Sarkoidose: Neue Diagnosemöglichkeit durch Oberflächenmarker

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Sarkoidose: Neue Diagnosemöglichkeit durch Oberflächenmarker
Sarkoidose
Neue Diagnosemöglichkeit durch
Oberflächenmarker
Neuherberg (23. Oktober 2015) - Ein Wissenschaftlerteam am
Helmholtz Zentrum München hat kürzlich gemeinsam mit Kollegen der
LMU eine neue Strategie entwickelt, verschiedene Unterarten von
Monozyten zu unterscheiden und deren Beteiligung bei Erkrankungen
zu untersuchen. Die in der Zeitschrift ‚Blood‘ veröffentlichten
Ergebnisse sollen künftig unter anderem die Diagnose von Sarkoidose
erleichtern und so das Patientenmanagement verbessern.
Monozyten sind weiße Blutzellen, die eine wichtige Rolle im
Immunsystem des Menschen spielen. Sie bilden die Vorläufer von
Dendritischen und Fresszellen (Makrophagen) und zirkulieren im Blut,
bevor sie in ihr Zielgewebe einwandern und dort körperfremde
Strukturen abwehren. Bisher unterschieden Wissenschaftler einzelne
Untergruppen nur anhand der Oberflächenstrukturen CD14 und CD16*
– das könnte sich bald ändern.
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Oberflächenmolekül als neuer Marker
In der aktuellen Studie zeigte das Team um Prof. Loems
Ziegler-Heitbrock, dass die Bestimmung eines zusätzlichen
Markermoleküls, genannt slan, es erlaubt, die Untergruppen der
Monozyten feiner zu definieren. Die Ergebnisse der Wissenschaftler
zeigen, dass eine Unterscheidung dieser Untergruppen auch zu einem
besseren Verständnis von Krankheiten führen könnte.
Sarkoidose im Visier
So untersuchten Dr. Thomas Hofer und Dr. Marion Frankenberger,
Wissenschaftler des Comprehensive Pneumology Center (CPC) am
Helmholtz Zentrum München, Blutproben von Probanden mit
Sarkoidose. Bei dieser Erkrankung, die besonders oft die Lunge
schädigt, bilden sich kleine Knötchen im Gewebe und es findet eine
starke Immunreaktion statt. Ihr genauer Ursprung ist bislang unklar,
eine Beteiligung von Monozyten gilt aber als gesichert. „Anhand
unserer Daten können wir klar unterscheiden, welche Subgruppe der
Monozyten wirklich in die Krankheit involviert ist“, erklärt Hofer. „Im Blut
der Patienten fanden wir signifikant hohe Zahlen an Monozyten, die
positiv für CD16 und negativ für slan waren.“ Diese Zellen könnten eine
wichtige Rolle bei dieser Erkrankung spielen.
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Rolle auch bei Erkrankung des Gehirns
In fortführenden Arbeiten erkannten die Wissenschaftler zudem, dass
das neue diagnostische Werkzeug wohl auch dazu dienen könnte, eine
Erkrankung des Gehirns zu untersuchen: „Um die Vorhersagequalität
unseres neuen Markers zu testen, untersuchten wir Patienten, die an
HDLS** leiden, einer Krankheit bei der Nervenzellen des Gehirns zu
Grunde gehen,“ sagt Frankenberger. Hier zeigte sich, dass eine
Untergruppe, die wir nun genau definieren können (CD16 positiv/slan
positiv), kaum im Blut der Patienten vorkommt. Wir vermuten daher,
dass diese Zellen für die normale Funktion des Gehirns eine
entscheidende Rolle spielen“, so die Co-Autorin.
„Mit unserem neuartigen Ansatz haben wir nun ein neues
diagnostisches Tool und wir erwarten, dass es Einfluss auf viele
Bereiche der Medizin haben wird“, erklärt Studienleiter
Ziegler-Heitbrock. „Wir werden künftig untersuchen, ob uns der neue
Marker slan auch bei anderen Krankheiten neue Einblicke liefern kann.“
Anmerkungen
* CD16 positive Monozyten sind in vielen Infektionskrankheiten
vermehrt vorhanden. Sie gelten als proinflammatorisch (also
entzündungsbegünstigend) und werden seit etwa 2010 in drei
Subpopulationen eingeteilt: Classical monocytes (CD14++CD16−),
Intermediate monocytes (CD14++CD16+) und Non-classical monocytes
(CD14+CD16++). Die aktuelle Studie ermöglicht nunmehr eine
eindeutige Klassifizierung dieser Zellen.
** HDLS (engl.: hereditary diffuse leukoencephalopathy with
spheroids) ist ein Akronym für erbliche diffuse Leukenzephalopathie mit
Sphäroiden. Die Krankheit setzt im Erwachsenenalter ein und befällt
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das Gehirn, wo sie die Myelinscheiden der Nerven angreift und
sogenannte Sphäroide bildet. Dies führt zu einem fortschreitenden
Verlust der kognitiven und motorischen Fähigkeiten.
Weitere Informationen
Die Studie wurde in Kooperation mit der Abteilung für innere Medizin IV
des medizinischen Zentrums der Universität des Saarlandes, der
Asklepios Fachklinik in München/Gauting und der Abteilung für
Neurologie der LMU München durchgeführt.
Erst kürzlich hatten Forscher des Helmholtz Zentrums für
Infektionsforschung in Braunschweig einen neuen Marker zur besseren
Unterscheidung zwischen akuter und chronischer Sarkoidose entdeckt:
https://idw-online.de/de/news638575
Original-Publikation
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Hofer, T. et al. (2015). Slan-defined subsets of CD16-positive
Monocytes: Impact of granulomatous Inflammation and
M-CSF-Receptor Mutation, Blood, DOI: 10.1182/blood-2015-06-651331
http://dx.doi.org/10.1182/blood-2015-06
-651331
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Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches
Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel,
personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit
verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und
Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das
Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der
Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das
Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist
Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18
naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische
Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. Das
Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für
Diabetesforschung e.V. http://www.helmholtz-muenchen.de/
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Das Institut für Lungenbiologie (iLBD) gehört dem Comprehensive
Pneumoloy Center (CPC) an, einem Zusammenschluss des Helmholtz
Zentrums München mit dem Universitätsklinikum der
Ludwig-Maximilians-Universität München und den Asklepios
Fachkliniken München-Gauting. Ziel des CPC ist die Erforschung
chronischer Lungenerkrankungen, um neue diagnostische und
therapeutische Strategien zu entwickeln. Das iLBD führt mit der
Untersuchung zellulärer, molekularer und immunologischer
Mechanismen von Lungenerkrankungen den Schwerpunkt der
experimentellen Pneumologie an. Das CPC ist ein Standort des
Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL). http://www.helmholtz
-muenchen.de/ilbd/index.html
Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches
Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
23.10.2015 (tB).
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