Reisemedizinische Informationen Impfungen: Schluckimpfung Der orale Lebendimpfstoff (Vivotif®) besteht aus veränderten Salmonella typhi Bakterien. Der Impfstoff ist als Kapseln oder in flüssiger Form erhältlich und muss in 3 Dosen innerhalb von 5 Tagen eingenommen werden. Der Impfschutz beginnt ca. 10 Tage nach der letzten Dosis und hält mindestens für ein Jahr an. Der orale Lebendimpfstoff bietet einen ca. 70%-igen Schutz vor Abdominaltyphus und ist auch für Kinder ab 2 Jahren geeignet. Dieser Impfstoff muss im Kühlschrank aufbewahrt werden (2° - 8°C) Injektionsimpfung Der Vi-Polysaccharid-Impfstoff besteht aus einem Antigen der Bakterienkapsel von Salmonella typhi und wird einmalig in den Oberarmmuskel gespritzt. Der Impfschutz beginnt nach ca. 14 Tage und beträgt etwa 70%. Der Vi-Polysaccharid-Impfstoff hält für ca. 2 Jahre an. Diese Impfung ist in der Schweiz nicht registriert, ist aber bei einigen Fachärzten „Tropen-und Reisemedizin“ und an den Impfzentren verfügbar. Diese Typhusimpfungen schützt nicht vor Durchfallerkrankungen! Beide Impfungen schützen nicht vor Infektionen Salmonella paratyphi und diejenigen Salmonellosen, welche vor allem Durchfall verursachen, ebensowenig gegen die sogenannte "Rache des Montezuma" (= Reisedurchfall, meistens durch E. coli – Bakterien ausgelöst) oder andere häufige Durchfallursachen. Deshalb sind trotz einer Abdominaltyphus-Impfung die prophylaktischen Massnahmen gegen Durchfall zu beachten. Empfehlungen: Nahrungsmittelhygiene (nur frisch gekochte, gebratene oder geschälte Nahrungsmittel, Heissgetränke oder industriell abgefüllte Getränke) ist eine überall anzuwendende Prophylaxe. Die Impfung wird bei Reisen in spezielle Regionen (Indien, Ägypten, Westafrika) oder für längere Reisen unter schlechten hygienischen Umständen zusätzlich empfohlen. Seite 4 Abdominal-Typhus © 2011 A. Lauber, B Beck V.1.51 D Abdominal-Typhus Bakterielle fieberhafte Infektion Typhus („typhoid fever“) ist eine fieberhafte Erkrankung, welche durch Bakterien (Salmonella typhi oder Salmonella paratyphi) verursacht wird. Die Übertragung findet vor allem durch verunreinigte Lebensmittel und Wasser statt. Mary Mallon, eine von Irland nach Long Island (USA) eingewanderte Köchin, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Namen „Typhoid Mary“ bekannt. Sie war eine Dauerausscheiderin des TyphusBakteriums ohne selbst krank zu sein. Sie steckte zahlreiche Leute aus verschiedenen Familien, für die sie kochte, mit Typhus an. Mary Mallon wurde 3 Jahre lang in einem Spital isoliert und es wurde ihr verboten, als Köchin zu arbeiten. Sie änderte daraufhin ihren Namen in Mrs. Brown und arbeitete wiederum als Köchin in einem Spital, wo sie 25 Angestellte mit Abdominaltyphus ansteckte. Insgesamt steckte Mary 53 Leute an, wovon 5 an Abdominaltyphus starben. (Jürg Federspiel: „Die Ballade von der Typhoid Mary“; Suhrkamp-Verlag) Reisemedizinische Informationen Abdominaltyphus / Bauchtyphus Namensgebung Früher wurden unter dem Namen „Typhus“ Krankheiten zusammengefasst, welche ein akut fiebriges, mit Benommenheit einhergehendes (typhos = Nebel) Zustandsbild zeigten. Dazu gehörten auch Fleckfieber, Brucellose und Rückfallfieber. Der Begriff „Typhus“ bezeichnet im englischen Sprachraum speziell das Fleckfieber. Die deutsche Bezeichnung „Abdominal-Typhus“ oder „Bauchtyphus“ (allgemein als „Typhus“ bezeichnet) lautet im Englischen „typhoid fever“ (heute auch „enteric fever“), bzw. im Französischen „fièvre typhoïde“. Verbreitung: Vor allem in Ländern mit mangelnder Hygiene im Wasser- und Lebensmittelbereich. In den Industrieländern kommt Abdominaltyphus nur noch selten vor. Erreger: S a l m o n e l l e n s i n d b e we gl i c h e Stäbchenbakterien. Aufgrund von Oberflächenstrukturen (Antigenen) lassen sich ca. 2000 Salmonellenarten unterscheiden. Die durch Salmonellen verursachten Krankheitsbilder lassen sich wie folgt einteilen: Bauch-Typhus ausgelöst durch Salmonella typhi und paratyphi, welche ausschliesslich im Menschen leben. Andere Salmonellosen, die hauptsächlich Darmprobleme (Erbrechen und Durchfall) verursachen, werden durch eine grosse Anzahl verschiedener Salmonellenarten ausgelöst, welche meist in Tieren leben. Übertragung: Reisemedizinische Informationen Krankheitsbild: Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit variiert zwischen 3 Tagen und 3 Wochen. Beim Abdominaltyphus werden vier Stadien unterschieden: Kopf- und Gliederschmerzen, leichte Temperaturerhöhung mit schwankendem Fieber. Oft bemerkt der Patient noch keine Symptome. Hohes Fieber (39° - 41°), starke Kopfschmerzen, beginnende Schläfrigkeit (typhos = Nebel), uncharakteristische Bauchbeschwerden oft mit Verstopfung einhergehend, Hautrötungen (typisch, aber selten), relativ langsamer Puls trotz hohem Fieber, Milzschwellung. Die Verstopfung wird von Durchfall abgelöst, der Patient scheidet Erreger aus und ist somit ansteckend, Fieberrückgang, Gefahr von Darmblutungen und Darmdurchbrüchen. Erholungsphase. Bleiben immer wieder leicht erhöhte Temperaturen messbar, so ist mit einem erneuten Ausbruch von Abdominaltyphus zu rechnen. Wenige Patienten werden zu Salmonellen – Dauerausscheidern (wie „Typhoid Mary“) Therapie: Die Therapie besteht vor allem in der Gabe von Antiinfektiva (Antibiotika). In zunehmendem Mass treten Resistenzen gegen Antiinfektiva auf. Oft muss die Therapie mit Infusionen verabreicht werden. Bei sehr schweren Verläufen des Abdominaltyphus mit Hirnbeteiligung wird eine zusätzliche Gabe von Kortisonpräparaten (Dexamethason) empfohlen. Eine genaue Überwachung der Flüssigkeitsbilanz ist angezeigt. Prophylaxe: Auf persönliche Hygiene achten (Hände waschen etc.). Sich auf Reisen an den Grundsatz „boil it, cook it, peel it or forget it“ halten; d.h. kein Wasser direkt ab der Leitung und keine Drinks mit Eiswürfeln trinken, nur gut durchgebratenes oder gekochtes Fleisch essen und nur Früchte essen die man selbst geschält hat. Vorsicht mit rohen Esswaren, auch in 5-Stern-Hotels sind das Salatbuffet und die Dessert-Cremes nicht immer über jeden Zweifel erhaben. Abdominaltyphus wird durch die Bakterien Salmonella typhi oder Salmonella paratyphi verursacht (nicht zu verwechseln Salmonellen, welche durch rohe Eier und Geflügel übertragen werden!). Die Keime werden oral über kontaminierte Gegenstände (Lebensmittel etc.) aufgenommen. Die Bakterien durchwandern dann die Schleimhaut des Dünndarms, um sich in Abwehrzellen (Makrophagen) zu vermehren. Mittels dieser Abwehrzellen werden die Bakterien im Körper verbreitet und über den Stuhl ausgeschieden. Je höher die Anzahl eingenommener Bakterien, desto wahrscheinlicher ist eine Erkrankung. Seite 2 Abdominal-Typhus Abdominal-Typhus Seite 3