Abdominaltyphus 2011 D

Werbung
Reisemedizinische Informationen
Impfungen:
Schluckimpfung
Der orale Lebendimpfstoff (Vivotif®) besteht aus veränderten Salmonella typhi Bakterien. Der Impfstoff ist als Kapseln oder in flüssiger Form erhältlich und muss in 3
Dosen innerhalb von 5 Tagen eingenommen werden. Der Impfschutz beginnt ca. 10
Tage nach der letzten Dosis und hält mindestens für ein Jahr an. Der orale
Lebendimpfstoff bietet einen ca. 70%-igen Schutz vor Abdominaltyphus und ist auch
für Kinder ab 2 Jahren geeignet.
Dieser Impfstoff muss im Kühlschrank aufbewahrt werden
(2° - 8°C)
Injektionsimpfung
Der Vi-Polysaccharid-Impfstoff besteht aus einem Antigen der Bakterienkapsel von
Salmonella typhi und wird einmalig in den Oberarmmuskel gespritzt. Der Impfschutz
beginnt nach ca. 14 Tage und beträgt etwa 70%. Der Vi-Polysaccharid-Impfstoff hält
für ca. 2 Jahre an. Diese Impfung ist in der Schweiz nicht registriert, ist aber bei einigen
Fachärzten „Tropen-und Reisemedizin“ und an den Impfzentren verfügbar.
Diese Typhusimpfungen schützt nicht vor Durchfallerkrankungen!
Beide Impfungen schützen nicht vor Infektionen Salmonella paratyphi und diejenigen
Salmonellosen, welche vor allem Durchfall verursachen, ebensowenig gegen die
sogenannte "Rache des Montezuma" (= Reisedurchfall, meistens durch E. coli –
Bakterien ausgelöst) oder andere häufige Durchfallursachen. Deshalb sind trotz einer
Abdominaltyphus-Impfung die prophylaktischen Massnahmen gegen Durchfall zu
beachten.
Empfehlungen:
Nahrungsmittelhygiene (nur frisch gekochte, gebratene oder
geschälte Nahrungsmittel, Heissgetränke oder industriell
abgefüllte Getränke) ist eine überall anzuwendende Prophylaxe.
Die Impfung wird bei Reisen in spezielle Regionen (Indien,
Ägypten, Westafrika) oder für längere Reisen unter schlechten
hygienischen Umständen zusätzlich empfohlen.
Seite 4
Abdominal-Typhus
© 2011 A. Lauber, B Beck V.1.51 D
Abdominal-Typhus
Bakterielle fieberhafte Infektion
Typhus („typhoid fever“) ist eine fieberhafte Erkrankung, welche
durch Bakterien (Salmonella typhi oder Salmonella paratyphi)
verursacht wird. Die Übertragung findet vor allem durch
verunreinigte Lebensmittel und Wasser statt.
Mary Mallon, eine von Irland nach Long
Island (USA) eingewanderte Köchin,
wurde Anfang des 20. Jahrhunderts unter
dem Namen „Typhoid Mary“ bekannt. Sie
war eine Dauerausscheiderin des TyphusBakteriums ohne selbst krank zu sein. Sie
steckte zahlreiche Leute aus verschiedenen
Familien, für die sie kochte, mit Typhus an.
Mary Mallon wurde 3 Jahre lang in einem
Spital isoliert und es wurde ihr verboten,
als Köchin zu arbeiten. Sie änderte
daraufhin ihren Namen in Mrs. Brown und
arbeitete wiederum als Köchin in einem
Spital, wo sie 25 Angestellte mit
Abdominaltyphus ansteckte. Insgesamt
steckte Mary 53 Leute an, wovon 5 an
Abdominaltyphus starben.
(Jürg Federspiel: „Die Ballade von der
Typhoid Mary“; Suhrkamp-Verlag)
Reisemedizinische Informationen
Abdominaltyphus / Bauchtyphus
Namensgebung
Früher wurden unter dem Namen „Typhus“ Krankheiten zusammengefasst, welche ein
akut fiebriges, mit Benommenheit einhergehendes (typhos = Nebel) Zustandsbild
zeigten. Dazu gehörten auch Fleckfieber, Brucellose und Rückfallfieber. Der Begriff
„Typhus“ bezeichnet im englischen Sprachraum speziell das Fleckfieber. Die deutsche
Bezeichnung „Abdominal-Typhus“ oder „Bauchtyphus“ (allgemein als „Typhus“
bezeichnet) lautet im Englischen „typhoid fever“ (heute auch „enteric fever“), bzw. im
Französischen „fièvre typhoïde“.
Verbreitung:
Vor allem in Ländern mit mangelnder Hygiene im Wasser- und Lebensmittelbereich. In
den Industrieländern kommt Abdominaltyphus nur noch selten vor.
Erreger:
S a l m o n e l l e n s i n d b e we gl i c h e
Stäbchenbakterien. Aufgrund von
Oberflächenstrukturen (Antigenen)
lassen sich ca. 2000 Salmonellenarten
unterscheiden. Die durch Salmonellen
verursachten Krankheitsbilder lassen
sich wie folgt einteilen:

Bauch-Typhus ausgelöst durch
Salmonella typhi und paratyphi,
welche ausschliesslich im
Menschen leben.

Andere Salmonellosen, die hauptsächlich Darmprobleme (Erbrechen und
Durchfall) verursachen, werden durch eine grosse Anzahl verschiedener
Salmonellenarten ausgelöst, welche meist in Tieren leben.
Übertragung:
Reisemedizinische Informationen
Krankheitsbild:
Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit variiert zwischen 3 Tagen
und 3 Wochen. Beim Abdominaltyphus werden vier Stadien unterschieden:
Kopf- und Gliederschmerzen, leichte Temperaturerhöhung mit schwankendem Fieber.
Oft bemerkt der Patient noch keine Symptome.
Hohes Fieber (39° - 41°), starke Kopfschmerzen, beginnende Schläfrigkeit (typhos =
Nebel), uncharakteristische Bauchbeschwerden oft mit Verstopfung einhergehend,
Hautrötungen (typisch, aber selten), relativ langsamer Puls trotz hohem Fieber,
Milzschwellung.
Die Verstopfung wird von Durchfall abgelöst, der Patient scheidet Erreger aus und ist
somit ansteckend, Fieberrückgang, Gefahr von Darmblutungen und Darmdurchbrüchen.
Erholungsphase. Bleiben immer wieder leicht erhöhte Temperaturen messbar, so ist mit
einem erneuten Ausbruch von Abdominaltyphus zu rechnen. Wenige Patienten werden
zu Salmonellen – Dauerausscheidern (wie „Typhoid Mary“)
Therapie:
Die Therapie besteht vor allem in der Gabe von Antiinfektiva (Antibiotika). In
zunehmendem Mass treten Resistenzen gegen Antiinfektiva auf. Oft muss die Therapie
mit Infusionen verabreicht werden.
Bei sehr schweren Verläufen des Abdominaltyphus mit Hirnbeteiligung wird eine
zusätzliche Gabe von Kortisonpräparaten (Dexamethason) empfohlen. Eine genaue
Überwachung der Flüssigkeitsbilanz ist angezeigt.
Prophylaxe:
Auf persönliche Hygiene achten (Hände waschen etc.). Sich auf Reisen an den
Grundsatz „boil it, cook it, peel it or forget it“ halten; d.h. kein Wasser direkt ab der
Leitung und keine Drinks mit Eiswürfeln trinken, nur gut durchgebratenes oder
gekochtes Fleisch essen und nur Früchte essen die man selbst geschält hat.
Vorsicht mit rohen Esswaren, auch in 5-Stern-Hotels sind das Salatbuffet und die
Dessert-Cremes nicht immer über jeden Zweifel erhaben.
Abdominaltyphus wird durch die Bakterien Salmonella typhi oder Salmonella paratyphi
verursacht (nicht zu verwechseln Salmonellen, welche durch rohe Eier und Geflügel
übertragen werden!). Die Keime werden oral über kontaminierte Gegenstände
(Lebensmittel etc.) aufgenommen. Die Bakterien durchwandern dann die Schleimhaut
des Dünndarms, um sich in Abwehrzellen (Makrophagen) zu vermehren. Mittels dieser
Abwehrzellen werden die Bakterien im Körper verbreitet und über den Stuhl
ausgeschieden. Je höher die Anzahl eingenommener Bakterien, desto wahrscheinlicher
ist eine Erkrankung.
Seite 2
Abdominal-Typhus
Abdominal-Typhus
Seite 3
Herunterladen