16/17 Sonntag 04.12.2016 18:00 - Köln 1892 - EIN HERVORRAGENDES JAHR Sonntag 08.01.2017 18:00 - Köln ALTES IM NEUEN GEWAND Sonntag 05.02.2017 18:00 - Köln Montag 06.02.2017 20:00 - Bonn OKTETTE Sonntag 05.03.2017 18:00 - Köln BACH MEETS JAZZ Spielort Köln Sancta Clara-Keller Am Römerturm 3 • 50667 Köln Köln + Bonn Sonntag 23.04.2017 18:00 - Köln Montag 24.04.2017 20:00 - Bonn R(H)EIN KAMMERMUSIKALISCH Sonntag 07.05.2017 18:00 - Köln WORLD WINDS - BLÄSER TRADITIONEN Sonntag 25.06.2017 18:00 - Köln Montag 26.06.2017 20:00 - Bonn KOECHLIN – KOMPONISTEN IM FOKUS Spielort Bonn Historischer Gemeindesaal Kronprinzenstraße 31 • 53173 Bonn KammerMusik für Köln www.kammermusik-für-köln.de Unser Partner 44 orchesteraktuell Ungeheuerlich und ohne Vibrato Die Orgelsinfonie in der kritischen Neuedition des Bärenreiter-Verlages »Ich warne Sie: Es wird ungeheuerlich!« Vermutlich waren diese Worte von Camille Saint-Saëns gegenüber seinem Auftraggeber, der Phil­ harmonic Society London, mehr als Versprechen, denn als Drohung zu verstehen. Die »Ungeheuerlichkeit«, eine Orgel in ein sinfonisches Werk zu integrieren, wurde in den Ohren der Zeitgenossen nur dadurch übertroffen, dass Saint-Saëns im letzten Satz auch noch ein vierhändig zu spielendes Klavier vorsah. Selbst Hector Berlioz, der vor Kühn­ heiten in der Instrumentation nicht zurückschreckte, war der Ansicht: »Unzweifelhaft vermag man die Orgel mit den verschiedenen Elementen, die das Orchester bilden, zu vermischen, und man hat es auch mehrmals getan; allein es ist nur eine Herabwürdigung dieses majes­ tätischen Instrumentes, wenn man ihm eine so untergeordnete Rolle zuerteilt.« Nicht unmöglich, dass das Vorbild des späteren Widmungsträgers der Orgelsinfonie, Franz Liszt, hier eine Rolle gespielt hat: In seiner Sinfonischen Dichtung »Hunnenschlacht« (1856/1857) hatte Liszt unterstrichen, dass die Orgel ohne weiteres als Orchesterinstrument bestehen kann. Oder war es der genius loci des Uraufführungsortes, der solch »Ungeheuerliches« in ihm anregte? In der Londoner St. James Hall befand sich eine Orgel, die unter Organisten liebevoll »The Beast« genannt wurde. Ein Blick in die Entstehungsgeschichte der »Orgelsinfonie« offenbart den verblüffenden Umstand, dass Camille Saint-Saëns seine beiden populärsten Werke gewissermaßen gleichzeitig schuf: Die »Orgel­ sinfonie« schloss er erst ab, nachdem er den »Karneval der Tiere« vollendet hatte! Sein Verleger Durand wartete ungeduldig auf die ­Fertigstellung der Sinfonie: »Ich kenne Sie: Kaum dass Sie den letzten Federstrich getan haben, kommen Sie tags darauf an und wollen ­wissen, ob schon alles gestochen, korrigiert, gedruckt und in alle vier Himmelsrichtungen verschickt ist [...]«, neckte Durand seinen Komponisten. 45 Manuskript (Ausschnitt) der Sinfonie Nr. 3, der »Orgelsinfonie« Trotz der skrupulösen Korrekturen von Camille Saint-Saëns enthielten die bisherigen Ausgaben der »Orgelsinfonie« nach wie vor Druckfehler, die in der kritischen Neuausgabe des Bärenreiter-Verlages, die das Gürzenich-Orchester in diesem Konzertprogramm erstmals verwendet, bereinigt sind. Der Herausgeber Michael Stegemann hebt noch einmal die Genauigkeit der dynamischen Abstufungen hervor, die Saint-Saëns vorgenommen hat und zitiert einen Artikel des Komponisten im »Echo de Paris« (1915) mit wichtigen aufführungspraktischen Hinweisen: »Vor fünfzig Jahren spielten die Orchester immer zu laut; heute ist es das Gegenteil; sobald irgendwo die Angaben piano oder sogar ­diminuendo erscheinen, verstummt alles; zwanzig Geigen, die unisono spielen, sind kaum zu hören; die kantablen Melodien ›singen‹ nicht mehr, eine Unmenge an wichtigen Details ist nicht mehr wahrnehmbar. Ich brauchte sehr viel Hartnäckigkeit, um den Musikern klar zu machen, dass ein Piano nicht dasselbe ist wie ein Pianissimo, und dass kantable Melodien ›gesungen‹ werden müssen. […] Wie das Fortissimo muss das Pianissimo eine Ausnahme bleiben – nur dann kommt es zu großer Wirkung; aber in einem großen Saal ist sein Missbrauch ein Irrtum. Ich habe ein solches extremes Pianissimo am Anfang des Adagios meiner Symphonie verlangt, und gleichzeitig den Verzicht auf Vibrato, dessen ständiger Gebrauch auch zu den ­Untugenden moderner Aufführungspraxis gehört; es sollte gleichfalls die Ausnahme darstellen und nur in jenen Passagen eingesetzt ­werden, die besonders gefühlvoll sind.« Patrick Hahn 46 orchesteraktuell Schulkonzert01: Auch hier tanzten die Skelette Die »Danse macabre« von Camille Saint- Saëns ist nicht unbedingt ein Stück, das einem direkt in den Sinn kommt, wenn man an Musikvermittlung für ein Publikum von unter 10-Jährigen denkt. Am 09. Dezember aber hat das Education-Programm »Ohrenauf!« des Gürzenich-Orchesters Köln das junge Publikum mit dem schaurig-schönen Werk des französischen Komponisten vertraut gemacht. Dabei ist »Mitmachen!« das Stichwort. Schüler der ersten bis zur vierten Klasse haben zusammen mit der Moderatorin Anne Kussmaul die geisterhaften Instrumente des Orchesters erforscht, eigenhändig eine Gruselmusik entwickelt und sind der »Danse macabre« in all ihren Facetten auf den Grund gegangen: Welches Instrument hört sich wohl an wie ein tanzendes Skelett und was passiert, wenn die Turmuhr zwölfmal schlägt? Unter der Leitung von François-Xavier Roth haben die Schüler live miterlebt, wie sich die Philharmonie in einen Tanzsaal für kleine Skelette und Geister verwandeln kann. 47 Mitsingen, Tanzen, einmal selbst auf der Bühne stehen – all das ist möglich in den »Ohrenauf!«-Schulkonzerten. Das Gürzenich-Orchester lädt insgesamt fünf Mal im Jahr zum Schulkonzert ein. Auf dem Programm steht jedes Mal ein anderes Werk aus dem aktuellen Sinfoniekonzertprogramm. Angeboten werden sowohl Schulkonzerte für Grundschulen sowie für weiterführende Schulen. Die Kernidee dabei ist es, die Schülerinnen und Schüler aktiv in das Konzertgeschehen einzubinden und sie sogar selbst mitzuwirken zu lassen. Zusätzlich bietet »Ohrenauf!« den Lehrerinnen und Lehrern im Vorfeld Unterrichtsmaterialien an, mit denen der Konzertbesuch mit Vorschlägen zur praktischen Auseinandersetzung vorbereitet werden kann. Einige Schulklassen werden auch von Musikerinnen und Musiker des ­Gürzenich-Orchesters in der Schule besucht und erhalten eine inter­ aktive Konzerteinführung. Patricia Knebel, Catharina Starken 48 orchesteraktuell Ton-Bilder [4] P. Dittrich (Lebensdaten unbekannt) Allée des Pyramides, um 1890 Albuminabzug, 20,8 x 26,8 cm Museum Ludwig Köln Das Ägypten, das Camille Saint-Saëns in den 1890er-Jahren besuchte, war von europäischen Fotografen immer wieder durchreist und fotografisch dokumentiert worden. In Mappen gebunden, als Einzeltafeln oder in Büchern verbreiteten sich ihre Bilder rasch und verstärkten die Orientsehnsucht vieler Künstler. Der deutsche Fotograf Dittrich eröffnete in den 1880er-Jahren ein Atelier in Kairo. Als Hoffotograf des ägyptischen Königs nahm er zahlreiche altägyptische Monumente auf. Auffällig ist aber sein westlicher Blick: Die tief ins Bild führende Allee ist ein vertrautes Motiv in der europäischen Landschaftsmalerei. Wie eine ferne Erscheinung zeichnen sich im Hintergrund Pyramiden oder ein Kamel ab. So vermischen sich europäische Bildkonzepte mit orientalischen Motiven – ganz ähnlich wie im »Ägyptischen Konzert« von Saint-Saëns Orient und Okzident musikalisch ineinanderfließen. Das Werk ist Teil der umfangreichen Sammlung Fotografie des Museum Ludwig und kann gegen Anmeldung im Studienraum vorgelegt werden. Dr. Miriam Halwani, Museum Ludwig Foto: © Thomas Chapuzot neujahrskonzert Ein rauschhaftes Orchesterfest mit Ausflügen in die sinnliche Welt der Oper. Werke von u.a. Rossini, Giordano, Ravel und Respighi Anja Harteros Sopran Daniele Rustioni Dirigent Sonntag, 08. Jan 17, 11 Uhr Kölner Philharmonie Kartenbestellung (0221) 280 282 guerzenich-orchester.de First Global Partner konzerte neu erleben Mit GO PLUS bieten wir Ihnen eine neue Möglichkeit, Konzerte des Gürzenich-Orchesters im Internet zu erleben – unabhängig vom Ort, von der Tageszeit und mit ungeahnten Perspektiven. GO PLUS präsentiert Ihnen ausgewählte Konzerte als hochauflösende Videos und als Audiostreams, live aufgenommen in der Kölner Philharmonie. Werke von Beethoven | Berlioz | Brahms | Delius | Elgar | Eötvös | Manoury | Mozart | Ravel | Saint-Saëns | Strauss GO PLUS ist kostenlos. Besuchen Sie uns unter guerzenich-orchester.de/go-plus 52 vorschau neujahrskonzert Sonntag, 08. Januar 2017, 11 Uhr Kölner Philharmonie Gioachino Rossini Ouvertüre zu »Wilhelm Tell« (1829) Camille Saint-Saëns »Samson et Dalila« op. 47 (1877) ­Bacchanale Maurice Ravel »La Valse« (1919–1920) Poème choréographique für Orchester Alfredo Cattalani »Ebben, né andro lontana« aus »La Wally« (1891) Almichare Ponchielli »La danza delle ore« aus »La Gioconda« (1876) Umberto Giordano »La mamma morta« aus »Andrea Chenier« (1896) Ottorino Respighi »Feste Romane« (1928) Poema sinfonico für Orchester Anja Harteros Sopran Gürzenich-Orchester Köln Daniele Rustioni Dirigent Karten erhalten Sie bei der Gürzenich-Orchester-Hotline: Tel (0221) 280 282, beim Kartenservice der Bühnen Köln in den Opernpassagen, im Internet unter: www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. 53 sinfoniekonzert 05 Sonntag, 22. Januar 2017, 11 Uhr Montag, 23. Januar 2017, 20 Uhr Dienstag, 24. Januar 2017, 20 Uhr Kölner Philharmonie Konzerteinführung So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre zu »Idomeneo« (1780–1781) Benjamin Britten Piano Concerto (1938–1945) Richard Strauss »Ein Heldenleben« – Tondichtung für großes Orchester (1897–1898) Sunwook Kim Klavier Gürzenich-Orchester Köln Michael Sanderling Dirigent PD Dr. Michael Kube ist Mitglied der Editionsleitung der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen) und ­Mitarbeiter des Berliner Klassik-Portals »www.idagio.com«. Für die Saison 2015/16 entwickelte er gemeinsam mit Malte Arkona die Familienkonzerte »phil. zu entdecken« der Dresdner Philharmoniker. Er gehört darüber hinaus als Juror dem »Preis der deutschen Schallplattenkritik« an. Zudem unterrichtet er an der Musikhochschule Stuttgart und an der Universität Tübingen. IMPRESSUM Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing Redaktion Tilla Clüsserath (verantwortlich), Ben Duven, Patrick Hahn, Patricia Knebel Textnachweis Die Texte von Michael Kube sind Originalbeiträge. Bildnachweis S. 6, S. 9, S. 10, S. 13, S. 30, S. 37, S. 47: AKG-images, S. 16: Library of Congress, S. 28: Jean-François Heisser, S. 35: Brooklynmuseum, S. 38: Thomas Chapuzot, S. 39: Daniel Roth, S. 40: Matthias Baus, S. 45: Bibliothéque de l’institute de France, S-Ti, Ms. 2500, S. 46: Martina Goyert, S. 48: Museum Ludwig G ­ estaltung, Satz parole g­ esellschaft für kommunika­tion mbh Druck Köllen Druck + Verlag GmbH Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht ­gestattet sind. Euro 2,- 54 Das Gürzenich-Orchester Köln dankt Lufthansa und der Concert-Gesellschaft Köln e.V. für ihr kulturelles Engagement und ihre großzügige Unterstützung. Ehrenmitglieder des Kuratoriums Henriette Reker I Oberbürgermeisterin der Stadt Köln Jürgen Roters I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D. Dr. h. c. Fritz Schramma I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D. Vorstandsvorsitzender der Concert-Gesellschaft Köln e.V. Olaf Wegner Kuratoren Bechtle GmbH I IT Systemhaus, Waldemar Zgrzebski Ebner Stolz Partnerschaft mbB I Dr. Werner Holzmayer Excelsior Hotel Ernst AG I Henning Matthiesen Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH I Dr. Ulrich Kauffmann HANSA-REVISION Schubert & Coll. GmbH I Wirtschafts­prüfungs- und Steuerberatungs­gesellschaft, Dipl.-Kfm. Bernd Schubert ifp I Personalberatung und Managementdiagnostik, Jörg Will Kirberg GmbH Catering Fine Food I Jutta Kirberg Kölner Bank eG I Bruno Hollweger Koelnmesse GmbH I Gerald Böse Kreissparkasse Köln I Alexander Wüerst Gerd Lützeler I Dipl.-Kaufmann – Wirtschafts­prüfer – Steuerberater Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA I Dr. Wolfgang Leoni Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG I Heinrich Becker ROLEX Deutschland GmbH I Peter Streit TÜV Rheinland AG I Prof. Dr. Bruno O. Braun Firmen l Verbände l Vereine August Hülden GmbH & Co. KG I Dr. Paul Kellerwessel Henze & Partner I Jürgen Henze Freie Volksbühne I Astrid Freudenberger Freytag & Petersen I Prof. Dr. Hugo Heinrich Best Kölner Bank eG I Bruno Hollweger Kreissparkasse Köln I Dr. Klaus Tiedeken Philharmonischer Chor e.V. I Prof. Horst Meinardus Richard-Wagner-Verband Köln I Gerhard Idolski Sparkasse KölnBonn I Dr. Christoph Siemons Theatergemeinde Köln I Norbert Reiche ifp Will und Partner GmbH & Co. KG I Jörg Will 55 Mitglieder Konrad und Petra Adenauer I Claudia und Joachim von Arnim I Erika Baunach I Helge und Thekla Bauwens I Matthias Berg und Dieter Eimermacher I Dr. Regine Blaß I Barbara Blumberg I Wolfgang und Ellen Böttcher I Birgit Boisserée I Dr. Rudolf von Borries I Sabine Bourry I Andreas Braun I Ursula Breunig I Prof. Dr. Gerhard Brunn I Prof. Dr. T. Brusius I Dr. Michael und Marita Cramer I Anna Dünnebiervon Paczensky I Klaus und Hella Dufft I Brigitte Eldering I Dr. Ben und Sigrun Elsner I Heinz Christian Esser I Maria-Hildegard Falderbaum I Brigitte Feierabend I Dr. Klaus Fleischmann und Krista ScheepersFleischmann I Christoph Gallhöfer und Katrin Preuß-Neudorf I Hubertus von Gallwitz I Dr. Marie-Louise Gaul I Hans und Dr. Helga Gennen I Jutta Geyr I Erwin und Heidi Graebner I Bernd und Gisela Grützmacher I Hans-Georg und Ursula Gülke I Dr. Klaus und Theodora van Haag I Christa Hackenbruch I Dr. Rolf-D. Halswick I Bernd Hannemann I Hermann Hauke I Monika und Michael Hegel I Doris und Dieter Heithecker I Prof. Dr. Klaus Heubeck I Markus Hilgers I Ulrike Höller I Gerd und Ursula Hörstensmeyer I Prof. Dr. Rolf Huschke-Rhein und Dr. Irmela Rhein I Prof. Dr. Rainer Jacobs I Klaus und Dagmar Jaster I Prof. Dr. Hermann Kämmerer und Dr. Mireya Schmickler I Prof. Michael und Rose Kaufmann I Werner und Gisela Kiefer I Prof. Dr. Hans-Friedrich Kienzle und Dr. Sabine Staemmler-Kienzle I Hildegard Kilsbach I Dirk Klameth I Hans-Josef Klein I Dres. Marlies und Jobst Jürgen Knief I Hermann und Ute Kögler I Cornelia und Gerald Köhler I Dr. Peter Konner I Dr. Klaus Konner I Bernd Krükel I Dr. Bernd Küppers I Dr. Arnd Kumerloeve I Dr. Lydia Kunze I Dr. Anke Leineweber I Ute Linack I Susanne Lührig I Dres. Andreas und Henriette Madaus I Dr.-Ing. Heinz und Rosemarie Mathiak I Johanna von Mirbach-Reich I Hermann-Reiner Müller I Christian Münster und Bianca Schönemann I Dr. Jochen und Astrid Nacken I Theo und Leni Nettekoven I Dr. Günther Ocker I Annemarie Opitz I Margarethe Parseghian I Dr. Jürgen Pelka I Manfred und Christine Pfeifer I Dr. Wolfgang und Doris Postelt I Dres. Hans-Michael und Elisabeth Pott I Julia Priemer-Bleisteiner I Dr. Reiner I Ingeborg Richter I Prof. Dr. Ulrich Richter I Jacqueline Ritter I Ulrich Rochels I Axel Rodert und Hedwig Rodert-Rutt I Andreas Röhling I Dr. Dirk Sagemühl I Dr. Bernd Schäfer und Ulrike Schäfer-Trüb I Dr. Bernhard Schareck I Margarete Schönenborn I Prof. Dr. Ulrich Schröder I Bernd und Marianne Schubert I Gerd-Kurt und Marianne Schwieren I Siegfried Seidel I Burkhard Sondermeier I Dr. Angelika Sprüth I Rolf Stapmanns I Gabriele Stroß I Hans Jürgen und Edelgard Thiel I Peter und Monika Tonger I Anita und Dr. Reiner Tredopp I Hans-Ulrich und Gisela Trippen I Dr. Detlef Trüb I Markus Ulrich I Heinz-Peter und Andrea Verspay I Peter Egon Wagner I Helmut Wexler I Michael Wienand I Gabriele Wienhenkel-Pfeiffer I Lotte Wiethoff I Hans-Peter Wolle und Brigitte Bauer