Donnerstag 1.1.2015, 17.00 Uhr Tafelhalle Neujahrskonzert zum 85. Geburtstag von Werner Heider Werke von W. A. Mozart, D. Milhaud, W. Heider, D. Schostakowitsch und S. Prokofjew Leitung Frank Strobel Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Tafelhalle. Das ensemble KONTRASTE wird gefördert durch die Stadt Nürnberg, den Bezirk Mittelfranken und den Freistaat Bayern. Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) Ouvertüre zur Oper „Die Hochzeit des Figaro“ KV 492 (1786) Darius Milhaud (1892 - 1974) La création du monde op. 81a (1923) Ouverture Le chaos avant la création La naissance de la flore et de la faune La naissance de l'homme et de la femme Le désir Le printemps ou l'apaisement Werner Heider (geb. 1929) Strophen für Klarinette und Orchester (1965) Solist Günter Voit, Klarinette Dimitri Schostakowitsch (1906 - 1975) Jazz-Suite Nr. 1 (1934) Walzer Polka Foxtrott Sergej Prokofjew (1891 - 1953) Symphonie Nr. 1 D-Dur op. 25 „Symphonie classique“ (1917) Allegro Larghetto Gavotta. Non troppo allegro Finale. Molto vivace Leitung Frank Strobel Ein Neujahrskonzert als musikalische Gratulation Wann gibt es so etwas: Das Neujahrskonzert des ensemble KONTRASTE, das sich in der Region längst Kultstatus erworben hat, wird gleichzeitig zum „Ge­ burtstagsständchen“ für den bekanntesten Komponisten Frankens, für Werner Heider. Er, der genau heute 85 Jahre alt wird, ist selbst anwesend und steuert eine seiner Kompositionen zum Konzert bei! Und wie immer: Spritziges musikalisches Vergnügen zum Neujahrstag! Und das mit vier Stücken aus dem 20. Jahrhundert? Ja! Lassen Sie sich überraschen. Werner Heider: Eine Musik ohne „Grenzen“ möchte ich schreiben! Man braucht ihn dem Musikfreund kaum vorzustellen, denn auch wer nur wenige seiner Kompositionen gehört haben mag, kennt ihn „optisch“, als unermüdlichen Konzertbesucher. 1930 in Fürth geboren, früh musikbegeistert, mit knapp fünf Jahren wünschte er sich ein Schlagzeug zu Weihnachten, und die Liebe zur Per­ kussion ist einer der prägenden Züge seines Schaffens geblieben, auch seine Söhne gehören zur „schlagenden Instrumentenverbindung“ (Heider). Doch es gibt viele andere Züge, denn Heider ist unglaublich vielseitig, immer neugierig auf das Experiment. „Avantgarde“ ist ihm ein prägender Begriff, ohne dass er je irgendeinem Dogmatismus verfallen wäre – dazu ist er viel zu individuell, im Komponieren („der beste Platz ist zwischen den Stühlen“) wie im Leben: Schon seit 1958 lebt er als freischaffender Künstler, für einen Komponisten moderner Klassik wahrlich ein kühner Entschluss. Unmöglich, die Menge seiner Preise und Ehrungen aufzuzählen – es sind viele! Genau wie seine Aktivitäten, als Komponist sowieso, aber auch als Dirigent und Begründer spezialisierter Ensembles wie des „ars nova ensemble nürnberg“, das er noch heute leitet (1968 gegründet, lange vor dem Frankfurter „Ensemble mo­ dern“!) Sein umfangreiches Oeuvre entzieht sich üblichen Klassifizierungen, denn: „Tat­ sächliche Wiederholungen gibt es im Leben eines Menschen nicht; warum sollte es sie in der Kunst geben?“ sagte er einmal, und: „Mein Stil: Nein – der Stil eines Stückes – des jeweiligen Stückes!“ Mozarts Ouvertüre zu Figaros Hochzeit Man kann ein neues Jahr und auch eine Geburtstagsgratulation kaum besser be­ ginnen als mit diesem funkensprühenden musikalischen Feuerwerk, das hier in knapp 300 Takten, aber nur rund vier Minuten Dauer gezündet und abgebrannt wird. Das Vorspiel zur ersten der drei Mozart-Opern nach Libretti von Lorenzo da Ponte, 1786 komponiert, ist trotz seiner Funktion als Ouvertüre ein in sich ge­ schlossenes musikalisches Kunstwerk, wie alle Ouvertüren der großen MozartOpern. Und doch ist der Geist der Oper in diesem Stück, obwohl Mozart keine Themen daraus verwendet: Der Wirbel der Handlung, die gefährdete Balance der gesell­ schaftlichen Verhältnisse, die treibende Kraft des Eros, das Chaos dieses „tollen Tags“, das die Akteure ins Schlingern bringt – all das scheint in dieser Eröff­ nungsmusik konzentriert zu sein. Man darf nicht vergessen: Im kaiserlichen Wien des Jahres 1786 enthielt Figaros Hochzeit durchaus aufrührerisches Potential, auch wenn der Textverfasser da Ponte die Vorlage entschärft hatte, um eine Aufführung überhaupt möglich zu machen. Denn das zugrunde liegende Schauspiel von Beaumarchais war eine vernichtende Kritik an der Adelsgesellschaft und ihrer Privilegien, es wurde dementsprechend europaweit zum Skandal. Man möchte meinen, Mozart habe diesen revolutionären Geist zumindest in der Ouvertüre konserviert. Darius Milhaud – Erschaffung der Welt aus dem Geist schwarzer Musik Das künstlerisch brodelnde Paris der zwanziger Jahre, das hieß in der innovati­ ven Musikszene auch: Weg mit romantischen Stimmungsbildern und deutschem metaphysischen Tiefsinn à la Wagner, weg auch mit impressionistischen Klang­ wolken à la Debussy, eine neue Einfachheit sollte her. Ein Freundeskreis von Komponisten schloss sich 1920 zur „Groupe des Six“ zusammen, unter ihnen Darius Milhaud, Arthur Honegger und Francis Poulenc. Diese „Gruppe der Sechs“ sollte, begleitet von etlichen Konzertskandalen, die Musikszene Frank­ reichs dieser Jahre wesentlich mitbestimmen. Und da war noch etwas ganz Neues aus Amerika angekommen: der Jazz. Obwohl weit entfernt von dem, was wir heute darunter verstehen (er kam damals als eine „neue Art von Tanzmusik“ in Europa an), spürten viele Komponisten sofort das „ganz Andere“, das Neue und Elementare dieser Musik. Darius Milhaud gehörte zu ihnen. 1923 kam er erstmals nach New York. Zwar wollte er vom „plüschigen Orchesterjazz“ der Tanzlokale nichts wissen, doch in einer Bar in Harlem fand er die unverfälschte Kraft des Blues. Er schreibt in seinen Memoiren: „Vor dem Takt des Schlagzeugs überkreuzten sich die Melodielinien und verzerrten Rhythmen. Eine Schwarze, deren Stimme aus der Tiefe der Jahrhunderte zu dringen schien, sang mit dramatischer und verzweifelter Ausdruckskraft den gleichen Refrain wieder und wieder, bis zur Erschöpfung, und dahinter malte der Jazz des Orches­ ters einen Hintergrund aus ständig changierenden melodischen Mustern ... Die authentische Musik hatte ihren Ursprung zweifellos in den Abgründen Afrikas. Der Eindruck auf mich war so überwältigend, dass ich mich nicht losreißen konnte.“ La création du monde Kaum zurück in Europa, bot sich Milhaud die Gelegenheit, die neuen Eindrücke umzusetzen. Er erhielt einen Kompositionsauftrag der avantgardistischen Tanz­ formation „Ballets suédois“ für ein „Ballet nègre“, La création du monde. Für die Handlung aus der schwarzafrikanischen Mythenwelt war der Schriftsteller Blaise Cendrars zuständig, der Maler Fernand Léger für die Bühnen- und Kostümausstattung. Das Stück besteht aus sechs ineinander übergehenden Abschnitten: Ouverture: Über gleichmäßiger rhythmischer Bewegung die Melodie des Saxo­ phons, von Einwürfen der Trompeten unterbrochen. Le chaos avant la création (das Chaos vor der Schöpfung), das afrikanische Schöpfungsgötter mit magischen Handlungen beschwören. Eine stark rhythmi­ sierte Musik mit einem synkopierten Thema von klarem Jazz-Charakter. La naissance de la flore et de la faune (die Entstehung von Pflanzen- und Tierwelt): Die Schöpfung beginnt, Bäume bilden sich heraus, aus deren Blättern Vögel und Tiere entstehen: meditativ fließend, mit einer wiegenden Melodie der Oboe, am Ende ein Flötentremolo. La naissance de l'homme et de la femme (die Entstehung von Mann und Frau): bewegt, mit synkopierter Musik in wechselnden Formationen. Le désir (das Begehren): Mann und Frau finden in einem orgiastischen Tanz zu­ einander. Die Musik beginnt mit einem hüpfenden Motiv, geht in einen fließen­ den Teil über und steigert sich schließlich zu heftigster Bewegung des gesamten Orchesters. Le printemps ou l'apaisement (Der Frühling oder die Beruhigung): Am Schluss steht das Menschenpaar in der gerade erschaffenen Welt, es ist Frühling, Zeit des Erblühens. Ruhig, Reflexion voriger musikalischer Gestaltungen. Milhauds originelle Schöpfung kann bei allem Exotismus seine europäischklassische Prägung nicht verleugnen: Elemente des Jazz wie Synkopenreichtum, Bluestonalität und Improvisationsgestus stehen neben traditionellen Elementen europäischer Musik. Das Ballett machte Milhaud über Nacht berühmt, denn die Uraufführung im Théatre des Champs Elysées geriet zum Skandal. Die Kritiker hielten La création du monde für „frivol, eher für den Tanz- als für den Konzertsaal geeignet“. Werner Heider – Strophen für Klarinette und Kammerorchester Werner Heider komponierte das etwa neun Minuten lange Stück 1965, während seines Romaufenthalts, als Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo. Dem Kammerorchester mit 17 Spielern steht ein Klarinettist gegenüber, oder, wie Heider es beschreibt: „Das Solo-Instrument ist mit dem Klangkörper (dem Or­ chester) verzahnt und verwachsen – es ist darin eingebettet.“ Werner Heider zu seinem Werk: „Auf der Suche nach möglichst divergierenden musikalischen Formen für meinen Zeitplan kam ich dahin, für die fünf klingenden Strophenteile „variable Formen“, eine „Entwicklungsform“ und eine „Momentform“ zu wählen. Für die 1. und 4. Strophe wählte ich die „variable Form“ in zwei verschiedenen Arten: Eine große Klarinettenphrase komponierte ich bei der 1. Strophe und dazu fünf in Charakter und Dauer kontrastierende Orchester-Episoden. Die Reihenfolge dieser Episoden und deren Zuspiel zur Klarinette wird vom Dirigenten spontan frei gewählt. Für die 4. Strophe nun ein umgekehrtes Verfahren: Zu einem streng komponierten Ensembleklangteppich werden vom Solisten fünf verschiedene, kurze Phrasen ausgewählt und eingeworfen. Die „Momentform“ verwandte ich für die 2. und 5. Strophe. Ich komponierte zunächst einen Satz, welchen ich ungefähr in der Mitte (irgendeines Momentes) teilte, als Strophe 2 und 5 setzte und dazwischen als fremdes, neues Kapitel die 3. Strophe pflanzte: hier nun durchgehende Entwicklung, geschlossene Form.“ Dimitri Schostakowitsch mit leichter Musik – Die Jazz-Suite Nr. 1 Von dem Russen Schostakowitsch erwartet man normalerweise gedanken­ schwere bedeutungsgeladene Symphonik. Man denkt an den gefährdeten Künst­ ler, der im Russland der zunehmend brutaleren Diktatur Stalins auf dem schma­ len Grat zwischen öffentlichem Erfolg und Verbannung ins Arbeitslager oder gar Todesurteil balancieren musste. Und der dabei doch versuchte, seinen künstleri­ schen Anspruch nicht zu verraten, trotz aller Kompromisse. Aber es gibt auch den anderen Schostakowitsch, den ungeheuer vielseitigen und mit scheinbar leichter Hand jeden Stil beherrschenden Universalmusiker. Ein Komponist, der eine Unmenge Filmmusiken schrieb, der das Operettengenre be­ herrschte, der in seinem ersten Klavierkonzert eine höchst geistreiche und wit­ zig-ironische Version eines „klassischen“ Konzerts schuf. Er schrieb: „Wenn das Publikum während der Aufführung meiner Werke lächelt oder direkt lacht, berei­ tet mir das eine große Befriedigung.“ Auch Schostakowitsch gehörte zu denen, die vom damals neuen Jazz fasziniert waren. Dabei hatte es der Jazz in der neu gegründeten Sowjetunion schwer. Besser gesagt, es gab ein permanentes Auf und Ab zwischen Anerkennung und Förderung des Jazz einerseits und Verdammung der „dekadenten westlichen Musik“ andererseits – das konnte alle paar Jahre umschlagen und in heftigster Verurteilung enden. So etwa 1936, als in der „Prawda“ ein seitenlanger Totalver­ riss von Schostakowitsch’s Lady Macbeth von Mzensk erschien, mit dem Titel „Chaos statt Musik“: „Der Komponist bediente sich der nervösen, verkrampften und hysterischen Jazzmusik, um die „Leidenschaften“ seiner Helden zu zeigen.“ Lupenreinen Jazz erwartet man in der 1934 komponierten Jazzsuite allerdings vergebens. Das Werk mit der ausgefallenen und gewitzten Instrumentation ist im besten Sinne Unterhaltungsmusik. Schostakowitsch hatte sich bereit erklärt, in der Jazz-Kommission der Sowjetunion mitzuwirken, deren Zielsetzung es war, den „sowjetischen Jazz" auf ein professionelles Niveau zu heben. Seine Kompo­ sition sollte andere, weniger populäre Komponisten dazu animieren, an diesem Ziel mitzuwirken. Prokofjews Symphonie Classique – ein Haydn-Spaß Das Petersburger Publikum mag 1917 angesichts der im klassischen Stil ge­ schriebenen Symphonie überrascht und irritiert gewesen sein, kannte es doch den jungen Sergej Prokofjew, er war 25 Jahre alt, von einer ganz anderen Seite: Mit einer dissonanten, klangharten Musik hatte der brillante Pianist aus der ukrainischen Provinz die Zuhörer verstört, etwa in seiner kurz zuvor entstande­ nen Skythischen Suite für großes Orchester. Und nun dies? Eine vordergründig ganz konventionelle Symphonie? In diesem unbekümmerten Spiel mit klassischen Traditionen habe er zeigen wollen, dass „Joseph Haydn, wenn er in unserer Zeit gelebt hätte, seinen eigenen Stil, ver­ mehrt um einiges Neue, beibehalten hätte.“ Das Ergebnis ist ja tatsächlich eine Symphonie, die fast wie Haydn klingt – aber eben nur fast. Immer wenn der Hö­ rer sich bei Haydn wähnt, wird er düpiert, aber auf spielerische und vergnügliche Weise, mittels plötzlicher unkonventioneller harmonischer Wendungen, irregulä­ rer Schlüsse und ungewohnter Rhythmik. Prokofjews unverwechselbarer Stil verfolgte mehrere „Hauptlinien“, wie er selbst sagte: die klassische, die mal neoklassizistisch ist und mal die Klassik des 18. Jahrhunderts nachahmt, die des Neuerers auf der Suche nach einer Sprache für starke Emotionen, die motorische, die lyrische und gelegentlich die groteske Linie. In seiner ersten Sinfonie sind sie alle, in unterschiedlichen Gewichtungen, vorhanden. Der Geniestreich des jungen Komponisten wurde eines seiner populärsten Werke und ist dies bis heute geblieben. Wie Prokofjew mit alten Formen spielt, sie mit lockerer Hand durchbricht, das ist von einer witzigen Leichtigkeit, wie sie wohl nur jungen Genies gegeben ist. Das Leben Prokofjews verlief dagegen keineswegs in Leichtigkeit. Schon früh be­ rühmt, ging er in die USA und lebte dann viele Jahre in Paris, als Komponist, Diri ­ gent und reisender Pianist. Doch Russland ließ ihn nicht los, 1936 kehrte er in die Sowjetunion zurück – um dort ähnlich wie Schostakowitsch das Drama des pro­ gressiven Künstlers in einer Diktatur zu erleben, in der eine bornierte Kulturbüro­ kratie sich anmaßte zu entscheiden, was die „richtige Musik“ sei. 1948 wurde Prokofjew von der KPdSU, der alles beherrschenden kommunistischen Partei, mit einer solchen Wucht attackiert – man warf ihm „Formalismus“ und Versündi­ gung am „klassischen Erbe und der Volkstümlichkeit“ vor – , dass er die Rettung vor drohenden Folgen wie Arbeitslager, Verbannung, Aufführungsverbot, in ei­ nem Schuldbekenntnis suchte: „Ich habe mich unzweifelhaft der Atonalität schuldig gemacht, und ich bin nicht frei von der Sünde, unter dem Einfluss west­ licher Strömungen formalistische Fehler gemacht zu haben.“ M. und R. Felscher *** Frank Strobel ist einer der vielseitigsten Dirigenten seiner Generation. International renom­ miert mit Erst- und Wiederaufführungen von Werken der Komponisten Sergej Prokofjew, Alfred Schnittke, Franz Schreker und Siegfried Wagner, aus denen zahlreiche CD-Ersteinspielungen hervorgingen, eröffnet der gebürtige Münchner auch eine neue Sicht auf Filmmusik. Er ist autorisierter Bearbeiter und Herausgeber von Werken des Komponisten Al ­ fred Schnittke (1934-1998), dem er in dessen letzten Lebensjahren bei der Nota­ tion seiner Werke half. 1992 dirigierte Frank Strobel in der Alten Oper Frankfurt die Uraufführung von Schnittkes Stummfilmmusik zu Die letzten Tage von St. Pe­ tersburg. Zahlreiche Filmmusiken Schnittkes wurden in Strobels Bearbeitung als Konzertsuiten veröffentlicht; zudem erschienen auf CD die drei Klavierkonzerte in der Einspielung mit der Pianistin Ewa Kupiec. In Filmkonzerten setzt sich Frank Strobel immer wieder für die Aufführung be­ deutender Stummfilme und Originalpartituren ein, hat unterschiedliche Musiken, u.a. für Faust und Der letzte Mann (Friedrich Wilhelm Murnau), Die Generallinie (Sergej Eisenstein) und Die Büchse der Pandora (Georg Wilhelm Pabst) – zumeist für ZDF/Arte – mit Orchester eingespielt. In Moskau und Berlin fand die viel beachtete Erstaufführung der rekonstruierten Originalmusik von Prokofjew zu Eisensteins Alexander Newski mit Film statt. Die CD-Aufnahme wurde mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. An der von der FriedrichWilhelm-Murnau-Stiftung in Auftrag gegebenen Rekonstruktion der Filmfassung von Fritz Langs Klassiker Metropolis war er maßgeblich beteiligt. Außerdem rekonstruierte er die zugehörige Partitur von Gottfried Huppertz sowie dessen Musik zu Die Nibelungen. Bei der Berlinale dirigierte Frank Strobel die Premiere der endgültig restaurierten Metropolis-Fassung (2010), sowie die Wiederaufführung von Oktober (2012). Richard Strauss' Rosenkavalier-Musik führte Frank Strobel mit zahlreichen renommierten Klangkörpern zum restaurierten Der Rosenkavalier-Film von Robert Wiene auf; die Premiere mit der Staatskapelle Dresden ist auch als DVD verfügbar. Seit vielen Jahren leitet Frank Strobel Einspielungen von Orchestermusiken zu aktuellen Spielfilmen, u.a. für Gloomy Sunday, Buddenbrooks und Die Päpstin; er arbeitet andererseits auch als musikalischer Partner mit Interpreten wie Udo Lindenberg, Dominique Horwitz und den King`s Singers. Enge künstlerische Beziehungen verbinden Frank Strobel mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt, dem London Symphony Orchestra, dem MDR Sinfo­ nieorchester Leipzig, der NDR Radiophilharmonie Hannover, dem Orchestre Na­ tional de Lyon, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Sydney Symphony Orchestra, dem WDR Rundfunkorchester, der Kölner Philhar­ monie, dem Tivoli Kopenhagen und mit dem Wiener Konzerthaus, sowie dem Finnish Radio Symphony Orchestra, dem Iceland Symphony Orchestra und dem Orchestre National de Lille. In der Saison 2014/15 wird Frank Strobel die Uraufführung der neuen Partitur von Philippe Schoeller zum Film J’accuse im Pariser Salle Pleyel mit dem Orche­ stre Philharmonique de Radio France realisieren. Ans Pult des Sydney Symphony Orchestra kehrt er zurück um die australische Erstaufführung des Matrix Live Filmprojektes zu leiten. Eine ZDF/Arte Produktion der Chronik von Grieshuus ver­ bindet ihn aufs Neue mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt, mit dem er kürzlich auch die Musik zur preisgekrönten Tatort Folge eingespielt hat. Andere Wieder­ einladungen führen ihn zur Staatskapelle Dresden mit dem Rosenkavalier-Film, zum Beethoven Orchester Bonn, Finnish Radio Symphony Orchestra, zur NDR Radiophilharmonie Hannover mit dem Blancanieves-Film sowie zu einer Tournee mit den King‘s Singers, zum ensemble KONTRASTE, zur Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, zum Iceland Symphony Orchestra, zum Orchestre National de Lille, Orchestre Philharmonique du Luxembourg, zum Rundfunksinfonieorchester Berlin, zum Spanish National Orchestra, zur Staatskapelle Weimar und zur Staatsphilharmonie Nürnberg. Debüts führen ihn zum Tonhalle-Orchester Zürich und zum ORF Radio-Symphonieorchester Wien mit dem Film Im Kampf mit dem Berge und der Originalmusik von Paul Hindemith. Bis 1998 war Frank Strobel Chefdirigent des Filmorchesters Babelsberg. Seit 2000 ist er der künstlerische Leiter der EUROPÄISCHEN FILMPHILHARMONIE, die er mitbegründete. Seit vielen Jahren berät er das Stummfilmprogramm von ZDF/Arte. Musikkontraste in Nürnberg – ensemble KONTRASTE für Nürnberg Die Musikszene der Metropolregion ist so vielschichtig wie ihre Bevölkerung, sie lebt von der Vielfalt des Angebots. In dieser lebendigen Musikszene hat sich seit nahezu einem Vierteljahrhundert das ensemble KONTRASTE (eK) als „dritte Kraft“ neben der Staatsphilharmonie und den Nürnberger Symphonikern eta­ bliert – als wichtiger Impulsgeber mit eigenem Profil: unkonventionell, sparten­ übergreifend, mit kontrastreichen Programmen. KONTRASTE – Klassik in der Tafelhalle Die Magie des Orts, der „genius loci“, die spezielle Atmosphäre ist wichtig für je ­ den Künstler – unser Ort ist die Tafelhalle: Zeugnis des Untergangs der einst­ mals großen Nürnberger Schwerindustrie, von der Stadt wiederbelebt als Spielort der freien Kulturszene Nürnbergs, heute im Kulturleben der Stadt fest verankert. Und doch: Die Aura industrieller Geschichte, der Charme des Im­ provisierten blieb. Kein klassi­ scher Musentempel, aber auch kein alternativer Schuppen. Die Assoziation „jung und frisch“ stellt sich ein, die Nähe (wört­ lich, in Metern) zwischen Künst­ lern und Publikum ist ein un­ schätzbares Plus. Nur Äußerlichkeiten? Keines­ wegs. Kultur ist nicht nur das „Was“, sondern auch das „Wo“, das Ambiente, die schwer greif­ bare Stimmung unter „Gleich­ gesonnenen“ zu weilen: Das Pu­ blikum ist bunt gemischt, keiner Schicht und Altersgruppe zuor­ denbar, nur durch eines geeint: Offenheit für Unerwartetes und Neues, für alles, was nicht nur „Entertainment“ ist, was den geheimnisvollen „Mehrwert“ hat, der Kultur unverzichtbar macht. Mit konzeptionellen Konzerten, Puppenspiel, Stummfilm, Dichtercafé, durch die Zusammenarbeit mit kreativen Kultur-Schaffenden nimmt die eK-Reihe KONTRASTE – Klassik in der Tafelhalle eine herausragende Position im Angebot dieses Spielorts ein. Künstlerisches Niveau ist zwingend, aber etwas ist absolut verboten: gepflegte Kultur-Langeweile!