Essen eine Klimasünde?

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Verbraucherpolitisches Forum
am 24.01.2008 in Berlin
Essen eine Klimasünde? Wie Ernährung und Klima zusammenhängen
Inhaltsverzeichnis
Redebeiträge und Thesenpapiere
ƒ
Die Lebensmittelproduktion als Verursacher und Betroffener des
Klimawandels
Dr. Alexander Popp
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
ƒ
Die Klimaauswirkungen unserer Ernährung: Stoffstromanalysen und
Szenarien
Dr. Ulrike Eberle
Öko-Institut e.V.
ƒ
Der persönliche CO2-Fußabdruck
Katharina Schächtele
ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH
ƒ
Klimagesunde Ernährung: Was kann der Verbraucher tun?
Hartmut König
Verbraucherzentrale Hessen
ƒ
Stop-Climate-Change – Emissionsmanagement-Systems
Dr. Jörg Heinzemann
Agrar-TEG Göttingen, Initiative Stop-Climate-Change
ƒ
The Carbon Trust Product Carbon Footprinting and Labelling Initiative
Euan Murray
The Carbon Trust
ƒ
Auf dem Weg zur Low Carbon Economy
Rasmus Prieß
TPA Life, Pilotprojekt zur CO2-Kennzeichnung in Deutschland
ƒ
Thesenpapier
Peter Feller
Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE)
ƒ
Thesenpapier
Adalbert Kienle
Deutscher Bauernverband
ƒ
Zur Kennzeichnung von Produkten
Dr. Detlef Groß
Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE)
Begleitend zur Tagung wird im Foyer die Ausstellung „Lebensmittel:
Regional = Gute Wahl – auch fürs Klima“ des Bayerischen Staatsministeriums
für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz gezeigt.
Fachliche Konzeption: Dr. Karl von Koerber und Jürgen Kretschmer,
Beratungsbüro für ErnährungsÖkologie, München
Weitere Informationen zur Ausstellung:
http://www.stmugv.bayern.de/aktuell/veranstaltungen/leihaus/lebensmittel.htm
Programm auf der Website des vzbv Æ
http://www.vzbv.de/mediapics/programm_essen_klimasuende_2008.pdf
Hinweise zum Programm:
ƒ
Herr Dr. Christian Grugel, Leiter der Abteilung „Verbraucherschutz,
Ernährung, Bio- und Gentechnik“ im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz spricht anstelle der
Parlamentarischen Staatssekretärin Frau Ursula Heinen, MdB.
ƒ
Als Vertreter des Einzelhandels nimmt Herr Dr. Detlef Groß,
Geschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels
(HDE) an der Podiumsdiskussion teil.
Verbraucherpolitisches Forum
am 24.01.2008 in Berlin
Essen eine Klimasünde? Wie Ernährung und Klima zusammenhängen
Statement
Dr. Alexander Popp, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Die Lebensmittelproduktion als Verursacher und Betroffener des Klimawandels
Der Klimawandel ist keine Zukunftsmusik mehr. Wir stecken bereits mitten
drin. Der kürzlich erschienene vierte Sachstandsbericht des Internationalen
Klimarats (IPCC) beschreibt eindrücklich die zukünftigen Herausforderungen
für die menschliche Gesellschaft. Bei ungebremst fortgesetzten Emissionspfaden wird sich die globale Mitteltemperatur bis zum Jahr 2100 um wahrscheinlich 2-4°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau erhöhen, in einigen
Szenarien sogar bis 6,4°C.
Eine Temperaturerhöhung von mehr als 2°C im globalen Mittel halten die
meisten Wissenschaftler für gefährlich, da in diesem Bereich die Wahrscheinlichkeit von unkontrollierbaren Rückkopplungseffekten und abrupten Klimaänderungen stark ansteigt. Ein Beispiel ist das Auftauen der Permafrostböden in
Sibirien und Kanada. Dies führt zu vermehrten Methan-Freisetzungen, die den
Klimawandel weiter beschleunigen.
Vor allem wird mit verstärktem Auftreten von Klimaextremen wie Hitzewellen
und Dürren, aber auch Starkregen und Überschwemmungen gerechnet. Für
die Lebensmittelproduktion ist neben der Temperaturentwicklung vor allem die
saisonale Verteilung der Niederschläge wichtig. Die Sommer werden in Zukunft heißer und trockener, die Winter dagegen milder und feuchter werden.
Der Extremsommer 2003 hat gezeigt, dass es unter solchen Bedingungen bei
den wichtigsten Ackerkulturen zu starken Ertragsausfällen kommen kann. Milde und feuchte Winter werden vermutlich auch nachteilige Effekte für Krankheitsbefall und Bodenstruktur mit sich bringen.
Um möglicherweise unbeherrschbare Klimawirkungen zu vermeiden, hat sich
die EU als Politikziel gesetzt, die globale Temperaturerhöhung auf 2°C zu begrenzen. Um eine Chance von 50:50 auf die Einhaltung dieses Ziels zu wahren, müssen die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2050 etwa um
50 Prozent im Vergleich zu 1990 reduziert werden. Die Lebensmittelproduktion verursacht 14 Prozent der globalen Emissionen, vor allem in Form von Methan und Lachgas aus Tierproduktion, Reisanbau und Düngemitteleinsatz.
Weitere 18 Prozent, mehr als der Verkehrssektor, trägt die Abholzung von
Regenwäldern zugunsten neuer Anbauflächen bei.
2
Der vierte Bericht des IPCC (2007) weist auf, dass die Lebensmittelproduktion
bereits existierende Möglichkeiten nutzen kann (zum Beispiel Vermeidung
brachliegender Böden und Humusaufbau der Ackerböden zur Kohlenstoffspeicherung; Reduktion von Treibhausgas-Emissionen durch bedarfsgerechten Einsatz von Dünger).
Die Lebensmittelproduktion wird in zweierlei Hinsicht von einer umfassenden
Vermeidungsstrategie betroffen sein. Zum einen wird es mittelfristig unumgänglich sein, den Agrarsektor entweder in den Emissionshandel einzubeziehen, oder durch andere Politikmaßnahmen (Stickstoffsteuer, technische Standards zur Wirtschaftsdüngerbehandlung) einen Beitrag zur Verringerung der
Emissionen zu erreichen. Zum anderen wird es aufgrund der Nachfrage nach
Bioenergie eine direkte Konkurrenz um Land geben.
Verbraucherpolitisches Forum
am 24.01.2008 in Berlin
Essen eine Klimasünde? Wie Ernährung und Klima zusammenhängen
Statement
Dr. Ulrike Eberle, Öko-Institut e.V.
Die Klimaauswirkungen unserer Ernährung: Stoffstromanalysen und
Szenarien
Unsere Ernährung hat einen Anteil von 16 Prozent an den Treibhausgasemissionen, die durch privaten Konsum verursacht werden. Dies entspricht rund
zwei Tonnen Treibhausgasemissionen pro Kopf und Jahr.
Knapp die Hälfte davon (45 Prozent) entfällt auf die Produktion und Verarbeitung der Lebensmittel, einschließlich der Gütertransporte. Die andere Hälfte
(55 Prozent) entfällt auf die Lagerung, Zubereitung und Verzehr von Lebensmitteln zuhause oder außer Haus sowie auf die Einkaufsfahrten.
Von der Lebensmittelproduktion und -verarbeitung entfällt der größte Anteil
auf Milchprodukte (53 Prozent) und Fleisch (25 Prozent). Gemüse – das mengemäßig den größen Anteil am Lebensmittelverzehr ausmacht (31 Prozent) –
verursacht nur rund zehn Prozent der Treibhausgasemissionen durch Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln.
Von der anderen Hälfte der durch Ernährung verursachten Treibhausgasemissionen entfällt der weitaus größte Anteil auf Lagerung, Zubereitung und
Verzehr von Lebensmitteln (95 Prozent), der Rest entfällt auf die Einkaufsfahrten.
Einen Blick in die Zukunft erlauben Szenarien. Sie bilden ab, welche Auswirkungen bestimmte Entwicklungen oder Maßnahmen im Bedürfnisfeld Ernährung auf das Klima haben würden und erlauben so, Maßnahmen im Vorhinein
hinsichtlich ihrer Wirksamkeit einzuschätzen:
§
Wie würden sich die Klimaauswirkungen verändern, wenn eine
Fortschreibung heute absehbarer Entwicklungen unterstellt würde?
§
Wie würden sich die Klimaauswirkungen verändern, wenn Maßnahmen
zur Reduktion des Fleischkonsums ergriffen würden und dieser sich bis
2030 gegenüber heute um die Hälfte reduzieren würde?
§
Wie würden sich die Klimaauswirkungen verändern, wenn sich der Anteil
an Bio-Produkten an der Ernährung bis 2030 von heute zehn Prozent
auf 30 Prozent erhöhen würde?
2
§
Wie würden sich die Klimaauswirkungen verändern, wenn sich der Anteil
des Außer-Haus-Verzehrs gegenüber der Fortschreibung heute absehbarer Trends auf 60 Prozent 2030 erhöhen würde?
§
Wie würden sich die Klimaauswirkungen verändern, wenn sich der Verzehr von Convenience-Produkten bis 2030 wesentlich stärker erhöhen
würde als in der Referenzentwicklung, wenn eine Zunahme auf 30 Prozent statt auf 20 Prozent unterstellt würde?
Solch ein Blick in die Zukunft zeigt, dass die durch das Bedürfnisfeld Ernährung verursachten Treibhausgasemissionen bis 2030 mit einer Reduktion um
ein Prozent annähernd gleich blieben, wenn man eine Fortschreibung heute
absehbarer Entwicklungen unterstellt1. Verändern würden sich jedoch die Beiträge einzelner VerursacherInnen: So bliebe der Anteil der Lebensmittelproduktion mit 45 Prozent gleich, der Anteil der Einkaufsfahrten und Fahrten in
Restaurants und Imbisse stiege hingegen leicht an (von drei auf sechs Prozent). Verschieben würden sich die Anteile von Außer-Haus-Verzehr und
Inner-Haus-Verzehr: Der Beitrag des Außer-Haus-Verzehrs würde sich mit 39
Prozent nahezu verdoppeln, wohingegen der Beitrag des Inner-HausVerzehrs entsprechend abnähme. Deutlich positive Umwelteffekte könnten
durch Maßnahmen zur Verringerung des Fleischkonsums erzielt werden:
Würde der Fleischkonsum gegenüber heute halbiert, so würden die mit der
Ernährung verbundenen Treibhausgasemissionen um sechs Prozent abnehmen. Eine Erhöhung des Anteils an Bio-Produkten auf 30 Prozent bis 2030
würde hingegen nur geringe Verbesserungen in Bezug auf ernährungsbedingte Treibhausgasemissionen bewirken: diese sänken um ein Prozent und
blieben damit annähernd gleich wie heute. Deutlich positive Effekte hat eine
Erhöhung des Anteils an Bio-Produkten jedoch im Hinblick auf Schadstoffeinträge durch Pestizide oder Medikamente. Eine stärkere Zunahme des AußerHaus-Verzehrs wäre mit einer Zunahme von Treibhausgasemissionen verbunden: Würde sich die Tendenz zunehmend außer Haus zu essen gegenüber der Fortschreibung heutiger Trends verdoppeln, so dass 2030 60 Prozent der Mahlzeiten außer Haus gegessen würden, dann nähmen die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen um 10 Prozent zu. Eine größere
Steigerung des Konsums von Convenience-Produkten bis 2030 hätte ebenfalls eine leichte Erhöhung ernährungsbedingter Treibhausgasemissionen zur
Folge: Ein Anteil von 30 Prozent Convenience-Produkten an der Ernährung
zöge gegenüber heute zwei Prozent mehr Treibhausgasemissionen nach sich.
Bedingt wird dies vor allem durch einen höheren Energieverbrauch
beispielsweise in der Lagerung von Tiefkühlprodukten.
Dies zeigt: Die Reduktion von Treibhausgasen in der Lebensmittelproduktion
und -verarbeitung sowie durch eine Veränderung der Lebensmittelnachfrage
ist sicher eine wichtige Stellschraube – sie ist aber nicht die Einzige. Ebenso
1
Bei der Referenzentwicklung sind trendmäßige Verbesserungen der Energieeffizienz bei den
Haushaltsgeräten, Änderungen der Energiebereitstellung (Kraftwerkspark) und höhere Fahrzeugeffizienz bei
den Transporten bis 2030 einbezogen. Bei der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln wird von
einem konstanten spezifischen Energiebedarf ausgegangen, da sich die Verminderung des spezifischen
Energieeinsatzes in Verarbeitungsprozessen und die gleichzeitige Steigerung der Verarbeitungstiefe in etwa
kompensieren (Wiegmann et al. 2005). Für die Landwirtschaft konnten mangels detaillierter Daten zur
zukünftigen Betriebsmittelintensität keine Anpassungen für das Jahr 2030 vorgenommen werden.
3
notwendig sind Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs in der
Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln. Ein A++-Kühlgerät sowie weitere energiesparende Haushaltsgeräte (zum Beispiel AAA-Spülmaschinen,
A-Backöfen) gehören daher in jeden Haushalt: Drittklassige, weil ineffiziente
Haushaltsgeräte müssen sukzessive ausgelistet werden.
Doch auch durch die Art der Ernährung kann ein Beitrag zum Klimaschutz
geleistet werden: Bei der Produktwahl lohnt es sich, neben Gesundheitsaspekten auch auf die Treibhausgasbilanz zu achten. Das Gute: die Empfehlungen für eine gesunde Ernährung – viel Obst und Gemüse, mäßiger
Fleischkonsum – sind auch förderlich für das Klima. Auch Teigwaren gehören
zu den emissionsarmen Produkten. Überproportional hohe Emissionen treten
hingegen bei fetthaltigen Milchprodukten, bei Rindfleisch sowie bei Produkten
aus getrockneten Kartoffeln auf – und auch die meisten Tiefkühlprodukte
erhöhen die Bilanz. Werden die Lebensmittel zusätzlich noch aus
ökologischer Landwirtschaft bezogen, dann verbessert das Bilanz noch
einmal. Ein weiterer Aspekt, auf den geachtet werden sollte: Produkte, die per
Flugzeug importiert wurden, weisen eine drastisch schlechtere Klimabilanz auf
als Produkte, die mit dem Schiff importiert werden. Das heißt: aus
Klimaschutzgründen sollte auf geflogene Lebensmittel verzichtet werden. Und
wird darüber hinaus auch bei den Einkaufsfahrten auf die Wahl
umweltfreundlicher Verkehrsmittel geachtet, der Einkauf also zu Fuß, mit dem
Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt, kann jede und jeder
sich als VorreiterIn für klimagerechtes Verhalten bei der Ernährung
betrachten.
Doch nicht nur die KonsumentInnen können etwas tun, um die Klimabilanz
unserer Ernährung zu verbessern. Gefordert sind alle Akteure im Bedürfnisfeld Ernährung:
§
Die Politik ist gefordert, Klimaschutz im Bedürfnisfeld Ernährung in Politikstrategien aufzunehmen, beispielsweise im Nationalen Aktionsplan
Ernährung, und die Weichen unmissverständlich in Richtung nachhaltiger
und klimafreundlicher Ernährung zu stellen.
§
Der Handel ist gefordert, das Sortiment klimafreundlich zu gestalten und
geeignete glaubwürdige Informationen zur Verfügung zu stellen, um den
KonsumentInnen so die Entscheidung für klimafreundliche Produkte zu
erleichtern. Gleichzeitig gilt es, die eigenen Aktivitäten klimafreundlich zu
gestalten (Logistik, Kühlung, Ökologisierung des Energiebezugs et cetera).
§
Die Lebensmittelproduktion und –verarbeitung ist gefordert,
Energieeffizienzpotenziale in Produktions- und Verarbeitung, in der Logistik und Lagerung von Lebensmitteln zu realisieren sowie den Energiebezug zu ökologisieren.
Klimaschutz im Bedürfnisfeld Ernährung erfordert, dass alle Akteure gemeinsam Verantwortung übernehmen. Es gilt,
§
Energieeffizienzpotenziale entlang der Wertschöpfungskette zu realisieren,
§
den Energiebezug im Bedürfnisfeld zu ökologisieren,
4
§
geeignete Informationsangebote zur Verfügung zu stellen, um den KonsumentInnen die Entscheidung für klimafreundliche Produkte zu erleichtern
sowie
§
entsprechend förderliche Rahmenbedingungen zu gestalten, die Klimaschutz auch im Bedürfnisfeld Ernährung ganz oben auf die Agenda
setzen.
Literatur:
Eberle, U./Hayn, D. (2007): Ernährungswende. Eine Herausforderung für Politik, Unternehmen und Gesellschaft. Broschüre herausgegeben von Öko-Institut e.V. und Institut für sozial-ökologische Forschung; Download unter:
www.oeko.de
Eberle, U. et al. (2006) (Hg.): Ernährungswende. Eine Herausforderung für
Politik, Unternehmen und Gesellschaft. Ökom-Verlag
Fritsche, U./ Eberle, U. (2007): Lebensmittel und Klima, Arbeitspapier des
Öko-Instituts; Download unter: www.oeko.de
Wiegmann, K. et al. (2005): Umweltauswirkungen von Ernährung. Stoffstromanalysen und Szenarien. Ernährungswende-Diskussionspapier Nr. 7. Download unter: www.ernaehrungswende.de
Verbraucherpolitisches Forum
am 24.01.2008 in Berlin
Essen eine Klimasünde? Wie Ernährung und Klima zusammenhängen
Statement
Katharina Schächtele, ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung
Heidelberg GmbH
Der persönliche CO2-Fußabdruck
1. Allgemeines zum CO2-Rechner
Ziel des internetbasierten Rechentools ist es, Bürgerinnen und Bürgern in
Deutschland die Möglichkeit zu geben, in relativ kurzer Zeit anhand weniger
Daten ihre persönliche CO2-Bilanz darstellen und vergleichen zu können.
Dabei werden folgende treibhausgasrelevante Bedürfnisfelder berücksichtigt,
bei denen auch ein Handlungsspielraum bei dem Einzelnen zur Verminderung
der Emissionen besteht:
Abb. 1:
•
Wohnen (Raumwärme, Warmwasser,
Stromanwendungen...)
Durchschnitt BRD
12
Allgemeinheit
Mobilität (MIV, ÖPNV, Flugverkehr...)
•
Ernährung
•
Persönlicher Konsum
•
Öffentlicher Sektor
10
1,24
8
2,75
6
1,65
t CO2 / Jahr
•
Konsum
Ernährung
Flug
ÖPNV
0,85
4
2
0,11
1,56
PKW
Heizen
1,97
Strom
0
0,75
Durchschnitt
Quelle: ifeu 2007
2
Eine breite Recherche veröffentlichter Daten ergab einen durchschnittlichen
Treibhausgasausstoß pro Bürger von knapp elf Tonnen CO2-Äquivalente
(CO2e) pro Jahr1, der sich wie folgt zusammensetzt: Wohnen 25 Prozent,
Mobilität 23 Prozent, Ernährung 15 Prozent, privater Konsum 25 Prozent und
schließlich die Emissionen des öffentlichen Sektors mit 11 Prozent. Wie aus
Abbildung 1 ersichtlich, gleicht der Anteil der Treibhausgasemissionen aus
dem Bereich Ernährung dem Bereich Mobilität ohne Flugverkehr.
Beim CO2-Rechner handelt es sich um eine aktuelle Bestandsaufnahme, die
Entwicklungen zeitnah über eine jährliche Anpassung der Daten (Durchschnitt, Energieverbrauch, Emissionsfaktoren) aufgreift.
2. Emissionen aus der Ernährung
Die Ernährung gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Jedoch haben sich die Ernährungsgewohnheiten in der Menschheitsgeschichte stark
verändert. Insgesamt nehmen Menschen heute mehr Kalorien zu sich, obwohl
Bewegung und körperliche Anstrengung immer weiter zurückgehen.
Die Industrialisierung in Landwirtschaft und Produktion führte zu verstärkten
Umweltbelastungen. Die Entkoppelung von natürlichen Gegebenheiten durch
den Einsatz von künstlichen Düngemitteln, beheizte Glashäuser sowie die
maschinelle Weiterverarbeitung erhöhen die Produktivität, aber auch den
Energieverbrauch um ein Vielfaches.
Grundlage für die Emissionsberechnung ist eine grobe Abschätzung der persönlichen Kalorienaufnahme, die sich aus Geschlecht, Alter und Aktivitätslevel
in Beruf und Freizeit zusammensetzt (Bundesschnitt 1,65 Tonnen/Jahr). Der
daraus ermittelte Wert wird dann über die Faktoren Nahrungszusammensetzung, Saisonalität, ökologische Produkte, Regionalität und Tiefkühlprodukte
an den persönlichen Ernährungsstil angepasst.
2.1
Faktor Nahrungszusammensetzung
Wie die betrachteten Studien zeigen, ist der Verzehr von Fleisch- und tierischen Produkten für die Emissionsbilanz ausschlaggebend. Emissionen entstehen vorwiegend durch Tierhaltung und Futtermittelherstellung (Düngung),
aber auch bei der Weiterverarbeitung und dem Transport von Lebensmitteln.
In Bezug auf unterschiedliche Produktkategorien machen Fleisch- und Milchprodukte deutlich über die Hälfte der gesamten Emissionen durch die Ernährung aus. Ihr Anteil an der Versorgung mit Kalorien für die menschliche Ernährung liegt jedoch bei circa 25 Prozent (Jungbluth, Faist 2002, WZU 2004).
1
Um eine gute Vergleichbarkeit der Emissionen zwischen den einzelnen Bedarfsfeldern zu erreichen, beziehen sich die Ergebnisse grundsätzlich auf CO2-Äquivalente. Dadurch sind neben CO2 auch die Klimawirkungen von CH4 und N2O berücksichtigt. Insbesondere im Bereich Ernährung spielen diese Treibhausgase eine wichtige Rolle.
3
Die prinzipielle Entscheidung zur Kostform ist damit für die Klimarelevanz der
Ernährung maßgeblich. Der Einspareffekt durch einen Wechsel von fleischund milchhaltiger Ernährung zu vegetarischer und veganer Kost wird von Wissenschaftlern unterschiedlich beurteilt. Mögliche Einsparungen durch eine
vegetarische Ernährung variieren zwischen 25 und 42 Prozent, während eine
vegane Ernährung zwischen 30 und 80 Prozent einsparen kann. Eine fleischreduzierte Kost verringert den Emissionsausstoß um 5 bis 30 Prozent. Die
Klimawirkung von Fleisch- und Milchprodukten hängt wesentlich davon ab,
wie Emissionen den verschiedenen Produkten eines Tieres zugeordnet werden und durch welche Produkte sie ersetzt werden. Im CO2-Rechner werden
bisher eher konservative Werte nach Jungbluth veranschlagt (vgl. Jungbluth et
al. 2004, Taylor 2000, WZU 2004).
Vergleicht man den spezifischen CO2e-Ausstoss einzelner Produkte weisen
diese Werte ebenfalls große Spannen auf. Emissionen aus Milchprodukten
liegen zwischen einem und 15 Kilogramm CO2e pro Kilogramm Produkt, abhängig davon, wie viel Milch bei der Herstellung verwendet wurde. Ein Kilogramm Fleisch und Wurst enthält 2,5 bis 15 Kilogramm CO2e, je nach Fleischsorte, und benötigter Fleischmenge. Back- und Teigwaren liegen im Normalfall
unter einem Kilogramm CO2e pro Kilogramm Ware und gehören zu den klimaschonenden Nahrungsmitteln, ebenso wie frisches Gemüse (0,15 Kilogramm
CO2e/Kilogramm Produkt) (Fritsche, Eberle 2007).
Abb. 2:
Emissionsanteile der Produktgruppen pro Jahr im Bereich Ernährung
Jungbluth (1)
WZU Kassel (2)
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
Getreide, Kartoffeln, Zucker, Hülsenfrüchte (1) bzw. Backwaren (1)
Obst und Gemüse
Fleisch und Fisch
Milch und Eier (1), bzw. Molkereiprodukte (2)
Öle und Fette
Getränke
Transport
Süßigkeiten
Sonstiges
Quelle: Jungbluth, Faist 2002, WZU 2004
90%
100%
4
Emissionen
der
und vegetarische Kost
Kostformen Mischkost, fleischreduzierte Kost
Haushalt
2
1,8
1,6
1,4
1,2
1
0,8
0,6
0,4
0,2
0
Transport
V erpac kung
Veg.
Fleischred.
Mischkost
Fleischred.
k onventionell
Veg.
E ssen und Getränk e
Mischkost
CO2-Äquivalente [t/a]
Abb. 3:
biologisch
Quelle: Taylor 2000
2.2
Faktor Saisonalität
Der Faktor Saisonalität von Produkten bezieht sich auf den Kauf von Obst und
Gemüse, die in näherer Umgebung im Freiland erzeugt werden können. Die
Klimabelastung durch landwirtschaftliche Produkte, die unter zusätzlichem
Energieeinsatz im Treibhaus wachsen, wird dadurch reduziert. Im Schnitt
erhöht sich der CO2-äquivalente Ausstoß im Treibhaus um das 10-fache
(Jungbluth, Faist 2002). Freilandprodukte enthalten im Durchschnitt 0,2 Kilogramm CO2e, Treibhausprodukte dagegen 2,6 Kilogramm (Jungbluth 2000).
Wer beim Einkauf auf saisonale Produkte achtet, verursacht dementsprechend weniger Emissionen.
5
Abb. 4:
Erdölverbrauch für den Einkauf von Gemüse zu verschiedenen Jahreszeiten (Herstellung und Transport)
Quelle: Jungbluth, Faist 2002
Nicht-saisonale Produkte die mit dem Flugzeug nach Deutschland kommen,
werden im CO2-Rechner im Faktor REGIONALITÄT berücksichtigt.
2.3
Faktor Regionalität
Der Faktor Regionalität basiert grundsätzlich auf der Annahme, dass Produkte
aus der Region durch verminderte Transportwege weniger CO2e verursachen.
Der Anteil der Emissionen für den gesamten Transport von Nahrungsmitteln
beträgt laut Forschungsarbeiten zwischen drei und acht Prozent. Insgesamt
wirkt sich der Faktor also eher gering auf die Bilanz aus (Wiegmann et al.
2007, WZU 2004, Taylor 2000). Die Einspareffekte bewegen sich um ein Prozent (Jungbluth et al. 2004).
Lediglich der Transport von eingeflogenem Gemüse macht sich deutlich
bemerkbar, da er bis zu 48mal mehr Erdöl benötigt als der Transport von Gemüse aus der Region (WWF 2000). Der Flugtransport aus Übersee schlägt
mit vier bis füng Litern Erdöl pro Kilogramm Obst oder Gemüse zu Buche. Die
Menge an Treibstoff kann mittels entsprechender Faktoren in Emissionen umgerechnet werden. Eingeflogenes Obst oder Gemüse aus tropischen Klimaregionen verursacht demnach leicht zehn Kilogramm CO2 pro Kilogramm Nahrungsmittel (Jungbluth 2000, BdE 2006, Jacobs, Neller 2007).
6
Kritisch sind regionale Produkte dann, wenn die Produktionsbedingungen vor
Ort schlechter sind und die Umweltbelastungen durch intensive Düngung oder
zusätzlichen Energieeinsatz steigen. Häufig ist der regionale Transport auch
ineffizienter als der logistisch optimierte Ferntransport mit LKW und Schiff. Als
sicher gilt jedoch, dass der Kauf eingeflogener Lebensmittel wie zum Beispiel
Spargel im Winter unter Klimagesichtspunkten unbedingt vermieden werden
sollte.
Abb. 5:
CO2e für den Transport je nach Herkunft (ohne Flugzeugtransporte)
Quelle: WZU 2004
2.4
Faktor Ökologische Produktionsweise
Auch Ökoprodukte spielen in der Bilanz eine Rolle, wie Untersuchungen
zeigen. Allerdings fällt der Einfluss bei der Treibhausgas-Bilanz wesentlich
geringer aus als bei der Ökobilanz. Angaben zur möglichen
Emissionseinsparung durch eine Umstellung des Nahrungsmittelanbaus
variieren zwischen sechs und 30 Prozent, wobei im CO2-Rechner der
niedrigste Wert verwendet wird (Jungbluth 2004, Taylor 2000, WZU 2004).
Besonders der erhöhte Flächenverbrauch und damit höhere Importquoten für
eine flächendeckende ökologische Ernährung mindern positive Effekte.
Das Öko-Institut (Fritsche, Eberle 2007) beziffert produktspezifische Einsparpotentiale für Fleisch mit fünf bis 15 Prozent, Gemüse mit fünf bis 30 Prozent,
Backwaren mit zehn bis 15 Prozent und ermittelt bei Milchprodukten lediglich
leichte Vorteile, die sich im Prozentbereich abspielen (siehe Abbildung 6).
7
Abb. 6:
Emissionseinsparung durch ökologische Produktion von Nahrungsmitteln
kg CO2 pro kg Nahrungsmittel
14
konventionell
12
ökologisch
10
8
6
4
2
0
Rind
Schwein
Gemüse
frisch
Brot
Teigwaren
Käse
Milch
Quelle: Fritsche, Eberle 2007
2.5 Faktor Tiefkühlkost
Während für niedrig verarbeitete Produkte die landwirtschaftliche Erzeugung
die Emissionsbilanz bestimmt, können im Fall von verarbeiteten Produkten
nachfolgende Produktionsschritte sowie die Lagerung die Bilanz signifikant
beeinflussen. Letzteres gilt vor allem für tiefgekühlte Produkte, die für die Bereitstellung von Kälte viel Energie benötigen.
Ein durchschnittliches Tiefkühlprodukt induziert von der Produktion bis zum
Handel etwa zwei Kilogramm CO2e (Wiegmann et al. 2005). Die Emissionen
verteilen sich jedoch über die Produktgruppen sehr unterschiedlich. Zum Beispiel liegt der Emissionsanteil für Handel und Lagerung bei tiefgekühlten
Fleischprodukten bei circa 15 Prozent. Während im Normalfall der Unterschied von tiefgekühltem zu frischem Gemüse gering ausfällt, erhöhen sich
die Emissionen besonders für getrocknete Kartoffelprodukte (Fritsche, Eberle
2007) (siehe Abbildung 7).
Der durchschnittliche Konsum von Tiefkühlprodukten beträgt derzeit circa 30
Kilogramm pro Jahr (Tiefkühlinstitut 2003). Pro Bürger werden dadurch im
Schnitt 60 Kilogramm CO2-Äquivalente produziert. Auch wer zuhause selten
Tiefkühlprodukte isst, muss davon ausgehen, dass in Restaurants häufig mit
tiefgekühlten Produkten gearbeitet wird. Mögliche Einspareffekte bei Verzicht
auf Tiefkühlware werden für den CO2-Rechner auf ein bis zwei Prozent geschätzt.
Eier
8
Abb. 7:
Vergleich von frischer zu tiefgekühlter Ware
6
kg CO2 pro kg Nahrungsmittel
frisch
5
TK
4
3
2
1
0
Schw ein
Gemüse
Kartoffeln / Durchschnitt
Pommes
Quelle: Fritsche, Eberle 2007
2.6
Konsumentenfeedback und Handlungsempfehlungen
Im CO2-Rechner dienen die gewählten Parameter vor allem dazu, die Konsumenten auf die wichtigsten Kriterien beim Einkauf von Nahrungsmitteln hinzuweisen. Schließlich erhält der Nutzer konkrete Handlungsempfehlungen, wie
er sein Verhalten möglichst CO2- arm gestalten kann. Hohe Abweichungen
zum Durchschnittsbürger werden in den einzelnen Bedarfsfeldern durch angepasste Empfehlungen beziehungsweise positive Rückmeldung aufgegriffen.
Zusätzlich wird der Unterschied zwischen dem persönlichen Wert und dem
möglichen Einsparpotential bildlich über ein dreistufiges Bewertungsraster
(vorbildhaftes Verhalten, mittleres und großes Einsparpotential) in Form von
Smileys verdeutlicht. Im Bereich Ernährung gilt als klimafreundlich, wer es
schafft, 20 Prozent unter dem Durchschnitt zu bleiben. Insgesamt wäre unter
heutigen Bedingungen in etwa eine Reduktion auf die Hälfte des CO2e-Ausstoßes möglich.
Schließlich soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass Klimaaspekte
bei der Ernährung eine wichtige Rolle spielen, jedoch auch weitere Faktoren
wie zum Beispiel die persönliche Gesundheit, regionale Wirtschaftsförderung
oder faire Produktionsbedingungen nicht vernachlässigt werden dürfen.
9
Übersicht der Handlungsempfehlungen
1. Ökologisch verträgliche Verbrauchsmuster fördern
•
Weniger, aber dafür bessere Fleisch- und Milchprodukte konsumieren. Insgesamt wirkt sich ein Ersatz von Fleisch und anderen Tierprodukte mit Getreideprodukten, Früchten und Gemüse positiv auf die
Emissionsbilanz aus.
Möglichst wenige Mahlzeiten im Restaurant einnehmen, da die speziell gefertigten Mahlzeiten in kleinen Mengen energetisch besonders
aufwendig sind.
2. Ökologisch verträgliche Produktionsmuster fördern
Auf ökologische Herstellung achten, weil damit vor allem der Einsatz
von künstlichem Dünger reduziert wird. In der Emissionsbilanz wirkt
sich dieser Aspekt relativ schwach aus, in der Gesamtökobilanz spielt
er eine große Rolle
3. Indirekten Energieverbrauch reduzieren
Lieber saisonales Gemüse kaufen, als solches, das im Treibhaus
unter großem Energieeinsatz produziert wurde.
Mehr frische Produkte als Fertig- und Tiefkühlware.
•
Keine frischen Nahrungsmittel kaufen, die möglicherweise mit dem
Flugzeug aus Übersee oder dem europäischen Ausland importiert
wurden. Anstatt dessen sollte man auf regionale Produkte Wert legen, die weniger Transportemissionen verursachen und regionale
Wertschöpfungsketten unterstützen.
4. Flankierende Optimierungsmöglichkeiten: (Energieverbrauch- und Erzeugung)
effiziente Haushaltsgeräte einsetzten (auf Energieklasse achten)
energiebewusstes Kochen: Schnellkochtöpfe, geschlossene Topfdeckel, Vorheizen vermeiden, unnötige Stand-by-Verluste vermeiden
Für den Einkauf nachhaltige Verkehrsmittel nutzen (ÖPNV, Fahrrad,
Car-Sharing)
Auf Ökostrom umsteigen
Internetzugang zum CO2-Rechner: http://ifeu.klima-aktiv.de/
10
3. Literaturangaben
BdEV 2006/
Bund der Energieverbraucher: Energietipp der Woche – Archiv der
ausführlichen Beiträge, Düsseldorf 2006
http://www.energienetz.de/index.php?itid=1810&search_artikel_id=18
10
Fritsche, Eberle 2007/
Fritsche U., Eberle U. (Öko-Institut): Treibhausgasemissionen durch
Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln, Arbeitspapier des
Öko-Institut, Darmstadt/Hamburg 2007
IFEU 2007/
Institut für Umwelt- und Energieforschung (Hertle, Hans): Die CO2Bilanz des Bürgers, Endbericht, im Auftrag des Umweltbundesamts,
Heidelberg 2007
Jacobs, Neller 2007/
Jacobs, Stephan; Neller, Marc: Lust der Verantwortung. Erschienen
in: Der Tagesspiegel online, vom 11.03.2007
http://www.tagesspiegel.de/diedritteseite/art4176,2019333
Jungbluth 2000/
Jungbluth, Nils: Environmental consequences of food consumption:
Amodular life cycle assessment to evaluate product characteristics.
Dissertation ETH Nr. 13499, Umweltnatur- und Umweltsozialwissenschaften, ETH Zürich.
Jungbluth, Faist 2002/
Jungbluth, Nils: Faist M.: Ökologische Folgen des Ernährungsverhaltens – Das Beispiel Schweiz. In: Ernährung im Fokus 2, 10/02, S. 254
– 258
Jungbluth et al. 2004/
Jungbluth, Nils: Gesamtpotential für die Reduktion von Umweltbelastungen im Bereich Ernährung und Wohnen. Bericht im Auftrag des
WWF Schweiz, ESU-services, Bern 2004
Taylor 2000/
Taylor, Corinna: Ökologische Bewertung von Ernährungsweisen anhand ausgewählter Indikatoren, Dissertation, Justus-Liebig-Universität
Gießen 2000
Tiefkühlinstitut 2003/
Tiefkühlinstitut: Verbraucherverhalten bei Lebensmitteln
19./26.10.2006, S.47
www.wzw.tum.de/wdl/lehre/vorlesungen/marktlehre/M2ohne.pdf.
Wiegmann et al. 2005/ Wiegmann, K. et al. (Öko-Institut): Ernährungswende – Umweltauswirkungen von Ernährung – Stoffstromanalysen und Szenarien, Darmstadt/Hamburg 2005
WWF 2000/
World Wide Fund for Nature: Soviel Erdöl steckt in unserer Nahrung,
Zürich 2000
www.wwf.ch/german/campaign/ernaehrung.html
WZU 2004/
Wissenschaftliches Zentrum für Umweltsystemforschung Universität
11
Kassel: Gemeinschaftliche
Lebens- und Wirtschaftsweisen
und ihre Umweltrelevanz – Auswertung zur Ernährung, Kassel 2004
Verbraucherpolitisches Forum
am 24.01.2008 in Berlin
Essen eine Klimasünde? Wie Ernährung und Klima zusammenhängen
Statement
Hartmut König, Verbraucherzentrale Hessen
Klimagesunde Ernährung: Was kann der Verbraucher tun?
Die Ernährung – inklusive Lebensmittelverarbeitung, Transporte, Lagerung
sowie Zubereitung und Verzehr – verursacht etwa einen Anteil von bis zu
20 Prozent an den Treibhausgasemissionen. Hierbei entfällt ungefähr die Hälfte der Emissionen auf die Produktion von Lebensmitteln (inklusive Verarbeitung und Handel) und die andere Hälfte auf Verbraucheraktivitäten wie Einkauf, Lagerung (Tiefkühlen) und Zubereitung. Die Empfehlungen für ein klimagerechtes Verbraucherverhalten beziehen sich deshalb auf die besonders
klimarelevanten Bereiche: Verzehr von wenig Fleisch, statt dessen viel Obst,
Gemüse, Kartoffeln und Getreideerzeugnisse, magere Milchprodukte sowie
Bevorzugung regional, saisonal und ökologisch erzeugter Lebensmittel. Beim
Einkauf und der Verarbeitung im Haushalt soll auf besonders energiesparende
Verhaltensweisen geachtet werden.
Die Empfehlung, weniger Fleisch zu verzehren, ist besonders bei der Rinderhaltung von klimatischer Bedeutung. So entstehen pro Kilogramm Rindfleisch ungefähr viermal soviel Treibhausgasemissionen (Methan) wie für ein
Kilogramm Schweine- oder Geflügelfleisch. Da die Verzehrsmengen von Rindfleisch in Deutschland im Durchschnitt mit circa neun Kilogramm/Kopf/Jahr
(25 Gramm/Tag) relativ gering sind, bedeutet eine Reduzierung auch relativ
geringe positive Klimaeffekte. Bei Schwein und Geflügel liegen die Verzehrsmengen bei circa 50 Kilogramm/Kopf/Jahr (137 Gramm/Tag), gut die fünffache Verzehrsmenge im Vergleich zum Rindfleisch. Bei Schweine- und Geflügelfleisch ist demnach die Einsparung nur dann vergleichbar klimawirksam,
wenn entsprechend größere Mengen eingespart werden.
Die Empfehlung, zum Schutz des Klimas insgesamt den Fleischverzehr zu
senken, ist somit nachvollziehbar und stimmt zudem sehr gut mit den Empfehlungen für ein gesundes Ernährungsverhalten überein. Ein hoher Fleischund Wurstverzehr bedeutet nämlich gleichzeitig eine vermehrte Zufuhr an tierischen Fetten, die wiederum als wesentliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen angesehen werden. Eine negative Beeinflussung der Nährstoffversorgung, zum Beispiel bei der Vitamin B1-Versorgung durch einen geringeren Schweinefleischverzehr, ist nicht zu erwarten, da der Ausgleich über
Gemüse und Vollkorngetreide erfolgen kann.
Gleichzeitig gewährleistet ein erhöhter Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln
eine höhere Nährstoffdichte der Nahrung, das heißt, mit relativ wenig Nahrungsenergie können reichlich essenzielle Nährstoffe sowie Ballaststoffe und
2
sekundäre Pflanzenstoffe aufgenommen werden. Eine verbesserte Versorgung mit diesen Nährstoffen bedeutet gleichzeitig ein geringeres Risiko für
Herz-Kreislauferkrankungen und einige andere ernährungsabhängige Erkrankungen.
In eine vergleichbare Richtung deutet die Empfehlung, magere Milch und
Milcherzeugnisse vorzuziehen. Dabei empfehlen wir, dass bei den Produkten
der täglichen Ernährung, wie Milch und Joghurt, der normale Fettgehalt
durchaus akzeptiert werden kann. Nur die sehr fetten Milchprodukte wie Butter, Sahne und fette Käsesorten sollten weniger häufig und in kleineren Mengen verzehrt werden.
Klimarelevant ist auch die Saisonalität von Produkten. So bestehen große
Unterschiede zwischen Obst und Gemüse, das aus saisonaler Ernte verkauft
wird, und Produkten, die außerhalb der Saison und im Unterglasanbau erzeugt werden. Beispielsweise sind die Emissionen von Kopfsalat aus beheiztem Unterglasanbau mehr als 30mal so hoch wie die von Freiland-Kopfsalat.
Auch diese Empfehlung erhält zusätzlich Gewicht, da Frische, Geschmack,
Vitamingehalt und Rückstandssituation bei Saisonware deutlich besser ist als
bei Ware aus dem Unterglasanbau.
Unterschiede in der Klimabilanz finden sich auch bei Lebensmitteln, die konventionell oder ökologisch angebaut werden. Dieser Unterschied ist jedoch
generell weniger groß als der zwischen den verschiedenen Produktgruppen
(zum Beispiel Gemüse/Fleisch) und variiert je nach Produkt. Insgesamt liegen
die Unterschiede zwischen ökologisch und konventionell erzeugten Produkten
zwischen fünf Prozent (zum Beispiel bei Milchprodukten, Schweinefleisch,
Tiefkühl-Pommes frites) und 30 Prozent (frische Kartoffeln und Tomaten). Zusätzlich haben Öko-Produkte qualitative und gesundheitliche Vorteile. Es sind
deutlich geringere Nitratgehalte feststellbar und die Rückstandsbelastung ist
minimal. Bei den verarbeiteten Öko-Waren dürfen nur deutlich weniger Zusatzstoffe eingesetzt werden.
Beim Transport von Lebensmitteln aus weit entfernten Regionen ist die Klimabilanz für Schiff- und Bahntransporte am günstigsten, während Flugtransporte bei Importen aus Übersee (zum Beispiel Spargel aus Chile, Erdbeeren
aus Südafrika) das Klima am meisten belasten. Flugtransporte sollten deshalb
auf der Ware gekennzeichnet werden. Zudem sollten Verbraucher im unmittelbaren Wohnumfeld Fahrten mit dem Auto vermeiden, wenn nur der Einkauf
geringer Lebensmittelmengen geplant ist.
Da fast 50 Prozent des Klimaverbrauchs beim Einkauf der Lebensmittel, bei
der häuslichen Lagerhaltung und Verarbeitung entsteht, sollten neben dem
Transport auch die häusliche Tiefkühllagerhaltung verringert und bei Neuanschaffungen nur energieeffiziente Haushaltsgeräte verwendet werden.
Mit einem klimaoptimierten Lebensstil lassen sich die Treibhausgase im Bereich Ernährung um mehr als die Hälfte reduzieren. Zudem bietet eine Klima
schonende Ernährung gleichzeitig gesundheitliche Vorteile und unterstützt die
Prävention ernährungsabhängiger Krankheiten. Wie gezeigt wurde, kann jeder
Verbraucher und jede Verbraucherin sofort damit beginnen.
Verbraucherpolitisches Forum
am 24.01.2008 in Berlin
Essen eine Klimasünde? Wie Ernährung und Klima zusammenhängen
Statement
Euan Murray, The Carbon Trust
The Carbon Trust Product Carbon Footprinting and Labelling Initiative
The Carbon Trust has been working with UK business and public sector
organisations over the last seven years to accelerate the move to a low
carbon economy. Energy efficiency has succeeded and will continue to
succeed in delivering valuable carbon and cost savings for business.
Mitigating climate change, however, will require more fundamental changes to
the way that business delivers products and services to the end consumer.
The Carbon Trust has been working with companies over the last three years
to develop a methodology to measure and identify opportunities to reduce
carbon emissions across the supply chain1.
Building on this work, in March 2007, the Carbon Trust launched an initiative
to measure, reduce and communicate the lifecycle greenhouse gas (GHG)
emissions of products and services. This initiative aims to encourage
companies to reduce emissions across their supply chains by providing
robust, transparent and consistent information on the lifecycle carbon impacts
of their products and services.
The initiative has four main components:
§
§
§
1
A standard to measure the embodied GHG emissions of goods and
services which can be applied across a wide range of product and service
categories and their supply chains. The Carbon Trust is currently working
with the Department for Environment, Food and Rural Affairs (Defra) and
BSI British Standards Institute to develop this standard into a Publicly
Available Specification (BSI PAS 2050);
A reduction standard to define what constitutes ‘reduction’ in terms of
commitments made by companies to reduce the carbon impact of their
products and services, including target setting, baselining and other
issues.
A “communication framework” to provide principles and guidelines to
underpin consumer facing communications including, but not limited to
carbon labelling, and
“The carbon generated in all we consume”, and “Carbon footprints in the supply chain”, Carbon Trust, 2006.
§
Pilot projects with companies and testing the Carbon Reduction Label, a
public measure of the carbon footprint of a product.
The PAS 2050 is a stand-alone open standard that may be used for a variety
of purposes to improve and communicate the GHG performance across a
broad range of products and services. The reduction and communication
frameworks are built on the PAS 2050 but are separate from it. Companies
who want to label their products and assure compliance with the frameworks
may use the Carbon Reduction Label.
The PAS (Publicly Available Specification) 2050, reduction standard and
communication framework
A PAS (Publicly Available Specification) is a fast-track standard whose
development process and written format is based on the British Standard
model.
The PAS 2050 has been developed in response to broad community and
industry desire for a consistent method for measuring the embodied
greenhouse gas (GHG) emissions of products. It recognises the potential for
companies to use this method to better understand the GHG emissions in their
supply chains and will provide a single standard to ensure a comparable
approach to supply chain measurement of embodied GHGs across markets.
The BSI process is an open and consultative process engaging a large
number of UK and international stakeholders. The first stage of consultation
took place in October 2007 and the second in February 2008. Comments
received from the stakeholders will be incorporated in the next draft PAS
2050. The PAS 2050 is being developed with a view to be applicable
internationally; we expect comments from several hundred international
stakeholders in the February consultation.
The development of PAS 2050, the reduction standard and communication
framework are being overseen by two independent Steering Groups both
chaired by Professor Jim Skea, Director of the UK Energy Research Centre.
The Steering Groups are formed by members from businesses, NGOs,
government and academia.
Information from working groups, market research and the Carbon Trust’s
work with pilot partner companies will be fed into the technical development of
the PAS 2050, the reduction standard and communication framework.
For more information on the reduction and communication framework, please
visit:
www.carbontrust.co.uk/carbon/briefing/reduction_framework_and_communica
tion_process.htm
For information about the PAS 2050, see: www.bsi-global.com/PAS2050.
Pilot Projects and the Carbon Reduction Label
We have completed carbon reduction projects with three companies, Walkers,
Boots and Innocent Drinks, and each of these three have chosen to test the
Carbon Reduction Label. We are currently working with a series of new pilot
partners to further test the PAS measurement and reduction standards and to
explore communication options. We expect some of these organisations to
also test the Carbon Reduction Label with us. New pilot partners include
Cadbury Schweppes, Coca Cola, Tesco, Halifax, Muller Dairies and Kimberly
Clark. Further partners will be announced shortly.
The Carbon Reduction Label is a public measure of the carbon footprint of a
product from source to store and product disposal. It aims to act as the bridge
between carbon- conscious companies and their consumers. The label also
asserts a commitment on the part of the producer to a ‘reduce or lose’ policy
whereby if they fail to reduce the carbon footprint of the produce over a twoyear period, they will have the label withdrawn by the Carbon Trust.
Compliance with the draft PAS
2050 and Carbon Trust
reduction and communication
framework - pilot
Downward arrow:
Commitment to reduction over
2 year period
Example
Embodied GHG
emissions
calculated from
raw materials to
store and product
disposal. Excludes
emissions in-use
All GHG emissions included as
CO2-e
The Carbon Trust’s Carbon Reduction Label was launched in response to a
growing market need for action and information on carbon emissions.
Research conducted in October 20062 found that approximately 65 per cent of
consumers surveyed said that they are more likely to buy a product with a low
carbon footprint or use a business that claims to have a low carbon footprint,
and would value information about the carbon footprint of a product or service.
For more information about the Carbon Trust pilot project work with
companies and the Carbon Reduction Label, please visit
www.carbon-label.co.uk
International Engagement
We are now looking to work with companies and other stakeholders from
across Europe and around the world to build global acceptance of the
initiative. There is an opportunity for organisations to participate in two ways:
2
GfK NOP survey.
§
Firstly, organisations can be part of the consultation on the different
standards, to help us make sure these are of the highest quality, draw
on established best practice and have wide acceptance; and
§
Secondly, an opportunity for companies to work with us on a pilot
project to test the PAS measurement and reduction standards with real
products and services and to work with us to explore communication
options, potentially including use of the Carbon Reduction Label. We
are in discussions with TPA Life and others on how to do this formally
for German companies. Interested organisations should get in touch to
take these forward.
Verbraucherpolitisches Forum
am 24.01.2008 in Berlin
Essen eine Klimasünde? Wie Ernährung und Klima zusammenhängen
Thesenpapier
Rasmus Prieß, TPA Life, Pilotprojekt zur CO2-Kennzeichnung in
Deutschland
Auf dem Weg zur Low-Carbon-Economy. Product Carbon Footprinting
(PCF) als Voraussetzung für klimabezogene Kennzeichnung
Treibhausgasreduktionen von 80 Prozent in Deutschland erforderlich
Die Rahmendaten sind beschrieben und wissenschaftlich anerkannt. Die
menschgemachten Treibhausgasemissionen müssen bis zur Mitte des Jahrhunderts in den Industriestaaten um 80 Prozent oder mehr gesenkt werden,
um die Auswirkungen des Klimawandels auf ein kalkulierbares Maß zu
begrenzen. Das führt zu erlaubten Pro-Kopf-Emissionen von zwei Tonnen im
Jahr oder 5,5 Kilogramm am Tag – unter Berücksichtigung aller Güter und
Dienstleistungen, die einem Bürger von Unternehmen, Organisationen und
dem Staat bereitgestellt werden!
Low-Carbon-Economy als Ziel
Eine Gesellschaft, die Pro-Kopf-Emissionen auf solch niedrigem Niveau hat,
wird im englischen Sprachgebrauch treffend als Low-Carbon-Economy
bezeichnet. In Deutschland hat sich ein analoger Begriff noch nicht etabliert,
das Konzept wird aber auch hier zunehmend artikuliert und als Zielzustand
anerkannt. Es rückt daher zunehmend die Frage in den Vordergrund, wie dieser Übergang praktisch gestaltet werden kann. An dieser Stelle ist nicht nur
die Richtigkeit oder Notwendigkeit einzelner Maßnahmen zu diskutieren
sondern insbesondere auch die Frage nach den Trägern und zielführenden
Anreizen zu stellen. Insbesondere weil alle als richtig erkannten Maßnahmen
nicht automatisch und in einem akteursfreien Raum umgesetzt werden.
Geteilte Verantwortung von Konsumenten und Produzenten
Das Konzept der Pro-Kopf-Emissionen suggeriert eine alleinige Verantwortung seitens der Endverbraucher für die Treibhausgasemissionen. Tatsächlich
handelt es sich um eine geteilte Verantwortung zwischen Konsumenten auf
der einen Seite und den Unternehmen und Organisationen, die Güter und
Dienstleistungen zum Konsum bereitstellen, auf der anderen Seite – seien es
Kraftstoffe für den privaten Transport, Mietwohnungen oder Lebensmittel.
Werden marktwirtschaftliche Wirkzusammenhänge nicht gänzlich außer Acht
gelassen, müssen Angebot und Nachfrage nach klimafreundlichen Gütern und
Dienstleistungen zusammen kommen, um tatsächlich in der Summe Emissionsminderungen zu erreichen. Im Zentrum stehen hierbei insbesondere die
unvermeidbaren Grundbedürfnisse und damit auch das wichtige Feld der
Ernährung. Auch in diesem Bereich sind die Fakten klar.
Ernährung klimafreundlich organisieren
Die jährlichen Pro-Kopf-Emissionen allein für Ernährung betragen in
Deutschland über zwei Tonnen. Damit wird auch der landwirtschaftliche Sektor einschließlich der nachgelagerten Ketten einen wichtigen Beitrag im
Übergang zur Low-Carbon Economy leisten müssen. Die in diesem Bereich
maßgeblichen Einflussgrößen sind die Methanemissionen durch Rinderhaltung, der Einsatz von mineralischen Düngern und von Energie entlang der
Lieferkette, zum Beispiel für Transport und Kühlung. Es bedarf vorausschauender Unternehmen, die die zukunftsorientierte Gestaltung ihrer Lieferketten
zugleich als Anforderung und Chance begreifen und Konsumenten, die entsprechende Angebote am Markt erkennen und sich dafür entscheiden.
Einheitliche Indikatoren als Voraussetzung für produktbezogene Kennzeichnung
Bisher haben Konsumenten keine Möglichkeit, die Klimafreundlichkeit von
Produkten zu erkennen. Zugleich fehlt auch Unternehmen die Möglichkeit,
ihren Kunden eine fundierte Auskunft über die Emissionen ihrer Produkte –
und damit auch über im Sinne des Klimaschutzes ergriffene Maßnahmen –zu
geben (so genanntes Signalling). Voraussetzung für jede Art von klimabezogener Kennzeichnung ist die Kenntnis über die von einem Produkt entlang des
Lebenswegs verursachten Treibhausgasemissionen. Wissenschaftlich fundierte, anerkannte und international einheitliche Indikatoren können helfen,
eine positive Wettbewerbsdynamik hin zu einer Low-Carbon-Economy zu
bewirken.
Starke Dynamik im Markt
Das Thema Product Carbon Footprinting gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit und erste Reporting-, Labelling- und Kommunikationsinitiativen sind
derzeit weltweit zu beobachten, die sich in der einen oder anderen Form mit
der Erfassung und zum Teil Kommunikation von produktbezogenen Emissionen befassen. Der Markt bewegt sich sehr dynamisch und Unternehmen
stehen vor der Herausforderung, sich einerseits hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen zu orientieren und andererseits ihre eigenen Prozesse zu
verstehen und diese frühzeitig im Sinne der eigenen Positionierung zu optimieren.
Pilotprojekt zur CO2-Kennzeichnung von Produkten in Deutschland
Vor diesem Hintergrund bieten der WWF, das Öko-Institut, das Potsdam
Institut für Klimafolgenforschung und Sinus Sociovision unter Koordination von
TPA Life interessierten Unternehmen die Teilnahme an einem Pilotprojekt zur
CO2-Kennzeichnung von Produkten an. Die teilnehmenden Unternehmen
ermitteln im Rahmen des Pilotprojekts produktbezogene Treibhausgasemissionen nach dem aktuellsten Stand der Berechnungsmethodik und kommunizieren diese beispielhaft gegenüber Kunden und Öffentlichkeit. Im Pilotjahr 2008
findet eine intensive und pragmatische Auseinandersetzung zur Weiterentwicklung der methodischen Grundlage, der adäquaten Gestaltung
produktbezogener Kommunikation und der zukünftigen internationalen Verankerung des Themas statt.
Verbraucherpolitisches Forum
am 24.01.2008 in Berlin
Essen eine Klimasünde? Wie Ernährung und Klima zusammenhängen
Thesenpapier
Peter Feller, Geschäftsführer, Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE)
1. Die Ernährungsindustrie ist bei der Herstellung ihrer hochwertigen
Produkte auf entsprechende Rohstoffe angewiesen. Unbelastete Böden, sauberes Wasser und reine Luft sind hierfür unabdingbare Voraussetzungen. Die Ernährungsindustrie bekennt sich deshalb zum
Prinzip der Nachhaltigkeit.
2. Die Ernährungsindustrie trägt diesem Bekenntnis durch eine entsprechende Herstellung ihrer Produkte Rechnung, das heißt, insbesondere durch eine fortlaufende Optimierung der Energie- und Wasserverbräuche sowie eine Reduktion des Abfallaufkommens.
3. Die Ernährungsindustrie befürwortet grundsätzlich adäquate Maßnahmen, um die Umweltbelastungen, die durch den Gesamtlebenszyklus bestimmter Lebensmittel bedingt werden, zu reduzieren.
Verbraucherpolitisches Forum
am 24.01.2008 in Berlin
Essen eine Klimasünde? Wie Ernährung und Klima zusammenhängen
Thesenpapier
Adalbert Kienle, Stellvertretender Generalsekretär, Deutscher Bauernverband
§
Land- und Forstwirtschaft zählen zu den sensibelsten Bereichen, die vom Klimawandel in Zukunft betroffen sein werden. Die Anpassung der Land- und Forstwirtschaft und speziell der Anbauverhältnisse muss durch konsequenten Ausbau der
Agrarforschung und der Pflanzenzüchtung begleitet werden.
§
Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft an der Emission aller Treibhausgase
(Kohlendioxid, Methan, Lachgas) in Deutschland ist mit 7,1 Prozent (gerechnet in
CO2-Äquivalenten) vergleichsweise gering. Die Emissionen wurden seit 1990 um
22 Prozent gesenkt. Lediglich 0,9 Prozent der CO2-Emissionen stammen aus der
Land- und Forstwirtschaft (Halbierung seit 1990). Die Rinderhaltung trägt nur mit 2
Prozent zur Emission der gesamten Treibhausgase bei.
§
Landwirtschaft wird ihre Emissionen auch weiterhin senken und hierdurch einen weiteren Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten. Fest steht aber, dass die
Land- und Forstwirtschaft der einzige Sektor ist, bei dessen Produktion CO2 gebunden wird. Unter Anrechnung der CO2-Bindung in landwirtschaftlichen Kulturen hat der
Sektor Land- und Forstwirtschaft in Deutschland eine positive, zumindest aber
ausgeglichene Klimabilanz. Hinzu kommen Einsparungen durch die Nutzung von
Bioenergie im Verkehrs-, Wärme- und Energiebereich.
§
Diskussionen über den Verzicht auf Fleischkonsum, die Hervorhebung des ökologischen Landbaus sowie verstärkte Extensivierungsbestrebungen sind untauglich und
lenken von der eigentlichen Thematik ab. Der Verzicht auf Rindfleischverzehr verkennt auch, dass damit rund fünf Millionen Hektar Grünland in Deutschland ungenutzt
blieben beziehungsweise die Zunahme des Verzehrs an Milch- und Käseprodukten
zu erwarten ist. Die Kuh ist Landschaftsschützer, kein Klimakiller.
§
Produktspezifische Kohlendioxid-Kennzeichnungen (carbon footprint) sind der falsche Ansatz zur Senkung der Emissionen in Landwirtschaft und Ernährung. Zudem
fehlen anerkannte, nachvollziehbare und objektive Daten und Bilanzen hierzu.
§
Da die Emissionen pro produzierter Einheit (Milch, Fleisch) mit zunehmender Einzeltierleistung abnehmen, kann eine sachgerechte Botschaft für den Verbraucher nur
lauten:
Gesunde ausgewogene Ernährung mit hochwertigen, regionalen und saisonalen Produkten aus einer nachhaltigen, das heißt hochproduktiven und effizienten landwirtschaftlichen Produktion.
Verbraucherpolitisches Forum
am 24.01.2008 in Berlin
Essen eine Klimasünde? Wie Ernährung und Klima zusammenhängen
Statement
Dr. Detlef Groß, Geschäftsführer, Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE)
Zur Kennzeichnung von Produkten
1.
Ausgangslage
In der Diskussion über Maßnahmen und Beiträge zum Schutz des Klimas und
zur Reduzierung von schädlichen Treibhausgasen steht unter anderem die
Kennzeichnung von Produkten mit dem jeweiligen „individuellen“ CO2-Aufwand (so genannter produktbezogener CO2-Fußabdruck beziehungsweise
„carbon footprint of products“).
Der Verbraucher soll mit diesem Instrument über die jeweilige CO2-Menge
eines Produkts, die in seiner gesamten Produktions- und Vermarktungskette
aufgewendet und verbraucht wurde, informiert werden. Unternehmensinitiativen in Großbritannien haben bereits eine CO2-Kennzeichnung für eine große
Anzahl von Produkten angekündigt, setzen diese derzeit allerdings nur sehr
partiell auf ausgesuchten, einzelnen Produkten um.
2.
Bewertung
Der HDE hält eine ambitionierte und sachgerechte Klimapolitik für bedeutend
und begrüßt grundsätzlich die Bestrebungen der Europäischen Union wie
auch der Bundesregierung zur Erreichung der Ziele in Bezug auf Energieeffizienz und Reduzierung der Treibhausgasemissionen.
Angesichts der vielfältigen Maßnahmen, die der deutsche Einzelhandel verstärkt ergreift, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, setzt sich der
HDE auch mit dem Instrument der CO2-Kennzeichnung auf Produkten auseinander. Die Bewertung hinsichtlich Zielsetzung und Umsetzbarkeit dieser
Option fällt aus den nachfolgenden Gründen allerdings insgesamt kritisch aus.
Die Angabe des CO2-Fußabdruckes auf Produkten besitzt nur sehr begrenzt
verlässliche Aussagekraft für einzelne Erzeugnisse und birgt darüber hinaus
zahlreiche tatsächliche Probleme in der Umsetzung dieser Kennzeichnung.
Elementar für eine sinnvolle Verbraucherinformation sind verlässliche und
zutreffende Angaben, die weder zur Verwirrung beim Kunden führen noch
Fehlvorstellungen beim Verbraucher auslösen dürfen.
Hierzu ist insbesondere auf folgende Probleme und Fragestellungen hinzuweisen:
2
Ø
Umfang und Grenzen des zu berücksichtigenden CO2-Aufwands:
Um für ein konkretes Produkt eine umfassende und aussagekräftige Bilanz –
die Grundlage der Kennzeichnung ist – zu erstellen, müsste man eine
vollständige Lebenszyklusbetrachtung vornehmen. Das würde bedeuten, von
der Herstellung der Rohstoffe über den Aufwand für die Produktion und den
Transport bis hin zur Lagerung eine umfassende Analyse zu erstellen.
Am Beispiel einer tiefgefrorenen Pizza mit Thunfisch und Paprika als Belag
müsste also vom Anbau der Paprika und dem Fang des Thunfischs über
deren Verarbeitung und Transport zur Pizzafabrik bereits eine sehr komplexe
Erhebung erfolgen. Hinzu kommt der Aufwand für die Herstellung der Pizza
sowie deren Transport und Lagerung bis hin zum Einzelhandel.
Der Lebenszyklus reicht aber weiter und erfasst ebenso den vorhersehbaren
Aufwand für die Entsorgung der Verpackung beziehungsweise gegebenenfalls
auch des Produkts. Dabei sind im Einzelfall bestimmte Stufen im Lebensweg
eines Produktes kaum im Voraus typisierend zu berechnen: Natürlich macht
es einen Unterschied, ob die Pizza regional vermarktet wird oder national
beziehungsweise international in den Vertrieb gehen soll. Und wie soll von
Seiten des Handels beziehungsweise des Herstellers abgeschätzt werden,
welcher Fußabdruck beim Transport, der Lagerung und der Zubereitung durch
den Verbraucher gesetzt wird? Zudem muss man sich vor Augen führen, dass
etwa die genannte Pizza aus einer großen Vielzahl unterschiedlichster
weiterer – teilweise ebenfalls bereits verarbeiteter – Zutaten besteht.
Dieses exemplarische Beispiel ließe sich – auch jenseits der Lebensmittelwirtschaft – durch zahlreiche andere Produkte ersetzen. Gerade komplexe
Produkte wie etwa Computer, Waschmaschinen oder Fernseher, aber auch
Spielzeuge oder Kosmetika sind insofern nicht einfach zu bilanzieren.
Zusätzlich zur Einbeziehung aller Inhaltsstoffe bezogen auf das Klimaschädigungspotential sind ebenso Veränderungen bei der Produktgestaltung
sowie etwa den Abläufen in der Distribution der Erzeugnisse für eine vollständige Bilanz beziehungsweise korrekte Aussage zu berücksichtigen. Konkret
bedeutet dies, dass neben Optimierungen der Rezeptur bei Lebensmitteln
beziehungsweise der Zusammensetzung beziehungsweise Konstruktion von
Produkten sich auch Änderungen der Packungsgröße, eine veränderte Verpackungsgestaltung sowie neue Abläufe im Bereich der Logistik erheblich auf
das Ergebnis der Bilanz auswirken können.
Darüber hinaus würde eine Fokussierung allein auf die CO2-Bilanz zu einer
einseitigen und nicht sinnvollen Ausrichtung der Ökobilanz führen.
Ø
Wie soll eine Analyse und Kennzeichnung praktikabel und zugleich
zuverlässig umgesetzt werden?
Zwar gibt es inzwischen Bestrebungen, eine einheitliche Methodik bei der Berechnung der zu berücksichtigenden energierelevanten Prozesse von der
Erzeugung bis zur Entsorgung zu entwickeln. Allerdings sind hier produktabhängig sehr vielfältige, kaum überschaubare Faktoren einzubeziehen. Daher
2
3
ist – wenn überhaupt – lediglich eine sehr oberflächliche, generalisierende
Standardisierung denkbar. Und dabei gilt: Je gröber die Methodengrundlage
ausgestaltet ist, umso größer ist in der Konsequenz das Irreführungspotential
beim Verbraucher.
Ø
Mangelnde Vergleichbarkeit bei vereinfachter Kennzeichnung
Berücksichtigt man bei der Kennzeichnung angesichts des hohen Aufwands
einer umfassenden Lebenszyklusanalyse alternativ lediglich vereinfachte
Modelle – wie etwa als in der Diskussion befindliche Alternative die ausschließliche Berücksichtigung des Transportwegs – ergeben sich andere
Probleme.
So gibt etwa eine vereinfachte Kennzeichnung mit der Aussage, dass ein Produkt auf dem Flugweg transportiert wurde, dem Verbraucher keine konkrete
Aussage zum Emissionsaufwand gegenüber anders transportierten
Erzeugnissen.
Dies soll an einem zwischenzeitlich bereits bekannten Beispiel verdeutlicht
werden: Während man landläufig wohl davon ausgehen wird, dass auf dem
Landweg transportierte Produkte weniger CO2 verbrauchen als mit dem Flugzeug importierte Waren, können entgegen dieser Vermutung Blumen aus
Südafrika (trotz des CO2-intensiven Flugtransports) eine bessere konkrete
CO2-Bilanz aufweisen als holländische Gewächshausblumen.
Diese Ausgangslage verdeutlicht, dass einfache Lösungen zu keiner sinnvollen Verbraucherinformation führen, während – sofern sie überhaupt umsetzbar
sind – komplexe Systeme mit einem sehr erheblichen Aufwand verbunden
sind.
Ø
Kein Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen
Bei einer zugleich umfassenden und korrekten wie auch nachvollziehbaren
beziehungsweise verständlichen Kennzeichnung der CO2-Emissionen auf
einem Produkt (bezogen auf seinen gesamten Lebenszyklus) besteht nach
Überzeugung des HDE bei der dargelegten Sachlage kein Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen dieser Kennzeichnung.
Die Ermittlung des Energieaufwandes eines Produkts und die Nutzung möglicher Energieeinsparpotentiale entlang der Produktionskette, des Transports
bis zum Recycling ist zwar grundsätzlich ein richtiger Ansatz. Jeder Produktverantwortliche sollte innerhalb der Produktionskette auf seiner Stufe mögliche
und sinnvolle Energieeinsparungen aufdecken und umsetzen. Wirksame und
effektive Klimaschutzmaßnahmen setzen allerdings zunächst da an, wo die
höchste Energieeinsparung am kosteneffektivsten zu erreichen ist.
Alleine die große Zahl der im Handel vertriebenen Produkte – in einem Supermarkt werden zum Beispiel häufig mehr als 15.000 Artikel geführt – bedeutet
einen immensen Aufwand für die komplette Analyse des Sortiments. Wie
bereits dargelegt, können verhältnismäßig kleine Veränderungen innerhalb
der Distribution und der Produktgestaltung bei jedem einzelnen Produkt die
einmal aufwendig ermittelte Bilanz verfälschen. Eine entsprechend dynamisch
3
4
ausgestaltete, der ständigen Aktualisierung unterliegende Berechnung aller
energie- beziehungsweise klimarelevanten Prozesse würde zu einem in keiner
Hinsicht darstellbaren beziehungsweise vernünftigen Aufwand führen.
Die flächendeckende Umsetzung einer umfassenden CO2-Kennzeichnung erscheint bei dieser Ausgangslage folglich unverhältnismäßig und unpraktikabel.
Ø
Fehlende Bezugsgrundlage für den Verbraucher
Eine weitere Frage soll offen angesprochen werden: Welchen Nutzen bringt
der errechnete beziehungsweise deklarierte CO2-Wert auf dem Produkt
eigentlich dem Verbraucher? Damit die CO2-Kennzeichnung zu einem klimabewussten Einkaufen beitragen kann, müsste dem Verbraucher zunächst eine
für ihn nachvollziehbare und verständliche Vergleichsgrundlage vorliegen.
Nur der über seinen persönlichen CO2-Bedarf informierte Konsument kann
den entsprechenden Anteil eines Produktes für sich zuordnen und seinen
Konsum auf dieser Grundlage bewusst gestalten – vorausgesetzt, er ist willens und in der Lage, die Kennzeichnung richtig zu interpretieren. Gerade in
dieser Zielrichtung ist aber nochmals an die bereits oben dargelegte Problematik zu erinnern, hier verlässliche Angaben für das konkrete Produkt zu
erhalten.
Ø
Berücksichtigung des individuellen Verbraucherverhaltens
Für die Klimabelastung mitverantwortlich ist – wie bereits dargelegt – nicht zuletzt auch das Verbraucherverhalten hinsichtlich des individuellen Transports,
der Lagerung im Haushalt beziehungsweise des Gebrauchs oder der Zubereitung der Produkte. Konkret bedeutet dies, dass zusätzlich zu der auf dem
Produkt ausgewiesenen Menge an CO2 der Verbraucher eigentlich den
zusätzlichen eigenen CO2-Aufwand im Zusammenhang mit dem Gebrauch
des Produktes berücksichtigen müsste.
Dies führt gerade bei bestimmten Produkten – wie etwa tiefgefrorenen
Lebensmitteln – zu der Frage, ob das aufwendige Instrument der CO2-Kennzeichnung auf der Wirtschaftsseite verhältnismäßig ist, wenn der Aufwand im
Haushalt für Lagerung beziehungsweise Zubereitung im Verhältnis zum Energie- beziehungsweise CO2-Bedarf bei der Herstellung mindestens ebenso
relevant wird. Entsprechendes gilt natürlich auch für die Energieaufwendungen zum Beispiel bei elektrischen Verbrauchsgeräten – wobei dann auch noch
zu berücksichtigen wäre, dass unterschiedliche Energieträger zu differenzierten CO2-Verbräuchen führen.
3.
Alternative Instrumente und Beiträge des Handels zum Klimaschutz
Bei der Diskussion zur CO2-Kennzeichnung gilt es weiterhin zu berücksichtigen, dass derzeit auf europäischer Ebene die so genannte Ökodesign-Richtlinie erarbeitet wird. Diese hat das Ziel – auf der Grundlage von LebenszyklusStudien – die Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit energiebetriebener
Produktgruppen zu verbessern. Des Weiteren existiert bereits eine detaillierte
Energieverbrauchskennzeichnung auf vielen Elektrogeräten, die wichtige
4
5
Angaben zum Energiebedarf des Produkts enthält und ebenfalls auf europäischer Ebene zeitnah überarbeitet und ausgeweitet werden soll.
Gerade im Lebensmitteleinzelhandel kommt hinzu, dass eine breite Sortimentsauswahl für den interessierten Verbraucher bereits Informationen zur
Herkunft (in Verbindung mit der saisonalen Verfügbarkeit vieler Produkte) und
damit eine Grundlage für eine bewusste Kaufentscheidung des Verbrauchers
bietet. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass der Verbraucher eine große
Sortimentsauswahl ganzjährig wünscht. Der bisher stetig steigenden
Nachfrage von Bioprodukten entspricht der Einzelhandel durch ein kontinuierlich wachsendes Bio-Segment.
Die hier vorgenommene kritische Bewertung des CO2-Fußabdrucks auf Produktebene soll jedoch nicht so verstanden werden, dass damit seitens des
HDE das Engagement in der Zielrichtung von Energieeinsparungen entlang
der Produktions- und Lieferkette in Frage gestellt wird. Die damit angesprochenen sinnvollen Maßnahmen auf den einzelnen Stufen im Herstellungs- und
Verarbeitungsprozess sowie bei der Lagerung und dem Transport werden
schon aus anderen Gründen, insbesondere der Kostenreduzierung bei steigenden Energiepreisen, in Angriff genommen.
Der Einzelhandel in Deutschland ist darüber hinaus in vielfältigster Weise
aktiv, um den Energieverbrauch der einzelnen Standorte und der Logistik zu
vermindern, ohne dabei die Warenvielfalt und den Kundenservice einzuschränken. Außerdem informieren die Unternehmen im Einzelhandel seit langem die Verbraucher in unterschiedliche Weise auch zum Themenfeld Energieverbrauch und -einsparung (unter anderem über Beratung im Geschäft,
Informationsmaterialien, Internet, Telefonhotlines).
Neben der Einhaltung von anspruchsvollen Umweltvorgaben in den Bereichen
Abfall und Recycling, Gebäudemanagement und Produktverantwortung zielen
darüber hinaus zahlreiche freiwillige Maßnahmen auf die Steigerung der
Energieeffizienz und nachhaltiges Handeln ab. Die deutschen Handelsunternehmen investieren beispielsweise zunehmend in die Nutzung von erneuerbaren Energien, energieeffiziente Technologien bei der Kühlung und in die
Anwendung von weniger treibhausgasschädlichen Kühlmitteln.
Durch die Erforschung und Nutzung der individuell unterschiedlich vorliegenden Energieeffizienzpotentiale leisten immer mehr Handelsunternehmen damit
ihren verantwortungsbewussten Beitrag zum Klimaschutz und der Reduzierung von CO2- Emissionen.
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