Arzneimittel mit neuen Wirkprinzipien

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PHARMA
muss die Dosis je nach Kombinationspartner angepasst werden.
HIV-INFEKTION
Arzneimittel mit neuen
Wirkprinzipien
Pfizer-Symposium „Zukunft oder Fantasie? – Neue
Behandlungsansätze in der antiretroviralen Therapie“
anlässlich des 17.Workshops der DAGNÄ in Köln
Integrasehemmer Raltegravir
Der CCR5-Inhibitor Maraviroc und der Integrasehemmer
Raltegravir erweitern die Therapieoptionen.
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CCR5-Inhibitor Maraviroc
Bevor das HI-Virus in seine Wirtszelle, den CD4-Lymphozyten, eindringen kann, muss es sich an einen
Korezeptor binden. Allerdings existieren mehrere Korezeptoren. Während im gesamten Verlauf der HIVInfektion Viren vorherrschen, die
nur den CCR5-Korezeptor nutzen
(R5-Viren), treten in Spätstadien
Virustypen auf, die den Korezeptor
CXCR4 benutzen (X4). Da Maraviroc
(Celsentri®) selektiv den CCR5Korezeptor hemmt, ist der Wirkstoff
zugelassen für die Kombinationstherapie bei vorbehandelten Patienten, die ausschließlich mit CCR5tropen Viren infiziert sind. Vor der
Behandlung muss ein Test auf den
Korezeptortropismus des Patientenvirus erfolgen.
In den placebokontrollierten,
doppelblinden MOTIVATE*-Studien wurde die Wirksamkeit von Maraviroc bei virämischen, intensiv
vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittener HIV-Erkrankung untersucht, die initial zu über 40 Prozent eine Viruslast von > 100 000/ml
A 2828
*MOTIVATE = Maraviroc
plus Optimized Background Therapy in
Viremic Antiretroviral
Treatment-Experienced
patients
und zu über 50 Prozent eine CD4Zellzahl = 200/µl sowie im Durchschnitt zehn ProteasehemmerResistenzmutationen aufwiesen.
Der gepoolten Zwischenanalyse nach 24 Wochen zufolge, gelangten durch die
Behandlung mit Maraviroc,
zusätzlich zu einer optimierten Basistherapie aus drei bis
sechs antiretroviralen Medikamenten, fast doppelt so viele Patienten (45 versus 23 Prozent) mit
ihrer Viruslast unter die Nachweisgrenze (< 50 Kopien/ml) als ohne
den CCR5-Inhibitor (p < 0,0001).
Von Patienten, deren Viruslast initial bei 100 000 oder höher lag, gelangten unter Maraviroc 35 Prozent
auf den Zielwert von < 50 Kopien/ml,
unter Placebo dagegen nur elf
Prozent. Die CD4-Zellzahl war im
Maraviroc-Arm im Mittel um
106/mm3 angestiegen, verglichen mit
57/mm3 im Placebo-Arm (p < 0,0001).
Da Menschen mit angeborenem
CCR5-Rezeptor-Defekt klinisch gesund sind, wird die CCR5-Blockade
ohne zusätzliches Risiko für die Patienten eingeschätzt. Die Verträglichkeit war nach Angaben von Prof. Jürgen Rockstroh (Universität Bonn)
gut. Gegenüber der Basistherapie
fand man keinen Unterschied in der
Häufigkeit von unerwünschten Ereignissen, nebenwirkungsbedingten
Therapieabbrüchen, Lebertoxizität,
malignen Erkrankungen und Todesfällen. Häufigste Nebenwirkungen
waren in beiden Studienarmen
Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen
und Müdigkeit.
Maraviroc wird in einer Dosierung
von täglich 2 × 300 mg verabreicht.
Bei Kombination mit nicht nukleosidischen Inhibitoren der reversen
Transkriptase oder Proteasehemmern
Das HI-Virus verfügt über drei Enzyme, die essenziell sind für die Replikation und das Einschleusen des viralen Genoms in die Wirtszelle: die
Reverse-Transkriptase, die Protease
sowie die Integrase. Mit Raltegravir
steht demnächst auch ein Integraseinhibitor gegen den HIV-1-Subtyp
zur Verfügung. In Lancet (2007; 369:
1261–9) wurden nach 24 Wochen die
Zwischenergebnisse einer Phase-IIStudie veröffentlicht, die belegen,
dass Raltegravir in Verbindung mit
einer optimierten Hintergrundtherapie (OBT) in Bezug auf die virale
Suppression bei gleicher Verträglichkeit wirksamer ist als Placebo.
In die Studie sind 179 vorbehandelte HIV-1-Patienten mit einer bestehenden Viruslast > 5 000 Kopien/ml eingeschlossen, die in drei
Raltegravir-Gruppen (Dosierungen
jeweils zweimal täglich 200, 400
oder 600 mg) und eine Placebogruppe
randomisiert wurden. Die Patienten
wurden im Mittel seit neun Jahren behandelt und hatten Aidssymptome
entwickelt. Alle wiesen außerdem
eine 3-Klassen-Resistenz auf.
In den Raltegravir-Gruppen sank
die Viruslast zwei Wochen nach Studienbeginn um zwei Logstufen versus einer Logstufe unter Placebo.
55,6 bis 66,7 Prozent der Raltegravirgruppen erreichten eine Viruslast
< 50 Kopien/ml (13,3 Prozent unter
Placebo). Dabei stieg die CD4-Zellzahl innerhalb von 24 Wochen um
62,9 bis 112,8 Zellen/Mikroliter
(Placebo: 5,4 Zellen/Mikroliter).
Die Verträglichkeit von Raltegravir
war gut. „Die Substanz hat zudem
eine gute Bioverfügbarkeit und kann
nahrungsunabhängig eingenommen
werden“, sagte Dr. Olaf Degen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, in Frankfurt am Main.
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MSD-Symposium „Fortschritte im Management
von HIV: Inhibition der HIV-Integrase – ein klinisches Update zu Raltegravir (MK-518)“ anlässlich
des 3. Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses
in Frankfurt/Main
⏐ Jg. 104⏐
⏐ Heft 41⏐
⏐ 12. Oktober 2007
Deutsches Ärzteblatt⏐
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