Eradikation

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Eradikation durch
Impfung
Utopie?
18. St.Galler Infekttag, 28.02.2013
Anita Niederer-Loher
WHO Definitionen
• ERADIKATION
– Reduktion der weltweiten Inzidenz auf 0
– Keine Kontrollmassnahmen mehr notwendig
• ELIMINATION
– Reduktion der Inzidenz auf 0 in definierter
geographischer Region
– Kontrollmassnahmen notwendig zur
Verhinderung von Wiederauftreten
• KONTROLLE
– Reduktion von Inzidenz, Prävalenz,
Morbidität und Mortalität
Frage 1
• Wieviele Krankheiten wurden bisher weltweit
durch Impfung eradiziert?
a)
b)
c)
d)
1 Krankheit
2 Krankheiten
3 Krankheiten
4 Krankheiten
a) 1 Krankheit = Pocken
Frage 2
• Wieviele Krankheiten sollen offiziell gemäss WHO
in den kommenden Jahren eradiziert werden?
a)
b)
c)
d)
1 Krankheit
2 Krankheiten
3 Krankheiten
4 Krankheiten
d) 4 Krankheiten
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Malaria (1955)
Dracunculiasis = Guinea worm (1986)
Polio (1988)
Lymphatische Filiariasis (1997)
Lady Mary Wortley Montague (1689 – 1762)
Edward Jenner (1749 – 1823)
Pocken-Eradikation: Eine Erfolgsgeschichte
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Mumie von Ramses V (1156 BC)
Riedel, BUMC Proceedings, 2005
Variola (lat. varius = gefleckt)
Case fatality rate 20% - 60%
(Kleinkinder 80% - 95%)
Überlebende waren immun, konnten
Pockenpatienten pflegen
Variolation: Subcutanes Einbringen
(Inokulation) von Material aus
Läsionen von Pocken-Erkrankten
1721: Pocken – Epidemie in Boston
 Wissenschaftliche Untersuchung
(Boylston, Mather)
 Case fatality rate Infektion 14%
 Case fatality rate Inokulation 2%
Vaccination
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Beobachtung: Milchmädchen mit St.n. Kuhpockeninfektion
erkranken nicht an Pocken
Vaccination von lat. Vacca = Kuh (Vaccinia = Kuhpocken)
Jenner: 3-teilige Publikation über Vaccination 1798
Viel Widerstand (erste Impfgegner!), dennoch rasche,
weltweite Verbreitung der Impfung zum Schutz gegen Pocken
Riedel, BUMC Proceedings, 2005
Variolation – Vaccination – Eradikation
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1950er Jahre: zusätzlich zur Impfung Kontrollmassnahmen
(Isolation etc.)
Elimination der Pocken in vielen Ländern, aber weiterhin
lokale Epidemien
1967: globale WHO-Kampagne zur Eradikation der Pocken
1977: weltweite Eradikation der Pocken
8. Mai 1980: WHO erklärt die Welt offiziell pockenfrei und
empfiehlt, die Impfprogramme zu stoppen
For some diseases eradication may make sense. But for
other diseases, such as polio, measles, mumps, and
malaria, the dream of eradication may not be one that can
be relied upon. The best that may be done is to seek
elimination or control rather than eradication and to hope
that politics, war, climate change, economics, and ethics
allow us to get that far.
Polio
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Hopkins, NEJM, 2013
1988: Start WHO Polio-Eradikations
Programm, nachdem Polio in Nordund Südamerika eliminiert war
1999: Typ 2 Wildtyp-Polio-Virus
eradiziert
2006: 4 Länder weltweit mit
regelmässiger, lokaler PoliovirusTransmission (Indien, Pakistan,
Afghanistan, Nigeria)
Januar 2012: Indien feiert! Ein Jahr
ohne Polio-Transmission
Polio
2011: 650 Fälle
aus 16 Ländern
Hopkins, NEJM, 2013
Polio – Eradikation: Probleme
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Nigeria
 Gerüchte über Nebenwirkungen, Sterilität durch PolioImpfung verhindert gute Akzeptanz
 Unruhen, Terrorismus
Indien
 sehr schlechte Hygieneverhältnisse, hohe
Bevölkerungsdichte
Afghanistan und Pakistan
 seit 2002 teilweise unerreichbar bei politischen Konflikten
Immunsupprimierte Personen (z.B. HIV+) können das
Polio-Virus über unbestimmte Zeit ausscheiden
Selten Rückmutation des Impfvirus in einen virulenten Typ
Risiko Reisetätigkeit
„Donor fatigue“
Malaria – Gebiete
2010: 216 Mio Fälle
655’000 Todesfälle
@Tanner, Swiss TPH
Malaria – Die Impfung
Malaria und Immunsystem
Riley, Nature Medicine, 2013
Malariaimpfung – Angriffspunkte
AntiRTS,S
Sporozoite
AntiHepatic Stage
AntiGametocytes
AntiToxine
AntiBlood Stage
Adapted from Hopkins, NEJM, 2013
Malaria Eradikation?
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Sehr viele Herausforderungen
• Komplizierter Life cycle, riesige genetische Variabilität
• Immunität nicht ganz verstanden
• Zunehmende Resistenzen gegen Anti-Malariamedikamente
• Vektoren mit Resistenzen, Verhaltensänderungen
• Politische Hürden
• Hohe Kosten
Eradikation durch Impfung allein sicherlich nicht möglich
Kombination von Massnahmen
• Vektorkontrolle (LLIN, IRS)
• Management von klinischen Malariafällen
• Impfung: Forschung!
Masern
• Eine der 5 führenden Todesursachen bei
Kleinkindern weltweit
• > 95% der Masern-Todesfälle in „low-incomecountries“ mit schlecht funktionierenden
Gesundheitssystemen
• Wirksame und sichere Impfung vorhanden
 ≥ 95% Durchimpfung für Eradikation
• Masern seit 2003 aus WHO-Region „Americas“
eliminiert
 Alle Fälle „importiert“ bzw. „import-related“
• WHO Strategieplan 2012-2020
Masern – Durchimpfung weltweit
Masern – Durchimpfung CH
SÄZ 2010
Masern Eradikation?
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Schwierig, aber nicht unmöglich!
PROBLEME
• Hoch-kontagiöse Erkrankung bei wachsender
Bevölkerungsdichte und Urbanisierung
• Wahrnehmung als „ungefährliche Krankheit“ (Europa)
• Impfgegner (Europa)
• Krieg, politische Unruhen
• Finanzierung, Manpower
• „Konkurrenz“ Polio-Eradikation
Keegan, JID, 2011
Masernelimination CH
• Nachholimpfungen für alle nicht-immunen
bzw. nur mit einer Dosis geimpften
Personen, die nach 1963 geboren sind!
(Maximal 2 Dosen MMR-Impfstoff,
Abstand mind. 4 Wochen)
• Franchisen-befreite Kostenübernahme
durch die Grundversicherung der
Krankenkassen (Konsultation,
Injektion und Impfstoff)
bis Ende 2015
@ BAG
Schwerpunkt Pertussis-Impfschutz!
Frage 3
• Haben Sie in den letzten 10 Jahren selbst eine
Pertussis-Boosterimpfung erhalten?
a) Ja
b) Nein
c) Weiss nicht
Impfplan 2013: Übersicht
www.infovac.ch
www.bag.admin.ch
Impfempfehlung Pertussis
• Schutz für ALLE!
– Pertussis-Boosterimpfung für alle 11-15Jährigen, indem dT durch dTpa ersetzt wird
– Alle 25-29-Jährigen sollen eine Dosis dTpa
(Boostrix®) erhalten, unabhängig von der
Anzahl früherer Pertussisimpfungen!
• Mindestabstand zu letzter dT-Auffrischimpfung:
2 Jahre
• Falls letzte dTpa-Impfung vor <10 Jahren
(= erwartete Schutzdauer): keine Impfung nötig
Schutz für kleine Säuglinge!
• Alle Personen mit privatem oder beruflichem
Kontakt zu kleinen Säuglingen brauchen eine
Dosis dTpa (Boostrix®), unabhängig von Alter und
Anzahl früherer Pertussisimpfungen!
– Erwachsene mit Kinderwunsch, junge Eltern
(Impfung beider Eltern im Wochenbett!),
Grosseltern, Babysitter, Krippenpersonal,…
– Nicht vergessen: Sich selber!
– Mindestabstand zu letzter dT-Impfung: 1 Monat
Schutz für kleine Säuglinge!
• Beschleunigtes Impfschema für vor dem Alter
von 5 Mt. exponierte Säuglinge (Krippe, etc.)
– 2,3,4 und 12-15 Monate
• Pertussis-Boosterimpfung für Schwangere
im 2. oder 3. Trimenon, ausser bei St.n.
Pertussis-Impfung oder PCR-bestätigter
Pertussis-Infektion in den letzten 5 Jahren
TAKE HOME
 Eradikation durch Impfung ist möglich, aber es braucht immer
Kombination von verschiedenen Massnahmen
 Die Hürden sind vielfältig und oft sehr hoch
 Polio: Politische Faktoren als Hauptproblem
 Malaria: Komplexer Erreger, komplexe Immunität, Vektorkontrolle,
Impfung «on the way»
 Masern: Durchimpfungsrate > 95 % notwendig für Eradikation
 WHO-Ziel: Masern – Elimination in Europa 2015
 MMR-Nachimpfung für ALLE Personen ab Jahrgang 1964 und jünger!
 Impfplan 2013: Pertussis-Impfung für (fast) alle!
FRAGEN in der Praxis?
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Infektionen im Kindesalter
Unklare und/oder periodische Fieber
Infektdiathese und Immundefekte
Impfungen
Reisemedizin, Reiseberatung für Familien
071 494 67 68
[email protected]
Anita Niederer-Loher
Vielen Dank für‘s Zuhören!
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