programmheft - Ensemble Kontraste

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Donnerstag 1.1.2015, 17.00 Uhr
Tafelhalle
Neujahrskonzert
zum 85. Geburtstag von Werner Heider
Werke von W. A. Mozart, D. Milhaud, W. Heider,
D. Schostakowitsch und S. Prokofjew
Leitung Frank Strobel
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Tafelhalle.
Das ensemble KONTRASTE wird gefördert durch die Stadt
Nürnberg, den Bezirk Mittelfranken und den Freistaat Bayern.
Wolfgang Amadeus Mozart
(1756 - 1791)
Ouvertüre zur Oper
„Die Hochzeit des Figaro“ KV 492 (1786)
Darius Milhaud
(1892 - 1974)
La création du monde op. 81a (1923)
Ouverture
Le chaos avant la création
La naissance de la flore et de la faune
La naissance de l'homme et de la femme
Le désir
Le printemps ou l'apaisement
Werner Heider
(geb. 1929)
Strophen für Klarinette und Orchester (1965)
Solist Günter Voit, Klarinette
Dimitri Schostakowitsch
(1906 - 1975)
Jazz-Suite Nr. 1 (1934)
Walzer
Polka
Foxtrott
Sergej Prokofjew
(1891 - 1953)
Symphonie Nr. 1 D-Dur op. 25
„Symphonie classique“ (1917)
Allegro
Larghetto
Gavotta. Non troppo allegro
Finale. Molto vivace
Leitung Frank Strobel
Ein Neujahrskonzert als musikalische Gratulation
Wann gibt es so etwas: Das Neujahrskonzert des ensemble KONTRASTE, das
sich in der Region längst Kultstatus erworben hat, wird gleichzeitig zum „Ge­
burtstagsständchen“ für den bekanntesten Komponisten Frankens, für Werner
Heider. Er, der genau heute 85 Jahre alt wird, ist selbst anwesend und steuert
eine seiner Kompositionen zum Konzert bei!
Und wie immer: Spritziges musikalisches Vergnügen zum Neujahrstag! Und das
mit vier Stücken aus dem 20. Jahrhundert? Ja! Lassen Sie sich überraschen.
Werner Heider: Eine Musik ohne „Grenzen“ möchte ich schreiben!
Man braucht ihn dem Musikfreund kaum vorzustellen, denn auch wer nur wenige
seiner Kompositionen gehört haben mag, kennt ihn „optisch“, als unermüdlichen
Konzertbesucher. 1930 in Fürth geboren, früh musikbegeistert, mit knapp fünf
Jahren wünschte er sich ein Schlagzeug zu Weihnachten, und die Liebe zur Per­
kussion ist einer der prägenden Züge seines Schaffens geblieben, auch seine
Söhne gehören zur „schlagenden Instrumentenverbindung“ (Heider). Doch es
gibt viele andere Züge, denn Heider ist unglaublich vielseitig, immer neugierig
auf das Experiment. „Avantgarde“ ist ihm ein prägender Begriff, ohne dass er je
irgendeinem Dogmatismus verfallen wäre – dazu ist er viel zu individuell, im
Komponieren („der beste Platz ist zwischen den Stühlen“) wie im Leben: Schon
seit 1958 lebt er als freischaffender Künstler, für einen Komponisten moderner
Klassik wahrlich ein kühner Entschluss.
Unmöglich, die Menge seiner Preise und Ehrungen aufzuzählen – es sind viele!
Genau wie seine Aktivitäten, als Komponist sowieso, aber auch als Dirigent und
Begründer spezialisierter Ensembles wie des „ars nova ensemble nürnberg“, das
er noch heute leitet (1968 gegründet, lange vor dem Frankfurter „Ensemble mo­
dern“!)
Sein umfangreiches Oeuvre entzieht sich üblichen Klassifizierungen, denn: „Tat­
sächliche Wiederholungen gibt es im Leben eines Menschen nicht; warum sollte
es sie in der Kunst geben?“ sagte er einmal, und: „Mein Stil: Nein – der Stil eines
Stückes – des jeweiligen Stückes!“
Mozarts Ouvertüre zu Figaros Hochzeit
Man kann ein neues Jahr und auch eine Geburtstagsgratulation kaum besser be­
ginnen als mit diesem funkensprühenden musikalischen Feuerwerk, das hier in
knapp 300 Takten, aber nur rund vier Minuten Dauer gezündet und abgebrannt
wird.
Das Vorspiel zur ersten der drei Mozart-Opern nach Libretti von Lorenzo da
Ponte, 1786 komponiert, ist trotz seiner Funktion als Ouvertüre ein in sich ge­
schlossenes musikalisches Kunstwerk, wie alle Ouvertüren der großen MozartOpern.
Und doch ist der Geist der Oper in diesem Stück, obwohl Mozart keine Themen
daraus verwendet: Der Wirbel der Handlung, die gefährdete Balance der gesell­
schaftlichen Verhältnisse, die treibende Kraft des Eros, das Chaos dieses „tollen
Tags“, das die Akteure ins Schlingern bringt – all das scheint in dieser Eröff­
nungsmusik konzentriert zu sein.
Man darf nicht vergessen: Im kaiserlichen Wien des Jahres 1786 enthielt Figaros
Hochzeit durchaus aufrührerisches Potential, auch wenn der Textverfasser da
Ponte die Vorlage entschärft hatte, um eine Aufführung überhaupt möglich zu
machen. Denn das zugrunde liegende Schauspiel von Beaumarchais war eine
vernichtende Kritik an der Adelsgesellschaft und ihrer Privilegien, es wurde
dementsprechend europaweit zum Skandal. Man möchte meinen, Mozart habe
diesen revolutionären Geist zumindest in der Ouvertüre konserviert.
Darius Milhaud – Erschaffung der Welt aus dem Geist schwarzer Musik
Das künstlerisch brodelnde Paris der zwanziger Jahre, das hieß in der innovati­
ven Musikszene auch: Weg mit romantischen Stimmungsbildern und deutschem
metaphysischen Tiefsinn à la Wagner, weg auch mit impressionistischen Klang­
wolken à la Debussy, eine neue Einfachheit sollte her. Ein Freundeskreis von
Komponisten schloss sich 1920 zur „Groupe des Six“ zusammen, unter ihnen
Darius Milhaud, Arthur Honegger und Francis Poulenc. Diese „Gruppe der
Sechs“ sollte, begleitet von etlichen Konzertskandalen, die Musikszene Frank­
reichs dieser Jahre wesentlich mitbestimmen.
Und da war noch etwas ganz Neues aus Amerika angekommen: der Jazz. Obwohl
weit entfernt von dem, was wir heute darunter verstehen (er kam damals als eine
„neue Art von Tanzmusik“ in Europa an), spürten viele Komponisten sofort das
„ganz Andere“, das Neue und Elementare dieser Musik. Darius Milhaud gehörte
zu ihnen. 1923 kam er erstmals nach New York. Zwar wollte er vom „plüschigen
Orchesterjazz“ der Tanzlokale nichts wissen, doch in einer Bar in Harlem fand er
die unverfälschte Kraft des Blues. Er schreibt in seinen Memoiren: „Vor dem Takt
des Schlagzeugs überkreuzten sich die Melodielinien und verzerrten Rhythmen.
Eine Schwarze, deren Stimme aus der Tiefe der Jahrhunderte zu dringen schien,
sang mit dramatischer und verzweifelter Ausdruckskraft den gleichen Refrain
wieder und wieder, bis zur Erschöpfung, und dahinter malte der Jazz des Orches­
ters einen Hintergrund aus ständig changierenden melodischen Mustern ... Die
authentische Musik hatte ihren Ursprung zweifellos in den Abgründen Afrikas.
Der Eindruck auf mich war so überwältigend, dass ich mich nicht losreißen
konnte.“
La création du monde
Kaum zurück in Europa, bot sich Milhaud die Gelegenheit, die neuen Eindrücke
umzusetzen. Er erhielt einen Kompositionsauftrag der avantgardistischen Tanz­
formation „Ballets suédois“ für ein „Ballet nègre“, La création du monde. Für die
Handlung aus der schwarzafrikanischen Mythenwelt war der Schriftsteller
Blaise Cendrars zuständig, der Maler Fernand Léger für die Bühnen- und
Kostümausstattung. Das Stück besteht aus sechs ineinander übergehenden
Abschnitten:
Ouverture: Über gleichmäßiger rhythmischer Bewegung die Melodie des Saxo­
phons, von Einwürfen der Trompeten unterbrochen.
Le chaos avant la création (das Chaos vor der Schöpfung), das afrikanische
Schöpfungsgötter mit magischen Handlungen beschwören. Eine stark rhythmi­
sierte Musik mit einem synkopierten Thema von klarem Jazz-Charakter.
La naissance de la flore et de la faune (die Entstehung von Pflanzen- und Tierwelt):
Die Schöpfung beginnt, Bäume bilden sich heraus, aus deren Blättern Vögel und
Tiere entstehen: meditativ fließend, mit einer wiegenden Melodie der Oboe, am
Ende ein Flötentremolo.
La naissance de l'homme et de la femme (die Entstehung von Mann und Frau):
bewegt, mit synkopierter Musik in wechselnden Formationen.
Le désir (das Begehren): Mann und Frau finden in einem orgiastischen Tanz zu­
einander. Die Musik beginnt mit einem hüpfenden Motiv, geht in einen fließen­
den Teil über und steigert sich schließlich zu heftigster Bewegung des gesamten
Orchesters.
Le printemps ou l'apaisement (Der Frühling oder die Beruhigung): Am Schluss
steht das Menschenpaar in der gerade erschaffenen Welt, es ist Frühling, Zeit des
Erblühens. Ruhig, Reflexion voriger musikalischer Gestaltungen.
Milhauds originelle Schöpfung kann bei allem Exotismus seine europäischklassische Prägung nicht verleugnen: Elemente des Jazz wie Synkopenreichtum,
Bluestonalität und Improvisationsgestus stehen neben traditionellen Elementen
europäischer Musik.
Das Ballett machte Milhaud über Nacht berühmt, denn die Uraufführung im
Théatre des Champs Elysées geriet zum Skandal. Die Kritiker hielten La création
du monde für „frivol, eher für den Tanz- als für den Konzertsaal geeignet“.
Werner Heider – Strophen für Klarinette und Kammerorchester
Werner Heider komponierte das etwa neun Minuten lange Stück 1965, während
seines Romaufenthalts, als Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo.
Dem Kammerorchester mit 17 Spielern steht ein Klarinettist gegenüber, oder, wie
Heider es beschreibt: „Das Solo-Instrument ist mit dem Klangkörper (dem Or­
chester) verzahnt und verwachsen – es ist darin eingebettet.“
Werner Heider zu seinem Werk: „Auf der Suche nach möglichst divergierenden
musikalischen Formen für meinen Zeitplan kam ich dahin, für die fünf klingenden
Strophenteile „variable Formen“, eine „Entwicklungsform“ und eine
„Momentform“ zu wählen. Für die 1. und 4. Strophe wählte ich die „variable
Form“ in zwei verschiedenen Arten: Eine große Klarinettenphrase komponierte
ich bei der 1. Strophe und dazu fünf in Charakter und Dauer kontrastierende
Orchester-Episoden. Die Reihenfolge dieser Episoden und deren Zuspiel zur
Klarinette wird vom Dirigenten spontan frei gewählt. Für die 4. Strophe nun ein
umgekehrtes Verfahren: Zu einem streng komponierten Ensembleklangteppich
werden vom Solisten fünf verschiedene, kurze Phrasen ausgewählt und
eingeworfen. Die „Momentform“ verwandte ich für die 2. und 5. Strophe. Ich
komponierte zunächst einen Satz, welchen ich ungefähr in der Mitte (irgendeines
Momentes) teilte, als Strophe 2 und 5 setzte und dazwischen als fremdes, neues
Kapitel die 3. Strophe pflanzte: hier nun durchgehende Entwicklung,
geschlossene Form.“
Dimitri Schostakowitsch mit leichter Musik – Die Jazz-Suite Nr. 1
Von dem Russen Schostakowitsch erwartet man normalerweise gedanken­
schwere bedeutungsgeladene Symphonik. Man denkt an den gefährdeten Künst­
ler, der im Russland der zunehmend brutaleren Diktatur Stalins auf dem schma­
len Grat zwischen öffentlichem Erfolg und Verbannung ins Arbeitslager oder gar
Todesurteil balancieren musste. Und der dabei doch versuchte, seinen künstleri­
schen Anspruch nicht zu verraten, trotz aller Kompromisse.
Aber es gibt auch den anderen Schostakowitsch, den ungeheuer vielseitigen und
mit scheinbar leichter Hand jeden Stil beherrschenden Universalmusiker. Ein
Komponist, der eine Unmenge Filmmusiken schrieb, der das Operettengenre be­
herrschte, der in seinem ersten Klavierkonzert eine höchst geistreiche und wit­
zig-ironische Version eines „klassischen“ Konzerts schuf. Er schrieb: „Wenn das
Publikum während der Aufführung meiner Werke lächelt oder direkt lacht, berei­
tet mir das eine große Befriedigung.“
Auch Schostakowitsch gehörte zu denen, die vom damals neuen Jazz fasziniert
waren. Dabei hatte es der Jazz in der neu gegründeten Sowjetunion schwer.
Besser gesagt, es gab ein permanentes Auf und Ab zwischen Anerkennung und
Förderung des Jazz einerseits und Verdammung der „dekadenten westlichen
Musik“ andererseits – das konnte alle paar Jahre umschlagen und in heftigster
Verurteilung enden. So etwa 1936, als in der „Prawda“ ein seitenlanger Totalver­
riss von Schostakowitsch’s Lady Macbeth von Mzensk erschien, mit dem Titel
„Chaos statt Musik“: „Der Komponist bediente sich der nervösen, verkrampften
und hysterischen Jazzmusik, um die „Leidenschaften“ seiner Helden zu zeigen.“
Lupenreinen Jazz erwartet man in der 1934 komponierten Jazzsuite allerdings
vergebens. Das Werk mit der ausgefallenen und gewitzten Instrumentation ist
im besten Sinne Unterhaltungsmusik. Schostakowitsch hatte sich bereit erklärt,
in der Jazz-Kommission der Sowjetunion mitzuwirken, deren Zielsetzung es war,
den „sowjetischen Jazz" auf ein professionelles Niveau zu heben. Seine Kompo­
sition sollte andere, weniger populäre Komponisten dazu animieren, an diesem
Ziel mitzuwirken.
Prokofjews Symphonie Classique – ein Haydn-Spaß
Das Petersburger Publikum mag 1917 angesichts der im klassischen Stil ge­
schriebenen Symphonie überrascht und irritiert gewesen sein, kannte es doch
den jungen Sergej Prokofjew, er war 25 Jahre alt, von einer ganz anderen Seite:
Mit einer dissonanten, klangharten Musik hatte der brillante Pianist aus der
ukrainischen Provinz die Zuhörer verstört, etwa in seiner kurz zuvor entstande­
nen Skythischen Suite für großes Orchester.
Und nun dies? Eine vordergründig ganz konventionelle Symphonie? In diesem
unbekümmerten Spiel mit klassischen Traditionen habe er zeigen wollen, dass
„Joseph Haydn, wenn er in unserer Zeit gelebt hätte, seinen eigenen Stil, ver­
mehrt um einiges Neue, beibehalten hätte.“ Das Ergebnis ist ja tatsächlich eine
Symphonie, die fast wie Haydn klingt – aber eben nur fast. Immer wenn der Hö­
rer sich bei Haydn wähnt, wird er düpiert, aber auf spielerische und vergnügliche
Weise, mittels plötzlicher unkonventioneller harmonischer Wendungen, irregulä­
rer Schlüsse und ungewohnter Rhythmik.
Prokofjews unverwechselbarer Stil verfolgte mehrere „Hauptlinien“, wie er
selbst sagte: die klassische, die mal neoklassizistisch ist und mal die Klassik des
18. Jahrhunderts nachahmt, die des Neuerers auf der Suche nach einer Sprache
für starke Emotionen, die motorische, die lyrische und gelegentlich die groteske
Linie. In seiner ersten Sinfonie sind sie alle, in unterschiedlichen Gewichtungen,
vorhanden.
Der Geniestreich des jungen Komponisten wurde eines seiner populärsten Werke
und ist dies bis heute geblieben. Wie Prokofjew mit alten Formen spielt, sie mit
lockerer Hand durchbricht, das ist von einer witzigen Leichtigkeit, wie sie wohl
nur jungen Genies gegeben ist.
Das Leben Prokofjews verlief dagegen keineswegs in Leichtigkeit. Schon früh be­
rühmt, ging er in die USA und lebte dann viele Jahre in Paris, als Komponist, Diri ­
gent und reisender Pianist. Doch Russland ließ ihn nicht los, 1936 kehrte er in die
Sowjetunion zurück – um dort ähnlich wie Schostakowitsch das Drama des pro­
gressiven Künstlers in einer Diktatur zu erleben, in der eine bornierte Kulturbüro­
kratie sich anmaßte zu entscheiden, was die „richtige Musik“ sei. 1948 wurde
Prokofjew von der KPdSU, der alles beherrschenden kommunistischen Partei, mit
einer solchen Wucht attackiert – man warf ihm „Formalismus“ und Versündi­
gung am „klassischen Erbe und der Volkstümlichkeit“ vor – , dass er die Rettung
vor drohenden Folgen wie Arbeitslager, Verbannung, Aufführungsverbot, in ei­
nem Schuldbekenntnis suchte: „Ich habe mich unzweifelhaft der Atonalität
schuldig gemacht, und ich bin nicht frei von der Sünde, unter dem Einfluss west­
licher Strömungen formalistische Fehler gemacht zu haben.“
M. und R. Felscher
***
Frank Strobel
ist einer der vielseitigsten Dirigenten seiner Generation. International renom­
miert mit Erst- und Wiederaufführungen von Werken der Komponisten Sergej
Prokofjew, Alfred Schnittke, Franz Schreker und Siegfried Wagner, aus denen
zahlreiche CD-Ersteinspielungen hervorgingen, eröffnet der gebürtige Münchner
auch eine neue Sicht auf Filmmusik.
Er ist autorisierter Bearbeiter und Herausgeber von Werken des Komponisten Al ­
fred Schnittke (1934-1998), dem er in dessen letzten Lebensjahren bei der Nota­
tion seiner Werke half. 1992 dirigierte Frank Strobel in der Alten Oper Frankfurt
die Uraufführung von Schnittkes Stummfilmmusik zu Die letzten Tage von St. Pe­
tersburg. Zahlreiche Filmmusiken Schnittkes wurden in Strobels Bearbeitung als
Konzertsuiten veröffentlicht; zudem erschienen auf CD die drei Klavierkonzerte
in der Einspielung mit der Pianistin Ewa Kupiec.
In Filmkonzerten setzt sich
Frank Strobel immer wieder
für die Aufführung be­
deutender Stummfilme und
Originalpartituren ein, hat
unterschiedliche Musiken,
u.a. für Faust und Der letzte
Mann (Friedrich Wilhelm
Murnau), Die Generallinie
(Sergej Eisenstein) und Die
Büchse der Pandora (Georg
Wilhelm Pabst) – zumeist
für ZDF/Arte – mit Orchester eingespielt. In Moskau und Berlin fand die viel
beachtete Erstaufführung der rekonstruierten Originalmusik von Prokofjew zu
Eisensteins Alexander Newski mit Film statt. Die CD-Aufnahme wurde mit dem
Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. An der von der FriedrichWilhelm-Murnau-Stiftung in Auftrag gegebenen Rekonstruktion der Filmfassung
von Fritz Langs Klassiker Metropolis war er maßgeblich beteiligt. Außerdem
rekonstruierte er die zugehörige Partitur von Gottfried Huppertz sowie dessen
Musik zu Die Nibelungen. Bei der Berlinale dirigierte Frank Strobel die Premiere
der endgültig restaurierten Metropolis-Fassung (2010), sowie die
Wiederaufführung von Oktober (2012). Richard Strauss' Rosenkavalier-Musik
führte Frank Strobel mit zahlreichen renommierten Klangkörpern zum
restaurierten Der Rosenkavalier-Film von Robert Wiene auf; die Premiere mit der
Staatskapelle Dresden ist auch als DVD verfügbar.
Seit vielen Jahren leitet Frank Strobel Einspielungen von Orchestermusiken zu
aktuellen Spielfilmen, u.a. für Gloomy Sunday, Buddenbrooks und Die Päpstin; er
arbeitet andererseits auch als musikalischer Partner mit Interpreten wie Udo
Lindenberg, Dominique Horwitz und den King`s Singers.
Enge künstlerische Beziehungen verbinden Frank Strobel mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt, dem London Symphony Orchestra, dem MDR Sinfo­
nieorchester Leipzig, der NDR Radiophilharmonie Hannover, dem Orchestre Na­
tional de Lyon, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Orchestre
Philharmonique du Luxembourg, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem
Sydney Symphony Orchestra, dem WDR Rundfunkorchester, der Kölner Philhar­
monie, dem Tivoli Kopenhagen und mit dem Wiener Konzerthaus, sowie dem
Finnish Radio Symphony Orchestra, dem Iceland Symphony Orchestra und dem
Orchestre National de Lille.
In der Saison 2014/15 wird Frank Strobel die Uraufführung der neuen Partitur
von Philippe Schoeller zum Film J’accuse im Pariser Salle Pleyel mit dem Orche­
stre Philharmonique de Radio France realisieren. Ans Pult des Sydney Symphony
Orchestra kehrt er zurück um die australische Erstaufführung des Matrix Live
Filmprojektes zu leiten. Eine ZDF/Arte Produktion der Chronik von Grieshuus ver­
bindet ihn aufs Neue mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt, mit dem er kürzlich
auch die Musik zur preisgekrönten Tatort Folge eingespielt hat. Andere Wieder­
einladungen führen ihn zur Staatskapelle Dresden mit dem Rosenkavalier-Film,
zum Beethoven Orchester Bonn, Finnish Radio Symphony Orchestra, zur NDR
Radiophilharmonie Hannover mit dem Blancanieves-Film sowie zu einer Tournee
mit den King‘s Singers, zum ensemble KONTRASTE, zur Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, zum Iceland Symphony Orchestra, zum
Orchestre National de Lille, Orchestre Philharmonique du Luxembourg, zum
Rundfunksinfonieorchester Berlin, zum Spanish National Orchestra, zur
Staatskapelle Weimar und zur Staatsphilharmonie Nürnberg. Debüts führen ihn
zum Tonhalle-Orchester Zürich und zum ORF Radio-Symphonieorchester Wien
mit dem Film Im Kampf mit dem Berge und der Originalmusik von Paul Hindemith.
Bis 1998 war Frank Strobel Chefdirigent des Filmorchesters Babelsberg. Seit
2000 ist er der künstlerische Leiter der EUROPÄISCHEN FILMPHILHARMONIE,
die er mitbegründete. Seit vielen Jahren berät er das Stummfilmprogramm von
ZDF/Arte.
Musikkontraste in Nürnberg –
ensemble KONTRASTE für Nürnberg
Die Musikszene der Metropolregion ist so vielschichtig wie ihre Bevölkerung, sie
lebt von der Vielfalt des Angebots. In dieser lebendigen Musikszene hat sich seit
nahezu einem Vierteljahrhundert das ensemble KONTRASTE (eK) als „dritte
Kraft“ neben der Staatsphilharmonie und den Nürnberger Symphonikern eta­
bliert – als wichtiger Impulsgeber mit eigenem Profil: unkonventionell, sparten­
übergreifend, mit kontrastreichen Programmen.
KONTRASTE – Klassik in der Tafelhalle
Die Magie des Orts, der „genius loci“, die spezielle Atmosphäre ist wichtig für je ­
den Künstler – unser Ort ist die Tafelhalle: Zeugnis des Untergangs der einst­
mals großen Nürnberger Schwerindustrie, von der Stadt wiederbelebt als
Spielort der freien Kulturszene Nürnbergs, heute im Kulturleben der Stadt fest
verankert.
Und doch: Die Aura industrieller
Geschichte, der Charme des Im­
provisierten blieb. Kein klassi­
scher Musentempel, aber auch
kein alternativer Schuppen. Die
Assoziation „jung und frisch“
stellt sich ein, die Nähe (wört­
lich, in Metern) zwischen Künst­
lern und Publikum ist ein un­
schätzbares Plus.
Nur Äußerlichkeiten? Keines­
wegs. Kultur ist nicht nur das
„Was“, sondern auch das „Wo“,
das Ambiente, die schwer greif­
bare Stimmung unter „Gleich­
gesonnenen“ zu weilen: Das Pu­
blikum ist bunt gemischt, keiner
Schicht und Altersgruppe zuor­
denbar, nur durch eines geeint:
Offenheit für Unerwartetes und
Neues, für alles, was nicht nur
„Entertainment“ ist, was den
geheimnisvollen
„Mehrwert“
hat, der Kultur unverzichtbar
macht.
Mit konzeptionellen Konzerten, Puppenspiel, Stummfilm, Dichtercafé, durch die
Zusammenarbeit mit kreativen Kultur-Schaffenden nimmt die eK-Reihe
KONTRASTE – Klassik in der Tafelhalle eine herausragende Position im
Angebot dieses Spielorts ein. Künstlerisches Niveau ist zwingend, aber etwas ist
absolut verboten: gepflegte Kultur-Langeweile!
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