Die Musik der Griechischen Antike (ca. 2000 v.Chr. bis 500 n.Chr.) Die griechische Theorie der Musik war hochentwickelt. Ein Grossteil des heute gebräuchlichen Vokabulars stammt vom griechischen ab: ✔ Melodie ✔ Rhythmus ✔ Orchester ✔ Chor ✔ Gitarre, usw. Musiktheoretische Werke, Andeutungen der Dichter und Schriftsteller, Vasenbilder, Reliefdarstellungen etc. geben keinen eindeutigen Aufschluss über die Musik im antiken Griechenland. Die Anzahl der Quellen, die zum Teil erst der nachchristlichen Zeit entstammen, ist für eine Rekonstruktion zu gering, die Notenschrift nicht exakt genug. Die Musik selbst ist für immer verschollen. Musiké In Griechenland existierte die Musik nicht als eigenständiger Bereich. Musiké war der Begriff für die Einheit von Musik und Sprache im Vers. Die „Neun Musen“, Töchter des Zeus und der Mnemosyne (der Erinnerung), symbolisieren die verschiedenen Aspekte von Musik, Sprache, Tanz und Wissenschaft. Der zweite der beiden Hymnen an Apollo, Delphi Das Griechische Drama Dichtung, Gesang, Tanz und Instrumentalspiel waren untrennbar miteinander verbunden. Diese Einheit nennt man auch „Griechisches Drama“. Das Griechische Drama wird ab der Zeit der Renaissance bzw. dem Barock (ab ca. 1600) zum grossen Vorbild für die Entwicklung der Oper. Musik und Erziehung In der engen Bindung der Musik an die elementaren Äußerungen der Lebensfreude die die 9 Musen symbolisieren, wurzelt auch der Glaube an die erzieherische Wirkung der Musiké: Sie ist für die Seele das, was die Gymnastik für den Körper ist. Am Erziehungssystem muss starr festgehalten werden, damit jede Generation dem Ziel näher kommt. Die Einführung neuer Arten der Musiké zieht die Veränderung der staatlichen Gesetze nach sich und muss darum unterbunden werden. Diese Auffassung wurde noch von den grossen Philosophen der sog. klassischen Zeit (ab ca. 500 v. Chr.) vertreten: „Ist nun die Erziehung durch Musiké nicht darum von entscheidender Wichtigkeit, weil Rhythmus und Harmonie am meisten in das Innere der Seele eindringen und sie am stärksten ergreifen, indem sie die rechte Haltung mit sich bringen und den Menschen demgemäß gestalten, wenn er richtig erzogen wird ? Und nicht andererseits auch darum, weil er am schärfsten das Mangelhafte und Unschöne an Werken der Kunst oder der Natur bemerkt und in gerechtem Unmut darüber sein Lob nur dem Schönen zuwendet, an ihm seine Freude hat und es in seine Seele aufnehmen... und dadurch gut und edel werden wird... noch ehe sein Verstand reif genug ist, die Gründe dafür zu begreifen ?“ Platon (427 bis 347 v.Chr.) aus „Politeia“ (der Staat) Frage: Welche Auffassung über die Wirkung von Musik wird hier vertreten und was könnte man daran kritisieren ? Musiktheorie Pythagoras hat sich als erster im 6.Jh. v. Chr. mit der Musik theoretisch auseinandergesetzt. Hinter seiner Lehre von den Intervallproportionen (Intervall = Abstand zwischen zwei Tönen) steht der Glaube, dass die Bewegungen des Kosmos und die der „Menschenseele“ auf den gleichen harmonischen Zahlenproportionen beruhen. Mit Hilfe des Monochords als Instrument zur Intervallmessung berechnete er dieses Ordnungsprinzip, bei dem die Einfachheit der Proportion als Konsonanzgrad (Konsonanz = con + sonare = ein als schön empfundener Zusammenklang) galt (Oktav, Quint, Quart: vollkommene Konsonanzen). Die übrigen Intervalle galten aufgrund ihrer komplizierten Zahlenproportionen als dissonant. Tonsystem und Musiktheorie der Griechen wurde Grundlage für die Entwicklung der abendländischen Musik des Mittelalters. Tonsystem Die Griechen kannten keine absolute Tonhöhe. Feststehend war nur die Reihenfolge der Ganz- und Halbtonschritte. Im Gegensatz zu den späteren Systemen waren diese Reihen absteigend, jeweils in Viertonfolgen (= Tetrachorde) gegliedert. Daraus ergibt sich ein heptatonisches (7 stufiges) System, das dann auch ins Mittelalter übernommen wird. (Der erste und der letzte Ton sind jeweils gleich.) Platon spricht jeder dieser Tonarten eine bestimmte seelische Wirkung auf den Menschen zu. So war z.B. die lydische Skala für die Erziehung nicht geeignet, weil sich bei Umkehrung der Reihenfolge der Tetrachorde (= „Hypolydisch“) ein sog. Tritonus (zw. f und h) ergeben kann. Dieses Intervall wurde im Mittelalter auch „diabulus in musica“ genannt. Notenschrift Die Griechen besaßen zwei verschiedene Arten von Buchstabennotation, die spezifisch für instrumentales Spiel und für Gesang gedacht waren. Eine diatonische (= innerhalb des heptatonischen Systems) und eine enharmonisch-chromatische (in Halbtonschritten) Notierung wurden unterschieden. Die Notenzeichen sind teils intakte, teils verstümmelte und verdrehte Buchstaben des griechischen Alphabets: Instrumente Lyra: Saiteninstrument, bestehend aus einer Schildkrötenschale, Tierhörnern, Querjoch und sieben Saiten. Hermes soll sie der Sage nach erfunden und seinem göttlichen Bruder Apollon geschenkt haben. (Apollon gilt auch als Gott der Musik und der Dichtung, der Lyra sowie als Chorführer der 9 Musen.) Kithara: 7 – 12 Saiten, Resonanzkasten aus Holz, mit Plektron gezupft, das an einer Halteschnur befestigt ist. Ebenfalls Apollon gewidmet. Aulos: Wichtigstes Blasinstrument, ebenfalls von Hermes erfunden und dem Hirtengott Pan geschenkt. 5 Grifflöcher, Doppelrohrblatt (vgl. Oboe), meist als Doppelaulos mit zwei Röhren dargestellt, wobei die Möglichkeit 2stimmigen Musizierens nur vermutet werden kann. Der Aulos gehört zum Dionysoskult (Dionysos = Gott des Weines, des Tanzes und des Theaters; in seinem Gefolge findet sich Marsyas, der den Aulos blies). Sein Klang, der die menschliche Stimme, besonders den Schmerzensschrei, imitierte, galt als süß und leidenschaftlich.