Herbarium Schweizerischer Drogistenverband Ausbildungsordner, Register 12 Pflanzenbestimmung und Herbarium von A – Z von Kurt Schaub, Lehner AG, Muttenz Einführung Zur Bestimmung von Pflanzen steht folgende Literatur zur Verfügung: 1. Binz/Becherer/Heitz Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz 2. Eduard Thommen Taschenatlas der Schweizer Flora 3. Prof. Dr. Elias Landolt Unsere Alpenflora, herausgegeben vom Schweiz. Alpenclub SAC 4. Hess/Landolt/Hirzel Flora der Schweiz in 3 Bänden 5. Dr. J. Graf Pflanzenbestimmungsbuch nach Blütenfarbe und Blütezeit 6. Kosch/Aiche1e Kosmos Was blüht denn da? Bestimmungsführer nach Blütenfarbe und Standort. Das Buch im praktischen Taschenformat von Binz/Becherer/Heitz ist für die Schweizer Schulen die massgebende Pflanzenbestimmungsliteratur. Die beiden Bestimmungsschlüssel in diesem Werk sind hervorragend, doch bedarf es einiger Uebung. Einem Schlüsse1 liegt das künstliche System von Linne zu Grunde, bei dem mit den Geschlechtsmerkmalen, besonders der Anzahl der Staubbeutel gearbeitet wird, um die Familienzugehörigkeit herauszufinden. Bei Unsicherheit ist dieser Schlüssel als Kontrolle zu empfehlen. Der Hauptschlüssel hingegen geht vom natürlichen System aus, das vom Botanikunterricht bekannt sein dürfte. Nachdem man zuvor die Familienzugehörigkeit der Pflanze herausgefunden hat, schreitet man zur Bestimmung der Gattung. Beim anschliessenden Bestimmen der Arten ist es oft von Vorteil, wenn man den Taschenatlas von Thommen zum Vergleich heranziehen kann. Dort sind nämlich meistens die entscheidenden kleinen Unterschiede bildlich festgehalten. Ein Arbeiten nur mit dem Taschenatlas ist nicht zu empfehlen, weil besonders beim Ungeübten zu viele Fehlbestimmungen üblich sind. Schweizerischer Drogistenverband Seite 1/ Version 1996 / Druck 20.12.2005 Herbarium Das kompletteste Werk über die einheimischen Pflanzen ist die "Flora der Schweiz" von Hess/Landolt/Hirzel. Ein Werk für "Angefressene" und solche, die es mit Freude werden wollen. Es verfügt ausser eigenen Sch1üsseln über eine vollständige Beschreibung jeder einzelnen Pflanze. Zudem sind auch die botanischen, geologischen und andere Hinweise äusserst interessant. Die beiden Bücher Graf und Kosch/Aichele gehören zur Populärliteratur in Sachen Pflanzenbestimmung. Sie enthalten eine grosse Auswahl von in Deutschland vorkommenden Pflanzen, die meist auch für unser Gebiet Gültigkeit besitzt. Dennoch fehlen nicht se1ten bei uns häufig anzutreffende Arten (Lonicera alpina, Primula vulgaris, Tamus communis u.a.). Auch die Nomenklatur stimmt in manchen Fällen nicht mit unseren F1oren überein. Bei Graf wird auf Grund der Blütenfarbe und der Zeit der Blüte, bei Kosch/Aichele ebenfalls nach der Blütenfarbe, zusätzlich aber nach den Standorten, bestimmt (Aecker, Wiesen, Wälder etc.). Bestimmen der Pflanzen Zum Bestimmen, wie übrigens auch für das Herbar, sind möglichst ganze Pflanzen zu pflücken. Wo von Pflanzen nur Teile genommen werden können (z.B. Bäume, Sträucher, geschützte Pflanzen etc.), da merke man sich die Gestalt der stehengelassenen Pflanzenteile. Bei Familien wie Kreuzblütler oder Doldenblütler ist es äusserst wichtig, dass eine Pflanze mit ausgebildeten Früchten dabei ist. Ohne Früchte ist das Bestimmen innerhalb dieser Familien ein Hasardspiel. Das Wichtigste beim Pflanzenbestimmen ist eine gewisse Sicherheit beim Beherrschen der morphologischen Fachausdrücke. Letztere sollte der Drogist von der Schule her kennen. Zur Repetition oder bei Unsicherheit sind glücklicherweise im Binz/Becherer/ Heitz diese Fachausdrücke auch mit Zeichnungen bestens erklärt. Mit diesen Grundbegriffen kommt man mit einiger Uebung bald zum Ziel. Und dann beginnt sich eine Freude und Befriedigung zu entwickeln, die zu weiterem Forschen animiert. Wie beim Thema "Herbar" geschrieben, bestimmt der Wissenschafter die Pflanzen fast durchwegs in gepresstem Zustand. Das Warum ist einfach zu erklären. Auf Exkursionen werden meist intensiv Pflanzen gesammelt. Die Zeit zum Bestimmen fehlt oft unterwegs und würde auch am Abend nicht ausreichen. Zudem benötigt das korrekte Pressen und Trocknen der Pflanzen auch viel Arbeitszeit. Schweizerischer Drogistenverband Seite 2/ Version 1996 / Druck 20.12.2005 Herbarium Das Bestimmen von getrockneten Pflanzen braucht etwas mehr Uebung. Zur Lupe (6 - 10 fach vergrössernd), die ein Pflanzensammler immer bei sich hat, kommen noch einige Utensilien wie Stecknadeln, Spitzmesserli, Objektträger, Deckgläser, Klebestreifen u.a. hinzu, die ein zügiges Arbeiten erlauben. Etwas Wasser, Netzmittel und Fliesspapier gehören auch dazu. Auf diese Weise können Einzelteile wie Blüten, Früchte u.a. leicht betrachtet werden, wenn dies zur Bestimmung notwendig ist. Hier mögen einige Hinweise diese Arbeit erleichtern: Die kleinen, aber wichtigen Einzelteile werden auf ein Glas gelegt (Objektträger, Deckglas) und dann Wasser aufgetropft. Eine leichte Erwärmung mittels Heizplatte, Kerze u.a. genügt oft, um das Material aufzuweichen. Noch besser ist die Verwendung von Wasser mit Netzmittelzusatz (Geschirrspülmittel). Dieses wird mit einer Pipette auf die trockene Blüte u.a. gebracht. Mit Stecknadel oder Spitzmesser1i wird die B1üte 1eicht bewegt, bis sie weich wird. Das Wasser wird sodann mit einem Fliesspapier weggezogen. Dann kann die Blüte so präpariert werden (z.B. aufschneiden), damit die zur Bestimmung wichtigen Teile deutlich er–kennbar sind. Mit Vorteil wird die ausgebreitete Blüte auf einem Stück Klebestreifen zur Betrachtung fixiert, welches zuvor auf einem Objektträger mit der Klebeschicht nach oben aufmontiert wurde. Warum ein Herbar selber anlegen? Das Anlegen eines Herbariums verbindet den Menschen mit der ihn umgebenden Natur wie kaum eine andere Beschäftigung. Ob er beruflich mit Pflanzen zu tun hat oder nicht, ist nicht unbedingt ausschlaggebend für den Entschluss, ein Herbarium selber zusammenzustellen, denn diese Beschäftigung bringt jung und alt gesund–heitlichen und geistigen Gewinn. Kommt jedoch der Mensch auch beruflich mit Pflanzen in Kontakt, wie dies etwa beim Drogisten der Fall ist, dann bedeutet der Entschluss, Pflanzen zu sammeln, einen nicht zu unterschätzenden Beitrag an die berufliche Ausbildung. Botanische Kenntnisse bilden die Brücke zum besseren Verständnis der eigentlichen Drogenkunde. Das Herbar oder Herbarium ist das beste Mittel, um sich ein grosses Wissen über Pflan–zenarten, wie auch über allgemeine botanische Kenntnisse anzueignen. Das Anlegen eines Herbars, natürich besonders wenn die Pflanzen selbst gesammelt und bestimmt werden, schafft auf einfache Weise für die Schüler, als Ergänzung zum Botanik–unterricht, eine echte Beziehung zu den Naturvorgängen in und um die Pflanzenwelt. Das Verständnis für viele in der Schule nicht recht realisierte Grundlagentheorien wird auf diese Weise gefördert. Deshalb ist das Anlegen eines Herbars jedem Drogisten sehr zu empfehlen. Schweizerischer Drogistenverband Seite 3/ Version 1996 / Druck 20.12.2005 Herbarium Leider gibt es auch in Schulkreisen Personen, die dem Erstellen eines Herbars kritisch gegenüberstehen. Abgesehen von eventuellen Unkenntnissen der Pflanzenwelt wird oft der Naturschutz als Grund aufgeführt. Gemessen an den Schäden, die die Technik und die Unvernunft vieler Menschen in der Pflanzenwelt verursachen, ist das Risiko des Ausrottens von Pflanzenarten sehr klein. Insbesondere schon deshalb nicht, weil das aus drogistischen Gesichtspunkten geführte Herbar kaum mit Seltenheiten in Berührung kommt. Die weidenden Kühe und besonders Schafe auf der Alp oder die Motorisierung der Alpbewirtschaftung fallen diesbezüglich mehr ins Gewicht. Auch ist es möglich, ein Herbar mittels Farbfotos zu führen. Als Ausrüstung ist eine Spiegelreflexkamera mit einem 50 mm-Objektiv und dazu passenden Nahlinsen ausreichend. Ein Stativ ist unerlässlich, vor allem für Nahaufnahmen und das Fotografieren von kleinen Pflanzen. Es soll so fotografiert werden, dass die ganze Pflanze mit ihrer natürlichen Umgebung ersichtlich ist. Von Blüten, Früchten, Blättern und anderen markanten Eigenheiten können noch Nahaufnahmen als Ergänzung beitragen. Oft sind solche "Herbars" auch künstlerisch gediegen gestaltet, vermitteln aber weniger botanische Kenntnisse. Natürlich gibt es für den Drogisten und den Naturfreund Richtlinien, die im Interesse des Naturschutzes und des Menschen einzuhalten sind. Es ist wirklich notwendig, dass sich der Sammler über die seltenen und geschützten Pflanzen informiert. Das praktische Taschenbuch von Elias Landolt "Geschützte Pflanzen in der Schweiz" vom Verlag Schweiz. Bund für Naturschutz in Basel, bietet die beste Grundlage dazu. Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass das Führen eines Herbars ein glänzendes Mittel ist, mit welchem man nicht nur Systematik samt Nomenklatur, sondern auch Morphologie und z.T. auch Physiologie lernen oder repetieren kann. Auch der gesundheitliche Gewinn durch den Kontakt mit der Natur ist nicht zu unterschätzen. Je nach Interessengebiet sind verschiedene Herbar-Varianten möglich: Heilpflanzen-Herbar was besonders für den Drogisten sinnvoll ist. Familien-Herbar mit bestimmten Familien, wie Gräser, Körbchenblütler, Tüpfelfarne etc. Herbar nach ökologischen Gesichtspunkten wie Waldpflanzen, Alpenpflanzen, Moorpflanzen etc. Herbar nach geographischen punkten Schwarzwald, Schweiz, Kanton GesichtsNeuenburg etc. Schweizerischer Drogistenverband Seite 4/ Version 1996 / Druck 20.12.2005 Herbarium Das Material zum Sammeln und Pressen der Pflanzen • • • • • Schaufel aus Stahl (Botanikerschaufel) Sackmesser (solide Ausführung) Notizbüchlein mit angehängtem Bleistift zum Notieren der Pflanzenfunde (Feldbuch) Pflanzenpresse evtl. spezielle Tagespresse: selbstgebastelt aus Holz oder starkem Karton mit solidem Stoffband, dünnen Gurten oder starken Gummibändern; Zwischenlagen aus besonderem Fliesspapier. Dünnes Material saugt weniger Flüssigkeit auf, gibt aber die Feuchtigkeit schneller ab. Umgekehrter Effekt mit dickeren Fliessblättern. Pflanzen sammeln Pflanzen bei reicherem Vorkommen in mehreren Exemplaren sammeln, da oft Unterschiede vorhanden sind. Krautpflanzen in der Regel ganz nehmen. Dies aber nicht bei selteneren oder geschützten Pflanzen (siehe Einleitung). Liste der geschüzten Pflanzen Adonis Affodill Akelei Allermannsharnisch Alpenmohn Alpenrebe Alpenrose Alpenveilch Anemone Ankeballe Arnika Aronenkraut Aronstab Aster Aurikel Bauernsenf Bienenorchis Blaustern Bränderli Breitkölbchen Christrose Diptam Schweizerischer Drogistenverband Drachenkopf Drachenwurz Edelraute Edelweiss Eisenhut Enzian Erika Federgras Feigenkaktus Fettblatt Feuerlilie Fingerhut Fliegenorchis Flockenblume Flühblümchen Fluhröschen Frauenhaar Frauenschuh Geissbart Gladiole Glockenblume Golddistel Graslilie Grasnelke Handwurz Hauswurz Himmelsherold Hirschzunge Hummelorchis Hundszahn Immenblatt Kaktus Kanonenputzer Knabenkraut Knotenblume Koenigsfarn Kranznelke Kranzrade Küchenschelle Leberbalsam Leberblümchen Leimkraut Lichtnelke Lilie Seite 5/ Version 1996 / Druck 20.12.2005 Herbarium Maienriesli Maiglöckchen Männertreu Mannsschild Mannstreu Märzenglöckchen Meerträubchen Meerzwiebel Mehl-Primel Mohn Moorenzian Narrenkappe Narzisse Nelke Nieswurz Ochsenauge Opuntie Orchis Osterglocke Paradieslilie Pfingstrose Polsternelke Primel Ragwurz Riemenzunge Rindsauge Rispenfarn Rittersporn Rohrkolben Schachblume Schildfarn Schleifenblume Schlüsselblume Schneeglöckchen Schneeheide Schwanenblume Schwertlilie Seerose Segge Seidelbast Silberdistel Silberwurz Sommerglöckchen Sonnentau Spinnenorchis Spitzorchis Spornlos Stechpalme Steinbrech Steinkraut Steinröschen Steinsame Steinschmückel Stendelwurz Sterndolde Stiefmütterchen Storchschnabel Straussfarn Sumpfwurz Teichrose Trichterlilie Trollblume Tulpe Türkenbund Veilchen Waldvögelein Wasserliesch Weide Wendelorchis Wespenorchis Widerbart Windröschen Wohlverleih Wolfswurz Wollgras Wundklee Ziland Zistrose Zwiebelorchis Anthyllis montana Aquilegia alpina - vulgaris Armeria alpina Arnica montana Artemisia Genipi - glacialis Aruncus dioecus Aruncux silvester Asphodelus albus Aster alpinus - Amellus Astrantia major Buphthalmum salicifolium Butomus umbellatus Calla palustris Campanula thyrsoides Carex baldensis Carlina acaulis - vulgaris Centaurea Chamaejasme - montana Cephalanthera Damasonium - longifolia/-rubra Cistus salviifolius Clematis alpina Convallaria majalis Lateinische Namen Aceras anthropophorum Aconitum lycoctonum Adiantum CapillusVeneris Adonis vernalis Allium Victorialis Alyssum montanum Anacamptis pyramidalis Androsace alpina - carnea - helvetica Anemone silvestris - narcissiflora Anthericum Liliago Schweizerischer Drogistenverband Seite 6/ Version 1996 / Druck 20.12.2005 Herbarium Cyclamen europaeum Cyclamen purpurasceus Cypripedium Calceolus Daphne alpina - Cneorum - Mezereum - striata Delphinium elatum Dianthus Carthusianorum - glacialis - gratianopolitanus - silvester - superbus Dictamnus albus Digitalis grandiflora Dracocephalum austriacum - Ruyschiana Drosera rotundifolia Dryas octopetala Ephedra helvetica Epipactis atropurpurea - latifolia - palustris Epipogium aphyllum Erica carnea Erinus alpinus Eriophorum latifolium Eritrichium nanum Eryngium alpinum Erythronium Denscanis Fritillaria Meleagris Galanthus nivalis Gentiana asclepiadea - acaulis - ciliata - germanica - lutea - Pneumonanthe - punctata - purpurea - utriculosa - verna Schweizerischer Drogistenverband Geranium sanguineum Gladiolus paluster Gymnadenia odora tissima Helleborus niger - viridis Hepatica nobilis Himantoglossum hircinum Iberis saxatilis Ilex Aquifolium Iris sibirica - Pseudacorus Leontopodium alpinum Leucojum aestivum - vernum Lilium bulbiferum - Martagon Liparis Loeselii Lithospermum - purpuro-coeruleum Lychnis Coronaria - Flos-Jovis Matteuccia Struthiopteris Melittis Melissophyllum Menyanthes trifoliata Narcissus poeticus - Pseudonarcissus Nigritella nigra - rubra Nuphar lutea Nymphaea alba Ophrys apifera fuciflora - insectifera - sphecodes Opuntia vulgaris Orchis globosa - latifolia - mascula - militaris - Morio - pallens Purpurea - sambucina - simia - Traunsteineri - tridentata - ustulata Osmunda regalis Paeonia officinalis Papaver aurantiacum Papaver rhaeticum Paradisea Liliastrum Petrocallis Phyllitis Scolopendrium Pinguicula alpina Platanthera bifolia Polystichum setiferum Primula Auricula - farinosa - hirsuta - vulgaris Pulsatilla alpina - montana - vernalis - vulgaris Rhododendron ferru gineum Salix aurita Saxifraga Aizoon - caesia Scilla bifolia Sempervivum alpinum - Wulfeni Serapias vomeracea Silene acaulis Spiranthes spiralis Stipa pennata Swertia perennis Trollius europaeus Tulipa silvestris Typha latifolia Viola calcarata Seite 7/ Version 1996 / Druck 20.12.2005 Herbarium