Das postmoderne kulturelle Gedächtnis bei Jorge Luis Borges – An der Peripherie von Kultur und Geist Das kulturelle Gedächtnis Gedächtnis ist die Fähigkeit des Menschen, „zwischen Erinnerung und Vergessen zu unterscheiden“, d.h. Wahrnehmungen, die erinnert werden sollen, von solchen, die vergessen werden können, bewusst oder unbewusst zu trennen.1 Als Funktion des Gedächtnisses gilt die Identitätssicherung des Individuums und im Falle eines überindividuellen Gedächtnisses die der Gesellschaft, wie Maurice Halbwachs bereits in den 20er Jahren – von seinen Zeitgenossen nahezu unbeachtet – in seinem Konzept des kollektiven Gedächtnisses gezeigt hat.2 Zentral darin ist die These von der sozialen Bedingtheit des Gedächtnisses: Das Kollektiv bestimmt die Erinnerungen seiner Teilhaber. Das Bedürfniss des Kollektivs nach der Konstruktion einer eigenen Identität führt zu einer strengen Organisation der Erinnerungsfiguren: Raum- und Zeitbezug, Gruppenbezug und Rekonstruktivität des Erinnerten ermöglichen die Konstruktion einer sinn- und identitätsstiftenden Vergangenheit.3 Jan Assmann spricht vom kulturellen Gedächtnis und versteht darunter „den jeder Gesellschaft und jeder Epoche eigentümlichen Bestand an Wiedergebrauchs-Texten, -Bildern und –Riten“, in deren Pflege diese Gesellschaft „ihr Selbstbild stabilisiert und vermittelt, ein kollektiv geteiltes Wissen vorzugsweise (aber nicht ausschließlich) über die Vergangenheit, auf das eine Gruppe ihr Bewußtsein von Einheit und Eigenart stützt.“4 Als zentrales Speichermedium des kollektiven Gedächtnisses in der abendländischen Kultur erweist sich die schriftliche Fixierung, die mit ihrer massenhaften Verbreitung das menschliche Gedächtnis als Hauptspeicher ablöst und in Form von Bibliotheken und Enzyklopädien die seit der Antike als Kunst betriebene Mnemonik an Bedeutung verlieren lässt. Obwohl so die antike Mnemonik seit Beginn des Buchdrucks ihre Sicherungsfunktion verloren hat, wird diese Technik bis in die Neuzeit tradiert und dringt ein in literarische Traditionen. In der Mnemonik werden in einer imaginären Architektur sogenannte „loci“ als Aufbewahrungsort für zu Merkendes konstruiert, um beim Abrufen des Gespeicherten im Geiste abgeschritten werden zu können (eine Technik, die Gedächtniskünstler bis heute anwenden). Durch die Verwendung von Architektur als Gedächtnisstütze hat die Mnemonik 1 Vgl. den Artikel „Gedächtnis“ in: Ralf Schnell (Hrsg.): Metzler-Lexikon Kultur der Gegenwart: Themen und Theorien, Formen und Institutionen seit 1945. Stuttgart Weimar 2000. S. 171ff. 2 Maurice Halbwachs: Das kulturelle Gedächtnis. Stuttgart 1967. 3 Ebd., S. 72f. eine dezidiert räumliche Sicht propagiert und so das Bild eines zeitenübergreifenden, kulturellen Gedächtnisses, in dem Texte aus verschiedenen Epochen in einer „Kopräsenz ewiger Gegenwart“ nebeneinander existieren, entscheidend geprägt.5 Literatur entwickelt in ihrer Rolle als Gedächtnisstifterin einer Kultur bewusst oder unbewusst „eine Ästhetik und eine Semantik des Gedächtnisses“6, übernimmt also die Organisationsstrukturen des kulturellen Gedächtnisses. Das teils schriftlich fixierte, teils in den Köpfen der Kulturteilnehmer vorhandene kulturelle Gedächtnis wird nicht nur zum Thema, sondern auch zum Produktionsfaktor, der jede Art von Literatur von Anfang an mitprägt, da sowohl Autor als auch Leser Teilhaber eines kollektiven Gedächtnisses sind. Literatur tritt bei ihrer Entstehung dazu in Interaktion und wird selbst Bestandteil. Nach Renate Lachmann bewirken literarische Texte eine Verdoppelung des kulturellen Außenraumes, indem sie ihren eigenen Gedächtnisraum entwerfen, eintreten in einen bereits zwischen den Texten existierenden Raum und durch ihr Eintreten diesen neu strukturieren.7 Jeder Text kann diesen Gedächtnisraum verändern, indem er die Architektur, in die er sich einschreibt, verändert, so dass eine ständige Bewegung im Gedächtnis vonstatten geht. In der von unbegrenzten externen Speichermöglichkeiten des Gedächtnisses geprägten Neuzeit stellt sich die Frage nach einer Regulierung des ins Unendliche anwachsenden Zeichenvorrats. Renate Lachmann sieht diese Regulierung durch den Wechsel von Vergessen und Erinnern gegeben und darin die „Eigenbewegung der Kultur“: Sie geht davon aus, dass die im Vergessen gelöschten und somit vakanten Zeichen eine Art Reserve bilden, die jederzeit wieder mobilisiert werden kann, und unterteilt das kulturelle Gedächtnisses dabei in ein „informatives“ und ein „kreatives“, perspektiviert die kulturelle Sinnproduktion also auch auch zeitlich: Das informative Gedächtnis verfügt insofern über eine Zeitdimension, als es von der chronologisch letzten Schicht des Akkumulierten ausgehend kontinuierlich und prospektiv operiert: es ist auf Erfinden ausgerichtet. Dagegen wird das kreative Gedächtnis als panchron und raumkontinuierlich gedacht, wobei das Gesamttextmassiv einer Kultur potentiell aktiv ist. Das Funktionieren dieses zeitresistenten Gedächtnisses ermöglicht die Reaktualisierung von Texten der Vergangenheit, die als quasi neue in das Ensemble bestehender Texte einer Kultur eingebracht werden..8 4 Jan Assmann: Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität. In: Ders. / Tonio Hölscher (Hrsg.): Kultur und Gedächtnis. Frankfurt a.M. 1988. S. 9-19, hier S. 15. 5 Vgl.: Aleida Assmann / Jan Assmann: Kanon und Zensur.In: Diess.: Kanon und Zensur. Archäologie der literarischen Kommunikation II. München 1987. S. 7-27, hier S. 7f. 6 Renate Lachmann: Gedächtnis und Literatur. Intertextualität in der russischen Moderne. Frankfurt a.M. 1990. S. 34f. 7 Ebd., S. 35. 8 Diess.: „Kultursemiotischer Prospekt“. In: Anselm Haverkamp/Renate Lachmann (Hrsg.): Memoria. vergessen und erinnern. München 1993. S. XVII-XXVII, hier S. XVIII. 2 Lachmann bewertet (darin beispielsweise Umberto Eco widersprechend9) das Vergessen als das Kulturwesentliche, als den semiotischen Mechanismus der Kultur schlechthin, der im Gegensatz zur alle Zeichen speichernden Geschichtswissenschaft der Selbstmodellierung und damit der Identitätssicherung einer Kultur diene. Die Option, das kulturelle Gedächtnis als eine Art Fundus zu betrachten, dessen jahrhundertelang angesammelter Textevorrat dem spätzeitlichen Teilhaber uneingeschränkt zur Verfügung steht, gleicht die im Laufe der Vergrößerung des kulturellen Gedächtnisses immer kleiner gewordene Möglichkeit zu eigener Kreativität wieder aus: Durch die ‚bricolage‘10, die einfallsreiche Neukombination unbrauchbar gewordener Elemente, die aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen und einer neuen Intention nutzbar gemacht werden, ergibt sich eine nahezu unendliche Vielfalt ‚neuer‘ alter Texte. Die postmoderne Kreativität beruht auf purem Lesen und Neukombinieren des kulturellen Gedächtnisses, wobei nur durch ein – zum Teil auch bewusstes – Vergessen, aus dem lediglich der Kanon, der invariable Kernbereich des kulturellen Gedächtnisses, ausgenommen ist, eine Art von Novität entstehen kann. Im Zuge des postmodernen Zusammenwachsens der Kulturen stellt sich die Frage nach einer interkulturellen Dimension innerhalb der kulturellen Gedächtnisse, die als kulturspezifisch definiert sind. Ist die Vorstellung von einem kulturellen Gedächtnis auf ein ‚interkulturelles Gedächtnis’ übertragbar? Bei Maurice Halbwachs und Jan Assmann ist das kulturelle Gedächtnis stets eine identitätsstiftende Instanz einer Gemeinschaft (oft einer Nation), der ein gemeinsamer kultureller Hintergrund zu eigen ist und die sich nicht zuletzt in Abgrenzung von anderen Gemeinschaften definiert. Auch Renate Lachmann spricht dem kulturellen Gedächtnis eine ausschließlich intrakulturelle Funktion zu: Jeder „Kulturteilnehmer“ müsse, „will er in der entsprechenden Kultur agieren“, die Regeln des jeweiligen kulturellen Gedächtnisses erlernen.11 Ein ‚Kulturenteilnehmer’, der es sich zum Ziel gesetzt hat, interkulturell zu agieren, müßte die einzelnen kulturellen Gedächtnisse überschreiten, bzw. versuchen, an mehreren zugleich zu partizipieren. In einer postmodernen Kondition, in der eine Aufhebung von Grenzen und eine Öffnung der einzelnen Kulturen gefordert und angesichts der Entwicklungen von Kommunikationstechnologien unumgänglich erscheint, könnte dies zum Normalfall werden. Bleibt die Frage, wie ein solches Partizipieren an verschiedenen Kulturen angesichts der Fülle 9 Umberto Eco: „An Ars Oblivionalis? Forget it!“ In: PMLA 103/1988, S. 254-61. (Umberto Eco sieht Vergessen als Konsequenz einer falschen Wahl aufgrund eines Überangebots an kulturellen Zeichen, so dass es zwar Strategien geben könne, durch eine Multiplizierung der Semiose das Gedächtnis bewusst zu verwirren, ein absichtliches Vergessen jedoch niemals möglich sei). 10 Claude Lévi-Strauss verwendet diesen Begriff in Bezug auf den Mythos (Claude Lévi-Strauss: Das wilde Denken. Frankfurt a.M. 1968. S. 29f.). 11 Lachmann: Gedächtnis und Literatur. S. 47. 3 an Informationen und kulturellen Texten möglich ist: Hier zeigt sich, dass die Rolle des selektiven Vergessens an Bedeutung gewinnt und allein eine Strukturierung der Informationsflut ermöglicht. Kreatives, spontanes oder systematisches Vergessen führen zu verschiedenen individuellen kulturellen Gedächtnisses, die nun gerade nicht mehr – wie beim Assmannschen kulturellen Gedächtniss - innerhalb der Partizipanten einer Kultur kompatibel sind. Abgrenzung findet intrakulturell, von Individuum zu Individuum statt. Ein fixer Standpunkt in dem sich stets wandelnden kulturellen Beziehungsgeflecht erscheint nicht vorteilhaft: Die Situierung des Teilnehmers an den Randbereichen kultureller Einflussbereiche und das Oszillieren zwischen diesen - zwar durchlässig gewordenen, jedoch existenten – Kulturen wird zum Charakteristikum interkulturellen Handelns, wie es in vielen multikulturellen Gesellschaften bereits zum Normalfall geworden ist. Diese Vorstellung entspricht der postmodernen Kondition, die geprägt ist von Auflösung der Grenzen und ständiger Performance, d.h. ständigem Wechsel des Ichs, das neue Identitäten annimmt und ablehnt, wie Julia Kristeva es – vor allem in Hinblick auf geschlechtsspezifisches Rollenverhalten – in ihrem Konzept von einem „Subjekt im Prozeß“ gefordert hat.12 Überschreitet man die interkulturellen Verflechtungen der Einzelkulturen, so kann man eine abendländische Großkultur oder sogar eine globale Kultur und ein globales kulturelles Gedächtnis annehmen. Natürlich fehlt hier jegliche Möglichkeit der Abgrenzung gegenüber anderen Kulturen, ein Außen existiert ebensowenig wie eine auf das kulturelle Gedächtnis bezogene Identität. Eine solche globale Kultur könnte daher, wie Borges es vormacht, auch totalitäre Züge annehmen. Borges’ Selbstpositionierung in einem universalen Gedächtnis Als ein Beispiel für einen Kulturenteilnehmer, einen Partizipanten eines wahrhaft universalen kulturellen Gedächtnisses, kann der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges gelten, der in Europa in den 50er Jahren mit seinen bereits in den 30ern erschienenen Erzählbänden Fiktionen und Das Aleph, in denen er die Literatur des universalen intertextuellen Spiels zu seinem Markenzeichen gemacht hat, zum Prätext sowohl der Postmoderne- als auch der Poststrukturalismus-Debatte werden konnte. Diese ostentativ zu Schau gestellte Universalität soll jedoch nicht über eine Grundstruktur in Borges’ Werk hinwegtäuschen, die in Bezug auf die verschiedenen kulturellen Gedächtnisse deutlich Stellung nimmt und sich selbst positioniert. Jorge Luis Borges situiert sein Schreiben ganz bewusst am Rand des abendländischen Kulturraums, an dem sich seiner Meinung nach jeder Südamerikaner, vor 12 Julia Kristeva: Die Revolution in der poetischen Sprache.Frankfurt a.M. 1978. 4 allem jedoch jeder Argentinier, beinahe automatisch bewegt. Argentinien, insbesondere die Weltstadt Buenos Aires (das Paris Lateinamerikas, wie es auch oft genannt wurde), das auf keine ausgeprägte indigene Tradition zurückblicken kann, definiert sich viel stärker über die europäischen Traditionen als das restliche Lateinamerika. So kann Borges in einem programmatischen Essay der 30er Jahre, „Der lateinamerikanische Schriftsteller und die Tradition“ argumentieren: Ich glaube, daß unsere Tradition die gesamte abendländische Kultur ist, und ich glaube auch, daß wir auf diese Tradition ein Recht haben, ein größeres Recht, als es die Angehörigen dieser oder jener abendländischen Tradition haben können.13 Den Juden vergleichbar könne der Argentinier innerhalb dieser abendländischen Tradition tätig, „zugleich aber durch keine spezielle Ehrfurcht an sie gebunden“ sein.14 Das kulturelle Gedächtnis des Argentiniers, die Summe der kulturellen Texte, aus denen heraus er seine Identität definiert, ist also das gesamteuropäische, jedoch aus einer dezidiert marginalen Perspektive heraus gesehen. Der argentinische Schriftsteller, der mit diesem kulturellen Gedächtnis in Interaktion tritt, kann - darin einem postmodernen Kulturteilnehmer vergleichbar15 - „sämtliche europäische Themen in die Hand nehmen, ohne abergläubische Hemmungen, mit Respektlosigkeit, die glückliche Folgen haben kann und schon heute hat.“16 Die Marginalität des Argentiniers in Bezug auf die abendländische Kultur ist bereits die Potenzierung einer marginalen Perspektive, die Borges’ Literatur in seiner Anfangszeit eingenommen hatte: Seine frühen Texte spielen an den ‚orillas’, den Vororten von Buenos Aires, in einer sich ständig verändernden Stadtrandarchitektur, an der Menschen vom Land zu Stadtrandbewohner, ‚orilleros’ assimiliert werden, die weder der argentinischen Pampa mit der kreolischen Gaucho-Tradition noch der Weltstadt Buenos Aires mit ihrem europäisch geprägten Bürgertum angehören. Dieser oszillierende Grenzbereich gilt sein ganzes Leben lang metaphorisch als der Ort seines Schreibens, der Raum, in den seine Geschichten bereits eingeschrieben sind und den der Autor in seinem Schöpfungsakt nur abzuschreiten braucht, um bestehende Texte neu zu kombinieren und somit den Gedächtnisraum beständig zu verändern. 13 Jorge Luis Borges: Kabbala und Tango. Frankfurt a.M. 1991. S. 260-272, hier S. 268f Ebd., S. 268f. 15 Auf dem Höhepunkt der Postmoderne-Debatte in den 80ern schien es, als würde sich an diesen Rändern des abendländischen Zentrums ein eigenes peripheres Zentrum postmoderner Heterogenität entwickeln, da die von Borges beschriebene, marginale Positionierung einer postmodernen Kondition entspricht und literarische Strategien, wie sie in Lateinamerika als eine kreative und respektlose Auseinandersetzung mit einer zunächst kolonialen kulturellen Übermacht bereits seit geraumer Zeit üblich waren, als Vorwegnahmen postmoderner Strategien, als „pre del post“, den ‚Boom’ der lateinamerikanischen Literatur mitbewirkten, die sich damit – zumindest für eine gewisse Zeit - dem europäischen Zentrums annäherte, sich jedoch derzeit analog zur negativen wirtschaftlichen Entwicklung auch kulturell wieder zu entfernen scheint. 16 Ebd., S. 269. 14 5 Diese Situierung an kulturellen Peripherien stellt jedoch keine reine Randposition dar, sondern sie wechselt zwischen Innen- und Außensicht: Während Borges in vielen Erzählungen und Gedichten eine beinahe nostalgische Sehnsucht nach den kreolischen Traditionen mit ihrer Reiter- und Viehzüchterkultur zum Ausdruck bringt, stellt er in anderen Erzählungen eine universale, literarische Erudiertheit zur Schau, die ihn als souveränen Teilnehmer eines abendländischen kulturellen Gedächtnisses ausweist. So gilt also nicht die periphere Perspektive als das Charakteristische seines Schaffens, sondern die oszillierende Marginalität, die sich gerade nicht auf einen fixen Standpunkt festlegen lässt. Borges setzt sich mit dem kulturellen Gedächtnis nicht nur als einen Raum, in den er seine Texte einschreibt, auseinander, sondern lässt ein solches Gedächtnis Teil seines eigenen Schaffens werden, wobei in der Darstellung ein Anspruch auf Totalität erhoben wird, der das universale Menschengedächtnis zu einer negativen Utopie werden lässt. In diesen Erzählungen begibt Borges sich nicht an den Rand der einzelnen Kulturen, sondern an die Peripherie des menschlichen Geistes. Bibliothek, Labyrinth und Enzyklopädie als Visualisierungen des universalen kulturellen Gedächtnisses Die phantastische Erzählung „Die Bibliothek von Babel“17 erklärt aus der Sicht eines Bibliotheksbewohners die Beschaffenheit einer unermesslich großen Bibliothek, in der alle denkbaren Bücher der Menschheit enthalten sind. Für den Bibliothekar ist sie die Summe aller Existenz: „das Universum (das andere die Bibliothek nennen)...“.18 Dieses BibliotheksUniversum wird somit als ein rein textuelles dargestellt, als das Produkt eines (menschlichen?) Geistes, der in der Bibliothek zu physischer Existenz kommt. Die undenkbar große, räumlich gegliederte Bibliothek von Babel verweist durch die architektonische Struktur auf die antike Mnemonik, in der Gedankengebäude als Metaphern des menschlichen Gedächtnisses galten: Sie ist ein weltumspannendes Gebäude, dessen symmetrische und dennoch labyrinthische Architektur ausführlich dargestellt wird, und enthält in ihren Regalen - darin den Gedächtnisörtern vergleichbar - alle Texte, die sich aus allen möglichen Kombinationen der 25 Buchstaben des Alphabets ergeben. Diese Metapher für ein ‚Universum der Texte’ erlangte in der poststrukturalistischen Intertextualitätstheorie fundamentale Bedeutung und kann als Bild für das nicht an einzelne Kulturen gebundene, somit überkulturelle und universale Gedächtnis, das Borges als „das 17 18 Jorge Luis Borges: Fiktionen. Frankfurt a.M. 1992. S. 67-76. Ebd., S. 67. 6 allgemeine Gedächtnis unserer Gattung“ sieht, in das sich jeder neue Text einzuschreiben und sich darin zu vervielfältigen hat, gelesen werden.19 Die Architektur ist in identische Sektionen unterteilt, in denen wie Gefangene Menschen leben, die nur in ihrer Funktion als Bibliothekare bezeichnet werden, ihre Gruppenidentität also aus der gemeinsamen Bibliothek beziehen (obwohl ein wichtiger Faktor der Identität, die Abgrenzung gegenüber anderen Gruppierungen, fehlt). Sie sprechen verschiedene Sprachen, sind somit den Kulturen vergleichbar, ein Unterscheidungsmerkmal, das jedoch innerhalb der totalen Bibliothek keine Rolle spielt. Denn in ihr sind alle denkbaren Texte der Menschheit enthalten, sie stellt damit ein überkulturelles, prinzipiell endliches, aufgrund seiner vom Menschen nicht erfassbaren Größe für diesen jedoch unendliches Gedächtnis dar, in dem durch die unüberschaubar große Zahl von Texten einem Maximum an Sinn ein Maximum an Unsinn gegenübersteht: Es existieren alle Texte, sinnvolle und unsinnige und auch deren Widerlegungen. Den als gefangene Bibliothekare in der Bibliothek lebenden Menschen stellen sich die philosophischen Fragen der Menschheit nach Ursprung und Sinn ihrer Lebenswelt und nach den Gelegenheiten zu eigener Verwirklichung bzw. Kreativität. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt: Die Bibliothekare können nach den Regeln der Mnemonik die Regale abschreiten und das dort gespeicherte Wissen abrufen, sich also an das ‚erinnern’, was nicht sie selber, aber doch andere Teilhaber des kollektiven Gedächtnisses dort deponiert haben: Lesen ist Wiederlesen, Schreiben ist Sicherinnern. Die lesende Tätigkeit gipfelt in der Suche nach dem einen Buch, das den Schlüssel der Bibliothek darstellt, der alle anderen und die Bibliothek erklärt. Die Existenz eines Schlüsselbuches muss aufgrund der mathematischen Totalität als gesichert gelten, während die Chance, es jemals zu finden, unermesslich klein bleibt. Neben der Sinnsuche können die Bibliothekare versuchen, kreativ am kollektiven Gedächtnis zu partizipieren. Doch im Gegensatz zur Theorie des kulturellen Gedächtnisses etwa bei Renate Lachmann, die davon ausgeht, dass jede Art von Kreativität mit dem bereits vorhandenen Zeichenvorrat in Wechselwirkung tritt und somit das kulturelle Gedächtnis verändert, sieht Borges die Möglichkeit zu echter Kreativität nicht gegeben: Die Bibliothekare nehmen nur mittelbar am universalen textuellen Gedächtnis teil, in dem sie die „organischen“ Bücher20 katalogisieren und den Einband beschriften, also nichts Neues schaffen und das Gedächtnis nicht verändern, da alles bereits geschrieben ist und jede Veränderung von Menschenhand, sogar die Zerstörung, aufgrund der Ausmaße der Bibliothek verschwindend gering ist und zu jedem Buch „immer einige Hunderttausende unvollkommener Faksimiles existieren.“21 Durch 19 Ders.: Inquisitionen. Frankfurt a.M. 1992. S. 103. Borges: Fiktionen. S. 68. 21 Ebd., S. 73. 20 7 ihre immense Größe und ihre Absolutheit bietet die Bibliothek den Menschen keinerlei Möglichkeiten: Sie offeriert keinen Sinn und nimmt jede Chance zu eigener Kreativität, da alles bereits niedergeschrieben ist. Die Bibliothek bleibt in sich stets gleich, denn während die Bibliothekare eine zeitliche Existenz führen, also sterben, verändert sich in ihr weder durch Handeln der Menschen noch durch andere Einflüsse (da es kein Außen gibt, kann auch von dort nichts auf die Bibliothek einwirken) irgendetwas: Sie existiert ab aeterno und bleibt so auch ewig bestehen. Ihre Existenz ist aber vor allem deshalb atemporal, weil sie neben allen bereits verfassten Büchern auch alle möglichen, somit alle, die in Zukunft geschrieben sein werden, enthält. Statt einer zeitlichen Struktur ist die Bibliothek also ausschließlich (!) der Struktur des Raumes unterworfen: Im Gegensatz zur Theorie des kulturellen Gedächtnisses, das vor allem einer Strukturierung der gemeinsamen Vergangenheit eines Kollektivs dient und Gegenwart und Vergangenheit umfasst – dies allerdings in zeitlosem Nebeneinander -, schließt das universale Gedächtnis bei Borges paradoxerweise auch die Zukunft mit ein. Borges’ textuelles Universum ist tatsächlich ein zeitloses, das dadurch dem Autor unzählige Möglichkeiten der Kombination aller Texte bietet, wobei diese aber letztendlich bereits existieren, so niemals wirklich zukünftig sein können und die Kreativität der Kombination eine vergebliche ist, oder, wie der Ich-Erzähler es formuliert: „Sprechen heißt: in Tautologien verfallen.“22 Das kulturelle Wechselspiel zwischen Erinnern und Vergessen, in unserer Spätzeit die einzige Möglichkeit, kreativ zu sein, funktioniert in Borges’ phantastischer Literatur, in der er so oft (sich dabei auf Schopenhauer berufend) die Existenz der Zeit negiert, also gerade nicht. Und doch endet die Erzählung nicht in der Apathie: Sie wird durch einen fiktiven Herausgeber als das Werk eines der Bibliothekare ausgegeben, der es schreibt, obwohl es bereits existiert: Kreativität findet statt trotz ihrer Vergeblichkeit, sie stellt zwar keinen Ausweg aus der Totalität dar, zu der sie automatisch beiträgt, wohl aber eine Möglichkeit für den Einzelnen, der die Gesamtheit der Bibliothek nicht kennen kann und daher für sich persönlich Neues zu schaffen in der Lage ist, so dass Vergessen für das Individuum von zentraler Bedeutung ist, selbst wenn es auf das Ganze gesehen belanglos erscheint. Vergessen wird innerhalb der generellen Skepsis positiv bewertet und Gedächtnis und Vergessen sind so eng miteinander verknüpft, dass Borges sowohl das Gedächtnis als Form des Vergessens, als auch umgekehrt das Vergessen als Form des Gedächtnisses bezeichnet.23 22 Ebd., S. 75. Vgl.: „das Gedächtnis (…), diese Form des Vergessens“ (Borges: Schatten und Tiger. S. 131) bzw.: „das Vergessen / ist eine der Formen der Erinnerung, sein vages Kellergelaß“ (Ebd., S.91). 23 8 Die Bibliothek scheint den Menschen übergeordnet zu sein, obwohl die Bedingungen ihrer Entstehung ungenannt bleiben. Das aus Texten bestehende Universum ist bei Borges, der sich hierbei stets auf Schopenhauer beruft, für den die Welt eine Projektion des menschlichen Geistes ist, nie ein materielles, sondern ein erdachtes – und zwar entweder vom Kollektiv der Menschen oder von einem geheimnisvollen Schöpfer, der jedoch selbst im Verdacht steht, Gedankenprodukt eines anderen Schöpfers zu sein. Obwohl Borges die Frage nach dem Schöpfer im Falle der Bibliothek von Babel übergeht, erscheint diese als das Bild eines verabsolutierten kollektiven Gedächtnisses, das die Gesamtzahl aller Texte, die möglicherweise vom menschlichen Geist erdacht werden können, in einer idealen Architektur angeordnet enthält. Die Vorstellung, dass ein Kollektiv sich im Sinne eines phantastisch verstandenen Idealismus in Gedanken die eigene Realität erschafft, ist des öfteren Thema in Borges’ Phantastik. So erdenkt eine Geheimgesellschaft in der Erzählung „Tlön, Uqbar, Orbis Tertius“24 einen ganzen Planeten, indem sie dessen Beschaffenheit in verschiedenen, aufeinander aufbauenden Enzyklopädien festlegt. Dieser Planet „Tlön“ ist damit nichts anderes als ein kollektiver Gedanke, der zu gemeinsamer Erinnerung und damit zum kulturellen Gedächtnis in seiner reinsten Form wird, das ausschließlich innerhalb desselben Bestand hat. Doch auch der Planet „Tlön“ nimmt totalitäre Züge an: Da die menschliche Vorstellungskraft beschränkt ist, ist der von Menschen erdachte Planet durchschaubar und geordnet, so dass er in seiner Strukturiertheit schließlich die ‚echte’, chaotische und geheimnisvolle Welt verdrängt und zur wahren, totalitären ‚Realität’ der Menschheit wird, die nun in einer Welt, die „Tlön“ heisst, gefangen ist. Wie die Bewohner von „Tlön“ sind auch die der Bibliothek gefangen in einem Gedächtnis, das in seiner Totalität furchteinflößend wirkt und das sie aufgrund der labyrinthischen Struktur des Bauwerks und der Widersprüchlichkeit der gespeicherten Informationen nicht durchschauen können. Übertragen auf das ‚echte’ Universum erscheint somit auch die uns Menschen umgebende, sogenannte Realität in Wirklichkeit ein Produkt des kollektiven Gedächtnisses, dem der Mensch nicht entrinnen kann, da er durch seine Gedächtnistätigkeit dazu beiträgt. Aus der Beschaffenheit des menschlichen Gedächtnisses erklärt sich auch die so explizit betonte Endlichkeit der enthaltenen Texte: Die Geschichten, die die Menschheit zu erzählen hat, sind aufgrund der Beschränktheit des menschlichen Geistes begrenzt, es handelt sich um einige wenige Stoffe (in einem Essay spricht Borges von genau vier Geschichten: die einer befestigten Stadt, die belagert und verteidigt wird, die einer Wiederkehr, die einer Suche 24 Ders. : Fiktionen. S. 15-34. 9 und die der Opferung eines Gottes25), die zeiten- und länderübergreifend abgewandelt, weitererzählt und durch Vergessen ‚neu’ erfunden werden, so dass auch hier Vergessen die entscheidende Voraussetzung für eine Kreativität darstellt, die nur auf den Schöpfer selbst bezogen, niemals auf das Ganze gesehen eine ebensolche sein kann. Die der Unvollkommenheit des menschlichen Geistes entsprechende Begrenztheit der in der Bibliothek enthaltenen Texte bedeutet nicht automatisch eine Begrenztheit der Bibliothek selbst. Das Bauwerk ist unermesslich und – so spekuliert der Erzähler – zyklisch, womit es für die im Inneren lebenden Menschen unendlich wäre. Da die Bibliothek nur den Gesetzen des Raumes, nicht denen der Zeit gehorcht, somit ewig ist, ist sie trotz der exakt festgelegten Anzahl von Bücher unendlich. Die Vorstellung eines ab aeterno existierenden, zyklischen Bauwerks mit einer immens großen Zahl von Büchern übersteigt die Kapazitäten des menschlichen Denkens. Eine riesengroße, zyklische Bibliothek, in der die Menschen gefangene Bibliothekare sind, oder ein von Menschen erdachter Planet, der die ‚alte’ Realität verdrängt – dies sind die Bestandteile einer phantastischen Literatur, wie Borges sie betreibt: Metaphysische Überlegungen (etwa die nach der Abhängigkeit der von uns wahrgenommenen Realität vom menschlichen Geist) werden auf die Spitze getrieben, bis ihnen der menschliche Verstand nicht mehr folgen kann. Borges begibt sich hier an eine weitere Grenze, den Rand des menschlichen Vorstellungsvermögens, einen Grenzbereich, den er in einer anderen Erzählung, „Das Haus des Asterion“, thematisiert,26 in der ein Ich-Erzähler sein ‚Haus’ beschreibt, das sich als Labyrinth entpuppt, in dem er gefangen ist – erst am Schluss wird die Identität des Erzähler geklärt, es handelt sich dabei um die antike Sagengestalt Minotauros, die auch den Beinamen Asterion trägt. Das ihn gefangen haltende Labyrinth (das ebenfalls an die labyrinthische Architektur der antiken Mnemotechnik erinnert) stellt eine weitere Visualisierung eines kulturellen Gedächtnis dar. Ebenso wie die labyrinthische Bibliothek wird es mit dem Universum bzw. der Welt gleichgesetzt: „Das Haus hat den Umfang der Welt, besser gesagt, es ist die Welt.”27 Während die Bibliothek von Babel das unermesslich reiche textuelles Gedächtnis der gesamten Menschheit darstellt, zeigt sich das sogenannte „Haus“ des Asterion als das karge, beschränkte Gedächtnis eines Einzelnen,28 der weder lesen noch schreiben und somit keinen Text in der leeren Architektur deponieren kann. Sein Gedächtnis ist ein architektonisches Labyrinth, mit Galerien, Höfen, Söllern und Zisternen, in 25 Ders.: Schatten und Tiger. Frankfurt a.M. 1994. S. 195f. Jorge Luis Borges: Das Aleph. Erzählungen 1944-1952. Frankfurt a.M. 1992. S. 61-64. 27 Ebd., S. 62f: 28 Minotauros vermutet sich selbst als den Schöpfer seines ‚Hauses’ und der Welt: „Vielleicht habe ich die Sterne und die Sonne und das ungeheure Haus geschaffen, aber ich entsinne mich dessen nicht mehr“ (Ebd., S. 63). 26 10 dem es jedoch keine ‚Möbel’ gibt, also im Sinn der antiken Menmonik keine „loci“, an denen etwas eingeschrieben wäre. Auch das Labyrinth des Minotauros ist ein Gefängnis, dessen Grenzen jedoch prinzipiell offen stehen: Soll ich noch einmal sagen, daß keine verschlossene Türe da ist, soll ich hinzufügen, dass es kein Schloß gibt? Überdies bin ich eines Abends auf die Straße hinausgetreten; wenn ich vor Dunkelwerden wieder hineinging, so geschah dies aus Furcht vor den Gesichtern des Pöbels, Gesichter die farblos und platt waren wie die flache Hand.29 Er kann also die Umgrenzungen seines Gedächtnisses ausloten, ist jedoch nicht fähig, es zu verlassen, da er sich vor dem Anblick einer sein eigenes Universum umgebenden Welt fürchtet, deren Eindrücke er nicht verarbeiten kann, und kehrt wieder um in die Welt seiner Phantasie, in der ihm sein Gefängnis wie ein Zuhause erscheint. Das Labyrinth ist das vom Minotauros erträumte Gefängnis und das Schicksal des Minotauros, der es nicht verlässt, ein selbstgewähltes. Das versuchsweise Überschreiten der Geistesgrenzen, gefolgt von einer Rückkehr in die Begrenztheit des eigenen Ichs entspricht der Bewegung von Borges’ Literatur. Borges’ Schreiben ist an der Grenze des menschlichen Gedächtnisses anzusiedeln: Er bewegt sich einerseits an den Peripherien der verschiedenen kulturellen Gedächtnisse, andererseits auch an der Grenze des menschlichen Gedächtnisses an sich. Das kulturelle Gedächtnis erhält in seinem Werk eine Schlüsselfunktion: Da für ihn die gesamte Welt Text ist, bezeichnet es nicht nur das Funktionieren von Kultur und Literatur, sondern stellt ein Bild der gesamten Lebenswirklichkeit des Menschen, wobei sich das menschliche Gedächtnis, sei es individuell oder kollektiv, als ein Gefängnis herausstellt, dem Borges in einer permanente Grenzüberschreitung zu entkommen versucht, wobei die Grenzüberschreitung nur ein versuchsweises Vorstoßen in eine unbekannte Welt ist, der die Rückkehr in die Bedingtheit des begrenzten Ichs folgt. 29 Ebd., S. 61. 11 Literaturverzeichnis - Assmann, Aleida / Assmann, Jan: Kanon und Zensur. In: Diess.: Kanon und Zensur. Archäologie der literarischen Kommunikation II. München 1987. S. 7-27. - Assmann, Jan: Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität. In: Ders. / Hölscher, Tonio (Hrsg.): Kultur und Gedächtnis. Frankfurt a. M. 1988. S. 9-19. - Borges, Jorge Luis: Das Aleph. Erzählungen 1944-1952. Frankfurt a. M. 1992. - Ders.: Fiktionen. Frankfurt a. M. 1992. - Ders.: Inquisitionen. Frankfurt a.M. 1992. - Ders.: Kabbala und Tango. Frankfurt a. M. 1991. - Ders.: Schatten und Tiger. Frankfurt a. M. 1994. - Eco, Umberto: „An Ars Oblivionalis? Forget it!“ In: PMLA 103/1988, S. 254-61. - Halbwachs, Maurice: Das kulturelle Gedächtnis. Stuttgart 1967. - Kristeva, Julia: Die Revolution in der poetischen Sprache. Frankfurt a. M. 1978. - Lachmann, Renate: Gedächtnis und Literatur. Intertextualität in der russischen Moderne. Frankfurt a.M. 1990. - Diess.: „Kultursemiotischer Prospekt“. In: Haverkamp, Anselm / Lachmann, Renate (Hrsg.): Memoria. vergessen und erinnern. München 1993. S. XVII-XXVII. - Lévi-Strauss, Claude: Das wilde Denken. Frankfurt a.M. 1968. - Lotman, Jurij / Uspenskij, B. : „Zum semiotischen Mechanismus der Kultur“ In: Eimermacher, Karl (Hrsg.) Semiotica Sovietica. Aachen 1986. Bd. 2, S. 853-880. - Schnell, Ralf (Hrsg.): Metzler-Lexikon Kultur der Gegenwart: Themen und Theorien, Formen und Institutionen seit 1945. Stuttgart Weimar 2000. 12